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Jakobusbrief

Jakobusbrief

Kapitel 1

1:1 Jakobus, ein Knecht GOttes und des HErrn JEsu Christi, den zwölf Geschlechtern, die da sind hin und her: Freude zuvor!

1:2 Meine lieben Brüder, achtet es eitel Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtung fallet,

1:3 und wisset, daß euer Glaube, so er rechtschaffen ist, Geduld wirket.

1:4 Die Geduld aber soll festbleiben bis ans Ende, auf daß ihr seid vollkommen und ganz und keinen Mangel habet.

1:5 So aber jemand unter euch Weisheit mangelt, der bitte von GOtt, der da gibt einfältiglich jedermann und rücket es niemand auf; so wird sie ihm gegeben werden.

1:6 Er bitte aber im Glauben und zweifle nicht; denn wer da zweifelt, der ist gleich wie die Meereswoge, die vom Winde getrieben und gewebet wird.

1:7 Solcher Mensch denke nicht, daß er etwas von dem HErrn empfangen werde.

1:8 Ein Zweifler ist unbeständig in allen seinen Wegen.

1:9 Ein Bruder aber, der niedrig ist, rühme sich seiner Höhe,

1:10 und der da reich ist, rühme sich seiner Niedrigkeit; denn wie eine Blume des Grases wird er vergehen.

1:11 Die Sonne gehet auf mit der Hitze, und das Gras verwelket, und die Blume fällt ab und seine schöne Gestalt verdirbet; also wird der Reiche in seiner Habe verwelken.

1:12 Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet; denn nachdem er bewähret ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, welche GOtt verheißen hat denen, die ihn liebhaben.

1:13 Niemand sage, wenn er versuchet wird, daß er von GOtt versucht werde; denn GOtt ist nicht ein Versucher zum Bösen; er versuchet niemand;

1:14 sondern ein jeglicher wird versucht, wenn er von seiner eigenen Lust gereizet und gelocket wird.

1:15 Danach, wenn die Lust empfangen hat, gebieret sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebieret sie den Tod.

1:16 Irret nicht, liebe Brüder!

1:17 Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts, bei welchem ist keine Veränderung noch Wechsel des Lichts und Finsternis.

1:18 Er hat uns gezeuget nach seinem Willen durch das Wort der Wahrheit, auf daß wir wären Erstlinge seiner Kreaturen.

1:19 Darum, liebe Brüder, ein jeglicher Mensch sei schnell zu hören, langsam aber zu reden und langsam zum Zorn;
Je lebhafteren Temperaments wir sind, desto mehr haben wir diesen Rat des Apostels zu beherzigen. Oft haben wir uns zu hüten, daß wir durch voreilige Mitteilungen den Segen nicht verlieren, den wir empfangen haben, denn durch Bloßlegen der Wurzeln unseres geistlichen Lebens leidet dieses Schaden. Wo wir unter solchen sind, von denen wir mehr zu lernen haben, als wir sie lehren können, sollen wir schnell sein zu hören und langsam zu reden, und uns nicht selbst durch Geschwätzigkeit hindern am Empfang geistlicher Gabe. Das rechte Schweigen muß ein Zeichen geistlicher Zucht und eine Frucht der Demut und Weisheit sein. Oft ist Schweigen auf törichte und verkehrte Fragen die beredteste Antwort. So antwortete Jesus dem Herodes nichts auf alle seine neugierigen Fragen, und auch als der Landpfleger Pilatus ihn fragte: „Hörest du nicht, wie hart sie wider dich zeugen?“ antwortete er ihm nicht auf ein Wort.
Es schadet auch nichts, wenn manchmal mitten in einem lebhaften und lehrreichen Gespräch ein Schweigen eintritt. Man nennt es leicht eine peinliche Pause. Aber darf denn nach gewichtigen Worten nicht ein Schweigen eintreten, um das Gehörte im Herzen zu bewegen, im Herzen durch Gebet zu befestigen, in sich selbst einzukehren und sich zu sammeln? Muß denn immer ein Wort das andere vertreiben?
Oft ist freilich unser Schweigen nicht eine Frucht der Weisheit von oben, sondern die Folge von Trägheit, Menschenfurcht, Hartherzigkeit gegen den Nächsten, mit dem man sich entzweit hat. Dieses Schweigen muß gebrochen werden, zuerst vor Gott im Kämmerlein, dann gegenüber dem Nächsten, wenn es sein muß in Liebe der Wahrheit und in Wahrheit der Liebe oder zum Zeugnis vor denen, die Rechenschaft fordern von unserer lebendigen Christenhoffnung von unserem Glauben. (Hermann Heinrich Grafe)

1:20 denn des Menschen Zorn tut nicht, was vor GOtt recht ist.

1:21 Darum so leget ab alle Unsauberkeit und alle Bosheit und nehmet das Wort an mit Sanftmut, das in euch gepflanzet ist, welches kann eure Seelen selig machen.

1:22 Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein, damit ihr euch selbst betrüget.

