Smith, Robert Pearsall – Heiligung durch den Glauben - 4. Ein Weg, dem Verstand verborgen, aber der Seele die nach Gerechtigkeit hungert, geoffenbart

Smith, Robert Pearsall – Heiligung durch den Glauben - 4. Ein Weg, dem Verstand verborgen, aber der Seele die nach Gerechtigkeit hungert, geoffenbart

„Es ist ein Steig, dem kein Vogel erkannt hat und kein Geierauge gesehen. Es haben die stolzen Kinder nicht darauf getreten und ist kein Löwe darauf gegangen….Gold und Diamant mag der Weisheit nicht gleichen… Gott weiss den Weg dazu und kennt ihre Stätte.“

Welches auch der ursprüngliche Sinn dieser Worte gewesen sein mag, sie erklären, warum der Weg zur Heiligkeit allen Anstrengungen des unerleuchteten Verstandes verborgen bleibt. Beinahe das ganze Menschengeschlecht – Unbekehrte sowohl auch Christen – wissen nichts davon, denn in unserer gegenwärtigen, bösen Zeit findet sich der Irrtum immer bei der Mehrzahl und wie sehr auch die Menschen sonst in ihren Meinungen von einander abweichen, darin stimmen beinahe alle überein, dass es unmöglich ist ohne Sünde zu leben.

„Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört, was in keines Menschen Herz gekommen, das hat Gott bereitet denen, die ihn lieben, uns aber hat es Gott geoffenbart durch seinen Geist.“

Diese von Gott bereiteten Dinge werden durchaus nicht für zukünftige Zeiten aufgespart, sondern können schon jetzt geistlich erkannt werden. Es wundert oder enttäuscht uns nicht, wie schmerzlich es uns auch berührt, wenn wir hören müssen, wie man die Fülle des Evangeliums für die Gegenwart leugnet. Einigen ist die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter denselben Flügeln schon jetzt in einem nie geahnten Sinne aufgegangen, wenn auch die Nebel der Vorurteile oder Lehrsysteme Strahlen dieser Sonne vor den Blicken Anderer verbergen. Darum ersuchen wir dich, frei von Leidenschaft, betend und demütig Weisheit von oben zu suchen, um zu erkennen, ob dem so sei.

Das Blut Christi ist der einzige Weg und Boden, auf welchem uns Gottes Gnade zu Teil werden kann, wenn nicht die ewige Gerechtigkeit des Herrschers der ganzen Welt geschändet werden soll. Das von Gott erwählte Mittel aber ist die Innewohnung und Leitung des Heiligen Geistes. Erst das Blut dann das Salböl – Vergebung dann des Geistes Arbeit.

Wenn sich der Glaube das Verdienst und die Kraft des Blutes völliger aneignete, so würden die Christen auch die Kraft des Heiligen Geistes in größerem Masse erfahren.

Ein Gebet der anglikanischen Kirche lautet: „Allmächtiger Gott, dem alle Herzen offenbar sind, Aller Verlangen bewusst und dem kein Geheimnis verborgen ist, reinige die Gedanken unseres Herzens durch die Innewohnung deines Heiligen Geistes, damit wir dich völlig lieben und deinen heiligen Namen würdiglich preisen.“ Stelle dieses Gebet zusammen mit den herzerquickenden Worten unseres Heilandes in Mark. 11, 22-24 „Habt den Glauben den Gott wirkt (Albrecht) wahrlich ich sage euch, wer zu diesem Berge spräche Hebe dich und wirf dich ins Meer und zweifelte nicht, in seinem Herzen, sondern glaubte, dass es geschehen würde, was er sagt, so wird es ihm geschehen, was er sagt. Darum sage ich euch: ALLES, was ihr bittet in eurem Gebet, wenn ihr nur glaubt, ihr hättet es schon (Albrecht), so wird es euch werden.“

Nachdem der Apostel Johannes die Wahrheit dieser Verheissung während eines halben Jahrhunderts erprobt, vermag er es durch den Heiligen Geist hinzufügen: „Und dies ist die Freudigkeit, die wir zu Ihm haben, dass wir etwas bitten nach seinem Willen, so hört er uns.“ „Und was wir von Ihm bitten, das werden wir von Ihm nehmen, denn wir halten seine Gebote und tun, vor Ihm gefällig ist.“

