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1. Petrus, Kapitel 5

1. Petrus, Kapitel 5

5:1 Die Ältesten, so unter euch sind, ermahne ich, der Mitälteste und Zeuge der Leiden, die in Christo sind, und auch teilhaftig der Herrlichkeit, die offenbart werden soll:

5:2 Weidet die Herde Christi, die euch befohlen ist und sehet wohl zu, nicht gezwungen, sondern willig; nicht um schändlichen Gewinns willen, sondern von Herzensgrund;

5:3 nicht als übers Volk herrschen, sondern werdet Vorbilder der Herde.

5:4 So werdet ihr, wenn erscheinen wird der Erzhirte, die unverwelkliche Krone der Ehren empfangen.
Der Apostel redet hier mit den Ältesten, sagt's aber in einem Brief an alle, da- mit alle etwas für sich daraus ziehen möchten.
1) Die Ältesten sollen die Herde Christi weiden, die ihnen befohlen ist, d. h. sie sollen ihr das Wort Gottes lauter geben, und so, daß wirklich ihr Herz und Gemüt etwas davon hat und ihr inwendiger Mensch genährt werde. Man kann die Herde auf dürre und magere Weide führen oder auf fette und reich2iche - je nachdem man es auf ihr Gemüt absieht oder nicht. Man kann sie auf ganz dürre Steppen führen, da die Herde hungern muß. Man kann sie gar auf einen dem Raubwild ausgesetzten oder sonst ungesunden Platz führen. Wir sehen, daß mit dem Wort, daß die Herde geweidet werden soll, viel gesagt ist. - Die Herden selbst aber sollen sich gerne auf die Weiden führen lassen; sie sollen ungesunde und gefährliche Plätze meiden, sich nicht widerwillig von der guten Weide abwenden, sich nicht untereinander stören oder in die Irre führen; sie sollen vielmehr einander helfen, daß jedes zu dem Nötigen komme, sollen aufeinander acht haben, daß keines sich verirre oder Schaden leide.
2) Die Ältesten sollen aber ihrer Aufgabe nicht gezwungen, sondern willig nach- kommen. Wenn man etwas gezwungen tut, macht man's immer auch unrecht oder verkehrt. Oder man versäumt es drunter hinein gar, oder man läßt Empfindlichkeit, Zorn, Neid, Arger, Eigensinn mitspielen, wodurch viel verdorben wird. Die Ältesten sollen aber auch ein Herz für ihre Herden haben und sich freuen, wenn es denselben bei guter Weide wohl wird, wenn die Seelen erquickt, gestärkt, gekräftigt werden fürs ewige Leben. Um das zu erreichen, müssen sie sich's auch sauer werden lassen können; und das können sie, wenn priesterliche Liebe sie treibt! - Die Herden aber sollen sich nicht so streitsüchtig stellen, daß man an ihnen den Mut verliert und über ihnen seufzen muß. Sie sollen erkennen, was man an ihnen tut, und nicht durch hartes, liebloses Richten und Urteilen die Liebe kränken und die Arbeit an ihnen erschweren!
3) Petrus ermahnt die Ältesten, sie sollen nichts um schändlichen Gewinnes willen tun, sondern alles von Herzen. Ihr Herz soll's tun, nicht die Sucht, etwas zu verdienen. Es könnte auffallend sein, daß die Apostel schon damals Veranlassung gehabt haben sollten, Älteste vor der an ihnen besonders schändlichen Gewinnsucht zu warnen. Aber weil sie denn doch je und je Einnahmen hatten, so lag die Gefahr nahe, daß man die Sachen tat mehr mit dem Blick auf die Einnahmen als auf die Seelen. Und dann konnte es leicht immer weiter kommen - wie es in der Folge gar oft kam. Eine Warnung war da immer am Platz, die Ältesten möchten vor sich selbst auf der Hut sein. Ihr Gewinn soll die Freude ihres Herzens sein, mit den Gaben des Evangeliums wohltun zu können. Nur das soll sie reizen und locken; das andre ist schändlich für sie. Deswegen, so sagt Petrus, sollten sie's aus Herzensgrund tun. - Den Gemeinden aber, wenn sie das vernehmen, wird damit auch etwas gesagt. Sie sollten' ihrerseits in dem, was sie schuldig sind, nicht fehlen lassen; sie sollten überhaupt auch an sich selber das schändlich nehmen, was sie an den Ältesten schändlich finden, d. h. sich wohl vor dem Geiz hüten, der eine Abgötterei ist und die Wurzel alles Übels. Nichts steht einem Christen übler an, als wenn man Gewinnsucht an ihm sieht!
4) Endlich sollen die Ältesten nicht als Herrschende, sondern als Vorbilder der Herde dastehen. Ach, daß zu allen Zeiten die Ältesten dieses Wort sich gemerkt hätten! Der Mensch kommt so schnell dazu, zu herrschen und von oben herab mit den Leuten zu reden; und an Ältesten ist auch das besonders widrig. Wer herrsch- süchtig ist, macht immer aus sich selbst viel, aus den andern wenig oder nichts - und wie läuft doch das gegen den Sinn Christi! Dagegen sollen die Ältesten Vorbilder der Herde sein: Vorbilder in Liebe, Demut, Sanftmut, Freundlichkeit, Geduld, Schonung, Rücksicht, Langmut. Wer täglich daran denkt, daß er in solchem Vorbild sein müsse, der macht's in allem recht. Ach, dächten wir immer so!
Der Gewinn aber von allem ist die unverwelkliche Krone der Ehren am Tage, da der Erzhirte, d. h. der Oberhirte, dem alle verantwortlich sind, erscheinen wird.
Hirten und Herden können Kronen empfangen. - Wohl dem, der sein Kleinod bewahrt! (Christoph Blumhardt)

