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Römer, Kapitel 1

Römer, Kapitel 1

1:1 Paulus, ein Knecht Jesu Christi, berufen zum Apostel, ausgesondert, zu predigen das Evangelium Gottes,

1:2 welches er zuvor verheißen hat durch seine Propheten in der heiligen Schrift,

1:3 von seinem Sohn, der geboren ist von dem Samen Davids nach dem Fleisch

1:4 und kräftig erwiesen als ein Sohn Gottes nach dem Geist, der da heiligt, seit der Zeit, da er auferstanden ist von den Toten, Jesus Christus, unser HERR,

1:5 durch welchen wir haben empfangen Gnade und Apostelamt, unter allen Heiden den Gehorsam des Glaubens aufzurichten unter seinem Namen,

1:6 unter welchen ihr auch seid, die da berufen sind von Jesu Christo,

1:7 allen, die zu Rom sind, den Liebsten Gottes und berufenen Heiligen: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem HERRN Jesus Christus!
Wir sind gar sehr geneigt, die Heiligen der Apostelzeit als solche zu betrachten, die „Heilige“ wären in einer tiefern und ausgezeichneteren Bedeutung des Worts, als die andern Kinder Gottes. Alle sind „Heilige“, die Gott durch seine Gnade berufen, und geheiliget hat durch seinen Heiligen Geist; aber wir neigen uns doch zu der Vorstellung hin, die Apostel müssten ganz außerordentliche Leute gewesen sein, welche kaum einer ähnlichen Schwachheit, kaum solchen Versuchungen wären unterworfen gewesen, wie wir selber. Dennoch vergessen und verfehlen wir, wenn wir das meinen, die Wahrheit, dass, je mehr ein Mensch vor Gott wandelt und in Gott lebt, er umso mehr Anlass erhält, über sein böses Herz zu trauern, und je mehr ihn sein Meister in seinem Dienste zu Ehren zieht, umso mehr ihn Tag für Tag die Sünde kränkt und schmerzt, die aus dem Fleisch stammt. In der Wirklichkeit ist‘s so, dass, wenn wir den Apostel Paulus persönlich gekannt hätten, wir hätten denken müssen, es sei auffallend, wie gar ähnlich er den übrigen Gliedern der auserwählten Familie Gottes sei; und wenn wir mit ihm gesprochen hätten, so hätten wir sagen müssen: „Wir finden, dass seine Erfahrungen und die unsern fast dieselben sind. Er ist treuer, ernster, tiefer gegründet als wir, aber er hat mit denselben Trübsalen und Versuchungen zu kämpfen wie wir. Ja, er wird sogar in mancher Beziehung schwerer versucht als wir.“ Sehet darum die ersten Heiligen nicht an als solche, die der Schwachheiten und Sünden wären überhoben gewesen; und betrachtet sie nicht mit jener heiligen Scheu, die fast zur Anbetung wird. Ihre Heiligkeit ist auch uns erreichbar. Wir sind „berufene Heilige“, berufen von derselben Stimme, die sie zu ihrer hohen Berufung zog. Es ist jedes Christen Pflicht, mit Gewalt hindurchzudringen in den engern Kreis der Gemeinschaft der Heiligen. Darum wollen wir ihnen nachfolgen; wir wollen nachjagen ihrer Heiligung und ihrem Eifer. Wir haben dasselbe Licht, das ihnen leuchtete, die gleiche Gnade ist uns zugänglich, und warum sollten wir uns zufrieden geben, ehe wir sie im himmlischen Wesen des Gemüts erreicht haben? Sie lebten mit Jesu, sie lebten für Jesum, darum wuchsen sie wie Jesus. So wollen wir denn leben nach demselben Geist, nach dem sie lebten, und „aufsehen auf Jesum, den Anfänger und Vollender unsers Glaubens,“ so wird unsre Heiligkeit bald zum Vorschein kommen. (Charles Haddon Spurgeon)