So scheint die einzige Frage, die zu sein, ob das vornehmste und grösste Gebot von dem Jesus redet: „Du sollst Gott, deinen Herrn lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüte und mit allen Kräften,“ mit eingeschlossen ist in „die Gerechtigkeit vom Gesetz gefordert, welche in uns erfüllt werden soll, die wir nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist wandeln?“ Wie seltsam, dass wir je daran gezweifelt haben sollten! Also bitten wir nach Gottes Willen, wenn wir im Glauben flehen: „Schaffe in mir, Gott ein reines Herz und gib mir einen neuen, gewissen Geist.“ Und ist die Bitte gewährt, wer dürfte dann sagen, es sei Anmaßung zu behaupten, dass wir erhört seien? Im Gegenteil, solche Anerkennung heisst eben so sehr sich des Herrn rühmen, als wenn man bekennt, dass man vom zukünftigen Zorn erlöst sei.

Ist es nicht verwunderlich, dass Gottes Kinder es wagen, ihres Vaters im Himmel zu spotten, in dem sie Ihn um Dinge bitten, welche sie in diesem Leben gar nicht erwarten? Ja, sollen wir sagen, nicht einmal wirklich begehren?

Ich bekenne, dass ich selbst einmal Anstoß genommen habe, als ein lieber Bruder zu mir sagte, er liebe Gott in Wahrheit von ganzem Herzen, von ganzem Gemüt, und von allen Kräften. Keiner konnte die Heiligkeit seines äusseren Lebens in Frage stellen, denn ich kenne keinen, der so gleichmäßig mit dem Geist erfüllt war. Einer seiner Hausgenossen bezeugte, sein ganzes Leben verzehre sich in Loben, Bitten und im Dienst Gottes. Da ich sein Glauben und seine Gnadengaben nach meinem eigenen, geringem Maß berechnete, meinte ich, es müsse dem eine Selbsttäuschung zu Grunde liegen. Als es aber Gott gefiel, nach monatelangen Flehen mir das Wort in Kraft zu offenbaren: „Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm,“ da fand ich zu meiner eigenen Überraschung und Freude, dass es des Geistes Arbeit sei, meine eigene, schwankende Seele mit solcher Liebe zu Gott zu erfüllen, wie ich sie vormals nie für möglich gehalten hätte. Ich erbitte es mir, davor bewahrt zu werden, jemals wieder den Glauben Anderer nach meinem eigenen kleinen Maß von Glauben zu richten. Gott gibt seinen Kindern, die Ihm vertrauen, nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit. Stark zu werden, nach seinem Geist am inwendigen Menschen,“ und nicht nach menschlichem Maßstab.

Vor einigen Monaten verlor ich meinen ältesten Sohn, Schüler der Universität, am Nervenfieber. Er war mit vier Jahren bekehrt. Vom zehnten Jahre an war er öffentlich als Christ anerkannt worden, und fast in allen Stücken war er das gewesen, was ich gewünscht und erbeten. Ich kann mich nicht erinnern während eines Zeitraumes von zehn Jahren einmal Ursache gehabt hätte, ihn zu tadeln. Indem er sich entschieden auf die Seite Christi zu stellte, hatte er sich auf der Schule und Universität nutzbar zu machen gewusst, durch eine stille, aber nachdrückliche Verkündigung des Heilandes, dem er nicht nur in Betreff seiner Sündenvergebung, sondern auch der Heiligung vertraute.

Ich weiss gewiss, dass ich diesen Sohn mehr liebte, als mich selbst. Doch als es Gott gefiel, ohne ein Wort des Abschieds, ihn zu sich zu nehmen, sagte mein Herz mit Entschiedenheit, ja Herr. Er nahm das Beste, was ich hatte, doch konnte ich in meinem Herzen beständig sagen: Dein Wille geschehe! Ich weiss, dass ich Gott mehr liebte, als meinen Sohn, von dem ich es in voller Wahrheit zu sagen vermochte, dass ich ihn von ganzem Herzen, von ganzer Seele, aus allen Kräften und von ganzem Gemüte liebte. Und doch war diese Liebe nur eine natürliche, während die Liebe zu Gott durch die Gnade gewirkt und die Frucht des Geistes in unseren Herzen ist. Schrecken wir nicht zurück von einem zu hohen Grad der Liebe, sondern geben wir uns vielmehr Gott hin, auf dass der Geist dieselbe je mehr und mehr, als schriftgemäße Erfahrung in unseren Herzen wirke. „Nicht nach dem Maß kann die Seele Gott lieben. Ihre Liebe ist nur Durst noch mehr Liebe zu üben.

