Spurgeon, Charles Haddon - Die Dromedare.

Spurgeon, Charles Haddon - Die Dromedare.

1)

Wir wollen zuerst einige Verse lesen, und am Ende derselben werdet ihr den Text finden.

Juda aber und Israel, des war viel. Und die Amtleute versorgten den König Salomo und alles, was zum Tisch gehörte, ein jeglicher in seinem Monat, und ließen nichts fehlen. Auch Gerste und Stroh für die Rosse und Dromedare brachten sie an den Ort, da er war, ein jeglicher nach seinem Amt.
1 Kön. 4, 20—28. (Engl. Üb.)

Die letzten Worte sind der Text unserer Predigt.

Aus der ganzen Stelle ersehet ihr, dass das Reich Israel unter der Herrschaft Salomos ein schönes Vorbild der Negierung unseres Herrn Jesu Christi war. Vielleicht beschreibt sie am genauesten sein künftiges Reich in der lange erwarteten Herrlichkeit der letzten Tage. Der gegenwärtige Zustand der Gemeinde kann der Negierung Davids verglichen werden, glänzend durch Siege, aber beunruhigt durch Kämpfe; aber es sollen bessere Tage kommen, Tage, in denen das Reich ausgedehnter und sichtbarer werden soll; und dann wird der Herr Jesus Christus noch deutlicher als der Salomo des Reiches gesehen werden, der „herrschen wird von einem Meer bis ans andere.“ Doch selbst jetzt, da „wir, die wir glauben, in die Ruhe gehen,„ nehmen wir an den reichen Gütern teil, die in dem Gnadenbund verliehen sind, selbst jetzt schon; und ich kann von allen sagen, die unter die Herrschaft Christi gekommen sind, dass wir in einer Region des Friedens wohnen, ein jeglicher unter seinem Weinstock und seinem Feigenbaum, wo niemand uns Furcht erregt. „So ist nun nichts Verdammliches an denen, die in Christo Jesu sind,“ und „nun wir denn sind gerecht geworden durch den Glauben, so haben wir Frieden mit Gott, durch unseren Herrn Jesum Christ.„ „Der Friede Gottes, der da höher ist denn alle Vernunft, bewahrte unsere Herzen und Sinne durch Jesum Christum.“

Israel hatte unter Salomo Überfluss sowohl als Frieden. Was sagt der Geschichtschreiber? Sie waren „viel wie der Sand am Meer und aßen und tranken und waren fröhlich.„ Es wird gesagt, dass zu Salomos Zeit eine solche Fülle im Lande war, dass Gold nicht mehr wert war als Silber, und Silber kaum größeren Wert hatte als Eisen, und die anderen Metalle wurden wenig geachtet. So gewöhnlich waren die köstlichen Metalle geworden, dass sie kaum noch köstlich waren, sie waren in solcher Menge vorhanden. Im ganzen Lande floss Milch und Honig, und das Volk freute sich und war fröhlich. Gewiss, der Herr Jesus Christus hat sein Volk in einen Stand des größten Überflusses gebracht, denn „es ist alles euer; es sei das Leben oder der Tod, es sei das Gegenwärtige oder das Zukünftige; alles ist euer Ihr aber seid Christi; Christus aber ist Gottes.“ Welche Fülle muss der Mann haben, zu dem der Herr gesprochen hat: „Kein Gutes will ich dem mangeln lassen, der aufrichtig wandelt.„ „Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubt nur, dass ihr es empfangen werdet, so wird es euch werden.“ Er hat uns carte blanche im Gebet gegeben. Er hat in unsere Hand die Schlüssel seines Schatzes gelegt, und hat uns geheißen, zu nehmen, was wir wollen. Er hat gesagt: „Habe deine Lust an dem Herrn, und Er wird dir geben, was dein Herz wünscht;„ und hat hinzugefügt: „Tue deinen Mund weit auf, so will ich ihn füllen.“ Wenn wir nicht haben, so ist es, weil wir nicht bitten oder weil wir übel bitten.