1:8 Aufs erste danke ich meinem Gott durch Jesum Christum euer aller halben, daß man von eurem Glauben in aller Welt sagt.
Ich muss beides wissen, wann ich Gott gegen mich habe und wann ich ihn für mich habe. Paulus gibt mir über beides klaren Bericht. Wann hat der Mensch Gott gegen sich? Wann offenbart sich an ihm Gottes Zorn in seiner himmlischen Allgewalt, gegen die es keine Schutzwehr gibt? Er offenbart sich über jede Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit. Jede Entehrung Gottes, die ihn missachtet und ihm die dankbare Anbetung versagt, und jeder Bruch des Rechts, der dem Menschen versagt, was ihm gehört, bewirkt, dass Gott mir widersteht. Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit stoßen mich beide in derselben Weise aus Gottes Gnade heraus. Ich verliere sie nicht nur, wenn ich Gott vergesse, sondern auch dann, wenn ich den Menschen entehre. Gottes Zorn schützt den Menschen gegen meine boshafte Gewalttätigkeit. Ich habe aber auch dann Gott gegen mich, wenn ich zwar den Menschen nichts Übles tue und mich gegen sie brav und ehrbar verhalte, aber Gott ausweiche und gottlos bleibe. Gottlos leben heißt für sich selbst leben. Darum hat jeder Gott gegen sich, der nicht nach seinem Willen fragt, sondern nur an sich selber denkt, auch wenn er klug genug ist, um zu begreifen, dass er die anderen nicht verderben darf, da er so auch sich selber schädigte. Paulus lag es sehr daran, dass wir an der für alle gültigen Festigkeit des göttlichen Rechts nicht zweifeln. Er schärft uns ein, dass es keine Gottlosigkeit, worin sie auch bestehen mag, und keine Ungerechtigkeit, von welcher Art sie sei, gebe, bei der wir Gott auf unserer Seite haben. Ausflüchte, die meine Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit entschuldigen, gelten hier nichts, und Hintertüren, durch die ich entwischen und ungestraft gottlos und ungerecht sein könnte, gibt es nicht. Also liegt in meinem Leben Grund genug, dass Gott mir widerstrebt, und jedes Recht, mich aufzulehnen, wenn Er mir entgegentritt, ist mir genommen. Die Wahrheit zwingt mich, ihn zu ehren, auch wenn er mir schwerem Schlag mich trifft. Es ist recht und billig, dass Gott sich jeder Gottlosigkeit und jeder Ungerechtigkeit widersetzt. Eben deshalb, weil es so ist und so sein muss, sagt Paulus, hat Gott seinen Sohn gesandt und deshalb lautet die Botschaft Jesu: glaube mir; dann bist du gerecht.
O Herr, ich preise Deine Gerechtigkeit allein, nicht die meine, keines Menschen Gerechtigkeit. Wer hat Dir Anbetung und Dank gebracht? Wir versuchen es alle, für uns zu leben. Und wer gibt den anderen, was ihnen gebührt? Darum bist Du gerecht, Du allein, gerecht, wenn Du zürnst, und gerecht, wenn Du uns hilfst in deiner göttlich großen Art durch Deinen gekreuzigten Sohn. Amen. (Adolf Schlatter)

1:9 Denn Gott ist mein Zeuge, welchem ich diene in meinem Geist am Evangelium von seinem Sohn, daß ich ohne Unterlaß euer gedenke

1:10 und allezeit in meinem Gebet flehe, ob sich's einmal zutragen wollte, daß ich zu euch käme durch Gottes Willen.

1:11 Denn mich verlangt, euch zu sehen, auf daß ich euch mitteile etwas geistlicher Gabe, euch zu stärken;

1:12 das ist, daß ich samt euch getröstet würde durch euren und meinen Glauben, den wir untereinander haben.

1:13 Ich will euch aber nicht verhalten, liebe Brüder, daß ich mir oft habe vorgesetzt, zu euch zu kommen (bin aber verhindert bisher), daß ich auch unter euch Frucht schaffte gleichwie unter andern Heiden.

1:14 Ich bin ein Schuldner der Griechen und der Ungriechen, der Weisen und der Unweisen.

