Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 20. Der ohnmächtige Elias.

Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 20. Der ohnmächtige Elias.

„Er aber ging hin in die Wüste eine Tagereise, und kam hinein und setzte sich unter eine Wachholder und bat, dass seine Seele stürbe, und sprach: Es ist genug! so nimm nun, Herr, meine Seele; ich bin nicht besser denn meine Väter.“ 1 Kön. 19,4.

Wir können von dem Leben anderer vieles lernen. Elias selbst ist nicht nur ein Prophet, sondern eine Prophezeiung. Seine Erfahrung ist unsere Belehrung. Zuweilen geraten wir in eine seltsame und geheimnisvoll gedrückte Lage, und es ist gut, aus der Heiligen Schrift zu ersehen, dass ein anderer in diesem Tal des Todesschattens gewesen ist. Müde, herzkranke und schwer geprüfte Menschen sind sehr zur Niedergeschlagenheit geneigt. Zu solcher Zeit bilden sie sich ein, dass ihnen Seltsames widerfährt, aber es ist in Wirklichkeit nicht so. Wenn sie die Wege der Zeit betrachten, können sie die Fußstapfen von einem Menschen sehen, und es sollte zu ihrem Trost dienen, wenn sie sich sagen, dass er kein gewöhnlicher Mann, sondern ein mächtiger Knecht des Herrn war. Lasst uns studieren

I. Eliä Schwäche. „Er bat, dass seine Seele stürbe.“

  1. Er war ein Mensch wie wir. Jak. 5,17. Er wurde schwach in dem Punkt, in welchem er am stärksten war, wie viele andere Heilige. Abraham, Hiob, Mose, Petrus rc. Dies bewies, dass er nicht von Natur, sondern in Gott stark war. Er war kein gefühlloser, eiserner Mann mit stählernen Nerven. Das Wunder ist nicht, dass er ohnmächtig wurde, sondern dass er in der furchtbaren Hitze, die auf ihn einwirkte, sich wieder erhob.
  2. Er erfuhr eine schreckliche Rückwirkung. Die hinauf steigen, gehen hinab. Die Tiefe der Gedrücktheit ist gleich der Höhe des Entzückens.
  3. Er litt unter einer schmerzlichen Enttäuschung, denn Ahab war noch unter dem Zepter der Isebel, und Israel war für Jehovah nicht gewonnen.
  4. Er war von der Erregung auf Karmel und von dem ungewohnten Laufen vor dem Wagen Ahabs sehr müde geworden.
  5. Sein Wunsch war Torheit. „Nimm nun, Herr, meine Seele.“ War er doch eben vor dem Tode geflohen! Wenn er zu sterben wünschte, brauchte er vor Isebel nicht fliehen. Er war jetzt mehr nötig denn je, um die gute Sache aufrecht zu erhalten. Und diese Sache war jetzt gerade hoffnungsvoll, und er hätte sich das Leben wünschen sollen, um bessere Zeiten zu erleben. Er sollte nie sterben. Seltsam, dass der, der dem Tode ganz entgehen sollte, zu sterben begehrte! Wie unweise sind unsere Gebete, wenn unser Gemüt bedrückt ist!
  6. Sein Grund war unwahr. Es war nicht genug, und der Herr hatte ihn in mancher Hinsicht besser gemacht, als seine Väter. Er hatte mehr zu tun, als sie, und er war stärker, kühner, kräftiger im Zeugen und schrecklicher an Majestät. Er hatte mehr zu genießen, als die meisten anderen Propheten, denn er hatte größere Macht bei Gott, und hatte Wunder getan, die von keinem übertroffen waren. Durch die besondere Vorsehung und Gnade war er mehr begünstigt worden und sollte sich hinsichtlich seines Heimgangs noch weiter über alle anderen erheben: Gottes Wagen wartete auf ihn.

II. Gottes Zärtlichkeit gegen ihn.

  1. Er gewährte ihm Schlaf; das war besser als Medizin, als innere Vorwürfe, als geistliche Unterweisung.
  2. Er speiste ihn mit passender und wunderbar stärkender Nahrung.
  3. Er ließ ihn die Fürsorge und Hilfe von Engeln gewahren. Ein Engel rührte ihn an.
  4. Er gestattete ihm, seinen Kummer mitzuteilen (V. 10); das schafft oft große Erleichterung.
  5. Er offenbarte sich und seine Wege. Wind, Erdbeben, Feuer und stilles, sanftes Sausen waren Stimmen von Gott. Wenn wir wissen, was Gott ist, bekümmern uns andere Dinge weniger.
  6. Er verkündigte ihm frohe Botschaft. „Ich habe mir lassen überbleiben“ rc. V. 18. So wurde ihm das Gefühl der Einsamkeit genommen.
  7. Er gab ihm mehr zu tun: andere zu salben, durch welche des Herrn Absichten weiter ausgeführt werden sollten.