5:5 Desgleichen, ihr Jüngeren, seid untertan den Ältesten. Allesamt seid untereinander untertan und haltet fest an der Demut. Denn Gott widersteht den Hoffärtigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.
Viel Reden über die Demut beweist keineswegs, daß man wirklich demütig ist. Es ist jedenfalls leichter, über diese Tugend zu reden als sie zu üben. Ach, welche Tiefen von Bosheit und Tücke unseres Herzens liegen im Hochmut! Der einzige Trost des Gläubigen dagegen besteht darin, daß der Geist Gottes allen diesen Abgründen auf den Grund kommen, sie ausfüllen und uns wirklich von Herzen demütig machen kann. Zu kämpfen wird es ja freilich geben bis ans Ende; aber es ist ein guter Kampf, in welchem wir „mehr als Sieger werden durch den, der uns geliebt hat“. Spüren wir denn eine Regung des Hochmuts, so laßt uns daraus den Nutzen ziehen, uns gerade dadurch zu demütigen! Durch dieses Mittel werden selbst unsere Niederlagen beitragen zu unserer Förderung und zu unserem Sieg. Gedenkt überdies daran, daß Jesus immer gegenwärtig ist, immer gleich gütig, mitleidig, bereit zu helfen! Er ist immer zur Hand, um euch aufzurichten, wenn ihr gefallen seid, und euch alles zu vergeben. Durch seine tiefe Erniedrigung ist, wie alles andere, so auch unser Hochmut gesühnt worden, und er hat uns das Heilmittel dafür verschafft, indem er uns seinen Geist gegeben, der an uns tun kann über all unser Bitten und Verstehen.
In dem Maße, wie wir wachsen in wahrer Demut, werden wir auch wachsen in den sonstigen Gnadengaben, welche Gott seinen Kindern gibt; wir werden wachsen an wahrem Seelenfrieden, wachsen in der Gemeinschaft mit dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wie die Wasserbäche in der Natur, so auch überfluten die Ströme der Gnade nur die niedrig gelegenen Orte und lassen die Höhen trocken. „Du lässest Brunnen quellen in den Gründen, daß sie zwischen den Bergen hinwallen“ heißt es im 104 Psalm. Und wie die Gewässer sich eine Bahn brechen, bevor sie frei fließen, so auch bereitet sich die Gnade erst einen freien Weg im Herzen des Menschen, indem sie damit beginnt, ihn zu demütigen und von allem Dünkel zu entleeren. „Den Demütigen gibt Gott Gnade“; bei ihnen will er wohnen. (Auguste Rochat)

5:6 So demütiget euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, daß er euch erhöhe zu seiner Zeit.
Dies kommt einer Verheißung gleich: wenn wir uns beugen wollen, so will der Herr uns erheben. Demut führt zur Ehre. Unterwerfung ist der Weg zur Erhöhung. Dieselbe Hand Gottes, die uns niederdrückt, wartet darauf, uns zu erheben, sobald wir den Segen tragen können. Wir bücken uns, um zu siegen. Viele kriechen vor Menschen und erlangen doch nicht den Gönnerschutz, des sie begehren; aber wer sich unter die Hand Gottes demütigt, wird nicht verfehlen, reich gemacht, erhoben, gestärkt und getröstet zu werden von dem Ewig Gnädigen. Es ist die Gewohnheit Jahwehs, die Stolzen niederzuwerfen und die Niedrigen zu erhöhen.
Aber es ist eine Zeit da für das Wirken des Herrn. Wir sollten uns jetzt demütigen, in diesem gegenwärtigen Augenblick; und wir sind verbunden, dies stets zu tun, ob der Herr seine züchtigende Hand auf uns legt oder nicht. Wenn der Herr schlägt, ist es unsre besondere Pflicht, die Züchtigung mit tiefer Unterwerfung anzunehmen. Aber unsre Erhöhung durch den Herrn kann nur „zu seiner Zeit“ geschehen, und Gott ist der beste Richter über Tag und Stunde dazu. Schreien wir ungeduldig nach dem Segen? Würden wir eine unzeitige Ehre wünschen? Was machen wir? Gewiß, wir sind nicht wahrhaft gedemütigt, sonst würden wir mit ruhiger Unterwerfung warten. So lasst uns tun. (Charles Haddon Spurgeon)


Das wäre eine ganz überflüssige Mahnung, wenn die gewaltige Hand Gottes immer gleich sichtbar wäre. Wer unter uns wäre nicht bereit, sich sofort zu demütigen, wenn die Hoheit und Majestät Gottes ihm gegenübersteht! Aber nun sind es Menschen, ungerechte, lieblose Gegner, die uns die schmerzliche Demütigung vielleicht in übermütiger Laune wie einen Peitschenschlag versetzen. Das tut weh, und man möchte sich verteidigen, den Tatbestand feststellen, damit nicht andere glauben, wir ließen uns alles gefallen. Unsere Ehre wird durch den hinterlistigen Angriff in der Zeitung besudelt oder wenigstens sind wir verkleinert und lächerlich gemacht. Sollen wir das auf uns sitzen lassen? Wie, wenn aus jener Geschichte nun die gewaltige Hand Gottes sichtbar würde? Durch unsere Freunde kann er uns nicht so demütigen; die halten leicht zu viel von uns. Darum müssen diese Feinde in Gottes Hand das Werkzeug zur schmerzhaften Demütigung sein. Sobald uns das klar wird, sinkt jede Waffe der Verteidigung. Schließlich hat jener Schlag, der unsern Ehrgeiz traf, doch gezeigt, wie empfindlich wir in solchen Dingen sind. Schon weil es so weh tut, muß es notwendig gewesen sein! Darum wollen wir uns vor Gott beugen und uns durch unsere Feinde erziehen lassen!
Herr, unser Gott, reinige uns die Seele von aller Eitelkeit und Empfindlichkeit und mach uns stille. Dann laß uns spüren, daß du uns lieb hast und uns besser und treuer und demütiger machen willst. Lösche den letzten Funken des Zorns und der Rachsucht aus unserer Seele um deinetwillen. Amen. (Samuel Keller)


