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Johannes, Kapitel 14

Johannes, Kapitel 14

14:1 Und er sprach zu seinen Jüngern: Euer Herz erschrecke nicht! Glaubet an Gott und glaubet an mich!
Wer glauben kann, daß ihn Jesus liebt, der hat nicht Ursache sich zu betrüben über irgend ein Unglück oder Leiden, die Sünde ausgenommen, die das größte Unglück und Leiden ist, die allerdings Betrübniß verdient. Doch auch darüber soll die Betrübniß nicht zum Verzagen, sondern zum Glauben, zum Trost, zur Freude führen: weil auch der Sünder, so bald er betrübt ist über seine Sünde, gewiß sein darf, Jesus, der Sünder Freund, liebt mich, sucht mich, will mich auf- und annehmen, begnadigen und beseligen. Soll das nicht Freude machen? Außerdem aber kommt gewiß nichts Betrübendes über uns, das uns nicht aus lauter Liebe und Weisheit von dem zugeschickt ist, der uns nur schlägt, um uns zu heilen, nur tödtet, um uns lebendig zu machen. Es sind lauter Liebesschläge, die uns näher zu ihm hintreiben, inniger mit ihm vereinigen sollen. Wir sind böse Kinder, wir folgen Gott nicht aufs Wort; darum muß er uns mit der Ruthe oder Peitsche heimholen. Kommen wir bald, verstehen wir seine Liebe, so weicht auch die Zucht bald. Deine Betrübniß soll dir also nicht die Liebe Jesu verdunkeln, sonst ist sie eine schwarze Wolke aus der Hölle. Bist du betrübt, so denke: Jesus liebt mich, sucht mich, darum betrübt er mich; weil ich ihm noch nicht nahe genug bin, er will mich näher haben, er will mich mehr lieben, als ich mich bisher habe lieben lassen. (Johannes Goßner)


Der Glaube ist ein beständiges Nehmen und Schöpfen aus der durch Jesus uns geöffneten Lebensfülle Gottes. Nähre dich täglich aus Gott! Dann wird deine Seele still, dein Geist gesättigt, du kannst wachsen, dich entwickeln und entfalten für Gott. Wandle täglich im Glauben, und der Herr wird dich nähren mit den reichen Gütern Seines Hauses. Wie der Unglaube Sache des Willens und des Herzens ist, so ist auch der Glaube Sache des Willens und des Herzens. Du kannst ungläubig sein, das will sagen: du kannst dich Gott verschließen; du weißt es, dass Er ruft, aber du willst Ihn nicht lieben, du willst nicht in Seiner Gemeinschaft stehen. Du kannst aber auch gläubig sein, kannst dich Gott öffnen, Ihn lieben, auf Seinen Willen eingehen, nehmen, was Er dir anbietet. Wer die Wahrheit liebt, der sucht sie, läuft ihr nach, dürstet und ringt nach Wahrheit. Wer die Sünde liebt und übt, kann keinen Glauben haben, er lebt ja in Feindschaft wider Gott und tut das, was man in Gottes Gemeinschaft unmöglich tun kann. Die Sünde macht im Unglauben stark. Wenn wir jemand prahlen hören mit seinem Unglauben, so können wir versichert sein, dass ein solcher in allerlei Sünden steckt, eine gemeine Seele hat und Dinge tut, die schädlich, schändlich und hässlich sind. Wie steht es nun mit dir, lebst du im Glauben oder im Unglauben? Entscheide dich! Und wenn du jammerst über deinen Unglauben, wenn du dir sagen musst: es darf und kann nicht so weitergehen, o, so tue, was du tun kannst: wende dich zum Glauben, indem du anfängst, im Wort und im Gebet zu leben. (Markus Hauser)


Als der Engel des HErrn den Hirten bei Bethlehem erschien, und die Herrlichkeit des HErrn sie umleuchtete, fürchteten sie sich sehr; weßwegen der Engel zu ihnen sagte. fürchtet euch nicht, siehe, ich verkündige euch große Freude u.s.w. Furcht und Schrecken überfiel auch die Jünger bei einem außerordentlichen Fischzug, den sie nach dem Worte Jesu thaten, bei einem Sturm auf dem Meer, und bei Seiner Verklärung auf dem Berg. Als Jesus hernach zu verstehen gab, daß Er bald von ihnen gehen, und sie Ihn über ein Kleines nicht mehr sehen werden, so bedurften sie auch des Zuspruchs: euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht. Von Jesu aber sagt die heilige Schrift, daß Er betrübt gewesen sei, niemals aber, daß Er erschrocken sei oder Sich gefürchtet habe. Die Traurigkeit kann also ein reiner Affekt sein, Furcht und Schrecken aber niemals. Die Traurigkeit kann bei dem Frieden Gottes und bei einem völligen Glauben statt haben, Furcht und Schrecken aber sind immer dem Glauben entgegen gesetzt. Wenn dem Menschen etwas Ungemeines vorkommt, wovon er die liebliche Gestalt oder den Nutzen, oder wenigstens die Unschädlichkeit nicht alsbald erkennt, so fürchtet er sich und erschrickt. Wie aber, wenn er glauben könnte, er stehe mit seinem Leib und seiner Seele unter der gnädigen Vorsorge Gottes, der HErr sei ihm nahe, ihm müsse Alles zum Besten dienen, das Sterben selber sei sein Gewinn, und nicht Alles, was ungewöhnlich ist, sei schädlich: würde er wohl sich fürchten? Würde er erschrecken? Mit nichten. Aber an diesem Glauben liegt’s eben. Wer nur immer glaubig genug wäre, wer nur immer in dem Glauben, den er schon hat, sich recht fassen und besinnen könnte, der würde der Furcht und des Schreckens in allen Fällen überhoben sein. Im Himmel wird es oft neue Erscheinungen der Herrlichkeit Gottes geben. Es wird oft etwas Neues, Prächtiges zum Vorschein kommen, das den Glanz, den die Hirten bei Bethlehem sahen, weit übertreffen wird: bei den Engeln und den Geistern der vollendeten Gerechten wird aber keine Furcht und kein Schrecken entstehen, weil sie Gott als Liebe genugsam kennen, und von Seiner Huld ganz vergewissert sind.
Der Glaube an Gott und Christum befreiet von der Furcht und dem Schrecken. Gott ist das höchste, weiseste, mächtigste, gütigste und Alles erfüllende Wesen. Er ist wahrhaftig in Seinem Wort, und treu in demjenigen, was Er verheißt. Er ist allein gut. Ihn haben und genießen ist mehr, als Himmel und Erde besitzen. Er ist der Lebendige, und wer Ihn hat, der hat das ewige Leben. Dieses Alles faßt der Glaube, insofern er ein Glaube an Gott ist. Christus aber ist der Mittler zwischen Gott und den Menschen und der Weg zum Vater. Er ist unsere Versühnung, unsere Gerechtigkeit, und der Fürsprecher für uns. Um Seinetwillen ist uns Gott günstig; um Seinetwillen werden wir begnadigt und begabt. HErr Jesu, erhalte und stärke meinen Glauben an Gott, und meinen Glauben an Dich, und befreie mich dadurch von der Furcht, die da Pein hat. (Magnus Friedrich Roos)

14:2 In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, so wollte ich zu euch sagen: Ich gehe hin euch die Stätte zu bereiten.

14:3 Und wenn ich hingehe euch die Stätte zu bereiten, so will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, auf daß ihr seid, wo ich bin.

14:4 Und wo ich hin gehe, das wißt ihr, und den Weg wißt ihr auch.

14:5 Spricht zu ihm Thomas: HERR, wir wissen nicht, wo du hin gehst; und wie können wir den Weg wissen?

14:6 Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.1)
Christus ist der alleinige Weg zum Vater. Unser Gewissen, wenn es erweckt ist, läßt uns den heiligen und gerechten Gott fürchten. Solange der Fluch nicht weggenommen, die Schuld nicht gesühnt ist, gibt es für keinen, wer er auch sei, Friede, Gemeinschaft mit Gott, ein Kommen zum Vater.
Jesus aber ist der Weg zur Vergebung der Sünden, die uns los macht vom bösen Gewissen und mit Gott versöhnt. Denn er ist es, der um teuren Preis das Lösegeld für unsere Schuld erworben hat. Gott hätte seinen geliebten Sohn nicht also in Schmach und Schmerz des Todes gegeben, wenn es irgend einen anderen Weg zur Versöhnung für uns gegeben hätte. Jesus Christus ist's allein, durch den und in dem der gefallene Mensch Zugang zu Gott hat, ihn Vater nennen und ihm nahen darf mit seinen Bitten und Anliegen.
Jesus ist auch der Weg zur Heilung von der Sünde. Er ist im Namen aller und für alle, die an ihn glauben, der Sünde gestorben (Röm. 6,11), hat dem Tode und Teufel die Macht genommen und die Welt überwunden. Jeder andere Weg, der Sünde Herr zu werden, all unsere Arbeit, unsere Gerechtigkeit vor menschlichem Urteil und Aufrichtigkeit in den eigenen Augen hilft und außer Christus nichts. Christus ist uns gemacht zur Heiligung, zur Gerechtigkeit und zur Erlösung.
Jesus ist auch der Weg zu allen Gaben und Gnaden Gottes. Der Vater hat ihm alles übergeben; es ist Gottes Wohlgefallen gewesen, daß in ihm alle Fülle wohnen sollte. Wer den Sohn nicht hat, der hat den Vater nicht. Wohl uns, daß der Sohn dem hilfesuchenden Sünder verheißt: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen (Joh. 6,37). (Hermann Heinrich Grafe)


