Murray, Andrew - Nach Jesu Bild - In seiner himmlischen Sendung.

Murray, Andrew - Nach Jesu Bild - In seiner himmlischen Sendung.

Gleichwie du mich gesandt hast in die Welt, so sende ich sie auch in die Welt“ (Joh. 17,18).

Gleichwie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“ (Joh. 20,21).

Der Herr Jesus lebte hier auf Erden in dem steten, tiefen Bewusstsein, dass Er einen Ihm von seinem Vater aufgetragenen Beruf zu erfüllen habe. Wie häufig gebrauchte Er den Ausdruck: „Der Vater hat mich gesandt!“1) Er wusste wohl, was seine Sendung zu bedeuten habe. Er wusste, dass der Vater Ihn erwählt und in die Welt gesandt habe, mit der einen Absicht, dass Er seinen Beruf erfülle, und Er wusste auch, dass der Vater Ihm alles, was Er dazu bedurfte, geben würde. Der Glaube an die Sendung des Vaters, das war der Beweggrund aller seiner Taten, und daraus floss auch seine Kraft.

In irdischen Verhältnissen ist es für einen Gesandten von unschätzbarem Wert, wenn er sich seines Auftrags klar bewusst ist, wenn er weiß, dass er nur dafür verantwortlich ist, denselben recht auszurichten, und wenn er sich der Ausführung seines Auftrags mit ungeteiltem Eifer hingibt. Für den Christen ist es nicht weniger wichtig, dass er wisse: auch er habe eine Sendung, dass er dieselbe genau kenne und auch zu erfüllen verstehe.

Unsere himmlische Sendung ist ein wesentlicher Teil der Ähnlichkeit mit unserem HErrn, zu welcher wir sollen umgestaltet werden. In einem der feierlichsten Augenblicke seines Lebens spricht Er es deutlich aus, dass Er seine Jünger sendet, „gleich wie der Vater Ihn gesandt hat.“ Er erinnert den Vater in seinem hohenpriesterlichen Gebet daran, und auf Grund hiervon bittet Er um ihre Bewahrung und Heiligung. Nach seiner Auferstehung spricht Er davon mit seinen Jüngern und macht sie darauf aufmerksam, dass sie dazu den heiligen Geist empfangen haben. Je mehr wir es erfassen, wie vollständig unsere Aufgabe mit der Sendung Jesu übereinstimmt, ja wie sie in der Tat nur eine ist, desto mehr werden wir dieselbe erkennen und erfüllen können.

Unsere Sendung ist der Sendung Jesu ähnlich in ihrem Zweck. Warum sandte der Vater den Sohn? Um seinen Liebeswillen in der Erlösung der Sünder zu offenbaren. Jesus sollte dies nicht nur durch Wort und Lehre vollbringen, sondern seine ganze Person, sein Wesen, sein Wandel sollte des Vaters Liebe zum Ausdruck bringen. Die Menschen sollten an Ihm sehen, wie der unsichtbare Vater im Himmel gegen sie gesinnt sei.

Nachdem der HErr diesen seinen Auftrag erfüllt hatte, fuhr Er auf gen Himmel und seither ist Er, wie der Vater, unsichtbar. Nun aber hat Er seine Sendung seinen Jüngern übertragen; sie sollen Ihn, den Unsichtbaren, den Menschen so darstellen, dass sie danach beurteilen können, wie Er ist. Jeder wahre Christ muss ein Ebenbild Jesu sein, er muss in seinem ganzen Wesen und Wandel dieselbe Sünderliebe, dasselbe Verlangen nach ihrer Seligkeit, welche den HErrn beseelte, an den Tag legen, dass daraus die Welt schließen kann, wie Jesus gegen sie gesinnt sei. O meine Seele, nimm dir Zeit, diesen himmlischen Gedanken recht in dich aufzunehmen: Unsere Sendung ist derjenigen des Heilands ähnlich in ihrem Ziel, welches da ist: die Darstellung der heiligen Liebe des Himmels in irdischer Gestalt.

