Krummacher, Friedrich Wilhelm - Der leidende Christus - XVI. Das Nachtgespräch.

Krummacher, Friedrich Wilhelm - Der leidende Christus - XVI. Das Nachtgespräch.

Einen tiefen Blick wirft der Apostel in das Herz des Herrn Jesu, wenn er Hebr. 12, 2 von ihm bezeugt, Er habe „um der ihm vorgehaltenen Freude willen das Kreuz erduldet, und die Schande nicht geachtet.“

Ueberaus getrosten Muthes, ja, unter Psalmengesang, sahen wir den Herrn in jener verhängnißvollen Nacht Jerusalem verlassen. Was konnte es sein, als eben jene ihm in Aussicht gestellte Freude, die ihn befähigte, so harmlos die blutige Opferstraße zu betreten?

Denkt euch die Lage, in welcher der Heiland damals sich befand. Wie es auch euch wol widerfahren kann, daß eine gefürchtete schwere Zukunft plötzlich in einer Klarheit vor eure Seele tritt, als wäre sie schon Gegenwart geworden; so, nur in bestimmteren Umrissen, als je ein Mensch ein Zukunftsbild geschaut, und nicht im Lichte der Wahrscheinlichkeit nur, sondern in dem der Gewißheit, schwebten dem Heilande damals alle die Schrecken vor, die schon in den nächsten Stunden ihn umgeben sollten. Wie sich zu Zeiten, ehe ihr es euch verseht, ganze Züge düsterer Trauerbilder, seien es Todtensärge, oder Dornenkränze der Erniedrigung, oder Bettelstäbe der Armuth, oder was sonst es sei, schreckend an eurer Phantasie vorüberdrängen können; so tauchten in grellster Färbung vor Seinem Geiste alle die Schauer des Hohns, der Entwürdigung und Mißhandlung auf, denen er nach dem Rathe Gottes jetzt entgegenging. Euch pflegt sich's in solchen Stunden banger Ahnung wie Gebirgslast über Geist und Gemüth zu lagern. Der Herr fühlt auf seinem Oelbergsgange sein Herz erweitert, und findet durch die Schatten der Schreckgebilde, die ihn umgrauen, den Weg zu der sonnigen Höhe vollkommenster Getrostheit. Euch sieht man in ähnlichen Zeiten stumm, umflorten Blicks, in euch selbst versunken und schwermuthsvoll dahingehn. Den Herrn hören wir in einem jener Passah-Psalmen, die er anstimmt, fast jubelnd sprechen: „Du bist mein Gott, und ich danke dir; mein Gott, ich will dich preisen!“ - Unerhört dies, und übermenschlich! Woher diese Freudigkeit in solchem Augenblicke? Seine menschliche Natur frohlockt nicht, sondern spricht: „Ich muß mich noch mit einer Taufe taufen lassen; und wie ist mir so bange, bis sie vollendet werde!“ Es frohlockt aber in Jesu der Eifer um die Ehre Gottes: denn der Grundton seines innersten Gemüthes lautet: „Deinen Willen, mein Gott, thue ich gern, und dein Gesetz habe ich in meinem Herzen!“ Es frohlockt in Ihm die Hoffnung, daß Er binnen Kurzem den Erzfeind Gottes und der Menschheit erlegt, und die Werke des Teufels zerstört sehen werde. Was aber vor Allem die Schauer des nahenden Todeskampfes Ihm versüßt, und seliglich Ihn frohlocken macht, das ist die Liebe zu dem armen Sündervolke, dessen Erlösungsstunde jetzt geschlagen hat. Der Gedanke, daß Er „Sein Leben für Seine Schafe lasse,“ strahlt, alle Wolken zerstreuend, wie ein freundlicher Morgenstern am Himmel seines Bewußtseins. Daß Er mit seinem Blute Höllenwürdige von ihrer Schuld befreien, mit seiner durchgrabenen Hand Verfluchte vom Untergänge retten, und im grauenvollen Schmucke seiner Dornenkrone den Sündern Kronen des Lebens erwerben werde: das ist die „Ihm vorgehaltene Freude,“ die Ihm Flügel gibt, und seine Heilandsseele Angesichts der Hölle und des Todes zu Halleluja's stimmt. Denkt welche Liebe! - Von ihr werden wir heute noch ein Weiteres hören.

