Burk, Johann Christian Friedrich - Der wahre evangelische Glaubensweg - 16. Stimmt mein Äußeres mit meinem Innern überein?

Burk, Johann Christian Friedrich - Der wahre evangelische Glaubensweg - 16. Stimmt mein Äußeres mit meinem Innern überein?

Scheinen wollen vor den Leuten, was man in der Tat und Wahrheit nicht ist, ist das Wert der Heuchelei, welche sich entweder bloß auf einzelne Handlungen oder auf das ganze Leben und Bezeugen eines Menschen erstreckt; in beiden Fällen aber nicht aus dem Lichte, sondern aus der Finsternis herstammt. Die erstere wirst du finden, wenn du dich der Gelegenheiten erinnerst, wo du, meist im eines irdischen Gewinnes oder der Menschen Gefälligkeit willen, dich verleiten lässt, für eine Zeitlang anders zu reden und zu handeln, als dir's ums Herz ist. z. B. wenn du deinem Feinde freundliche Worte gibst, nicht weil dich die verzeihende Liebe drängt, sondern weil du Schaden von seiner Feindschaft fürchtest; wenn du vor gewissen Leuten als fromm, bußfertig und gläubig dich gebärdest, nicht weil du es sonst und immer sein willst, sondern weil du da deine Ehre, dein irdisches Fortkommen, dein Almosen durch deine eigennützigen Absichten am ehesten bei ihnen zu erreichen hoffst. Die Heuchelei der zweiten Art, die seltenere und wahrhaft pharisäische setzt eine durchaus verkehrte und lügenhafte Richtung des ganzen Herzens voraus: das Innere des Heuchlers ist losgetrennt von der Gemeinschaft mit Gott, sucht und liebt auch diese Gemeinschaft nicht, will aber dennoch im Äußeren den Schein sich geben, als ob er rein und heilig wäre; er weiß es - ich bin kein Kind Gottes und will's nicht sein, aber doch soll Jedermann ihn als ein solches anerkennen, er vollbringt deswegen, so viel es ihm gelingen kann, gute, mit den Geboten Gottes und dem Vorbilde Jesu übereinstimmende Werke, übt Barmherzigkeit an seinen leidenden Mitbrüdern, oder trägt mit anscheinender Geduld seine Leiden, eifert für Gottes Reich, und lässt sich um Seinetwillen Vieles gefallen: dennoch aber ist in ihm weder wahre Liebe zu Gott, noch zu den Menschen, kein wahrer Hass des Bösen und keine wahre Liebe des Guten, kein gründlicher Ernst im Jagen nach der Heiligung, sondern nur das oberflächliche Bestreben, insoweit auch das Innere zu heiligen, dass von der darin verborgenen Unreinigkeit nichts vor andern Menschen äußerlich sich zeige, d.h. sein Inneres ist gefangen von der Herrschaft der Finsternis, und nur Heuchelei ist das Mittel, wodurch er sich bei Andern als ein Kind des Lichtes geltend macht. Wie die Pharisäer ist er gleich den übertünchten Gräbern, welche auswendig hübsch scheinen, aber inwendig sind sie voller Totenbeine, und alles Unflats. (Matth. 23, 27.)

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autoren/b/burk/glaubensweg/burk_johann_christian-glaubensweg_-_16.txt · Zuletzt geändert: von aj
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