Gerok, Karl - Das Gebet des Herrn - Morgengebet am Sonntag.

Gerok, Karl - Das Gebet des Herrn - Morgengebet am Sonntag.

Vater unser, der du bist in dem Himmel.

Nimm an diesem dir geweihten Tag in Gnaden an das arme Lob unserer Lippen und neige huldreich dein Ohr zum Flehen deiner Kinder. Ach was sind wir Menschen, dass wir uns unterwinden, zu reden mit dir! Du bist der Selige und Alleingewaltige, wir aber sind Erde und Asche. Die Morgensterne loben dich alle zusammen, und die Seraphim singen dir ein herrliches Halleluja, unsere Lieder aber sind vor dir wie das Beben des Laubes im Wind, wie das Wehen des Lüftleins im Gras. Und doch, du großer, starker Gott, dürfen wir unsere Hände zu dir erheben und dich anrufen wie die lieben Kinder ihren lieben Vater. Wir danken dir, dass du unser Elend in Gnaden angesehen, dass du in Jesu Christo, unserm lieben Heiland, uns dein Vaterantlitz zugewandt, dein Vaterherz aufgeschlossen, deinen Vaternamen geschenkt hast. Auf sein Geheiß kommen wir, in seinem Namen sprechen wir: Vater unser, der du bist in dem Himmel! Wohl uns Kindern des Staubes, dass wir haben einen Vater im Himmel; einen allmächtigen Vater, der im Himmel ist und kann schaffen was er will; einen allweisen Vater, der da weiß, was wir bedürfen, ehe denn wir bitten; einen allgütigen Vater, dessen Güte reicht, so weit der Himmel ist, und seine Wahrheit, so weit die Wolken gehen; einen ewigen Vater, bei welchem keine Veränderung ist noch Wechsel des Lichts und der Finsternis. So lass denn, du lieber himmlischer Vater, deinen teuren Vaternamen in Jesu Christo uns auch heute wieder recht lieb und groß und lebendig werden. Versammle uns heut aus der Zerstreuung der Welt in deinem Haus als deine Kinder zu deinen Füßen, und lass uns gerne sein in dem, das unsers Vaters ist. Schreib es uns aufs neue in die Herzen: seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeiget, dass wir Gottes Kinder heißen sollen, und schenk uns den Geist der Kindschaft, der da ruft: Abba, lieber Vater! Lass uns alle Tage froher und reicher werden im Besitz deines Namens. Lass es uns in Freuden jauchzen und in Tränen rufen, lehr es die Kindlein stammeln und die Alten nicht vergessen, lass es der Witwen Trost und der Waisen Zuflucht, der Sünder Bußgebet und der Frommen Lobgesang, unser Bekenntnis im Leben und unsern Notruf im Leiden, unsern letzten Seufzer im Sterben und unser Jubellied sein, mit dem wir drüben erwachen: Vater unser, der du bist in dem Himmel! Amen.

Herr, vor dem die Engel knieen
Und in sel'ger Andacht glühen,
Herr, dem Sonne, Mond und Sterne
Willig dienen nah und ferne;
Herr von unzählbaren Reichen,
Großer König ohnegleichen!
Du vergönnst auch mir zu beten,
Kindlich vor dich hinzutreten.

Alles darf ich dir bekennen,
Darf im Sohn dich Vater nennen,
Und du blickst, wie Väter pflegen,
Mir voll Lieb und Huld entgegen,
Hörst, was ich von dir begehre,
Trocknest meines Jammers Zähre,
Gibst mir noch vor meinem Flehen
Über Bitten und Verstehen.

O so höre, Vater, höre,
Was ich demutsvoll begehre:
Lass mich inniglich entbrennen,
Dich zu suchen, zu erkennen,
Dass mich, wo ich bin und lebe,
Deine Herrlichkeit umschwebe
Und ich dich in Freud und Schmerzen
Immer trag' in meinem Herzen!

Amen.

(Fröbing.)

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