Matth. 26, 31-35. Mar. 14, 27-31. Luk. 22, 31-38.
Der Herr aber sprach: Simon, Simon, siehe, der Satanas hat euer begehret: daß er euch möchte sichten, wie den Waizen. Ich habe aber für dich gebeten, daß dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du dermaleinst dich bekehrest, so stärke deine Brüder. Er sprach aber zu ihm: Herr, ich bin bereit, mit dir ins Gefängniß und in den Tod zu gehn. Er aber sprach - Ich sage dir, Petrus, der Hahn wird heute nicht krähen, ehe denn du dreimal verleugnet hast, daß du mich kennest. Und er sprach zu ihnen: So oft ich euch gesandt habe ohne Beutel, ohne Tasche und ohne Schuhe, habt ihr auch je Mangel gehabt? Sie sprachen: Nie keinen. Da sprach er zu ihnen: Aber nun, wer einen Beutel hat, der nehme ihn, deßgleichen auch die Tasche. Wer aber nicht hat, verkaufe sein Kleid, und kaufe ein Schwert. Denn ich sage euch: Nun muß auch noch das vollendet werden an mir, das geschrieben stehet: Er ist unter die Uebelthäter gerechnet. Denn was von mir gesagt ist, das hat ein Ende. Sie sprachen aber: Herr, siehe, hier sind zwei Schwerter. Er aber sprach zu ihnen: Es ist genug. -

„Ich hatte viel Bekümmerniß in meinem Herzen; aber deine Tröstungen ergötzen meine Seele.“ So möchte man Angesichts des eben verlesenen Abschnitts mit dem Sänger des 94sten Psalms sprechen. Welch' ein Herz, das Herz unseres Heilandes! Welche fürsorgliche Liebe des guten Hirten für seine Lämmer, wie sie hier sich kundgibt! Ja, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel, so versammelt er seine Erlösten unter den Fittig seiner Barmherzigkeit. O wie sorgenfrei und unbekümmert mag man seine Straße ziehn, wenn man nur das Eine weiß, daß man Ihm angehöre! -

Ein köstlicher Gegenstand, der sich unsrer heutigen Betrachtung darbeut! Es ist das Mutterherz des großen Sünderfreundes. Laßt uns sehen, wie dasselbe in seiner Unterredung mit Simon Petrus, und sodann in seinem Zuruf an die Jünger insgesammt, sich uns enthüllt. -

Daß sich in unsrer Betrachtung ein reicher Quell der Glaubensstärkung und des Friedens uns eröffne, walte der Herr! -

1.

Der Lobgesang ist gesungen, und die Opferstraße zum Oelberg angetreten. Seht, dort wandelt der Priester Gottes, von seinen elf Vertrauten umgeben. Schweigende Nacht ist um sie her. Seine Seele ergeht sich in Todesgedanken. Näher und näher drängen seine Lieben sich an ihn heran, wie man zu thun pflegt, wenn der Augenblick der Trennung von einem geliebten Menschen herbei gekommen ist, und Abschiedswehmuth das schwerer athmende Gemüth umfängt. Dem einen und andern unter ihnen bebt schon das Kinn, schimmert die Thräne schon am Wimper; und immer karger und einsilbiger wird die Unterredung. Schon treten längere Pausen gänzlichen Verstummens ein. Da öffnet Jesus den Mund. Was wird Er zu sagen haben? Wir denken, es könne vor der Hand nichts Anderes ihn beschäftigen, als die schwere Trübsal, der er entgegengehe. Aber wir irren. Der Gedanke an sich und die ihm bevorstehende Marter tritt tief in den Hintergrund zurück. Was weit mehr ihn bewegt, sind Gedanken der Liebe und Muttersorge für seine Heerde. „Simon, Simon,“ beginnt er, indem er den Mann, der als der traurigste erscheint, und zunächst an ihn sich anschmiegt, mit wehmüthigem Ernste anschaut, „der Satanas hat eurer begehrt, daß er euch sichte, wie den Waizen.“ Welche Rede dies, doppelt schauerlich und erschütternd durch die nächtliche Zeit, in welcher, und die Umstände, unter denen sie dahertönt! In dem Augenblicke, da den Jüngern ihre einige Hülfe und ihr Schild genommen werden soll, wird ihnen der Heranzug des furchtbarsten aller Feinde angekündigt. Der Herr drückt sich wundersam und in hohem Maße Bestürzung erregend aus. „Der Satan, sagt er, hat eurer zur Sichtung begehrt,“ d.h. „herausgefordert hat er euch, Anspruch auf euch gemacht, sich euch erbeten, daß er seine Macht an euch erzeige.“ Und allerdings verhielt sich's so. Die Geschichte Hiobs sollte sich erneuern. Der Fürst der Finsterniß reklamirte die ihm entrissenen Beuten, verdächtigte sie, und machte sein Eigenthumsrecht an sie geltend, indem er sich erbot, den tatsächlichen Beweis zu führen, daß es mit ihrer ganzen Gottesfurcht nichts, und ihre Bekehrung nur Schein und Täuschung gewesen sei. Und ihr wißt, der Herr gestattet's dem Bösewicht jezuweilen, daß er bis zu einem gewissen Punkte an den Erlöseten anfechtend seine Kraft versuche. Er thuts, theils, um auch den Geistern der Hölle die Unüberwindlichkeit derer, die Ihm sich anvertrauten, kund werden zu lassen, und dadurch Seinen Namen zu verherrlichen; theils, um Seine Kinder im Schmelztiegel solcher Anfechtungen wie Gold zu läutern, und die dem eigenen Leben nach Vernichteten tiefer in die Gemeinschaft Seines Lebens hereinzuziehn.

