Zinzendorf, Nikolaus von - Reden über den 2. Artikel - Die fünfte Rede.

Zinzendorf, Nikolaus von - Reden über den 2. Artikel - Die fünfte Rede.

Auch wahrhaftiger Mensch von der Jungfrau Maria in der Zeit geboren.

Der Vater hat Ihm gegeben, auch das Gericht zu halten, darum, daß Er ein Menschensohn ist.

Das sind des Heilandes eigene Worte von sich, Joh. 5, 27. darinnen Er sich deutlich macht über dieses große Geheimniß.

Die Ursache Seiner Menschwerdung ist bekanntermaßen die, daß Niemand Gott versöhnen konnte, kein Bruder, kein Engel, keine Creatur; so hat der Jehovah, der Schöpfer aller Dinge, die menschliche Creatur wollen restituieren, und der Vater hat Seinen Einziggebornen für uns Alle dahin gegeben.

Gott konnte nicht sterben, das ist natürlich; und sterben wollte Er doch. Darum erniedrigte Er sich selbst, und nahm Knechtsgestalt an, Phil. 2, 7. die Gestalt des sündigen Fleisches, Röm. 8, 3. und wurde so wahrhaftig Mensch, als Er Gott war.

So wie Er vorher in göttlicher Gestalt war, so sahe man Ihn auch hernach in menschlicher Gestalt, als Ihn die Engel Gottes in der originalen Gottesgestalt angebetet hatten.

Das ist's, warum wir, wenn wir uns einerseits in den Staub legen zu Seinen Füßen, weil Er in der Höhe Gott der Herr ist, uns aus der andern Seite mit Freude, Herzlichkeit und voller Zuversicht zu Ihm nahen, weil Er ein ganzer Mensch ist, wie wir auch sind.

Ich mache mich nicht ohne Ursache so weitläuftig, weil so sehr viel auch nur an dem historischen Begriff dieser Wahrheit gelegen ist.

Denn so gewiß glauben, daß Gott Mensch geworden, und für uns den Tod geschmecket hat, als man von einiger andern Sache mit Wahrheit und Redlichkeit sagen kann, daß man sie glaube; das ist das wahre Mittel, uns auf einmal selig zu machen.

Mehr brauchen wir nicht.

Denn das Evangelium, das ist, die Erzählung, daß Jesus ist in die Welt gekommen und unter uns gewohnt hat, samt der simpeln Geschichte, wie Er verschieden ist, ist eine Kraft Gottes, selig zu machen Alle, die daran glauben. Röm. 1, 16.

Ein jeglicher Geist, der da bekennet, daß Jesus ist in's Fleisch gekommen, der ist von Gott. 1 Joh. 4, 3.

Niemand kann Jesum einen Herrn heißen (welches sich auf unsere Umstände beziehet, da Er als Menschensohn unser Herr ist) ohne durch den heilig Geist. 1 Cor. 12, 3.

Man stelle sich Jemand vor, der in der That als ein Evangelium glaubet, daß der Sohn Gottes Mensch geworden, und in der Welt dreißig Jahre gewallet hat, allen Menschen zu gut, sonderlich dem, der es glaubet, und zuletzt die verächtlichste Todesstrafe ausgestanden, dagegen der Strang in gewissen Ländern noch ehrlich ist; sollte er dadurch nicht einen solchen Eindruck bekommen, den er nicht wieder vergessen kann?

Hat man doch Exempel genug, daß Leute von geringern Begebenheiten ein solches Merkmal bekommen, das sie ihr ganz Leben lang behalten. Man hat es ihnen von der Stunde anzusehen, sie haben sich nicht wieder gerafft.

Daher man von Manchen, die gedacht hatten, abgeschiedene Leute gesehen zu haben, welchen Umgang die Menschen im Leibe nicht lieben, zu sagen pflegt: sie wären seit der Zeit nie wieder froh worden.

Wie viel mehr ist es auch von einer göttlichen Gewißheit, daß einer, der da glaubt, daß Christus gestorben, ja wer Ihn in der blutigen Gestalt im Geist hangen siehet, nicht unempfindlich bleiben kann, wenn er anders eine vernünftige Seele hat, die nicht durch die Lüste in einen Wahnsinn gebracht ist.

