Roos, M. Magnus Friedrich - Andachten zum 1. Brief des Petrus
1. Pet. 1
Gelobet sei Gott und der Vater unser HErrn Jesu Christi, der uns nach Seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Todten, zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das behalten wird im Himmel.
1 Petr. 1,3.4.
Das Warten der Gerechten wird Freude werden, aber der Gottlosen Hoffnung wird verloren sein, Sprüchw. 10,28. Nur diejenigen, die der himmlische Vater wiedergeboren hat, haben durch die Auferstehung Jesu Christi von den Todten eine lebendige Hoffnung, das ist eine Hoffnung, welche in ihren Herzen wirksam ist, sie erquickt und zum Thun und Leiden stärkt: da hingegen die Hoffnung der Unwiedergebornen eine kalte, falsche und todte Einbildung ist. Man muß durch die Wiedergeburt ein Kind Gottes geworden sein, wenn man eine rechtmäßige Ansprache an das himmlische Erbe haben soll, denn nur diejenigen, die Kinder heißen, können Erben sein. Damit sich aber die lebendige Hoffnung der Wiedergebornen so weit erstrecken, und bis zu jenem himmlischen Erbe erheben könne, ist Jesus Christus von den Todten auferstanden, und hat als ein Lebendiger, und als der Erstgeborne unter vielen Brüdern von jenem Erbe Besitz genommen: so daß nun alle Kinder Gottes auch auferstehen und Seine Miterben sein können. Eine Auferstehung war freilich bei Christo nöthig, weil der Vater Ihn zum Erben über Alles gesetzt hat, Hebr. 1,2., und Er dieses Erbe nur als ein Lebendiger besitzen konnte: Seine Auferstehung ziehet aber die Auferstehung aller Wiedergebornen nach sich, und diese können auch nur als auferstandene und ganz verklärte Menschen dasjenige empfangen, was in der heiligen Schrift ein Erbe heißt. Es wird jetzt im Himmel aufbewahrt, und alsdann wirklich gegeben werden, wenn der HErr Jesus das Gericht halten und zu den Gerechten sagen wird: kommet her, ihr Gesegnete Meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt. Matth. 25,34. Es ist ein unvergängliches Erbe, weil es durch keine äußerliche Gewalt und durch keinen Gebrauch und Genuß verzehrt und aufgerieben wird. Es ist dem Dienst der Verzehrung nicht unterworfen, wie alle sichtbaren Dinge, die unter der Sonne sind, und die man deßwegen eitel heißt. Röm. 8,21. Pred. Sal. 1. Es ist auch ein unbeflecktes Erbe. Keine Ungerechtigkeit haftet daran, gleich wie sie auf Erden auf eine grobe oder subtile Art an demjenigen haftet, das man sammelt, und Andern als ein Erbe hinterläßt. Aber im neuen Himmel und auf der neuen Erde, wo dieses Erbe sein wird, wohnt Gerechtigkeit, 2 Petr. 3,13. Im neuen Jerusalem wird kein Bann mehr sein. Off. Joh. 22,3. Es ist auch ein unverwelkliches Erbe, weil es von innen heraus nicht vergeht, durch die lange Währung nicht kraftlos wird, und nichts von seiner Schönheit verliert. Ein solches Erbe ist den Wiedergebornen im Himmel auf den Tag Jesu Christi aufgehoben. Ist es also nicht Barmherzigkeit, und zwar große Barmherzigkeit, wenn Gott der Vater unsers HErrn Jesu Christi durch die Taufe, oder hernach aus Seinem lebendigen Wort (1 Petr. 1,23.) einen Menschen wiedergebiert? Wer sollte sich nicht gerne dazu hingeben? Wer sollte nicht allen Fleiß anwenden, den Stand eines Wiedergebornen zu erlangen, und bis an sein Ende zu bewahren? (Magnus Friedrich Roos)
Wir werden aus Gottes Macht durch den Glauben bewahret zur Seligkeit.
