MacDuff, John - Nach Jesu Sinn - 2ter Tag. - Ergebung in Gottes Willen
„Ein Jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war.“
„Nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“
Luk. 22,42.
Hat es je eine ähnliche Ergebung in in Gottes Willen gegeben? Das Leben Jesu war ein fortgehendes Märtyrertum. Von der Krippe in Bethlehem an, bis zum Kreuze auf Golgatha, lichteten sich fast nie die Wolken, vielmehr sammelten sich dieselben immer dunkler und drohender um Ihn, bis sie sich über Sein geweihtes Haupt bei Seinem letzten Todesschrei ergossen. Doch, auf Seinem ganzen Leidenswege kam kein murrendes Wort über Seine Lippen. - Das schmerzensreichste aller schmerzensreichen Leben war zugleich das Beispiel der vollkommensten Ergebung in den Willen Gottes.
„Nicht Mein, sondern Dein Wille“. war der Wahlspruch dieses wunderbaren Lebens! Als Er auf die Welt kam, verkündigte Er also Sein Kommen: „Siehe, ich komme zu tun, Gott, deinen Willen,“ und als Er dieselbe verließ, hören wir in der Seelenangst von Gethsemane dasselbe Gebet: „Mein Vater, ist es möglich, so gehe dieser Kelch von mir, doch nicht wie Ich will, sondern wie Du willst.“
Leser, ist dieser Sinn auch der deinige? Ach, was sind deine Prüfungen im Vergleich zu den Seinigen! Was die Wellen in der Flut deines Schmerzes, gegen die Trübsalswogen die über Ihn zusammenschlugen! Wie kannst du murren, wenn Er, das reine Gottes-Lamm, nicht murrte? Seine Leiden. zerreißen ein Herz, auf welchem nie der geringste Schatten der Sünde und der Schuld geruht. Deine schwersten Leiden hast du verdient, ja sie sind viel geringer als dein Verschulden. Wirst du manchmal versucht, die Treue und Liebe Gottes zu bezweifeln, weil sie dir irgend eine besondere Prüfung auferlegt? Frage dich, hätte Jesus so gezweifelt? Sollte ich die „Geheimnisse Gottes“ zu erforschen suchen, wo Er, in einfältigem Kindessinn, mit der Erklärung zufrieden war: Ja Vater, also war es wohlgefällig vor Dir!“
„Ja, Vater!“ Betrübte Seele! „Über die alle Wetter gehen“ und du Trostlose! Nimm dieses Wort, auf welches dein Herr Sein leidensvolles Haupt zur Ruhe gelegt, und mache es, wie Er es tat, zum Grunde deiner Ergebung!
Das kranke Kind wird den bittersten Trant aus des Vaters Hand nehmen. „Soll ich den Kelch nicht trinken, den du, o Gott, mir gibst?“ Lass es meine Stellung sein, geduldig in den Armen deiner züchtigenden Liebe zu ruhen und mich an der Gewissheit zu erfreuen, dass alle deine Bestimmungen, wenngleich unbedingt, doch nie willkürlich sind, dass vielmehr eine gnädige und heilige „Notwendigkeit“ sie alle ordnet. „Mein Vater! Gott des neuen Bundes! du Gott, der Jesum nicht verschonte! Vor dir muss jedes murrende Wort verstummen!“
Wenn du dich tief versenkt in Jesu Sinn der Ergebung, dann wirst du dem härtesten Kreuze getrost entgegengehen, ja es mit den Worten begrüßen können, „Ja, Herr, es ist gut, eben weil es dein teurer Wille ist. Nimm mich, gebrauche mich, züchtige mich, wie es wohlgefällig ist vor dir: Mein Wille ist der deinige. Diese Prüfung ist dunkel; ich kann das „Warum“ und „Wozu“ derselben nicht verstehen, doch, nicht mein, sondern dein Wille geschehe. Mein Kürbis ist verdorrt; ich kann die Ursache einer so baldigen Auflösung der geliebten irdischen Stütze nicht begreifen; die menschliche Vernunft fragt vergeblich, weshalb jene Blätter irdischer Erquickung so früh in Schmerz dahinwelken mussten; doch, ich weiß genug, der Herr verschaffte den Wurm. „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“.
O, wie ehrt die gedemütigte Seele den Herrn, indem sie also still und stumm ist inmitten Seiner dunkeln und unbegreiflichen Führungen, und darin einen Teil der nötigen Erziehung erkennt, für jene Welt, wo es keine Sünde, kein Leid und keinen Tod gibt, und wo die Kleider die weißesten sein werden, die hier in Leiden getaucht, in Tränen gebadet wurden!
„So wappnet euch nun mit demselbigen Sinn.“