1:23 Denn so jemand ist ein Hörer des Worts und nicht ein Täter, der ist gleich einem Mann, der sein leiblich Angesicht im Spiegel beschauet;

1:24 denn nachdem er sich beschauet hat, gehet er von Stund' an davon und vergisset, wie er gestaltet war.

1:25 Wer aber durchschauet in das voll kommene Gesetz der Freiheit und darinnen beharret und ist nicht ein vergeßlicher Hörer, sondern ein Täter, derselbige wird selig sein in seiner Tat.

1:26 So aber sich jemand unter euch lässet dünken, er diene GOtt, und hält seine Zunge nicht im Zaum, sondern verführet sein Herz, des Gottesdienst ist eitel.

1:27 Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor GOtt dem Vater ist der: die Waisen und Witwen in ihrer Trübsal besuchen und sich von der Welt unbefleckt behalten.
Zwei Apostel heißen Jakobus; man nennt zum Unterschiede den einen Jacobus den älteren, den andern Jacobus den jüngern. Jener ist der Bruder des Evangelisten Johannes, und der erste Märtyrer unter den Aposteln; er wurde schon im Jahre 44 n. Chr. enthauptet. (Ap. Gesch. 12,2.). Dieser ist ein Sohn des Alphäus, hieß auch der Gerechte, und starb erst im Jahre 69 den Märtyrertod in Jerusalem, wo er so lange als eine Säule der Kirche Christi stand. (Gal. 2,9.). Er ist der Verfasser dieses Briefes und hat ihn an die hart verfolgten und gedrückten, sehr armen Christen aus den Juden in Palästina gerichtet, zu ihrem Trost und zur Stärkung in der Heiligung. Bei Jacobus, dessen Lehrweise sich an das Evangelium Matthäi anschließt, ist Alles auf die That, auf das werkthätige Christenthum gerichtet. Im Gegensatz gegen den todten und stolzen Verstandesglauben fordert er von Anfang bis zu Ende Haltung des Gesetzes als Lebensbeweis des christlichen Glaubens. Wer lebendigen Glauben hat, bewährt ihn daher unter den Leiden des Lebens und erträgt sie geduldig und standhaft, im Gebet zum Herrn, ohne zurückzuweichen vor feindlichen Angriffen, und erkennt gerade in seinen niedrigen Umständen etwas Erhebendes und dem Himmelreich näher Bringenderes als in allen Gütern der Erde, ja, ist fröhlich und getrost in der Hoffnung der Lebenskrone. Wer lebendigen Glauben hat, hört das Wort Gottes gern als den Samen seiner Wiedergeburt und nimmt es auf mit aller Stille und Sanftmuth, und läßt es beim bloßen Hören nicht bewenden, sondern macht das Hören fruchtbar durch die That. Ach, was hilft’s, wenn der Mund ganze Predigten wieder hersagen kann, und das Leben widerspricht? Wird das nicht ein größeres Urtheil häufen auf den Tag des Gerichts, des Herrn Wille gewußt und doch nicht gethan zu haben? Wer Gottes Wort hört und thut, der allein ist selig in seiner That, selig im Hören und selig im Thun, und hat in solcher Seligkeit schon ein Unterpfand und eine Bürgschaft der künftigen Seligkeit im Himmel. Es steht fest, daß der Mensch durch den Glauben an den Herrn Jesum allein selig wird; aber nicht minder fest, daß dieser Glaube Wesen, That und Wahrheit sein muß. Amen. (Friedrich Arndt)

Kapitel 2

2:1 Liebe Brüder, haltet nicht dafür, daß der Glaube an JEsum Christum, unsern HErrn der Herrlichkeit, Ansehen der Person leide.

2:2 Denn so in eure Versammlung käme ein Mann mit einem güldenen Ringe und mit einem herrlichen Kleide, es käme aber auch ein Armer mit einem unsauberen Kleide,

2:3 und ihr sähet auf den, der das herrliche Kleid träget, und sprächet zu ihm: Setze du dich her aufs beste, und sprächet zu dem Armen: Stehe du dort oder setze dich her zu meinen Füßen,

2:4 und bedenket es nicht recht, sondern ihr werdet Richter und machet bösen Unterschied.

2:5 Höret zu, meine lieben Brüder! Hat nicht GOtt die Armen auf dieser Welt, die am Glauben reich sind und Erben des Reichs, welches er verheißen hat denen, die ihn liebhaben?

2:6 Ihr aber habt dem Armen Unehre getan. Sind nicht die Reichen die, die Gewalt an euch üben und ziehen euch vor Gericht?

2:7 Verlästern sie nicht den guten Namen, davon ihr genannt seid?

2:8 So ihr das königliche Gesetz vollendet nach der Schrift: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, so tut ihr wohl.

2:9 So ihr aber die Person ansehet, tut ihr Sünde und werdet gestraft vom Gesetz als die Übertreter.