1 Petr. 1,5.
Was Petrus in diesen Worten sagt, geht diejenigen an, die Gott und der Vater unsers HErrn Jesu Christ nach Seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Todten, zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das behalten wird im Himmel. Wenn aber ein Wiedergeborner sagt: es wird meiner Seele lange, zu wohnen bei denen, die den Frieden hassen, oder: wie macht das Kreuz so lange Zeit! und wenn ihm überdieß die täglichen Gefahren, denen er nach Leib und Seele ausgesetzt ist, vor Augen schweben. so kann es ihn dünken, sein Ziel sei weit hinaus gesteckt, und der Weg dahin lang und gefährlich. Allein gleichwie das Erbe im Himmel behalten wird, daß es nicht verringert werden kann: also werden die Auserwählten aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt zur Seligkeit. Ihre Schwachheit muß also groß sein, und ihre Feinde müssen mächtig sein, daß der große Gott Seine Macht anwenden muß, sie zu bewahren. Er wendet sie aber auch an, wie Petrus hier sagt, und wie der HErr Christus selber uns vergewissert hat, da Er von Seinen Schafen Joh. 10, 28.29.30. sagte: Ich gebe ihnen ein ewiges Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und Niemand wird sie aus Meiner Hand reißen. Der Vater, der sie Mir gegeben hat, ist größer denn Alles, und Niemand kann sie aus Meines Vaters Hand reißen. Ich und der Vater sind eins (folglich bin Ich auch größer den Alles, und Meine Hand ist so stark als des Vaters Hand). Man bemerke hier, daß Christus zur Stärkung unsers Glaubens von dem Vater, der Seine Schafe Ihm gegeben hat, und in Seiner Hand hält, sagte, Er sei größer als Alles, und daß Er eben dieses auch auf Sich selbst deutete, indem Er bezeugte, Er und der Vater seien eins. Er sagte aber dieses deßwegen, weil die Dinge, welche die Wiedergebornen gefährden, auch groß zu sein scheinen. Paulus macht sie Röm. 8,35.38.39. namhaft, und nennt Trübsal, Angst, Verfolgung, Hunger, Blöße, Fährlichkeit, Schwert, Tod, Leben, böse Engel, Fürstenthümer, Machten, gegenwärtige und zukünftige, hohe und tiefe Dinge. Sollte man nicht erschrecken, wenn man dieses Register liest? Allein der Vater, der die Schafe Jesu in Seiner Hand hält, ist größer denn Alles. Der HErr Jesus ist über Alles erhöhet, und es ist Ihm Alles unter Seine Füße gethan, und der Heilige Geist ist mächtiger, als alle bösen Geister, und kann ihre List und Macht zu Schanden machen. Wer sollte also bei der Erkenntniß des großen Gottes und Seiner überschwenglichen Macht, mit welcher Er uns bewahren will, nicht getrost sein: wie es denn hiebei eine Pflicht ist, bis an’s Ende Glauben zu halten; denn die Auserwählten werden aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt zur Seligkeit. Seligkeit ist also das Ziel, wozu Gott den Wiedergebornen durch Seine Macht verhilft. Selig werden sie aber im höchsten Verstand sein, wenn sie das unvergängliche, unbefleckte und unverwelkliche Erbe, das im Himmel behalten wird, empfahen werden.(Magnus Friedrich Roos)
Der Glaube wird rechtschaffen und viel köstlicher erfunden, als das vergängliche Gold, das durch’s Feuer bewähret wird, zu Lobe, Preis und Ehre, wenn nun offenbaret wird Jesus Christus.
1 Petr. 1,7.
Das Gold, welches am jüngsten Tag in dem Feuer, das Alles verzehret, vergehen wird, bewähren die Menschen jetzt durch das gewöhnliche irdische Feuer; denn da alle Metalle durch die Hitze desselben nach und nach verzehrt werden, so hält das Gold allein dieselbe aus, und wird darin reiner, weil die Schlacken, die daran sind, weggebrannt werden. Mit dem Gold vergleicht Petrus den Glauben, und mit dem Feuer die mancherlei Anfechtungen, in welchen die Glaubigen eine kleine Zeit traurig sind, V. 6. In den Anfechtungen verschwindet das falsche Vertrauen, das man auf seine eigene Weisheit, Gerechtigkeit und Kraft, auf irdische Güter, auf Menschengunst u. dergl. gesetzt hat, der Glaube aber, wenn er vorhanden ist, hält aus und bleibt. Wer nämlich wahrhaftig an den HErrn Jesum glaubt, wer sich von Herzen auf Seine wahren Worte verläßt, wer auf Sein Verdienst und Seine Fürbitte sein Vertrauen setzt, kann in den Anfechtungen zwar traurig sein, aber nicht verzagen. Er hält aus und besteht darin. Seine Glaube wird bewährt, das ist, er wird aus diesen Proben als ein wahrer und lebendiger Glaube erkannt: folglich wird die Hoffnung der ewigen Herrlichkeit bei den Menschen dadurch befestigt, Röm. 5,4. Auch wird er reiner, weil der Mensch in den Anfechtungen nicht ohne innerliche Beschämung und Bestrafung erkennt, wie ihm seine eigene Weisheit, Gerechtigkeit, Kraft, Menschengunst, zeitliches Gut, u.s.w. so gar nichts helfe, und wie er davon keinen Trost habe. Indem er aber