Auch wir leben ferner in einem Reich, das mit Weisheit regiert wird. Es wird in diesem Kapitel von Salomo gesagt, dass er sehr große Weisheit und Verstand hatte und Weitherzigkeit wie Sand, der am Ufer des Meeres liegt; und Salomos Weisheit war größer, denn aller Kinder gegen Morgen und aller Ägypter Weisheit. Ist dies nicht auch unsere Ehre und unser Vorrecht? Seht, der Herr Jesus Christus ist uns „zur Weisheit gemacht.„ „Wir haben die Salbung von dem Heiligen und wissen alles,“ wenn wir in Ihm wohnen; denn „das Geheimnis des Herrn ist bei denen, die Ihn fürchten, und Er lasst sie wissen seinen Bund.„ „So jemand will des Willen tun, der wird inne werden, ob diese Lehre von Gott sei.“ „Alle deine Kinder sollen gelehrt vom Herrn sein, und groß soll der Friede deiner Kinder sein.„ So leben wir unter einer Herrschaft der Weisheit, welche Weisheit sich jedem von uns mitteilt nach seiner Fähigkeit, sie zu empfangen, ja, selbst denen, deren Erfahrung nur flach ist: „Dass die Albernen witzig, und die Jünglinge vernünftig und vorsichtig werden.“ „So aber jemand unter euch Weisheit mangelt, der bitte von Gott, der da gibt einfältiglich jedermann, und rückt es niemand auf.„

Israel hatte einen König, der voll Macht war. Salomo hatte Schwadronen von Pferden und Kriegswagen, und er war so stark, dass die Könige der Erde nicht wagten, mit ihm in den Streit zu gehen, sondern ihm Tribut brachten. Unser König hat bessere Kräfte als Rosse und Kriegswagen, denn Er braucht nur zu seinem Vater zu sprechen, und der sendet Ihm sogleich zwanzig Legionen Engel. Ihm ist alle Macht im Himmel und auf Erden übergeben. Die Fülle der Gottheit wohnt in Ihm zur Verteidigung und Hilfe seines Volkes, und wenn ihr nur eure Augen öffnen wollt, so werdet ihr feurige Rosse und feurige Wagen um euren Herrn herum sehen. Heere von Engeln fahren auf des Menschen Sohn herauf und herab, und der ganze Himmel ist in Bewegung für die Zwecke Gottes in Christo Jesu. Kein Engel steht still unter der Herrschaft Christi, sondern jeder fährt herauf oder herab, um seines Herrn Befehl auszurichten. Sprecht von mächtigen Fürsten, Er ist der Fürst der Erdenkönige, der „Selige und allein Gewaltige,“ dem die Herrschaft über alle Fürstentümer und Mächte gehört. Ich könnte weiter gehen mit der Vergleichung, aber das ist nicht der Zweck meiner Rede.

Das große Reich Salomos wurde durch eine wohlbestellte Reihe von Beamten verwaltet, und gewisse Personen waren über jede Provinz gesetzt, die unter anderen Pflichten auch für des Königs Tisch und seine Ställe zu sorgen hatten. Der Tisch war sehr reich versorgt, wie ihr bei unserem Lesen vorhin saht; und im Stalle standen Kriegsrosse und auch schnelle Dromedare, die in derselben Weise gebraucht wurden, wie unsere Postpferde, um Botschaften rasch von einer Station zur anderen zu tragen. Diese schnellen Rosse und Dromedare liefen von Stadt zu Stadt mit den königlichen Befehlen, und auf diese Weise ward das ganze Land in steter Verbindung mit der Hauptstadt gehalten. Bestimmte Beamte waren verpflichtet, für diese Rosse und Dromedare zu sorgen und für alles andere, was des Königs Angelegenheiten betraf; und mein Thema ist diesmal die Ähnlichkeit zwischen diesen Anordnungen und den Einrichtungen des Reiches Gottes.

I.