2:10 Denn jemand das ganze Gesetz hält und sündiget an einem, der ist's ganz schuldig.

2:11 Denn der da gesagt hat: Du sollst nicht ehebrechen, der hat auch gesagt: Du sollst nicht töten. So du nun nicht ehebrichst, tötest aber, bist du ein Übertreter des Gesetzes.

2:12 Also redet und also tut, als die da sollen durchs Gesetz der Freiheit gerichtet werden.

2:13 Es wird aber ein unbarmherzig Gericht über den gehen, der nicht Barmherzigkeit getan hat; und die Barmherzigkeit rühmet sich wider das Gericht.

2:14 Was hilft's, liebe Brüder, so jemand sagt, er habe den Glauben, und hat doch die Werke nicht? Kann auch der Glaube ihn selig machen?

2:15 So aber ein Bruder oder Schwester bloß wäre und Mangel hätte der täglichen Nahrung,

2:16 und jemand unter euch spräche zu ihnen: GOtt berate euch, wärmet euch und sättiget euch! gäbet ihnen aber nicht, was des Leibes Notdurft ist, was hülfe ihnen das?

2:17 Also auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, ist er tot an ihm selber.

2:18 Aber es möchte jemand sagen: Du hast den Glauben, und ich habe die Werke; zeige mir deinen Glauben mit deinen Werken, so will ich auch meinen Glauben dir zeigen mit meinen Werken.

2:19 Du glaubest, daß ein einiger GOtt ist; du tust wohl daran; die Teufel glauben's auch und zittern.

2:20 Willst du aber wissen, du eitler Mensch, daß der Glaube ohne Werke tot sei?

2:21 Ist nicht Abraham, unser Vater, durch die Werke gerecht worden, da er seinen Sohn Isaak auf dem Altar opferte?

2:22 Da siehest du, daß der Glaube mitgewirket hat an seinen Werken, und durch die Werke ist der Glaube vollkommen worden.

2:23 Und ist die Schrift erfüllet, die da spricht: Abraham hat GOtt geglaubet, und ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet, und ist ein Freund GOttes geheißen.

2:24 So sehet ihr nun, daß der Mensch durch die Werke gerecht wird, nicht durch den Glauben allein.

2:25 Desselbigengleichen die Hure Rahab, ist sie nicht durch die Werke gerecht worden, da sie die Boten aufnahm und ließ sie einen andern Weg hinaus?

2:26 Denn gleichwie der Leib ohne Geist tot ist, also auch der Glaube ohne Werke ist tot.
Auf den ersten Blick scheint ein Widerspruch zu sein zwischen Jacobus hier und Paulus im Briefe an die Römer, insbesondere 3,28, wo Paulus sagt: „So halten wir es nun, daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werk, allein durch den Glauben.“ Allein Paulus hatte ganz anderen Gegner zu widerlegen als Jacobus. Jener hatte es mit solchen zu thun, die dem Christenthum dem Namen nach zwar anhingen, aber sonst in dem Wahne eines falschen Judenthums befangen waren, als könnten die äußerlichen Werke des Gesetzes, das halten des todten Buchstabens gerecht machen; daher nennt er sie auch Gesetzes Werke; Jacobus dagegen hatte es mit solchen zu thun, die vom Glauben reden, sich des Glaubens rühmen, und zeigen keinen Gehorsam. Paulus stellt dem ächten Glauben Werke des Gesetzes und Verdienstes entgegen und verwirft deren Verdienstlichkeit; Jacobus stellt dem todten Glauben die ächten Gottes- und Liebeswerke entgegen, bei denen man nichts Eigenes, Verdienstliches oder Ruhm sucht, sondern allein Gottes Ehre und des Nächsten Heil, und behauptet deren Nothwendigkeit zum Erweis des Glaubens, aber nun und nimmer deren Verdienstlichkeit zur Erlangung der Gerechtigkeit. Paulus bekämpft die Werkgenossen, Jacobus die Heuchler. Beide widerstreiten sich also so wenig, daß sie vielmehr einander bestätigen und dieselbe Sache von zwei verschiedenen Seiten beleuchten. Beide lehren, daß der lebendige Glaube sein Leben beweisen müsse durch Werke, die in Gott gethan sind und ein Glaube ohne diese Werke ein Mund- und Heuchelglaube sei, daß aber die Werke wohl rechtfertigen vor Menschen, aber niemals vor Gott, vielmehr da immer ungenügend und unverdienstlich sind. Gieb mir denn, o Herr, den rechten Glauben und erhalte, belebe, mehre ihn immer mehr in mir, damit ich so viel Gutes thue, als ich kann, mir aber auf keines derselben etwas einbilde, sondern immer demüthiger werde und nur aus Gnaden die Seligkeit erwarte. Amen. (Friedrich Arndt)

Kapitel 3

3:1 Liebe Brüder, unterwinde sich nicht jedermann, Lehrer zu sein; und wisset, daß wir desto mehr Urteil empfangen werden.

