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Calvin, Jean – Hiob 1, 2-5

Calvin, Jean – Hiob 1, 2-5

2) Ihm wurden sieben Söhne und drei Töchter geboren. 3) Und er hatte einen großen Viehstand, nämlich siebentausend Hammel und Mutterschafe, dreitausend Kamele, fünfhundert Joch Rinder, fünfhundert Eselinnen, dazu eine große Dienerschaft, so dass er allen Leuten im Morgenland voran stand. 4) Seine Söhne pflegten von Zeit zu Zeit in ihren Häusern Mahlzeiten zu veranstalten, jeder an seinem Tag; auch ihre drei Schwestern luden sie ein, mit ihnen zu essen und zu trinken. 5) Wenn der Rundgang dieser Mahlzeiten beendet war, schickte Hiob hin zu seinen Kindern und heiligte sie. Beim Aufstehen des Morgens früh brachte er nach ihrer Zahl Brandopfer dar; denn er dachte: Vielleicht haben meine Kinder gesündigt und den Herrn nicht gesegnet in ihrem Herzen. So pflegte es Hiob alle Tage zu halten.

Hiob war ein sehr reicher Mann. Warum uns sein Reichtum aufgezählt wird, werden wir hernach sehen; denn seine Geduld verdient ein viel größeres Lob, wenn er eines so großen Reichtums beraubt wurde, in die äußerste Armut geriet und dabei doch so sanftmütig blieb, als hätte er nur wenig verloren. Was war doch Hiob für ein tugendhafter Mann, dass sein Reichtum es nicht vermochte, ihn in Hoffart zu blenden oder ihn dahin zu bringen, dass er sich der Welt allzu sehr gleichstellte oder Gott aus dem Dienst lief! Im Schatten ihres Reichtums werden viele so stolz sein, dass man sie gar nicht mehr bändigen kann; sie missbrauchen ihr Ansehen, um die Armen zu unterdrücken; auch sonst sind sie voll Grausamkeit, machen auch großen Aufwand, wie denn am Reichtum viel böse Dinge hängen. Hiob aber beharrt trotz seines Reichtums im Dienste Gottes und in der Einfalt, von der uns hier erzählt wird. Wenn Gott den Reichen dieser Welt Überfluss beschert, so mögen sie wohl zusehen, dass sie sich nicht ihren Reichtum verstricken. So ermahnt sie der Psalm (62, 11), sie sollen sich nicht in Hoffart überheben und ihre Hoffnung nicht setzen auf die vergänglichen Dinge dieser Welt, an denen doch nichts beständig ist. Darum warnt auch Paulus die Reichen, sich nicht darauf zu verlassen und aus ihren Gütern keinen Abgott zu machen, als wenn sie sicher wären, sie immer zu besitzen und zu genießen; nein, sie sollen bereit sein, darauf zu verzichten (nach 1. Tim 6, 17). Überhaupt: Die da Äcker, Weinberge, Wiesen, Land, Geld und Kaufmannschaft haben, sollen zusehen, dass sie es gebrauchen, als hätten sie nichts davon; dafür sollen sie arm am Geist sein (nach 1. Kor 7, 29).

Nun soll niemand einwenden, es sei doch sehr schwer, sich mitten in so großem Reichtum rein zu halten, da doch Christus selber ihn als „Dornen“ bezeichne. Denn Hiobs Beispiel verdammt alle die, die sich nicht unbefleckt erhalten, es sei so schwer, wie es wolle. Das ist ja ganz sicher: Ein reicher Mann hat es schwerer, in der Furcht Gottes zu wandeln, als ein Armer. Auch die Armut hat mancherlei Versuchungen. Denn wenn ein Mensch in Not steckt, so sieht er sich um und denkt: Was soll aus mir werden? Und der Teufel treibt ihn zum Misstrauen. Dann gerät er ins Murren wider Gott, nicht sich die Freiheit, zu rauben und zu stehlen, und braucht viel Ränke und schädliche Praktiken gegen seinen Nächsten. Das sind die Anfechtungen, die die Armut mit sich bringt. Stellt man aber einen Vergleich an, so ist es sicher, dass die Reichsten auch die schwersten Anfechtungen erfahren, um so mehr, als der Satan immer darauf aus ist, ihnen die Augen zu verbinden, damit sie sich gegen Gott erheben, sich ganz an diese Welt hängen und des himmlischen Lebens spotten, ja sich selber einreden, es könne ihnen nichts schaden, wenn sie ihr Ansehen auf mancherlei Weise missbrauchten, wenn sie nach nichts fragten, wenn sie keinerlei Joch ertrügen, wenn sie sich keiner Vernunft fügten, wenn sie sich für zu gut hielten, mit anderen Leuten umzugehen, - sie möchten ja womöglich den Armen den Sonnenschein hinweg reißen, als verdienten sie selbst einen Sonderplatz in der Welt!