1:15 Darum, soviel an mir ist, bin ich geneigt, auch euch zu Rom das Evangelium zu predigen.

1:16 Denn ich schäme mich des Evangeliums von Christo nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die da selig macht alle, die daran glauben, die Juden vornehmlich und auch die Griechen.1)
DIe verblente gottlose Welt/ veracht die selige Predigt des Euangelii / als ein Lere/ die nur ergernis und unordnung anrichte. Wie S. Paulus i Cor. i zeuget/ da er spricht / Wir predigen den gecreutzigten Christ/ den Juden eine ergernis/ und den Griechen eine torheit.
Die Gleubigen aber wissen und erfaren/ das/ so sie Gottes wort hören/ lesen oder betrachten/ und mit glauben annemen/ es jnen eine Göttliche krafft und weisheit ist/ da durch sie vergebung der sünden/ den heiligen Geist (Gal. iii. Act. x.) trost in allerley anfechtung etc. empfahen.
Der heilig Geist aber gibt zeugnis jrem Geist/ das sie durch Christum/ von des Teufels gewalt / das ist/ von der Sünden last/ und des Todes furchte/ erlöset/ Gottes kinder seien/ welche in kindlicher zuversicht/ Gott auch anruffen/ als jren lieben Vater.
Werden also gesterckt/ und wachsen jmer fort/ in der krafft Christi/ durch die gnade des Vaters/ und trost des heiligen Geists.
Das lasse eine unaussprechliche gnade und allmechtige krafft Gottes sein/ in denen so da gleuben und selig werden/ welche das Euangelium des grossen Gottes/ und unsers Heilands Jhesu Christi/ in jnen wircket und schaffet. (Johannes Bugenhagen)

1:17 Sintemal darin offenbart wird die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie denn geschrieben steht: „Der Gerechte wird seines Glaubens leben.“
Ich werde nicht sterben. Ich kann an den Herrn, meinen Gott, glauben, ich glaube an Ihn, und dieser Glaube wird mich lebendig erhalten. Ich möchte unter diejenigen gezählt werden, die in ihrem Wandel gerecht sind; aber selbst wenn ich vollkommen wäre, würde ich nicht versuchen, durch meine Gerechtigkeit zu leben; ich würde mich an das Werk des Herrn Jesu anklammern und durch den Glauben an Ihn und durch nichts andres leben. Wenn ich im stande wäre, meinen Leib für den Herrn Jesum brennen zu lassen, so wollte ich doch nicht meinem eignen Mut und meiner Beständigkeit trauen, sondern immer noch durch den Glauben leben.
„Wär´ ich ein Märtyrer am Pfahl,
Mich müßte Jesu Blut versühnen,
Und seine Wunden, seine Qual;
Ich könnte keine Gnad´ verdienen.“
Durch den Glauben leben ist weit sicherer und glücklicher als durch Gefühle oder durch Werke leben. Die Rebe hat ein besseres Leben im Weinstock, als sie es für sich allein haben würde, selbst wenn´s ihr möglich wäre, getrennt vom Stamm zu leben. Leben, indem man sich an Jesum anklammert und alles von Ihm empfängt, ist etwas Süßes und Heiliges. Wenn sogar der Gerechte in dieser Art leben muß, wieviel mehr ich, der ich ein armer Sünder bin! Herr, ich glaube. Ich muß Dir ganz trauen. Was kann ich anders tun? Dir vertrauen ist mein Leben. Ich fühle, daß es so ist. Ich will hierbei bleiben bis ans Ende. (Charles Haddon Spurgeon)