3:2 Denn wir fehlen alle mannigfaltiglich. Wer aber auch in keinem Wort fehlet, der ist ein vollkommener Mann und kann auch den ganzen Leib im Zaum halten.

3:3 Siehe, die Pferde halten wir in Zäumen, daß sie uns gehorchen, und lenken den ganzen Leib.

3:4 Siehe, die Schiffe, ob sie wohl so groß sind und von starken Winden getrieben werden, werden sie doch gelenkt mit einem kleinen Ruder, wo der hin will, der es regieret.

3:5 Also ist auch die Zunge ein klein Glied und richtet große Dinge an. Siehe, ein klein Feuer, welch einen Wald zündet's an!

3:6 Und die Zunge ist auch ein Feuer, eine Welt voll Ungerechtigkeit. Also ist die Zunge unter unsern Gliedern und befleckt den ganzen Leib und zündet an allen unsern Wandel, wenn sie von der Hölle entzündet ist.

3:7 Denn alle Natur der Tiere und der Vögel und der Schlangen und der Meerwunder werden gezähmet und sind gezähmet von der menschlichen Natur;

3:8 aber die Zunge kann kein Mensch zähmen, das unruhige Übel voll tödlichen Giftes.

3:9 Durch sie loben wir GOtt den Vater, und durch sie fluchen wir den Menschen, nach dem Bilde GOttes gemacht.

3:10 Aus einem Munde gehet Loben und Fluchen. Es soll nicht, liebe Brüder, also sein.

3:11 Quillet auch ein Brunnen aus einem Loche süß und bitter?

3:12 Kann auch, liebe Brüder, ein Feigenbaum Öl oder ein Weinstock Feigen tragen? Also kann auch ein Brunnen nicht salzig und süß Wasser geben.

3:13 Wer ist weise und klug unter euch? Der erzeige mit seinem guten Wandel seine Werke in der Sanftmut und Weisheit.

3:14 Habt ihr aber bitteren Neid und Zank in eurem Herzen, so rühmet euch nicht und lüget nicht wider die Wahrheit.

3:15 Denn das ist nicht die Weisheit, die von oben herab kommt, sondern irdisch, menschlich und teuflisch.

3:16 Denn wo Neid und Zank ist, da ist Unordnung und eitel böses Ding.

3:17 Die Weisheit aber von oben her ist aufs erste keusch, danach friedsam, gelinde, lässet sich sagen, voll Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch, ohne Heuchelei.

3:18 Die Frucht aber der Gerechtigkeit wird gesäet im Frieden denen, die den Frieden halten.
O Herr, der Du uns zur Buße einladest und langmüthig unsere Bekehrung erwartest, gieb mir einen Reichthum an Langmuth und Sanftmuth. Es kocht in meinem Herzen des Zornes Gluth, so oft ich von meinem Nächsten einen geringen Schaden erleide. Ich bitte Dich daher demüthig, daß Du durch Deinen Geist diese Leidenschaft tödtest. Wie harte Worte, härtere Schläge und die härtesten Strafen hat Dein geliebter Sohn um meinetwillen ertragen, und schalt nicht wieder, da er gescholten ward, sondern stellte Alles dem heim, der da recht richtet! Welcher Stolz ist dies daher, welcher Trotz, daß ich, Staub und Asche, nicht einmal ein etwas hartes Wort ertragen und mit sanftmühtigem Herzen besiegen kann “Lernet, lernet von mir, denn Ich bin sanftmüthig,„ rufst Du aus, bester Christus; ich flehe Dich an, nimm mich in jene Uebungsschule des Geistes auf, daß ich wahre Sanftmuth in ihr lerne! Mit wie schweren und mannichfaltigen Sünden beleidige ich Dich, den gütigsten Vater, deren tägliche Vergebung ich bedarf! Warum wollte ich also, der ich ein Mensch bin, gegen den Menschen Zorn halten, und wagte von Dir, dem Herrn Himmels und der Erde, Vergebung zu fordern? Wenn ich dem Nächsten nicht seine Fehler vergebe, so werde ich auch nicht die Vergebung meiner Sünden hoffen können. Darum, Herr, voll Erbarmung und Langmuth, gieb mir den Geist der Geduld und Sanftmuth, daß ich wegen der Beleidigungen des Nächsten nicht sogleich in Zorn gerathe, sondern denselben als einen Feind der Seele fliehe, oder wenigstens, wenn ich unvorsichtiger Weise hineingerathen bin, ihn eiligst dämpfe! Der Sonne Glanz soll über meinem Zorn nicht untergehen, daß er nicht als Zeuge meiner Wuth entweiche. Im Zorn soll mich der Schlaf nicht überfallen, daß er mich nicht im Zorn dem Tode übergebe. Wenn ich mich an einem Feinde zu rächen wünsche, warum wende ich mich nicht gegen meinen Zorn, der sicher der größte und schädlichste Feind ist, da er die Seele tödtet, und mich dem ewigen Tode aussetzt? Gieb auch meinem Munde eine Wache und bei meinen Verrichtungen Klugheit, daß ich nicht durch Wort und That den Nächsten beleidige! Gieb, guter Jesu, daß ich in die Fußtapfen Deiner Sanftmuth trete, und mit aufrichtigem Herzen den Nächsten liebe. Amen. (Friedrich Arndt)

Kapitel 4

4:1 Woher kommt Streit und Krieg unter euch? Kommt's nicht daher, aus euren Wollüsten, die da streiten in euren Gliedern?