Solange nur die Natur zu uns spricht, gibt es für uns kein Ziel, und wenn es kein Ziel gibt, so gibt es auch keinen Weg. Wir brauchen einen Weg erst dann, wenn es ein Ziel gibt, zu dem wir wandern. Thomas aber kannte das Ziel. Wie könnte er Jünger sein, ohne dass ihm das Ziel mit seinem leuchtenden und lockenden Glanz erschienen wäre? Zum Vater kommen, das ist das Ziel. Jetzt wird aber die Frage dringend: was ist der Weg? Ein Ziel vor Augen haben, ohne einen Weg zu sehen, das ist nicht Hilfe, sondern vertiefte Not. Jesus sagt zu Thomas: wie blind bist du! Du siehst den Weg nicht? Ich bin der Weg. Der ist mein Weg, der mich zum Vater bringt. Das tue ich dir, sagt Jesus, und darum bin ich dein Weg. Wie gehe ich den Weg? Wann bin ich auf jener seligen Wanderung, die der entlaufene Sohn antrat, als er sich entschloss, zum Vater zu gehen? Ich bind er Weg, sagt Jesus; weil du mit mir in Verbindung bist, wanderst du auf dem Weg. Weichst du von mir, so verlässt du den Weg; bleibst du bei mir, so bist du auf dem Weg. Was von Jesus zu uns kommt, bewegt uns. Sein Wort erstarrt nicht in uns, als wäre es eine ruhende, unbewegliche Habe. Es zieht, treibt, drängt mich. Ist Jesu Wort das, was mich bewegt, dann schreite ich auf dem Weg voran, auf dem Weg zu Gott. Sein Wort beschäftigt mich nicht einzig mit Gottes Werk, das ich beschauen und verstehen darf. Sein Wort ist Gebot und beruft mich zur Tat und Tat ist Bewegung, die nach dem Ziel strebt. Wann ist mein Handeln wirklich eine voranschreitende Bewegung, die auf dem Weg bleibt und daher auch zum Ziel führt und mich zum Vater bringt? Ich bin der Weg, sagt Jesus; bewahre mein Gebot; tue, was ich dich tun heiße; folge mir nach. Du läufst umsonst und mühst dich mit deinem Werk vergeblich ab, wenn es deinen Willen erfüllen soll. Du baust dir nicht selbst die Straße, die dich zum Vater bringt. Du kommst durch mich zu Ihm.
Die Wege des Menschen, Herr, heiliger Gott, führen nicht zum Ziel. Bewahre mich davor, dass ich Zeit und Kraft auf eigenem Weg verzehre. Ich wende mich zu Deiner Gnade, die mir verspricht, Du wollest mich führen, weg vom Schein hinein in die Wahrheit, weg vom Tod hinein in das Leben und mich ans Ziel bringen. Von Dir kommt unser Leben, zu Dir strebt es. Du bist das Ziel. Amen. (Adolf Schlatter)

14:7 Wenn ihr mich kenntet, so kenntet ihr auch meinen Vater. Und von nun an kennt ihr ihn und habt ihn gesehen.2)

14:8 Spricht zu ihm Philippus: HERR, zeige uns den Vater, so genügt uns.

14:9 Jesus spricht zu ihm: So lange bin ich bei euch, und du kennst mich nicht, Philippus? Wer mich sieht, der sieht den Vater; wie sprichst du denn: Zeige uns den Vater?
Kennen wir den Herrn Jesum Christum? - Du denkst vielleicht: „Das ist eine sonderbare Frage! Ich bin ja kein Heide oder Jude, sondern ein Christ, auf Christi Namen getauft, nach Christi Namen genannt, zur Erkenntniß Christi von Kind auf unterwiesen; wie sollte ich ihn denn nicht kennen?“ Antwort: „Wenn die Frage: kennest du den Herrn Jesum Christum? nicht mehr bedeutete als: hast du eine geschichtliche Kenntniß von ihm, von seiner Person, seiner Würde, seinem Leben, seiner Lehre, seinem Leiden, Sterben, Auferstehen und allem dem, was über ihn geschrieben steht? dann verwundertest du dich billig. Aber die Frage will mehr sagen. Es ist eine Frage nach deinem Glauben, deiner Hoffnung, deiner Liebe; nach dem, was dir Christus ist, und ob er dir alles das ist, was er dir nach dem Zeugnisse des Wortes Gottes zu deiner Seligkeit sein will und sein muß. Und weil ja leider viele Christen so gesinnet sind und wandeln, als wüßten sie nichts von ihm, so solltest du dich diese Frage nicht befremden, sondern zu der Gegenfrage erwecken lassen: „Woran merken wir, daß wir Christum kennen?“ Es steht aber geschrieben 1 Joh. 2, 3-6: „An dem merken wir, daß wir ihn kennen, so wir seine Gebote halten. Wer da sagt: Ich kenne ihn, und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in solchem ist keine Wahrheit. Wer aber sein Wort hält, in solchem ist wahrlich die Liebe Gottes vollkommen. Daran erkennen wir, daß wir in ihm sind. Wer da sagt, daß er in ihm bleibet, der soll auch wandeln, gleichwie er gewandelt hat.“ Das Halten seiner Gebote oder seines Wortes, und die Nachfolge seiner Fußstapfen, das ist es, daran merken wir, daß wir ihn kennen. Denn wer ihn kennt, der wird ihn lieben, und wer ihn liebt, der wird ihm anhangen, gehorchen und nachfolgen. Wenn man sich nach diesen Merkmalen unter den Christen umsteht, dann hätte Johannes der Täufer noch heutiges Tages Recht, zu vielen Christen zu sagen: „Er ist mitten unter euch getreten, den ihr nicht kennet!“ dann wird der Herr noch jetzt über viele nicht anders urtheilen können, als er über jene (Joh. 8, 19.) urtheilte: „Ihr kennet weder mich, noch meinen Vater.“ Aber lasset uns unser selbst wahrnehmen, ob wir uns selbst nicht täuschen, ob bei uns die gewissen Merkmale einer wahren Bekanntschaft und Gemeinschaft mit dem Herrn Jesu vorhanden sind. Und wo es da mangelt, da wollen wir uns treulich ermahnen, daß wir in Wahrheit andere es merken lassen: wir kennen ihn und sind von ihm erkannt, denn wir halten seine Gebote und thun, was vor ihm gefällig ist. (Carl Johann Philipp Spitta)


Was Philippus begehrt hat, war die Sehnsucht manches Frommen: wenn es doch nur irgend eine Stelle gäbe, an der Gott sichtbar würde! Wenn zwischen dem natürlichen Geschehen irgendwo Gottes Finger greifbar herausragte, wenn über der Geschichte irgendeinmal Gottes Gestalt sichtbar schwebte, wenn uns im Verlauf des inwendigen Erlebens dann und wann ein Anblick Gottes zuteil würde, wäre das nicht ungleich mehr als das, was uns gegeben ist? Wäre uns nicht dadurch die gesamte Führung des Lebens mächtig erleichtert? Zeige uns den Vater, sagte Philippus; dann bleibt mein Herz fest, auch wenn du geschändet und gemartert am Kreuz hängst. Wenn der Vater über dir sichtbar wird, dann wollen wir glauben, wollen leiden, wollen warten. Wer Gott geschaut hat, wohnt in fester Burg. War dies nicht auch die Sehnsucht der alttestamentlichen Frommen? Worin bestand die Herrlichkeit des Paradieses? Nicht darin, dass Gott dort sichtbar mit dem Menschen verkehrte? Hat nicht Mose nach allem, was ihm zum Zeichen Gottes geworden war, gebeten: lass mich dein Angesicht schauen? Du begehrst, sagt Jesus zu Philippus, nach dem, was du nicht bekommen kannst, weil du dir nicht aneignest, was dir gegeben ist. Es gibt freilich nichts Herrlicheres, als den Vater zu sehen. Du kannst nicht bei meinem Kreuz stehen, wenn du ihn nicht siehst, sondern nur die Menschen siehst und den Tod beschaust.
Kindschaft Gottes kannst du nicht empfangen und bewahren, wenn du den Vater nicht siehst. Du siehst ihn aber; denn du siehst mich. Davon wendest du dich weg und schaust sehnsüchtig nach dem Himmel, dass sich dir Gott dort zeige. Gott wird sichtbar durch sein Werk. Er selbst, der Wirker, bleibt verborgen; aber sein Werk zeigt ihn uns; denn es ist sein Bild. Dasjenige Werk und Bild Gottes, das uns ihn in seiner ganzen Gnade und Größe sichtbar macht, ist sein Sohn, der, der im Fleisch das Wort Gottes ist, der, der in unserer Gestalt Gottes Gestalt besaß. Das ist das Sichtbarwerden Gottes, das mir bereitet ist. Auch hier ist die Hülle, die Gottes Gegenwart bedeckt, nicht weggetan. Über das Himmlische ist das Natürliche gebreitet und Gottes Wille wird uns in der Geschichte eines Menschen offenbart. Denn Gott bleibt auch dann Gott, wenn seine Gnade zu uns strömt. Darum steigt aus dem Christenstand die große, gewaltige Hoffnung hervor: „einst werden wir einander sehen, wie Er ist.“ Dieses Ziel kann ich aber nicht erlangen, wenn ich den Vater nicht da sehe, wo er zu sehen ist, und mir Jesu Wort unverständlich bleibt: Der sieht den Vater, der Mich sieht.
Wie wird es sein, wenn wir von unserem Irrweg heimgekehrt an Deinem Halse hängen! Das sah kein Auge und hat kein Ohr gehört. Unser Hoffen kommt aber, Vater, aus Deiner Gabe. Du hast uns Deinen Sohn gegeben, damit wir an ihm sehen, was Du in Deiner Gnade für uns bist. Amen. (Adolf Schlatter)

14:10 Glaubst du nicht, daß ich im Vater bin und der Vater in mir? Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht von mir selbst. Der Vater aber, der in mir wohnt, der tut die Werke.

14:11 Glaubet mir, daß ich im Vater und der Vater in mir ist; wo nicht, so glaubet mir doch um der Werke willen.

14:12 Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere als diese tun; denn ich gehe zum Vater.

