Emmerich, Friedrich Carl Timotheus - Am Pfingstfeste.

Emmerich, Friedrich Carl Timotheus - Am Pfingstfeste.

Text: Joh. 14, 23-31.

Wohl ist sie wunderbar und göttlich zu nennen, die Begebenheit, zu deren festlichem Andenken wir uns hier versammelt haben, wohl ist sie ganz dazu geeignet, das ernste Nachdenken eines jeglichen zu erregen, der nicht ganz in dem Taumel der Sinne versunken, ganz im irdischen Treiben und Jagen befangen ist. Zwölf Männer, arm, ungelehrt, ohne mächtige Beschützer, im Gegenteil verachtet und angefeindet, erhoben in Jerusalem ihre Stimme, das Evangelium von der Gnade Gottes, die der Menschheit durch den gekreuzigten und auferstandenen Heiland zu Teil geworden, denjenigen zu verkünden, welche den Heiland ans Kreuz geschlagen und gemordet hatten. Und siehe! achtzehn Jahrhunderte sind seitdem schon verflossen, gewaltige Reiche, mächtige Throne haben durch die Kraft der Waffen sich erhoben und sind wieder dahin gesunken; die Sitten haben vielfach gewechselt, Künste und Wissenschaften haben ihre Gestalt verändert; tausenderlei Meinungen der Menschen sind aufgestellt, bestritten, angenommen und wieder vergessen worden; aber jenes Wort von der Gnade Gottes in Christo, durch die ersten Apostel an jenem Pfingsttage verkündigt, jenes Wort von dem Heile, das der Menschheit in dem Gekreuzigten wiederfahren, durch zwölf arme, ungelehrte Zöllner und Fischer ausgesprochen: es tönt noch jetzt fort durch alle Jahrhunderte herab, zu allen Gegenden der Erde hin, wo gefallene Menschen wohnen; es tönt wirkungsreich fort unter Vornehmen und Geringen, unter Gelehrten und Ungelehrten, unter den Bewohnern des kältesten Nordens und des glühendsten Mittags, unter den Menschen von den verschiedensten Stufen der geistigen und sittlichen Bildung; es überlebt die steigenden und zerfallenen Reiche der Erde, die sich erhebenden und wieder verschwindenden Nationen; es dauert fort unter dem Wechsel der Sitten, der Künste, der Wissenschaften, der Meinungen der Menschen; und wenn gleich unberufene Mietlinge, die es zu verkündigen wagten, wenn gleich die Torheit, die Sinnlichkeit, der Trug der Menschen es oft unterdrückt, entstellt, entartet haben: es erhebt sich immer neu wiederum und rein und kräftig, und gießt in stets erneuten Pfingstfesten seine heilige Kraft aus über die Herzen der Menschen; es ändert, es gestaltet alles um, was es berührt, was es mit seiner Macht ergreift, während es selbst unverändert bleibt: Jesus Christus gestern, heute und in Ewigkeit. Aber, wenn schon diese Betrachtung der ewig jugendlichen, lebensreichen Kraft jenes Wortes, das die Apostel am Pfingstfest aussprachen, unserm Geiste Stoff zu dem mannigfachsten Nachdenken darbietet, und unser Gemüte trösten, aufrichten, erheben und ermuntern kann bei so manchen traurigen Erfahrungen unserer Zeit: so hat doch das Pfingstfest noch eine andere Seite, die unserm Herzen zu jeder Stunde noch näher liegt. Denn nicht nur legten an jenem Stiftungstage der christlichen Kirche die Apostel den Grundstein zu einem unzerstörbaren, für die Ewigkeit berechneten Gebäude, sondern sie selbst wurden auch in ihrem Innern durch die Kraft und Gewalt des Heiligen Geistes geändert und umgestaltet. Vorher von sinnlichen Hoffnungen eines weltlichen Reiches betört und umgaukelt, erkennen sie jetzt erst die geistige Natur des Gottesreiches, das der Erlöser begründen wollte, und ihr Sinnen, ihr Suchen und Streben geht jetzt nach dem, was da himmlisch ist. Vorher bald trotzig, kühn, sich selbst alles zutrauend, bald wieder furchtsam, erschrocken