Unter denjenigen Sünden, dawider ein gläubiger Christ zu kämpfen hat, ist auch der Stolz und Hochmuth des Herzens, welcher hernach in Worten und Werken ausbricht. Stolz sind wir von natur nach dem Sündenfall, aber demüthig müssen wir werden durch die Gnade. Wer nicht demüthig wird, kann Gott nicht gefallen, und auch nicht Christi Jünger seyn. Wenn nun dieses ein gläubiger Christ erwägt, so bittet er Gott um ein demüthiges Herz 1) gegen Gott. Denn es ist dir gesagt, Mensch! was gut ist, und was der Herr von dir fordert, nämlich: Gottes Wort halten, Liebe üben, und demüthig seyn vor deinem Gott. Mich. 6, v.8. Er wird gegen Gott aber demüthig werden, wenn er bedenkt Gottes Hoheit, Majestät und Herrlichkeit, und hingegen auch erwägt, wie er ein armer Wurm, ja nichts als ein elender Mensch ist, den Gott in einem Augenblicke verderben kann. Es wird ein gläubiger Christ demüthig werden 2) gegen den Nächsten, wenn er bedenkt, wie sein Nächster vielleicht viel frömmer, andächtiger, und daher Gott angenehmer sey als er; ja, daß er im Grabe, wie der ärmste Bettler zu Asche werde. Es wird ein gläubiger Christ auch demüthig werden 3) gegen sich selbst, wenn er erwägt, daß er alles, was er hat, alle Gaben, Geschicklichkeit, Segen, Leben, Glück, Wohlergehen nicht von sich selbst, sondern von Gott habe, der ihm alles bald nehmen könne, daher er nicht damit prangen soll. Er stellet sich, damit er auf keinerlei Weise stolz werde, fleißig vor das Exempel des demüthigen Jesu, der sich unter Gott und alle Kreaturen erniedrigte, und uns zuruft: Lernet von mir, ich bin sanftmüthig und von Herzen demüthig. (Johann Friedrich Stark )

5:7 Alle Sorge werfet auf ihn; denn er sorgt für euch.1)
Es ist selig und köstlich, dass wir uns unserer Sorgen entledigen können in dem Gefühl: „Er sorgt für mich.“ Lieber Christ! Verunehre deine Jüngerschaft Christi nicht durch dein Sorgen und Grämen; komm, wirf dein Anliegen auf deinen Herrn. Du wankst unter der schweren Last, die dein Vater nicht einmal spüren wird. Was dir wie ein zermalmendes Gewicht vorkommt, ist für Ihn kaum wie ein Stäublein, das in der Waage bleibt. Es ist nichts so köstlich wie
„Still Gott vertrauen
Und auf Ihn schauen.“
Du Kind des Leidens, sei geduldig, Gott hat dich in seiner Weltregierung nicht übersehen. Der die Sperlinge ernährt, gibt auch dir, was du bedarfst. Brüte nicht in zweifelnden und verzweifelnden Gedanken über dein Schicksal; hoffe, ja, hoffe zuversichtlich. Umgürte dich mit den Waffen des Glaubens gegen eine Sturmflut von Trübsal, so wird deine Glaubenszuversicht allem Jammer ein Ende machen. Es ist einer, der für dich sorget. Sein Auge ruht liebend auf dir, sein Herz schlägt voll Mitleid bei deinem Schmerz, und seine allmächtige Hand bringt dir die ersehnte Hilfe entgegen. Die schwärzeste Wolke wird zerrinnen in Regengüsse der Gnade. Die dunkelste Nacht weicht dem klaren Morgen. Wenn du Ihm angehörst, so wird Er deine Wunden verbinden und dein zerbrochenes Herz heilen. Zweifle ob deiner Heimsuchung nicht an seiner Gnade, sondern glaube, dass Er dich in den Zeiten der Trübsal ebenso lieb hat, wie in den Tagen der Wonne. Was für ein heiteres und ruhiges Leben könntest du führen, wenn du dich dem allwaltenden Gott vertrauensvoll hingäbest. Mit einer Handvoll Mehl im Kad und ein wenig Öl im Krug überstand Elias die Hungersnot, und so wirst auch du‘s erfahren. Wenn Gott für dich sorgt, was brauchst du auch noch zu sorgen? Kannst du Ihm deine Seele anvertrauen, warum nicht auch deinen Leib? Er hat sich noch nie geweigert, dir deine Last abzunehmen, noch nie ist Er unter ihrem Gewicht wankend geworden. O, so komme denn, liebe Seele! mach` ein Ende all deiner zaghaften Sorge, und befiehl all dein Anliegen Gott, deinem Herrn, der wird dir geben, was dein Herz wünscht. „Es ist ein köstliches Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des Herrn hoffen!“ (Charles Haddon Spurgeon)