dieses erkennt, wird er von dem Vertrauen auf diese eitlen Dinge, das ihm nach seiner Erweckung noch angehangen ist, frei gemacht. Der in den Anfechtungen ausharrende und gereinigte Glaube ist ein großer Schatz. Er ist kostbarer als gereinigtes Gold, das doch endlich vergeht. Ein solcher Glaube aber wird bei der Offenbarung Jesu Christi noch gefunden werden, oder zum Vorschein kommen. Die Gerechten werden den HErrn Jesum loben, und Ihm Ehre und Herrlichkeit geben, weil Er diesen Glauben ihnen geschenkt, und in ihnen unter den heilsamen Anfechtungen erhalten hat: Er aber wird sie auch loben, ehren und verherrlichen, weil sie an Ihn geglaubt haben, und in den Anfechtungen nicht gewichen sind, sondern Treue und Geduld bewiesen haben. So lasset uns denn nach der Anweisung Petri den Glauben für das Wichtigste bei dem Christenthum, und die Anfechtungen für etwas Heilsames halten. Wir haben nicht nöthig, sie zu suchen oder herbeizuziehen, denn sie kommen von selbst. Wenn sie aber kommen, sollen wir uns vor dem Murren hüten, und den Unglauben nicht überhand nehmen lassen, sondern uns dem guten Willen Gottes mit einer demüthigen und stillen Zuversicht unterwerfen. Jakobus sagt Kap. 1,2.3.4.: meine lieben Brüder, achtet es eitel Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtungen fallet, und wisset, daß euer Glaube, so er rechtschaffen ist, Geduld wirket, die Geduld aber soll fest glauben bis an’s Ende; auf daß ihr seid vollkommen und ganz und keinen Mangel habt. Durch’s Leiden gelangt man, wenn man Glauben hat, zu einer christlichen Vollkommenheit, und endlich zu den himmlischen Freuden. Auf die Bewährung folgt die Verklärung.(Magnus Friedrich Roos)
Welchen ihr nicht gesehen, und doch lieb habt, und nun an Ihn glaubet.
1 Petr. 1,8.
Petrus hatte Jesum vor und nach Seiner Auferstehung lange und oft gesehen, als ihn aber derselbe zuletzt fragte: Simon Johanna, oder Jonas Sohn, hast Du Mich lieb? so konnte er mit einem aufrichtigen Herzen antworten: HErr, Du weiß alle Dinge, Du weißest, daß ich Dich lieb habe. Hernach wurden aber durch das Evangelium, das Petrus und die andern Apostel predigten, viele Leute bekehrt, die Jesum liebten, ob sie schon Ihn nie gesehen hatten. Wie kann ich aber Jemand lieb haben, den ich noch nie gesehen habe? Erstlich muß derselbe durch ein wahres und lauteres Wort mir vor die Augen gemalt werden. ich muß von seiner Vortrefflichkeit, von seiner Liebe gegen mich, und von den Erweisungen derselben eine gewisse Nachricht bekommen, und diese Nachricht glauben. Doch würde dieses Alles mein Herz noch kalt bleiben lassen, wenn nicht seine Liebe auch in meinem Herzen wie ein Balsam ausgegossen würde, oder wenn er mich dieselbe nicht auch empfinden ließe. Man sehe das Hohelied an, welches ein Lied von der Liebe ist. Es fängt mit dem Wunsch an: Er küsse mich mit dem Kuß Seines Mundes; denn Seine Liebe ist lieblicher denn Wein: und so geht es durch dieses ganze Lied durch fort, daß die Sulamith die Liebe des göttlichen Salomo zu empfinden verlangt und bekommt, und hernach brünstig ist, Ihn wiederum zu lieben. Ob ich also gleich die Gestalt Jesu nicht sehe, so kann ich doch mit Wonne empfinden, daß Er mir nahe sei, ich kann schmecken und sehen, wie freundlich Er sei. Mein Herz kann brennen, wenn Er durch’s Wort mir Seine Gegenwart zu fühlen gibt, wie die Herzen der zwei Jünger brannten, die nach Emmas gingen. So entsteht die Liebe gegen den nicht unbekannten, aber doch unsichtbaren Sohn Gottes.
Man wird Jesum freilich einmal sehen, man wird Seine Herrlichkeit sehen, die Ihm der Vater gegeben hat, und dadurch unaussprechlich erquickt werden. Johannes sahe Ihn, alldieweil er noch seinen sterblichen Leib anhatte, in verschiedenen Gestalten. Er sahe Ihn (Off. 1.) als den Hirten und Bischof der Schafe, wie Er unter allen Gemeinden wandelt, und Aufsicht darüber hat. Er sahe Ihn (Off. 5.) als ein Lamm auf dem höchsten Thron der Gottheit, das die Merkmale seiner Schlachtung an sich hatte, und ein Buch mit sieben Siegeln von dem Vater empfing: folglich wurde dem Johannes hier das Königreich und das Priesterthum Christi durch’s Schauen gezeigt. Er sah Ihn ferner (Off. 19.) als einen Helden, der viele Königsbinden auf dem Haupt hatte, daher kommen, um Seine Feinde zu vertilgen; folglich als einen siegenden König. Und endlich sahe er Ihn (Off. 20.) auf einem großen weißen Thron sitzen, als den Richter der Lebendigen und der Todten. Dieses sah Johannes, als er im Geist oder entzückt war: aber im Himmel wird man an Einem fort im Schauen wandeln, und die Herrlichkeit Jesu Christi in einem noch größern Glanz sehen, als Johannes sie in seinem sterblichen Zustand hat sehen können.