14:13 Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, auf daß der Vater geehrt werde in dem Sohne.
Mit dem hohen und erhabenen Gott als bittend, lobend und dankend reden dürfen, ist eine große Gnade und Ehre für die Menschen. Sich bei diesem Bitten Gott als einen Vater gläubig vorstellen, folglich mit einem kindlichen Geist bitten, ist noch mehr. Und im Namen Jesu Christi bitten, heißt vollends bitten, wie es dem Inhalt des Neuen Testaments gemäß ist. Zur Zeit des Alten Testaments riefen glaubige Israeliten den Jehovah an, und hatten neben dem allgemeinen Vertrauen, das man zu Seiner wesentlichen Gütigkeit hegen darf, auch diesen besondern Grund ihrer Zuversicht, daß Jehovah ihr Gott war, und einen Bund, worein viele Verheißungen eingeflochten waren, mit ihren Vätern gemacht hatte. Hernach redete Jesus in den Tagen Seines Fleisches viel von Gott als Seinem Vater, und als dem Vater der Glaubigen, und sagte Joh. 17,6. zu diesem Seinem Vater: Er habe Seinen Namen den Menschen kund gethan, die Er ihm von der Welt gegeben habe. Er sagte auch Seinen Jüngern eine Gebetsformel vor, bei deren Anfang sie sogleich zu Gott sagen sollten: unser Vater, der Du bist im Himmel. Man darf auch nicht zweifeln, daß die Jünger und Jüngerinnen Jesu damals auch in ihren andern Gebeten den Vatersnamen gegen Gott werden gebraucht haben. Ungeachtet sie nun hiedurch in ihrem Glauben ein wenig weiter fortgerückt waren, als die Glaubigen unter dem Alten Testament: so waren sie doch nicht in die ganze Klarheit des Neuen Testaments hineingedrungen: denn der Heiland konnte noch Joh. 16,24. zu ihnen sagen: bisher habt ihr nichts gebeten in Meinem Namen. Dieses war also ein neuer Aufschluß, eine neue Stufe, zu welcher der Heiland ihnen verhalf, daß sie den Vater in Seinem Namen bitten sollten. Sie sollten nämlich erkennen, daß nur Sein Verdienst sie und ihr Gebet dem Vater angenehm mache, daß sie nur durch Ihn zum Vater einen Zugang im Geist haben, daß sie Ihn nur um Seinetwillen ihren Vater nennen dürfen, daß die Kindschaft Gottes nur von Ihm als dem eingebornen Sohn Gottes durch den Glauben auf sie fließe u.s.w. Kurz zu sagen, sie sollten sich bei ihrem Bitten auf Ihn, als ihren Erlöser, verlassen und berufen.
Das Bitten im Namen Jesu erfordert also eine von dem Heiligen Geist gewirkte Erkenntniß Jesu Christi, als des Erlösers und Fürsprechers der Menschen, diese setzt aber eine gründliche Ueberzeugung von der eigenen Verderbniß, Sündenschuld und Unwürdigkeit voraus. Da nun die aufgedeckte Verderbniß und Sündenschuld von dem heiligen Gott und Vater zurückschrecken könnte, so neigt hingegen der Name Jesu das Herz des Betenden zu ihm hin, und verschafft dem Sünder die Gewährung seiner Bitte. Der HErr Jesus will thun, was man den Vater in Seinem Namen bittet. Man bittet aber den Vater um eine Gnade, und um die thätige Erweisung derselben: der HErr Jesus will aber thun, was man den Vater bittet, folglich ist Seine Gnade eine göttliche Gnade, und Seine Werke sind göttliche Werke. Der Vater will aber Alles auch geben und thun durch den Heiligen Geist; denn Er und der Sohn sind Eins.(Magnus Friedrich Roos)


Nicht jeder Gläubige hat gelernt, in Jesu Namen zu beten. Bitten, nicht nur um seinetwillen, sondern in seinem Namen, wie von Ihm dazu ermächtigt, das ist ein Gebet höherer Ordnung. Wir würden nicht wagen, um gewisse Dinge in diesem heiligen Namen zu bitten, denn das würde eine elende Entweihung sein; aber wenn die Bitte so klar eine rechte ist, daß wir wagen können, den Namen Jesu hinzuzufügen, dann muß sie gewährt werden.
Das Gebet wird um so gewisser Erfolg haben, weil der Vater dadurch in dem Sohne geehrt wird. Es verherrlicht seine Wahrheit, seine Treue, seine Macht, seine Gnade. Die Erhörung des in Jesu Namen dargebrachten Gebetes enthält des Vaters Liebe zu Ihm und die Ehre, die Er Ihm gegeben hat. Die Ehre Jesu und des Vaters sind so miteinander verbunden, daß die Gnade, welche die eine erhöht, auch die andre erhöht. Der Strom erlangt durch die Fülle der Quelle Ruhm und die Quelle wird geehrt durch den Strom, der aus ihr fließt. Wenn die Erhörung unsrer Gebete unsrem Herrn Unehre brächte, so würden wir nicht beten; aber da Er hierdurch geehrt wird, so wollen wir ohne Unterlaß beten in jenem teuren Namen, an dem Gott und sein Volk gemeinsam ihre Freude haben. (Charles Haddon Spurgeon)

14:14 Was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun.3)
Welch eine umfassende Verheißung! Was! Ob groß oder klein, alle meine Bedürfnisse sind enthalten in diesem Wort „Was“. Komm, meine Seele, fühle dich frei vor dem Gnadenthron und höre deinen Herrn zu dir sprechen: „Tue deinen Mund weit auf, laß mich ihn füllen.“
Welch eine weise Verheißung! Wir sollen immer im Namen Jesu bitten. Während dies uns ermutigt, ehrt es Ihn. Das ist ein beständiger Rechtsgrund. Zuweilen ist jeder andre Rechtsgrund verdunkelt, besonders der, den wir von unsrem eignen Verhältnis zu Gott oder unsrer Erfahrung seiner Gnade hernehmen; aber zu solchen Zeiten ist der Name Jesus so mächtig am Throne wie je, und wir können ihn mit voller Zuversicht geltend machen.
Welch eine lehrreiche Verheißung! Ich darf nicht um etwas bitten, wozu ich nicht Christi Hand und Siegel setzen kann. Ich darf nicht wagen, meines Herrn Namen bei einer selbstsüchtigen oder eigenwilligen Bitte zu gebrauchen. Ich muß meines Herrn Namen nur bei Gebeten brauchen, die Er selber beten würde, wenn Er in meinem Falle wäre. Es ist ein hohes Vorrecht, ermächtigt zu sein, im Namen Jesu zu bitten, als wenn Jesus selber bäte; aber unsre Liebe zu Ihm wird uns nie erlauben, diesen Namen auf etwas zu setzen, worauf Er ihn nicht gesetzt haben würde.
Bitte ich um das, was Jesus billigt? Darf ich sein Siegel auf mein Gebet drücken? Dann habe ich das, was ich bei dem Vater nachsuche. (Charles Haddon Spurgeon)


Das Wirken und das Bitten bindet Jesus zu einer festen Einheit zusammen. Uns liegt es näher, die Not und das Bitten miteinander zu verbinden und für die Bitte den Stoff aus dem zu gewinnen, was uns fehlt. Das ist kein verwerflicher Vorgang; denn das aus dem Schmerz geborene Gebet steht unter Gottes väterlicher Güte und Barmherzigkeit. Jesus spricht aber zu den Jüngern vom Gebet in seinem Namen und die Beziehung zum Namen und zur Sendung Jesu bekommt ihr Gebet dadurch, dass es in ihrem Dienst und Werk seine Wurzel hat. Die Jünger sprachen im Namen Jesu als die von ihm Beauftragten, die nicht ihr eigenes Wort sagen, sondern das seine, und wie sie in seinem Namen redeten, so handelten sie auch in seinem Namen und stellten nicht sich selber als die Helfer und Bringer der göttlichen gaben dar, sondern richteten den Blick aller auf Jesus, warben für ihn und schufen den Glauben an ihn. Wie sie im Namen Jesu reden und wirken, so sollen sie auch im Namen Jesu bitten, als die, denen er ihre Stellung vor Gott gab, die in seinem Auftrag handeln und das tun, was er sie tun heißt. Wie können sie wirken, wenn sie nicht um das bäten, was ihr Handeln schaffen soll? Wirksamkeit ohne Gebet wäre ein selbstisches Handeln, das heißt Sünde. Sie wollen ja nicht ihre Ehre bewirken, nicht ihre Herrschaft ausdehnen oder ihren Besitz vermehren. Sie sind Knechte und wollen das tun, was er sie tun heißt. Dies übersteigt aber beständig ihr eigenes Vermögen und kann nur dann gelingen, wenn Christus selber für sie und durch sie wirksam wird. Sie bringen sich das zum Bewusstsein und zu kraftvoller Wirklichkeit, indem sie Schritt um Schritt ihr Wirken in ihrem Bitten begründen und dabei im Namen Jesu den Grund und die Regel haben, die ihr Wirken und Bitten trägt. Deshalb versieht Jesus ihr Gebet, weil es in Seinem Namen geschieht, mit einer Verheißung, die keine Beschränkung hat. Er macht seine Verheißung so unbedingt wie seine Zuversicht zu seiner Sendung und setzt ihr keine Schranken, weil sein königliches Amt ihn zum Herrn über alles macht. Für das, was in seinem Namen den Grund und die Regel hat, tritt Gottes Gnade und Regierung ein. Damit erläutert und bestätigt er seine Verheißung, die dem Glauben, soweit er vorhanden ist, die die Berge bewegende Macht Gottes verhieß.
Alle Deine Gaben, Herr Christus, sind wunderbar groß, auch die, dass Du uns beten lehrst. Dein Name bedeutet für uns Glauben, der sich in Gottes Gnade hineingesetzt weiß und Murren und Zweifel vom Gebet wegtreibt. Dein Name bedeutet Gehorsam, der den Willen Gottes tun will und unserem Eigensinn ein Ende macht. Dein Name bedeutet Liebe, die nicht das Ihre sucht und uns samt unserem Gebet von der lüsternen Begehrlichkeit befreit. Mit deinem Namen verbindest Du Deine Verheißung, die in unser Gebet die Gewissheit und Freudigkeit hinein trägt und aus ihm allezeit die Danksagung macht. Amen. (Adolf Schlatter)