Manche zartem Gott liebende Seelen empfindet den herbsten Schmerz in dem Bewusstsein eines geteilten Herzens und ungehörigen Neigungen, so dass folgendes oft der Ausdruck ihrer Gefühle gewesen sein mag.

Wie in vielen Gemeinden diejenigen, welche doch Gott wahrhaftig lieben, mit Händen und Füssen in den Grabtüchern der Lehre gefesselt bleiben, als sei es eine Anmaßung gewiss zu sein, dass man in den Himmel komme, bis man im Sterben liegt, so werden jetzt viele teure Seelen aufgehalten von Etlichen, welche behaupten, häufiges und gewohnheitsmäßiges Sündigen sei der unvermeidliche Zustand der Erlösten Gottes und dass das Gebot unseres Herrn, Gott von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte zu lieben, nur nach dem Tode erfüllt werden könne. Das die Braut ihren Geliebten nicht völlig lieben kann, bis ihr Herz aufgehört hat zu schlagen. Möchten wir dieselbe göttliche Stimme, welche, da wir tot waren in Übertretung und Sünden, zu uns sagte: Komm heraus, auch jetzt mit gleichem Erfolg sagen hören: Bindet ihn los und lasst ihn gehen.

Lasst die Grabtücher und den Modergeruch früheren Todes durch die Gabe des Lebens und der vollen Genüge hinweg getan sein. Der, welcher mit eines Menschenstimme zu Lazarus sprach, redet zu seinen Heiligen in der Christenheit durch den Geist im Evangelium und indem er uns durch seine Gotteskraft alles gibt, was zum Leben und göttlichen Wandel dienet durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat, durch seine Herrlichkeit und Tugend, macht er uns teilhaftig seiner göttlichen Natur, nachdem wir entflohen sind der Verderbnis, welche in der Welt ist, durch die Lüste.

Ein Teil dieser Glaubenslehre wird, obgleich wiederholt auseinandergesetzt, nicht verstanden. Wenn der Christ den Herrn Jesus also anzieht und erkennt, dass er in seinem Herzen lebt und siegreich über die Sünde herrscht, wird er dadurch nicht vollkommen gemacht am Verstande, oder Urteil, oder in der Lehre, sondern er wird einfach in den Stand versetzt, da er vor Gott durch den Glauben Kraft empfangen kann Tag für Tag, je nachdem er über seine Pflichten erleuchtet wird, zu handeln. Er empfängt Kraft, ALLES zu überwinden, was er als Böses erkennt und in dem Maß, wie der Geist das Gewissen oder die Erkenntnis mehr und mehr erleuchtet, verschafft der Glaube ihm den Sieg. „Meine Lieben, so uns unser Herz nicht verdammt, so haben wir eine Freudigkeit zu Gott.“ Dies ist alles, was wir beanspruchen.

Möglicherweise kann ich morgen Dinge in mir für Unrecht erkennen, über welche ich heute keine Bestrafung fühle. Hätten wir so geschärfte Blicke wie die Engel, so könnten wir kaum einen Schritt in unserer gemischten Umgebung tun. Es hat Gott nicht gefallen, dass das ganze Maß seiner Gnade und Kraft, noch die ganze Natur des Bösen um uns her mit einem Mal uns zu offenbaren. Dies drückt Paulus aufs deutlichste in den Worten aus: „Wie viele nun unser vollkommen sind, die lasset uns also gesinnt sein und solltest ihr irgend anderen Sinnes sein, so wird euch Gott auch dies offenbaren. Indessen lasst uns in dem, was wir schon erreicht haben nach derselben Regel einhergehen uns gleich gesinnt sein.“ Ein Heide, der sich vor einer Woche bekehrt hat, mag jetzt seinen Wandel dem gemäß führen, was er schon erreicht hat und doch noch allerlei an sich haben, das durch eine erweiterte Gottes Erkenntnis abgestreift wird. Durch die Kraft Christi aber wird es ihm unmöglich gemacht, in seinem ganzen weiterem Leben ohne Anklage des Gewissens (oder der Erkenntnis) zu wandeln. Gottlob! Es ist eine Kraft vorhanden in Christus, der durch den Glauben in den Herzen wohnt, die uns fähig macht Tag für Tag ohne Tadel vor Gott zu wandeln, in der Liebe, in der Erfüllung jeglicher Pflicht, wie sie uns je länger je mehr offenbar wird. Bei den Christen gilt das göttliche Prinzip: „Was nicht aus Glauben geht ist Sünde“, und folglich ist das, was aus dem Glauben geht, nicht bewusste Sünde. „Ohne Glauben ist es unmöglich Gott zu gefallen,“ mit Glauben aber ist es möglich. Heute atme ich die Luft der Liebe Gottes ein, jede vergangene Sünde ist vergeben und Kraft des reinigenden Blutes habe ich jetzt kein Bewusstsein von Übertretung – und so scheidet mich keine Wolke von Gott. Es ist aber möglich, dass ich morgen nicht mehr alles das mit freiem Gewissen tun kann, was ich heute tue. Nichtsdestoweniger, wandle ich heute im Licht, habe Gemeinschaft mit Gott und weiss, dass das Blut seines Sohnes, Jesu Christi, mich rein macht von aller Sünde. Dies könnte man eine christliche – nicht göttliche, nicht engelreiche, auch nicht eine adamitische Vollkommenheit nennen, aber diejenigen, welche sich ihre Vorrechte durch den Glauben aneignen, können die Welt überwinden und es sich bewusst sein, dass sie je nach dem jetzigen Vermögen des armen schwachen Gefäßes mit dem Geiste erfüllt sind.