Nun ist aber noch nöthig, Jesum zu lieben, und an Ihn zu glauben, ob man Ihn schon nicht siehet: und diese Liebe und dieser glaube sind die Wurzeln der Geduld in dem Leiden und des ganzen heiligen Wandeln, den ein Christ führen soll.(Magnus Friedrich Roos)
Setzet eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch angeboten wird durch die Offenbarung Jesu Christi.
1. Pet. 1, 13
Sünder können ihre Hoffnung auf nichts als auf die Gnade setzen. Wenn sich Gott auf eine andere Weise mit ihnen einließe, so müßten sie verzagen. Es ist aber auch Gott geziemend, Gnade zu erzeigen; denn weil Er keines Dings bedarf, so kann Er Niemand etwas schuldig werden. Die Menschen sollen das Wort Gnade recht verstehen, und diese Gnade als die allerreichste Quelle des Trostes und des Heils ansehen. Sie sollen ihre Hoffnung ganz oder vollkommen auf diese Gnade setzen, so daß sie alles Gute, das zu ihrer vollkommenen und ewigen Glückseligkeit nöthig ist, von derselben erwarten. Sie ist nicht arm, sie versieget nicht, sie ist auch nicht wandelbar; sie führt auch keine heimliche Bedingung eines Verdienstes der Werke, oder einer andern unmöglichen Pflichtleistung mit sich. Der Glaube muß immer der Gnade begegnen oder gegenüber stehen, alsdann hat sie ihren ungehinderten Ausfluß auf den Menschen. Die Gnade wird durch die Offenbarung Jesu Christi angeboten, oder zu den Menschen gebracht; denn von Ihm wurde eine Versöhnung gestiftet, welche der Grund der Gnade ist, und wenn Er sich jetzt der Seele durch Seinen Geist offenbart, so macht Er sie dadurch Seiner Gnade theilhaftig, und wenn Er am Tag Seiner Herrlichkeit Sich offenbaren wird, so wird Er Allen, die an Ihn geglaubt hatten, Seine Gnade durch die Mittheilung des himmlischen Erbes auf eine überschwengliche Art erzeigen.
So will ich denn auch heute als ein armer Sünder, der nichts verdient hat, meine Hoffnung auf die Gnade setzen. Diese Gnade tilge meine Sündenschuld, daß keine Verdammung an mir hafte. Sie heitere meine Seele auf, und tröst mich über allen Leiden dieser Zeit. Sie mache mich immer tüchtiger, dem Willen Gottes zu meiner Zeit zu dienen. Sie schütze mich auch in der anbrechenden Nacht, und in der ganzen übrigen Zeit meines Lebens, und endlich helfe sie mir zur besten Stunde zur Welt hinaus, und in das himmlische Reich Gottes hinein. Auch am jüngsten Tag gebe die Gnade den Ausschlag zu meiner Seligkeit; denn obschon der Richter alsdann auch meine Werke offenbaren und mich nach denselben richten wird, so wird doch die gnädige Vergebung meiner Sünden alsdann fest bleiben, und was Er rühmen und vergelten wird, wird Er als eine Frucht Seiner Gnade aus Gnaden rühmen und vergelten. Alles, was Er geben wird, wird ein unverdientes Gnadengeschenk und nur nach dem Maß der Werke eingerichtet sein. Außer Jesu Christo aber erblicke und finde ich keine Gnade; denn wenn ich ohne diesen Erlöser auf Gott sehen und zu Ihm nahen wollte, so wäre mir Seine göttliche Majestät zu hoch, und Seine wesentliche Güte von Seinem Zorn umhüllt, so daß ich zu derselben nicht nahen könnte. In Christo aber hat Sich Gott zu mir elenden herabgelassen, und ich darf Ihm durch Christum nahe werden. Sein Zorn ist dadurch von den Glaubigen abgewendet, daß Christus Alles versöhnet und eine ewige Erlösung erfunden hat. So sei denn meine Erkenntniß in der Einfältigkeit auf Christum zusammen gefaßt, denn durch Ihn soll und darf ich Glauben und Hoffnung zu Gott haben.(Magnus Friedrich Roos)
Setzet eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch angeboten wird durch die Offenbarung Jesu Christi. 1 Petr. 1,13.
