Wünsche, Ernst Levin - Die Menschwerdung des Sohnes Gottes - II. Seine Herrschaft.

Wünsche, Ernst Levin - Die Menschwerdung des Sohnes Gottes - II. Seine Herrschaft.

Die Gnade des Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns Allen. Amen.

Auf dass Seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Stuhl Davids und Seinem Königreich; dass Er es zurichte und stärke mit Gericht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des Herrn Zebaoth.
Jes. 9, 7.

Gestern ist uns die große Gnade wiederfahren, durch den heiligen Geist erinnert zu werden an die unaussprechliche Gabe Gottes in Seinem Sohne. Uns gibt Gott Seinen Sohn. Uns wird Er als ein Kind geboren. Die Krippe im Stalle zu Bethlehem ruft jedem Herzen zu: Für Dich! Für Dich! Und so lange ein Herz nicht freudig darauf antworten kann: Ja, für mich! Für mich! Du bist mir geboren, mir gegeben zum Heiland, der mich wunderbar, aber selig und herrlich führt, dessen Rat mich schützt gegen Fleisch und Welt, dessen Kraft mächtig ist in meiner Schwachheit, der sich meiner immer herzlich annimmt, wie sich ein Vater über sein Kind erbarmt, der mir immer Seinen Frieden ins Gewissen spricht - so lange kann es sich wohl über die Weihnachtslichter freuen und bei ihrem Glanz Etwas vergessen von den Leiden und Sorgen dieses Lebens, aber sobald diese Lichter verlöschen, ist es auch wieder dunkel, finster in und um ein solches Herz, steht es wieder da in seiner Trostlosigkeit und Hoffnungslosigkeit, ohne Friede, ohne Freude. Feder irdische Genuss erinnert es nur an die Vergänglichkeit alles Irdischen und lässt es die ganze Bitterkeit seines Daseins inne werden. Es kann gar nicht oft genug gesagt werden: Wer den Sohn nicht hat, der hat auch den Vater nicht. Wer Jesum Christum leugnet, der leugnet Gott. Wer nicht bleibt in der Lehre Christi, der hat keinen Gott. Darum lasst uns noch einmal zur Krippe gehen und das Kindlein ansehen in Seiner ganzen Gottesherrlichkeit und mit offenen Ohren und Herzen vernehmen, was uns der Geist Gottes noch mehr zu sagen hat von diesem Kindlein.

Der Prophet hat in dem Vers, der unserm Text vorangeht, gezeigt, dass die Geburt eines Kindes die Bürgschaft ist für die Zeit der Freiheit, des Friedens und der Freude. Er hat bewiesen, dass diese Bürgschaft nicht trügen kann, denn dieses Menschenkind ist der verheißene Gottessohn, der die Weltherrschaft auf Seiner Schulter trägt, dessen Namen Tat und Wahrheit sind, Namen, wie sie noch kein Mensch getragen hat, noch je tragen wird: Wunderbar, Rat, starker Gott, Ewig-Vater, Friede-Fürst. Nun geht er über zur Beschreibung des Gnadenreichs, zu dessen Gründung, Befestigung und Ausbreitung, dieser Sohn geboren und also ausgerüstet ist. Wir betrachten:

1. Seine Herrschaft,
2. die Zurichtung derselben.

1. Seine Herrschaft.

Jes. 9, 7. Auf dass Seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Stuhle Davids und Seinem Königreich.