Bringt mir nicht das Evangelium Gottes Gnade? O ja, sie ist in Gottes Offenbarung der Anfang und das Ende. Die Gnade macht, dass es eine Offenbarung Gottes für uns gibt, und dass diese Offenbarung durch das Evangelium geschieht, das mir den Christus zeigt, und dass dieses Evangelium mich zum Glauben beruft. Gottes Gnade stellt die Gemeinschaft zwischen ihm und mir her und gibt mir meinen Anteil an Ihm. Wenn ich aber von Gottes Gnade spreche, so rede ich von Gottes Gabe. Der gnädige Gott ist der gebende Gott. Was gibt er mir? Paulus antwortet: Er schafft zwischen sich und dir Gerechtigkeit, Jetzt ist mir die Gnade in ihrer Größe, Wahrheit und Macht gezeigt. Sie stiftet zwischen Gott und mir Gemeinschaft. Sowie aber Gemeinschaft zwischen uns muss so geregelt sein, dass es der Wahrheit entspricht und jedem das Seine gibt. Meine Gemeinschaft mit Gott kann nur dann bestehen, wenn mir Gott als Gott in seiner reinen, von aller Bosheit getrennten Heiligkeit offenbar ist, und ich als Mensch vor ihm stehe, ganz ans Licht gebracht und von allem Schein entkleidet, ganz in die Wahrheit gestellt und ihr gehorsam gemacht, fähig und willig, Gott ganz zu geben, was sein ist. Dächte ich mir eine Gnade, die nicht Gerechtigkeit schüfe, so machte ich aus ihr eine parteiische Gunst, die sich vom göttlichen Gesetz löst und den Widerspruch gegen das Sündliche aufgibt. So mutete ich ihr auch das Böse zu und brächte sie mit dem zusammen, was Gott als sündlich verwirft. Mit dieser Verderbnis meines Gottesbildes hätte ich das Evangelium verworfen und mich von Jesus getrennt. Ich hätte mir damit aber auch verborgen, was mich in Gefahr bringt, wofür ich bei Gott Heil und Hilfe zu suchen habe. So machte ich den Versuch, meine Ungerechtigkeit zu behalten und sie auch in der Gemeinschaft mit Gott zu pflegen. An diesem Versuch würde ich verderben. Darum ist es die Vollendung der Gnade, dass Gottes Gerechtigkeit an mir offenbar wird. Damit tritt Gott heran zu mir, dem Ungerechten, macht das Krumme gerade, das Unreine rein und das Verwerfliche ihm wohlgefällig. Das ist das Meisterstück Gottes, der Triumph seiner Gnade; das ist mein Heil. Wie geschieht nun aber die Offenbarung der Gerechtigkeit Gottes? Paulus sagt mir: Dadurch geschieht sie, dass Gott aus dir den Glaubenden macht. Sie ist deshalb vorhanden, weil ich glaube, und dazu da, damit ich glaube. Nun erhält Gott, was Ihm gehört; Er ist der Schaffende, Er der Gebende, Er allein gerecht; und ich habe empfangen, was ich bedarf; ich bin der Ungerechte, dem verziehen ist; ich bin der, der nicht wirken kann; meine Werke gelten vor Gott nichts; ich bin der, der glauben darf, und gebe damit Gott, was Er von mir verlangt. Nun ist Gott verherrlicht und ich bin in das Leben versetzt. Darin ist Gottes Gerechtigkeit offenbar.
Wenn Du, Herr Gott, uns offenbar wirst, dann jubelt die Seele im Anblick deiner wunderbaren Gerechtigkeit. Eins ist Dein Wille in herrlicher Einheit; eins sind Deine Gnade und Deine Gerechtigkeit und Du einigst, was getrennt war, mich in meiner Schuld und Not und Dich, der Du im Licht wohnst. Was kann ich tun? Das, was Du mir sagst, glauben, danken, mich freuen in Dir. Amen. (Adolf Schlatter)

1:18 Denn Gottes Zorn vom Himmel wird offenbart über alles gottlose Wesen und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit in Ungerechtigkeit aufhalten.

1:19 Denn was man von Gott weiß, ist ihnen offenbar; denn Gott hat es ihnen offenbart,

1:20 damit daß Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird ersehen, so man des wahrnimmt, an den Werken, nämlich an der Schöpfung der Welt; also daß sie keine Entschuldigung haben,

1:21 dieweil sie wußten, daß ein Gott ist, und haben ihn nicht gepriesen als einen Gott noch ihm gedankt, sondern sind in ihrem Dichten eitel geworden, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert.