Wir möchten unser Gewissen nicht als maßgebend für das, was Heiligkeit ist, aufstellen. Das sei ferne! Christus ist unser Vorbild. Kommen wir demselben durch Unwissenheit nicht nach, so schließt uns dies nicht von seiner Gemeinschaft aus, während eine einzige erkannte und geduldete Tat des Ungehorsams notwendigerweise unser Herz verdursten muss.

Die grosse, praktische Frage ist – nicht eine begriffsmäßige Erkenntnis der Sünde, sondern die, was gefällt Gott? Und in dem was Ihm gefällt, sollten die Gläubigen ruhen. Henoch hat Gott gefallen zu einer Zeit, welche kaum wie der Tagesanbruch war im Vergleich mit unseren jetzigen herrlichen Licht und gewisslich stehen unsere Vorrechte mit unserem jetzigen herrlichen Licht und gewiss stehen unsere Vorrechte im Auferstehungsleben denen des Henoch nicht nach. Paulus konnte sagen: „Ich bin mir nichts bewusst.“ 1. Kor, 4,4. Johannes konnte sagen: „Wir halten seine Gebote und tun, was vor Ihm gefällig ist und wahrlich Gott schafft, was vor Ihm wohlgefällig ist in den Herzen und Leben von Etlichen, durch Jesus Christus. Hieraus ergibt sich, dass Einer, der grosse Erleuchtung über die Lehren der Schrift empfangen hat, einen geheiligteren, aber ungelehrten Christen in seinem äusseren Wandel übertreffen kann, während doch der Erstere bewußtermaßen sündigt und ein verletztes Gewissen hat und der Andere, welcher der unwissendere, aber vertrauensvollere ist, mit unverletztem Gewissen wandelt. Das Verstehen alle Geheimnisse und aller Erkenntnis wäre doch nur ein armes Gegengewicht gegen den einfachen Glauben, der Jesu fort und fort in allem vertraut, was er verheißt und so den Sieg erlangt. Indessen sind wir verantwortlich dafür, den Sinn Gottes ernstlich zu erforschen und nie dürfen wir unsere Unwissenheit als Deckmantel der Gleichgültigkeit gebrauchen. Nur der, welcher den Sinn Gottes fleissig erforscht, kann in unbewölkter Gemeinschaft mit Ihm stehen.

Voll Geistes zu sein, ist eine der gebietenden Verheissungen und verheißenen Gebote der Schrift. Paulus redet davon mit Bezug auf die Mahnung an die Epheser, sich nicht mit Wein übernatürlich zu erregen, sondern vielmehr voll Geistes zu werden, so dass ihr Mund voll Psalmen, Liedern und geistlichen Gesängen überfließe, während sie dem Herrn in ihren Herzen sängen. Als die Apostel voll Geistes wurden, mussten sie sich wahren gegen die Anklage, dass sie betrunken wären und wohl mögen diejenigen, welche sich dazu hergeben voll Geistes zu werden, der ungläubigen Welt als Leute erscheinen, die voll süßen Weines sind.

