Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 32. Des traurigen Mannes Frage.

Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 32. Des traurigen Mannes Frage.

Warum ist das Licht gegeben… dem Manne, dessen Weg verborgen ist, und den Gott eingeschlossen hat?“ Hiob 3, 20. 23.

Konnte Hiobs Lage war eine derartige, dass das Leben zur Last wurde. Er wunderte sich, warum er, um zu leiden, am Leben blieb. ihm die Barmherzigkeit nicht gestatten, zu sterben? Das Licht ist sehr köstlich, und doch können wir dahin kommen, zu fragen, warum es gegeben ist. Sieh', welche unbedeutenden Wert zeitliche Dinge haben! Wir können sie besitzen, und doch ihrer überdrüssig werden; wir können das Licht des Lebens haben, und demselben unter traurigen Umständen, darin wir uns befinden, doch die Finsternis des Todes vorziehen. Deshalb sprach Hiob: „Warum ist das Licht gegeben den Mühseligen und das Leben den betrübten Herzen, die des Todes warten, und er kommt nicht, und grüben ihn gern aus dem Verborgenen?“ Wir hoffen, dass unsere Zuhörer sich nicht in Hiobs Lage befinden; wenn es aber doch der Fall sein sollte, wünschen wir sie zu trösten.

I. Die Lage, welcher die Frage entspringt: „Dem Manne, dessen Weg verborgen rc.“

Er hat das Licht des Lebens, aber nicht das Licht des Trostes.

1. Sein Geist ist gedrückt. Er kann keine Hilfe für seine Lasten, keine Milderung seines Elends sehen. Er findet keinen Grund des Trostes, weder in Gott noch in Menschen. „Sein Weg ist verborgen.“

2. Er kann keine Ursache dafür finden. Keine besondere Sünde begangen. Welches Gute könnte ihm daraus erwachsen? Wenn wir keine Ursache entdecken können, so dürfen wir daraus nicht schließen, dass keine da ist. Es ist gefährlich, danach zu urteilen, was die Augen sehen.

3. Er weiß nicht, was er darin tun soll. Wenn die Seele in so tiefem Dunkel sich befindet, ist es schwer, geduldig und weise zu sein. Dann ist wenig Vertrauen da und die Freude ist fern.

4. Er kann den Weg heraus nicht sehen. Es ist ihm, als hörte er den Feind sagen: „Sie sind verirrt im Lande, die Wüste hat sie beschlossen.“ 2 Mose 14,3. Durch die Dornenhecke kann er nicht entrinnen, ihr Ende kann er nicht absehen; sein Weg ist sowohl verengt, wie verdunkelt. Leute in solcher Lage fühlen ihren Kummer tief und sprechen dann oft zu bitter.

Wenn wir in solchem Elend uns befänden, möchten wir wohl auch die Frage aufwerfen, darum lasst uns betrachten:

II. Die Frage selbst. „Warum ist das Licht gegeben?“

Solches Forschen, wenn es nicht von großer Demut und kindlichem Vertrauen begleitet ist, ist zu verurteilen:

1. Es ist ein sehr unsicheres Gebiet. Das menschliche Urteil erhebt sich ungebührlich. Unwissenheit sollte sich vor Anmaßung scheuen. Was können wir wissen?

2. Die Frage wirft einen schlechten Schein auf Gott. Sie gibt zu verstehen, dass seine Wege der Erklärung bedürfen, und entweder unvernünftig, oder ungerecht, unweise oder unfreundlich sind.

3. Es muss eine Antwort auf die Frage geben; aber dieselbe dürfte uns nicht verständlich genug sein. Der Herr hat auf jedes „Warum“ ein „Darum“, aber oft offenbart Er es nicht, denn „Er gibt nicht Rechenschaft alles seines Tuns.“ Hiob 33,13.

4. Es ist die vorteilhafteste Frage nicht. Warum wir in Trauer leben sollen, ist eine Frage, die wir nicht nötig haben zu beantworten. Wir würden mehr Vorteil davon haben, wenn wir forschten, wie wir unser verlängertes Leben etwa verwerten könnten.

III. Antworten, die auf die Frage gegeben werden könnten.

1. Nimm an, dass die Antwort lautete: „Gott will es so.“ Ist das nicht genug? „Ich will schweigen, und meinen Mund“ rc. Ps. 39,9.

2. Für einen ungläubigen Forscher sind genügende Antworten zur Hand. Es ist Barmherzigkeit, welche dich durch die Verlängerung des Lebenslichtes vor schlimmerem Leide bewahren will. Wenn du den Tod wünscht, so wünscht du um so eher in die Hölle zu kommen. Sei nicht so töricht.