und mutlos, wohnt jetzt in ihrem Innern eine dauernde, stete Kraft, ein sich gleicher, standhafter und dennoch bescheidener Mut, ein, nicht mehr auf sich selbst, sondern auf den, der in der Schwachheit sich mächtig erweist, sich stützendes Vertrauen. Vorher sich selbst suchend, und eben deswegen unter sich eifersüchtig und neidisch, suchen sie jetzt nur noch die Ehre, den Namen, das Reich dessen, der für sie gestorben ist, fühlen sie unter sich selbst sich vereinigt zu einem Bunde der Ewigkeit, glüht in ihnen die heißeste, treueste, opferndste Liebe zu den Brüdern, die noch in der Finsternis sitzen und in Schatten des Todes, wie ehemals auch sie; und gehen hin, sie, aufzusuchen, sie zu erleuchten, zu heiligen, sie ebenfalls teilhaftig zu machen des Heiles, das ihnen selbst in Christo wiederfahren war. Und wie, meine Brüder, ist denn diese, die Herzen umschaffende, erleuchtende, heiligende, beseligende Kraft des Heiligen Geistes, mit jenem ersten Pfingstfeste versiegt? Hat die das ewige Leben uns erteilende Gnade Gottes mit den Zeiten der ersten Apostel aufgehört, sich vom göttlichen Thron herab in die Wüsteneien der Welt zu ergießen? die armen, unseligen sündhaften Herzen zu ergreifen, und ihnen Licht und Heiligung und Ruhe zu gewähren? Dauert dieses Pfingstfest, diese Ausgießung des Heiligen Geistes nicht noch jetzt, fort und fort, über die gefallene, aber jetzt erlöste Menschheit? Es ist hier nicht zunächst die Rede von jenen wunderbaren Gaben, welche den Aposteln zur Vollendung ihres Erdenwirkens mitgeteilt wurden, diese Wundergaben sind nur Mittel zu besonderen Zwecken, sie werden von Gott dem oder jenem, in dem oder jenem Maße erteilt, wie Gott es in seiner Weisheit für nötig erachtet. Aber ist das, was der Heilige Geist an jedem schaffen will, der sich ihm dahin gibt, nicht auch wunderbar? Ist sie nicht wunderbar diese Erleuchtung unsers Innern, durch den Glauben, mitten in einer in der Sinnlichkeit befangenen Welt; diese Begeisterung der Liebe, mitten unter dem Treiben der Selbstsucht, der Eitelkeit und des Eigennutzes; diese himmlische Ruhe, dieser göttliche Friede, mitten unter den Bedrängnissen des Lebens? Ist sie nicht wunderbar, endlich diese Umgestaltung, diese Wiedergeburt unsers inneren Menschen, wodurch wir jetzt, statt uns selbst zu suchen, nur nach Gott trachten, wodurch wir jetzt überwinden, was vorher uns unüberwindlich war, wo. durch wir endlich dasjenige erlangen, was vorher uns unerreichbar schien? Ja, wohl dauert das Pfingstfest noch jetzt fort; noch jetzt kommt Gott uns entgegen mit seiner Gnade, ist der Heilige Geist bereit einzuziehen in unsere Herzen, und darin Wohnung zu machen; aber wir selbst arbeiten ihm entgegen, und hindern ihn, dass er nicht auch uns die Wiedergeburt verleihe zum ewigen Leben. Wie soll er bei uns einkehren, wenn wir in unserm Herzen keinen Raum ihm gewähren wollen, wenn im beständigen Gewirre von Geschäften und Vergnügen, wenn immerdar an Gewinn, an Lust, an Befriedigung unserer Begierden und Leidenschaften denkend, wir für alles andere Zeit und Lust und Kraft haben, nur nicht für das, was da heilig und göttlich ist; wie sollen wir diesen Gottes Geist in der Bibel vernehmen, wenn wir sie nicht andächtig und oft lesen; wie in unsern Schicksalen, wenn bei dem Wechsel dieser Schicksale wir nur immer danach fragen, was uns erfreulich oder unangenehm dabei ist, nicht aber, was Gott durch dies Schicksal mit uns wolle; wie bei dem Gebete, wenn wir gar nicht, oder nicht recht beten; wie endlich in den Regungen unsers Herzens, wenn