Wir wollen zuerst bemerken, dass jeder von Salomos Angestellten ein Amt hatte. Der Text sagt: „ein jeglicher nach seinem Amt.„ Wir haben Beamte an den jetzigen Höfen, die sehr zur Zierde gereichen mögen, aber wenn man das gesagt hat, so ist wenig mehr hinzuzufügen. An Galatagen und Festen tragen sie viele Dekorationen, glänzen in ihren Sternen und Orden und prachtvollen Gewändern, aber was für eine besondere Aufgäbe sie erfüllen, das bin ich nicht imstande zu sagen. An Salomos Hof hatten alle Beamte einen Dienst zu verrichten, „ein jeglicher nach seinem Amt.“ Es ist genau so in dem Reiche unseres Herrn Jesu Christi. Wenn wir in Wahrheit sein eigen sind, so hat Er uns zu irgend einem Werk und Amt berufen, und Er will, dass wir dies Amt fleißig verwalten. Wir sollen nicht Rentiers sein, sondern Krieger; nicht faule Herumtreiber, sondern fleißige Arbeiter; nicht schimmerndes Flittergold, sondern brennende und scheinende Lichter.

Es ist eine überaus große Ehre, der geringste Diener des Königs Jesus zu sein. Es ist mehr Ehre, ein Küchenjunge in Christi Küche zu sein, als einer der Großen eines irdischen Reiches. Die niedrigste Stellung, die man im Reiche Jesu Christi einnehmen kann, wenn irgend eine in einem solchen Dienste niedrig sein kann, hat einen Anhauch von göttlicher Herrlichkeit; und wenn wir sie richtig ausfüllen, wäre es nur das Waschen der Füße der Heiligen, so nehmen wir an der Ehre unseres Meisters teil, der es nicht verschmähte, selber ein Gleiches zu tun. Aber kein Mensch wird in ein Amt der Gemeinde eingesetzt, um nur als Zierrat zu dienen. Wir sind an unseren Platz gestellt mit einem Zweck und einer Absicht, jeder Mann nach seinem Amt — jede Frau nach ihrem Amt. Mein lieber Bruder, du nimmst nicht den Posten eines Predigers oder Pastors ein, damit du geachtet werden mögest, sondern damit du „die Lehre Gottes, deines Heilandes, zierest in allen Stücken.„ Du bist nicht, mein lieber Bruder, zum Ältesten oder Diakon in einer Gemeinde verordnet, damit Gott dich ehre (obgleich Er dich dadurch ehrt), sondern damit du Gott Ehre bringest — damit die Menschen die Gnade Gottes in dir sehen und Gott in dir preisen. Die Gemeinden sind nicht um der Prediger willen gemacht, sondern die Prediger um der Gemeinden willen. Wir, die wir ein Amt in der Gemeinde tragen, sind nicht verordnet unsertwegen, sondern des Volkes wegen, und sollten stets dieser Tatsache gedenken und sie vor Augen haben in unserem Leben. Lieben Freunde, wenn ihr berufen seid, in der Schule zu lehren, wenn ihr berufen seid, von Haus zu Haus Besuche zu machen oder Stadtmissionare oder Bibelfrauen zu sein, so habt ihr ein Werk zu tun, und ihr müsst es gut tun oder sonst eine traurige Rechenschaft am letzten Ende ablegen. Das Amt ist euch nicht gegeben, dass ihr dadurch Ansehen erlangt und die Ehre habt, es zu bekleiden, sondern damit ihr eurem Herrn Jesu Christo wirkliche Dienste leistet. Kein Diener Christi kann treu sein, wenn er diesen Titel als einen bloßen Ehrentitel, der keine Verpflichtungen einschließt, betrachtet. Wenn wir Diener und Beamte eines großen Königs sein wollen, so müssen wir unseren Nacken dem Joch beugen und uns nicht einbilden, es sei genug, Bürden auf anderer Leute Schultern zu binden und selbst nur die Zuschauer zu spielen. Es wird von Hiobs Vieh gesagt: „Die Rinder pflügten und die Esel gingen neben ihnen an der Weide;“ aber in unseres Herrn Feld müssen wir alle Rinder sein und bei der Furche bleiben.