Erscheint Er in dem Bilde, wie Er für unsre Noth am Kreuze sich so milde geblutet hat zu Todt, und man hält's für keine Phantasie, und läßt sich's nicht wieder ausreden: so behält man ein bleibendes Andenken davon zurück, deß man nicht vergisset, so lange man lebt; entweder, wenn man's nicht recht lieb gewinnt, ängstlich und niederdrückend, oder selig, ja überselig, wenn man von da an den Tod und seine Ursach fruchtbarlich bedenket.

Darum ist das die Arbeit der Zeugen Jesu, wenn sie mit den Menschen reden, ihnen den gekreuzigten Heiland ins Herz zu predigen, und vor die Augen zu malen, wie Er wahrhaftig einmal für sie gestorben und todt war; ob Er gleich nun lebet von Ewigkeit zu Ewigkeit, und die Schlüssel der Hölle und des Todes hat.

Paulus hat darinnen seine Weisheit, seine große Weisheit sehen lassen, daß er zu Corinth keine Materie wußte und predigte außer Jesu, und zwar am Kreuz. 1 Cor. 2, 2.

Diese Materie ist seitdem verächtlich geworden, weil sie so oft ohne Verstand hergesungen, gebetet und gelehret worden, daß der Lehrer nicht mehr weiß, was er sagt, und der Zuhörer, was er denken soll.

So ist dieses Geheimniß der Gottseligkeit durch Gewohnheit und Mißbrauch verfallen. und zur Thorheit worden.

Aber wer verständig, oder wer, wie Paulus sagt, vollkommen gescheit ist, nach Menschenweise, dem ist es doch Weisheit. 1 Cor. 2, 6.

Daher wir diese Sache so viel treiben wollen, als der Herr Gnade gibt.

Ein anderer Nutzen von der Zukunft Christi ins Fleisch ist, daß Er Gerichte halten kann.

Er weiß, wie uns zu Muthe ist. Ebr. 2, 14-18.

Er kann Geduld mit uns haben, und verstehet, wo sich Laulichkeit und Schwächlichkeit scheidet.

Er hat unsere Noth gefühlet.

Denn Er ist wahrhaftiger Mensch gewesen nach Seel' und Leib, wie alle Kinder, die Fleisch und Blut haben.

Darum müssen wir Ihn als einen treuen Hohenpriester ansehen, und glauben, daß Er in der Zeit, die Er auf der Erde zugebracht, uns in allen Stücken gleich, und in der Gemüthsarmuth und allen andern Umständen auch gestanden ist, darunter Seine Kinder noch itzo sich winden.

Er hat Alles erfahren, was ihnen im Leben begegnet.

Er ist dem Allergeringsten gleich worden.

Es ist kein Mensch in einer so elenden Gestalt und Figur, der sich nicht sollte erinnern und trösten können, daß Jesus auch einmal so gewesen ist wie er.

Sein ganzes Leiden, Tod und Rechtfertigung an Seiner eigenen Person, dadurch Er Adam's Fall gebüßet hat, ist keine Figur, Spiegelfechten und Blendwerk, sondern empfindliche Wahrheit gewesen.

Er hat in der Wüsten erfahren die Anläufe des Teufels, ja feurige Pfeile des Bösewichts.

Er hat als Mensch gekämpfet, und hat sich mit Gottes Wort und Gebet, eben wie andere Kinder Gottes, beholfen.

Er hat in beständiger Überlassung und Glauben an Seinen Vater verharret.

Wie Er vierzig Tage gehungert, hat Er eine große Schwäche des Gemüthes erfahren, und was einem Menschen dabei sonst begegnen kann.

Er hat die Macht Seiner ewigen Gottheit (die Ihn eine Zeit lang allein gelassen zu haben schien, Matth. 27, 46. und unter die Engel rangiert, Ebr. 2, 9.) dennoch zur Unterstützung in den Umständen gehabt, darinnen wir nun Ihn brauchen und zur Seite haben, wie Er Seinen und unsern Gott damals zur Seite gehabt.

Daher kommt's, daß der Heiland in Seiner Erniedrigung saget: Mein Vater und euer Vater, euer Gott und mein Gott.

Daher kommen die Reden Christi, die Etliche, die gerne nicht glaubten, daß Er ewiger Gott sei, so fleißig wider Seine Gottheit brauchen, die aber eben so schlecht beweisen, daß Er nicht Gott ist, als sie (wie Andere wollten) beweisen, daß Er es ist.

