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Frommel, Max - Am Ostermontage.

Frommel, Max - Am Ostermontage.

„Der Herr ist auferstanden, Er ist wahrhaftig auferstanden“ das war der Gruß, mit welchem sich die Jünger am Abend des ersten Osterfestes grüßten, als die Emmausjünger ihre Begegnung mit dem Auferstandenen erzählten; das ist der Gruß, mit welchem viele Jahrhunderte die Christen sich grüßten, wenn sie einander am Osterfest begegneten; das ist der Gruß und Gegengruß, mit welchem auch heute unser Gottesdienst am Altare angehoben. hat. Das läuten die Osterglocken, das singen unsere Osterlieder, das zeugen alle Osterpredigten von der Predigt des Engels am offenen Grabe: „Er ist nicht hier, Er ist auferstanden, wie er gesagt“, bis auf den heutigen Tag. Der Herr ist wahrhaftig auferstanden das ist die Summa aller Osterfreude, und es bleibt ein erhebender Gedanke, dass während wir hier feiern, in allen Landen und allen Völkern, soweit das Zeichen des Kreuzes gesiegt hat, alle Christenherzen mit uns von dem Einen Gedanken bewegt und zu dem Einen Lobgesang ermuntert werden: Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden!

Wie jedes Kirchenfest, so feiert Ostern einen Artikel unseres heiligen christlichen Glaubens. Je tiefer wir aber den Artikel des Glaubens erfassen, desto tiefer wird unsere Festfeier sein. Es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde. Sollen wir fröhlich Ostern feiern, so muss unser Herz fest werden im Glauben an die Auferstehung Christi und an unsere Auferstehung. Dazu lasst mich euch zurufen die Worte, die geschrieben stehen:

1. Korinther 15, 12-20. So aber Christus gepredigt wird, dass er sei von den Toten auferstanden, wie sagen denn Etliche unter euch: Die Auferstehung der Toten sei nichts? Ist aber die Auferstehung der Toten nichts, so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. Wir würden aber auch erfunden falsche Zeugen Gottes, dass wir wider Gott gezeugt hätten, er hätte Christum auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, sintemal die Toten nicht auferstehen. Denn so die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden. Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube eitel, so seid ihr noch in euren Sünden. So sind auch die, so in Christo entschlafen sind, verloren. Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christum, so sind wir die Elendesten unter allen Menschen; nun aber ist Christus auferstanden und der Erstling geworden unter denen, die da schlafen.

Wir betrachten aus unserem Text das Osterevangelium:

Der Herr ist wahrhaftig auferstanden.

Ohne Auferstehung ist und bleibt es Nacht, durch die Auferstehung ist es lichter Tag, Sonnentag geworden,

Des sollen wir alle froh sein,
Christus will unser Trost sein.

O, Herr Jesu, Du auferstandener Siegesfürst, tritt Du selbst in unsere Mitte, wie Du verheißen hast Deiner Jüngergemeinde, und grüßte uns mit Deinem Ostergruß: Friede sei mit euch. Öffne uns die Schrift und öffne uns die Augen, dass unsere Herzen brennend werden; brich uns das Brot in Deinem Emmaus, dass wir satt werden von Osterfreude und Osterfrieden in Dir. Amen.

I.

Ohne Auferstehung ist und bleibt Alles Nacht, dunkle schauerliche Nacht auf ewig.

„Ist aber die Auferstehung der Toten nichts, so ist auch Christus nicht auferstanden“ - so ist Christus im Grabe geblieben, vielleicht von seinen Jüngern gestohlen, wie vor 1800 Jahren die Hohenpriester für Geld diese Lüge in die Welt setzten, und wie schon Matthäus erzählt, dass Solches eine gemeine Rede geworden ist unter den Juden bis auf den heutigen Tag, also jedenfalls dann verwest, vermodert, verschollen. Steht es so, dass die sogenannten Naturforscher die obersten unfehlbaren Päpste sind, so dass, was sie sehen, vom Himmel herab geredet heißen muss; steht es so, dass nach den Naturgesetzen der Staub unmöglich zu einem Leibe erneuert werden kann; steht es so, dass auch der allmächtige Gott in die von ihm selbst gesetzten Naturgesetze nicht eingreifen und kein Wunder tun darf, sondern es muss Alles ablaufen wie an einer aufgezogenen Uhr - wohlan, dann ist auch Christus nicht auferstanden, dann können wir den Spruch nur umdrehen und sagen: Ich weiß, dass mein Erlöser tot ist. Dann wäre auf Golgatha aber die Uhr abgelaufen und die Mitternachtsstunde hätte ausgeschlagen und unsere Sonne wäre untergegangen und es blieben uns nur die Magdalenentränen: Sie haben meinen Herrn weggetragen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.

„Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist eure Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich.“ Paulus weiß wahrlich, was auf dem Spiele steht. Was soll seine ganze Predigt des Evangeliums, wenn er nur zu predigen hätte von einem frommen Propheten von Nazareth, der einst einige moralische Predigten gehalten und dann gestorben und begraben sei? Da wäre ja Moses größer, den der Herr selbst begrub; da wäre Elias größer, der gen Himmel fuhr. Paulus geht weiter; er drängt in kühner, herausfordernder Schlussfolge seine Korinther, welche durch sein Wort von dem gekreuzigten und auferstandenen Christus aus der Nacht des Heidentums zum Sonnenschein der Gnade, aus dem Tode zum Leben gekommen waren, er drängt sie vor die unerbittliche Folgerung: sie müssten ihn, den Zeugen der Wahrheit, für einen Lügner halten, für einen falschen Zeugen, der gegen Gott gezeugt hätte, als habe Gott Christum auferweckt, den er doch nicht auferweckt hätte, da die Toten nicht auferstehen könnten! Ja, gewiss ist dann alle Predigt des Evangeliums, vor Allem jede Osterpredigt eitel, leer, vergeblich, und ich täte besser, dies Buch hier zuzumachen, das solche Fabeln lehrte und nur für ein Schauspielhaus passte, in welchem fromme Poesien gegeben werden, und ihr tätet besser, nach Hause zu gehen, statt euch lächerlich zu machen, wenn ihr in einen Ostergottesdienst geht, falls Christus nicht auferstanden ist. Ist Christus nicht auferstanden, so ist das ganze Christentum Ein großer Betrug, von Lügnern erfunden und von Pfaffen gepflegt, und die Kirche ist ein Tollhaus, in welchem die Leute sich etwas einbilden, was doch nicht wahr ist, und die Ungläubigen sind die Irrenärzte, die uns heilen wollen von unserm Sparren oder fixen Ideen.

Ist Christus nicht auferstanden, so gibt es keinen Sonntag, keine Predigt des Evangeliums, keine Taufe, kein Abendmahl, keine christlichen Gottesdienste, kein Halleluja. Denn so folgert Paulus unerbittlich weiter: Ist Christus nicht auferstanden, so ist euer Glaube eitel, so seid ihr noch in euren Sünden. Dann gibt's kein Lamm Gottes, das der Welt Sünde getragen, so müssen wir verzagen, der Bürge ist weg und die Schuld ist da; mit dem Mittler und Hohenpriester ist's aus, so wartet unser die Strafe und die Verdammnis. Nacht ist's im Gewissen, dunkler als im Alten Testament, wo doch die Sterne der Verheißung leuchteten. und die Gläubigen auf den Trost Israels warteten; Nacht ist's im tiefsten Herzen, dunkler als wenn wir nie etwas von Christo gehört hätten, weil uns nichts bliebe als mit Petrus, wachgerufen durch den Hahnenschrei, hinauszugehen und bitterlich zu weinen, weil es keine Vergebung der Sünde gibt. Nacht ist's dann im ganzen Christenleben, denn „hoffen wir allein in diesem Leben auf Christum, so sind wir die Elendesten unter allen Menschen.“ Was soll dann die Nachfolge Christi und das Kreuztragen und das Schmachtragen, wenn es kein ewiges Leben gibt, was soll ein Kampf ohne Sieg, ein Sieg ohne Krone? Nacht ist's dann an den Gräbern der Christen. Denn so folgert Paulus weiter: „Ist Christus nicht auferstanden, so sind auch die, so in Christo entschlafen sind, verloren.“ Schweigt mir dann von dem sentimentalen Wiedersehen im besseren Jenseits, schweigt, ihr Osterlieder, schweigt, ihr Inschriften auf den Gräbern, es gibt dann nur Eine Liturgie am Grabe, wie sie jene Heiden haben, wo die Klageweiber um das Grab sitzen und der eine Halbchor fragt: Wo ist er hingegangen? und der andere Halbchor antwortet: Wir wissen es nicht. Und wieder fragt der eine Chor: Wo ist er hingegangen? und wieder antwortet der andere: Wir wissen es nicht. Nacht ist's endlich auch für das eigene Sterbebett und beim Blick aufs eigene Grab. Da hilft kein Ruf des sterbenden Dichters: Mehr Licht, mehr Licht! Wem die Ostersonne Christus untergegangen ist, dem ist nichts als die schaurige Nacht des Todes geblieben. Aber sterben müssen ohne den Glauben an Christum den Gekreuzigten und Auferstandenen, sterben müssen ohne die Glaubensgewissheit der eigenen seligen Auferstehung das ist wahrlich nichts Anderes als hinsinken in die ewige Nacht. Wenn es kein Ostern gibt, so ist die Erde zum großen, weiten, Alles verschlingenden Grabe geworden, wo Alles welkt und Alles bleicht, wo Alles stirbt und Alles verwest, ein Grab, in welches der Mensch auch die geliebteste Leiche senkt, wenn der Wurm der Verwesung sie verzehrt. Ich übertreibe nicht, ich sage die Wahrheit, ich sage die Wirklichkeit, an welche so Wenige herantreten mögen, weil sie ihre Träume stört. Wer aber die Auferstehung leugnen will, der habe auch den Mut zu sagen: Ich bin kein Christ mehr; und wenn er dann den Mut hat, an die Wirklichkeit heranzutreten, so wird er, wenn er den Artikel leugnet: „Ich glaube eine Auferstehung,“ durch Pauli Schlussfolge gedrängt werden, mit jenem Philosophen Feuerbach als sein Credo zu bekennen: Ich glaube an Niemand als an den Tod.