Als Christus in die Welt kam, und durch das Evangelium geoffenbart wurde, so erschien die heilsame Gnade Gottes allen Menschen. Diese Gnade wird allen denjenigen nicht nur angeboten, sondern auch wirklich geschenkt, welche an Christum glauben, und denen Er also auch innerlich durch den Heiligen Geist geoffenbart wird. Aber wenn ihnen nun Gnade widerfahren, oder wenn die Gnade, wie Petrus eigentlich redet, zu ihnen hergebracht ist, so sind noch nicht alle Berge überstiegen. Sie sind vollkommen gerechtfertigt, sollen aber auch noch vollkommen geheiligt werden. Die Sünde aber hat ihre Natur wie ein Gift durchdrungen: wie soll sie also ausgetrieben, wie soll ihre Natur ganz gereinigt werden? Wenn die Gerechten hierüber kleinmüthig werden wollen, so ruft ihnen Petrus zu: setzet eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch widerfuhr. Diese wird’s thun. Diese Gnade ist die Quelle eurer vollkommenen Heiligung. Die Gerechten sind ferner vielerlei Versuchungen und Anfechtungen ausgesetzt. Sie stehen im Leiden, welches matt machen kann. Sie leben in einer Welt, welche reizt und schreckt. Sie werden von bösen Geistern angefallen, welche listiger und stärker sind als die Menschen. Wenn sie nun hierüber muthlos und träg werden wollen, so ruft ihnen Petrus zu: begürtet die Lenden eures Gemüths, das ist: seid rüstig, und seid nüchtern in Ansehung des Leibs und Gemüths, und setzet eure Hoffnung ganz auf die Gnade. Diese wird euch erhalten, stärken, durchdringen, euch den Sieg über Alles verschaffen, und euch zum ewigen Leben verhelfen. Die Gerechten haben ferner den Tod vor sich, welcher als etwas Widernatürliches der Natur Grauen macht, und gemeiniglich auf eine schwere Krankheit folgt, die alle Leibes- und Seelenkräfte zu Boden drückt. Petrus aber sagt: setzet eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch widerfährt. Diese wird euch in der letzten Noth erhalten, den Tod für euch unschädlich, ja zum Gewinn machen, und euch zum himmlischen Reich Gottes, wo kein Schmerz und kein Tod mehr sein wird, verhelfen. Ueberhaupt ist die Gnade des größten Vertrauens werth, und der größten Hoffnung Grund. Wer das Wort Gnade recht verstünde, würde keiner Furcht, die Pein hat, bei sich Raum lassen. Gnade ist in Gott, und neigt sich um Christi willen zu uns herab, ohne daß wir’s verdient hätten. Die Gnade Gottes ist nichts Unsicheres, womit derjenige, der sich darauf verläßt, betrogen würde, sondern etwas Festes und Gewisses; denn der HErr unser Erbarmer sagt Jes. 54,10.: es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber Meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund Meines Friedens soll nicht hinfallen. Die Gnade Gottes ist nichts Schwaches oder Unthätiges, sondern äußert sich in kräftigen Wirkungen und köstlichen Wohlthaten. Sie ist die Quelle, woraus das ewige Leben ausfließt, sie hebt und trägt, erquickt und beglückt alle Auserwählten in Ewigkeit. Wer dürfte also seine Hoffnung nicht ganz auf diese Gnade setzen? Wir setzen zuweilen unsere Hoffnung auf dieselbe, so lange es leicht hergeht, oder so lange nur die gewöhnlichen Versuchungen vorkommen, welche wir schon oft überwunden haben; aber wenn eine neue und ungewohnte Noth entsteht, so will unsere Hoffnung wanken. Petrus aber, der immer ein Fels und muthiger Glaubensheld war, will eine solche mit heimlicher Furcht vermengte Hoffnung nicht gelten lassen, sondern sagt: setzet eure Hoffnung ganz oder vollkommen auf die Gnade.
1. Pet. 2
Ihr Glaubigen seid ein Volk des Eigenthums.
1 Petr. 2,9.
Obschon der große Gott sagen kann: es ist Alles Mein, was unter allen Himmeln ist, Hiob 41,2., so hat Er doch auch ein besonderes Volk des Eigenthums, gleichwie ein König unter vielen Städten seines Landes eine besondere Residenzstadt, unter vielen Regimentern, woraus sein Kriegsheer besteht, ein besonderes Leibregiment, und unter den vielen Unterthanen, die ihm gehorchen müssen, eine besondere Dienerschaft hat, die seinen Hofstaat ausmacht. Zur Zeit des Alten Testaments war das Volk Israel das Volk des Eigenthums Gottes, 2 Mos. 19,5.6., weil aber nicht alle Israeliten der Stimme des HErrn gehorchten, und Seinen Bund hielten, so sagte Paulus mehrmals deutlich, die Vorzüge und Verheißungen, die Gott Israel gegeben habe, gehen nur die Auserwählten unter Israel, hernach aber auch die Heiden, die dem Stammbaum Israels durch den Glauben eingepfropfet werden, an. Auch Petrus schrieb an glaubige Israeliten, die unter den Heiden wohnten: ihr, nicht die verstockten Juden, sondern ihr seid das Volk des Eigenthums Gottes; oder ihr seid das Volk, das Gott für Sein besonderes Eigenthum hält. Gleichwie Gott zu einem solchen Volk sagt: du bist Mein Volk, und zu einem jeden Glied desselben: du bist Mein, also darf dieses Volk und ein Jeder, der dazu gehört, das unschätzbare Wort auf sich deuten: Ich, der HErr, bin dein Gott. Das ist, Ich verwende alle Meine Eigenschaften für dich, Ich gebe Mich dir hin, daß du Mich nach deinem ganzen Begehren genießest; Meine Ruhe, Meine Freude, Meine Herrlichkeit soll dein sein.