4:2 Ihr seid begierig und erlanget es damit nicht; ihr hasset und neidet und gewinnet damit nichts; ihr streitet und krieget. Ihr habt nicht, darum daß ihr nicht bittet.

4:3 Ihr bittet und krieget nicht, darum daß ihr übel bittet, nämlich dahin, daß ihr's mit euren Wollüsten verzehret.

4:4 Ihr Ehebrecher und Ehebrecherinnen, wisset ihr nicht, daß der Welt Freund schaft GOttes Feindschaft ist? Wer der Welt Freund sein will, der wird GOttes Feind sein.

4:5 Oder lasset ihr euch dünken, die Schrift sage umsonst: Den Geist, der in euch wohnet, gelüstet wider den Haß?

4:6 Und gibt reichlich Gnade, sintemal die Schrift sagt: GOtt widerstehet den Hoffärtigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.

4:7 So seid nun GOtt untertänig. Wider stehet dem Teufel, so flieht er von euch.

4:8 Nahet euch zu GOtt, so nahet er sich zu euch. Reiniget die Hände, ihr Sünder, und machet eure Herzen keusch, ihr Wankelmütigen!

4:9 Seid elend und traget Leid und weinet! Euer Lachen verkehre sich in Weinen und eure Freude in Traurigkeit.

4:10 Demütiget euch vor GOtt, so wird er euch erhöhen.

4:11 Afterredet nicht untereinander, liebe Brüder! Wer seinem Bruder afterredet und urteilet seinen Bruder, der afterredet dem Gesetz und urteilet das Gesetz. Urteilest du aber das Gesetz, so bist du nicht ein Täter des Gesetzes, sondern ein Richter.

4:12 Es ist ein einiger Gesetzgeber, der kann selig machen und verdammen. Wer bist du, der du einen andern urteilest?

4:13 Wohlan, die ihr nun saget: Heute oder morgen wollen wir gehen in die oder die Stadt und wollen ein Jahr da liegen und hantieren und gewinnen,

4:14 die ihr nicht wisset, was morgen sein wird. Denn was ist euer Leben? Ein Dampf ist's, der eine kleine Zeit währet, danach aber verschwindet er.

4:15 Dafür ihr sagen solltet: So der HErr will, und wir leben, wollen wir dies oder das tun.

4:16 Nun aber rühmet ihr euch in eurem Hochmut. Aller solcher Ruhm ist böse.

4:17 Denn wer da weiß, Gutes zu tun, und tut's nicht, dem ist's Sünde.
Ach mein Herr Jesu Christe, Du demüthiges, einfältiges und niedriges Herz, Du begehrest keine Ehre, Du fliehest alle Hoheit, Dein ganzes Leben ist nichts als Verachtung, Armuth und Schmerzen; dagegen ich, ach welch ein aufgeblasener Wurm bin ich. Stolze Augen, hoffärtige Gebärden, prächtige Worte, das ist meine Begierde und Lust. Verachtung kann ich nicht leiden, ich halte dieselbe für eine große Schmach, da ich doch nichts anders werth bin. ich halte mich viel zu köstlich, viel zu herrlich, Schmach und Verachtung zu leiden. Ach, vergieb mir diese meine Thorheit, und nimm die Strafe von mir. Tilge aus allen Ehrgeiz in mir, daß ich nicht gleich werde dem Satan, der immer hoch sein, auf Gottes Stuhl sitzen und angebetet sein will. Dies sein Bild hat er mir auch eingehauchet. Ach, mein Gott, lehre mich doch mein Ende erkennen! Ist doch der Mensch ein Nichts, so lange er noch lebet. Ist doch Alles Dein, und nicht mein, was ich habe. Bin ich reich, wie blad kannst Du mich arm machen? Bin ich weise und verständig, wie bald kannst Du mich zu einem Thoren machen und das vernünftige Herz wegnehmen? Bin ich in großen Würden, wie blad kannst Du Verachtung auf mich schütten? Stehe ich jetzt, ach wie blad kann ich fallen? Bin ich stark, wie bald kann ich krank werden und sterben? Bin ich glücklich, wie bald kann sich das Glück wenden? Es ist nichts Beständiges, das ich habe; ich habe nichts, darauf ich mich ungezweifelt verlassen könnte, denn Dich allein. Mein Herr und Gott, gieb mir, daß ich mein Herz von mir selbst und zu allem Zeitlichen abwende, zu Dir allein. Ach, ich habe mich mir selbst zum Abgott gemacht; ich schmeichle mir, ich liebkose, ich ehre immer mich selbst. Mein Gott, erlöse mich davon; gieb, daß ich mich selbst hasse, verläugne, absage allem dem, das ich habe, sonst kann ich Dein Jünger nicht sein. Hilf, daß ich folge in Deinen demüthigen Fußtapfen, auf daß ich in Dir Ruhe finde für meine Seele. O du schmaler Weg des Kreuzes und der Niedrigkeit, wie bist du so wenigen bekannt, da doch unser Herr Christus diesen Weg gegangen ist in seine Herrlichkeit! O Gott, behüte mich, und leite mich auf ewigem Wege. Amen. (Friedrich Arndt)