14:15 Liebet ihr mich, so haltet ihr meine Gebote.4)

14:16 Und ich will den Vater bitten, und er soll euch einen andern Tröster geben, daß er bei euch bleibe ewiglich:
Der große Vater offenbarte sich den Gläubigen der Vorzeit vor der Menschwerdung seines Sohnes und gab sich Abraham und Jakob zu erkennen als Gott, der Allmächtige. Danach kam Jesus, und der ewig hochgelobte Sohn in eigener Person war die Augenweide seines Volkes. Bei der Himmelfahrt Christi wurde der Heilige Geist das Haupt der neuen Bundesgemeinde, und seine Macht offenbarte sich aufs herrlichste am Pfingsttage und danach. Er bleibt zu dieser Stunde noch der gegenwärtige Immanuel: „Gott mit uns,“ der in und unter seinem Volke wohnt, es belebt, leitet und unter ihm waltet. Anerkennen wir seine Allgegenwart und sein Walten, wie wir sollten? Wir können sein Wirken nicht nachweisen, Er ist unumschränkt in allem seinem Tun; aber ist es uns auch ein rechtes Anliegen, seinen Beistand zu erlangen, oder sind wir wachsam genug, dass wir Ihn nicht erzürnen und Er uns seine Hilfe entzieht? Ohne Ihn können wir nichts tun, aber durch seine allmächtige Kraft ist das Außerordentlichste möglich. Alles hängt davon ab, wie Er seine Macht offenbart oder verbirgt. Schauen wir jederzeit zu Ihm auf mit der demütigen Überzeugung, dass unser inwendiges Leben und die sichtbare Äußerung unsrer Gesinnung im äußern Gottesdienst von Ihm ganz und gar abhängig sei? Gehen wir nicht allzu oft eigenmächtig unsre Wege, ohne auf seine Berufung zu warten, und handeln, ohne seine Hilfe zu suchen? Ach, demütigen wir uns doch heute abend recht sehr ob unsrer Gleichgültigkeit und Nachlässigkeit, und flehen wir, dass der himmlische Tau über uns triefen möge, und dass wir mögen gesalbt werden mit heiligem Öl, und die Flamme der himmlischen Liebe unser Inwendiges erwärme. Der Heilige Geist ist kein vergängliches Geschenk, Er bleibt bei den Heiligen. Wir brauchen Ihn nur mit Ernst zu suchen, so wird Er von uns gefunden. Er duldet nichts Ungöttliches neben sich, ohne beständig dawider zu kämpfen, aber Er hat Mitleid mit uns: wo Er uns verlässt, weil wir Ihn erzürnt haben, da kehrt Er gnädig zurück. Herablassend und voll zärtlicher Liebe wird Er unsrer nicht müde, sondern harrt, dass Er sich uns möge gnädig erweisen. (Charles Haddon Spurgeon)


Der Heilige Geist ist eine der wichtigsten Verheißungen unseres Vaters im Himmel. Er ist denen bestimmt, die an Jesum glauben, ihn in dankbarer Liebe annehmen und sich Seiner freuen. Durch den Heiligen Geist wissen wir's, dass Gott in uns wohnt; in Ihm haben wir die Innewohnung des Vaters und des Sohnes. Voll Geistes sollen die Gläubigen werden; dann sind sie erfüllt mit Frieden, mit Freude, mit Kraft - sie sind erfüllt von Gott. Durch den Heiligen Geist ist der Christ mit seinem himmlischen Herrn verbunden und ist ein Geist mit Ihm. Die Gemeinschaft des Heiligen Geistes ist die Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott. Sich uns völlig zu schenken, das ist Gottes Absicht; darum teilt Er uns das Wesen des Vaters und des Sohnes, - den Geist mit. Gott ist Geist! Und die Seinen sollen von Ihm getränkt und gesättigt und von Ihm erfüllt werden. Dies ist der Weg, auf dem sie Eins werden mit dem Herrn und Eins werden untereinander. Wer sich aber danach sehnt, mächtiger von Ihm erfüllt zu werden, der bitte nicht nur darum, sondern lasse dem Heiligen Geiste auch Raum. Er will nicht nur einen gewissen Einfluss auf dich haben, Er will dich regieren und in allem den Willen Gottes zur Geltung bringen. Achte auf des Geistes Mahnen; Er wird stärker in dir, wenn du dich im Gehorsam und in der Treue übst. Widerstehe dem Weltgeist; dich erfülle der Heilige Geist. Er will dich ganz beherrschen. Ist das der Fall, dann hast du Öl in der Lampe, wenn der Bräutigam um Mitternacht kommt. (Markus Hauser)


Der sichtbare Umgang Jesu mit Seinen Jüngern war für sie sehr erwünscht und eine unschätzbare Wohlthat; wie Er denn selber Luk. 10,23.24. zu ihnen sagte: selig sind die Augen, die da sehen, das ihr sehet, denn Ich sage euch, viele Propheten und Könige wollten sehen, das ihr sehet, und haben’s nicht gesehen, und hören, das ihr höret, und haben’s nicht gehöret. Die Jünger erkannten dieses selber; deßwegen wurde ihr Herz voll Trauerns, da Jesus zu ihnen sagte; Er gehe hin zu Dem, der Ihn gesandt habe. Bei dieser Traurigkeit tröstete Er sie vornehmlich durch die Verheißung, daß Er den Vater bitten wolle, ihnen einen andern Tröster zu geben, welcher nicht mehr von ihnen weggehen, sondern ewiglich bei ihnen bleiben werde. Er redet hier von dem Heiligen Geist, dessen kräftige und heilsame Wirkungen die Jünger Jesu schon in ihren Seelen erfahren hatten, der ihnen aber auf die Fürbitte Jesu von dem himmlischen Vater auf eine neue Weise gegeben werden sollte. Derselbe ist immer unsichtbar, weßwegen bei Ihm kein Verlust einer sichtbaren Gegenwart entstehen kann. Sowie man Ihn empfängt (man empfängt Ihn aber zur Inwohnung in der Seele), will Er ewiglich bleiben, und als ein anderer Tröster oder Beistand den Mangel der sichtbaren Gegenwart Jesu ersetzen.
Wir, die wir nun an diese sichtbare Gegenwart gewohnt worden sind, sollen zuversichtlich glauben, daß um der Fürbitte Jesu willen Alle, die es begehren, den Heiligen Geist als einen Tröster oder Beistand empfangen sollen, der in ihnen Abba Vater rufen, sie mit unaussprechlichen Seufzern vertreten, führen, und als der Geist der Kraft und der Liebe und der Zucht regieren will. Soll Er aber uns gegeben oder zu uns gesandt werden, so wird Er uns zuvörderst überzeugen, daß wir nicht bei uns selber weise sein, oder uns selber für klug halten, und unsern Willen nicht störrig behaupten sollen. Er wird uns unser eigenes Leben hassen lehren, und das Widerstreben gegen Seine Zucht und Leitung in uns zerstören. Alsdann wird Er aber auch unser treuer Beistand sein, und dasjenige an uns thun, was der HErr Jesus an Seinen Jüngern, da Er sichtbarlich bei ihnen war, gethan hat. Er wird uns lehren, trösten, antreiben, bestrafen und zurückhalten. Er wird uns beten, reden, arbeiten und geduldig leiden lehren. Er wird den Vater und Sohn in uns offenbaren, und uns durch den Glauben an Christum und durch die Heiligung zur Aufnahme in das himmlische Reich Gottes zubereiten. Auch wird Er nicht wieder von uns weichen, sondern ewiglich bei uns bleiben. Nicht nur wenn wir mit Gott reden, und Sein Wort geflissentlich verkündigen und betrachten, sondern auch alsdann, wenn wir mit Menschen umgehen und handeln, und mit irdischen Dingen bemühet sind, wird Er bei uns sein und uns regieren. Auch in der letzten Todesnoth und bei dem wirklichen Sterben wird Er unser Beistand bleiben. (Magnus Friedrich Roos)

14:17 den Geist der Wahrheit, welchen die Welt nicht kann empfangen; denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Ihr aber kennet ihn; denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.
Diese Verheißung Jesu ragt so hoch wie das Kreuz auf Golgatha und strahlt in der Herrlichkeit, die unseren sterblichen Herrn verklärt. Er hinterließ seinen Jüngern keinen greifbaren Besitz, keine Waffen, kein Machtmittel irgendwelcher Art. Zu ihrem Anwalt, der für sie sprach, auf dessen Zeugnis ihre Sache stand, machte er einzig den Geist. So spricht das Lamm Gottes, das für uns arm wurde, damit wir durch seine Armut reich würden. Indem Jesus den Geist für die Jünger zu dem machte, was ihre Stärke und Hilfe ist, gründete er ihr Werk nicht auf ein Gesetz, nicht auf eine Lehrvorschrift, nicht auf eine Verfassung, die sie der von ihnen gesammelten Kirche zu geben hatten. So ging der in den Tod, der sich zum Lösegeld machte, durch das Er uns die Freiheit erwarb. Freiheit gibt uns die Gnade dadurch, dass sie Leben schafft. Er machte aus seinen Jüngern seine Zeugen und das wurden sie durch das, was sie waren, nicht nur durch das, was sie sagten, sondern durch die Weise, wie sie lebten, weil sie ihr Leben von oben empfingen. Leben zu schaffen ist aber einzig das Werk des Geistes. Nun aber merke auf das, was Jesus dir als das Merkmal und die Gabe des Geistes zeigt. Er ist der Geist der Wahrheit, der die, zu denen er kommt, wahrhaftig macht. Wo das Gesetz regiert, entsteht der Schein, der das Wirkliche verhüllt, und die Vorstellung, die das vor Gott und den Menschen verdecken möchte, was in uns ist. Von dorther kommen die Worte ohne Kraft und die träumerischen Ziele; dort benehmen wir uns so, als ob wir fromm wären. Diesem unserem Unwesen macht der Geist ein Ende, weil das, was er ist und gibt, Wahrheit ist. Darum ist er auch der Anwalt, der allein dem Dienst der Christenheit die Wirksamkeit und Fruchtbarkeit verschafft. Denn es gibt nichts, was den Menschen innerlich bände und zum Glauben fähig machte, als die Wahrheit allein. Damit die Wahrheit in uns sei, dazu ist Jesus gekommen und dazu ist er gestorben, weil er allein bewirken kann, dass die Wahrheit nicht schrecklich ist und uns verdammt. Durch Ihn gibt es aber für uns eine Wahrheit, die uns Gott so zeigt, wie er ist, und den Menschen so, wie er ist, und dies so, dass daraus Gerechtigkeit, Friede und Freude entsteht. Darin wird offenbar, dass der Geist der Wahrheit bei uns ist.
Was ich habe, habe ich aus Deiner Fülle empfangen, herrlicher Vater und heiliger Gott, der Du Deine Hand mit Deinen großen gaben füllst, mit dem, was Dein Geist in unsere Seelen trägt, der Feind alles Scheins, der Pfleger aller Wahrheit, der Schöpfer des Lebens, das nicht stirbt, weil es aus Dir geboren ist. Amen. (Adolf Schlatter)