Ein Prüfungsfeuer dieser Art sollte nun auch um die Jünger entbrennen. Der Mörder von Anfang hatte gleichsam die Wette vorgeschlagen, daß er, wenn ihm Raum gegeben werde, sie zum völligen Abfall bringen werde. Die Waffe zu diesem Apostelsturze hofft er in der unendlichen Erniedrigung und Schmach zu finden, welcher der Meister entgegenzog. Dieser aber weiß um den wüsten Anschlag, und sieht den höllischen Geier schon über den Häuptern seiner Lieben kreisen. Er darf es ihnen nicht verschweigen, damit der Ueberfall sie nicht überrasche; und so spricht Er denn zu ihnen, nachdrücklich wahrschauend, und den Simon, auf den es der Arge vorzugsweise abgesehen hatte, sonderlich in's Auge fassend, ja ihn mit Namen nennend: „Simon, Simon, der Satanas hat euer begehrt, daß er euch sichte, wie den Waizen.“ - Nun wissen sie's. Möchten sie nur jede Sylbe dieser Rede zu Herzen nehmen. Warnung und Trost sind hier wunderbar gemischt. Wie der „Waizen“, sagt er, würden sie „gesichtet“ werden: eine Operation, bei der bekanntlich nur die Spreu dahinstiebt, während die edle Frucht zurückbleibt. Der Erfolg wird also ein heilsamer, er wird nur Reinigung und Läuterung sein; aber dies freilich nicht nach des Teufels Plan und Anschlag, sondern lediglich durch Vermittlung der göttlichen Gnade. Beruhigende Aussicht! Der Stärkere wird über den Starken kommen, und ihn entwaffnen. Freilich unterliegend haben sie gesiegt, die Gesichteten; aber so wußten sie denn auch um so gründlicher, wem ihres Sieges Kranz gebühre.

Doch hört den Herrn weiter. Noch tiefer öffnet sich vor uns sein großes Mutterherz. Nachdem er die erschütternde Warnung ausgesprochen, blickt er die Jünger freundlich an, und, als ob er sagen wollte: „Erschreckt nicht allzusehr,“ spricht er zu Simon: „Ich aber habe für dich gebeten, daß dein Glaube nicht aufhöre.“ O sagt, wo ist ein Seelenfreund, ein Hüter und ein Hirt, wie Er! Das Evangelium geleitet uns oft auf den Schauplatz Seiner Thaten und Wunder. Nicht selten lüftet es uns auch die Schleier von seinem stilleren Umgangsleben mit seinen Vertrauten, und erschließt uns die heiligen Stätten, wo Er des Priesteramtes pflegt. Hier aber vergönnt es uns auch einmal einen Blick in die Einsamkeit Seines Kämmerleins hinein; und zu wie innigem Danke sind wir ihm namentlich für diesen Dienst verpflichtet! Kaum daß der Herr von ferne die Versuchungswogen insonderheit wider Petrus sich heranwälzen gesehn, hatte er die Stille gesucht, und den schwer bedrohten Jünger betend der Hut und Bewahrung seines himmlischen Vaters anbefohlen.

Daß Simons Glaube im Anfechtungssturme „nicht aufhöre“, dahin zielte sein Gebet. O, läßt sich eine mütterlichere Fürsorge denken, als sie sich hier uns darstellt? Der glückliche Simon! - Aber wähnet nicht, es habe Simon nur, als ein vor andern Gläubigen Auserwählter, solcher Liebe sich getrosten dürfen. Lauschet nur in das bekannte hohepriesterliche Gebet Johannes 17 hinein, und überzeugt euch eines Andern. Welche Klänge, die von da zu uns herübertönen! Hört: „Vater, erhalte sie in deinem Namen, die du mir gegeben hast, daß sie eins seien, gleich wie wir.“ Hört: „Ich bitte nicht, daß du sie von der Welt nehmest, sondern daß du sie bewahrest vor dem Uebel.“ Hört: „Ich in ihnen, und du, Vater, in mir, auf daß sie vollkommen seien in Eins, und die Welt erkenne, daß du mich gesandt hast, und liebest sie, gleichwie du mich liebest.“ Nicht wahr, Herzerhebende Gebeteslaute dies? „Ja,“ denkt ihr, „gälten sie nur auch uns; aber er betet ja für seine nächsten Jünger nur.“ - Glaubt ihr dies? O, dann hört weiter: „Ich bitte nicht allein für sie, sondern für Alle, so durch ihr Wort an mich gläubig werden, auf daß sie Alle Eins seien, gleich wie du, Vater, in mir und ich in dir.“ - Jetzt werdet ihr ja zufrieden sein. - Und gedenkt ihr, wer dort für uns betet? Er ist's, dessen Gebete alle mit dem, wenn auch nicht immer ausgesprochenen, Wort beginnen: „Vater, ich danke dir, daß du mich erhöret hast,“ und zu Dem ein für alle Mal der Vater gesprochen hat: „Heische von mir, und Ich gewähre dir's!“ - Seht, so hat der Glaube, den der Geist in uns wirkte, an der Fürbitte Jesu die Bürgschaft seines ewigen Bestehens. Bestürmt, angefochten und erschüttert kann er werden; aber nicht ausgelöscht noch vernichtet. Simon sollte dieses wissen, damit er an solchem Bewußtsein eine Wehr und Waffe hätte, wenn nun der Kampf für ihn entbrennen würde. Im Fall des Unterliegens aber sollte dies Bewußtsein ihm den Stab und Stecken reichen, an dem er über den Abgrund der Verzweiflung sich glücklich hinüberschwänge. Allerdings hat Petrus in dem Momente, da die Versuchung daherbrauste, von dem theuerwerthen Worte keinen Gebrauch gemacht. Simon wankte, strauchelte, ja, erlag. Wie wird aber nach dem Falle der Gedanke ihn aufgerichtet und getröstet haben: „Es ist mit dir noch nicht gar aus! - Der Herr betete ja für dich, daß dein Glaube nicht aufhöre, sondern daß der Same Gottes bei dir bleibe.“

