Seckendorff-Gutend, Henriette Freiin von - Hausandachten - 36. Andacht.
Jesaias 44.
„So höre nun mein Knecht Jakob und Israel, den ich erwählt habe,“ so beginnt dieses herrliche Kapitel, und welch ein außerordentlicher Trost liegt in diesen Worten. Wir sind erwählt und zwar Alle ohne unser Zutun, erwählt zu Kindern Gottes und Erben des ewigen Lebens; aber auserwählt müssen wir uns machen lassen, dazu müssen wir unseren Willen hergeben und Fleiß tun, unsere Erwählung fest zu machen. Die Hauptbedingung dabei ist, dass wir uns ganz zu Staub machen, d. h. gänzlich ausziehen lassen vom eigenen Wesen, dem Wirken des heiligen Geistes ungehindert Raum geben und so viel Lichteskräfte anziehen, dass wir nicht nach unseren Lüsten und Begierden, nach eigenem Willen und Gutdünken leben, sondern allein nach dem Willen und Geboten Gottes. Dazu gehört aber die ganze Willenstraft; denn unser Herz ist verzweifelt böse und unsere Willensrichtung ganz verkehrt. Anstatt nur auf die Stimme Gottes und unseres treuen Hirten zu hören, leihen wir viel lieber den Einflüsterungen Satans unser Ohr, so dass man im Blick auf die heutige Menschheit versucht sein könnte, zu glauben, nicht Gott, sondern der Satan habe uns geschaffen. Wir sind viel mehr satanischer als göttlicher Natur, viel mehr dazu organisiert, die Stimme des Satans als die Stimme des Herrn zu hören; und welch' ein Anliegen ist es dem Herrn, dass wir hören möchten auf das, was Er uns zu sagen hat, und Er hat uns gar Vieles zu sagen. Wie oft schon hatte' bei uns der Satan den Sieg davon getragen und wie wenig trug Jesus den Sieg davon? Was wären wir für Werkzeuge, wenn Er, der Herr, immer in uns Sieger gewesen wäre? Wie traurig ist das? Was Wunder deshalb, dass der Herr, der uns erschaffen und erlöst hat, Alles anwendet, uns wieder zurecht zu bringen. Er will in Seinem uns endlichen Erbarmen nicht, dass eine Seele verloren gehe, und wer sich nicht durch Güte zur Buße leiten lässt, der muss oft Seine scharfe Zucht und Seinen furchtbaren Ernst verspüren. Dem Herrn ist's keine Freude, uns hart anzugreifen, wir zwingen Ihn selbst dazu durch unsere Halsstarrigkeit, Ungehorsam und Bosheit. Es geht deshalb oft durch manches Schwere, durch viel Kreuz und Trübsal hindurch, aber immer zu unserm Heile und immer aus unbegrenzter Liebe und Barmherzigkeit. „Fürchte dich nicht, mein Knecht Jakob und du Frommer, den ich erwählt habe,“ spricht der Herr V. 2, und wie oft erinnert Er uns dessen. Er hat uns durch Seinen Willen geschaffen, hat uns von Mutterleibe an unzählig viel Gutes erwiesen, hat uns erlöst, erwählt zu Seinem Eigentum, und will uns auch auserwählt machen, wenn wir uns nur dazu vergeben. „Viele sind berufen, aber Wenige sind auserwählt,“ Matth. 22,14. Warum das? Weil sich nicht Alle, ja nur wenige der Zucht des Geistes Gottes überlassen und ergeben. Auserwählt kann man nur werden in Tagen der Trübsal, auf dem Wege gänzlicher Vernichtigung und vollständigen Willensbruches. - Unser eigenes Ich, unser Wille muss vollständig getötet werden; denn wenn die Cherubim und Seraphim, die Tag und Nacht vor dem Herrn stehen mit verhülltem Angesicht, nicht einen einzigen, eigenen Gedanken und Willen haben dürfen, wie viel mehr muss unser Wille gebrochen und dem Willen Gottes untergeordnet sein! Dieser Ausspruch des Missionar Schaufler aus Konstantinopel hat vor 18 Jahren einen solch' tiefen Eindruck auf mich gemacht, dass ich von dieser Zeit an mit allem Fleiß in der Kraft des Herrn meinen Willen in allen Stücken zu brechen suchte. Ja, meine Lieben, das ist eine äußerst wichtige Sache.