Diejenigen, welche Salomo dienten, waren Beamte unter einem strengen König, denn seine Weisheit war eine solche, dass er keine Untreue im Amt duldete. Er wählte die besten Männer, und so lange er sie behielt, wollte er Arbeit und erwartete prompte Aufmerksamkeit. Wenn sie ihre Pflicht nicht taten, so tat er die seine und jagte sie fort. Es ist sehr ähnlich in der Gemeinde Christi. Ich spreche nicht, als wenn die Kinder Gottes verloren gehen könnten, aber ich sage dies, wenn du im Dienste Christi nicht ein treuer Knecht bist, so wirst du bald einem anderen Platz zu machehaben. Du magst aufs Krankenlager geworfen werden, und dann wirst du Weh statt Werk haben, oder du magst in den Nachtrab geschoben werden und dort hinten gehen und schmerzlich weinen, dass du in der Front deine Pflicht nicht treu getan. Gedenke des Spruches: „Der Herr, dein Gott, ist ein eifersüchtiger Gott,„ und sei versichert, dass unser Herr Jesus Christus seinem Vater gleich ist, Er will den fleißigen Gehorsam und den treuen Eifer seiner Diener haben, sonst wird Er sie entlassen und ihr Amt ihnen nehmen. „Reiniget euch, die ihr des Herrn Geräte tragt,“ spricht Er, denn Er verlangt Ehrfurcht von denen, die um Ihn sind, unheilige Diener und untreue Knechte werden bald finden, dass ihr Herr sie entbehren kann. Mancher Prediger hat einen günstigen Platz verlassen müssen, weil er ihn nicht eifrig benutzt hat, um Seelen zu gewinnen und die Christen in den heiligen Krieg zu führen. Ich zweifle nicht, dass manche allgehende Offiziere in die Reihen zurückgesandt sind, weil der Oberbefehlshaber nicht länger in ihrer Stellung mit ihnen Geduld haben konnte. Sie wurden entfernt, weil sie ihre Mitstreiter entmutigten und den Fortgang des Feldzuges hinderten. Denkt nicht, dass unser Herr Jesus Christus weniger strenge in seiner Zucht ist, als Mose; den,: Liebe ist immer strenge gegen die, welche sie hoch begünstigt. Ich bezweifle sehr die Liebe des Mannes, der Unkeuschheit in seinem Weibe dulden kann; gewiss, der Bräutigam der Gemeinde wird dies nicht. Die Liebe unseres Herrn Jesu Christi ist so innig, dass Er kein geteiltes Herz ertragen kann und keinen nachlässigen Wandel bei einem von uns. Es ist ein Spruch, den einige christliche Leute nicht lieben, und deshalb schneiden sie das Herz aus ihm heraus: „Unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.„ Sie sagen: „Gott, außerhalb Christus, ist ein verzehrendes Feuer.“ Der Spruch sagt das nicht; er spricht von „Unsrem Gott,„ und das bedeutet unser Bundesgott, unser Gott in Christo, es ist Gott in Christo Jesu, der ein verzehrendes Feuer ist. Nehmt euch in acht, wie ihr gegen Ihn handelt; denn während seine Liebe stark wie der Tod ist, so ist seine Eifersucht grausam wie das Grab; und wenn unsere Herzen und Beweggründe und Ziele in seinem Dienste einmal geteilt werden, so ist das ein so großes Verbrechen, als wenn einer von Salomos Dienern dem Pharao, König von Ägypten, in die Hand gespielt hätte. Salomo würde Sorge getragen haben, dass ein Mann, der zwei Herren hätte, ihn nicht zu einem derselben haben solle. Niemand von uns kann zwei Herren dienen: gewiss, wenn Christus einer derselben ist, so will Er der einzige sein. Ein geteiltes Herz ist ein Gräuel für den liebevollen Heiland, und wir müssen Ihn damit nicht beleidigen.