„Ich habe für dich gebeten,“ spricht der Herr, „daß dein Glaube nicht aufhöre.“ Und wie spricht er weiter? Ach, fast ist's zu viel, zu viel auf einmal, was Er von den Tiefen Seiner herzlichen Barmherzigkeit uns entschleiert. - Vielleicht meinte bisher der Eine und Andre von euch, es rede der Herr nur darum so liebevoll zu Simon, weil er sich zu ihm versehen habe, er werde den Kampf bestehen und Treue beweisen. Aber nein; der Herr weiß, daß Petrus fallen wird. Er sieht schon den Treubrüchigen, den Verleugnenden in ihm. „Und dennoch kann er sich so huldreich gegen ihn bezeigen?“ - „O, nur um so mehr! - Es ergeht ihm wie einer Mutter, deren Herz gerade dann erst recht in Zärtlichkeit zu ihrem Kinde entbrennt, wenn sie den Liebling in Gefahr sieht. Daß nur sein Simon nicht verzweifle nach dem Fall, sondern zur rechten Zeit wieder Muth gewinne, zu Ihm, dem guten Hirten, sich zurückzuwenden, das ist des Meisters einzige Sorge; und auf diesen Zweck der rettenden Liebe sind alle seine Reden fein berechnet. Hierauf berechnet ist auch das Wort fürsorglichster Leutseligkeit: „Und wenn du dich dermaleinst bekehrest, so stärke deine Brüder!“ O Simon, hörst du, hörst du? Welch' reicher Inhalt in diesen wenigen Lauten! - „Wenn du dermaleinst dich bekehrest.“ - Fallen also wirst du; du wirst verschlagen werden. Simon, bangt dich nicht? Beginnt nicht Alles, was in dir ist, zu zittern? - Nein, dem armen Jünger bleibt ein Räthsel, was da der Herr zwar andeutungsweise nur, jedoch verständlich genug ihm vorherverkündet. Er versteht es nicht, weil er eher des Himmels Einsturz für möglich halten würde, als daß er jemals seinen Herrn werde verleugnen können. Nun immerhin, willst du es denn nicht fassen, verblendeter Jünger, so beachte wenigstens den mächtigen Trost, den hier für die Thränentage, da dir Hülfe noth sein wird, der Herr dir darreicht. O, wie wird dir derselbe noch einmal zu statten kommen! -„Wenn du dermaleins dich bekehrest.“ Also auch nach der betrübten Niederlage darfst du wiederkommen; er gestattet dir's hiemit. Du wirst auch nach dem Treubruch deines Hirten dich neu getrösten, und seiner Heerde dich wieder zugesellen dürfen. Ja, zu Mehreren wirst du noch ermächtigt sein. „Wenn du dich dermaleins bekehrest, so stärke deine Brüder.“ Also sein Apostel sollst du bleiben, und auch ferner seine Lämmer werden! -

O Simon, kannst du solche Huld ermessen? Sinkst du nicht nieder, die Füße solch eines Herrn zu küssen? Nein, Simon würdigt die Erbarmung in jenem Worte nicht. Für den Augenblick hat er nichts an diesem süßen Zuspruch; ja ahnet nicht einmal, was ihm derselbe soll. Es werde ja niemals, denkt er, dahin mit ihm kommen, daß er sich noch einmal bekehren müsse; denn er müßte ja dann zuvor ein Abtrünniger geworden sein. Und „einen Abtrünnigen,“ denkt er, „wird der Heiland nie an mir erfinden!“ - So wäre denn das trostvolle Wort des Herrn für Simon in den Wind geredet gewesen? - O nicht doch! Simon hat's vernommen; und liegt's einstweilen auch noch schlummernd und wirkungslos im Schrein seines Gedächtnisses, so wird der Tag schon kommen, da es erwachen und als ein unbezahlbarer Schatz seine Zinsen tragen wird. Der Heiland ist selbst nicht so erpicht darauf, wie wir, daß er alsobald die Wirkung seiner Worte schaue. Er hat Geduld, und weiß, es bringe ein jegliches Gewächs seine Frucht „zu seiner Zeit“. Es ist ja begreiflich, daß unser Simon das Fährgeld, welches der Herr ihm schon vor der Ankunft bei dem Strome in die Hand gelegt, erst dann wird schätzen lernen, wenn schon die Wasserwoge seinen Fuß bespülen wird. Laßt sie nur erst daherrauschen, die Angst- und Trübsalsflut; o, wie wird er dann den Gottesgroschen segne“, den er eine Zeitlang unbewußt in seiner Reisetasche trug!