Auch in ihrem Ursprung ist unsere Aufgabe derjenigen unsers Herrn Jesu ähnlich. Des Vaters Liebe erwählte Jesum für dieselbe, und auch wir sind von Jesu zu diesem Werk erwählt. Jeder Erlöste weiß es, dass nicht er den HErrn gesucht hat, sondern dass der HErr ihn gesucht und erwählt hat. Bei diesem Suchen und Heranziehen, hatte der HErr schon mit Bestimmtheit die himmlische Sendung im Blick: „Ihr habt mich nicht erwählt, sondern ich habe euch erwählt, und gesetzt, dass ihr hingeht und Frucht bringt.“

O du gläubige Seele, wer du auch sein und wo du auch wohnen magst; der HErr, der dich und deine Umgebung kennt, braucht dich, und hat dich erwählt, dass du in dem Kreise, worin du dich bewegst, sein Stellvertreter seist. Richte dein Herz auf diesen Gedanken. Er hat sein Herz auf dich gerichtet und dich erlöst, damit du sein Bild an dir trägst vor denen mit welchen du in Berührung kommst, und damit sie an dir seine unsichtbare Herrlichkeit erkennen können. O denke daran, dass deine himmlische Sendung ihren Ursprung in seiner ewigen Liebe hat, gleichwie die seinige in der Liebe des Vaters.

Auch in der dazu nötigen Ausrüstung ist deine Aufgabe der seinigen ähnlich. Jeder Gesandte erwartet, dass er mit allem, was er zu seiner Sendung bedarf, versehen werde. „Der mich gesandt hat ist mit mir. Der Vater lässt mich nicht allein.“ Dies Wort zeigt uns, dass der Vater immer mit dem Sohne war, dass Er seine Kraft, sein Trost war. Ebenso, wenn der Kirche der Auftrag zu teil wird: „Geht hin und lehrt alle Völker,“ so wird demselben die Verheißung hinzugefügt: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage.“ Ein Christ braucht nie aus Mangel an Geschicklichkeit sich seinem Beruf zu entziehen; denn der HErr verlangt nichts von uns, wozu Er nicht auch die nötige Kraft mitteilt. Jeder Gläubige darf sich darauf verlassen, dass gleichwie der Vater seinem Sohne den Heiligen Geist gab, um Ihn zu seinem Beruf auszurüsten, also auch Jesus sein Volk mit allem dem ausrüsten wird, was es braucht zu seiner Aufgabe auf Erden. Einem jeden, der von Herzen im Glauben seinen himmlischen Beruf erfasst, wird die Gnade geschenkt werden, der Welt das liebliche Bild Jesu darzustellen, und wie Jesus selbst eine Quelle der Liebe, des Lebens und des Segens für seine Umgebung zu werden. Also auch hierin ist unsere Sendung der seinen ähnlich, dass alles, was dazu erforderlich ist, uns dargeboten wird.

Ebenso besteht die Ähnlichkeit in der völligen Hingabe, die dazu unumgänglich nötig ist. Der Herr Jesus gab sich ganz und ungeteilt dazu her, sein Werk zu vollführen; das war allein der Zweck seines Lebens. „Ich muss wirken die Werke des, der mich gesandt hat, so lange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann.“ Nur weil der Vater Ihn gesandt hatte, war Er auf die Erde gekommen, nur diesem Beruf wollte Er leben: der Menschheit zu offenbaren, welch ein herrlicher, liebevoller Gott der Vater im Himmel ist.