Die Beamten Salomos waren auch genötigt, daran zu denken, dass das rechte Zusammenwirken des Ganzen von einem jeden unter ihnen ab' hinge. Das heißt: Salomo hatte es so eingerichtet, dass eine gewisse Anzahl Rosse in jeder Stadt war, und der bestimmte Beamte muhte für ihr Futter sorgen: Gerste und Stroh mussten in genügender Menge für die Rosse bei diesem besonderen Depot zur Stelle sein. Es wäre nicht angegangen, dies anderswohin zu senden; wenn ein Beamter seine Abteilung nicht versehen hätte, so wären die Rosse verhungert und das Ganze in Unordnung geraten. Nun, in jeder wohl geordneten Gemeinde weiß ein Christ, der in seinem Amte nicht treu ist, wenig, welchen Schaden er anrichtet; denn so weit er es kann, bewirkt er Störungen in der Maschinerie, und wenn nicht die Gnade und Weisheit Christi dazwischenträte, würde er die ganze Einrichtung des Hauses Gottes in Unordnung bringen. Brüder und Schwestern, wir meinen, wenn wir einen Teil unseres Dienstes vernachlässigen, wäre das alles, aber es ist nicht so. Ein Vater vernachlässigt seine Pflicht gegen seine Kinder: das bringt dem Kind Schaden, aber es geht weiter; das Kind breitet im späteren Leben das Böse durch sein Beispiel aus und trägt es auf seine Nachkommen über; ja, auf seine Kindeskinder nach ihm. Eilchristlicher Mann in der Gemeinde hält sich im Hintergrund, wenn er voranstehen sollte, oder er tritt in die Front, wenn er im Nachtrab sein sollte, und dies kehrt das ganze Ding um, so dass die Sachen nicht ruhig vorwärts gehen können. Die kleine Gemeinde kann nicht gedeihen, weil ein einflussreiches Mitglied da ist, wo es nicht sein sollte. In einem großen Hause müssen die Mägde an ihrem Platze bleiben, und wenn die Köchin darauf besteht, die Pflichten des Stubenmädchens zu tun, und nicht die Mahlzeiten bereitet, so ist alles in Verwirrung; und wenn auf der anderen Seite das Mädchen, das die Zimmer rein zu machen hat, diese Pflicht vernachlässigt und durchaus in der Küche sein will, so wird weder Tag noch Nacht Gemütlichkeit da sein. Ihr könnt alle sehen, wie sich dies auf die christliche Gemeinde bezieht.

Um das Bild zu ändern, eine Gemeinde ist wie ein Haus, und wenn die Fenster gemacht werden, wo die Türen sein sollten; oder wenn das, was das Dach bilden sollte, auf die Flur gelegt wird, ist das Haus in Unordnung. „Passend ineinander gefügt“ ist der wahre Zustand des Hauses des Herrn. Die Gemeinde wird auch dem Leib verglichen. Wenn das Auge sich zu dem Fuße begäbe oder wenn das Ohr sich zu der Hand bewegte oder wenn die Hand den Platz des Fußes einnähme oder der Fuß versuchen würde, das Werk des Mundes zu tun, so würden unsere wohlgebildeten Gestalten ungeheuerlich werden. So muss es in der Gemeinde Jesu Christi sein, wenn seine Anordnungen durchbrochen werden. Unter Gott hängt alles davon ab, dass jedes Kind Gottes sein „Amt„ hat und dies gut versieht. Neun er sein eigenes Geschäft nicht gut versieht, so tut der Christ sowohl anderen als sich selber Schaden.

In Salomos Reich geschah es, dass der Geist des Königs sich in alle seine Beamten ergoss, und deshalb wurde das Land gut regiert. Geliebte, ich bete, dass es so mit dieser Gemeinde sei und mit allen Gemeinden Jesu Christi, dass der Geist unseres großen Königs sich in uns alle ergösse. Nichts macht die Menschen so kämpfen, als wenn sie einen Helden zum Anführer haben. Wenn Cromwell in die Front kam, war niemand bange. Fort flogen die Kavaliere wie Spreu vor dem Winde, sobald er da war. Und gewiss, wenn unser glorreicher Herr, der Herzog unserer Seligkeit, der Bannerträger unter zehntausend, in der Mitte seiner Kirche gesehen wird, dann geht alles gut, und wir alle kämpfen mit Zuversicht und Kühnheit. Ein Mann scheint zuweilen die Macht zu haben, Tausende von anderen Menschen zu durchdringen; sein Geist scheint die Herzen seiner Mitmenschen zu regieren, zu bewegen, zu erregen, bis er in ihnen allen lebt; und so ist es im höchsten Grade mit dem Herrn Christo. Wir leben in Ihm und Er lebt in uns. Wenn wir alle durch den Geist bewegt werden, der in Jesu lebt, weil Geist der Liebe, der Selbstverleugnung, des verzehrenden Eifers und der Inbrunst, dann wird alles wohlgetan werden. Wenn wir seine Hingabe, seine Gebetsfülle, seine Kühnheit und seine Sanftmut nachahmen, was für eine Schar werden wir ausmachen und wie gut wird unseres Salomos Reich verwaltet sein!