„Wenn du dich dermaleins bekehrest, so stärke deine Brüder.“ Vermag man doch kaum an diesen Worten sich satt zu hören. Fast scheint's, als hätte Simon durch den Fall erst zu einem rechten Apostel werden sollen. Und im Grunde war dem auch so; denn wie hätte es sonst geschehen können, daß Gott die Niederlage zuließ? Die erste und wesentlichste Eigenschaft eines Herolds des Evangeliums ist und bleibt ein gründlich zerbrochenes, gebeugtes und gedemüthigtes Herz; und Gott kann einer Gemeine kaum etwas Heilsameres erzeigen, als wenn er den Hirten derselben zu einem recht armen Sünder macht. Erst, wenn man selbst der Schächersgnade als solcher theilhaftig und froh geworden, ist man im Stande, „die Brüder zu stärken.“ Wenn man selbst erst lebendig erfuhr, daß man nichts vermöge ohne Christum, durch Ihn aber Alles, wird man ein wahrer Evangelist, der nicht mehr unerträgliche Lasten auferlegt, welche er selbst mit keinem Finger anrührt, sondern linde und sanft einherfährt, wie Der selbst, der da kam, nicht „das zerstoßene Rohr zu zerbrechen und den glimmenden Docht auszulöschen“; sondern die müden Herzen zu erquicken und die strauchelnden Kniee wieder aufzurichten.„ -

Simon geht auf des Herrn Rede nicht ein. „Herr,“ ruft er, unwirsch fast, als widerführe ihm eine Unbilde, „wenn sie sich Alle an dir ärgern, so doch ich nicht! Ich bin bereit, mit dir in's Gefängniß und in den Tod zu gehn!“ - Der liebenswürdige Manu! Freilich steckt er alles Selbstvertrauens voll; aber nichtsdestoweniger flammt eine Inbrunst für seinen Meister aus ihm heraus, von der ich nur wünschen kann, daß sie auch uns durchglühte. Keine Selbstüberhebung ist erträglicher und verzeihlicher zugleich, als diejenige, welche eine solche Begeisterung für den Heiland zu ihrem Grunde hat. O, wie war dem Jünger zu Muthe auf jenem Oelbergsgange! Wie glomm und gohr und wogte es in seinem Innern! Nein, nie noch hatte er es so gefühlt, wie lieb er Jesum habe, als eben jetzt, da die Trennungsstunde nahte. Und gerade in diesem Momente höchsten Gefühlsaufschwunges hört er seinen Meister die Besorgniß äußern, er möge treulos von ihm weichen können. „Wie“, denkt er, „konnte das jemals möglich werden? - Rabbi, verkenne deinen Simon nicht!“ - „Auch Bande und Tod,“ spricht er, „werden mich von dir nicht scheiden!“ Mit dieser Versicherung war es ihm ein heiliger Ernst. Aber ach, er versprach zu viel. - „Warum?“ fragt ihr stutzend. „Hatte nicht Jesus für ihn gebetet, daß sein Glaube nicht aufhöre?“ - Wohl hatte er das; und wenn Petrus darauf sein Vertrauen gegründet hätte, so würde er immerhin unerschütterliche Treue bis in den Tod haben geloben dürfen. Aber Simon trotzte auf seine eigne Kraft, und wollte sagen: „Meine Liebe gewährleistet dir's, daß ich dich nicht verleugnen werde;“ und eben dies ward des Jüngers Unglück. O Simon, es ist das menschliche Herz ein trotzig und verzagtes Ding, und auf morsche Krücken lehnt sich, wer auf sein Fühlen und Empfinden sich verläßt. Du aber weißt dies noch nicht, wirst es jedoch späterhin erfahren. O nimmer auf eigne Kosten was verheißen, wie geistlich reich und stark man sich auch glauben mag! Nimmer den Fuß über Bord gesetzt, so lange der Herr nicht sein „Komm!“ uns zurief und seine helfende Hand uns entgegenstreckte! - Wer aber auf den starken Arm Immanuels sich stützt, und in Seiner Gnade seine Stärke sucht, der spreche freudiger noch, als Simon: „Ich bin bereit, Herr, mit dir in den Tod zu gehn!“ Der Herr wird ihn mit seinem Glauben nicht schamroth werden lassen, sondern ihm selbst auf brandenden Meereswogen festen Grund bereiten.