Seiner Herrschaft Mehrung und des Friedens ist kein Ende auf dem Stuhl Davids und in Seinem Königreich. Durch zweierlei wird Seine Herrschaft bezeichnet: Die Vergrößerung Seiner Herrschaft hat kein Ende auf dem Stuhl Davids, und: Der Friede hat kein Ende unter Seinem Königreich. David ist Vorbild des Messias in seiner Erwählung, Salbung, Verwaltung und Ausbreitung seines Königreichs. Er wird von der Schafhürde genommen, der Kleinste unter seinen Brüdern. Er wird gesalbt von Samuel mit dem Öl als Bild des Heiligen Geistes. Er besiegt die Feinde des auserwählten Volkes und vollendet die Eroberung des gelobten Landes. Er macht die Burg Zion zur Residenz und zum Mittelpunkt des bürgerlichen und religiösen Lebens. Er bringt die Lade des Bundes an diesen Ort der Ruhe. Er ist aber nicht nur Vorbild, sondern auch Vater des Messias. Ihm verkündet der Herr durch den Propheten Nathan: Wenn nun deine Zeit hin ist, dass du mit deinen Vätern schlafen liegst, will Ich deinen Samen nach dir erwecken, der von deinem Leibe kommen soll, dem will Ich sein Reich bestätigen. Der soll Meinem Namen ein Haus bauen und Ich will den Stuhl seines Königreichs bestätigen ewig. Dein Haus und dein Königreich soll beständig sein ewig vor dir und dein Stuhl soll ewig bestehen. Und die Erfüllung dieser Verheißung verkündigt der Engel der Maria: Du wirst einen Sohn gebären, der wird groß und ein Sohn des Höchsten genannt werden und Gott der Herr wird Ihm den Stuhl Seines Vaters David geben und Er wird ein König sein über das Haus Jakobs ewig und Seines Königreichs wird kein Ende sein. Was Jesaias im Text sagt, stimmt also ganz damit: Die Vergrößerung Seiner Herrschaft hat kein Ende auf dem Stuhl Davids. Er schießt auf wie eine Wurzel aus dürrem Erdreich. Er wird gesalbt mit dem Geist des Herrn, mit dem Geist der Weisheit und des Verstandes, mit dem Geist des Rates und der Stärke, mit dem Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn. Er gründet Seine Herrschaft auf Golgatha am Kreuz durch die Macht Seiner Liebe und Gnade in den Herzen der Menschen und von da an und auf diese Weise vermehrt sie sich über alle Völker und Länder. Es ist ja die Herrschaft, die auf Seinen Schultern liegt, der der starke Gott und Ewig-Vater ist. Er wird herrschen von einem Meer bis ans Andere und von dem Wasser an bis an der Welt Ende. Vor Ihm werden sich neigen die in der Wüste und Seine Feinde werden Staub lecken. Die Könige am Meer und in den Inseln werden Geschenke bringen. Alle Könige werden Ihn anbeten und alle Heiden werden Ihm dienen. Sein Same soll ewig sein und Sein Stuhl wie die Sonne. Wie der Mond soll Er ewig erhalten sein und gleich wie der Zeuge in den Wolken gewiss sein. Und wie die Mehrung Seiner Herrschaft kein Ende hat, so auch der Friede in seinem Königreich. Bei Weltreichen ist Vermehrung und Friede nimmer verbunden. Je mehr Ausdehnung, desto mehr Krieg. In dem Reich des uns geborenen Kindes, des uns gegebenen Sohnes ist Beides miteinander verbunden.

Er ist der Friede-Fürst. Wohl sagt Er Selbst: Ich bringe nicht Frieden, sondern das Schwert. Ich zünde ein Feuer an. Aber es ist dies nicht ein Schwert zum Blutvergießen, ein Feuer, welches Schutt und Aschenhaufen zurücklässt. Sondern es ist das Schwert des Geistes, welches scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. Es ist das Feuer der Selbsterkenntnis, welches die göttliche Traurigkeit anrichtet, die Reue, die Niemand gereuet. Es ist der Kampf des Unfriedens, der uns beherrscht, den wir lieb gewonnen haben, den wir nicht fahren lassen wollen, mit dem Frieden, den uns der Friede-Fürst bringt, der Alles ausstößt, was ihm zuwider ist. Darum hängt in Seinem Reich Vermehrung und Friede unzertrennlich zusammen. Sein Reich ist ein ewiges Friedensreich. Seine Herolde sind lieblich, denn sie bringen den Frieden. Seine Waffen sind nicht fleischlich, sondern geistlich, also mächtig vor Gott. Wie auf David, dem Mann des Krieges, Salomo der Mann des Friedens folgt, so ist das Kind, der Sohn, ein David und ein Salomo, ein siegreicher Held und ein Friede-Fürst zugleich. Friede auf Erden! singen die Engel. Meinen Frieden gebe Ich euch! sagt der Menschensohn. Friede sei mit euch! grüßt der Auferstandene die Seinen. Es ist wahr, was der Geist sagt: Zu Seinen Zeiten wird blühen großer Friede! Die Berge werden den Frieden bringen. Die Wölfe werden bei den Lämmern wohnen und die Pardel bei den Böcken liegen. Ein kleiner Knabe wird Kälber und junge Löwen und Mastvieh miteinander treiben. Kühe und Bären werden an der Weide gehen, dass Ihre Jungen beieinander liegen. Und Löwen werden Stroh essen, wie die Ochsen. Ein Säugling wird seine Lust haben am Loch der Otter und ein Entwöhnter wird seine Hand stecken in die Höhle des Basilisken. Man wird nirgend verderben auf Meinem heiligen Berg, denn das Land ist voll Erkenntnis des Herrn, wie mit Wasser des Meers bedeckt.