Habe ich recht gesagt: Ohne Auferstehung ist und bleibt Alles Nacht? Aber aus dieser Nacht höre ich Stimmen und Seufzer wie die Stimmen im Alten Bunde: „Hüter, ist die Nacht schier hin?“ Ich höre jenes Lied, das die Krieger im Mittelalter anstimmten, wenn sie ins Schlachtgewühl sich stürzten:

Mitten wir im Leben sind
Von dem Tod umfangen;
Wen suchen wir, der Hilfe tu,
Dass wir Gnad erlangen?
Das bist du, Herr, alleine,
Uns reuet unsre Missetat,
Die dich, Herr, erzürnet hat.
Heiliger Herre Gott,
Heiliger starker Gott,
Heiliger barmherziger Heiland,
Du ewiger Gott,
Lass uns nicht versinken
In des bittern Todes Not.

II.

Aber auf das Gebet aus der Tiefe antwortet die Osterglocke aus der Höhe:

Christ ist erstanden von der Marter alle,
Des sollen wir alle froh sein,
Christus will unser Trost sein.

Brüder, es ist Sonntag worden, Halleluja. Denn unsere Sonne Jesus Christus hat gesiegt und ist hervorgebrochen aus dem Dunkel des Grabes und leuchtet uns nun in alle Ewigkeit. Nun stehen wir am offenen Grabe, nun hören wir die Engelbotschaft: „Ihr sucht Jesum Christum, den Gekreuzigten, er ist nicht hier, er ist auferstanden!“ Nun sehen wir, wie die Magdalenentränen trocknen, als die Stimme des himmlischen Gärtners zu seiner Blume erschallt: Maria! Nun sehen wir die Freude der Jünger zu Emmaus, als der Herr sich ihnen offenbart; nun hören wir den Jubel der Jünger, als der Herr in ihre Mitte tritt und sie grüßt: Friede sei mit euch. Vom offenen Grabe blicken wir rückwärts und sagen noch einmal mit dem frommen Sänger:

Was wär' ich ohne dich gewesen
Und ohne dich was würd ich sein?
Zu Furcht und Ängsten auserlesen
Ständ' ich in weiter Welt allein.

Nichts wüsst ich sicher, was ich liebte,
Die Zukunft wär' ein dunkler Schlund,
Und wenn mein Herz sich tief betrübte
Wem tat ich meinen Kummer kund?

und vom offenen Grabe blicken wir vorwärts, einwärts, aufwärts und fahren fort mit ihm zu sagen:

Du kommst ein Heiland, ein Befreier,
Ein Menschensohn voll Lieb und Macht
Und hast ein allbelebend Feuer
In unserm Innern angefacht.

Nun sehen wir den Himmel offen
Als unser rechtes Vaterland
Und können glauben, lieben, hoffen
Und fühlen uns mit Gott verwandt.

