Härle, Christian – Die Weisen aus dem Morgenland als unsere Wegweiser zu Christo

Härle, Christian – Die Weisen aus dem Morgenland als unsere Wegweiser zu Christo

Predigt am Erscheinungsfest
von Archidiakonus Härle in Cannstatt.

Ev. Matth. 2, 1-12. (II. Jahrgang.)
Da Jesus geboren war zu Bethlehem im jüdischen Lande zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen die Weisen vom Morgenland gen Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborne König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind kommen ihn anzubeten. Da das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm das ganze Jerusalem und ließ versammeln alle Hohepriester und Schriftgelehrten unter dem Volk und erforschte von ihnen, wo Christus sollte geboren werden. Und sie sagten ihm: Zu Bethlehem im jüdischen Lande; denn also steht geschrieben durch den Propheten: Und du, Bethlehem im jüdischen Lande, bist mitnichten die kleinste unter den Fürsten Juda; denn aus dir soll mir kommen der Herzog, der über mein Volk Israel ein Herr sei. Da berief Herodes die Weisen heimlich und erlernte mit Fleiß von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, und wies sie gen Bethlehem und sprach: Ziehet hin und forschet fleißig nach dem Kindlein, und wenn ihr es findet, sagt mir's wieder, dass ich auch komme und es anbete. Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen hin, bis dass er kam und stund oben über, da das Kindlein war. Da sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhen. Und Gott befahl ihnen im Traum, dass sie sich nicht sollten wieder zu Herodes lenken; und zogen durch einen andern Weg wieder in ihr Land.

Wohlbekannte Gestalten, ich möchte sagen, alte liebe Bekannte sind es, denen wir in unserem heutigen Festevangelium begegnen. Von Kind auf kennen wir sie, haben wir sie lieb, diese Weisen aus dem Morgenlande, die wir einst so andächtig knien sahen an der Krippe unter dem Weihnachtsbaume. Jedes Kind, das seiner Gaben froh ist, freut sich, wenn sie nun ihre Schätze auftun und dem Jesuskind auch etwas schenken.

Und wir Alten wenn wir allemal wieder an der Krippe stehen und die Weisen aus dem Morgenland das Kind anbeten sehen, so denken wir dieser wunderbaren Geschichte nach, und begleiten diese Männer auf ihrer Reise: wir sehen sie nach dem Erscheinen des Sterns von Hause aufbrechen, die weite Reise nach Jerusalem machen, sehen, wie sie das Jesuskind suchen, es hocherfreut finden, wie sie ihre Schätze vor ihm ausbreiten, wie sie, reichgesegnet und von Gott geleitet, wieder in ihre Heimat ziehen.

Und nun verschwinden sie zwar vor unsern Augen: wir werden ihnen erst wieder in der himmlischen Heimat begegnen; aber in ihrer Geschichte sehen wir eine doppelte Geschichte vorgebildet: den Gang des Reichs Gottes auf Erden; wir sehen, wie nach ihrem Vorgang die Heiden von allen Enden der Erde herzukommen und sich sammeln um die Krippe zu Bethlehem, während die Juden sich abwenden und des ihnen zuerst erschienenen Heils verlustig gehen. Und noch eine andere Geschichte sehen wir in der Erzählung von den Weisen abgebildet: die Geschichte des menschlichen Herzens, des Herzens, das Jesum sucht und findet.

Ja, wir nehmen dies doppelte Bild zu einem zusammen, und schauen staunend hinter den Weisen einen unendlich langen Zug von suchenden Seelen aus allen Ländern und Nationen, die zu Christo kommen, ihn suchen, ihn finden, und ihn im Herzen tragend, ihm als ihrem König dienend, fröhlich und selig ihren Weg nach der Heimat machen, wo sie denn am Ziel des Weges einziehen zu den Toren des himmlischen Jerusalems.

Wir wollen aber nicht bloß diesen stillen großen Zug der nach dem Jerusalem, das droben ist, ziehenden Pilger im Geist ansehen und an uns vorüberziehen lassen, nein, wir wollen uns ihm anschließen, wollen eintreten in die Reihen dieser Pilgerschar, damit auch unser Weg zu einem seligen Heimgang zum Vater werde.

So betrachten wir denn:

Die Weisen aus dem Morgenland als unsere Wegweiser zu Christo.