Gar heimlich hielt Er Seine Gewalt, und konnte nicht leiden, daß Seine Jünger es ausbrachten, wenn sie was besonders an Ihm wahrnahmen; und da sie Ihn verkläret gesehen, wollte Er nicht, daß sie es andern sagten.

Er wußte wohl, daß die Menschen dazu nicht ausgelegt wären, an Ihn zu glauben. Sie konnten nicht begreifen, daß ein Mensch aus Geist müßte gezeuget werden, wie viel mehr würden sie erstaunt und verwirrt worden sein, wenn Er von den Tiefen Seiner Gottheit geredet hätte? Joh. 3, 12.

Darum wandten sich auch viele Seiner Jünger hinter sich, da Er sich von den Wirkungen und Umständen Seiner göttlichen Natur deutlich erklärete. Joh. 6, 66.

Darum beweiset das nichts wider den Heiland, und ist eine Thorheit, dergleichen Sprüche anzuführen, die von der Zeit der Erniedrigung reden. Wenn ein Mensch in der äußersten Betrübniß, Ängsten und Erniedrigung seines Gemüths wäre, und sagte: Ich hin ein Wurm, eine unnütze Creatur etc., wie es einige theure Zeugen Jesu bei ihrem Ende gemacht, und man wollte daraus schließen, sie wären' s in der That, und hätten nichts in der Welt gethan, so wäre es ganz albern geschlossen. Moses Angesicht glänzete, und er wußte es nicht. 2. Mos. 34, 29. Es gereichet den Zeugen zu einer Verherrlichung, daß sie ihnen selbst so gering sind, da sie dem Herrn und den Menschen so wichtig sind. Ich weiß deine Armuth, du bist aber reich. Offenb. 2, 9. So ich mich selber ehre, sagt der Heiland, so ist meine Ehre nichts. Joh. 8, 54. Es wird die Zeit schon kommen, daß ihr sehet, wer Ich hin, und was ihr an mir gehabt habt. Des Heilands Sache war's nicht. Er hatte keinen Gefallen an Ihm selber. Röm. 15, 3. Wenn euer Tröster (Jes. 66,13.), der heilige Geist, kommt, der wird es euch Alles erklären. Joh. 16, 13.

Wie wir nun unläugbar wissen, daß Er Gott ist, so müssen wir auch glauben, daß Er ein Mensch ist, gleichwie wir (unsers gleichen), Fleisch von unserm Fleische und Gebein von unserm Gebeine.

Daraus folget notwendig, (wie es in unserm Katechismo stehet) daß wir Seinem Wort durch Seine Gnade glauben, und göttlich leben, wie Er, hier zeitlich und dort ewiglich. Wenn wir es auf den höchsten Grad gebracht haben, so wissen wir, daß wir Menschen sind, Er Hausherr, wir Knechte; Er Sohn im Hause, wir angenommene Kinder; Er Gott, wir Seine Creaturen; wir Glieder, Er Haupt; Er hat das Leben in sich selber, wir haben's von Ihm. Wir haben Alles aus Seiner Güte und Barmherzigkeit. Das bleibet feste: in Ansehung der Würdigkeit sind wir nichts gegen Ihn, kleine Stäublein und in keine Rechnung zu bringen. Wir haben alle Gnade, Kraft, Tugenden und Gabe von Ihm.

Dem ohngeachtet werden wir, wie Er war. Wir können glauben, wir können lieben, wir können den Glauben und gut Gewissen bewahren, wie Er. Das hat Er uns auch in Seinem letzten Testament vom Vater ausgebeten, daß Er in uns und wir in Ihm sein, und daß uns der Vater bewahren sollte. Joh. 17, 15.21.23. Das ist eine Sache von äußerstem Gewicht, und die einen Eindruck in Aller Herzen machen soll. Uns soll's eine Freude sein, in Seine Fußstapfen zu treten, und so zu wandeln, wie Er gewandelt hat. Denn wer solche Hoffnung zu Ihm hat, der reiniget sich, gleichwie Er auch rein ist, 1 Joh. 3, 3. und wer da saget, daß er in Ihm bleibet, der soll auch wandeln, so wie Er gewandelt hat. 1 Joh. 2, 6.