Hiobs Tugend ist hoch zu preisen. Wir kennen ja das Wort unseres Herrn Jesus Christus: „Es ist schwer, dass ein Reicher ins Himmelreich komme.“ Nicht als hinderte der Reichtum an sich am Dienste Gottes, sondern von unserer Bosheit und verderbten Art kommt es, dass wir uns von den Gütern, die Gott uns beschert, nicht zu ihm ziehen lassen, sondern uns vielmehr von ihm entfernen. Indessen sehen wir, dass es doch eine wunderbare Tugend Hiobs war, sich mitten in seinem Reichtum die Augen nicht verbinden zu lassen und in seinem Herzen nicht hoffärtig zu werden, sich über die andern nicht zu erheben und Gott zu vergessen, nicht in Ruchlosigkeit, Üppigkeit und Prachtliebe zu versinken, sondern seinen Weg ruhig weiterzugehen. Auch ist Reichtum nicht an sich verdammenswert – es gibt ja Schwärmer, die sich einbilden, ein Reicher könne kein Christ sein, es gebe ja arme Leute genug, die den Vergleich mit Hiobs Tugend aushielten. Aber wenn man bei allen Armen in der Welt nachsucht, man wird doch kaum einen einzigen finden, der ihm nahe kommt. Reichtum an sich ist nicht zu verdammen; auch unser Herr Jesus Christus gibt bei seinen Worten über Lazarus (Luk 16) den Armen neben den Reichen ihren Platz im Himmelreich. Wohl sagt er, dass die Engel den Lazarus getragen haben, obwohl er von den Menschen verworfen und ein armes Geschöpf war, das niemand beachtete, so dass er von allen verlassen war. Nichtsdestoweniger tragen die Engel seinen Geist in Abrahams Schoß. Und wer war Abraham? Er war reich an Vieh, Geld, Dienerschaft und allen Dingen, nur nicht an liegenden Gütern; denn das war ihm nicht gestattet, sondern er musste warten, bis ihm Gott das Land Kanaan zum Erbe gab. Er hat wohl eine Grabstelle gekauft, aber ein Erbgut hat er nicht gehabt, doch war seine Habe beträchtlich groß. Ist nun des Lazarus Seele von den Engeln in Abrahams Schoß getragen, der der „Vater der Gläubigen“ war, so können wir daraus entnehmen, dass Gott in seiner unendlichen Gnade und Güte Arme und Reiche zur Seligkeit beruft. Dasselbe sagt der hl. Paulus 1.Tim 2, 4: „Gott will, dass allen Menschen geholfen werde.“ Denn er redet da von Königen und Fürsten, die in der Regel ihre hohe Stellung missbrauchen und sich Gott nicht unterordnen können, ja, die sich gar nicht mehr als sterbliche Menschen vorkommen. Doch soviel ist sicher: Gott nimmt einige von ihrer Zahl heraus und will nicht, dass sie alle verloren gehen. Doch sollen die Reichen sich selbst nicht schmeicheln, sondern erkennen, dass sie wie auf Eis laufen, wo sie leicht straucheln können, ja, dass sie gleichsam mitten unter Dornen gehen, so dass sie sich wohl sorgfältig hüten mögen, dass sie nicht gestochen werden.

Die Bemerkung, Hiob habe sieben Söhne und drei Töchter gehabt, weist auf den Segen hin, den Gott auf ihn gelegt hat, um sein Glück vollkommen zu machen. Zugleich sollen wir sehen, wie viel größer Hiobs Geduld war, da Gott ihn alles dessen beraubte, was er ihm beschert hatte. Es wird uns auch erzählt, wie sich seine Kinder gehalten haben und wie er sie seinerseits in der Furcht Gottes regierte. So hat Gott denn mit der Tat bewiesen, dass er über seine Geschöpfe nach seinem Wohlgefallen schalten und walten kann, dass wir die Augen niederschlagen müssen, auch wenn wir an ihm irre werden und den Grund nicht einsehen, warum er so hart mit den Menschen umgeht, und dass wir bekennen müssen, wie er gerecht ist, und warten, bis er uns offenbart, warum er so handelt.

Seine Söhne aber pflegten von Zeit zu Zeit in ihren Häusern Mahlzeiten zu veranstalten, jeder an seinem Tag; auch ihre drei Schwestern luden sie ein, mit ihnen zu essen und zu trinken. Freilich beruht es auf einem Antrieb der Natur, dass Brüder einander lieb haben; aber das ist sicher: Die Menschen sind so boshaft, dass es nur wenige gibt, die auf die Pflicht der Bruderliebe achten. Es gibt mehr, die einander tödlich Feind sind wie Hund und Katz: Brüder sind sie, aber dabei hegen sie gegeneinander ununterbrochenen Hass und Bosheit, so dass einer am liebsten den andern fräße. Die Mahlzeiten, die Hiobs Söhne hielten, sollten nur ihre brüderliche Eintracht bezeugen. Eintracht und Freundschaft unter den Menschen, besonders unter Brüdern, ist ein Gott wohlgefällig Ding. Bekannt ist uns die Stelle Psalm 133, 1 ff.: „Siehe, wie fein und lieblich ist´s, dass Brüder einträchtig beieinander wohnen! Wie der köstliche Balsam ist, der vom Haupt Aarons herabfließt in seinen ganzen Bart, der herabfließt in sein Kleid, wie der Tau, der vom Hermon herab fällt auf die Berge Zions.“ Friede und Freundschaft unter den Menschen, besonders unter den Brüdern, dienen zur Erhaltung des menschlichen Geschlechts, gleichwie die Äcker und Wiesen Feuchtigkeit und Nahrung vom Tau des Himmels empfangen. Es ist Gott ein angenehmes Opfer, gleich dem Geruch des heiligen Balsams, der auf Aarons Haupt gegossen ward. Aber die Freundschaft muss von Gott kommen und auf Gott gerichtet sein; wir werden Brüder genannt, damit wir lernen, die Augen zu Gott aufzuheben und auf ihn zu sehen, wenn es sich darum handelt, dass wir zueinander Liebe haben sollen.