Sie sollen unser Vorbild werden: I. im Suchen,
II. im Finden,
III. im Wiederumkehren auf einem andern Weg.

I.

Die Weisen suchen Jesum und darum finden sie ihn. Und wir können ja wohl sagen, alle Menschen suchen, und zwar im tiefsten Grund ihrer Seele, nichts andres als Gott. Und das darum, weil Gott den Menschen zuerst sucht und demselben das Suchen, das Verlangen nach seiner Gemeinschaft ins Herz gegeben hat. Unser Herz, o Gott, ist unruhig in uns betet Augustin bis es ruht in dir.

Ein Beweis, dass der Mensch suchen muss, sind alle heidnischen Religionen, die ja aus der Sehnsucht nach Gott, aus dem unvertilgbaren Bewusstsein hervorgegangen sind, dass der Mensch zu Gott geschaffen ist, und die alle den Weg zur Gemeinschaft mit Gott suchen und ihren Bekennern zeigen wollen.

Und in der Christenheit, was ist all das Rennen und Jagen nach den Dingen dieser Erde, das ruhelose Sich-Umtreiben, das Sich-Sehnen nach Ruhe und Frieden, der Hunger und Durst der Seele, der mit allen Genüssen der Welt, mit all ihren Gütern und ihrer Ehre, mit allem Wissen und Wirken, mit aller Kunst und Weisheit doch nicht gestillt wird, was ist es anders, als ein Suchen des so Vielen zum unbekannten Gott gewordenen lebendigen Gottes, der in Christo unser Vater geworden ist?

Ja, liebe Seele, du suchst Gott, und ehe du ihn gefunden hast, wirst du nie satt und befriedigt. Aber suchst du ihn auch wirklich, weißt du, glaubst du es, dass du ihn suchst?

Das ist die erste Frage. Das rechte Suchen beginnt mit der Erkenntnis des Gutes, das man sucht, mit der Erkenntnis des Zieles, dem wir zustreben sollen.

Die Weisen waren gelehrte, hochgestellte Männer. Aber all ihre Weisheit und die Ehre der Welt konnte ihr Herz nicht befriedigen. An dem wunderbaren Spruch eines ihrer Vorfahren, des Bileam, von dem Stern, der aus Jacob aufgehen werde (4. Mos. 24, 7), war wohl ihre Sehnsucht nach Hilfe von Oben geweckt und genährt, in den Weissagungen der Israeliten, die seit der babylonischen Gefangenschaft unter ihnen lebten, immer bestimmter und lebendiger auf den Messias hingewiesen worden.

Und so warteten sie auf das Erscheinen des Königs der Juden, der auch „als ein Licht zu erleuchten die Heiden“, kommen sollte. Und als nun der wunderbare Stern am Himmel erscheint, da heißt's in ihrem Herzen: jetzt ist er da, und sie machen sich auf, ihn zu suchen, ihn den neugeborenen König der Juden.

Sie wissen also, wen und was sie suchen, und das musst auch du, lieber Mitchrist, vor Allem lernen. Lass es dir von den Weisen zeigen! Das hat doch jedes unter uns schon erfahren, wie so viele Fragen des Menschenherzens in der Welt keine Antwort finden und wie das unnennbare Sehnen der Seele bei dem Besitz alles dessen, was die Welt bieten mag, immer noch den Seufzer auspresst: süßer Friede, komm, ach komm in meine Brust also der Mensch vergeblich in der Welt Befriedigung sucht.

Und manches Wort der heiligen Schrift, das du von Jugend auf kennst, hat dir gesagt, wo Befriedigung zu finden ist, hat dich immer wieder eingeladen: komm zu Jesu, er führt dich zum Vater, da wirst du Ruhe finden für deine Seele.

Und wie oft ist in deinem Leben dir schon der Stern erschienen, der von deiner Taufe an in der Unterweisung der Eltern und Lehrer, der in tausend Eindrücken und Zügen, Weckrufen und Mahnungen, wenn dich ein schwerer Schlag bis ins Innerste traf oder die unverdiente Güte Gottes dich beschämte, dir immer wieder zeigte: woher Hilfe kommt, dich aufforderte, mache dich jetzt auf nach Bethlehem, dir zurief: suche Jesum und sein Licht, alles Andre hilft dir nicht!