Denn so sagt Paulus: „Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten und der Erstling worden unter denen, die da schlafen,“ und frohlockend gehen wir nun mit ihm in seiner Schlussfolge zurück und sagen: Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, Halleluja. Jesus ist Sieger geblieben auch über den letzten Feind und hat Leben und unvergängliches Wesen als Osterbeute aus dem Kampfe mitgebracht. Darum hat er sagen dürfen: „Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, der wird nimmermehr sterben.“ Darum gilt sein Königswort: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben.“ Und im Echo grüßten sich die Jünger untereinander: „Der Herr ist auferstanden er ist wahrhaftig auferstanden;“ und seine Apostel sind Wahrheitszeugen, und hinaus in die Nacht der Welt tönt die Botschaft des Lichts, und die Kirche Christi ist eine Säule der Wahrheit, und jede Kanzel, auf welcher die Osterkunde schallt, wird zum goldenen Leuchter, der hell flammt von diesem Osterlicht, und ihre Gottesdienste sind lauter Osterfeiern und ihre Altäre lauter Stätten seiner verklärten Gegenwart.

Wo aber das Licht aufgenommen wird, da weicht die Nacht, da wird es helle in den Hütten der Kinder des Lichts. „Nun aber ist Christus auferstanden“, so ist unser Glaube nicht eitel, so sind wir nicht mehr in unsern Sünden. Denn die Auferstehung Jesu Christi ist das Siegel des Vaters auf das Werk des Sohnes. Ist Christus am Karfreitag das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt, so ist er an Ostern der Löwe Gottes, der überwunden hat. Ist er am Karfreitag für uns der Bürge geworden, der unsere Schuld bezahlt hat mit seinem Leiden und Sterben, so hat Gott das Lösegeld für vollgültig anerkannt, indem er ihn vom Tode auferweckt und als leiblich auferstandenes, verklärtes Haupt der Menschheit nach Leib und Seele zum Thron erhebt, so dass in der gottmenschlichen, geistleiblichen Person unsers auferstandenen Herrn der ewige Triumph und Sieg bereits endgültig vorhanden. ist vor Gott für uns. Ostern ist hierdurch die große Absolution, welche der Vater durch die Auferweckung des Sohnes ausspricht über die gefallene Sünderwelt. Darum ist nun unser Christenglaube nicht eitel; denn wir haben in Christo Vergebung der Sünde. Es ist Licht im Gewissen.

Wo aber Vergebung der Sünde ist, da ist hier schon im Glauben Leben und Seligkeit. Denn so folgern wir weiter mit Paulus: „Nun aber ist Christus auferstanden“ so sind wir nicht die elendesten, sondern die glückseligsten unter allen Menschen. Denn von Christi offenem Grabe fällt heller Sonnenschein aufs ganze Christenleben, es ist Tag, es ist Sonntag geworden inwendig, ein Tag des Dankens und Frohlockens, dass die Nacht vergangen, ein Tag neuen Lebens im Sonnenschein wahrer Liebe, geliebt von Gott und liebend die Brüder, ein Tag siegreicher Lichtkraft zum Kampf gegen das dunkle Reich der Sünde. Licht ist's geworden an den Gräbern der Christen, die das Kreuz als Siegeszeichen schmückt; denn nun ist Christus auferstanden“, so sind auch die, die in Christo entschlafen sind, nicht verloren, sondern ewig selig. Klagen die Heiden an ihren Gräbern: Wo ist er hingegangen? Wir wissen es nicht“ so singen Christen von ihren Seligen: Wo ist er hingegangen? Wir wissen es wohl: „Er ist gekommen zu dem Berge Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, zu dem himmlischen Jerusalem und zu der Menge vieler tausend Engel und zu der Gemeine der Erstgeborenen, die im Himmel angeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über Alle, und zu den Geistern der vollkommenen Gerechten und zu dem Mittler des Neuen Testaments, Jesu, und zu dem Blut der Besprengung, das da besser redet denn Abels.“ (Ebr. 12.) Licht ist es endlich auf dem eigenen Sterbebett. Ein Christ kann mit Paulus sagen: „Christus ist mein Leben und Sterben mein Gewinn,“ und kann mit dem Liede singen: „Der am Kreuz ist meine Liebe, komm, Tod, komm, mein bester Freund.“ Ja, im Glauben an den auferstandenen Sieger Christus kann er den grimmigen Riesen, der Tod heißt und der Alles anfällt, was Mensch heißt, kühn mit Paulus herausfordern und sagen: Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? Gott sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unsern Herrn Jesum Christum.“ Vom offenen Grabe Christi blickt er auf sein eigenes Grab, das liegt ihm so stille unter Palmen, denn es ist geweiht durch die Grabesruhe des Erlösers, es ist ihm zum Schlafkämmerlein worden, darin der müde Leib ruht, bis am jüngsten Tage der Herr ihn rufen wird. Über ein Kleines wird erschallen die Posaune des Erzengels, und die Felsen werden zerreißen und die Erde erbeben und die Gräber brechen und die Särge springen, und hervor werden gehen die Einen zur Auferstehung des Lebens, die Anderen zur Auferstehung des Gerichts. Über ein kleines, und der Christ weiß, dass auch dieser Leib soll verklärt und des ewigen Lebens teilhaftig werden dort, wo kein Leid, kein Geschrei, kein Schmerz und kein Tod mehr sein. wird, sondern Freude und liebliches Wesen zu seiner Rechten in Ewigkeit. Ich glaube eine Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben“ das ist das helle Licht, das vom offenen Grabe Christi hereinstrahlt in des Christen Leben, Leiden und Sterben.