Indessen sind auch die allerbesten Dinge von der Welt dem Verderben der menschlichen Bosheit ausgesetzt. Daran sehen wir, wie es seit Adams Sündenfall um unsere Natur bestellt ist. Seitdem sich Adam damals so vergessen, hat sich das Gute in das Böse verwandelt, wie gut wir es auch immer meinen. Wenn z. B. ein Mann seine Frau, ein Vater seine Kinder lieb hat, so ist das ein gut, heilig und löblich Ding, und doch findet man kaum einen auf der Welt, der sein Weib so liebte, dass nichts daran zu tadeln wäre, der seine Kinder mit reiner und völliger Liebe liebte – es läuft immer etwas Schlechtes mit unter. Aber wie? Wenn Gott verordnet, dass ein Mann sein Weib lieb hat und Paulus ausdrücklich sagt: „Die Männer sollen ihre Weiber lieben wie ihren eigenen Leib“, - kann das etwas Schlechtes sein? Nein, das Schlechte kommt aus unserer verderbten Natur: ein Körnlein Salz, ein Tröpflein Essig genügt, um den Wein zu verderben. Daher kommt es auch, dass die Männer nicht Maß halten, dass sie ihre Triebe nicht in Zucht halten. Darum soll es uns auch nicht befremden, dass Hiob dachte, seine Kinder möchten Gott beleidigt haben; nicht als hätte er es verdammt, dass seine Kinder zusammenkamen, um miteinander guter Dinge zu sein und sich freundschaftlich miteinander zu unterhalten; nein, weil er die Schwachheit der Menschen kannte, wusste er, wie schwer es ist, Maß zu halten, so dass nichts Schlechtes dabei vorkäme. Darum war er auf der Hut und heiligte seine Kinder.

Mögen die Gastmähler noch so trefflich angeordnet sein, es haften ihnen dennoch Mängel an, die Gott verdammt. Wie steht es dann aber mit denen, die Gott aus ihrer Gesellschaft und von ihrem Tische ausschließen! Wenn man ein Gastmahl anrichten will, wie fängt man´s an? Geschieht es unter Anrufung des Namens Gottes? Oh, es könnte doch den Anschein haben, als führe das zur Melancholie, und deswegen muss der Name Gottes begraben sein! Ist man satt, so fordert niemand zur Danksagung auf. Man denkt nur daran, wie gut man gegessen und getrunken hat, das heißt: dass man´s gemacht hat wie die Schweine! Denn man meint, wenn man an Gott denkt, so wandle sich alle Freude an der Mahlzeit in Traurigkeit. Und dann artet alles in Liederlichkeit aus, man ergeht sich in schändlichen und zuchtlosen Reden oder in Verräterei und Bosheit, so dass man nicht anders denkt, als seinen Nächsten zu verleumden und gegen diesen und jenen allerlei Schlechtes zu unternehmen. Das bringen die Gastmähler mit sich. Wir sollen Gott bitten, er wolle uns die Gnade verleihen, dass wir durch diese vergänglichen Dinge nur hindurchgehen, um allezeit nach dem himmlischen Leben zu trachten, zu dem er uns durch sein Wort beruft. Denn es kommt nicht darauf an, dass wir einen Tag oder zehn oder auch fünfzig Jahre leben, sondern darauf, dass wir zum himmlischen Leben gelangen. Paulus sagt (1. Kor 10, 31): „Ihr esset nun oder trinket oder was ihr tut, so tut es alles zur Ehre Gottes!“ Viele meinen, beim Essen und Trinken brauche man nicht an Gott zu denken, und doch ist es gerade dann nötig. Wenn Gott vermöge seines Wortes dem Brote die Kraft gibt, uns am Leben zu erhalten, - sehen wir denn da nicht Gott seine Gegenwart uns zeigen und seine Hand über uns ausstrecken?