Kapitel 5

5:1 Wohlan nun, ihr Reichen, weinet und heulet über euer Elend, das über euch kommen wird!

5:2 Euer Reichtum ist verfaulet; eure Kleider sind mottenfräßig worden.

5:3 Euer Gold und Silber ist verrostet, und ihr Rost wird euch zum Zeugnis sein und wird euer Fleisch fressen wie ein Feuer. Ihr habt euch Schätze gesammelt an den letzten Tagen.

5:4 Siehe, der Arbeiter Lohn, die euer Land eingeerntet haben, und von euch abgebrochen ist, der schreiet; und das Rufen der Ernter ist kommen vor die Ohren des HErrn Zebaoth.

5:5 Ihr habt wohlgelebet auf Erden und eure Wollust gehabt und eure Herzen geweidet als auf einen Schlachttag.

5:6 Ihr habt verurteilet den Gerechten und getötet, und er hat euch nicht widerstanden.

5:7 So seid nun geduldig, liebe Brüder, bis auf die Zukunft des HErrn! Siehe, ein Ackermann wartet auf die köstliche Frucht der Erde und ist geduldig darüber, bis daß er empfange den Morgenregen und Abendregen.
Gleichwie ein Ackermann nicht nur fleißig sein, sondern auch mit Geduld erwarten muß den göttlichen Segen, nämlich den Frühregen zum Aufgehen des Samens und den Spätregen zur Zeitigung der Frucht, also muß auch ein Lehrmeister und ein Lernender nicht nur Fleiß anwenden, sondern auch mit Geduld den göttlichen Segen erwarten. Es zeigt sich aber der göttliche Segen sowohl im Anfang und Fortgang des Lernens, als auch daß man das, was man gelernt hat, für sich und Andere gebrauchen kann. Es stehen die Fortschritte im Lernen nicht in des Lehrmeisters und der Lernenden Gewalt, wenn sie auch noch so viel Mühe sich geben, und die beste Methode gebraucht wird. Es ist etwas Besonderes um die Geduld, indem man durch selbige vieles ausrichten kann, denn ein Geduldiger ist besser, als ein Starker. Spr. Sal. 16, 32. Man kann im Informiren leichtlich ein Naturalist, oder auch ein Calvinist werden, und zwar ein Naturalist, wenn man meint, es komme alles auf Kunst oder Gewalt an; ein Calvinist, wenn man meint, wer Etwas lernen solle, der lerne Etwas, und wer nichts lernen solle, der lerne auch nichts. Es kann nämlich geschehen, daß man durch Kunst oder Zwang es eine Zeit lang mit Einem im Lernen probirt; wenn es aber sodann nicht gehet, so läßt man es bleiben, und glaubt, er sei nicht dazu geboren. Wer lernt, muß ebenfalls Geduld haben; denn wenn er meint, er müsse eine Sache gleich können, der fangt theils bald dieses, bald jenes an, und theils wird er durch Ungeduld zum Lernen ungeschickt und untüchtig, oder es entleidet ihn gar alles Lernen. Es haben deßwegen Lehrende und Lernende immer Aufmunterung nöthig, daß sie in der Geduld bleiben und fortmachen und den Muth nicht sinken lassen. (Johann Flattich)

5:8 Seid ihr auch geduldig und stärket eure Herzen; denn die Zukunft des HErrn ist nahe.

5:9 Seufzet nicht widereinander, liebe Brüder, auf daß ihr nicht verdammet werdet! Siehe, der Richter ist vor der Tür!

5:10 Nehmet, meine lieben Brüder, zum Exempel des Leidens und der Geduld die Propheten, die zu euch geredet haben in dem Namen des HErrn.

