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Jesaja, Kapitel 48

Jesaja, Kapitel 48

48:1 Höret das, ihr vom Hause Jakob, die ihr heißet mit Namen Israel und aus dem Wasser Juda's geflossen seid; die ihr schwöret bei dem Namen des HERRN und gedenkt des Gottes in Israel, aber nicht in der Wahrheit noch Gerechtigkeit.

48:2 Sie nennen sich aus der heiligen Stadt und trotzen auf den Gott Israels, der da heißt der HERR Zebaoth.

48:3 Ich habe es zuvor verkündigt, dies Zukünftige; aus meinem Munde ist's gekommen, und ich habe es lassen sagen; ich tue es auch plötzlich, daß es kommt.

48:4 Denn ich weiß, daß du hart bist, und dein Nacken ist eine eiserne Ader, und deine Stirn ist ehern;

48:5 Darum habe ich dir's verkündigt zuvor und habe es dir lassen sagen, ehe denn es gekommen ist, auf daß du nicht sagen könntest: Mein Götze tut's, und mein Bild und Abgott hat's befohlen.

48:6 Solches alles hast du gehört und siehst es, und verkündigst es doch nicht. Ich habe dir von nun an Neues sagen lassen und Verborgenes, das du nicht wußtest.

48:7 Nun ist's geschaffen, und nicht vorlängst, und hast nicht einen Tag zuvor davon gehört, auf daß du nicht sagen könntest: Siehe, das wußte ich wohl.

48:8 Denn du hörtest es nicht und wußtest es auch nicht, und dein Ohr war dazumal nicht geöffnet; ich aber wußte wohl, daß du verachten würdest und von Mutterleib an ein Übertreter genannt bist.
Es ist schmerzlich, wenn man bedenkt, daß diese Anklage im gewissen Sinne den Gläubigen muß zur Last gelegt werden, die allerdings nur zu oft geistlich unempfindlich sind. Wir mögen wohl über uns trauern, daß wir die Stimme Gottes nicht vernehmen, wie wir sollten, „denn du hörtest es nicht.“ Es kommen in unserm Gemüt zarte Regungen des Heiligen Geistes zum Vorschein, die von uns nicht beachtet werden; die himmlische Liebe und der göttliche Wille flüstern uns Worte zu, die unser abgestumpftes Gemüt ebensowenig wahrnimmt. Ach, wir sind unwissend aus selbstverschuldeter Gleichgültigkeit: „du wußtest es auch nicht.“ Es gibt Verhältnisse, in die wir uns hätten einen Einblick verschaffen sollen, Übelstände, die unbemerkt um sich gegriffen haben. Liebliche Anlagen kommen um, wie Blüten im Frost, weil wir sie nicht pflegen; göttliche Gnadenblicke entgehen uns, weil wir die Fenster unsrer Seele vermauern. Aber „wir haben es nicht gewußt.“ Wenn wir daran denken, werden wir in die tiefste Selbstbeschämung eingetaucht. Wie müssen wir die Gnade Gottes bewundernd anstaunen, wenn wir aus dem göttlichen Wort all diese Torheit und Unwissenheit von unsrer Seite kennen lernen, die Gott zum voraus erkannt hat, während Er trotz dieser Voraussicht so gnädig an uns handelte! O, betet die wunderbare, unumschränkte Gnade an, die uns trotz alledem erwählt und vorgezogen hat. Staunt über den Preis, der für uns dargelegt ward, als Christus wußte, was aus uns werden würde! Er, der am Kreuze schmachtete, sah unsern Unglauben, unsre Verirrungen, unsre Herzenskälte, unsre Gleichgültigkeit und Sorglosigkeit, unsre Trägheit zum Gebet zum voraus; und dennoch sprach Er: „Ich bin der Herr, dein Gott, der Heilige in Israel, dein Heiland. Weil du so wert bist vor meinen Augen geachtet, mußt du auch herrlich sein, und ich habe dich lieb; darum gebe ich Menschen an deine Statt und Völker für deine Seele!“ O göttliche Sühne, wie wunderbar hell strahlst du, wenn wir daran denken, wie wir so schwarz und häßlich sind! O, Heiliger Geist, gib uns von nun an Ohren zu hören und ein verständiges Herz! Und gib uns Müden Kraft, und Stärke genug uns Unvermögenden, Deinen Willen zu tun! (Charles Haddon Spurgeon)