Wenn das Gastmahl seiner Kinder vorbei war, befahl Hiob ihnen, „sich zu heiligen“, und opferte für jeden von ihnen ein feierliches Opfer; denn er dachte: Vielleicht haben meine Kinder gesündigt und den Herrn nicht gesegnet in ihrem Herzen. Hiob gehörte nicht zu denen, die sich erst Skrupel machen und dann meinen, sich alle Ausschweifungen erlauben zu können, sondern er greift zur Arznei und denkt: Gott wird uns in unserer Schwachheit tragen; mögen auch meine Kinder nicht in allem ihre Pflicht erfüllt haben, so wird Gott doch ihnen und mir gnädig sein – lasst uns also ihn um Verzeihung bitten! Gleichwohl verbietet er seinen Kindern nicht, ihre gewohnten Gastmähler zu halten; denn an sich war daran nichts zu tadeln. Hätte Hiob die Mahlzeiten für etwas Schlechtes gehalten, so hätte er sicher keine Opfer gebracht; denn damit hätte er ja Gottes Namen missbraucht und einen Schanddeckel daraus gemacht. Die Opfer sind nicht dazu eingesetzt, um uns im Bösen zu halten und damit wir uns in unsern Sünden mästen und denken: Ich kann ja ein Opfer bringen, so wird Gott wohl zufrieden sein! Hiob denkt: Ich muss Gott um Verzeihung bitten, dass er unsern Mangel ausfülle.

Hiobs Söhne standen schon im Mannesalter; trotzdem hat der Vater sie immer in der Unterordnung gehalten und sie ermahnt, Gott um Verzeihung zu bitten, wenn sie ihn erzürnt hatten, und sich zu reinigen. Wenn heutzutage die Kinder zehn Jahre alt werden, so halten sie sich schon für Männer. Auch wenn sie die Zeichen der Mannbarkeit tragen und sich wer weiß was dünken, sollte man ihnen noch fünfzehn Jahre lang die Rute geben; denn sie sind noch rechte Rotznasen und wollen keine Strafe noch Lehre dulden; sie meinen, man tue ihnen schweres Unrecht an. Wie anders ist es hier! Viele Eltern haben es wohl verdient, dass ihre Kinder ihnen nicht gehorchen und sich ihnen nicht unterordnen; denn wer geehrt sein will, der muss auch ehrwürdig sein. Wenn die Väter alle Gottesfurcht wegwerfen, wie können ihnen dann ihre Kinder gehorchen, da sie doch selbst Gott nicht die Ehre geben, die ihm gebührt!

Wer aber am Opfer Anteil haben wollte, der musste nach den Vorschriften des Gesetzes sich reinigen, um sich gebührend darauf vorzubereiten. Wiewohl nun Hiob nicht zu der Zeit der Gesetzgebung, ja vermutlich lange vor Mose gelebt hat, so ist es doch allezeit bei den Gläubigen so gehalten worden, dass sie sich vor den Opfern gewissen Reinigungen unterziehen mussten. Das beruhte nicht auf menschlicher Erfindung, sondern auf Gottes Willen. Die Menschen sollten merken, dass sie nicht würdig waren, Gott zu nahen. Wenn wir vor Gott treten, müssen wir unsere Armut erkennen, damit wir schamrot werden und denken: Ach, wie soll ich es wagen, mich der Majestät Gottes darzustellen? Was soll ich da für Gnade finden? Das sollte für alle Zeit gelten. Heute haben wir solche Reinigungsgebräuche nicht mehr; umso mehr müssen wir das haben, worauf diese Gebräuche in Wahrheit hinweisen: sooft wir vor Gott kommen, um ihm unsere Gebete und Klagen vorzutragen, sollen wir gedenken, dass wir unwürdig sind, es sei denn, dass wir das Mittel kennen, das uns Aufnahme bei ihm verschafft, nämlich dass wir uns reinigen durch den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus und wissen, dass er allein das Bad ist, das alle unsere Flecken tilgt. Wollen wir Gott angenehm sein, so müssen wir durch Jesus Christus zu ihm kommen und ihm die Gnade vorhalten, die er uns durch sein Leiden und Sterben erworben hat; er ist ja auch die Vollendung und Erfüllung alles dessen, was in der alten Zeit in Bild und Schatten gegeben war.