Wer nun sagen will, daß er zu dem Volk des Eigenthums Gottes gehöre, und Gott sein Gott sei, soll der Stimme des HErrn gehorchen und Seinen Bund halten, wie Mos. 19,5. gesagt wird, und weil der Neue Bund oder das Neue Testament durch das Blut und den Tod Jesu bestätigt worden ist, vor allen Dingen dieses theure Blut, diesen unaussprechlich wichtigen Versöhnungstod mit seinem Glauben ehren, und zu dem Neuen Testament, das dadurch bestätigt worden ist, von Herzen Ja und Amen sagen. Daraus wird hernach die Willigkeit und Kraft entstehen, dem HErrn als Sein Eigenthum zu leben. Und wer ihm lebt, wird seine Ehre, seinen Reichthum, seine Freude, und überhaupt seine Glückseligkeit nicht außer Gott suchen, und wenn er Ihn hat, weder nach dem Himmel noch nach der Erde fragen. Weil auch Gott ein ganzes Volk hat, das Sein eigen ist, so soll ein Jeder, welcher dazu gehört, wissen, daß er nicht einzeln für sich bleiben, sondern sich an alle Heiligen in der Liebe anschließen soll, weil Alle miteinander Ein Volk ausmachen. Auf der Erde ist zwar dieses Volk zerstreut, im himmlischen Tempel aber werden diejenigen, die zu diesem Volk gehören, nach und nach versammelt, und werden hernach im neuen Jerusalem in der lieblichsten Eintracht bei einander wohnen; denn diese Stadt wird eine Hütte Gottes bei den Menschen sein, und Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden Sein Volk sein, und Er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein, Off. 21,3. Der einige Gott hat nicht Völker sondern Ein Volk, welches unter Ihm als dem einigen HErrn steht, und durch die Liebe verbunden ist.
Christus hat uns ein Vorbild gelassen, daß wir nachfolgen sollen Seinen Fußstapfen.
1 Petr. 2,21.
Gebote und Lehren sind allein nicht genug, die Menschen zu bilden, denn sie sind gewohnt, sich auch nach Vorbildern und Beispielen umzusehen, und sich nach denselben zu richten. Der König wie der Bettler nimmt unvermerkt die Sitten und Weisen derjenigen Menschen an, die vor ihm gelebt haben oder zu seiner Zeit leben, und insonderheit derjenigen, die mit ihm gleiches Standes sind. Glückselig ist derjenige, dem viele Beispiele rechtschaffener Christen bekannt werden, durch die er von der Beschaffenheit, Möglichkeit und Würde des wahren Christenthums überzeugt werden kann. Paulus konnte an die Philipper schreiben: folget mir, lieben Brüder, und sehet auf die, die also wandeln, wie ihr uns habt zum Vorbilde, Phil. 3,17. Doch ist Christus das größte und vollkommenste Vorbild in Seinem Wandel auf Erden geworden. Er hat Fußstapfen gelassen, denen wir nachfolgen sollen, das ist, Er hat Sich bei allen Gelegenheiten so bezeugt, Er hat so geredet und gehandelt, daß nun unsere größte Pflicht ist, gesinnt zu sein, wie Er war, zu wandeln, wie Er gewandelt hat, und in der Welt zu sein, wie Er war. Der himmlische Vater hatte Sein Wohlgefallen an Ihm, und Er war in Seiner Heiligkeit der Schönste unter den Menschenkindern, und noch jetzt gefällt dem himmlischen Vater nichts als das in uns eingedrückte Bild Seines Sohnes, und ein jeder Geist ist in demjenigen Grad ein schöner Geist, in welchem Christus in ihm eine Gestalt gewonnen hat. Wenn wir fragen, wo wir Sein Vorbild und Seine Fußstapfen erblicken können, so weiset uns Petrus auf den Lebenslauf Jesu, den die vier Evangelisten beschrieben haben, denn derselbe beweist, daß Christus nicht wieder gescholten habe, da Er gescholten ward, und nicht gedroht, da Er litt, sondern Alles Dem heimgestellt, der da recht richtet: und so kann man noch viele Lineamente des Bildes Jesu, und viele Fußstapfen Seines Wandels in demselben bemerken. Ueberdieß kennt der Heilige Geist den HErrn Jesum vollkommen: wenn man sich also Ihm überläßt, und Seiner Wirkung in sich Raum läßt, so bildet er die Seele durch’s Evangelium, daß sie Jesu ähnlich wird, und verklärt sie in Sein Bild von einer Klarheit zur andern. Freilich geschieht dieses nicht ohne die Ertödtung unsers alten Menschen, der sich durch Lüste in Irrthum selber verderbet. Wer Jesu ähnlich werden will, muß der Welt, ja sich selbst, insofern