DAs erstlich der heylige Petrus heist/ wir sollen vns demütigen/ Ist nicht allein dahin zu deuten/ das Got keinen stoltz/ vermessenheyt noch hoffart wolle leyden/ sonder das er auch die seinen/ so vnter seinem gehorsam gern sich geben/ drucken vnd dempffen wölle/ vmb der vrsach willen/ das sie durch das Creutz für solchem laster der hoffart behütet werden/ sintemal es beschlossen ist/ das Gott kein hoffart wölle leyden. Soll derhalben allen Christen das Creutz dazu dienen/ das sie in Gottes reich vnter seiner gnad/ schutz/ vnnd schirm bleiben/ das sonst/ wo sie hoffertig würden/ sein vngnad sie haben vnd leiden müsten.
Zum andern/ heyst er nicht allein/ das wir vns sollen demütigen/ sondern setzt hinzu/ Demütiget euch vnter die gewaltige hand Gottes/ alß wolte er sagen/ Weyl es Gottes ordnung so ist/ das er die seynen will demütigen/ so gebet euch willig darein/ Denn was er will/ das muß doch fort gehen/ vnd ist solchem vnrat mit menschlicher weyßheyt nicht zu wehren/ sein handt ist zu mechtig.
Zum dritten/ vnd welchs der haubtpunct ist/ ISt sein hand nicht allein mechtig/ vns zu demütigen vnd drucken/ sonder/ wenn wir vns demütigen/ sol sein hand mechtig sein/ vns wider zu erhören. Wie die Exempel sehr herrlich vor augen stehen/ Joseph muste verkauffet werden in Egypten/ wie wol durch vnwarheit/ ein lange gefengnuß leyden/ vnd wie man sagt: Schand vnd schaden mit einander tragen/ Aber Gottes hand vnter welche er sich demütiget/ vnd mit gedult trug/ war gewaltig jn zu erhöhen/ das jederman muß sagen/ wo Joseph in solche not nit kommen wer/ er würde nimmer mehr solche herrligkeit erlangt haben: Also muste Dauid von Saul/ vnd von seinem Son Absolon leyden/ Solchs thet Gottes hand/ da demütiget er sich vnter/ er erkennet wie er solche straf verdienet hette/ vnd bat vmb genad/ vnd befalhe sich Gott/ er wolte es mit jm machen/ wie es jm gefiele/ da must er wider erhöhet werden.
Allein ist acht zu haben auff das wörtlein/ Zu seiner zeyt/ Denn Gott will es nicht so eben thun/ wenn es vnns zeyt gedunckt/ er will vnsern glauben versuchen/ vnd vns probieren/ vnd alß denn zu seiner zeit erhöhen/ Darumb sollen wir die hoffnung nicht lassen fallen/ sonder seinem wort gelauben/ Denn vnmüglich ist es/ wer Gott glaubt/ das Gott jn solte lassen.
Da gehöret zum fünfften diß stück zu/ Das wir vnser sorg auff den Herrn sollen werffen/ das ist/ wir sollen selb nicht sorgen/ vnd vns nicht bekümmern/ denn wir sind zu schwach vnd können der sachen mit vnserm sorgen nicht helffen/ Wir sollen aber wissen vnd glauben/ der Herr/ welcher ein gewaltige hand hat/ sorge für vns.
O lieber Vatter im himel/ wilt du sorgen für die so gedemütiget sind/ in angst vnd vnglück leyden stecken/ so hat es nicht not. Wilt du hie haußuatter sein/ vnd bessern wz entweder durch vnsere sünd/ oder des Sathans liste/ oder der bösen leut mutwillen verderbet ist/ Wolan so können wir mitten jm leiden zu sehen/ vnnd warten/ Weyl der welt/ so dein vnd deines worts nicht achtet/ jr sorgen für sich gehet/ deine sorg wirdt ja auch nicht vmb sonst sein. Wöllen derhalb mit deinem knecht Dauid singen: Ob ich schon wander im finstern thal/ fürchte ich doch kein vnglück/ denn du bist bey mir/ Psalm. 13. nds 27. Der Herr ist mein liecht vnnd mein heyl/ für wem solt ich mich fürchten? Der Herr ist meines lebens krafft/ für wem solt mir grawen? Wenn sich schon ein heer wider mich leget/ fürcht sich dennoch mein hertze nicht/ Amen. (Veit Dieterich)


Stets wollen die Menschen weiser sein als Gott und alles besser wissen und besser verstehen und besser machen als Er. Nicht nur wissenschaftlich Gebildete, auch ganz einfache Leute treiben es so. Es ist ihnen so, als ob Gott und Sein Wort mit der Neuzeit nicht Schritt zu halten vermögen. Damit setzen sie sich vornehm über die unabänderlichen Gebote des Allerhöchsten hinweg und halten sich so gar nicht für verpflichtet, nach denselben zu fragen und nach ihnen ihr Leben einzurichten. Was hilft uns aber unser Beten und Frommsein, wenn wir dem Herrn nicht gehorchen wollen? O, wie oft muss Er uns widerstehen! Während wir gar ängstlich für unser irdisches Durchkommen besorgt sind, legen wir viel zu wenig Gewicht auf die Sorge für das Heil und den Frieden der Seele und sind gar nicht darauf bedacht, für unsere wahre Zukunft, für die Ewigkeit zu sorgen. Es ist aber ganz gewiss, dass nur der wahrhaft glücklich ist, der völlig dem Herrn lebt, Ihm nur zu gefallen trachtet und nur Ihn zu verherrlichen sucht, dabei aber kein Gewicht legt auf das Bauen seines eigenen Hauses. Der Herr hält Wort, wenn Er sagt: „Suchet zum ersten das Reich Gottes und Seine Gerechtigkeit, dann werden euch diese Dinge alle hinzugetan werden.“ Matth. 6, 33. Beständig sucht der Teufel unser Herz von Gott weg und auf das Irdische zu lenken. Damit kommen wir ins Sorgen hinein. Dem Vater im Himmel ist es ein Kleines, Seine Kinder hienieden zu erhalten und ihnen leibliche und geistliche Segnungen zu spenden, wenn sie Ihm nur gehorsam sein wollen. Ist das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit unsere Sorge, so wird uns das Irdische als Beigabe hinzugetan. (Markus Hauser)