Damit wir aber nicht auf selbsterwählte Pflichten und eigengerechte Heiligkeit fallen, sondern bei dem Hauptwerk bleiben, daß Jesus ein Mensch gewesen ist, und nur so die evangelische Historie nach erzählen: so haben wir uns nur noch zu fragen, ob die Sache nicht wichtig, und daran Alles gelegen sei? ob nicht Seligkeit und Alles daran hange, daß wir gewiß wissen, daß Jesus ein Mensch gewesen sei?

Die Antwort ist: Jesus ist eben so ein Mensch wie wir; doch so, daß wir gezeuget sind von Männern, die uns nichts Anders mittheilen konnten (wenn sie auch in der lautersten, innigsten und besten Übergabe des Herzens ihres gleichen gezeuget, und ihre Kinder von Mutterleibe aus Gott geworfen haben), als was sie selbst von Natur und aus Gnaden hatten, nämlich Menschen zu sein, mit einem Attestat, sowohl vom Sündenstand und Gram, als von dem Trost der Gnade. Der geistliche Tod, den aller Menschensame in sich trägt, muß erst durch den Tod Jesu Christi überwunden, unser Leben in Seinen Tod begraben, und von Seinem Leben wieder belebt werden, wenn es zu Alter und Jahren kommt. Unser Elend ist da, so lange wir hienieden sind, und die vorkommenden Gelegenheiten zum Fall sind oft ein Wetzstein, daran unsere Treue zu Ihm gestrichen wird. Doch haben alle Streiter Christi, was ihnen nöthig ist, das Nichtgute, das in ihnen ist, nicht herrschen zu lassen, sondern zu überwinden.

In dem Stück ist es mit dem Heiland anders. Er war von dem heiligen Geiste ; und wie konnte es anders sein? sonst wäre Er auch so ein von Natur sündiger Mensch gewesen, und der hätte uns nicht erlösen können. Die Tiefe der Sache erforderte, daß Gottes Sohn ins Mittel treten, und das ewige Wort an Seinem menschlichen Leibe leiden mußte, was wir leiden sollten; thun, was wir thun sollten; und erfahren, was wir erfahren. Ohne das ewige Wort, durch welches alle Dinge gemacht sind, und ohne welches nichts bestehen kann, konnte auch keine Versöhnung Statt haben ewiglich.

Wir können hieraus lernen, was Sünde und was das Böse sei, damit sich die Menschen plagen, und die Casuisten viel Mühe gehen. Der Fall mit dem Leben des Heilands entscheidet das gleich. Alle Gebrechen, die die Kindschaft Gottes nicht hindern, finden wir am Heilande. Wir finden Ihn müde, traurig, ängstlich, hungrig und durstig, und in Umständen, da Er sich nicht zu rathen und zu helfen wußte, in Unwissenheit solcher Dinge, die Ihm zu wissen gut schienen; darum sagte Er, als Ihm Seine Jünger nach einem gewissen Verlauf der Zeit fragten: Er wisse das nicht, Sein Vater im Himmel wisse es allein; Matth. 24, 36. und als ihrer Zween begehrten, Einer zu Seiner Rechten und der Andere zu Seiner Linken zu sitzen, sagte Er: das stände nicht bei Ihm, sondern bei Seinem Vater im Himmel. Matth. 20, 23.

Als Seine Jünger mit Ihm am Ölberg waren, und aus Noth und Traurigkeit schliefen, so erinnerte sie der Heiland zu dreien Malen, als wenn Ihm noch viel daran gelegen wäre, und gerieth in Schwermuth Seines Gemüths darüber, daß sie nicht wachen wollten.

Wo ein Knecht Jesu in seinem Gemüthe schwach wird, und Dinge thut, die nicht aus seinem Herzen kommen, sondern aus einem von Schmerz und Elend übernommenen Gemüth, so ist ihm dies Exempel des Heilands zu einem Trost.

Alles, was der menschlichen Natur und Seele begegnen kann, das nicht gegen Seinen Sinn und gegen die Natur einer Seele, die durch Jesum erlöset ist, sondern nur Armuth und Unvermögen, und ein Beweis ist, daß einem noch viel fehle, so man gerne hätte, und nöthig hätte, ja sogar die Furcht finden wir am Heilande; und das soll in Leiden und Übungen unsere Aufrichtung sein.