Wenn man im Alten Bunde und noch vor der Gesetzgebung Opfer brachte, mussten die Darbringenden sich vorher einer Reinigung unterziehen; das sollte sie daran erinnern, dass wir wegen unserer Unreinheit und Befleckung nicht würdig sind, Gott zu nahen. Kommen wir zu Gott, so wie wir sind, so haben wir nichts anderes verdient, als dass er uns verwirft. Darum haben wir uns zu reinigen. Und wie soll man das machen? Die Alten hatten gewisse Zeremonien – es war ja vor der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus nötig, dass es wegen der damaligen geistigen Stumpfheit solche Hilfen gab. Heutzutage wissen wir, dass wir unsere Zuflucht nehmen müssen zu dem kostbaren Blute des Sohnes Gottes, das zu unserer Reinigung vergossen ist. An das Blut unseres Herrn Jesus Christus also müssen wir uns halten, wenn wir vor Gott als rein dastehen wollen. Aber damit nicht genug: es muss hinzukommen ein Seufzen über unsere Sünden. Wollen wir wirklich davon rein werden, so müssen wir das Böse in uns nicht bloß erkennen, sondern es muss uns auch eine rechte Traurigkeit und ein rechter Abscheu überkommen, dass wir das Unglück gehabt haben, unsern Gott zu beleidigen. Wir haben es ja nicht mehr mit den Schattenbildern zu tun, die man vor dem Kommen unseres Herrn Jesus Christus hatte, aber deren Wahrheit und Wesen haben wir noch. Was haben wir also zu tun, sooft wir Gott anrufen müssen? Seine Armut und Befleckung schaue ein jeder an und habe ein rechtes Missfallen an sich selbst, und dabei flehe er unsern Herrn Jesus Christus an, dass er uns wasche und reinige mit seinem Blut, sonst können wir vor dem Angesicht Gottes, seines Vaters, nicht rein dastehen! Und das muss nicht nur einen Tag der Woche oder für eine bestimmte Zeit geschehen, nein, es muss unser ganzes Leben ausfüllen. Denken wir doch an das Wort des Paulus (1. Kor 5, 7.8): „Wir haben auch ein Osterlamm, das ist Christus, für uns geopfert. Darum lasst uns Ostern halten … in dem Süßteig der Lauterkeit und der Wahrheit.“ Damit will er nicht sagen, die Christen müssten sich einmal im Jahre vor Gott heiligen, nein, die ganze Lebenszeit hindurch muss es geschehen. Denn ein beständiges Opfer hat Christus gebracht, und an einem ewigen Opfer haben wir Teil, und die Kraft dieses Opfers währt für alle Zeit. So ist es gemeint, dass wir jeden Abend und jeden Morgen Fleiß tun müssen, uns zu heiligen; denn so gnädig ist uns Gott, dass er uns allezeit nahe sein will.

Als das Gesetz kundgemacht wurde, gab Gott den Juden zuerst den Befehl: „Heiliget euch; denn der Herr will morgen seine Herrlichkeit sehen lassen“ (nach Ex. 19, 10). Nun hat sich uns Gott in der Person seines Sohnes Jesus Christus geoffenbart, und zwar so, dass wir ihn immer gleichsam von Angesicht sehen können, wenn das Evangelium gepredigt wird; denn dort offenbart sich uns Gott wie von Person zu Person. Darum müssen wir ihm mit allem Eifer ergeben sein und allem Schmutz absagen, der uns daran hindert, ihm zu dienen und ihn zu ehren.

Hiob brachte Brandopfer dar nach der Zahl seiner Kinder. Wie konnte Hiob denn opfern, da er doch keinen Unterricht im Gesetz empfangen, ja wahrscheinlich schon vor Moses Geburt gelebt hat? Opfer, die ohne Glauben geschehen, werden doch mit Recht verworfen; wie hat denn Hiob ohne gewisse Erkenntnis des Willen Gottes opfern können? Nun, bis zur Aufrichtung seiner Kirche unter den Juden und der schriftlichen Gesetzgebung sollte nach Gottes Willen allezeit ein Same oder Rest von Menschen in der Welt sein, die ihn mit reinem Herzen anriefen. Es ist freilich wahr, dass schon bald nach der Sintflut die Söhne Noahs dem Verderben verfielen, doch sind gleichwohl einige übrig geblieben, die sich in der von Gott gebotenen Reinheit erhalten haben. Das sollte zugleich den Ungläubigen zur Verdammnis gereichen und ihnen umso mehr die Entschuldigung nehmen. Die Menschen sind zu allen Zeiten darauf aus, sich mit Unwissenheit zu entschuldigen; wenn sie Gott diesen Schild vorhielten, meinen sie, müsse er sie freisprechen. Aber die wenigen, die ihm in aller Reinheit dienten, sind gleichsam Richter gewesen für die, die sich vom rechten Wege abwandten. Zu diesen wenigen gehörte auch Hiob. Vom Anfang der Welt an sind die Opfer eingesetzt; denn wären sie nach menschlichem Gutdünken erfunden, so wären sie nur Kinder- oder Affenwerk gewesen. Zudem wurde bekanntlich Abels Opfer dem des Kain vorgezogen wegen des Glaubens! Hätte nun Abel sich diese Opfer selbst ausgeheckt, so hätte er keinen Glauben haben können; denn das ist die Hauptsache, dass Gott uns leitet und regiert, und der Glaube kann nie ohne Gehorsam sein, er muss der Vorschrift Gottes entsprechen. Gott selbst also muss die Opfer gestiftet haben, die es seit der Erschaffung der Welt gegeben hat. Zugleich hat er den Menschen auch Bedeutung und Zweck der Opfer offenbart; denn hätten sie gedankenlos Tiere geopfert, so hätte das keinen Wert gehabt und wäre heller Unsinn gewesen. Nun wissen wir aber, dass Gott die Seinen zu ihrem Heil unterweist. Ohne Zweifel hat er also auch zugleich mit der Anordnung der Opfer selbst auch eine Unterweisung über ihren rechten Gebrauch und ihren Nutzen zu unserm Heil verbunden. Die Menschen sollten sich unwert fühlen, Gott zu nahen, sollten erkennen, dass sie den Tod verdienen, sollten sich alle als verschuldet fühlen, zugleich aber auch erfahren, dass es noch ein Mittel gebe, sich mit Gott zu versöhnen.