Es ist Weisheit, die, indem sie deinen Weg einzäunt, dich von der Sünde zurückhält. Besser für dich, niedergeschlagen als ausgelassen sein. Es ist Liebe, die dich zur Buße ruft. Jede Trübsal hat den Zweck, dich Gott näher zu bringen.

3. Für einen gläubigen Frager gibt's noch mehr augenscheinliche Gründe. Deine Trübsale sind dir zugesandt: dich alles sehen zu lassen, was in dir ist. In tiefer Seelennot entdecken wir, was wir sind; dich Gott näher zu bringen. Die Hecke verweist dich auf Ihn, die Finsternis soll dich veranlassen, dich an Ihn zu klammern. Das Leben wird verlängert, damit die Gnade vermehrt werde; dich anderen zum Vorbild zu machen. Du sollst ein Monument des besonderen Verfahrens Gottes sein, so eine Art Leuchtturm für andere; die Gnade Gottes zu preisen. Wenn unser Weg stets hell und licht wäre, könnten wir nicht so gut die erhaltende, tröstende und errettende Kraft des Herrn darstellen; dich auf größeren Wohlstand vorzubereiten. Wenn dein Leben nicht erhalten würde, könntest du nicht die ruhigen Tage erleben, die du noch genießen sollst; du wärst auch nicht dazu geschickt, wenn du nicht durch vorangegangene Trübsale geschult worden wärst; dich deinem Herrn Jesu ähnlich zu machen, der ein Leben des Leidens gehabt hat. Ihm war der Tod kein Entfliehen von seinen Lasten, Er sagte: „Es ist vollbracht,“ ehe Er den Geist aufgab. Sei nicht zu eilig, ungläubige Fragen aufzuwerfen.

Sei davon überzeugt, dass das Leben nie zu lang ist. Lass dich von dem Heiligen Geist zubereiten, deinen Weg zu behalten, auch wenn er verborgen ist, und zwischen den Hecken dahin zu gehen, wenn es nicht Rosen-, sondern Dornenhecken sind.

Anregungen.

Wenn gefragt wird, warum jemand auf Erden im Elend behalten wird, während er sich doch freuen würde, durch den Tod erlöst zu werden, so mögen unter anderem folgende Gründe angegeben werden. 1. Jene Leiden mögen gerade die Mittel sein, welche notwendig sind, den wahren Zustand seiner Seele zu enthüllen. Das war bei Hiob der Fall. 2. Sie mögen die geeignete Bestrafung der Sünde im Herzen sein, deren sich der Leidende gar nicht bewusst war, welche aber ganz bestimmt von Gott gesehen wurden. Da mag Stolz, Bequemlichkeit, Selbstvertrauen, Ehrgeiz usw. vorhanden sein. Derartig scheinen die dem Hiob anklebenden Sünden gewesen zu sein. 3. Sie sind nötig, die rechte Unterwerfung zu lehren und anzuzeigen, ob ein Mensch bereit ist, sich Gott zu ergeben. 4. Es mögen gerade diejenigen Leiden sein, welche notwendig sind, den Leidenden auf den Tod vorzubereiten. Gerade zu der Zeit, da Menschen sich den Tod wünschen, weil sie meinen, er sei ihnen eine Erlösung, könnte derselbe sie in die größtmögliche Not führen. Sie mögen gar nicht darauf vorbereitet sein. Einem Sünder gewährt das Grab keine Ruhe und die ewige Welt keine Erleichterung. Eine Absicht Gottes in solchen Trübsalen mag sein, dem Gottlosen zu zeigen, wie unerträglich die zukünftige Pein ist und wie wichtig es für ihn ist, sich auf den Tod vorzubereiten. Wenn sie die Schmerzen und den Kummer während weniger Tage in diesem Leben nicht ertragen können, wie können sie ewige Leiden ertragen? Wenn es so wünschenswert ist, hier von den Schmerzen des Leibes erlöst zu werden; wenn empfunden wird, dass das Grab trotz all des Abstoßenden desselben ein Ort der Ruhe ist: wie wichtig ist es dann, einen Weg zu finden, um vor ewiger Pein gesichert zu sein! Der rechte Ort der Befreiung von den Leiden ist für den Sünder nicht das Grab; er ist in der vergebenden Barmherzigkeit Gottes und in dem reinen Himmel, zu welchem er durch das Blut des Kreuzes eingeladen wird. In diesem heiligen Himmel ist die einzig wirkliche Ruhe von Leiden und von der Sünde, und der Himmel wird im Verhältnis zu der Größe der Leiden, die hier auf Erden erduldet wurden, um so süßer sein. Barnes.

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