5:11 Siehe, wir preisen selig, die erduldet haben. Die Geduld Hiobs habt ihr gehöret, und das Ende des HErrn habt ihr gesehen; denn der HErr ist barmherzig und ein Erbarmer.
Jakobus heißt uns „zum Vorbild des Leidens und der Geduld die Propheten nehmen, die im Namen des HErrn zu uns geredet haben“ (V. 10). Sie haben sich, um ihrem Zeugnis treu zu bleiben, viel gefallen lassen, auch alle Schmach und Verfolgung, ja selbst grausame Todesqualen. Er erinnert auch an die Geduld Hiobs und weist uns selbst auf das Ende des HErrn hin, um uns zu zeigen, wie aus der Trübsal Herrlichkeit komme.
„Die erduldet haben“, d. h. die geduldig ausgeharrt haben, ohne den HErrn zu verleugnen, die preisen wir allerdings selig. Wir sehen's ja klar an dem HErrn (Christus) selbst, der um Seines geduldigen Gehorsams willen „über alles erhöht worden ist, was genannt mag werden im Himmel und auf Erden“. Gleich Ihm haben's auch die gut, die an Seiner Seite mutig gekämpft haben und bis in den Tod treu geblieben sind. Wer wird das nicht glauben? Wer wird sie nicht selig preisen?
Wir sehen aber, wie Jakobus uns auch sagen will, daß es nicht anders als durch Trübsale ins Reim Gottes geht - wir's also nicht um unsres Glaubens willen auf Erden gut haben wollen oder unangefochten bleiben wollen dürfen. Wir dürfen uns daher nicht verwundern, wenn wir etwa auch hart dran müssen.
In unsern Zeiten geht's wohl so, daß das Glauben uns nicht sehr erschwert wird. Doch kommen auch wieder andere Zeiten, die sich schon zu regen scheinen. Kommt aber die letzte heiße Zeit, da mag uns nichts so sehr aufrichten als der Blick auf die, die erduldet haben und die wir eben darum selig preisen. Insbesondere kann uns das Aufsehen auf Jesus, „den Anfänger und Vollender des Glaubens“, aufrichten.
Unterdessen, bis diese schwersten Zeiten kommen, müssen wir andere schwere Zeiten gleichsam an ihrer Stelle haben. Was kommt doch nicht alles über uns, daß man oft meinen könnte, kein Märtyrer habe es je so übel gehabt als wir! Denn wir stehen in einer Zeit, da Jammer und Elend mit Krankheit, Armut, Gemütsdruck, Familiennot, Qualen und Schmerzen bis in den Tod hinein in immer grauenhafterer Weise sich zu mehren scheinen! Da meinen wohl viele, sie sollten's als Kinder Gottes doch besser haben, und wollen verzagen. Statt zu erdulden, d. h. geduldig auszuharren, plagen sie sich mit dem Gedanken, sie müßten gar nicht wohl dran sein beim HErrn, sonst würden sie's leichter haben in der Welt. Da wollen die einen nur gleich alles weghaben, was wehe tut, und schreien in ihrer Ungeduld und Wehleidigkeit Tag und Nacht zum HErrn, ohne sich zufrieden zu geben, auch da, wo sie es eigentlich sollten. Andere, wenn's nicht hilft, denken, jetzt sei's gar aus mit ihnen, auch für die Ewigkeit, weil ja Gott sie nicht erhöre. Für diese alle wissen wir, wenn Gott nicht nach ihrem Wunsche tut, keinen Rat als den, der in den Worten des Jakobus liegt: „Siehe, wir preisen selig, die erduldet haben.“
Nicht die - merke dir's! - preisen wir selig, die's gut gehabt haben auf Erden, sondern die, die erduldet haben. Auch nicht die preisen wir selig, die es an Geduld und Ausdauer haben fehlen lassen. Sondern die - hört's doch recht! -, die erduldet haben, preisen wir selig. Denke doch, daß man dich auch einmal selig preisen wird, wenn du erduldet, geduldig ausgeharrt hast, und zwar mit Recht: denn dann bist du selig!
Darum mutig ausgeharrt! Es wird das Beste für dich sein, du matter, müder Pilger und Dulder!
Allein brauchst du ja ohnehin nicht zu tragen! (Christoph Blumhard)

5:12 Vor allen Dingen aber, meine Brüder, schwöret nicht, weder bei dem Himmel noch bei der Erde noch mit keinem andern Eide. Es sei aber euer Wort: Ja, das ja ist; und: Nein, das nein ist, auf daß ihr nicht in Heuchelei fallet.

5:13 Leidet jemand unter euch, der bete; ist jemand gutes Muts, der singe Psalmen.

5:14 Ist jemand krank, der rufe zu sich die Ältesten von der Gemeinde und lasse sie über sich beten und salben mit Öl in dem Namen des HErrn.

5:15 Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der HErr wird ihn aufrichten; und so er hat Sünden getan, werden sie ihm vergeben sein.