Zum ersten also ist zu beachten: Die ihre Opfer recht und nach Gottes Willen brachten, haben damit das Zeugnis abgelegt, dass sie des Todes schuldig seien, wie wenn man einen rechtsgültigen Schuldschein unterschreibt. Darum bezeichnet auch der hl. Paulus im Brief an die Kolosser (2, 14), die Zeremonien als Handschriften und Schuldscheine, die die Menschen vor Gott zu Boden strecken und ihnen zeigen sollen, dass sie der Verdammnis des ewigen Todes nicht entfliehen können, hätte nicht Gott in seinem unverdienten Erbarmen ein Heilmittel gegeben. Das ist nun schon eine gute und äußerst nützliche Lehre, wenn die Menschen sich vor Gott als schuldig erkennen und bekennen und wenn sie sich vor Augen stellen, was sie verdient haben und dass es um ihrer Sünden willen geschieht, wenn da ein unvernünftiges Tier getötet wird. Sehet da, wie Gott die Menschen hat zur Demut führen wollen! – Indessen hat er sie auch (zweitens) in der Hoffnung erhalten wollen: mochten sie noch so unglücklich sein, - nichtsdestoweniger sollte es ein Opfer geben, wodurch die Sünden abgewaschen würden. So haben schon die alten Väter Opfer gehabt. Indessen, die Heiden haben etwas Ähnliches getan, aber ohne Glauben; denn sie kannten Gott nicht, dem sie hätten huldigen müssen, und andererseits wussten sie auch nicht, dass ihr Dienst Gott angenehm wäre – wenigstens hatten sie keine gewisse Erkenntnis davon - kurz, sie haben nicht gewusst, zu welchem Zwecke sie opferten. Also haben sie das alles, wie man zu sagen pflegt, aufs Geratewohl getan; es war alles vergebliche Mühe, ja, Gott hatte Abscheu an all den Opfern, die ohne Einsicht und Glauben geschahen. Pomp genug war damit verbunden, aber das galt nichts, weshalb wir denn allezeit an der Regel des Apostels festhalten müssen, dass die Opfer äußerlich wertlos sind, es sei denn, dass sie auf den Gehorsam Gottes und seines Wortes gegründet sind.

Nun hat freilich Hiob das geschriebene Gesetz nicht gehabt, aber es genügte, dass er die Weisung besaß, die von Gott ausgegangen war und die Noah seinen Kindern gegeben hatte. Wer an dieser Lehre festhielt, war nicht von Menschen gelehrt, und obgleich man die Lehre von Menschen empfangen hatte, so ist doch soviel sicher, dass sie diese Regel wie eine göttliche hielten; denn es genügte, dass Gott sie von seinem Willen unterrichtete, obschon er sich keiner Propheten bediente, wie er es später tat. Hiobs Opfer entsprangen also nicht seiner Willkür, sondern dem gewissen Glauben. Wenn berichtet ist, dass Noah nach der Sintflut Gott geopfert, ja reine Tiere dazu genommen hat, so sehen wir, dass er vom Himmel unterwiesen sein musste, denn es stand nicht in seinem Vermögen, die Tiere zu unterscheiden. Ähnlich war es auch mit Hiob, der Opfer brachte. Nicht als ob er sie gestiftet hätte, sondern er richtet sich nach dem Willen Gottes, der ihn führt und regiert, und so ist es, wie gesagt, dem Glauben eigentümlich. So haben wir denn zunächst zu merken: Seit der Erschaffung der Welt hat Gott die Menschen derart in der Finsternis wandeln lassen, dass er ihnen gleichwohl einige Zeugnisse gelassen hat, die sie von ihrem Verfluchtsein überzeugen sollten; und wenn es nur die äußerlichen Zeremonien gegeben hätte, so hätte das genügt, um die Ungläubigen zu verdammen.