wir in beständiger Zerstreuung, in stetem Taumel alles andere kennen, nur nicht was wir wirklich sind, und was göttlich ist, nur nicht was wir wirklich selbst, unser Geist, unser Herz brauchen, und wie wir dies durch Gott erlangen können? Wohl hat vielleicht Gottes Geist schon oft zu uns gesprochen, aber das Getümmel der Welt hat diese Himmelsstimme übertönt; wohl hat dieser Gottes Geist vielleicht selbst schon wirklich Eindruck in unserm Herzen gemacht, aber die Sorgen der Welt, die Vergnügungen der Sinne, die selbstsüchtige Begier gestattet nicht, dass der göttliche Sinn Wurzeln fassen, aufsprossen, und in uns zu Blüten und Früchten erreifen könne. Und da müssen wir uns nicht wundern, wenn Gottes Geist ein Herz, das sich ihm nicht öffnen will, oder das ihn immer wieder austreibt, dann sich selbst überlässt, auf dass die eigne bittere Erfahrung es lehre, was es denn am Ende gewinne, wenn es nach den Gütern der Erde jagt; was es vermöge, wenn es sich allein überlassen ist; was ihm zu Teil werde, wenn es die Ruhe und den Frieden in der Sünde, in der Entfernung von Gott zu erjagen meint. Das ist eine wahre, eine unselige Verwaisung, wenn ein Menschenherz, indem es sich selbst verstockte oder mutwillig leichtsinnig der Kraft von oben sich verschlossen hat, nun keinen Vater im Himmel, keinen Heiland, der auf Erden für es gelitten hat, keinen heiligen Geist mehr kennt, der es zum Himmel fähig und der Erlösung teilhaftig macht; wenn jetzt die Stimme von oben nicht mehr zu ihm tönet, und es niemanden mehr hat als sich selbst und die Welt, sich selbst mit seinen nach unten hinführenden Lüsten und Begierden; die Welt, mit ihren täuschenden, verderblichen Gütern und Freuden.

Aber, meine Brüder, es sind oft nicht bloß solche verstockte, oder mutwillig leichtsinnige Gemüter, welche von keinem heiligen Geiste wissen, und keine seiner erleuchtenden, heiligenden, beseligenden Einflüsse erfahren; es gibt auch gar viele bessere Herzen, welche zwar sich nicht ganz jener Gotteskraft verschließen, die da bereit ist, sie zu neuen, in Gott lebenden Menschen, zu seligen Kindern Gottes umzugestalten, welche aber dennoch seine Wirkungen in sich hindern, aufhalten, verzögern, welche dem heiligen Geiste Schranken in ihrem Innern sehen, also dass er nicht das ganze Herz ergreifen, erleuchten, reinigen, beseligen kann. Bald ist es nämlich eine verborgene Weltliebe, bald ein Mangel an Zutrauen, bald endlich auch ein Mangel an Treue in kleinen Dingen, die in unserm Gemüte sich der Wirksamkeit des Heiligen Geistes widersehen, der so gerne sich über und in uns ausgießen wollte. Eine verborgene Weltliebe. Wohl haben wir uns Gott dahingegeben, wohl haben wir seinem Rufe in vielen Dingen gehorcht, und uns bereit gezeigt, auf seinen Wink hin, denen oder jenen Gütern und Freuden zu entsagen, die oder jene Gebote zu erfüllen; wir gehören ganz Gott an, außer in Einem Punkte, in Einer Lieblingsleidenschaft, in Einer Lieblingsneigung, die wir uns vorbehalten, die wir nicht ausreißen wollen aus unserm Herzen, von der wir denken, dass Gott uns ja wohl dies einzige lassen, nachsehen, verzeihen werde.! mein Bruder, gerne würde Gott dir dies Einzige lassen, nachsehen, verzeihen, wenn es nur mit deinem Heile bestehen könnte; aber gerade weil diese Neigung so sehr bei dir eingewurzelt ist, gerade weil diese Leidenschaft dir lieber ist als Gott - denn sonst würdest du sie ja gerne opfern gerade deswegen ist sie dir desto verderblicher, weil sie deine Vereinigung mit Gott, mithin deine Seligkeit, mehr als alles andere