Was noch Natürliches, Eigenwilliges an uns ist, das kann nicht ins Reich Gottes eingehen; alle Neigungen, Begierden, Wünsche, Bequemlichkeiten usw. müssen geopfert und alle fünf Sinne getötet werden. Von dem bekannten Michael Hahn erzählt man, dass er einen Blick in die Herrlichkeit bekommen habe. Er wurde entrückt und kam an der Hand eines Führers in das neue Jerusalem, in die herrliche Stadt Gottes, deren Pracht er nicht auszusprechen vermochte. Da fragte er seinen Führer: „Es werde viel kosten, um in diese Stadt zu kommen, worauf ihm dieser antwortete: „Ja, nur dann sei es möglich, wenn alle fünf Sinne getötet seien.“ Von da aus bekam Hahn noch einen Blick in die prachtvollen Gärten am kristallenen Meere und sah dort meinen lieben Urgroßvater, den Minister von Pfeil, mit Spener, Gottfried Arnold, Tersteegen und anderen, im Genusse paradiesischen Wohlgefühles umgeben und durchdrungen von der über alle Maßen herrlichen Paradiesesluft. O, meine Lieben! wir sollten uns viel häufiger solche Bilder im Geiste vorhalten und uns hineinversenken in die unaussprechliche Seligkeit der Auserwählten. Da würden wir mit mehr Fleiß aller Trägheit und Lauheit entsagen und uns ernstlich zum Herrn bekehren. Ein felsenfester Wille gehört dazu, der Sünde und dem geteilten Wesen abzusagen. Wir wollen uns der Arbeit des Herrn an uns und Seinem Wirken ganz überlassen und uns in die Kur und Zucht Seines heiligen Geistes geben. Die erste Bedingung ist eine völlige, willenlose Hingabe mit Allem, was wir sind und haben.
„Wie die zarten Blumen
Willig sich entfalten
Und der Sonne stille halten,
Möcht' ich so,
Stil und froh,
Deine Strahlen fassen
Und Dich wirken lassen!“
In der heiligen Schrift kommt das Wort: „Fürchte dich nicht“ 300 mal vor, wie Herr Missionar Lieb es einst gezählt hat. Wir sollen uns nicht fürchten, sollen Ihm, Seiner Leitung und Führung allzeit kindlich vertrauen; kindlich, das ist, was wir uns hauptsächlich zu merken haben. „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, so könnet ihr nicht in das Reich Gottes kommen.“ Ein Kind verlässt sich blindlings auf Vater und Mutter, geht dahin in der Unschuld, ohne Furcht und Bangen. So müssen auch wir werden, denn „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die völlige Liebe treibt die Furcht aus.“ 1 Joh. 4,18. Wir müssen unablässig um Kindeseinfalt bitten und unsere Natur, die so voll Eigenliebe, Selbstsucht und Hochmut ist, mit allem Ernst bekämpfen und sie immer mehr vernichten lassen. Der natürliche Mensch geht in Selbstgerechtigkeit dahin, schreibt sich alles Gute zu, dünkt sich hoch, ja betet sich sogar an und geht seine eigenen Wege, die oft eitel Unfall und Herzeleid sind. Ist aber der Mensch klein, einfältig und gedemütigt, so will er gar nichts mehr von sich selbst sein, ist in Allem abhängig vom Herrn und weiß, dass jeder Atemzug Gnade und Erbarmen ist. Der Herr wolle doch Gnade geben, dass wir recht erkennen, was Vernichtigung ist, und dass wir mit Furcht und Zittern schaffen, dass wir selig werden. Es genügt durchaus nicht, dass wir einmal einen Anlauf zur Bekehrung genommen, auch einmal Sündenvergebung gehabt haben. Wir müssen uns alle Tage aufs Neue dem Herrn hingeben, oft unseren Taufbund erneuern, täglich den Staub von unseren Füßen schütteln und uns der Vergebung der Sünden vergewissern. Im Anfang der Bekehrung hat die Seele Freudigkeit und Mut, so dass oft rasch ein guter Anfang gemacht ist, aber dann kommt der Feind, der sich die Seele, die ihm bisher gedient, nicht so leichten Kaufes entreißen lassen will, versucht deshalb seine Ränke subtil und grob; da gilt's dann zu wachen und zu beten und sich entschieden zum Herrn zu bekennen. Der Herr will kein geteiltes Herz, Er will das ganze Herz, da gilt's fortzuringen, fortzukämpfen in Christi Kraft, um Sieger