Im Übrigen sehen wir die Menschen auch allem Bösen derart ergeben, dass sie das Gute und Heilige in sein Gegenteil verkehrten. Darum haben wir Gott zu bitten, dass er uns im Zaum halte und nicht zulasse, dass wir von seinem lauteren Dienste abweichen, wie es uns geschehen würde, wenn er uns nicht darin erhielte. Indessen werden wir zugleich ermahnt, es bei dem Scheindienst nicht bewenden zu lassen, sondern darauf aufmerksam gemacht, wie es die Hauptsache in seinem Dienste ist, dass wir wissen, wer er ist, und seinen Willen erkennen, um uns daran zu halten. Bei den Opfern der Heiden gab es viel Gepränge, ebenso freilich auch bei denen, die Gott recht gedient haben; gleichwohl hat Gott jene verworfen und verabscheut, während die andern ihm angenehm waren. Die Heiden opferten mit großer Pracht, sie hatten Weihrauch und duftende Kräuter, und auch die Juden im Gesetz verfuhren so. Aber was bedeutet das? Die Heiden, die Gott ehren wollen, ohne ihn zu kennen und von ihm und seiner Majestät etwas zu wissen, mussten notwendig den Götzen opfern, die sie in ihrem Gehirn geschmiedet und gebaut haben. Gott aber lässt sich keinen anderen Dienst gefallen, als der ihm selbst geschieht, wenn man ihn erkannt hat. Das ist das Erste. Zweitens aber muss der Gottesdienst geistlich sein. Die Heiden haben Gott zufrieden zu stellen gemeint, wenn man ihm ein Rind oder Kalb opferte. Das ist aber ein großer Unsinn – als würde Gott dadurch verändert und als könnten die Menschen ihn durch dies Mittel zufrieden stellen, wenn er ihnen zürne! Über diese sichtbaren Dinge muss man hoch hinaufsteigen, denn sie sollen uns zu einem himmlischen Ziele führen. So haben denn die Gläubigen allezeit auf Gott geschaut, wenn sie opferten, und darnach haben sie auf ihre Laster und Sünden geschaut, um Missfallen daran zu bekommen. Davon haben die Heiden nichts gewusst. Lasst uns lernen, Gott im Geist und in der Wahrheit zu dienen; der rechte Wegweiser hierzu ist der Glaube, bei dem wir unsere Augen auf Gottes Wort gerichtet halten. Dies wird uns immer zu unserem Herrn Jesus Christus führen, der der himmlische Schutzherr ist und in dem wir betrachten müssen, welches der Wille Gottes, seines Vaters, ist, um uns darnach zu richten.

Wenn es nun heißt, Hiob habe für seine Kinder geopfert, so sollen wir daraus lernen, dass die, die für andere verantwortlich sind, wachsam sein müssen und dass sie sich, wenn irgendein Mangel vorliegt, vor Gott schuldig halten müssen. Das ist bemerkenswert; denn in der Welt herrscht die Ehrsucht; hat einer viele Kinder, so ist es ihm eine Freude, so viele menschliche Geschöpfe zu haben, die unter ihm und seiner Hörigkeit stehen; hat er eine große Familie zu ernähren, so gefällt er sich darin. Das ist nichts als Ehrgeiz, denn auf die Verpflichtung, die damit verbunden ist, achtet man nicht. Es ist wahr: Gott tut den Menschen große Ehre an, wenn er ihnen die, die er zu seinem Bild und Gleichnis geschaffen hat, als Untertanen unterstellt. Aber diese Ehre bringt die große Verpflichtung mit sich, dass die, die eine Familie zu regieren haben, allezeit wachsam zu sein haben. Denn wenn Gott in einer Familie beleidigt wird, so muss sich deren Haupt und Vorsteher für schuldig halten; er muss vor Gott seufzen, als wäre er mit dem begangenen Fehler befleckt. Hat er auch nicht eingewilligt, so soll er gleichwohl denken: Ich habe meine Pflicht nicht erfüllt; ob ich gleich Tag und Nacht wache und unaufhörlich meine Kinder, Knechte und Mägde ermahne, Gott zu dienen, so ist es doch unmöglich, dass ich alles täte, was sich gebührt. Ich gebe ihnen kein solches Beispiel, wie ich es geben müsste; wenn ich nach Gebühr in der Furcht Gottes wandelte, so müssten sie sich mir doch angleichen, also ist es meine Schuld, wenn sie vom rechten Wege weichen. Wenn Eltern und Lehrer, die Kinder und Knechte unter sich haben, hierauf achteten, so würden die Dinge wahrlich besser stehen, als es der Fall ist. Vor allem aber müssen Fürsten und Obrigkeiten fleißig darauf bedacht sein, dass sie wachsam sind und gute Aufsicht halten über die ihnen Anvertrauten. Und wenn bei ihren Untergebenen ein Fehler vorkommt, sollen sie sich die Schuld zuschreiben; wenn sie ärgerliches und zuchtloses Wesen wahrnehmen, sollen sie erkennen, dass sie ihre Pflicht nicht erfüllt haben. Ebenso ist es bei den Dienern am Wort: wenn sie sehen, dass die Kirche nicht regiert wird, wie es sein müsste, dass Zwiespalt und Uneinigkeit da ist, ja, dass der Name Gottes gelästert wird, so sollen sie seufzen und die Bürde tragen in dem Bewusstsein, dass Gott ihnen damit zeigt, dass sie ihr Amt nicht nach Gebühr verrichtet haben. Deshalb sagt auch der hl. Paulus (2. Kor 12, 21): „Ich fürchte, dass mich mein Gott demütige bei euch und ich müsse Leid tragen über viele, die zuvor gesündigt und nicht Buße getan haben.“ Hätte denn Paulus die Hurerei, Räuberei, Zuchtlosigkeit und andere ähnliche Laster der Korinther gutgeheißen? Nein, er hatte sich alle Mühe gegeben, sie restlos und mit allen Mitteln zu strafen. Aber obgleich er menschlicher weise bis zum Äußersten seine Pflicht getan hat, verlässt ihn gleichwohl die Empfindung nicht, dass Gott ihn gleichsam in etwa hat entehren wollen, so dass er Leid tragen muss über die Ärgernisse und Zuchtlosigkeiten, die in der Gemeinde vorgefallen sind, deren Führung er hatte und für die er verantwortlich war. Wenn der hl. Paulus sich bei seinem großen Pflichteifer nichtsdestoweniger schuldig fühlt, als irgendetwas Böses in der Gemeinde vorfällt, wie steht es dann mit uns, die wir im Vergleich mit ihm kalt wie Eis sind! Wie steht es dann erst mit denen, die gar keinen Wert darauf legen, dass Gott geehrt wird, und denen alles gleich ist, wenn sie nur ihr Geschäft machen und sich in ihren Stande erhalten können?