Unsere Sorge! Schade, daß wir es immer wieder mit diesem Gast zu tun haben! Und diese Sorge tut so, als ob sie mit uns verwandt und verwachsen wäre, als wäre sie berechtigt, bei uns am Tisch zu sitzen und das große Wort zu führen. Wieviel Tränen und Verstimmung hat sie uns nicht schon verursacht! Sollten wir da nicht freudig die Mahnung des Apostels befolgen, der uns so einfach sagt, wie wir sie loswerden können? Sie hat sich in der Adresse geirrt; sie gehört Gott, nicht uns. Wir müssen sie so schnell als möglich fortschicken, und weil sie nicht gutwillig geht, sollen wir sie auf Gott werfen. Werfen und Werfen ist ein Unterschied. Man muß auch richtig treffen. Kehrt sie nach dem ersten Versuch sofort zu uns zurück, dann haben wir schlecht geworfen, Gott nicht getroffen; dann hilft nichts, als sie wieder auf Gott werfen, bis sie mal da an einem Verheißungshaken hängen bleibt. Uns macht sie unglücklich - Gott wird im Nu mit ihr fertig. Wollen wir nicht heute abend unser Herz dadurch entlasten, daß wir alle unsere Sorge um Geld oder Gesundheit, um Menschen oder Dinge zusammenschnüren in ein Paket und es dann mit unserem Gebet auf Gott werfen!
Ja, mein lieber Vater im Himmel. Meine Sorgen gehören dir! Ich werfe alles, was mich so drückt, auf dich! Behalte es bei dir. Lehr mich das kindliche Vertrauen auf deine sichere starke Hilfe. Ich traue dir und will in solchem Vertrauen fest bleiben. Amen. (Samuel Keller)


Haben wir gegen die Versuchungen zu kämpfen, so wollen wir uns unverweilt an Den wenden, der Alles uns zum Besten dienen läßt, damit Er uns davon befreie, ja sogar sie zu unsrer Befestigung ausschlagen lasse, so daß der Arge darin nur etwas angerichtet habe, das ihm selbst Abbruch thut. Stoßen wir auf Glaubensproben, auf Hindernisse und Schwierigkeiten, oder sehen wir solche für die Zukunft vor uns, wohlan, wenden wir uns wiederum an Den, der Alles zum Heile Derer, die Ihn lieben, zusammenwirken läßt! Trauen wir stets auf den Gott, der da sagt: „Ich will dich nimmermehr verlassen noch versäumen.“ (Hebr. 13, 5.) Sind wir in Gefahr, haben wir, sei's für uns selbst oder für Andere, an nothwendigen Lebensbedürfnissen Mangel, ist's nöthig, daß Gott, um uns unser wahres Gute zu verschaffen, die Herzen zu unsern Gunsten lenke, oder Tod, Krankheit, Sturm, Dürre Halt gebiete, den Rath der Weisen und Mächtigen dieser Welt zu nichte mache, die Heere aufhalte, den Lauf der Ereignisse verändere, die Wogen des Meeres stille - mit Einem Wort, daß Er die größten Dinge für unsre oder der Gemeine Errettung thue: laßt uns lernen, das mit Zuversicht von Ihm zu erbitten; denn nichts geht über Seine Liebe zu Seinen Auserwählten; nichts geht über die Verheißungen, die Er ihnen gegeben hat. Was kann man nicht alles verlangen von Dem, der gesagt hat: „Alles ist Euer; es sei Paulus oder Apollos; es sei Kephas, oder die Welt; es sei das Leben, oder der Tod; es sei das Gegenwärtige, oder Zukünftige - Alles ist Euer; ihr aber seid Christi; Christus aber ist Gottes“. (1. Cor. 3, 21 - 23.) (Auguste Rochat)