48:9 Um meines Namens willen bin ich geduldig, und um meines Ruhms willen will ich mich dir zugut enthalten, daß du nicht ausgerottet werdest.

48:10 Siehe ich will dich läutern, aber nicht wie Silber; sondern ich will dich auserwählt machen im Ofen des Elends.
Tröste dich, du schwergeprüfte gläubige Seele, mit dem Gedanken: Gott spricht: „Ich will dich auserwählt machen im Ofen des Elends.“ Träufelt nicht dies Wort hernieder wie ein sanfter Regen, der die Wut der Flammen dämpft? Ja, ist es nicht ein Schutzkleid von Steinflachs, an welchem des Feuers Wut keine Macht hat? Mag Trübsal kommen, dennoch hat mich Gott auserwählt. Armut, magst du mit schwerem Schritt meine Schwelle betreten, so ist Gott schon vorher in meinem Hause und Er hat mich auserwählt. Krankheit, magst du hereinschleichen, siehe, so ist schon mein Balsam bereit: Gott hat mich auserwählt. Was immer auch über mich kommen mag in diesem Tränental, wo weiß ich, daß Er mich „auserwählt“ macht. Liebes Glaubenskind, wenn du noch besseren und größeren Trost bedarfst, o, so bedenke, daß des Menschen Sohn mit dir im Feuerofen ist. In dieser deiner stillen Kammer sitzt einer bei dir, den du nicht gesehen hast, den du aber liebst, und gar oft, wo du nichts davon ahnst, bettet Er dich weich in deiner Trübsal und legt dir dein Kissen zurecht zum erquickenden Ruhelager. Du bist in großer Armut, aber in deiner einsamen, verlassenen Hütte geht der Fürst des Lebens und der Herrlichkeit fleißig aus und ein. Er kommt gern in diese verachtete Wohnung, um dich heimzusuchen. Dein Freund ist dir ganz nahe. Du kannst Ihn nicht sehen, aber du fühlst seinen warmen Händedruck. Hörest du seine Stimme nicht? Siehe, gerade im finstern Tal der Todesschatten spricht Er zu dir: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott.“ Gedenke an den schönen Ausspruch Cäsars: „Fürchte dich nicht, du trägst Cäsar und sein Glück.“ Ja, fürchte dich nicht, lieber Christ, dein Jesus ist bei dir. In all deinen heißen Prüfungen ist seine Gegenwart beides, dein Trost und dein Schutz. Nie verläßt Er den, den Er zu seinem Eigentum auserwählt hat. „Fürchte dich nicht, ich bin da,“ ist sein festes Verheißungswort zu seinen Auserwählten, die im „Ofen des Elends“ schmachten. Willst du dich also nicht recht fest an Christo anklammern und sagen:
„Durch Fluten und durch Gluten,
Wenn Du, o Jesu, mir
Vorangehst, folg' ich Dir.“ (Charles Haddon Spurgeon)

48:11 Um meinetwillen, ja um meinetwillen will ich's tun, daß ich nicht gelästert werde; denn ich will meine Ehre keinem andern lassen.

48:12 Höre mir zu, Jakob, und du, Israel, mein Berufener: Ich bin's, ich bin der Erste, dazu auch der Letzte.

48:13 Meine Hand hat den Erdboden gegründet, und meine Rechte hat den Himmel ausgespannt; was ich rufe, das steht alles da.

48:14 Sammelt euch alle und hört: Wer ist unter diesen, der solches verkündigt hat? Der HERR liebt ihn; darum wird er seinen Willen an Babel und seinen Arm an den Chaldäern beweisen.