Kaum daß Simon in aller Arglosigkeit seine heroische Versicherung ausgesprochen hat, vernimmt er aus dem Munde des Herrn die zweite Warnung. Der Herr sagts ihm jetzt mit dürren Worten heraus, was ihn bedrohe. „Petrus,“ spricht er, „ich sage dir, der Hahn wird heute nicht krähen, ehe denn du dreimal verleugnet habest, daß du mich kennest!“ Welch' ein Wächterruf dies! Welch' ein Posaunenstoß in Simons Seele! Aber Simon weist ihn im Gefühle seines liebewarmen Herzens von sich ab. - „Sei ohne Sorge, Herr!“ denkt er. „Ich sollte dich verleugnen? - Nein, dein Simon verleugnet dich nicht! - Er stirbt mit dir, wenn es sein muß; aber dich verleugnen? - Nimmer, nimmer!“ - So Petrus. Daß Er nicht anders denken werde, sah der Herr voraus. „Aber wozu denn die Warnung?“ - Ich habe schon gesagt, daß es mit derselben im Grunde mehr auf die Wiederaufrichtung des Gefallenen, als auf die Stärkung des Kämpfenden abgesehen war. Nach der Verleugnung sollte Simon zu sich selber sprechen: „Sieh, der Meister hat dir's vorausgesagt, was dir jetzt widerfahren ist. Er sah es kommen, und warnte dich. Ob Er aber gleich erkannte, du werdest die Warnung in den Wind schlagen, verstieß er dich doch nicht, sondern redete nach wie vor zu dir wie liebreich, wie leutselig!“ - So sollte er sagen, und an diesen Erinnerungen zu seiner Zeit sich wieder erheben und ermuthigen. Den Hahn aber bestellte ihm der Herr zum Wecker und Bußprediger, der mit seinem Morgenrufe zur rechten Stunde den Gefallenen aus dem Taumel wieder zu sich selber bringen, und die Thräne der Zerknirschung ihm entlocken sollte. Seht, so erstreckte sich die mütterliche Fürsorge des Heilandes noch weit über die Anfechtung und den Kampf hinaus, und bereitete schon die Heilmittel für die Wunden nach Fall und Niederlage. O, mit wie vielem Grunde darf Er sagen: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet;“ und wie großen Anlaß haben wir, bei solchem Blicke in sein weites Mutterherz auszurufen: „Seine Liebe ist stärker, denn der Tod, und fester, als die Hölle. Ihre Glut ist feurig, und eine Flamme des Herrn!“ -

2.

Nachdem der Herr mit Simon fertig ist und alle Veranstaltungen zur Wiederaufrichtung des geliebten Jüngers in der Stunde der Beugung und des Weinens getroffen hat, wendet er sich zu den Jüngern insgemein; und ach, welche Blicke in sein Heilandsherz müssen auch diese Verhandlungen uns eröffnen! Die Jünger hatten ihre Lehrjahre nun beendet, und die Zeit war vor der Thür, da sie in der Finsterniß dieser Welt ihre Lichter leuchten lassen, und von Sturm und Drang, Tumult und Streit umtobt, das Panier des Kreuzes unter den Völkern der Erde entrollen sollten. Jesus steht im Begriffe, es ihnen anzusagen. Und wie thut er dies? Wieder so mütterlich, so sorgsam, so zart und liebend, daß Einem das Herz darüber jauchzen möchte. „Sagt doch,“ beginnt er, „als ich euch entsandte ohne Beutel, ohne Tasche, ohne Schuhe, (d. h. mit ausdrücklichem Verbote, dergleichen mitzunehmen,) habt ihr da je an irgend etwas Mangel gehabt?“ Die Gefragten besinnen sich: „Gebrach es uns irgend einmal am Nothwendigen? Litten wir wirklich Mangel?“ Aber nein, sie erinnern sich solchen Falles nicht, sondern müssen zur Ehre des Herrn freudig bekennen: „Herr, niemals!“ Der Herr war mit ihnen verfahren, wie er gewöhnlich mit seinen Kindern zu verfahren pflegt, die er in der Zeit ihrer ersten Liebe gar sanftiglich leitet und in Gängelbanden mütterlich zarter Huld und Milde gehen lasset. Alles gibt, Alles gewährt er ihnen, nicht allein was, sondern auch wie sie's begehren, und zwar in der Absicht, sie nur einmal erst recht an sich zu gewöhnen, ihnen einen unauslöschlichen Eindruck von der Lieblichkeit seines Friedensreiches für die weitere Lebensreise mit auf den Weg zu geben, und ihnen den letzten Zweifel zu benehmen, daß er sie wirklich angenommen und in sein Herz geschlossen habe.

Wie aber fährt der Herr nach dem so wahr und kindlich dankbar ausgesprochenen „Niemals“ seiner Jünger fort? Man ist geneigt, zu denken, er werde sagen: „So sorget denn auch ferner nicht; denn wie ihr's bisher erfahren, gleicher Weise wird es fortgehn.“ - Aber nicht also. Vielmehr eröffnet er ihnen gerade umgekehrt, daß sie in Zukunft nicht selten auch andere Erfahrungen machen würden. „Jetzt“, spricht er, den Gegensatz gegen das „Bisher“ stark betonend, und nicht etwa blos in die nächstkommenden drei Tage, sondern in den ganzen nachmaligen Berufs- und Pilgergang der Apostel hinüberdeutend, „wer einen Beutel hat, der nehme ihn, desgleichen auch die Tasche. Wer aber nicht hat, (nämlich weder Beutel noch Tasche, welche erforderlichen Falls für das gleich zu nennende noch Unentbehrlichere hinzugeben wären,) der verkaufe sein Kleid, (das Allernöthigste!) und kaufe ein Schwert!“ - Wie haben wir und dies Wort zu deuten? Im Allgemeinen kündet er damit den Jüngern unverholen eine Zukunft des Kampfes, der Gefahr, der Noth und vielfacher Bedrängniß an, worauf sie bei Zeiten sich zu rüsten und gefaßt zu machen hätten. Festiglich aber, - dies ist seine Meinung, - möchten sie alsdann auf Ihn vertrauen, den sie ja als einen treuen Nothhelfer und Beistand hätten kennen lernen. Zugleich gibt er ihnen deutlich zu verstehn, daß sie sich hinfort auf eine so augenfällige Wunderleitung, wie sie sie bisher während ihrer Kinderübung erfahren hätten, nicht allzusicher mehr Rechnung machen dürften, indem sich ihr Leben fortan mehr in den Geleisen des Gewöhnlichen bewegen, und die Unmittelbarkeit, in welcher seither die Hand der ewigen Liebe sie getragen und gepflegt, einer Vermittlung der göttlichen Hülfeleistung Platz machen werde, die Glauben verlange. Da werde es denn gelten, neben dem Aufsehen zur Höhe und dem Gebet auch die ordentlichen Versorgungs-, Schutz- und Hilfsmittel, die ihnen zu Gebote ständen, in Anwendung zu bringen. „Wer einen Beutel und eine Tasche hat, der werfe sie nicht weg, sondern nehme sie und halte sie zur Hand. Männliche Entschlossenheit, Vorsicht und kluge Berechnung sind nicht mehr zu verschmähen, sondern in Bewegung zu setzen und zu gebrauchen. Ja, wer nicht hat, verkaufe sein Kleid, und kaufe für den Erlös ein Schwert!“ - „Ein Schwert?“ fragt ihr stutzend. „Ein geistliches doch wol nur? - Das Schwert des Wortes etwa oder des Glaubens Schwert?“ - Nein, Freunde, an geistliche Waffen denkt der Heiland bei dem Schwert so wenig, wie bei dem Beutel und der Tasche an ein geistliches Reisegeräthe. Es geht aber auch seine Meinung nicht etwa dahin, als sollten die Jünger mit Schwertern im eigentlichen Sinne des Wortes sich versehen; sondern seine Rede ist sprichwörtlicher Natur, und besagt in stark bezeichnender Weise: „Euer künftiger Berufsweg wird euch in Verhältnisse und Lagen führen, da ihr eure Seele in den Händen tragen und in entschlossenster Gegenwehr um eure Freiheit und euer Leben werdet kämpfen müssen!“ Dann aber, als ob der Herr sagen wollte: „Verwundert euch deß nicht, was ich eben euch eröffne; denn der Jünger ist nicht über dem Meister, und was wider mich ist, das wird auch wider euch sein,“ erinnert er sie daran, daß nun auch Sein eigner Weg in die äußerste Schmach und Drangsal sich verlieren werde; und spricht, mit einem Grund angebenden „Denn“ beginnend: „Denn ich sage euch: Es muß auch noch das vollendet werden an mir, das geschrieben stehet: Er ist unter die Uebelthäter gerechnet. Denn was von mir gesagt ist, das hat ein Ende.“ Der Herr bezieht sich hier auf das 53ste Kapitel des Propheten Jesaias, und namentlich auf den 12ten Vers desselben, und bezeugt ausdrücklich, was da von dem „Knecht Jehova's“ geschrieben stehe, daß er „Vieler Sünden tragen, für die Uebelthäter in's Mittel treten, und durch Gehorsam und tiefe Opferleiden sein Volk gerecht machen und ewig erlösen werde,“ das sei von Ihm gesagt. Hiemit hat er denn zuvörderst über die einzig richtige Deutung des genannten Kapitels in göttlicher Vollmacht den letzten Zweifel zerstreut. Von Ihm handelt's; von Seiner Person, von Seinem Werk, von Seinem Reich. Sodann hat er in jenem Ausspruch den Seinigen eine hellleuchtende Fackel für das räthselvolle Dunkel seiner bevorstehenden Passion in die Hand gegeben; und endlich ihnen sein Reich als ein Kreuzreich bezeichnet, dessen Angehörige sich in dieser argen Welt kaum eines Bessern würden zu versehen haben, als es Ihm selbst zu Theil geworden sei, Ihm, der zuletzt noch bis in den Tod am Holz des Fluchs hinein den „Uebelthätern“ gleich gerechnet werden, und wie ein „Fegopfer“, verspien und ausgestoßen, die Welt verlassen werde. Was meint aber der Herr mit den folgenden Worten: „denn was von mir geschrieben ist, das hat ein Ende?“ - Gewiß nicht dasselbe, was er mit den vorhergehenden sagen wollte: „Es muß auch noch das vollendet werden an mir, das geschrieben stehet.“ Unverkennbar sieht der Herr da wieder auf die den Jüngern vorhin gegebene Mahnung zurück; und der seinen Worten zu Grunde liegenden Gedanken sind sonderlich dreie.