er vorher ein zorniger, geiziger, stolzer und unreiner Mensch war, unähnlich werden. Wer den Fußstapfen Jesu nachfolgen will, muß von dem Weg, worauf die feine und grobe Welt wandelt, abtreten. Der Weg der Welt geht durch die Lüsternheit zur Verdammniß; denn was die Albernen gelüstet, tödtet sie, Spr. Sal. 1,32. Aber der Weg der Fußstapfen Jesu geht unter dem Kreuz bei einem beständigen Gehorsam und unter dem Genuß der Gnade und des Friedens Gottes zur Herrlichkeit. Alles, was die heilige Schrift von dem richtigen, ebenen, schmalen und ewigen Weg sagt, ist von dem Weg der Fußstapfen Christi zu verstehen.
1. Pet. 4
Der Geist, der ein Geist der Herrlichkeit und Gottes ist, ruhet auf euch.
1 Petr. 4,14.
Von den Richtern und Propheten Israels wird zuweilen gesagt, daß der Geist des HErrn über sie gekommen sei, das letzte Mal aber wird diese Redensart von Maria, der Mutter Jesu, Luk. 1,35. gebraucht. Es wird aber dadurch eine außerordentliche Wirkung des Heiligen Geistes ausgedrückt, welche nicht lange gewähret hat. Petrus aber sagte von den Glaubigen, an die er schrieb, der Geist der Herrlichkeit und Gottes ruhe auf ihnen. Als einen Geist der Kraft, der Liebe, der Zucht, der Weisheit, der Kindschaft u.s.w. haben sie Ihn empfangen; als einen solchen hat ihn Gott in ihre Herzen gesandt, und Er wohnet in ihnen; aber als ein Geist der Herrlichkeit und Gottes ruht Er auf ihnen. Er beschirmt sie, Er hat ein Aufsehen auf sie, und zwar mit einem liebreichen Wohlgefallen; denn die göttliche Ruhe schließt immer das göttliche Wohlgefallen in sich. Auch auf Jesu ruhte der Geist des HErrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Raths und der Stärke, der Geist der Erkenntniß und der Furcht des HErrn, Jes. 11,2. Und dieses wurde bei Seiner Taufe dadurch angezeigt, daß der Heilige Geist in einer Taubengestalt vom Himmel auf Ihn herab kam, und über Ihm blieb, Joh. 1,32., folglich Niemand diese Taubengestalt von Ihm wegweichen sah, so lange das Gesicht währete. Petrus nennt den Geist, der auf den Glaubigen ruht, den Geist der Herrlichkeit und Gottes, und gibt ihnen hiedurch zu verstehen, was für einen überschwänglichen Ersatz der Schmähungen sie haben, welche sie über den Namen Christi leiden müssen. Er ist ein Geist der Herrlichkeit, weil Er heilig ist, Seine Heiligkeit von sich ausstrahlen läßt, und deßwegen würdig ist, von den Menschen und von allen Geschöpfen hoch gepriesen zu werden. Diejenigen, auf denen Er ruht, werden dadurch auch zu Heiligen und Herrlichen gemacht, an denen der HErr Jesus alles Wohlgefallen hat, Ps. 16,3. Er ist der Geist Gottes, der Geist des Vaters und des Sohnes. Gleichwie nun der Geist des Menschen ein menschlicher Geist ist, und zu des Menschen Wesen gehört, also ist der Geist Gottes ein göttlicher Geist, und gehört zum göttlichen Wesen. Er ist nichts Erschaffenes, keine himmlische Materie, kein englischer Geist. Er wird auch nie der Geist der Glaubigen genannt, ob Er schon auf ihnen ruht, und in ihnen wohnet; hingegen heißt Er der Geist des Jehovah, Ezech. 36,27., der Geist deß, der Jesum von den Todten auferweckt hat, Röm. 8,11., und der Geist Christi, Röm. 8,9., oder des Sohnes Gottes, Gal. 4,6., welcher eben dadurch als der wahrhaftige Gott gepriesen wird. Dieser Geist ist’s also, der auch auf den Glaubigen ruht, so daß sie unter Seinem Schirm und unter Seiner Aufsicht stehen, wenn sie sich in den größten Gefahren befinden, ja wenn sie auch ihre Leiber in den Tod hingeben müssen. Bei der Schöpfung schwebete Er auf den Wassern, und hielt sei, ehe die anziehende Kraft des Abgrundes angerichtet war, zusammen; nun ruht Er aber auf den Glaubigen, und erhält ihre Herzen und Sinnen in der Ordnung, damit sie sich die Hitze der Versuchung, die ihnen widerfährt, nicht befremden lassen. Ach daß der Geist, der ein Geist der Herrlichkeit und Gottes ist, immer auch auf mir ruhe! Dieses wird mir ein reicher Ersatz der Schmach sein, die ich um Christi willen leide.(Magnus Friedrich Roos)
Wenn der Gerechte kaum erhalten wird, wo will der Gottlose und Sünder erscheinen?