Ja, Jesum musst du suchen, nur durch ihn kommst du zum Vater. Aber wo und wie? Nach Bethlehem können wir allerdings nicht mit den Weisen gehen. Aber wir haben ein andres Bethlehem, wo wir ihn finden können. Das ist sein heiliges Wort. Also hinein in die Schrift. Das ist freilich oft wie bei den Weisen ein langer beschwerlicher Weg. Da gilt's allerlei Hindernisse zu überwinden, die Schrift führt dich hinab in die Tiefen deines Herzens, deckt dir deine Armut, dein Sündenverderben auf, fordert dich auf, alles, auch das eigne Ich, dranzugeben, damit du Jesum gewinnest. Und dagegen sträubt sich das natürliche Herz.

Und wenn du siehst, wie wenig sich die, welche doch Christen heißen und für Christen gelten, um Christum bekümmern, wie sie dein Suchen nicht verstehen, wie Jesus auch heute von Vielen, wie einst von Herodes, gehasst und verfolgt wird, wie auch die Hohenpriester und Schriftgelehrten zwar viel von Christo wissen und reden, aber nicht mit dir nach Bethlehem gehen wollen, o dann muss oft der erst schwach keimende Glaube schwere Proben bestehen, dass man nicht auch unterwegs stehen bleibt und denkt, ich will ja nicht besser sein, als die Andern. Aber da gilt's eben, weiter zu suchen, da gilt's, sich zu sagen, ich muss für mich allein mit Gott ins Reine kommen, Jesum muss ich finden als meinen Heiland, meinen Erlöser von Sünde und Tod.

Und wer dann treulich weiter sucht, dem geht, wie den Weisen, der Stern immer wieder auf, der ihm die innere Gewissheit gibt, du wirst finden, dem bietet von Oben herab Gott die Hand, stärkt ihn wider alle Anfechtungen, und bezeugt ihm, du bist auf dem rechten Weg; suchet, so werdet ihr finden.

II.

Das erfuhren ja gar lieblich die Weisen in unsrem Evangelium. Wenige Stunden noch hatten sie zu gehen, dann blieb der Stern stehen oben über, da das Kind war. Und sie gingen in das Haus, und fanden das Kindlein mit Maria seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an, und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhen.

O das war ein seliges Finden. Ein kleines Kind in armer Umgebung sehen sie, aber ihr Glaubensauge sah das Kind an im Lichte der Verheißungen, erkannte in ihm den, der da heißt: Wunderbar, Rat, Kraft, Held, Ewig-Vater, Friedefürst.

Aus dem, was Maria ihnen erzählte, lernten sie alsbald des Kindes Armut und Niedrigkeit verstehen, und über sie kam ein Geist der Beugung und Anbetung, dass sie vor dem Kind niederfielen, ihm als ihrem Herrn und König huldigten. Und was sie mitgebracht haben, Gold, Weihrauch und Myrrhen, das legen sie nun dem gefundenen Heiland zu Füßen. Ower freut sich nicht dieses seligen Findens der Weisen, wer freut sich nicht über ihre Freude?

Aber ebenso groß, ja ich möchte sagen, noch größer wird deine Freude sein, wenn du Jesum nach treuem Suchen endlich findest. Im Gefühl deiner Armut, in der Erkenntnis deiner Sünde und Hilflosigkeit bist du zu ihm gekommen, und nun in der Krippe zu Bethlehem da siehst du das wunderbare Kind, das vom Himmel gekommen ist, um uns zu helfen, um uns Frieden mit Gott zu bringen. Und du stehst still, und überschaust seinen Lauf von der Krippe bis zum Kreuz, ja bis zum Thron, wo man ihn ehrt, und hörst aus seinem Munde, wie er auch deine Sünden ans Kreuz hinaufgetragen hat, wie er auch für dich hinging, dir droben eine Stätte zu bereiten. Und du glaubst das, du nimmst an, was er dir anbietet, die Vergebung deiner Sünden, seine Gnade, sein Heil und ein Strom des Friedens ergießt sich in dein Herz, und du sinkst anbetend nieder mit dem seligen Bekenntnis:

Ich habe nun den Grund gefunden,
Der meinen Anker ewig hält.

Seine Liebe hat dir das Herz abgewonnen, du sprichst:

Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn,
Herz, Seel' und Mut, nimm alles hin,
Und lass dir's wohlgefallen!