Nun folgt Hiobs Wort: Vielleicht haben meine Kinder gesündigt und den Herrn nicht gesegnet in ihren Herzen. Hiob hat nicht gewartet, bis ihm Gott eine Botschaft schickte, um ihm wegen der Sünden seiner Kinder zu drohen, sondern er kam dem zuvor. Heutzutage gibt es wenige, die es ertragen können, dass man sie ermahnt und ihnen ihre Fehler zeigt; auch wenn ihre Fehler allgemein bekannt sind, finden sie doch Mittel und Wege, sich zu entschuldigen und zu decken; will man sie aber tadeln, so muss man sich auf einen tödlichen Krieg gefasst machen, und man macht sich die, um deren Heil man besorgt ist, zu Todfeinden. Können aber die Leute nicht einmal vertragen, dass man sie um ihre Fehler straft, wie sollen sie sich dann selber und gutwillig verdammen und sagen: Vielleicht haben ich und die Meinen einen Fehler begangen? Hiob aber hat immer bei sich selbst gedacht: Vielleicht haben deine Kinder gesündigt! Damit macht uns der Heilige Geist auf unsere Pflicht aufmerksam: Merken wir, dass wir schuldig und strafwürdig sind, so soll ein jeder gutwillig sich selber den Prozess machen. Und das umso mehr, wenn Gott uns die Gnade erzeigt, uns unruhig zu machen und uns Leute zu schicken, die uns an unsere Pflicht erinnern. Lassen wir uns aber durch sie nicht strafen, so widersetzen wir uns nicht sterblichen Kreaturen, sondern wir bäumen uns gegen die Majestät Gottes auf, der uns zum Heil bringen möchte. Das ist das eine.

Sodann aber sehen wir: Hiob hat nicht allein für sich gesorgt, sondern auch für die, die ihm anvertraut waren. Heute tut man das Gegenteil. Kann einer sich entschuldigen, so greift er sofort nach dem ersten besten Deckmantel. Er wird eher zur Lüge greifen, um sich herauszuziehen, als seine Sünde anerkennen; hat er Kinder oder Knechte, so wird er seine Schuld auf diese laden. Solche Ausflüchte suchen die allermeisten.

Indessen möchte man fragen, ob sich Hiob denn wirklich vor vergeblich quälen musste, da doch die Sünden seiner Kinder ihm nicht bekannt waren. Das erscheint doch überflüssig. Aber lasst uns festhalten, was Salomo sagt (Spr. 28, 14): „Wohl dem, der sich allewege fürchtet; wer aber sein Herz verhärtet, wird in Unglück fallen.“

Meine Kinder möchten den Herrn nicht gesegnet haben. Das Wort „segnen“ wird auch im Sinne von „fluchen“ gebraucht. Das geschieht, um uns mit einem größeren Abscheu davor zu erfüllen, Gott etwa nicht zu segnen, das heißt, ihm das Lob nicht zu spenden, das er um uns verdient hat. Denn wahrlich, die Haare müssten sich uns auf dem Haupte sträuben, wenn es heißt: Gott fluchen! Der Sinn ist der: Hiob hat befürchtet, seine Kinder möchten Gott nicht gesegnet haben, wie es sich gebührt; und hätten sie ihn nicht gesegnet, so sei das ebenso schlimm, als hätten sie ihm geflucht. Vor allem also müssen wir darauf achten, dass wir in unserm ganzen Leben Gott zu verherrlichen haben; denn dazu sind wir erschaffen, dazu leben wir. Lasst uns Gott bitten, dass er uns die Gnade verleihe, zu erkennen, wozu er uns in die Welt gesetzt hat, nämlich damit wir ihn preisen und erheben und den glückseligen Tag erwarten, an dem er uns alle zu sich sammeln wird, wenn wir so in der Welt gelebt haben, dass wir nichts anderes suchen, als dass er uns regiere und wir uns völlig und in allen Stücken ihm unterwerfen.

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