48:15 Ich, ja, ich habe es gesagt, ich habe ihn gerufen; ich will ihn auch kommen lassen, und sein Weg soll ihm gelingen.

48:16 Tretet her zu mir und höret dies! Ich habe es nicht im Verborgenen zuvor geredet; von der Zeit an, da es ward, bin ich da. Und nun sendet mich der Herr HERR und sein Geist.

48:17 So spricht der HERR, dein Erlöser, der Heilige in Israel: Ich bin der HERR, dein Gott, der dich lehrt, was nützlich ist, und leitet dich auf dem Wege, den du gehst.

48:18 O daß du auf meine Gebote merktest, so würde dein Friede sein wie ein Wasserstrom, und deine Gerechtigkeit wie Meereswellen;
Welch ein Ernst, welch ein Anliegen der Liebe Gottes, sein Volk zu beseligen! Sieh, so tritt er gleichsam vor dich hin, und spricht: „Ich bin der Herr, dein Gott!“ Läßt dich's wissen und fühlen, er sei dein Schpfer und Herr; er habe das Rehct, dir zu befehlen, und die Macht, Leib und Seele zu verderben in die Hölle. Er will auch als solcher von dir gekannt und geehrt sein. Doch einen erzwungenen Gehorsam will er nicht, und wo er ein Recht hätte zu sagen: „Ich dein Herr und Gott gebiete dir, was du thun und welchen Weg du wandeln sollst;“ da spricht er: „Ich bin der Herr, dein Gott, der dich lehret. was nützlich ist, und leitet dich auf dem Wege, den du gehest.“ Also er lehret: der Gebieter wird ein Lehrer und lehret dich, was dir nützlich ist, wovon du den Gewinn und Genuß haben sollst. Und wenn du dich von ihm lehren lässest, und er dich in einen guten Gang gebracht hat, so leitet er dich auf dem Wege, den du gehest; wie ein Vater sein Kind an der Hand leitet und hält, daß es wohl anstoßen und straucheln, aber doch nicht gar dahinfallen und zu Schaden kommen kann. Siehe, das thut er, so gut, so herablassend und freundlich ist er. Aber das kann und will er nicht ohne deinen Willen, viel weniger wider deinen Willen. Darum sagt er weiter: „O daß du auf meine Gebote merktest!“ - Welch ein Wort ist das! das klingt ja fast nicht mehr, als ob es der Herr dein Gott spräche. Solch eine Sprache Gottes wird nur aus seiner unbegreiflichen Menschenliebe begreiflich. Solch eine Sprache sollte uns das Herz ganz einnehmen und abgewinnen. Denn warum dieser göttliche Wunsch, dieses göttliche Verlangen, daß du auf seine Gebote merktest? Darum, daß es dir wohl gehe. Deinen Frieden, deine Gerechtigkeit will er hergestellt und festgestellt sehen. Er will in das ihm gehorsame Herz einen Frieden, nie versiegend wie ein Wasserstrom, ausgießen, und eine Gerechtigkeit, frisch und lebendig, wie Meereswellen. O wie gut ist Gott! Sollte dich seine Güte nicht zur Buße leiten? (Carl Johann Philipp Spitta)

48:19 und dein Same würde sein wie Sand, und die Sprossen deines Leibes wie Sandkörner; sein Name würde nicht ausgerottet noch vertilgt vor mir.

48:20 Gehet aus von Babel, fliehet von den Chaldäern mit fröhlichem Schall; verkündiget und lasset solches hören; bringt es aus bis an der Welt Ende; sprechet: Der HERR hat seinen Knecht Jakob erlöst.

48:21 Sie hatten keinen Durst, da er sie leitete in der Wüste: er ließ ihnen Wasser aus dem Felsen fließen; er riß den Fels, das Wasser herausrann.

48:22 Aber die Gottlosen, spricht der HERR, haben keinen Frieden.

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