1:22 Da sie sich für Weise hielten, sind sie zu Narren geworden

1:23 und haben verwandelt die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes in ein Bild gleich dem vergänglichen Menschen und der Vögel und der vierfüßigen und der kriechenden Tiere.

1:24 Darum hat sie auch Gott dahingegeben in ihrer Herzen Gelüste, in Unreinigkeit, zu schänden ihre eigenen Leiber an sich selbst,

1:25 sie, die Gottes Wahrheit haben verwandelt in die Lüge und haben geehrt und gedient dem Geschöpfe mehr denn dem Schöpfer, der da gelobt ist in Ewigkeit. Amen.

1:26 Darum hat sie auch Gott dahingegeben in schändliche Lüste: denn ihre Weiber haben verwandelt den natürlichen Brauch in den unnatürlichen;

1:27 desgleichen auch die Männer haben verlassen den natürlichen Brauch des Weibes und sind aneinander erhitzt in ihren Lüsten und haben Mann mit Mann Schande getrieben und den Lohn ihres Irrtums (wie es denn sein sollte) an sich selbst empfangen. 2)

1:28 Und gleichwie sie nicht geachtet haben, daß sie Gott erkenneten, hat sie Gott auch dahingegeben in verkehrten Sinn, zu tun, was nicht taugt,
Wenn die Probe kommt, ob die Vernunft allein - ohne den Geist Gottes - ihre Aufgabe erfüllen soll, ganz säuberlich und ohne Vorurteil zu unterscheiden, was wahr oder unwahr ist, hat sie die natürlichen Menschen noch immer im Stich gelassen. Göttliche Dinge kann sie erst recht nicht von sich aus durch angestrengtes Denken finden, richtig erkennen und beurteilen. Ohne das Gewissen des Menschen wäre er der kritiklosen Vernunft ganz rettungslos ausgeliefert. Vernunft ohne Gewissen macht pfiffige Schurken. Im Gewissen aber ist die Handhabe, die Wohnung, das Werkzeug des Geistes des Menschen. Wenn dieses geistige Gewissen nun Eindrücke vom Geist Gottes erhält, kommt die Entscheidung, ob es sich diesem Zeugnis ausliefern will. Dann erst bekommt Gottes Geist die Möglichkeit, von hier aus den ganzen Menschen zu regieren. Dann gibt es aber für viele soziale Fragen ein Umdenken, was die Schrift Sinnesänderung nennt und was Luther mit Buße übersetzt. Nachher kann die Vernunft wieder als eine gereinigte Magd zu Ehren kommen, und dann kann auch ihr Denken, wie ein Philosoph mal im Scherz gesagt hat, ein Gottesdienst werden.
Reinige, Herr Jesu, meinen Sinn, mein Denken und Trachten; alle meine geistigen Gaben und Kräfte sollen dir offen stehen, damit du mich ganz brauchen könntest zu deinem Dienst. Es soll in mir nichts bleiben, was sich deiner Wirkung entzieht! Amen. (Samuel Keller)

1:29 voll alles Ungerechten, Hurerei, Schalkheit, Geizes, Bosheit, voll Neides, Mordes, Haders, List, giftig, Ohrenbläser,

1:30 Verleumder, Gottesverächter, Frevler, hoffärtig, ruhmredig, Schädliche, den Eltern ungehorsam,

1:31 Unvernünftige, Treulose, Lieblose, unversöhnlich, unbarmherzig.