Du breitest vor ihm aus, was du hast, weihst ihm die Myrrhen bitterer Buße und Reue darüber, dass du ihn so lange vergessen, so spät gekommen bist. Du legst ihm das Gold des Glaubens zu Füßen, der da spricht: Er ist mein und ich bin sein. Und der Weihrauch des Gebets steigt in Lob und Dank zu ihm empor.

Aber das ist nur das erste Finden. Wer vermöchte auch mit Einem Mal den ganzen Reichtum und Wert des Schatzes, der Perle zu ergründen, zu fassen, den er in Christo gefunden hat! Nein, wie das Suchen, so hört auch das Finden im ganzen weiteren Leben des Christen nicht mehr auf.

Alle Tage gilt's, ihn aufzusuchen, und vor ihm das eigne Herz und Wesen durch sein Licht durchsuchen zu lassen zu bleibender Buße, alle Tage versenkst du dich aber auch immer gründlicher in die Tiefen des Reichtums, der Weisheit und Erkenntnis Gottes, die dir in Christo geschenkt ist. Und immer mehr findest du bei ihm, immer tiefer und reicher pflanzt er sein Leben in dich ein, dass du in Wahrheit ihn hast, er in dir lebt, dich mit seinem Geist durchdringt und erfüllt und sein Bild in dir Gestalt gewinnt.

Und so kommt's denn auch zu dem Dritten, was wir von den Weisen noch lernen sollen:

III.

Zum Wiederumkehren auf einem andern Weg. Die Weisen dürfen jetzt gleich erfahren, wie freundlich Gott ihrer gedenkt, da er seine Hand schützend über sie ausstreckte, und durch seinen Engel sie warnte vor dem falschen Judenkönig. Und wenn sie vielleicht nachher noch Kunde erhielten von dem grausamen Kindermord, von dem Weinen und Heulen, das man auf dem Gebirge gehört, und von der Flucht des Jesuskindes, so sollten sie daraus eben gleich lernen, dass das Reich dieses neugeborenen Königs ein Kreuzesreich sei. Dadurch wurde ihnen dann vielleicht auch wieder manches Prophetenwort von dem Leiden des Messias verständlicher. Ihr Weg sodann in die Heimat zurück war gerade so mühevoll und beschwerlich, wie der Herweg, aber doch war's ein andrer Weg.

Denn sie waren andre geworden. Was sie gesucht, hatten sie gefunden und trugen jetzt einen solchen Schatz, das Kindlein selbst mit nach Hause, dass sie alle Mühen des Wegs vergessen über dem, was sie gefunden. Und als sie zu Hause waren, sind sie selbst durch ihr Zeugnis und ihren Wandel der Stern geworden, der in die Finsternis ihres heidnischen Volks hinein Strahlen von dem über Israel aufgegangenen Licht fallen ließ, und die Apostel, als sie 50 oder 60 Jahre hernach ins Morgenland kamen, mögen die Ernte von der Aussaat der Weisen eingeheimst haben.

Und auf einem andern Weg kehrt auch der Christ um, auf einem andern Weg zieht er weiter durchs Leben, wenn er an der Krippe in Bethlehem seinen Heiland gefunden hat: sein Leben ist fortan ein Ziehen nach der Heimat.

Im Äußern mag ja das Leben sein wie zuvor. Auch der Weg der Kinder Gottes, der Nachfolger Jesu führt über steile Berge, durch tiefe Wasser hindurch. Auch ihnen bleiben die Tränen so mancher Trübsal nicht erspart. Ja sie haben noch besondere Leiden, tragen ein Kreuz, das die Kinder der Welt gar nicht kennen. Der Hass der Welt trifft sie um ihres Herrn willen, und ihre tägliche Untreue gegen denselben, die Sünde, die ihnen noch immer anklebt und sie träge macht, ihr Straucheln und Fallen, ihr Kleinglaube und häufige Verzagtheit bereitet ihnen bitteren Schmerz.