Petrus wußte gar wohl, daß, obschon der HErr den Menschen in der Bergpredigt Matth. 6. freundlich geboten hatte, nicht für ihre Nahrung und Kleidung und überhaupt nicht für den andern Tag ängstlich zu sorgen, das menschliche Herz doch gar zu gern solche kümmerliche Sorgen ausgebäre, und ein jeder Glaubiger dazu versucht werde: er gibt deßwegen den Rath, man solle wenigstens solche Sorgen, wenn sie in der Seele aufsteigen, nicht hegen, oder als kluge und rechtmäßige Gedanken in sich herumtragen, sondern auf den HErrn werden. Auf gleiche Weise sagt David Ps. 55,23.: wirf dein Anliegen auf den HErrn: der wird dich versorgen, und wird den Gerechten nicht ewiglich in Unruhe lassen. Wie dieses Werfen geschehe, lehrt uns Paulus Phil. 4,6., wo er sagt: sorget nichts, sondern in allen Dingen lasset eure Bitte im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kund werden. Er rathet also, man solle aus seinen Sorgen Bitten machen, wie es David oft gemacht hat, wie es Jakob machte, da ihm sein Bruder Esau mit 300 Mann entgegen kam, 1 Mos. 32., wie es der König Hiskias und der Prophet Jesajas machte, als der König Sanherib wider Gott und Sein Volk Läster- und Drohworte ausgestoßen hatte, 2 Chron. 32,20., wie es die versammelten Christen machten, als die jüdischen Rathsherren die Predigt des Evangeliums verboten hatten, Ap. Gesch. 4,24., und wie es nach Ps. 107. und nach vielen andern Zeugnissen der heiligen Schrift die Geängsteten und Nothleidenden zu ihrem großen Vortheil gemacht haben und machen sollen. Durch’s Beten wird das beschwerte Herz eines Christen erleichtert, und die drückende und gefährliche Sache Demjenigen übergeben, der für Alles ohne eine Beschwerde väterlich, weislich, thätig sorgen kann und will, und der bei seinem Sorgen gern gibt und thut, was das Herz des Glaubigen begehret. Auch ist nöthig, daß ein Christ, der eine Versuchung zu kümmerlichen Sorgen fühlt, sein Herz in der Erinnerung der Gnadenfülle Jesu Christi, woraus ihm schon Vieles zugeflossen ist und noch mehr zufließen soll, und der unermeßlichen Liebe Gottes, welche Alles wohl macht, und des treuen Beistandes des Heiligen Geistes fasse und sammle, und sich überhaupt mit seinem Geist in das herrliche Evangelium Jesu Christi hineinschwinge, da dann die unmuthigen Klagen und ängstlichen Sorgen bald wie der Nebel vor der Sonne verschwinden und dagegen das Herz im Loben und Danken vor Gott überfließen wird. Das Mißvergnügen und Zagen steht einem Christen, der seinen Gott kennen soll, nicht wohl an. Eine sanfte Traurigkeit und ein kindlicher Glaube können bei einander sein; wenn wir aber sorgen, so ruft uns de Heiland zu: o ihr Kleinglaubigen! und wohl uns, wenn Er nicht gar sagen muß: o ihr Unglaubigen! Der himmlische Vater sorget für uns; doch hat Er nie versprochen, den Willen unsers Fleisches und unserer Vernunft zu erfüllen, und uns der Gemeinschaft mit dem Leiden Seines Sohnes zu überheben. Er versagt uns, was uns schädlich ist; Er züchtiget uns als Vater, wann wir’s bedürfen; und doch sorget Er für uns, und will uns nicht verlassen noch versäumen. Nur der Glaube kann bei der Erleuchtung des Heiligen Geistes dieses Alles zusammen reimen. (Magnus Friedrich Roos)

5:8 Seid nüchtern und wachet; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, welchen er verschlinge.

5:9 Dem widerstehet, fest im Glauben, und wisset, daß ebendieselben Leiden über eure Brüder in der Welt gehen.
Diese Worte sind an Christen gerichtet, die durch Gottes Gnade aus dem Schlaf der Sünde und Sicherheit erwacht, aus dem Taumel der Sinnenlust und Weltliebe nüchtern geworden und von der Obrigkeit der Finsterniß errettet, in das Reich des Sohnes Gottes versetzt waren. Während man den Andern zurufen muß: „Werdet doch einmal nüchtern und wachet auf, kommt doch einmal zur Besinnung und zum Nachdenken über euch, daß ihr nicht dahinfahret, und in euren Sünden sterbet!“ - so werden dagegen die wahren Christen ermahnt: „Seid nüchtern und wachet.“ Erhaltet euch in christlicher Besonnenheit und Wachsamkeit, lasset euch nicht wieder einschläfern und sicher machen; denn der, dessen Diener ihr zuvor waret, der, welcher euch in eurem unbekehrten Zustande ungescholten und unangefochten ließ, der Fürst dieser Welt, der sein Werk hat in den Kindern des Unglaubens, - der ist nun euer Widersacher geworden, gehet umher wie ein brüllender Löwe, und suchet, welchen er verschlinge. Ihn zum Widersacher zu haben, seiner Werkzeuge Haß, Widerspruch und Anfeindung zu erdulden, also dem Herrn nicht ungestört dienen und nicht unangefochten ein geruhiges und stilles Leben führen zu können in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit - das ist freilich ein Leiden, und zwar ein empfindliches Leiden. Aber eins gegen das andere gehalten - welcher Christ möchte nicht lieber den Teufel zum Widersacher haben als seines Theils sein; nicht lieber in der Welt Angst haben, als mit ihr verdammet werden; nicht tiefer auf dem schmalen Wege sich leiden, als auf dem breiten Wege der Verdammniß fahren? Dazu ermuntert der Apostel, daß wir in unserm Muth nicht matt werden und ablassen, sondern den guten Kampf des Glaubens wider den Widersacher kämpfen, und ruft uns zu: „Dem widerstehet fest im Glauben. Ihr habt den Stärkeren auf eurer Seite; der in euch ist, ist größer, denn der in der Welt ist; die Rechte des Herrn ist erhöhet und behält den Sieg; das Feld muß uns doch bleiben, wenn wir nur Stand halten und herzhaft Widerstand leisten, nicht mit fleischlichen Waffen, sondern mit dem Helm des Heils, dem Harnisch der Gerechtigkeit, dem Gurt der Wahrheit, dem Schild des Glaubens und dem Schwerte des Geistes, welches ist das Wort Gottes.“ Dabei tröstet der Apostel: „Wisset, daß eben dieselbigen Leiden über eure Brüder in der Welt gehen. Denket nicht, daß euch allein, an eurem Orte und in euren Verhältnissen solches begegnet. Nein, euren Brüdern, wo und wie sie immer in der Welt sind, geht es eben so. Können sie es aushalten, können sie halten, was sie haben, aushalten bis ans Ende; so könnet ihr's auch.“ (Carl Johann Philipp Spitta)