1:32 Sie wissen Gottes Gerechtigkeit, daß, die solches tun, des Todes würdig sind, und tun es nicht allein, sondern haben auch Gefallen an denen, die es tun.3); 4)
Herr, mein Gott, wie bist Du so groß und wunderbar! Kein Verstand kann Dich verstehen. Keine Vernunft kann Dich vernehmen. Kein Begriff kann Dich begreifen. Kein Gedanke kann Dich durchdenken. Ewiger, Unendlicher, Allgenugsamer, Du bist dem Gemächte aus Staub, Du bist dem Geschöpfe von gestern zu wunderbar und zu hoch! Du Seliger, Du Gewaltiger, Du König aller Könige, Namen nennen Dich nicht, und Lieder singen Dich nicht! Licht ist das Kleid, das Du anhast. Der Himmel ist Dein Thron, die Erde ist Dein Schemel, die Wolken sind Dein Wagen, der Donner ist Deine Stimme, der Blitz ist Deine flammende Rechte, jeder Stern ist ein Auge Deiner Allwissenheit. Herr, mein Gott, wie bist Du so groß und wunderbar! Wie redest Du aus der Schöpfung und Natur zu uns, also daß wir keine Entschuldigung haben! Und doch haben die Heiden Dich nicht erkannt, noch Dich als ihren Gott gepriesen und gedankt, und Du hast sie dahingeben müssen aus gerechtem Gerichte in ihrer Herzen schändliche Gelüste. Habe Dank, daß Du mir mehr gegeben hast als den armen Heiden, daß ich die Klarheit Deines Evangelii besitze, um Dich nicht nur als meinen Gott und Schöpfer, sondern auch als meinen Vater in Christo zu erkennen und zu lieben, und durch den Glauben an Deinen Sohn gerecht und selig zu werden. Ich bezeuge, daß ich in diesem Glauben leben und sterben will, und von ganzem Herzen umfasse ich die Gnade, welche Christus mir bereitet hat, damit alle meine Sünden in dem Verdienste seines Todes und Leidens begraben werden. Möge sie immer reicher mir zu Theil werden! Möge ich durch sie einst bestehen vor dem Richterstuhl und Christi Bild dann an mir tragen! Möge Erde und Himmel es sehen, wie abgewaschen, wie geheiligt, wie gereinigt, wie selig ich geworden bin im Blute Jesu Christi! Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Gleichwie es der Hauptzweck der Epistel an die Römer ist, zu zeigen, daß vor Gott kein Mensch besser sey, als der andere, sondern daß alle auf einerlei Weise - aus lauter Gnade - durch den Glauben an Christum - gerecht und selig werden - ohne Unterschied des Volks, es seyen Juden oder Heiden, - so fängt der Apostel Paulus in diesem Kapitel an, den großen Unglauben und die öffentliche Gottlosigkeit der verderbten Menschen an dem Exempel der Heiden vorzustellen.
Er zeiget nämlich auf's klarste, daß sie von dem Weg der Seligkeit weit entfernt seyen, indem sie Gott aus den Creaturen nicht so erkannt und geehrt haben, wie sie gesollt und gekonnt hätten, sondern sie seyen auf närrische Abgötterei gerathen, in verkehrten Sinn dahingegeben - und auf solche Laster verfallen, die jedermann Abscheu und Entsetzen verursachen, unfehlbar aber Gottes Zorn vom Himmel nach sich ziehen müssen.
Sonderlich haben wir zu lernen, welch eine schreckliche Sünde es sey, die Wahrheit in Ungerechtigkeit aufzuhalten - und mit Verachtung einer erkannten Wahrheit wider besser Wissen und Gewissen zu sündigen. Denn dadurch wird Gott nach andern Strafen gereizt, daß Er solchen Menschen in verkehrten Sinn also verfallen lasset, daß kein Laster so abscheulich ist, welches ein solcher nicht sollte begehen können.
Da nun die Heiden, die doch nur das Licht der Natur gehabt, wegen dieses unverantwortlichen Mißbrauchs so bestrafet worden sind, so ist leicht abzunehmen, wie es vielen vermeinten Christen gehen werde, die neben dem Licht der Natur auch das geoffenbarte Wort Gottes haben - und doch so oft durch muthwillige Sünden dawider sich vergreifen.
Gott lasse uns alle erkennen, daß an jenem Tage auf den Mißbrauch einer größeren Gnade auch ein unerträglicheres Gericht folgen werde, und regiere uns durch Seinen heiligen Geist, daß wir das Licht der göttlichen Erkenntniß allezeit zu Seiner Verherrlichung - und zu unserer Seelen Erbauung und Besserung anwenden mögen. (Veit Dieterich)

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