Das gehöret auch zur Tröstung der Christenheit. Denn wenn sie sich umsehen in die weite Welt, weil ihr unzählig viel sind, die unsere Lehre verachten, lästern und verfolgen, und nicht schlechte, geringe Leute, sondern allermeist die Hochverständigsten, Gelehrtesten, Gewaltigsten, und auch, die da wollen die Frömmsten und Heiligsten sein, das stösset ein schwachgläubig Herz vor den Kopf, daß es anfährt zu denken: Sollten so grosse Leute allzumal irren, und alles falsch und verdammt sein, was sie thun und sagen, setzen und schliessen? Dawider stellet er hiemit das Urtheil dürr und klar, daß wir deß sollen gewiß sein, daß es nicht anders gehet noch gehen kann, und schleußt, daß sie es nicht können verstehen, noch zu warten oder zu hoffen sei, daß der grosse Haufe, welche sind die Größten, Edelste, Besten, und der rechte Kern der Welt, sollten die Wahrheiten haben.
Also siehet Christus in dieser Predigt immer beiseits auf die, so sein kleines Häuflein wollen erschrecken, blöde und verzagt machen, daß sie sollen zweifeln und denken: solltest du allein weise, klug und heilig sein, und so viel trefflicher Leute alle nichts sein noch wissen? Was soll ich allein oder mit so wenigen machen und Verfolgung leiden, und mich lassen von so viel hohen, trefflichen Leuten verdammen und dem Teufel geben? Wohlan, dazu (spricht er) mußt du gerüst sein, und dich solches nicht lassen anfechten, sondern gewiß sein, daß du habest den Geist der Wahrheit, welches die anderen, so dich verfolgen, nicht werth sein, ja ihn nicht können sehen noch kennen, wenn sie noch viel gelehrtere, weisere und höhere Leute wären, und daß dein Thun und Wesen soll gelten und recht sein und bleiben vor Gott, und ihres dagegen verdammt sein. (Martin Luther)

14:18 Ich will euch nicht Waisen lassen; ich komme zu euch.
Er verließ uns, und dennoch sind wir nicht Waisen gelassen. Er ist unser Trost, und Er ist gegangen; aber wir sind nicht trostlos. Unser Trost ist, daß Er zu uns kommen wird, und das ist genug, uns während seiner langen Abwesenheit aufrecht zu halten. Jesus ist schon auf dem Weg, Er spricht: „Ich komme bald,“ Er naht sich uns eiligst. Er spricht: „Ich komme,“ und niemand kann sein Kommen hindern oder es um eine Viertelstunde zurückhalten. Er sagt ausdrücklich: „Ich komme zu euch;“ und das wird Er. Sein Kommen ist besonders zu und für uns, die Seinen. Dies soll unser Trost sein, jetzt so lange wir Leid tragen, daß der Bräutigam noch nicht erscheint.
Wenn wir das freudige Gefühl Seiner Gegenwart verlieren, so trauern wir, aber wir dürfen nicht traurig sein wie die, die keine Hoffnung haben. Unser Herr hat sich im Augenblick des Zorns ein wenig vor uns verborgen, aber Er wird mit voller Huld zu uns zurückkehren. Er verläßt uns in einem Sinne, aber nur in einem. Wenn Er sich uns entzieht, so läßt Er uns ein Pfand zurück, daß Er wiederkehren will. O Herr, komme bald! Es ist kein Leben in diesem irdischen Dasein, wenn Du nicht da bist. Wir seufzen nach der Rückkehr Deines freundlichen Lächelns. Wann willst du zu uns kommen? Wir sind gewiß, daß Du erscheinen willst; aber sei Du gleich einem Reh oder einem jungen Hirsch. Verziehe nicht, o unser Gott! (Charles Haddon Spurgeon)

14:19 Es ist noch um ein kleines, so wird mich die Welt nicht mehr sehen; ihr aber sollt mich sehen; denn ich lebe, und ihr sollt auch leben.
Jesus hat das Leben derer, die an Ihn glauben, so gewiß gemacht wie Sein eignes. So wahr das Haupt lebt, sollen die Glieder auch leben. Wenn Jesus nicht von den Toten erstanden ist, dann sind wir tot in unsren Sünden; aber da Er erstanden ist, so sind alle Gläubigen in Ihm erstanden. Sein Tod hat unsre Übertretungen hinweggetan und die Bande gelöst, die uns unter dem Todesurteil hielten. Seine Auferstehung beweist unsre Rechtfertigung: wir sind freigesprochen, und die Barmherzigkeit spricht: „So hat der Herr auch deine Sünde weggenommen; du wirst nicht sterben.“
Jesus hat das Leben der Seinen so ewig gemacht wie Sein eignes. Wie können sie sterben, so lange Er lebt, da sie eins mit Ihm sind? Weil Er nicht mehr stirbt und der Tod keine Herrschaft mehr über Ihn hat, so sollen sie nicht wieder zurückkehren zu den Gräbern ihrer alten Sünden, sondern mit dem Herrn in einem neuen Leben wandeln. O Gläubiger, wenn du unter großer Versuchung fürchtest, daß du eines dieser Tage durch die Hand des Feindes fallen wirst, so laß dies dich beruhigen. Du sollst niemals dein geistliches Leben verlieren, denn es ist mit Christo in Gott verborgen. Du zweifelst nicht an der Unsterblichkeit deines Herrn; deshalb denke nicht, daß Er dich sterben lassen wird, da du eins mit Ihm bist. Der Beweisgrund für dein Leben ist Sein Leben, und um dieses kannst du keine Furcht haben, deshalb ruhe in deinem lebendigen Herrn. (Charles Haddon Spurgeon)


Indem der Heiland zu Seinen Jüngern sagte: Ich lebe, so redete Er nach der Weise der Propheten, welche künftige dinge, die sie sich sehr lebhaft vorstellten, als gegenwärtige beschrieben. Er sagte nämlich: es ist noch ein Kleines, so schauet Mich die Welt nicht mehr, ihr aber schauet Mich (oder werdet Mich schauen, wenn die kleine Zeit vorbei sein wird, die von jetzt an bis zu Meiner Auferstehung verfließen soll), dieweil Ich lebe (d.i. dieweil Ich alsdann leben werde) und ihr leben werdet. So sagte Er Joh. 17,11.: Ich bin nicht mehr in der Welt, und war doch noch darinnen: aber Er war am Ende Seines Laufe, und hatte sich in Seinem Geist die Verklärung bei dem Vater als ganz nahe und gewiß vorgestellt, darum sagte Er: Ich bin nicht mehr in der Welt, als ob Er schon wirklich gestorben wäre. Der Heiland starb wahrhaftig am Kreuz, und blieb todt bis an den dritten Tag: aber hernach lebte Er wieder, und bleibt nun lebendig in die Ewigkeiten. Off. Joh. 1,18. Das Leben Jesu nach Seinem Tod war für Seine Jünger sehr wichtig und erfreulich. Sie hatten Seinen heiligen Wandel gesehen, und dabei immer den Glauben behauptet, daß Er Christus, der Sohn des lebendigen Gottes sei, und Israel erlösen werde. Die armseligen Umstände Seines irdischen Lebens, und der Haß der Welt, der auf Ihn fiel, machte sie in diesem Glauben nicht wankend, ob sie schon selbst auch mit Ihm leiden mußten. Da sie Ihn aber als einen Gefangenen wegführen sahen: da sie Ihn am Kreuz erblickten, und endlich wahrnahmen, daß Er todt sei, kamen sie in ein großes innerliches Gedränge. Sie ärgerten sich, sie wurden traurig, sie weineten und heuleten, sie wurden schwach, weil sie dieses Alles mit der Erlösung Israels nicht reimen konnten, und noch immer etwas von der Hoffnung eines weltlichen Reiches, das Er anrichten werde, im Herzen stecken hatten. Doch fielen sie nicht von Ihm ab, sondern harreten, wie ein Reisender, der bei Nacht in einem Wald verirret ist, und sich müde niedersetzt, um auf einen Wegweiser oder auf die aufgehende Sonne zu warten. Ihr Harren war auch nicht vergeblich. Jesus lebte nach dreien Tagen wieder: Er offenbarte sich ihnen, und sie lebten auch. Das Leben der Apostel bestand damals nicht nur darin, daß sie der Wuth der Feinde Jesu entgangen und von ihnen nicht getödtet worden waren, sondern vornämlich in dem neuen Licht und in der neuen Kraft und Freudigkeit, welche ihnen von Jesu mitgetheilt wurde. Vorher schwebten sie in der Finsterniß, wie die Todten in der Welt: nun aber ging ihnen ein neues Licht auf, und ihr Geist wurde lebendig, wie der Geist Jakobs, als er überzeugt wurde, daß sein Sohn Joseph lebe. 1 Mos. 45,27. Vorher waren sie mit Angst und Furcht umgeben: nun wurden sie aber lebendig, wie Paulus, da er durch den Timotheus von dem guten Zustand der Thessalonicher versichert wurde, 1 Thess. 3,8. Indem sie aber lebendig wurden, wurde ihr Glaube gestärkt, und auf eine neue Stufe, von welcher er nimmer herabfiel, erhoben, und ihr geistliches Leben bekam einen neuen und bleibenden Zuwachs, weil Jesus die Gabe des Heiligen Geistes in ihnen vermehrte. Joh. 20,22.
Auch mich soll nichts aufheitern, stärken und lebendig machen, als das Licht und die kraft des lebendigen HErrn Jesu. Wenn ich auch so angefochten und traurig würde, daß ich den ganzen achtundachtzigsten Psalmen auf mich deuten könnte, ja wenn mir Leib und Seele verschmachteten: so soll ich harren, bis mir der HErr Jesus wieder nahe wird, mich anblickt, anfaßt, mir als die Sonne der Gerechtigkeit aufgehet, und mir Müden neue Kraft gibt. (Magnus Friedrich Roos)

14:20 An dem Tage werdet ihr erkennen, daß ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch.