Gleichwie Jesus, also auch wir. Die Sendung, der Auftrag unseres Meisters ist der einzige Grund, weshalb wir auf Erden sind, sonst würde Er uns zu sich nehmen. Die meisten Christen glauben dies nicht. Sie meinen, den Auftrag Jesu auszuführen, das könne so nebenher geschehen, neben andern Dingen, die viel Zeit und Kraft verlangen. Und doch ist es eine unumstößliche Wahrheit, dass der einzige Zweck, weshalb wir auf Erden sind, dieser ist, die uns von Jesu aufgetragene Sendung auszurichten. Erst wenn ich dieses glaube, und wie mein HErr, mich mit ungeteiltem Herzen Ihm dazu weihe, kann ich ein Ihm wohlgefälliges Leben führen. Diese göttliche Sendung ist so groß, so herrlich, dass wir ohne völlige Hingabe daran, dieselbe nicht erfüllen können. Ohne sie kann auch die uns zugesicherte Kraft nicht Besitz von uns ergreifen. Ohne sie haben wir kein Recht, des HErrn wunderbare Hilfe und die Erfüllung aller seiner köstlichen Verheißungen zu erwarten. Unser himmlischer Beruf erfordert, wie bei Jesus, nichts geringeres als eine gänzliche Hingabe. Bin ich dazu bereit? Dann habe ich in der Tat den Schlüssel, wodurch alle die verborgene Herrlichkeit dieses Wortes Jesu mir erfahrungsgemäß offenbart wird: „Gleichwie mich der Vater gesandt hat, also sende ich euch.“

O Brüder! Dieser himmlische Beruf ist es wahrlich wohl wert, dass wir uns demselben, als dem einzigen Zweck unsres Lebens, völlig und ungeteilt hingeben.

Herr Jesu, du bist vom Himmel auf die Erde herabgestiegen, um uns das Leben des Himmels zu offenbaren. Du konntest dies tun, weil du vom Himmel warst; du hast den Geist und das Wesen des Himmels mit dir auf die Erde gebracht. Darum hast du auch den Willen und die Liebe des unsichtbaren Vaters, diese Herrlichkeit des Himmels, so vollkommen wiederstrahlen können.

HErr, du bist nun auch unsichtbar im Himmel, und sendest uns, damit wir dich in deiner himmlischen Heilandsherrlichkeit der Welt darstellen. Du willst, dass wir die Menschen so brünstig lieben, dass sie dadurch eine Ahnung davon bekommen, wie sehr du sie liebst.

Lieber HErr, aus tiefstem Herzen rufen wir: „Wie kannst du uns mit einem solchem Auftrag hinaussenden? Wie kannst du solches von uns erwarten, die wir doch so wenig Liebe haben? Wie können wir, die wir von der Erde und irdisch sind, das Leben des Himmels der Welt kund tun?“

Teurer Heiland, unsere Seelen loben dich, weil wir wissen, dass du nicht mehr von uns verlangst, als du uns gibst. Du, der du selbst das Leben des Himmels bist, du lebst in deinen Jüngern. Du hast ihnen deinen Heiligen Geist als ihren Lebensodem gegeben; Er ist das himmlische Leben der Seele, und wer sich der Leitung dieses Geistes rückhaltlos übergibt, der kann seinen Auftrag ausführen. In der Freude und der Kraft des Heiligen Geistes können wir dein Bild an uns tragen und den Menschen einigermaßen zeigen was du bist.

HErr, lehre mich und alle deine Kinder es verstehen, dass wir nicht von der Welt find, gleichwie du nicht von der Welt warst, und dass du uns deshalb sendest, gleichwie dich der Vater gesandt hat, damit wir es durch unseren Wandel beweisen, dass wir jener Welt der Liebe, der Reinheit und Heiligkeit angehören, woher du zu uns gekommen bist. Amen!

1)
Es wird eine lohnende Mühe sein, folgende Stellen sorgfältig miteinander zu vergleichen: Joh. 5,24.30.37.38; 6,38.39.40.44; 7,16.28.29.33; 8,16.18.26.29.42; 9,4; 11,42; 12,44.45.49; 13,20; 14,24; 15,21; 16,25; 17,8. 18,21.23.25; 20,21. Es war dem HErrn sehr daran gelegen, es den Menschen klar zu machen, dass Er nicht unabhängig handle, sondern im Auftrag eines andern, der Ihn gesandt habe. Auch nicht einen Augenblick verlor Er das Bewusstsein seiner Sendung.
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