Aber ihr Weg von Bethlehem aus, wenn sie dort ihren Heiland gefunden haben, ist doch ein andrer Weg. Sie haben einen Geleitsmann bei sich, dessen schützende, leitende Hand sie, wie die Weisen, oft gar deutlich erkennen dürfen, der sie hebt und trägt, dessen Nahesein ihnen unter den Anfechtungen von Außen und Innen große Freude ins Herz hineinbringt. Sie haben einen Heiland, der ihnen täglich und reichlich ihre Sünde vergibt und seine Gnade schenkt. Ihr Weg bleibt zwar mit Dornen übersät, „wir müssen durch viel Trübsal“, aber ihr Herz ist bei allen Mühsalen der Reise, auch wenn der Himmel voll Wolken schwer hängt, im tiefsten Innern ruhig, ja fröhlich, weil sie kein Unglück fürchten, „denn du bist bei mir“, und weil das Ziel der himmlischen Heimat, der sie zupilgern, so hell und herrlich ihnen entgegenstrahlt und mit seinem Glanz auch die dunkelsten Erdennächte erhellt und das Herz mit seliger Hoffnung erfüllt.

So ist der Weg ein anderer, weil seine Beschwerden und Mühen ihnen erleichtert und versüßt werden, und in ihrem Herzen die alte Unruhe und geheime Sündenangst dem Frieden mit Gott gewichen ist. Er ist aber auch ein anderer, weil auch der Wandel derer, die Christum gefunden haben, ein anderer und nach und nach Alles neu wird. Sie wandern ja nicht mehr auf dem breiten Weg, sie mühen sich auch nicht mehr ab, durch das Halten des Gesetzes sich eine eigene Gerechtigkeit zu erwerben, nein: Christus ist ihre Gerechtigkeit. Und weil Christus durch den Glauben in ihrem Herzen Wohnung genommen hat, so leitet, führt und regiert er sie in ihrem Tun und Lassen von Innen heraus, und sein Geist pflanzt in sie die Liebe, die da ist des Gesetzes Erfüllung.

Und diese Liebe macht sie nicht nur sanftmütig, freundlich und liebevoll im Verkehr mit ihren Mitmenschen, sondern die Liebe drängt sie also, dass sie, wie die Weisen, auch Andern Wegweiser zu Christo zu werden suchen, dass sie auch Andern bezeugen, was sie bei Christo gefunden haben und was er Jedermann anbietet.

Und nicht nur in ihrer Umgebung möchten sie so durch Wort und Wandel Andern helfen, dass auch sie sich aufmachen und Christum suchen, damit ihnen dessen Herrlichkeit erscheine, nein, weil sie wissen, dass alle Völker sollen eingeladen werden, zu dem Kindlein in Bethlehem zu kommen, so fühlen sie die heilige Verpflichtung, mitzuhelfen, dass der Stern, der ihnen so hell im Wort Gottes leuchtet, über allen den Völkern aufgehe, die noch sitzen in Finsternis und Schatten des Todes. Das ist die heilige Missionspflicht, an welche uns das heutige Fest erinnert. Auch den Heiden ist Christus erschienen das sehen wir an der Geschichte der Weisen allen Völkern soll die große Freude widerfahren darum muss ihnen das Evangelium gebracht werden, darum muss dem Suchen der Heidenwelt der Weg zum Finden gezeigt werden.

Weil aber nur der durch sein Gebet und seine Gaben das Heil den Heiden zu bringen trachtet, der selbst dieses Heils in Christo froh ist, weil nur der Andere zu Jesu führen kann und will, ja muss, der ihn selbst gefunden hat, darum noch einmal die herzliche und dringende Einladung: kommt, lasst uns mit den Weisen gen Bethlehem gehen, lasst uns eintreten in den großen, stillen heiligen Zug derer, die den Heiland suchen und finden und fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal der himmlischen Heimat zupilgern.

So werden wir selbst gesegnet und werden Andern ein Segen werden, so wird jedes Erscheinungsfest, das wir hienieden feiern, uns ein Tag des Dankes und der Fürbitte werden, so wandeln wir in dem in Christo erschienenen Licht, bis der Stern uns zum letzten Mal in dem finstern Todestal erscheint und unsern Eingang bestrahlt zum großen Erscheinungsfest, da erscheinen wird, was wir sein werden, da wir mit allen Erlösten im Chor der himmlischen Heerscharen den ganzen Reichtum der Herrlichkeit des Herrn schauen und genießen dürfen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

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autoren/h/haele/haerle_epiphanias.txt · Zuletzt geändert: von aj
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