zu bleiben. - V. 3 heißt es: „Denn Ich will Wasser gießen auf die Durstigen und Ströme auf die Dürren; Ich will Meinen Geist auf deinen Samen gießen und Meinen Segen auf deine Nachkommen, dass sie wachsen sollen wie Gras, wie die Weiden an den Wasserbächen. So lautet die Verheißung des Herrn, und sie ist unumstößlich. Es kommt jetzt nur darauf an, ob wir sie annehmen wollen und ob wir uns zu den Dürren und Durstigen rechnen, die im Sündendienste ausgetrocknet und der besten Säfte beraubt worden sind; ob wir die Gnaden- und Segensströme auf uns fallen lassen und eingekehrt stille halten wollen, damit unaufhörlich Lichtskräfte auf uns eindringen können. Gleichwie wir zur Förderung und Erhaltung unseres äußeren Lebens Luft, Sonnenschein und Regen nötig haben, so brauchen wir zur Förderung und Erhaltung unseres inneren Lebens Himmelsluft. Damit nun die Kanäle, wodurch uns dieser Segen zuströmen kann, nicht verstopft werden, und die Ströme aus dem oberen Heiligtum ununterbrochen auf uns fließen können, müssen wir sehr vorsichtig wandeln und uns besonders großer Stillebefleißigen. Durch unnötiges Plaudern und Schmatzen, Lachen und Scherzen werden diese Strömungen unterbrochen, und wir vergeuden die kostbare Gnadenzeit. Der Scherzgeist vertreibt den heiligen Geist, und statt dass wir innerlich gedeihen und vorwärts kommen, wird das geistliche Leben verzehrt. Möchtet besonders ihr, meine lieben Kranken, das recht beherzigen. Bleibt recht eingekehrt und stille vor dem Herrn, lasst alle unnötigen Gedanken, Phantasien und Plaudereien bei Seite und lasst unaufhörlich Gnade und Segen auf euch regnen; steht recht unter und dürstet danach, dann werdet ihr sehen, wie ihr leiblich und geistlich erstarkt; denn das körperliche Wohlbefinden geht immer Hand in Hand mit dem Wohlbefinden der Seele, dem inneren Wachstum und Gedeihen. Der Herr will eben absolut keine geteilten Herzen. -
Im 5. V. heißt es: „Dieser wird sich mit seiner Hand dem Herrn zuschreiben und wird mit dem Namen Israel genannt werden.“ Es muss so bei uns werden, dass wir uns mit unserm Blute dem Herrn zuschreiben. Der liebe Tersteegen hat dies wörtlich getan; er schrieb am Gründonnerstag des Jahres 1724 mit seinem Blute nachstehende Verschreibung an seinen Herrn und Heiland, welche ich euch gerne mitteilen möchte. Er schrieb: „Meinem Jesus! Ich verschreibe mich Dir, meinem einigen Heiland und Bräutigam, Christo Jesu, zu Deinem völligen und ewigen Eigentum. Ich entsage von Herzen allem Recht und Macht, so mir der Satan über mich selbst mit Unrecht möchte gegeben haben, von diesem Abend an, als an welchem Du mein Blut-Bräutigam, mein Gott, durch Deinen Todeskampf, Ringen und Blutschwitzen im Garten Gethsemane mich Dir zum Eigentum und Braut erkauft, die Pforten der Hölle zersprengt und das liebevolle Herz Deines Vaters mir eröffnet hast. Von diesem Abend an sei Dir mein Herz und meine ganze Liebe auf ewig zum schuldigen Danke ergeben und aufgeopfert! Von nun an bis in Ewigkeit nicht mein, sondern Dein Wille geschehe! Befehle, herrsche und regiere in mir; ich gebe Dir Vollmacht über mich und verspreche, mit Deiner Hilfe und Beistand ehe dieses mein Blut bis auf den letzten Tropfen für Dich vergießen zu lassen, als mit Willen und Wissen, in oder auswendig, Dir untreu oder ungehorsam zu werden.“ Siehe, da hast Du mich ganz, süßer Seelenfreund, in keuscher jungfräulicher Liebe, Dir stets anzuhangen. Dein Geist weiche nicht von mir, und Dein Todeskampf unterstütze mich! Ja, Amen! Dein Geist versiegle es, was in Einfalt geschrieben. Dein unwürdiges Eigentum Gerh. Tersteegen.“
Den großen Ernst, welchen dieses merkwürdige Zeugnis ausdrückt, wünsche ich uns Allen; in seinem Blumengärtlein singt er noch darüber:
Man kann sich nicht zu fest verschreiben
Dem, des man ewig wünscht zu bleiben.