2. Die Zurichtung dieser großen, ewigen Friedensherrschaft.

Jes. 9, 7. Dass Er es zurichte und stärke mit Gericht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des Herrn Zebaoth.

Wieder ein Zwiefaches. Die Zurichtung selbst und die Gewissheit derselben. Er wird Seine große, ewige Friedensherrschaft zurichten, wohl und ewig einrichten, gründen, befestigen und stärken, stützen, unüberwindlich machen mit Gericht und Gerechtigkeit. Um Seine Herrschaft zurichten zu können, muss Er nach außen hin alle Feinde besiegen, nach Innen hin einen festen Grund legen. Mit Gericht: Das bezieht sich auf die Feinde Seiner Herrschaft. Der Hauptfeind ist Satan und seine Heerscharen, der Schlangensame, der dem Weibessamen bis aufs Blut widersteht. Über diesen lässt Er Sein Gericht ergehen schon in der Ewigkeit, da Er ihn bindet mit Ketten der Finsternis auf den Tag des letzten Gerichts, da Er ihn in seinem Werkzeug zur Erde bannt, da Er die durch ihn verderbte erste Menschenwelt durch die Sündflut vernichtet, da Er Sodom und Gomorrha, Adama und Zeboim untergehen lässt, da Er die Rotte Korah von der Erde verschlingen lässt. Das Alles sind aber nur Vorspiele des Einen großen Hauptgerichts, da Er Selbst hier auf die Erde kommt, wo Satan seinen Hauptsitz hat. Er richtet ihn in der Wüste. Er richtet ihn in Gethsemane. Er richtet ihn auf Golgatha am Kreuz. Wohl freut sich schon Satan seines Sieges, aber alsbald muss er es mit Schauder inne werden, dass ihm nun seine Macht auf immer genommen ist, dass er im Unrecht ist, dass er gerichtet ist und in ihm seine Heerscharen, der ganze Schlangensame, alle Feinde des großen, ewigen Friedensreiches. Er hat noch sein Wesen in den Kindern des Unglaubens, er geht noch umher wie ein brüllender Löwe und sucht, welchen er verschlinge, aber Ein Wörtlein kann ihn fällen. Er scheint noch dem Friedensreiche schaden zu können, seine Mehrung verhindern zu können, aber er ist gerichtet; das Alles dient nur zur größeren Verherrlichung Immanuels. Die Zeit kommt immer näher, da dieses Gericht offenbar werden wird. Mit diesem Gericht geht Hand in Hand die Zurichtung mit Gerechtigkeit. Mit Gerechtigkeit: Das bezieht sich auf die Untertanen des Friedensreiches. Mit Eintritt der Sünde verschwindet die Gerechtigkeit der Menschen vor Gott. Da ist Keiner mehr, der Gutes tut, auch nicht Einer. Alle ohne Unterschied sind Sünder. Aus sich selbst und durch sich selbst können sie nicht gerecht werden. Da kommt Er, das Kind, der Sohn, angetan mit Gerechtigkeit und Heiligkeit, lässt sich für uns zur Sünde machen, so dass wir nun in Ihm die Gerechtigkeit werden, die vor Gott gilt. Durch Ihn lernen wir die Sünde hassen, strafen, also dass uns Gott in dem Sohn als gerecht erklärt. Er ist der Herr, unsre Gerechtigkeit. Er festigt sein Reich mit Gerechtigkeit, rüstet Seine Untertanen aus mit Sündenhass und Gottesliebe. Unter Ihm ist Jedermann als Einer, der vor dem Winde bewahrt ist, und wie Einer, der vor dem Platzregen verborgen ist, wie die Wasserbäche am dürren Ort, wie der Schatten eines großen Felsen im trocknen Lande. Das Zepter Seines Reiches ist ein grades Zepter. Heiligkeit ist die Zierde Seines Hauses. Diese Zurichtung mit Gericht und Gerechtigkeit geht fort bis in Ewigkeit. Sie ändert sich nicht, wie in Weltreichen. Sie ist nicht mangelhaft, sondern vollkommen. Je länger dieses Reich zugerichtet wird, desto anhänglicher werden Seine Untertanen an Ihn. Denn diese Zurichtung ist gewiss. Solches wird tun der Eifer des Herrn Zebaoth: Der Liebeseifer, der stark ist wie der Tod und fest wie die Hölle und feurig wie eine Flamme, den auch viele Wasser nicht mögen auslöschen, noch die Ströme ersäufen. Der Liebeseifer, der Alles retten will, was zu retten ist. Der Liebeseifer, der selbst hilft mit Seinem Arm, weil Niemand da ist, der helfen und vertreten kann. Dieser Liebeseifer des Herrn Zebaoth hat es getan, tut es fortwährend, und wird es einst sichtbar an den Tag bringen. Seine Ehre, Seine Heiligkeit, Seine Treue und Wahrheit erfordert es.