Das Böse und den Bösen lernt man am genauesten kennen durch scharfen, entschiedenen Widerstand. Das kleinste Nachgeben verschleiert, verdunkelt seinen eigentlichen Charakter. Es ist, als ob er den Leuten, die ihm die Freude machen, daß sie ihm ein bißchen nachgaben, sofort das unangenehme Bewußtsein verscheuchen dürfe, es wirklich mit ihm zu tun zu haben. Und das ist ihm gerade der Hauptpunkt. Sobald man gar nicht daran denkt, daß man es mit einem so furchtbaren Feinde zu tun habe, läßt die Angst, die ins Gebet treibt und die Aufmerksamkeit nach, und er hat halb oder dreiviertel gewonnen. Die Versuchung wird aber sofort abgewendet, wenn man fest im Glauben Widerstand leistet. Dann hat der Böse keinen Teil an uns. Er kann nur im Trüben fischen. Unter Glauben ist hier das Vertrauen auf den Sieg Jesu und seine Bereitwilligkeit, uns zu helfen, zu verstehen. Der Tag und die Zeit, die Lust und das Herz - alles gehört schon Jesus, und sobald wir ihm sein Eigentumsrecht bestätigen, versteht er uns gegen den Teufel zu schützen. Ein Blick auf Jesus: ist dieser Plan, diese Sehnsucht, dieses Verlangen nach deinem Herzen oder dir schnurstracks zuwider? Blitzschnell taucht darüber die Klarheit auf und dann kann der Sieg da sein.
Herr Jesus, laß uns nicht im Dunkel und in Ungewißheit, was nach deinem Herzen ist, und dann hilf uns sofort, uns auf deinen Willen festzulegen. Das Verscheuchen des Boten überlassen wir dann dir! Wir klammern uns an dich! Amen (Samuel Keller)

5:10 Der Gott aber aller Gnade, der uns berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christo Jesu, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, vollbereiten, stärken, kräftigen, gründen.
Ihr habt schon den Regenbogen gesehen, diese himmlische Brücke, die sich über die Ebene hinspannt: herrlich sind seine Farben, und unnachahmlich seine Verschmelzungen. Er ist prachtvoll, aber, ach, er vergeht, und siehe, er ist nicht mehr. Die herrlichen Farben zerfließen, und an ihrer Stelle erscheinen wieder die grauen Wolken, und das gewölbte Firmament erglänzt nicht mehr in den himmlischen Farben. Sie sind nicht bleibend. Wie wär‘s auch möglich? Ein herrlicher Anblick, erzeugt von flüchtigen Strahlen der Sonne und fallenden Regentropfen, wie kann der Dauer haben? Die Gnadenzüge im Wesen des Christen dürfen nicht dem Regenbogen gleichen in seiner vergänglichen Schönheit, sondern sie müssen im Gegenteil vollbereitet, gestärkt, gekräftiget, gegründet sein. Trachte, gläubiger Bruder, dass alles Gute, was du hast, etwas Bleibendes werde. Möge dein Gemüt nicht sein, wie eine Schrift, auf Sand geschrieben, sondern wie ein Denkmal, in hartes Felsgestein gehauen! Möge dein Glaube nicht einem Luftschloss gleichen, sondern möge es auferbaut sein aus einem Stoff, der das schreckliche Feuer zu überdauern vermag, wodurch das Holz, Heu und Stoppeln des Heuchlers verzehrt wird. Seid gegründet und gewurzelt in der Liebe. Eure Überzeugungen seien fest, eure Liebe aufrichtig, euer Verlangen wahrhaftig. Möge euer ganzes Leben so gegründet und vollbereitet sein, dass alle Schrecken der Hölle und alle Stürme der Erde nie und nimmer imstande sind, euch zu erschüttern. Aber achtet darauf, wie diese Gnade erlangt wird, „fest im Glauben“ gegründet zu werden. Des Apostels Worte weisen uns hin aufs Leiden als das Mittel dazu: „Die ihr eine kleine Zeit leidet.“ Es ist umsonst, dass wir hoffen, wir werden fest genug gegründet sein, wenn keine Stürme über uns kommen. Jene uralten Knorren an den Wurzeln der Eichen und jene mächtigen Risse in der Rinde der Äste zeugen von den vielen Stürmen, die über diese Riesen hinweggegangen sind, sind zugleich aber auch Beweise von der Tiefe, bis zu welcher die Wurzeln sich Bahn gebrochen haben. So wird der Christ stark und festgewurzelt durch alle Trübsale und Stürme dieses Lebens. Darum erschreckt nicht vor den stürmischen Winden des Leidens, sondern seid getrost und glaubet, dass in ihren rauen Prüfungen Gott seine Heilsabsichten an euch erfüllt. (Charles Haddon Spurgeon)

5:11 Ihm sei Ehre und Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.2)

5:12 Durch euren treuen Bruder Silvanus (wie ich achte) habe ich euch ein wenig geschrieben, zu ermahnen und zu bezeugen, daß das die rechte Gnade Gottes ist, darin ihr stehet.

5:13 Es grüßen euch, die samt euch auserwählt sind zu Babylon, und mein Sohn Markus.