III.

Der Herr ist wahrhaftig auferstanden; „des sollen wir alle froh sein, Christus will unser Trost sein.“ Ja, gewiss sollen wir's alle, aber sind wir denn auch alle froh? Ist kein Herz hier, in das die Osterfreude nicht eingezogen ist? Darum lasst mich zum Schluss fragen: Wie geschieht das? Meine Lieben, froh wird an Ostern nur, wer zuvor betrübt gewesen. Lern's an allen Jüngern: an Petrus, der bitterlich weint, an Magdalena, die vor Tränen den Herrn nicht erkennt, an Thomas, der im bangen Zweifel einhergeht, an den Emmausjüngern mit ihren Wehklagen sie alle geraten in Jubel, als sie den Auferstandenen erblicken, weil sie getrauert, als sie ihn verloren, weil sie ohne ihn nicht leben und nicht sterben konnten. Ach, meine Lieben, wer keinen Christus braucht, dem kann es gleichgültig sein, ob er auferstanden ist oder nicht; er kann darüber disputieren, er kann auch vielleicht den geschichtlichen Glauben haben, dass Christus auferstanden ist, und hilft ihm doch Alles nichts. Wer aber seine Sünde erkennt und seine Schuld fühlt; wer da weiß, dass er vor dem heiligen Gott nicht stehen kann ohne Bürgen und Mittler, ohne Hohenpriester und Opfer; wer geglaubt und erkannt, dass Christus gekommen ist, die Sünder selig zu machen, und zu ihm spricht:

Allein zu dir, Herr Jesu Christ,
Mein Hoffnung steht auf Erden,
Ich weiß, dass du mein Tröster bist,
Kein Trost mag mir sonst werden,

der allein trägt den Beweis des Glaubens lebenskräftig in seinem Busen, der frohlockt: Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, der weiß, dass wer an Christum glaubt, der ist zum Leben hindurchgedrungen, der hat ein Ostern in seinem Herzen erlebt, dass er mit Paulus sagen kann: Die Nacht ist vergangen, der Tag aber herbeigekommen; weiland wart ihr Finsternis, nun aber seid ihr ein Licht in dem Herrn; der weiß, dass solches Leben in seiner Seele nicht ausgehen kann von einem toten Christus, sondern nur von einem Christus, der da lebt und Leben gibt.

Was soll das Disputieren? Ist denn die Auferstehung Christi so ein Lehrsatz, den man mit zwingenden Gründen beweisen könnte, wie zwei mal zwei vier?! Haben denn die Apostel die Auferstehung bewiesen? Nimmermehr, sie haben sie gepredigt und bezeugt, als Augen- und Ohrenzeugen sie bezeugt als die gewisseste Tatsache, die sie zu verkündigen hatten, die man glauben oder leugnen, die man ergreifen oder verwerfen muss. So kann auch die Predigt des Evangeliums zwar nachweisen, dass die Auferstehung Christi innerhalb des christlichen Glaubens notwendig und unentbehrlich sei, weil sonst unser Glaube eitel ist; auch dass sie möglich sei, weil bei Gott kein Ding unmöglich ist, weil der das Weltall aus dem Nichts rief, auch das Leben aus dem Tode schaffen kann; auch dass sie wirklich geschehen sei, weil sie besser bezeugt ist als irgendein Faktum der ganzen Weltgeschichte. Aber mit dem Allen ist wahrlich nichts gewonnen, wenn dieser Christus für dich kein Trost ist, wenn du keinen Christus, keine Vergebung, keinen Trost für dein Gewissen brauchst. Hier liegt der Kern der Osterfeier. O, dass ich es laut genug sagen könnte, dass es Keines überhörte, dass es Jedes in sein Herz fasste, dass es euren Tag beherrschte, dass es eure Nacht durchleuchtete, dass es euer Leben verklärte und euer Sterben durchklänge:

Christus, Christus, Christus will unser Trost sein. Halleluja. Amen.

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