Seine Herrschaft ist eine ewig sich erweiternde Friedensherrschaft. Die Zurichtung derselben geschieht mit ewigem Gericht und ewiger Gerechtigkeit. Dass dies Alles fortwährend geschieht und bis zur Vollendung geführt wird, dafür bürgt uns der Liebeseifer des Herrn Zebaoth. Dieser zwingt Ihn, den Himmel zu zerreißen, als das Kind geboren zu werden, welches der ewige Sohn des ewigen Vaters ist, daher Wunderbar, Rat, starker Gott, Ewig-Vater, Friede-Fürst. Derselbe Liebeseifer, den Er mit Seinem Blute besiegelt hat, zwingt Ihn, Seine Friedensherrschaft mit Gericht und Gerechtigkeit zuzurichten, zu gründen, zu festigen und zu stärken von nun an bis in Ewigkeit. So blicken wir also von der Krippe in Bethlehem zurück über das Paradies hinweg in die Ewigkeit hinein und vorwärts über das Kreuz hinweg in die Ewigkeit hinein. Aus der Ewigkeit in die Ewigkeit. Von Ewigkeit zu Ewigkeit. Wie verschwindet doch vor diesem Blick unsere arme Zeit mit ihren Leiden, Sorgen, Tränen, Schmerzen, mit ihrer Augenlust, Fleischeslust, Hoffart. Heute ist der letzte Sonntag in diesem Jahre. Wie schnell ist dasselbe dahingeflogen mit seinen Bitterkeiten und Süßigkeiten. Was haben wir von Allen dem behalten? Haben wir stets daran gedacht, dass wir hier keine bleibende Stätte haben? Haben wir die Zukünftige gesucht? Heute sind wir daran erinnert worden, dass es mitten im Wechsel der Jahre ein ewiges Friedensreich gibt, dessen Bürger wir werden sollen und können, weil uns das Kind geboren, der Sohn gegeben ist, auf dessen Schultern die Weltherrschaft ruht. Mit diesem wunderbaren Rat, mit diesem starken Gott, mit diesem Ewig-Vater, mit diesem Friede-Fürsten im Herzen und an der Hand kann uns der Jahreswechselnichtschrecken, sondern ist uns eine Bürgschaft mehr dafür, dass wir ein ewiges Friedensreich haben, welches alle Reiche dieser Welt überdauert, in welchem Er regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Gebet. Richte zu und befestige auch in unsern Herzen Deine ewige Friedensherrschaft. Kleide uns ein in Deine Gerechtigkeit, dass Satan, Fleisch und Welt uns nicht mehr betören. Gründe uns in Deiner Liebe. Stärke uns durch Deine Gnade. Mache uns zu Bürgern Deines unbeweglichen Reiches, dass wir feststehen in allem Zeiten-Wechsel und unser Leben führen im Lichte der Ewigkeit. Amen.

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autoren/w/wuensche/menschwerdung/wuensche_menschwerdung_2.txt · Zuletzt geändert: von aj
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