14:21 Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist es, der mich liebt. Wer mich aber liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.
Der Herr Jesus schenkt den Seinen zuweilen ganz besondere Offenbarungen über seine Person. Auch wenn die Heilige Schrift dies nicht ausdrücklich erklärte, so würden es viele Heilige bezeugen müssen aus eigener Erfahrung. Sie haben von ihrem Herrn und Heiland Jesus Christus, ganz besondere Gnadenbezeugungen empfangen, wie weder bloßes Lesen noch Hören sie zu gewähren imstande ist. In den Lebensbeschreibungen vorzüglicher Kinder Gottes findet man viele Beispiele angeführt, wie es dem Herrn Jesu gefallen habe, in ganz besonders vertraulicher Weise mit ihren Herzen zu reden und ihnen die Wunder seines Wesens zu offenbaren; ja, ihre Seelen sind in eine so überschwängliche Glückseligkeit eingetaucht worden, dass sie gemeint haben, sie seien im Himmel, obgleich sie nicht darin waren, sondern vielmehr nur seiner Schwelle ganz nahe kamen. Denn wenn der Herr Jesus sich seinem Volke offenbart, so ist‘s ein Himmel auf Erden, ein aufblühendes Paradies, ein Anfang der ewigen Seligkeit. Besondere Offenbarungen Christi üben einen heilsamen Einfluss aus auf die Herzen der Gläubigen. Sie wirken zunächst Demut. Wenn jemand sagt: „Ich habe die und jene himmlische Erscheinung gesehen, es ist etwas Besonderes an mir,“ so hat er noch nie irgendeine Gemeinschaft mit seinem Herrn und Heiland gehabt; denn Gott „sieht auf das Niedrige, und kennt den Stolzen von ferne.“ Er braucht nicht in ihre Nähe zu kommen, um sie zu durchschauen, und gibt ihnen seine Liebe nimmer zu schmecken. Eine andre Wirkung ist Glückseligkeit; denn die Gegenwart Gottes gibt ewige Freude die Fülle. Heiligung ist weiter eine selige Folge dieser Offenbarung. Ein Mensch, der nichts von Heiligung weiß, hat nie etwas von einer Offenbarung Gottes an sich erfahren. Manche Menschen reden viel von ihrem Glauben und ihrer Seligkeit; aber all ihr Gerede verdient nicht den geringsten Glauben, wenn ihrem Worten nicht auch ihre Werke entsprechen. „Irret euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten.“ Er schenkt seine Gunst den Gottlosen nicht, sintemal „Gott nicht verwirft die Frommen, und erhält nicht die Hand der Boshaftigen.“ So übt denn die Nähe Jesu eine dreifache Wirkung aus: Demut, Glückseligkeit und Heiligung. Die schenke dir Gott, lieber Christ! (Charles Haddon Spurgeon)


Wahrlich, Frieden mit Gott haben ist Seligkeit im Erdenleben! Solche Seelen sind aller Unruhe und Angst, aller Furcht vor dem zukünftigen Gerichte enthoben. Das versöhnte, von Sünden gereinigte Herz ist in die rechte Stellung gekommen; zwischen Gott und dem Gerechten ist kein Misston mehr; da ist lauter Übereinstimmung und deshalb Friede. Es gibt nichts Herrlicheres als das Bewusstsein der Gemeinschaft mit Gott. Die Herzen, in denen der göttliche Friede wohnt, sind sich ihres Glückes bewusst. Auf Erfahrung beruht, was sie bekennen; darum dürsten sie nicht nach Weltgenuss. Immer reiner, wärmer, vollkommener wird die Freude über den Gütern, die uns in Jesus zuteil geworden. Ich habe das Vertrauen zu Ihm, dass es mit dem Frieden nicht nur nicht rückwärts gehe, sondern dass er sich mehre, solange ich walle, und dass er dann am tiefsten gehe, wenn mein Hüttlein abgebrochen wird und ich als Kind des Friedens in das Land, wo ewiger Friede wohnt, von den Engeln Gottes abgeholt werde. Jesus selbst ist unser Friede in Zeit und Ewigkeit. - Wie sollten wir uns nicht glücklich schälen, da wir nun unter allen Umständen Zutritt zu dieser Gnade haben! Hat die Gnade aber einmal ein Herz umfangen, o, so mag es nur vorsichtig sein, damit es ja immer in ihr bleibe und nichts auf eigenes Verdienst wage. - Eilet herbei und nehmt Gottes Gnade an, stellt euch mit Leib und Seele und Geist in sie hinein, damit ihr darin sieget, „wenn feurige Pfeile des Bösewichts fliegen“. (Markus Hauser)

14:22 Spricht zu ihm Judas, nicht der Ischariot: HERR, was ist's, daß du dich uns willst offenbaren und nicht der Welt?

14:23 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen.
Richte deine Seele mit allen ihren Trieben, Neigungen und Begierden ganz auf den Herrn. Wenn wir ganz in Gott ruhen, kann Er in uns Seine Macht und Liebe entfalten. Wie das Ohr leer sein muss von allem Getöne, wenn es eine liebliche Musik hören, und wie das Auge frei sein muss von allen Bildern, wenn es ein Bild aufnehmen soll, so muss unsere Seele leer und frei von den Dingen dieser Welt sein, um ganz von Gott erfüllt zu werden. Wenn das Sehnen unserer Seele auf den Herrn gerichtet ist, dessen Sehnen längst schon nach uns ging, so muss die Gemeinschaft zwischen Ihm und uns immer tiefer werden. Hat Er eine Seele vom Weltsinn losgemacht und so weit gebracht, dass sie ohne Ihn nicht mehr sein kann, dass sie sich betend an Ihn wendet, so findet Er sie für Seine Innewohnung zubereitet, und Er macht Wohnung in ihr. Der Herr teilt sich selbst - und damit Sein Wesen, Seine Liebe mit. Dadurch entsteht eine wahre, heilige, göttliche Gemeinschaft. Jetzt kann der Glückliche Gott als sein höchstes Gut glühend lieben. Das ist die völlige Liebe! Solange ein Christ in dieser Liebe bleibt, solange bleibt er in Gott, und Gott bleibt in ihm. Wie von einem ganz durchglühten Eisen gesagt werden kann: das Feuer ist im Eisen und das Eisen ist im Feuer, so kann von einem Menschen, der von der Liebe Gottes als von Gott selbst durchglüht worden ist, beides gesagt werden: Er ist in Gott - und Gott ist in ihm! Und solange das Feuer der Liebe brennt, solange dauert dieser Herrlichkeitszustand. (Markus Hauser)


DIesen Spruch sollen alle Menschen teglich betrachten / und sich da mit unterweisen und trösten / das sie wissen / das Gott nicht anders wil erkand und angeruffen sein / denn in erkentnis des Evangelii. Und allein bey den selbigen wonen wil / die das heilige Evangelium lernen und lieben.
Diesen trost soltu nicht verachten / sondern gewislich schliessen / und fest gleuben / Das Gott bey dir wonet / und wil dich erhören / Und helt dich fur ein Gliedmas seiner ewigen Kirchen / so du dieses sein Evangelium lernest und liebest / und mit glauben anfahest in anzuruffen. (Philipp Melanchthon)


DIesen gnedigen reichen Trost / sollen alle Menschen in ir Hertz schreiben / und offt betrachten / und sich da mit trösten / Das sie gewis seien / das Gott bey inen wonen / sie erhören / und inen in aller not helffen wölle / Und das sie gewislich gliedmas der Kirchen sind.
Denn hie spricht der son Gottes / unser Heiland / Das gewislich diese Gottes wonung und Tempel sind / die das heilige Evangelium hören / lernen / und mit rechtem glauben annemen.
Darumb sol aller Menschen fürnemeste sorge sein / diese Lere / von Gott gegeben / durch die Propheten / Christum und die Apostel / vleissig und recht zu lernen / und ire anruffung zu Gott darnach zu richten. Diese Menschen sind gewislich Gottes wonung / und werden erhöret. (Philipp Melanchthon)

14:24 Wer mich aber nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat.5)
Wer glaubt das? Es ist wahr, ich höre das Wort. Aber wenn ich könnte glauben, daß es Gott selber sei, der mir's saget und mit mir redet; Lieber, sage, wo würde ich für großer Demuth und Hoffart bleiben? Für Demuth, daß ich mich entsetzen würde, daß mit solchem Würmlein, ja (wie Abraham sagt) mit Staub und Asche, die Majestät im Himmel selbst redet. Für Hoffart, daß solche hohe Majestät mich, armen Koth und Stank, nicht verachtet anzusehen, ja, auch mit mir zu reden; und das so süße und tröstlich. O, verflucht seist du Unglaube von allen Creaturen! Amen. (Martin Luther)

14:25 Solches habe ich zu euch geredet, solange ich bei euch gewesen bin.