1 Petr. 4,18.
Petrus schrieb 1 Petr. 4,16.: leidet Jemand als ein Christ, so schäme er sich nicht, er ehre aber Gott in solchem Fall. Er setzt aber alsbald hinzu: denn es ist Zeit, daß anfahe das Gericht an dem Hause Gottes: so aber erst an uns, was will’s für ein Ende werden mit denen, die dem Evangelio Gottes nicht glauben! Und so der Gerechte kaum erhalten wird, wo will der Gottlose und Sünder erscheinen? Derjenige leidet als ein Christ, den die Welt nicht wegen begangener Uebelthaten (vor welchen Petrus V. 15 warnt), sondern wegen seines christlichen Glaubens und Wandels haßt und plagt. Eben dasselbe Leiden kann aber auch ein Gericht genannt werden, wenn man es so ansieht, wie es von Gott verhängt wird. Gott verhängt dieses Gericht über die Gerechten wegen der Trägheit, die etwa bei ihnen eingerissen ist, wegen des Mißbrauchs Seiner Gnade und Gnadenmittel, oder auch wegen anderer Unordnungen und Abweichungen, welche, wenn ihnen nicht gesteuert würde, einen völligen Rückfall aus der Gnade nach sich zögen. Petrus, der in seinem Alter die mannigfaltigen Mängel der Christen bemerkte, sagte: es sei Zeit, daß das Gericht am Hause Gottes anfahe, und deutete damit vermuthlich auf eine Verfolgung, die entweder schon angefangen hatte, oder nahe bevorstund. Das Haus Gottes ist die Kirche. Hier fängt das Gericht Gottes an, hier braucht Gott die Gottlosen als Leute Seiner Hand, oder als Seinen Stecken, mit denen Er Seine Kinder stäupet. Das Wort Gericht zeigt eine liebreiche Strenge und heilsame Schärfe an. Gott nimmt’s bei den Seinigen genau. Es dürfen nicht eben die groben Laster, die Petrus 1 Petr. 4,15. rügt, sondern nur läßige Hände und müde Kniee bei ihnen anzutreffen sein: so hat Gott schon eine Ursache, ein Gericht über sie ergehen zu lassen. So aber an uns, - sagt Petrus, der sich selbst nach der Weise der alten Propheten auch unter die unartigen Kinder, die scharf gezüchtigt werden, rechnet - , - sagt Petrus, der sich selbst nach der Weise der alten Propheten auch unter die unartigen Kinder, die scharf gezüchtigt werden, rechnet – was will’s für ein Ende werden mit denen, die dem Evangelio Gottes nicht glauben? – wenn nämlich Gott Sein heiliges und gerechtes Gericht über diese ausbrechen lassen wird. Bei diesen Leuten ist gar keine Gerechtigkeit, weil sie dem Evangelio Gottes nicht glauben. Das göttliche Gericht trifft also nicht nur ihre Fehler, sondern ihre Personen. Das Feuer läutert sie nicht, sondern verzehrt sie gar. Ihr Ende ist das Verderben. Denn so der Gerechte, wenn ein göttliches Gericht über ihn ergeht, kaum erhalten wird, wo will der Gottlose und Sünder bleiben? Der Glaubensmuth geht nämlich bei einem solchen Christen sehr nahe zusammen. Seine Seele ist nahe bei der Hölle. Er muß sich jetzt von dem HErrn schelten lassen, dessen Freundlichkeit er vorher geschmeckt hatte. Doch wird er erhalten, weil noch ein zappelnder Glaube in ihm ist, mit dem er Christum ergreift, und sich an Ihn hält. Aber da es ihm so hart geht, und er kaum erhalten wird, wo will der Gottlose erscheinen, der keine Ehrfurcht vor Gott hat, und der Sünder, der in seinem ganzen Leben des rechten Zweckes verfehlt? Dieser bleibt nicht im Gericht, er besteht nicht vor dem heiligen Gott. Ihm ist Gott ein verzehrendes Feuer.(Magnus Friedrich Roos)