5:16 Bekenne einer dem andern seine Sünden und betet füreinander, daß ihr gesund werdet. Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.
Es gibt kein Mittel, wodurch unsere Liebe zueinander gewisser wächst, als dadurch, daß wir füreinander beten. Willst du in weiter Ferne von deinen Lieben oder Freunden innerlich eng mit ihnen verbunden bleiben, so bete für sie. Willst du gern anderen lieb und wert bleiben und in ihrer Erinnerung fortleben, so unterhalte mit ihnen gegenseitige Fürbitte. Regt sich in deiner Seele Feindschaft gegen jemand, der dich beleidigt oder dir weh getan hat, und möchtest du dieses Gefühl überwinden, so flehe die Gnade dessen herab, der am Kreuz für seine Feinde betete und der alle Sünder, alle, die ihn selbst und ihre Mitmenschen beleidigen, bittet, sich versöhnen zu lassen. Will sich Kälte und Verstimmung einschleichen zwischen dir und deinen Brüdern, so klagt euch nicht gegenseitig an, sondern klagt bei dem Herrn eure Herzenskälte und euren Argwohn an, klagt den Feind an, der diesen bösen Samen zwischen euch säte - dann werdet ihr euch wieder als Mitsünder und auch als erlöste Gnadenkinder erkennen! Oft ist's geschehen, daß solche, die etwas gegen einander hatten, den erloschenen Funken der Bruderliebe neu in sich entzündet fühlten, wenn ernste Fürbitte vor dem Gnadenthron den Weg bahnte von Herz zu Herz. Und endlich zwischen Gatte und Gattin, Eltern und Kindern, Brüdern und Schwestern, wie kann gegenseitige Liebe und Achtung besser erhalten werden als durch das Gebet füreinander und miteinander? In den tausenderlei kleinen Veranlassungen zu Mißmut und Hader, die im häuslichen Leben stets vorkommen, was kann da besser das Herz stärken, um diesen Versuchungen zu widerstehen, als das Gefühl: Er hat zwar gefehlt, aber der Herr, zu dem er fleht und zu dem auch ich für ihn flehe, wird ihn wieder zurechtführen; er fällt zwar oft, aber der Herr wird ihn aufrichten und endlich sein und mein Herz festmachen, um nicht mehr zu fallen! (Hermann Heinrich Grafe)

5:17 Elia war ein Mensch gleich wie wir, und er betete ein Gebet, daß es nicht regnen sollte; und es regnete nicht auf Erden drei Jahre und sechs Monden.

5:18 Und er betete abermal, und der Himmel gab den Regen, und die Erde brachte ihre Frucht.

5:19 Liebe Brüder, so jemand unter euch irren würde von der Wahrheit, und jemand bekehrete ihn,

5:20 der soll wissen, daß, wer den Sünder bekehret hat von dem Irrtum seines Weges, der hat einer Seele vom Tode geholfen und wird bedecken die Menge der Sünden.
Beherzigenswerte Worte für hartherzige Reiche und für unterdrückte Arme! Insbesondere ermahnt der Apostel, geduldig auf das Kommen des Richters zu warten, der jedem geben wird nach seinen Werken, und nicht über ihre Drüber und Dränger zu seufzen, vielmehr ihrer Vorbilder, z.B. der Propheten und Hiobs zu gedenken, dessen Noth der göttliche Erbarmer so herrlich endete. Solche Erfahrungen haben ja eine ganz vorzügliche Kraft. Wie viel Trost, Stärkung und Rath würden wir in allen Fällen des Lebens entbehren, wenn die Exempel und Erfahrungen der Heiligen nicht in der Bibel aufbehalten wären! Daß wir nur mehr im Leben auf sie achteten und nicht immer es darauf anlegten, erst durch eigene Erfahrungen klug zu werden! – Darauf ermahnt Jacobus den unrecht Leidenden, ja nicht aus Ungeduld zu schwören und sich selbst zu helfen, sondern Hülfe durch Gebet bei Gott zu suchen; eben so den Kranken, der die Oelung, d.h. das Salben mit Oel als ein natürliches, damals gebräuchliches Heilmittel zu seiner Genesung unter Fürbitte gläubiger Gemeindevorsteher gebrauchte; und den geistlich Kranken, der seine begangenen Fehltritte dem andern bekannte, um ihn zu bewegen daß er mit ihm Gott um Vergebung dieser Vergehungen anriefe; denn rechtes Gebet wirkt in allen Fällen viel, wie die Gebete des Elias zeigen, viel mehr, als die Klugheit dieser Welt sich einbildet, mehr als der Verstand der Verständigen ermißt. Darum nur kühn gebetet! Sei es auch, daß es unmöglich dünke, der Himmel werde auf unser armes Gebet sich schließen und wieder öffnen, unser armes Gebet werde Einfluß haben auf die Lenkung der Dinge, auf den Gang der Ereignisse: o nicht zu berechnen ist der Zusammenhang, in welchem die Geister der Menschen unter einander und des Menschen Geist mit dem Geiste Gottes steht, der alle Dinge erforscht. Beten wir im Namen Jesu, so nehmen wir durch unser Gebet Theil an der Regierung der Welt, die Er in seinen Händen hat. Der Herr, der Gott des Elias, lebt noch, und es kommt nur darauf an, daß unser Glaube so fest und stark, so lebendig und herzlich sei, wie der seinige: so werden auch wir die Herrlichkeit Gottes sehen und erfahren in tausendfältiger, täglicher Erhörung. Amen. (Friedrich Arndt)

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