Was dem Erfülltwerden mit dem Geiste als Haupthindernis im Wege steht, ist, dass das Herz von Weltliebe oder anderen Sünden eingenommen ist. Gottes Geist ist ein Geist der Heiligung und dieser wird durch Sünde und durch Liebe zur Welt betrübt.. Ich zittere für Solche, die sich als Christen ausgeben, wenn ich die Worte lese: „So jemand die Welt lieb hat, indem ist nicht die Liebe des Vaters.“ „Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist es, der mich liebt und so jemand den Herrn Jesus Christus nicht lieb hat, der sei verflucht. „ Ich danke Gott, dass ich es nicht zu bestimmen habe, auf wenn diese Worte deuten.

Wir werden freilich gewarnt, dass die, welche fleischlich sind, Gott nicht gefallen mögen. Und weiter heisst es: Ihr aber seid nicht fleischlich, so anders Gottes Geist in euch ist, so aber Jemand Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein. Ferner: So aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot, um der Sünde willen, der Geist aber ist das Leben, um der Gerechtigkeit willen. Denn so ihr nach dem Fleisch lebet, werdet ihr sterben müssen, so ihr aber durch den Geist des Fleisches Geschäfte tötet, so werdet ihr leben. Diese Worte sind Gottes Worte und nicht der Menschen. Sollten wir zu Gunsten der Scheinchristen, die Spitze dieser ernsten Zeugnisse abbrechen, durch einen eitlen Versuch, sie einem theologischem System anzupassen, oder sollten wir uns aus dem Schlummer falscher Sicherheit aufwecken lassen durch ihren Ernst und die tiefschneidenden Fragen, die sei erzeugen?

Wenn Gott Jemanden durch seinen Geist zu dieser demütigten, freien Stellung bringt, als welcher wir, als mit Christus durch den Glauben als gekreuzigt erscheinen, so kann ein Solcher, wer es auch sei, voll Geistes werden, weil er nun von allem anderen ausgeleert ist. Das, was Not tut, ist dieses Ausgeleert werden von allem Eigendienst, Selbstanbetung, Selbstführung, Selbstvertrauen, Selbsttun. Wie die Luft in einen leeren Raum dringt, so muss der Geist die Seele erfüllen, die durch Drangabe ihrer selbst entleert ist. Das grosse Bedürfnis unserer Tage ist die Kraft des Geistes in unserem Dienst für den Herrn.

Ohne die allmächtige Kraft des Heiligen Geistes ist die Predigt nichts als ein tönendes Erz und eine klingende Schelle. Ach mein Bruder, was gäbest du nicht darum, diese Gotteskraft zu besitzen, die dich zu einem leuchtenden Boten des Evangeliums machen würde, weil dir durch dieselbe jederzeit die Salbung und Kraft des heiligen Geistes dargereicht würde, so dass Gott immerwährend seine Zwecke in und durch dich ausführen könnte. Gott verlangt von dir sowohl zu geben, als auch dass du empfangen sollst. Wirf nicht weg die Gnade Gottes, welche dir in dem vollem Strom des Heils heute zufließt. Richtet keine Bollwerke auf gegen seine Fluten, verhindere keine Tropfen, der aus seiner Fülle in deine Seele quellen möchte. Nimm den Jesus, der sich dir anbietet, jetzt zu Allem, was er für dich tun kann, in dem du dich Ihm, ohne das Geringste vorzubehalten zum lebendigen Opfer ergibst, geheiligt durch den Altar, auf welchem dein Dankopfer dargebracht wird. Hast du dies getan, so scheue dich nicht, dich unter die heiligen Brüder zu rechnen, welche aufheben heilige Hände, ohne Zorn und Zweifel zu dem Heiligen Geist, der dir das Gebot gegeben hat, welches nur der Glaube – aber der Glaube gewiss – zu halten vermag: Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.