5:14 Grüßet euch untereinander mit dem Kuß der Liebe. Friede sei mit allen, die in Christo Jesu sind! Amen.3)
Ach, mein Gott, mein getreuer, lieber, himmlischer Vater, wie elend und sündhaft bin ich doch, daß ich gar nicht bedenke, daß Du mein Gott seist, der mich erschaffen, daß Du mein Hüter seist, der mich bewahret, und daß Du mein Vater seist, der für mich herzlich sorget. Ach, in wie viel unnütze Sorgen stecke ich mich, und plage mein Herz mit Kümmernissen, und zwar mehr wegen irdischer Sachen, die doch plötzlich vergehen, als wegen himmlischer, die da ewig bestehen! Es hat Dein herzlieber Sohn uns so ernstlich befohlen, daß wir für Essen, Trinken, Kleidung und dergleichen nicht sorgen sollen, weil Du, allmächtiger Gott, unser Vater seiest und wohl wissest, was wir bedürfen, auch uns zu rechter Zeit damit versehen wollest. Aber ich Gottloser lasse solchen göttlichen Befehl vor Ohren und Herzen ohne alle Frucht vorüberstreichen, und bin über solche herrliche Zusage nicht vergnügt, sondern meine immerfort, Du vergessest entweder meiner, oder müssest doch meine Sorge bei Deiner Fürsorge auch haben. Ach Gott, laß mich doch solche unchristliche, ungläubige, verzweifelte Sorge aus meinem Herzen herausreißen, und bei möglicher Verrichtung meiner anbefohlenen Geschäfte Dir zutrauen, daß Du für einen mir nützlichen Ausgang, ohne mein Zuthun, genugsam sorgen werdest. Laß mich in allen meinen Anliegen mit David sagen: „Es müssen sich freuen und fröhlich sein alle, die nach Dir fragen und die Dein Heil lieben, müssen allewege sagen: der Herr sei gelobet, denn ich bin arm und elend, der Herr aber sorgt für mich.“ Laß mich, wie er, mein bebendes Herz muthig anreden: „Wirf dein Anliegen auf den Herrn, der wird dich versorgen.“ Laß stets in meinen Ohren klingen die Ermahnung des Apostels Paulus: „Der Herr ist nahe, sorget nichts; alle eure Sorgen werfet auf Ihn; denn Er sorget für euch,“ ja, Deines eignen Sohnes, meines Herrn Jesu Christi: „Hütet euch, daß eure Herzen nicht beschweret werden mit Sorgen der Nahrung.“ Laß dies meine einige Sorge sein, wie ich wegen des Zeitlichen immer ohne Sorge, wegen des Ewigen aber immer sorgsam möge erfunden werden, um Deiner väterlichen Liebe und Deiner überschwänglichen Barmherzigkeit willen. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Mit dem Wort „Frieden“ ist alles gesagt, was unser Herz wünschenswert findet, für Leib und Seele, auf Zeit und Ewigkeit. Er bezeichnet den Zustand, da wir, vornehmlich innerlich, zur Ruhe gebracht, zufrieden gestellt sind. Wer den Frieden hat, fühlt sich in einen sicheren Hafen eingelaufen, in welchem er ohne Sorge und Angst die Stürme toben und das Meer wüten sieht. Zu solchem Frieden bringt uns der Glaube an Christus Jesus, der sich für uns hingegeben und alles auf sich genommen hat, um uns als Kindern den Zugang zum Vaterherzen Gottes offen zu erhalten. Häufig ist wohl äußerlich kein Friede da - wie es auch nicht anders sein kann in einer Welt, die im Argen liegt. Aber das Herz kann dennoch Frieden haben, weil es dessen gewiß ist, daß alles richtig geht zur ewigen Ruhe bei Gott.
Übrigens kann nur der den Frieden haben, der, indem er glaubt, mit Christus recht vereinigt, also in Ihm ist; deswegen wünscht Petrus den Frieden denen, die in Christus Jesus sind. In Christus Jesus sind wir aber dann, wenn wir uns recht zuzueignen wissen, was Er uns erworben hat; auch wenn wir Seinen Sinn annehmen, bei dem wir von allem leidenschaftlichen Wesen - wie es den Liebhabern dieser Welt eigen ist - frei bleiben und stets auf das Halten Seiner Gebote bedacht sind. Wer so steht, dem kann der Friede nie ganz entschwinden und der weiß ihn immer wieder bei sich durch Gottes Gnade aufzufrischen.
Auch wenn man den Frieden in Jesus hat, so braucht man ihn nämlich doch immer wieder aufs neue. Er ist schon selten völlig da, weil kaum je alles in uns sich Christus unterworfen hat. Darum sollte er immer im Wachstum begriffen sein.
Sodann ist er manchen Anfechtungen ausgesetzt, namentlich von außen her. Und, wir werden viel von Angst und Sorge unter den Ereignissen des Lebens umgetrieben, bekommen oft auch die Empfindung, als hätten wir den Frieden verloren. Dies geschieht besonders darum, weil wir noch viele Fehler machen und unversehens in allerlei Torheit und Sünde hineinkommen, da dann immer der Seelenfrieden zuerst Not leidet. Oft sind's auch Anfechtungen der Finsternis, die den Frieden der Seele verdunkeln oder gar wegnehmen. Deswegen bleibt's ein wichtiger Wunsch des Apostels an die Gemeinden - von denen man doch glauben sollte, daß sie den Frieden hätten -, wenn er dennoch sagt: „Friede sei mit allen, die in Christus Jesus sind.“ Solcher Wunsch erinnert uns auch an die Notwendigkeit des Wachens und Betens, weil wir so leicht am Frieden Schaden leiden. Immer wogt's und braust's in uns, und immer handelt es sich um den Besitz des Friedens, der uns geraubt werden will.
Helfen wir einander mit Trost und Zuspruch und Fürbitte und versäumen wir nichts, daß uns doch ja der Friede erhalten bleibe! Und daß er, wenn er ferne ist, wiederkomme, damit wir einst auch im Frieden hinfahren aus diesem Jammertal als solche, die in Christus Jesus sind, in Ihm ewig geborgen! (Christoph Blumhardt)

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