14:26 Aber der Tröster, der Heilige Geist, welchen mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch erinnern alles des, das ich euch gesagt habe.
Unsere Zeit ist vorzüglich die Zeit, wo der Heilige Geist an uns wirkt, wo der Herr Jesus uns nicht so sichtbar mit seiner persönlichen Gegenwart erquickt, wie er es nach und nach tun will, sondern durch die Zuwendung und beständige Nähe seines Heiligen Geistes, der jederzeit der Tröster seiner Gemeinde ist. Das ist sein Amt: die Herzen der Kinder Gottes zu trösten. Er überführt uns unserer Sünde; er erleuchtet und unterweist uns; aber dennoch besteht der wesentliche Teil seiner Arbeit darin, daß er die Herzen der Wiedergeborenen fröhlich macht, die Schwachen stärkt und alle Niedergeschlagenen erhebt. Er bewirkt dies dadurch, daß er ihnen den Herrn Jesus offenbart. Der Heilige Geist richtet uns auf, aber Christus ist die Hilfe. Um ein Bild zu gebrauchen: der Heilige Geist ist der Arzt, aber Jesus das Heilmittel. Er heilt die Wunde, aber er tut es damit, daß er uns die heilige Salbe des Namens und der Gnade Christi auflegt. Er nimmt es nicht von dem Seinen, sondern von dem, das Christi ist. Wenn wir dem Heiligen Geist den Namen „Tröster“ geben, dann überträgt unser Herz auf unseren Herrn und Heiland den Namen: „Er ist unser Trost!“ Wenn dem Christen für sein Bedürfnis eine so reichliche Hilfe gewährt wird, warum sollte er noch traurig und niedergeschlagen sein? Der Heilige Geist hat gnadenvoll zugesagt, daß er dein Tröster sein will; meinst du nun, du schwache und zaghafte, gläubige Seele, daß er seine heilige Pflicht versäumen werde? Wie darfst du voraussetzen, daß er etwas unternommen habe, was er nicht vollenden könne oder möge? Wenn es seine besondere Aufgabe ist, dich zu stärken und zu trösten, meinst du, er habe vergessen, was er sich vorgenommen hat, oder fürchtest du, daß es ihm mit der liebevollen Fürsorge, die er für dich trägt, mißlingen werde? Ach, denke doch nicht so unwürdig von dem liebevollen, gütigen Heiligen Geist, dessen Name heißt: „Der Tröster“. Es ist ihm eine Wonne, die Trauernden mit Freudenöl zu salben, und den niedergebeugten, mühseligen Seelen das Feierkleid der Freude herzureichen. Vertraue auf ihn, so wird er dich gewißlich trösten, bis daß das Haus der Trauer auf immer verschlossen wird und die ewige Hochzeitsfreude beginnt. (Charles Haddon Spurgeon)


Dieser Verheißung haben wir’ zu danken, daß vier Männer, nämlich Matthäus, Markus, Lukas und Johannes die Reden Jesu viele Jahre nach Seiner Himmelfahrt treulich haben beschreiben können; denn obschon Markus und Lukas nicht unter den zwölf Aposteln waren, so haben sie doch von diesen ächten Nachrichten von demjenigen, was Jesus geredet hat, vernehmen und alsdann schreiben können. Die Apostel selbst haben’s dieser Verheißung zu danken gehabt, daß sie einen guten Kampf kämpfen, einen richtigen Lauf durch die Welt machen, und bis an’s Ende Glauben halten konnten: denn nichts hat sie dabei so sehr stärken und leiten können, als die Erinnerung der Reden Jesu. Sie hatten zwar auch die Schriften des Alten Testaments: allein die Reden Jesu enthielten mehr Licht als jene, und paßten auf den Zustand und die Schicksale der Apostel genauer als jene.
Auch unser Gedächtniß soll, wie unsere ganze Seele, der Wirkung des Heiligen Geistes offen stehen. Wie oft kommt ein Fall vor, wobei man in der Gefahr steht, in eine Sünde zu fallen, und auf einen Schmerzens-Weg zu gerathen: aber ein zur rechten Zeit in’s Angedenken gebrachter Spruch, oder eine im Gemüth erneuerte schriftmäßige Wahrheit, wenn sie auch nicht mit Schriftworten ausgedrückt ist, hält den Menschen von dem Fall und Irrweg zurück. Hiemit wird erfüllet, was Ps. 25,8.9. steht: der HErr ist gut und fromm, darum unterweiset Er die Sünder auf dem Wege, Er leitet die Elenden recht, und lehret die Elenden Seinen Weg; und was Ps. 32,8. steht: Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du wandeln sollst: Ich will dich mit Meinen Augen leiten. Kann ein böser Engel oft einem gottesfürchtigen Menschen wider seinen Willen ärgerliche Dinge in’s Angedenken bringen: warum sollte nicht der Heilige Geist Gottes an wahre und kräftige Worte Gottes, worauf sich der Mensch selber nicht zur rechten Zeit besinnen kann, erinnern können. Ohne diese göttliche Hülfe würde kein Christ bei der Schwachheit seiner Natur, und bei dem täglichen Umtrieb, dem er ausgesetzt ist, auf dem Weg des Lebens fortschreiten können.
Will uns aber der Heilige Geist an die Worte Gottes bei jeder Gelegenheit erinnern, so ist nöthig, daß wir wachen und nüchtern seien. Der Weg des Lebens ist so beschaffen, daß auch die Thoren, wenn sie aufmerksam sind, darauf nicht irren können, Jes. 35,8. Wenn aber ein aufmerksamer Christ eine Erinnerung von dem Heiligen Geist bekommt, so versteht sich’s von selbst, daß er sich nach derselben zu richten verbunden sei. Ist’s ein Trost, so soll er sich dadurch stärken und aufrichten lassen: ist’s eine Warnung, so soll er sich durch dieselbe von etwas zurückhalten lassen: ist’s ein Gebot, so soll er sich dadurch zu etwas antreiben lassen; denn wer sein eigenes Gutdünken behaupten, und seinen eigenen Willen durchsetzen will, wird von dem Heiligen Geist vergebens erinnert, und hat hernach wegen derselben eine desto größere Verdammung in seinem Gewissen. Freilich kann es auch geschehen, daß der Satan, wenn er sich in einen Engel des Lichts verstellt, den Menschen zuweilen durch Worte der heiligen Schrift zu einem gefährlichen Schritt verleiten will, wie er’s bei Christo in der Wüste versucht hat, oder, daß das böse Herz solche übel verstandene Worte zur Rechtfertigung seiner bösen Begierden und Anschläge mißbraucht: allein, wer geistlich gesinnt ist, und geübte Sinnen hat, merket diesen Betrug leichtlich; denn es ist kein Licht und keine Kraft dabei, und die falsche Deutung der Worte Gottes ist dem klaren Verstand anderer Worte zuwider. (Magnus Friedrich Roos)


Ein Tröster oder Beistand ist derjenige, der einem Schwachen und Unwissenden angibt, was er thun oder reden solle. Als der Heiland sichtbar bei Seinen Jüngern war, war Er ihr Tröster; denn Er lehrte sie bei jeder Gelegenheit, was sie thun sollten, und gaben ihnen die Worte in den Mund, welche sie reden sollten, wenn Er sie aussandte. Als Er aber zu ihnen sagte, Er gehe zu Vater, und sie werden Ihn über ein Kleines nicht sehen: so wurden sie traurig, weil sie sich ihrer Schwachheit und Unwissenheit bewußt waren, und ohne Seine tägliche Unterweisung durchzukommen nicht hofften; deßwegen tröstete Er sie damit, daß Er zu ihnen sagte, Joh. 14,16.: Ich will den Vater bitten, und Er soll euch einen andern Tröster oder Beistand geben, einen solchen nämlich, der alles dasjenige an euch thue, was Ich bisher gethan habe, der euch so deutlich und so zuverläßig und so treulich unterweise, wie Ich bisher mit Meiner menschlichen Stimme gethan habe. Er nannte auch diesen Tröster, und sagte, er sei der Heilige Geist, den Er senden werde (Joh. 16,7.), den aber auch der Vater in Seinem Namen, das ist um Seines Verdienstes und um Seiner Fürbitte willen senden werde. Derselbe, setzt Er hinzu, wird euch Alles lehren, was ihr glauben, reden und thun sollt. Der Heiland hat also Seinen Aposteln kein großes Buch voll Regeln mitgegeben, da Er sie in die Welt ausschickte, das Evangelium zu predigen; denn die Menge und die Verschiedenheit der Fälle, die vorkommen, ist so groß, daß bei allen Regeln noch Vieles zu fürchten und zu fragen überbleibt, wenn nicht ein göttlicher Lehrer der Seele beisteht. Und wer will der Schwachheit der Menschen aufhelfen, wer will ihr Unvermögen stärken? Wer will sie von der Lust und Furcht, womit sie gebunden sind, und wodurch sie am Thun des Willens Gottes gehindert werden, befreien, wenn es nicht der Heilige Geist thut? Damit wir aber nicht meinen, als ob der Heilige Geist nur der Beistand der Apostel habe sein sollen, so wollen wir bedenken, daß der Geist des himmlischen Vaters in allen Glaubigen wohne (Röm. 8,11.), daß Er als der Geist Seines Sohnes in die Herzen aller Kinder Gottes gesandt werde (Gal. 4,6.), daß Er sie alle treibe oder leite (röm. 8,14.), daß Er ihrem Geist Zeugniß gebe, daß sie Gottes Kinder seien (V. 16.), daß Er ihrer Schwachheit bei dem Beten aufhelfe, und, da sie nicht wissen, was sie beten sollen, wie sich’s gebührt, sie auf’s beste mit unaussprechlichem Seufzen vertrete; da dann, der die Herzen forschet, weiß, was des Geistes Sinn sei; denn Er vertritt die Heiligen nach dem, das Gott gefällt (V. 26.27.). Er wird den Glaubigen als ein Geist der Weisheit und der Offenbarung zur Erkenntniß Gottes, als ein Geist der Kraft und der Liebe und der Zucht zu einem wohlgeordneten Wandel, als ein Siegel zur Versicherung ihres Gnadenstandes und als ein Angeld des himmlischen Erbes zur Erweckung und Stärkung ihrer Hoffnung gegeben. Beweist Er sich also nicht an ihnen allen als ein Tröster oder Beistand? Lehrt Er sie nicht auch, was sie nöthig haben? Wenn sie aber dem Heiligen Geist widerstreben, wenn sie sich Ihm entziehen und Seine Leitung und Inwohnung ausschlagen, so kommt ein unreiner Geist über sie, und macht sie zur Ausübung der Bosheit stark und witzig, kühn und behend: so daß sie hierin mehr thun können, als man von ihrer Natur erwarten könnte. Weil also die menschliche Seele nicht ohne die Einwirkung und Regierung eines andern Geistes sein kann, so will ich Gott bitten, daß Er mich immer durch Seinen Heiligen Geist regiere. Ich will mich der Rede Christi Luk. 11,11.12.13. erinnern, wo mich der Heiland so schließen lehrt: so ihr irdischen Väter, die ihr arg seid, euren Kindern auf ihre Bitte Brod und andere gute Gaben geben könnt: wie vielmehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die Ihn bitten? (Magnus Friedrich Roos)

