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Prediger, Kapitel 3

Prediger, Kapitel 3

3:1 Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vornehmen unter dem Himmel hat seine Stunde.
Ich habe gehört, daß die Königin Elisabeth einst ausgerufen habe, sie wolle für eine einzige Stunde ein ganzes Reich hergeben. Ich habe von dem verzweifelnden Ruf jenes reichen Mannes an Bord des „Arctic“ gehört, welcher, als das Schiff sank, dem Rettungsboot nachrief: „Kommt zurück! Ich gebe euch eine halbe Million, wenn ihr umkehrt und mich aufnehmt!“ O armer Mann! Und wenn er eine halbe Million Welten hätte hergeben können, es wäre zu wenig gewesen, um sein Leben zu verlängern. Manche von euch, welche heute morgen noch lächeln. können, welche hierher gekommen sind, um hier vielleicht eine vergnügte Stunde zu verleben, werden bald sterben müssen, und dann werdet ihr seufzen und um das verlorene Leben weinen und nach einem andern Sonntag schreien. O, wenn die Sabbate, die ihr verschwendet habt, gleich Geistergestalten vor euch hintreten werden, wie entsetzlich wird dann eure Reue sein! Möchte Gott euch davor bewahren! (Charles Haddon Spurgeon)

3:2 Geboren werden und sterben, pflanzen und ausrotten, was gepflanzt ist,

3:3 würgen und heilen, brechen und bauen,

3:4 weinen und lachen, klagen und tanzen,

3:5 Stein zerstreuen und Steine sammeln, herzen und ferne sein von Herzen,

3:6 suchen und verlieren, behalten und wegwerfen,

3:7 zerreißen und zunähen, schweigen und reden,

3:8 lieben und hassen, Streit und Friede hat seine Zeit.

3:9 Man arbeite, wie man will, so hat man doch keinen Gewinn davon.

3:10 Ich sah die Mühe, die Gott den Menschen gegeben hat, daß sie darin geplagt werden.

3:11 Er aber tut alles fein zu seiner Zeit und läßt ihr Herz sich ängsten, wie es gehen solle in der Welt; denn der Mensch kann doch nicht treffen das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende.

3:12 Darum merkte ich, daß nichts Besseres darin ist denn fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben.

3:13 Denn ein jeglicher Mensch, der da ißt und trinkt und hat guten Mut in aller seiner Arbeit, das ist eine Gabe Gottes.

3:14 Ich merkte, daß alles, was Gott tut, das besteht immer: man kann nichts dazutun noch abtun; und solches tut Gott, daß man sich vor ihm fürchten soll.

3:15 Was geschieht, das ist zuvor geschehen, und was geschehen wird, ist auch zuvor geschehen; und Gott sucht wieder auf, was vergangen ist.

3:16 Weiter sah ich unter der Sonne Stätten des Gerichts, da war ein gottlos Wesen, und Stätten der Gerechtigkeit, da waren Gottlose.

3:17 Da dachte ich in meinem Herzen: Gott muß richten den Gerechten und den Gottlosen; denn es hat alles Vornehmen seine Zeit und alle Werke.

3:18 Ich sprach in meinem Herzen: Es geschieht wegen der Menschenkinder, auf daß Gott sie prüfe und sie sehen, daß sie an sich selbst sind wie das Vieh.

3:19 Denn es geht dem Menschen wie dem Vieh: wie dies stirbt, so stirbt er auch, und haben alle einerlei Odem, und der Mensch hat nichts mehr als das Vieh; denn es ist alles eitel.

3:20 Es fährt alles an einen Ort; es ist alles von Staub gemacht und wird wieder zu Staub.

3:21 Wer weiß, ob der Odem der Menschen aufwärts fahre und der Odem des Viehes abwärts unter die Erde fahre?

3:22 So sah ich denn, daß nichts Besseres ist, als daß ein Mensch fröhlich sei in seiner Arbeit; denn das ist sein Teil. Denn wer will ihn dahin bringen, daß er sehe, was nach ihm geschehen wird?1)
In diesem Kapitel zeigt Salomo zuerst, daß für Alles, was der Mensch thut, eine von Gott bestimmte Zeit vorhanden sei, die man mit aller Arbeit und Mühe nicht verrücken oder ändern könne. Deßhalb darf er sich von seiner Thätigkeit nie einen bestimmten Gewinn versprechen V. 1-15. einer Ausgleichung dieses Mißverhältnisses darf man sich um so weniger getrösten, da der sterbende Mensch vor dem sterbenden Thiere nichts voraus hat. V. 16-21. Die Frage (V. 21): „wer weiß, ob der Odem der Menschen aufwärts fahre?“ ist nur vom Standpunkt gottloser Menschen aus geredet; kein Gottloser kann ja aus sich selbst irgend eine Gewißheit der Unsterblichkeit haben. Kap. 12,7 spricht Salomo es auf’s bestimmteste aus, daß der Geist zu Gott zurückkehrt, der ihn gegeben hat. Aus dieser Abhängigkeit des Menschen von Gott zieht er V. 22 den Schluß, daß derselbe nichts Besseres thun könne, als die Gegenwart weise zu benutzen und sich mit Sorgen um die Zukunft nicht zu quälen, sondern fröhlich zu sein bei seiner Arbeit. Denn nur der Augenblick, den wir in der Zeit leben, ist unser Eigenthum. Jede verlebte Stunde sinkt unwiderruflich ins Meer der Vergangenheit, die Zukunft ist ungewiß, und darum der ein Thor, welcher die Gegenwart ungenutzt vorübergehen läßt, in eitler Zerstreuung vergeudet oder in nutzlosen Klagen vertrauert. Dem wahrhaft Weisen ist jeder Augenblick heilig, um ihm Samen für die Zukunft anzuvertrauen, ums eine Freuden mit Dank zu genießen, seine Leiden mit Gelassenheit zu tragen und aus der Trübsal Segen zu ziehen für den inwendigen Menschen, da ja für den Christen jedes Leid eine verhüllte Gnade ist. Gieb mir denn, o Herr, solche Weisheit, daß ich von den Ameisen lerne fleißig sein, so lange der Sommer meines Lebens währt, damit ich im Winter der Ewigkeit nicht darben müsse. Laß mich von den Kranichen und Schwalben lernen, die Zeit wohl in Acht zu nehmen, die kurze, bald verschwindende Gnadenzeit; und wenn ich einmal sterbe, von meiner Geistessaat das ewige Leben erndten. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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