Murray, Andrew - Wachset in der Gnade - 24. Vom Versäumen der Gnade.

Murray, Andrew - Wachset in der Gnade - 24. Vom Versäumen der Gnade.

Hebr. 12,14-16.
Jagt nach dem Frieden gegen Jedermann, und der Heiligung, ohne welche wird Niemand den Herrn sehen. Und seht darauf, das nicht Jemand Gottes Gnade versäume, dass nicht etwa eine bittere Wurzel aufwachse und Unfrieden anrichte, und viele durch dieselbe verunreinigt werden; dass nicht Jemand sei ein Hurer oder ein Gottloser, wie Esau, der um einer Speise willen seine Erstgeburt verkaufte.

Von der Gnade in die Werke des Gesetzes und der Selbstgerechtigkeit zu fallen - das war die Gefahr, in welcher die Galater schwebten; die Gnade zu versäumen - das war die Gefahr, in welcher sich die Hebräer befanden.

Sie waren nahe daran, nicht etwa wie die Galater von einem Leben in der Gnade zu einem Leben in Selbstgerechtigkeit abzuirren, sondern vielmehr aus einem Leben in der Gnade in ein Leben in Ungerechtigkeit zu sinken. Dieses Wort vom Versäumen der Gnade enthält eine ernste Warnung für jeden, welcher in der Gnade bleiben will.

Worin bestand nun die Gefahr? Schon an einer früheren Stelle hatte der Verfasser des Hebräerbriefes dasselbe Wort gebraucht, Hebr. 4,1: „So lasst uns nun fürchten, dass wir die Verheißung, einzukommen zu Seiner Ruhe, nicht versäumen und unser Keiner dahinten bleibe.“ Viele, sagt er, sind aus Ägypten gezogen, aber nicht alle sind nach Kanaan gekommen. Viele sind in der Wüste zurückgeblieben und umgekommen. So hatte er auch im zwölften Kapitel (Vers 1 und 12) gesagt: „Last uns laufen!“ (ein Bild aus dem Treiben in der Rennbahn, in welcher man um die Ehre, wer am schnellsten zu laufen im Stande sei, streitet). Richtet auf die lässigen Hände und die müden Knie! Und tut gewisse Tritte mit euren Füßen! Jagt dem Frieden nach und der Heiligung und seht darauf, dass nicht Jemand Gottes Gnade versäume oder zurückbleibe! Während ein Abfall der Heiligen, der Heiligen Gottes, schlechterdings unmöglich ist, lehrt die heilige Schrift, dass jemand anfänglich starke Gnadenwirkungen erfahren und trotz denselben sich doch noch von der Wahrheit abwenden kann.

Vor allem in dem Brief an die Hebräer finden wir ernstliche Warnungen im Hinblick auf diese Tatsache. (Hebr. 3,12-14; 4,11; 6,4-8 u. 11; 10,26-31 u. 38). Gerade deshalb, weil ein Zurückbleiben in der Gnade der Anfang zu dem völligen Versäumen der Gnade werden kann, von dem unser Text redet, mahnt uns die Stimme des Herrn, selbst den allerkleinsten Anfängen des Zurückbleibens gegenüber auf der Hut zu sein.

Und woher kam denn eigentlich diese Gefahr, zurückzubleiben? Welche Versuchung ist es denn, die in diese Gefahr bringt? „Lasst uns ablegen jede Last und die Sünde, welche uns immer anklebt, und lasst uns auf der uns vorgeschriebenen Bahn laufen!“ lautet eine Mahnung an uns. Es ist also nicht allein jede Sünde, , die es abzulegen gilt, sondern auch jede Last. Alles, was uns auf unserem Wege hindert, selbst das, was an und für sich erlaubt ist, muss abgelegt werden. Diese beiden Punkte sind auch in unserem Text berührt. „Jagt der Heiligung nach und seht zu, dass niemand zurückbleibe!“ Jede Sünde, welche geduldet wird, jede Unbesorgtheit in Betreff der Sünde, jede Trägheit in dem Ringen nach einem Leben in Heiligkeit führt zu einem Zurückbleiben in der Gnade. Aber nicht die Sünde allein hat diese Wirkung.