Es ist der hohen Notwendigkeit, daß wir die Mangelhaftigkeit, Niedergeschlagenheit und Betrübniß des Heilands nicht läugnen, oder andere Geheimnisse darinnen suchen, als daß sie verdienstlich sind, und wir uns Seine Geduld und Sein Ende recht ansehen sollen. Jac. 5,11.

Wissen wir, wie es dem Herrn Jesu ergangen, in was Schmach, betrübte Umstände und Kämpfe vor Gott und Menschen Er gerathen: so kann uns das zur Aufmunterung dienen, gern elend und verlassen zu sein.

Alles aber, was Er nicht begehren können, und was Er nicht gethan, nicht sowohl, weil' s wider Sein Amt und Ordnung war, als darum, daß es Seines Vaters Willen entgegen war, das sollen und können wir auch unterlassen.

Das ist der Spiegel der Heiligkeit: Wir haben Christi Sinn. 1 Cor. 2, 16.

Diesen Sinn können wir nicht anders erlangen, als daß wir uns erinnern, daß der Hohe und Erhabene, der ewiglich wohnet, Jes. 57, 15. sich herunter gelassen hat, und in der Gestalt des sündigen Fleisches erschienen ist, und die Sünde an Seinem eigenen Leibe gehütet, gerichtet und verdammet hat.

Wer ernstlich daran gedenket, und kann nur das Eine mit Wahrheit versichern: Es solle Jesu Leiden, bis Leib und Seele scheiden, ihm stets in seinem Herzen ruhn, der hat einen Grund in Christo gelegt, daraus er Alles bauen kann, was gebauet werden soll, so lange er hier in der Zubereitung ist.

Alles muß aus die Erkenntniß von Jesu Menschwerdung sich gründen, darnach ist es der Mühe werth, das Gold, Silber und Edelgesteine der Tugenden darauf zu setzen.

Einen andern Grund aber kann Niemand legen. 1 Cor. 3, 11.

Wollen wir vollkommen werden, nicht, daß wir die heiligsten Leute werden, und alle Sünden lassen (denn das ist darnach für Den, der in uns wohnt, eine Kleinigkeit), sondern was Paulus vollkommen nennt, Phil. 3, 15. so müssen wir dies Geheimniß lernen 1).

Das ist nun das große Geheimniß der rechten Religion: Gott ist geoffenbaret im Fleisch.

Das ist das Kleinod, das Paulus ergreifen wollte, nämlich Ihn zu erkennen, und die Kraft Seiner Auferstehung, und die Bekanntschaft mit, und das mit Theil haben an Seiner Marter und Verdienst.

Und wenn Paulus saget: Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, werde Herr über Sünde, Welt und Teufel; so sagt er dabei: Ergreife das ewige Leben. 1 Tim. 6, 12.

Das gehört auch zum ewigen Leben, Jesum Christum kennen lernen. Joh. 17, 3. Und das schrieb Johannes den Seinigen, daß ihre Freude vollkommen wäre. 1. Joh. 1, 4.

Hier ist es Stückwerk, da man nicht Alles weiß; aber dort ist es vollkommenes Wesen, wenn wir Ihn erkennen, gleichwie wir erkannt sind. 1 Cor. 13, 12.

Darum kommt die Religion nicht darauf an, daß wir Alles zusammenhangend und ordentlich wissen, sondern daß wir uns von Tage zu Tage in die Materie mehr einleiten lassen, daß Jesus aus Gnaden ein Mensch wie wir, und unsers gleichen gewesen ist, und daß es von uns endlich auch heißen könne und müsse: Wie Er ist, so sind auch wir in dieser Welt. 1. Joh. 4, 17.

1)
Ohngeachtet die von dem Herrn A. G. Spangenberg in der Darlegung etc. S. 166. movierte hundert und fünf und achtzigste Frage, durch diese Construction ziemlich removiert scheint; so wollen wir sie doch zur Erläuterung mit der Antwort hieher setzen: Frage: Ein gewisser Theologus schreibt, sie hielten wenig von der wahren Gottseligkeit; denn sie hätten gesagt in den Berliner Reden: Ein heiliger Mensch zu werden und alle Sünden zu lassen, sei nur eine Kleinigkeit? Antwort: So bald alle Engelsheiligkeit gegen die Offenbarung Christi in uns zu stehen kommt; so ist sie, wie die Hallischen Brüder singen, Dunkelheit.
Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/z/zinzendorf/zinzendorf_reden_2_artikel_6.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain