MacDuff, John Ross - Die Gedanken Gottes - Wie köstlich sind vor mir, Gott! Deine Gedanken. 11. Tag. Allerhöchste Weltregierung
“Der Ich das Licht mache, und schaffe die Finsternis, der Ich Frieden gebe, und schaffe das Übel. Ich bin der Herr, der solches alles tut.“ Jes. 45,7.
Wie trostlos würde es um die Welt stehen, wenn sie durch ein blindes Schicksal regiert würde, wenn ihr Licht und ihr Schatten, ihre Freude und Trübsal, das Ergebnis eines launenhaften Ungefährs, eines blinden Zufalls wäre. Mie tröstlich ist das gegen die Gewissheit, dass ein jedes Ereignis auf derselben ein Gottesgedanke ist, die Erfüllung Seines uns wandelbaren Willens. In der äußeren Schöpfung ist Er es, der „das Licht macht, und die Finsternis schafft,“ der der Sonne und dem Mond ihren Lauf vorgeschrieben hat, der dem Meer gebietet, die Lilie des Feldes wachsen lässt, die kleinste Wiesenblume formt und färbt, und keinen Sperling ohne Seinen Willen vom Dach fallen lässt. Und noch weiter: auch im Menschenleben ist alles und jedes von Ihm vorher bedacht und bestimmt. Er ist es, der „Frieden gibt, und das Übel schafft.“ Wohlfahrt und Widerwärtigkeit kommen von Ihm. Er, der vormals dem Propheten den Kürbis verschaffte, der verschaffte auch den Wurm. Er gibt und nimmt. Er kennt alle unsere Tränen und zählt sie, nicht eine derselben fließt ohne Seinen Willen und unbeachtet vor Ihm. Die Überschrift über ein jedes Ereignis, sowohl in der Natur als im Geschick der Menschen, lautet: „Ich bin der Herr, der solches alles tut.“.
Gewiss, Seine Gedanken sind oftmals gar geheimnisvoll, Seine Wege gar unverständlich. Bei den wunderbaren Dunkelheiten Seiner Regierung können wir nur ausrufen: O Herr, wie groß sind Deine Werke, und wie unerforschlich Deine Gedanken! - Es gebührt uns, unser Urteil darüber bis zu ihrer völligen Entwicklung aufzuschieben. Wir können schon die Pläne und Gedanken eines Baumeister nicht erraten, wenn wir noch weiter nichts sehen als das Ausgraben des Fundamentes zu einem großen Bauwerk; das uneingeweihte Auge entdeckt dann noch nichts weiter als tiefe unschöne Gruben und Haufen von Schutt und Steinen, es scheint eine große Verwirrung - aber nach und nach, wie die Zeit fortschreitet, so sehen wir seine Gedanken sich zu sichtbaren und dauernden Formen, zu Ordnung und Schönheit gestalten. Und wenn das Gebäude dann endlich fertig dasteht, da erkennen wir, dass alles, was uns Verwirrung und Geheimnis dünkte, ein notwendiger Teil des wohl überlegten Planes war. Ähnlich geht er uns jetzt mit den „Gedanken Gottes.“ Wir versuchen manchmal vergebens, die Absichten und Pläne des allweisen Baumeisters unter dem Schutt und den Trümmern irdischer Fundamente zu entdecken - wir wollen in Geduld der Zeit warten, wo wir den Bau für die Ewigkeit in seiner Vollendung schauen werden.
Köstlicher Gedanke, dass das Gewebe unsers Daseins in den Händen des großen Meisters liegt, dass Er alle Fäden dazu hält, und Licht und Schatten, Gutes und anscheinend Böses selbst hineinwebt dass die Kette von Umständen, die man irrig das Schicksal nennt, in Seiner Hand ruht. Er kennt jedes einzelne Glied derselben, Er hat sie selbst geschmiedet und unter einander verbunden. Die Pläne des Menschen mögen scheitern, seine schönsten Hoffnungen unerfüllt bleiben, seine besten Absichten nicht erreicht werden, „es sind viele Anschläge in eines Mannes Herzen, aber der Rat des Herrn bleibt stehen.“ Darum wird „das Warten der Gerechten Freude sein“ denn „Ich bin der Herr, der solches alles tut.“
Zaget nicht, wenn Dunkelheiten
Auf des Lebens Pfade ruhn, -
Gott ist gut, Er wird es leiten,
Ihm ist's Freude, wohlzutun.
Sind Seine Gedanken nicht eure Gedanken,
Lasst dennoch, ihr Christen, den Glauben nicht wanken,
Dass Er, der des Wurmes im Staube gedenkt,
Auch sorgsam und freundlich durchs Dunkel uns lenkt.