hindert, weil sie der Götze ist, den du neben deinem Gotte noch anzubeten, dem du mehr als diesem zu gehorchen und zu dienen wagst. Es gibt freilich Stunden, wo wir dies gar klar und deutlich einsehen, wo Gottes Lieblingsbitte, ihm dies Isaaksopfer zu bringen, so dringend an uns ergehet, dass wir ihm dasselbe nicht geradezu verweigern wollen; aber die verborgene Lust an dieser Neigung, dieser Leidenschaft ist so groß, sie hat unser Herz so sehr betäubt und mit ihrem giftigen Taumel erfüllt, dass wir nun Zeit zu gewinnen suchen; und jedes Mal, wenn Gottes Heiliger Geist aus der Bibel, aus einem frommen Manne, aus dem eigenen Herzen zu uns spricht: Lass ab, o Sohn, von diesem Einzigen, das uns trennt! ihm antworten: Ja, aber morgen, morgen; lass jetzt ab von mir, wenn ich gelegenere Zeit habe, dann will ich weiter deine Stimme hören, und deinem Rufe Folge leisten. Zu einer gelegeneren Zeit, morgen! also fürchtest du zu frühe heilig, ruhig, friedevoll, selig zu werden; also willst du jener ohnedem zu heftigen Leidenschaft, jener, dich ohnedem so sehr fesselnden Neigung noch Zeit lassen, dein armes Herz noch mehr zu betören, zu verstricken und gefangen es von Gott entfernt zu halten? Und siehe, nicht nur vermehrst du durch jede Verzögerung des Kampfes die Gewalt des Feindes, von dem du selbst einsiehst, dass er doch einmal muss besiegt werden, wenn du zu Gott kommen willst; nicht nur machest du dir deine künftige Aufopferung schwerer, schmerzlicher, wo nicht gar unmöglich; sondern du hinderst auch durch dies Einzige, was bei deiner Hingabe an Gott du dir wissentlich und mit Willen vorbehältst, du hinderst auch in allem übrigen die freie, frohe, Leben schaffende Wirksamkeit des Heiligen Geistes in dir. Der Heilige Geist will den Glauben an Gott in dir schaffen, und wie kannst du diesen Glauben dir zu eigen machen, wenn du, obgleich nur in einem Punkte, dennoch dir mehr als ihm glauben willst ? Wie wirst du jenen Kinderglauben an Gott bewahren können, wenn Gott gegen jene Lieblingsleidenschaft durch das Schicksal, das er dir zusendet, ankämpft, und du von ihm dir dasjenige gefordert, entrissen siehst, was dir lieber ist als er. Der Heilige Geist will die Liebe in dir entzünden, jene Liebe, die in Christus und den Aposteln dir so herrlich entgegenstrahlt; aber wie kann diese Liebe in dir sich entflammen, wie kannst du sie zu üben hoffen, wenn deine Lieblingsleidenschaft, deine Lieblingsneigung sich ihrer Ausübung entgegensetzt, und du dieser nicht entsagen willst? Der Heilige Geist will endlich den Frieden dir geben; aber wie soll der Friede einziehen in eine zwischen Gott und Welt geteilte Brust? Nur wo man Eins ist, da ist Friede; nur wenn Gott dein Höchstes und sein Wille dein einziges Streben ist, nur dann wirst du mit diesem einfachen, erhabenen Gottessinn auch den dauernden, erquickenden Gottesfrieden erlangen können. Versuche es einmal, mein Bruder, opfere noch das Letzte, was dir lieber ist als Gott, flehe dazu um Erleuchtung und Kraft in einem Gebete, gesprochen im Namen des Herrn, und gewiss, wenn du aufrichtig opferst, und herzlich und recht betest, so wirst du es erfahren, wie jetzt Gottes Heiliger Geist in seiner Macht, in seiner Freude und Segen bringenden Gewalt in dein Herz einzieht, und mit ihm der über alles Sinnliche uns erhebende Glaube, die kein Opfer scheuende Liebe, der Leiden, Entbehrung und Tod besiegende Friede. Eine verborgene Weltliebe ist es oft, die der heilsamen Frucht des Gottesgeistes sich bei uns entgegensetzt, und eben so, ferner, ein Mangel an Zutrauen.