Lasst uns einige nützliche Lehren lernen.

Es ist selten recht, um den Tod zu bitten; die Sache sollte man am liebsten Gott überlassen. Wir dürfen unser Leben nicht vernichten, und sollten auch den Herrn nicht bitten, es zu tun.

Für den Sünder ist es nie recht, den Tod zu suchen, denn der Tod ist ihm die Hölle. Der eigenwillige Selbstmord besiegelt seine gewisse Verdammnis.

Bei den Heiligen ist solcher Wunsch statthaft, aber innerhalb gewisser Grenzen. Er darf sich nach dem Himmel sehnen, aber nicht, um vom Dienst, von Leiden, von Enttäuschung oder von Unehre befreit zu werden. Wenn wir zu sterben wünschen, darf der Wunsch seinen Grund nicht in Ungeduld, Leidenschaftlichkeit, Stolz oder Trotz haben. Wir haben keine Idee davon, was uns noch in diesem Leben vorbehalten ist. Vielleicht sollen wir noch sehen, wie Gottes Sache vorwärts geht und welche Erfolge wir haben.

In jedem Falle lasst uns auf den Herrn hoffen und Gutes tun, und wir haben nicht nötig, uns zu fürchten.

Ausgewähltes.

Was hören wir da? Elias ist matt und gibt seine Sache auf? Der Heldengeist ist betrübt und niedergeschlagen. Der Ahab ins Gesicht sagen konnte: „Du und deines Vaters Haus verwirren Israel;“ der die Toten auferwecken, den Himmel öffnen und verschließen, Feuer und Wasser herabholen konnte mit seinen Gebeten; der es wagen durfte, mit ganz Israel zu zürnen und zu streiten; der vierhundert und fünfzig Baalspriester mit dem Schwert erwürgen konnte: der schreckte vor dem Drohen eines Weibes zurück? Wünscht er, von seinem Leben befreit zu werden, weil er fürchtet, es zu verlieren? Wer kann von Fleisch und Blut ein unerschütterliches Feststehen erwarten, wenn ein Elias zusammenbricht? Der Stärkste und Beste auf Erden ist Anwandlungen von Furcht und Schwäche unterworfen; unveränderlich fest zu stehen und gut zu sein, ist das herrliche Vorrecht der Verklärten im Himmel. So will der heilige und weise Gott seine Kraft in unserer Schwachheit mächtig sein lassen. So lange wir dieses Fleisch an uns tragen, ist es vergeblich, auf solche feste Gesundheit zu hoffen, dass wir nicht zuweilen von Anfällen geistlicher Unpässlichkeit niedergeworfen werden. Es ist nichts Neues, wenn Gläubige sich den Tod wünschen; wer wollte sich über das Verlangen nach Vorteilen wundern, oder wer wollte es tadeln? Es ist so natürlich, dass der müde Pilger sich nach Ruhe, der Gefangene sich nach Befreiung, der Verbannte sich nach seinem Heim sehne, dass das Gegenteil davon etwas ungeheures wäre. Aber den Tod aus Überdruss am Leben, aus Ungeduld beim Leiden begehren, ist eine Schwäche, die einem Heiligen nicht geziemt. Es ist nicht genug, Elias! Gott hat noch mehr Arbeit für dich; dein Gott hat dich mehr geehrt, als deine Väter, und du sollst leben, Ihn zu ehren.

Anstrengung und Kummer haben den Propheten unter seinem Wachholderstrauch in Schlaf gelullt; jener gesunde Schatten war für seine Ruhe gut gewählt. Während der Tod ersehnt wurde, kam das Bild vom Tode unerbeten; der Engel Gottes bewachte ihn auf seinem harten Lager. Keine Wüste ist zu einsam für diese seligen Geister. Wie er von dem Boten Gottes bewacht wurde, so wurde er auch von ihm aufgeweckt und zu seiner Erfrischung geführt; während er schlief, wurde das Mahl von Engelhand für ihn bereitet: Zu seinen Häupten befand sich ein geröstetes Brot und eine Kanne mit Wasser. O, die nie endende Fürsorge des Allmächtigen, die durch keinen Ort, durch keinen Zustand abgesperrt werden kann! O Gott! das Auge Deiner Vorsehung ist heute nicht dunkler, die Hand Deiner Kraft ist nicht kürzer; lehre uns nur, Dir zu dienen und Dir zu vertrauen! B. Hall.

Wer sagte Elia, dass es „genug“ war? Gott tat es nicht; Er wusste, wann es genug war für Elias, zu tun und zu leiden. Noch war es nicht genug. Gott hatte ihm noch mehr zu sagen und Er hatte auch noch mehr Arbeit für ihn zu verrichten. Wenn der Herr ihn bei seinem Wort genommen und auch gesagt hätte: „Es ist genug“, so würde der Geschichte des Elias die krönende Herrlichkeit gefehlt haben. Kitto.

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