Ich hab's gesagt und nie geklagt,
Mein Herz und ganzes Leben
Sei, Jesu! Dir ergeben.
Hier hast Du meine Hand aufs Neu',
Setz Du Dein Siegel nur dabei.“
Er muss der Erste und Letzte für uns, unser Ein und Alles sein. Das kann nur geschehen, wenn wir mit unserm „Ich“ ganz aufhören, dem Herrn in allen Dingen die Ehre geben, nicht auf uns und die Umstände blicken, sondern allein auf Ihn und ihn über Alles lieben und ehren. Wenn wir uns selber zu unserm Gott machen, so kann Er unmöglich unser Gott sein; die selbstgemachten Götzen: Selbstsucht, Eigenliebe und Hochmut müssen fort, und Er muss ganz allein in uns herrschen. So gilt's einen fortgesetzten Kampf, und Gotteskämpfer heißt: Israel. Es könnte uns freilich oft bange werden, denn der Kampf mit dem Teufel, der Welt und unserm eigenen Fleisch ist ein Kampf auf Leben und Tod, aber der Herr sagt ja: Fürchte dich nicht, Ich bin mit dir. Das wollen und dürfen wir nicht aus den Augen lassen, meine Lieben! Wir dürfen fest glauben, dass der treue Heiland uns in jeglichem Kampf zur Seite steht und uns durch alles Schwere hindurch helfen kann und will. Wir wollen uns nur felsenfest an Seine Verheißungen halten und des Kämpfens nicht gleich müde werden, sondern bitten:
„Geber aller guten Gaben!
Festen Glauben möcht ich haben,
Wie ein Meerfels unbewegt,
Wenn an ihn die Woge schlägt.“
Wir müssen deshalb vorher ganz ausgezogen werden, dann sind wir erst fähig, die Gnadengüter und Erquickungen in uns aufzunehmen. Unsre Unzufriedenheit nötigt den Herrn dann oft wieder, uns aufs Neue in die Dürre zu führen, damit wir recht schmachtend werden nach Gnade und auch zufrieden sind, wenn wir sie nur tropfenweise erfahren. Ob es der Herr tropfen- oder stromweise einer Seele geben will, das ist Seine Sache, und darüber dürfen wir nicht murren und klagen. Ein jeglicher Klageton ist aus der Hölle. Wir haben gar keine Ursache zu klagen, denn es ist ja unbeschreiblich, was der Herr an uns tut, aber die Menschen sehen und hören nicht, sie verschließen gewaltsam ihre Ohren und Augen, bis der Herr in seiner unendlichen Gnade sie wieder aufrüttelt und mit allerlei Leiden heimsucht. Darum wollen wir den gütigen, liebevollen Heiland nicht beharrlich betrüben durch Ungehorsam und Halsstarrigkeit, sondern ihm uns kindlich und vertrauensvoll ergeben und ohne Unterlass bitten um gänzliche Vernichtigung; denn je kleiner wir in unseren Augen sind, desto seliger ist unser Lauf. Wir wollen den Herrn bitten:
„Lege Holz auf den Altar,
Und verbrenn mich ganz und gar.