„Dass nicht Jemand sei ein Hurer, oder ein Gottloser, wie Esau, der um einer Speise willen seine Erstgeburt verkaufte!“ mahnt unser Text. Nun ist Speise an und für sich erlaubt und notwendig. Dadurch aber, dass Esau die Speise für wichtiger hielt, als den Segen Gottes, bewies er seine unheilige, fleischliche Gesinnung. Das Sichtbare war ihm wichtiger, als das Unsichtbare. So waren es denn auch die Fleischtöpfe Ägyptens, um derer willen so viele in der Wüste murrten und zurückblieben. Und so ist es gar oft heute noch die Sorge um Speise, die Liebe zur Welt (Luk. 8,13.14; 17,26-29; 21,34; 1. Tim. 6,8.9; 2. Tim. 4,10), der Unwille, das Kreuz auf sich zu nehmen und sich zu verleugnen, die Begierde, nur ja alles Erlaubte festzuhalten, wodurch der Christ gehindert wird, in der ihm vorgeschriebenen Bahn zu laufen und der Heiligung nachzujagen. Auf diese Weise aber kommt er dazu, in der Gnade zurückzubleiben, und er gerät ernstlich in Gefahr, die Gnade gänzlich zu versäumen.

Welch eine entsetzliche Gefahr! Was für eine furchtbare Versuchung! Wo ist ein Mittel, welches uns vor solchem bewahrt? „Jagt der Heiligung nach und seht zu, dass niemand zurückbleibe!“ Diese Mahnung wendet sich nicht an jeden Einzelnen für sich, sondern, da sie in der Mehrzahl abgefasst ist. an die ganze Gemeinde. Sie sagt nicht: Ein jeder sehe für sich selbst allein zu; nein, sie sagt: Seht alle zu, dass niemand zurückbleibe! Wenn alle Christen auf einander achten, wenn der Starke den Schwachen trägt und jeder Kreis von Christen, welcher zu einer Hausgemeinde, Bibelstunde oder Kirchengemeinde verbunden ist, als ein Leib für jedes seiner Glieder Sorge trägt, dann werden wir nicht so oft von einem Zurückbleiben in der Gnade hören. Allein, was zu beachten ist, diese gegenseitige Überwachung tritt nur da in Kraft, wo man der Heiligung nachjagt. In ihr liegt also das rechte Mittel, wenn man bewahrt werden will. Wo man darum nicht der Heiligung nachjagt, ist die Gefahr, zurückzubleiben, sehr groß. Darum sehne dich nach der Heiligung! Darum widme sich ihr von ganzem Herzen! Lass die Heiligung, welche aller Sünde entsagt, lass das Heiligwerden, wie Gott heilig ist (1. Petri 1,15), in der Tat das Kleinod unserer Berufung sein, dem wir nach sagen sollen! Wenn du das tust, wirst du nicht in der Gnade zurückbleiben. Das Jagen nach der Heiligung, das Verlangen nach der Überwindung der Sünde wird dir die Gnade so teuer wert machen, dass es bei dir zu einem Vorwärtsschreiten an Stelle eines Zurückbleibens kommt. Das ist das Werk, zu dessen Vollbringung die Gnade erschienen ist. Sie will von Sünde frei machen. Ephes. 1,4.7.8. In jeder Seele, welche sich mit jeder Sünde ihr zu dem Zwecke, von Sünden frei zu werden, hingibt, wird sie ihre Herrschaft kraftvoll offenbaren. Darum lasst uns jede Last und die Sünde, welche uns immer anklebt, ablegen und lasst uns auf der uns vorgeschriebenen Bahn laufen, indem wir dabei auf Jesum sehen. Er ist unsere Heiligung. In Ihm liegt unser Gnadenschatz. Auf Jesum sehen ist das beste Mittel zur Verhütung dessen, dass jemand die Gnade versäume.

„Gott kann machen, dass allerlei Gnade unter euch reichlich sei, dass ihr in allen Dingen volle Genüge habt und reich seid zu allerlei guten Werken.“

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