Wir fühlen uns so entstellt durch unser voriges Leben, so hässlich in unserm Innern, so unrein in dem Herzen, so leer an wahrer Güte, dass wir es nicht wagen, zu Gott hinzutreten, und ihn um seinen heiligen Geist zu bitten; dass wir uns nicht unterwinden, uns fähig und würdig zu halten, dass Gott sein Auge auf uns werfe, und uns durch seinen Geist zu seinen Kindern wähle. Wir meinen, ehe wir dies tun können, ehe wir hoffen dürfen, dass Gott auch uns seinen heiligen Geist sende, müssten wir zuvor uns heiligen, und recht schön geschmückt vor unserm Gott erscheinen. Aber, mein Bruder, wie willst du dich denn heiligen, bessern, reinigen ohne den heiligen Geist? wie willst du durch eigene Kraft dich umwandeln, oder neu geboren werden? ist doch gerade dies der rechte Zustand deiner Seele, die rechte Fassung deines Gemütes, wenn du dich klein, nichtig, entstellt, hässlich, leer vor Gott findest, und jetzt ihn darum bittest, durch seinen heiligen Geist dich in ihm groß, gut, heilig zu machen. Christus ist herabgekommen, nicht um die Gerechten, sondern um die Sünder selig zu machen; ein Mensch, der sich gerecht glaubet, wird auch nicht glauben, dass er der Erlösung Christi und der Wirksamkeit des Heiligen Geistes bedürfe; du aber, mein Bruder, du weißt es jetzt, und hast es bitter genug erfahren, was der Mensch an sich selbst ohne Gott sei, wie unrein seine glänzende, aber auf Stolz gebaute Tugend, wie hässlich ein in der Welt versunkenes Gemüte ist; wie unvermögend wir zur wahren Heiligung seien, ohne die göttliche, die Natur überwindende Kraft. Wohlan fasse Mut im Hinblick auf den für dich sterbenden Christum; fasse Zutrauen, auf so viele die, ehedem Sünder wie du, durch Christum des Heiligen Geistes sind teilhaftig geworden; umfasse Gott mit aller Gewalt, mit aller Inbrunst des echten Kinderglaubens, und lasse nicht ab von ihm, er segne dich denn mit dem heiligen Geist, und wahrlich, wenn du es redlich meinst, er wird dich mit ihm segnen für und für.

Aber, mein Bruder, mit dem Mangel an Zutrauen zu Gott entferne auch zugleich aus deinem Herzen den Mangel an Treue in kleinen Dingen. Wolle nicht Gaben des Heiligen Geistes empfangen, die da glänzen, selbst vor den Augen der Welt; wolle nicht, wenn Gott es nicht gerade von dir fordert, deinen Glauben beweisen durch große Taten, deine Liebe durch glänzende Opfer, deine Weltentsagung durch auffallende Entbehrungen, während du dir in kleinen Vorfällen des täglichen Lebens es erlaubst, deinen Glauben zu verleugnen durch Missmut, Unzufriedenheit und üble Laune; deine Liebe durch Mangel an Schonen, Dulden, Tragen, Erfreuen; deine Weltentsagung durch ein Hängen an Bequemlichkeiten und kleinen Genüssen. Es ist dies der Probestein unserer reinen Absicht, wenn wir, unbemerkt und nur Gott bekannt, dem Rufe Gottes in allen den stets wiederkehrenden, oft so lästigen Forderungen des täglichen Lebens folgen, wo unser Gehorsam, unsere Bereitwilligkeit, unsere Opfer, eben weil sie in kleinen Dingen geschehen, unserer Eitelkeit und Selbstgefälligkeit wenig Nahrung reichen; es ist dies das Mittel, sich so recht von Gottes Geist durchdringen zu lassen, wenn wir bei allen Anlässen eines jeglichen Tages uns bereitwillig zeigen, unsern Willen in den göttlichen zu verwandeln; es ist dies endlich der Weg, von Gott auch Kraft und Fähigkeit zu dem Größten, wenn es von uns gefordert wird, zu erlangen, wenn über das Kleine wir treu uns erwiesen haben. So entferne sich denn wirklich aus unserm Herzen jener Mangel an Treue in kleinen Dingen, jener Mangel an Zutrauen zum versöhnten, in Christo die Sünder wieder aufnehmenden Gotte, welche vielleicht den vollkommenen Wirkungen des Heiligen Geistes in uns einen Damm entgegengesetzt; so werde denn jetzt wirklich von uns das Letzte, das am innigsten mit unserm Herzen Verwebte geopfert, was uns noch an einer völligen Hingabe an Gott, und also auch an einer vollendeten Umwandlung unsers Innern durch seinen Geist gehindert hatte; und siehe, dann wird der heutige Tag auch uns ein wahres Pfingstfest sein, und auch uns jene echte, heilige Begeisterung zu Teil werden, die schon hier zu friedevollen Gotteskindern und dort zu Erben seiner Seligkeit uns machen wird.

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autoren/e/emmerich/emmerich_pfingsten.txt · Zuletzt geändert: von aj
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