O du allerliebste Liebe
Wenn doch Nichts mehr von mir bliebe!“
V. 6. „So spricht der Herr, der König in Israel und Sein Erlöser, der Herr Zebaoth: Ich bin der Erste, und ich bin der Letzte, und außer Mir ist kein Gott.“
V. 8-9. „Ist auch ein Gott außer Mir? Es ist kein Hort, Ich weiß ja keinen. Die Götzenmacher sind allzumal eitel, und ihr Köstliches ist kein nütze.“ Er will unser ganzes Herz haben, und alle unsre Götzen, sie mögen heißen wie sie wollen, müssen ausgerottet werden. Das Gebet muss unser Element werden, und alle unsere irdischen Arbeiten, unser Beruf usw. müssen mit dem Herrn begonnen, fortgeführt und vollendet werden. Man darf und soll ja Alles mit dem Herrn besprechen; darüber sollen wir uns dankbar freuen und auch die kleinsten, geringfügigsten Dinge im Aufblick zu Ihm tun, denn die eigenen Wege sind eitel Unfall und Herzeleid.
Wo ich geh',
Sitz' und steh',
Lass mich Dich erblicken
Und vor Dir mich bücken!“
Es gibt so viele Menschen, die, wenn sie fleißig in die Kirche gehen, ehrbarlich wandeln, auch Morgens und Abends regelmäßig ihre Hausandachten halten, es aber doch noch mit der Welt halten, meinen, gottesfürchtige Leute zu sein und ganz beruhigt sind über ihre Seligkeit. Aber sie werden einst mit Schrecken ihres Irrtums gewahr werden, denn der Herr will ein entschiedenes Herz. „Rein ab der Welt und Christo an.“ Wenn wir in der rechten Herzensstellung sind, ist der beständige geistige Verkehr mit dem Herrn ein dringendes Bedürfnis und das Gebet unser Element, das uns zum Leben so nötig ist, wie dem Fisch das Wasser. Wenn sich allemal Leute bei Dorotea Trudel damit entschuldigen wollten, dass sie ja doch Morgens und Abends immer gebetet hätten, sagte sie ihnen stets: „Das genügt so wenig für die Erhaltung der Seele, als es für die Erhaltung des Körpers hinreichend wäre, wenn wir des Tages zweimal nur Luft schöpfen würden.“ Wollen wir in Wahrheit durchdringen und einst zum völligen Siege gelangen, so ist ein heiliger Ernst, großer Eifer, felsenfester Wille und eine völlige Entschiedenheit nötig. Das möchten doch Alle, besonders aber auch die Mütter, die hier sind, recht zu Herzen nehmen, damit sie es ihren Kindern nie gestatten, auf Bälle und in Theater zu gehen. Da wird die Sinnlichkeit gereizt, die Seele vergiftet, und der Herr muss oft mit schweren Strafgerichten kommen, um solch ein irregeleitetes Kind wieder zurecht zu bringen. Lasst euch doch gerne einseitig schelten, denn zweiseitig kommt man nie zu Ruhe und Frieden. Bei dem Herrn aber ist Friede und Freude immerdar. Er lockt und ermahnt uns immerfort.
V. 21 bis 22 heißt es: „Daran gedenke, Jakob und Israel, denn du bist Mein Knecht. Ich habe dich zubereitet, dass du Mein Knecht seiest; Israel vergiss Mein nicht. Ich vertilge deine Missetat wie eine Wolke und deine Sünde wie den Nebel. Kehre dich zu Mir, denn Ich erlöse dich.“ Sollte man glauben, dass noch eine Seele solch' freundlichen, liebevollen Einladungen, an denen das Wort Gottes so überreich ist, widerstehen könnte? O, meine Lieben! Wir wollen den lieben Heiland doch recht um Klarheit bitten und ernstlich bedenken, was zu unserm Frieden dient, allen Fleiß anwenden, dass wir zu den Auserwählten gezählt werden und einst im neuen Jerusalem das Plätzchen einnehmen dürfen, das uns von Anbeginn der Welt bereitet ist; denn es wäre schrecklich, wenn es dann durch Himmel und Hölle hindurch schallen würde: „Sie haben nicht gewollt!“
Der Herr gebe in Gnaden, dass es bei uns nicht so heiße und wir des Glaubens Ende, der Seelen Seligkeit davon tragen mögen! Das walte Gott. Amen.'