Beda Venerabilis - Aus einer Begleitschrift einer Schrift über den Tempel Salomos
Paulus, der Bürge der Erwählung und Lehrer der Heiden, ermahnt uns, das Wort Gottes zu lesen, und bezeugt uns wahrheitsgetreu, daß, 'was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, auf daß wir durch Geduld und Trost der Schrift Hoffnung haben'. Er zeigt uns, wo wir recht Geduld üben müssen, um an der Hoffnung auf die himmlischen Güter festzuhalten, und wo wir den Trost der Schrift suchen müssen. Die Geduld nämlich darin, daß wir das Widerwärtige, das uns begegnet, demütig und gehorsam tragen als die Geißel, die ein gerechter Richter und pflichtgetreuer Vater uns verordnet hat. Den Trost der Schrift aber darin, daß wir durch häufige Betrachtung derselben uns ins Gedächtnis zurückrufen, wieviel schwere Qual die Erzväter und die leuchtenden Vorbilder der Gemeinde oft in diesem Leben erduldet haben und wieviel Herrlichkeit sie im jenseitigen Leben bei dem Herrn erhalten haben durch das Verdienst der Frömmigkeit und der Geduld. Die Schrift sagt uns auch, welch leuchtendes Andenken und wieviel Segen durch sie bei allen Gläubigen zurückgeblieben sind. So in Sprüche 10,4: 'Das Gedächtnis der Gerechten bleibt im Segen', und Jakobus 5,11: 'Siehe, wir preisen selig, die erduldet haben. Die Geduld Hiobs habt ihr gehört, und das Ende des Herrn habt ihr gesehn.' Nachdem Jakobus an die Leiden der Gerechten (des alten Bundes) erinnert hat, fährt er nicht ohne Grund fort: 'Und das Ende des Herrn habt ihr gesehen.' Denn auch der, der hier ohne Sünde gelebt hat, hat die Welt nicht verlassen, ohne selbst die Geißel zu spüren. Und der, der in dieser Welt erschienen ist, um die Kranken zu heilen und die Toten zu erwecken, wollte selbst durch die Schwachheit des Todes aus der Welt gehen, um uns ein Beispiel der Geduld zu geben.