Ein Christ, der seit langen Jahren Christus den Sünderheiland ernstlich gepredigt hatte, während der selbst unter einem schmerzlichem Gefühl innerer Verderbnis litt, bemerkte unter seinen Mitarbeitern einige, welche sich von ihrer christlichen Umgebung in der Weise unterschieden, dass sie so voll Geistes und so im Gebet zu stehen schienen, dass sie beständig ein guter Geruch Christi waren. Diese Männer, die in der Arbeit fürs Reich Gottes in enger Verbindung zu ihrem Chef standen, hielten ihm öfters das Vorrecht einer gegenwärtigen, tatsächlichen, völligen Heiligung in Christus vor. Er hegte die stärksten Vorurteile gegen diese Lehre und bekämpfte sie stets mit allen erdenklichen Beweisgründen als eine gefährliche Ketzerei. Auf anraten hin eines Mitarbeiter setzte er dann einen Abend fest, um die Schrift um diesen Gegenstand mit ihm zu ergründen und wohlbewandert in theologischen Argumentationen, verstand er es die Auslegung des betenden Mitarbeiters zu widerlegen. Es schien eine andere Lesart oder Übersetzung seine Überzeugung zu schwächen. Und wenn keine andere Ausflucht zu finden war, wurde das Wort im Sinne der Zurechnung gedeutet. Der Mitarbeiter, der sich trotz aller Beweisgründe bewusst war, dass er in ungehinderter Gemeinschaft mit dem Herrn und die beständigen Siege über die Sünde stehe, beschloss traurig die Unterbrechung, mit dem Gefühl, dass obgleich er durch Argumente zum Schweigen gebracht war, Niemand ihm die selige, lebendige Wahrheit des Glaubens nehmen könne, der die Welt, das Fleisch und den Teufel überwunden hatte.

Nicht lange nachher sagte er eines Tages zu seinem Herrn:

„Wenn ich mich am Morgen gänzlich Jesus zur Bewahrung anvertraue, indem ich mich auf Ihn allein verlasse, um den Tag über von der Sünde bewahrt zu bleiben, so tut er immer nach meinem Glauben und bewahrt mich vor bewusster Sünde.

Dies einfache Bekenntnis ging dem Verstandesmenschen zu Herzen. Was die Beweisgründe nicht vermochten, das tat jetzt ein so treues Bekenntnis. Er hatte es als Lehre geleugnet, aber einer so einfachen und schriftgemäßen Glaubenserfahrung konnte er nicht widerstehen. „Sollte es möglich sein?“ sagte er zu sich selbst. Die Wolke eines mangelhaften, theologischen Systems war durchbrochen und wie ein Sonnenstrahl drang die selige Gewissheit in jene Seele, dass sein Leben ein Sieg werden könnte, wo es sonst Niederlage war, heilig, wo es unheilig war, tadellos, wo es sündlich gewesen war.

Es schien, als ob von da an, unter Gebet und Schriftforschung, der Himmel sich seiner Seele öffnete. Statt Christus um Beistand zu bitten, übergab er jetzt alles seinem Heiland, damit er es in und für ihn tue. Bestürmte ihn die Versuchung, so stellte er immerdar Christus, seinen Schild, der „auslöschen kann alle feurigen Pfeile des Bösewichts,“ zwischen sich und die Gefahr, die ihm drohte. Er freute sich seinen Heiland allein zu erblicken, der die Versuchung von ihm abwandte. Tiefe Freude erfüllte seine Seele, wie er so von Tag zu Tag sich von seinen anklebenden Sünden befreit sah.

Da das Geheimnis des Unglaubens mit den daraus folgenden Übertretungen weggetan war, so erfolgte einige Zeit darauf, während er in der Stille auf seinen Knien auf Gott harrte, die wundersame Fülle des Geistes, wie er sie in diesem Leben nie für möglich geglaubt und die Verheissung ward damals und wird noch jetzt nach mehreren Jahren in ihm wahr gemacht: „Wer mich liebt, der wird mein Wort halten und mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen.“

So wurde Christus, der Heilige Gottes, der seinem Verstande verborgen war, seinem Herzen geoffenbart, noch eh er die Schriftlehre von der Heiligung durch Glauben klar beweisen konnte. Seither sind acht Jahre verflossen, welche beständig vermehrte Segnungen mit sich bringen, sowohl in Bekehrung von Sündern als im Einführen der Heiligen in die Seelengemeinschaft mit Christus. Segnungen, welche die früheren um das Zehnfache übertreffen.

Jetzt leuchtet für ihn die Schrift auf jeder Seite von der Lehre einer gegenwärtigen, tatsächlichen Heiligung sowohl als Rechtfertigung in Christus, und Beides erlangte er durch desselben, einfachen Glauben.

Dein Leben willst du in uns leben,
Wenn wir uns gänzlich dir ergeben -
Und bist doch Gott von Ewigkeit -
Ich kann es nicht verstehen,
Doch füllst mein Herz mit Seligkeit.

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