14:27 Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.
Es ist ein wunderbarer Friede, den uns Jesus in der Stunde, da er nach Gethsemane ging, an sich zeigt. Wann gab es je einen Kampf wie den, in dem er stand? Er hat die Welt und ihren Fürsten gegen sich; an den Jüngern hatte er keine Hilfe und hat auch, wenn wir auf das Sichtbare sehen, Gott gegen sich, da er seinen Sohn nicht schonte. Dennoch steht Jesus im Frieden, ist vom Vater nicht getrennt und in keinem Zwist und Aufruhr gegen Gott, ist von den Jüngern nicht getrennt, eint sie vielmehr eben jetzt mit sich und ist mit der Welt nicht im Streit, sondern ihr Versöhner. Wie kann ich diesen Frieden nach seiner Höhe und Tiefe, nach seiner in Gott hineingesenkten Begründung und nach seiner in die Welt hineintretenden Wirkung, ausmessen? Diesen Frieden hinterlasse ich euch, sagt Jesus seinen Jüngern; das ist mein Geschenk und Erbe, das ich euch sterbend übergebe. Nun reißt euch nichts von Gott los, weil mich nichts von ihm geschieden hat, und von mir trennt euch nichts, weil ich euch nicht fallen ließ. Auch euch kann nun nichts entzweien; denn ich kann vom Vater von euch erbitten, dass ihr eins seid. Weil ich euch mit mir vereine, habt auch ihr einander lieb. Die Reben des Weinstocks bleiben beisammen, so lange sie mit dem Weinstock verbunden sind. Nun macht euch auch nichts zu Menschenfeinden; denn ihr bleibt bei mir und ich bin nicht der Feind des Menschen, sondern sein Heiland, der ihm Gottes Gnade bringt. Kenne ich aber nicht Stunden, in denen ich mich ängstige? Gewiss; denn der Friede, von dem Jesus spricht, ist nicht mein Erwerb und nicht die Eigenschaft meiner Seele, sondern wird mir von ihm geschenkt. Verweile ich bei mir, so fasst mich die Angst; ich bin nur dann im Frieden, wenn ich bei Ihm bleibe. Ist aber mein Leben nicht ein beständiger Kampf? Gewiss; denn wir empfangen den Frieden von dem, der an das Kreuz gegangen ist, und das war ein heißer Streit, sowohl mit Fleisch und Blut als mit Sünde und Gottlosigkeit. Wenn ich aber bei ihm bleibe, dann legt sich auch in meinem Kampf, der mich mit mir selbst oder anderen Menschen ringen macht, Sein Friede. Unfriede verbitterte mir den Kampf, wenn sein Ausgang ungewiss wäre und sich mit dem Ringen der Zweifel mischte, ob ich nicht erliege. Ich kann darum seinen Frieden nur dann von ihm empfangen, wenn ich es ihm glaube, dass Er die Welt überwunden hat.
Dir, Vater, sei Dank gesagt, dass Du uns den Sieg gegeben hast. Von Dir ist er uns bereitet, auch wenn wir die Härte des Kampfes schwer spüren und durch ihn wund werden. Dennoch stehen wir, weil Du uns zu Jesus gerufen hast, in Deinem Frieden. Amen. (Adolf Schlatter)


Der Friede, von welchem der Heiland hier redet, ist der Unruhe und der Furcht entgegen gesetzt, in welche die Apostel wegen des Hingangs Jesu versinken wollten; wie Er denn Joh. 14,1. zu ihnen sagte: euer Herz werde nicht beunruhigt noch furchtsam, glaubet an Gott, und an Mich glaubet. Wenn ein Mensch durch den Glauben Gnade gefunden hat, oder gerechtfertigt worden ist, so hat er schon Frieden in Ansehung Gottes, wie Paulus Röm. 5,1. lehret, und wenn er sein Verhältniß gegen Gott allein betrachtet, so darf und kann er versichert sein, daß er vom Zorn Gottes und vom Fluch des göttlichen Gesetzes keine Gefahr habe. Wenn aber Umstände, die gefährlich scheinen, dazu kommen, wenn Gott etwas thut, das dem Menschen ganz unerwartet ist, und seiner menschlichen Einsicht und Willkür gerade entgegen steht, so kann sein Herz unruhig und kleinmüthig, und seine Seele, wie Jeremias Klagl. 3,17. redet, aus dem Frieden vertrieben werden. Hier ist nun eine Stärkung des Glaubens nöthig, denn daß der Friede aus dem Glauben entstehe, hat der Heiland dadurch angezeigt, daß Er zu dem Verbot, nicht unruhig und furchtsam zu sein, hinzu setzte: glaubet an Gott, und an Mich glaubet. Er stärkte auch den Glauben Seiner Apostel durch einen freundlichen und kräftigen Zuspruch, dessen Zweck dieser war, daß Er zu ihnen sagen konnte: den Frieden lasse Ich euch, Meinen Frieden gebe Ich euch, und Joh. 16,33.: solches habe Ich zu euch geredet, daß ihr in Mir Frieden habet. Er wollte von ihnen scheiden, ließ ihnen aber den Frieden. Er entzog ihnen Seine sichtbare Gegenwart, gab ihnen aber Seinen Frieden, nämlich den Frieden, den Er selbst in Sich hatte; denn ob Ihm schon ein unbegreiflich schweres Leiden und ein schmählicher Tod bevorstand, so behauptete Er doch einen vollkommenen Glauben, und mit demselben einen unverrückten innerlichen Frieden in Sich selber. Auch am Oelberg und am Kreuz behauptete Er diesen Glauben und diesen Frieden, ob Er wohl damit in den allerschwersten Kampf hineingerieth. Es sahe dabei in Seinem Herzen immer so aus, wie Ps. 22.69.109. und Jes. 50,5-9. geschrieben steht. Diesen Seinen Frieden gab nun der Heiland auch Seinen Aposteln, und will ihn auch uns geben, gleichwie Er uns auch Seine Freude geben will, Joh. 15,11. Er will uns nämlich durch die Mittheilung Seines Geistes und durch die kraft Seines Wortes stärken, daß wir in den verwirrtesten und schwersten Umständen getrost und ruhig bleiben, und uns schon des guten Ausgangs freuen. Doch heißt dieser Friede auch deßwegen Sein Friede, weil er auf die von Ihm ausgerichtete Erlösung, durch welche alle Verheißungen Gottes in Ansehung unser Ja und Amen worden sind, gegründet ist, und weil man denselben hat, wenn man durch den Glauben in Ihm ist. HErr Jesu, mehre unsern Glauben, und gib uns Deinen Frieden! (Magnus Friedrich Roos)

14:28 Ihr habt gehört, daß ich euch gesagt habe: Ich gehe hin und komme wieder zu euch. Hättet ihr mich lieb, so würdet ihr euch freuen, daß ich gesagt habe: „Ich gehe zum Vater “; denn der Vater ist größer als ich.

14:29 Und nun ich es euch gesagt habe, ehe denn es geschieht, auf daß, wenn es nun geschehen wird, ihr glaubet.

14:30 Ich werde nicht mehr viel mit euch reden; denn es kommt der Fürst dieser Welt, und hat nichts an mir.
Wie oft kommt Gott in Erweisung seiner Freundlichkeit an Menschenseelen heran - aber er hat nichts an ihnen! Da ist kein Verständnis, kein Dank, kein seliges Klingen:„Wie soll ich dich empfangen !“ Wenn aber der Fürst dieser Welt die Erlaubnis bekäme, in schwerer Stunde der Versuchung dir zu nahen, wieviel Ungehorsam gegen den Herrn, wieviel Auflehnung gegen den guten Gotteswillen, wieviel Kreuzesflucht und Leidensscheu, wieviel Träumen von Fleischesherrlichkeit! Für solchen Besuch sind wir nur dann gewappnet und können ihn an der Schwelle des Bewußtseins abfertigen, wenn Jesus seine Flügel über uns breiten kann. Die echte, reine gottvertrauende Jesusart konnte Satan damals schon auf Erden nicht vertragen. Auch als die Stunden der Finsternis in Jesu Leiden kamen und die Gotteswächter stumm von ihm zurücktreten mußten, auf daß er versucht würde bis zu dem dunkelsten Schatten der Gottverlassenheit - der Satan fand keine Stelle, hinter der er auch nur mit einem Schein des Rechts hätte fassen können. Seither hat Jesus es an sich, wo er geliebt wird, muß Satan fliehen. Darum falte ich meine Hände und bete voll Vertrauen, wie einst als Kind: Breit' aus die Flügel beide, o Jesu, meine Freude, und nimm dein Küchlein ein. Will Satan mich verschlingen, dann laß die Engel singen: dies Kind soll unverletzt sein. Amen. (Samuel Keller)

14:31 Aber auf daß die Welt erkenne, daß ich den Vater liebe und ich also tue, wie mir der Vater geboten hat: stehet auf und lasset uns von hinnen gehen.6); 7)

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