Zuerst will er sagen: „Für mich sollt ihr euch nicht wappnen, mich nicht vertheidigen wollen; denn ich habe als das Gotteslamm einem vorweltlichen Rathschlusse zufolge die mir zugemessenen Leiden als solche, die zu eurer Versöhnung unerläßlich erfordert werden, in hingebender Geduld auf mich zu nehmen.“ Sodann: „Das Maaß derjenigen Marter, durch welche eure Erlösung bedingt ist, erschöpft sich in meiner Passion; darum mögt ihr als die mit Einem Opfer in Ewigkeit Vollendeten getrosten Muthes eurer Zukunft entgegengehn.“ Und endlich: „Was immer ihr in Zukunft werdet zu erleiden haben, zu eurer Versöhnung erleidet ihr nicht mehr, indem, was zur Büßung der Sünde und zur Tilgung der Schuld erduldet werden mußte, sich auf mein Haupt zusammenhäuft, und also in mir ein Ende hat. Wenn ihr noch fürder leidet, so leidet ihr nur zu eurer Läuterung; und euch steht es zu, was mir nicht ziemt, für euer Leben und dessen Erhaltung zum Dienst der Liebe für die Brüder, zur Nothwehr euch zu rüsten, und erforderlichen Falls mit allen erlaubten Mitteln euch zu schützen und zu wehren.“

Dies des Herrn Meinung. Die Jünger aber fassen den Meister nicht, sondern deuten sich sein Wort, wie Petrus dies nachmals mit der That zu Tage legt, als eine Aufforderung an sie, ihn mit materieller Gewalt gegen seine Feinde in Schutz zu nehmen. Mit dieser Voraussetzung halten sie ihm die ehernen Schwerter hin, womit ihrer zween, und unter diesen Simon, nach Gewohnheit wandernder Galiläer bewaffnet waren, und sprechen, allerdings wohlmeinend, aber mit kindischem Unverstand: „Siehe, Herr, hier sind zwei Schwerter!“ - „Es ist genug!“ erwiedert der Meister, wehmüthig abbrechend. „Lassen wir für jetzt die Sache ruhn,“ will er sagen; „im Fortgange eurer Erlebnisse wird euch das Verständniß meiner Worte schon besser aufgehn.“

Nun sagt, Freunde, was es wol Rührenderes und Herzerhebenderes gibt, als die mehr denn mütterliche Umsicht und Fürsorglichkeit, womit der Herr hier den Seinen schon für die spätere Zukunft ihres Lebens Alles mit auf den Weg zu geben sich bemüht, was ihnen zur rechten Stunde Rath, Halt und Trost gewähren könnte. Freilich wissen sie noch nicht, was für einen köstlichen Schatz sie an dem Allen mit sich nehmen. Sie tragen denselben noch in allerlei Mißverständnisse verhüllt in ihrer „Tasche“. Zu seiner Zeit aber wird sich das geistliche Wandergeräthe schon in seinem Werthe geltend machen und seine Dienste leisten, und sie werden anbeten die Liebe, die vor der Gefahr so sorglich mit allen Schutzmitteln wider Aergerniß, Zweifel und Verwirrung sie ausgestattet. Es ist aber der Herr im Laufe der Jahrhunderte nicht ein Andrer geworden, als der er damals war. „Jesus Christus, gestern, heute und derselbige auch in Ewigkeit!“ - Freuen wir uns deß, vertrauen auch wir uns unbedingt Ihm an, und singen wir, mit jenem Weibe an Seines Kleides Saum uns hängend, und mit der Sulamithin uns lehnend auf Seine Schultern:

Es sei mir nur das Eine,
O Jesu, fest bewußt:
Ich ruhe als der Deine
Versöhnt an deiner Brust.

Was mag dann noch mich schrecken,
Für den solch' Herze schlägt,
Den solche Flügel decken,
Und solche Liebe trägt?

Amen.

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