Nur noch einen Gedanken mehr hier. Als Salomos Reich Schaden litt, war es durch einen seiner Beamten. Ihr erinnert euch, dass, als Salomo starb, Jerobeam das Reich in zwei Teile spaltete, und der war ein weggelaufener Diener. Wann immer eine Gemeinde Schaden leidet, so müssen wir mit Schmerzen bekennen, dass es gewöhnlich durch ihre eigenen Beamten ist. Ich fürchte, es sind häufiger die Prediger, als irgend welch andere Personen. Die großen Ketzereien, welche die Gemeinden geplagt haben, sind nicht aus der Masse des Volkes entsprungen, sondern von gewissen berühmten Führern; und noch heute, glaube ich, ist das Herz unserer Gemeinden unendlich viel gesunder im Glauben, als die Prediger. Ich wünsche, es wäre nicht so, aber ich kann meine Furcht nicht verbergen. Als unser Herr verraten ward, war es nicht durch Privat-Nachfolger, wie Maria Magdalena, Zachäus oder Joseph von Arimathia, sondern durch Judas, den Schatzmeister der Apostelschar. Es war ein Apostel, der seinen Meister um dreißig Silberlinge verkaufte. Indes ist der Fehler ebenso schwer, wenn er von den niedrigsten Beamten begangen wird. Wie ich schon gesagt, wir sind alle Diener: wir sind alle mit Verantwortlichkeit bekleidet und wir können, wenn der Heilige Geist uns verlässt, schweren Schaden tun, mehr Schaden als die Welt da draußen je anrichten kann. Lasst die wütende Menge Zions Mauer umgeben, lasst sie ihre Wälle aufwerfen und suchen, ihre Pfeile hinein zu schießen; aber siehe, die Jungfrau Tochter Zion schüttelt ihr Haupt über ihre Feinde und verlacht sie. Aber, wenn der Verräter hineinkommt, wenn geschrieben steht: „Judas aber, der Ihn verriet, wusste den Ort auch,“ dann wird der Meister in dem Garten verraten, in den Er sich zum Gebet zurückgezogen. Wenn aus dem Schöße der Gemeinde eine Schlange entspringt, dann muss selbst ihr Haupt davon gestochen werden. Lasst die Frage umhergehen: „Herr, bin ichs?„ und möge Gott in seiner Gnade verleihen, dass keiner von uns je das ihm Anvertraute verrät und so der glorreichen Sache und dem Reich unseres Königs Schaden bringt.

II.

Unser zweiter Teil gleicht dem ersten etwas. Wir bemerken nun, dass jeder Mann verpflichtet war, nach seinem Amt zu handeln, „Ein jeglicher nach seinem Amt.“ Die Beamten waren verpflichtet, seinen Befehlen zu gehorchen, zuerst, was die Sache anlangte. Einige von ihnen halten fette Rinder für Salomos Tisch zu liefern, und andere hatten darauf zu achten, dass zu demselben Zwecke die Rehe gejagt und die Vögel gemästet wurden; während wieder andere beauftragt waren, Gerste und Stroh für die Rosse und Dromedare zu liefern. Wie ich schon gesagt, wenn sie nicht an ihrem Platz geblieben wären, wenn der Mann, der Gerste für die Rosse zu liefern hatte, die Kücken damit gefüttert hätte, und wenn der, welcher verpflichtet war, die Rehe zu jagen, sich mit dem Fahren des Strohs beschäftigt hätte, so wäre große Verwirrung entstanden. Und ebenso, lieber Bruder, wenn du das nicht tun willst, wofür du augenscheinlich bestimmt bist, und was du zu tun imstande bist, sondern durchaus etwas versuchen musst, was ganz außerhalb deines Kreises liegt, so geht alles verkehrt. Beachte deinen eigenen Körper: wenn dein Ohr ein Gefühl hätte, dass es essen sollte, statt zu hören, so würde es dem Munde ins Gehege kommen, und die Ernährung des Leibes würde schlecht von statten gehen. Das Auge ist ein sehr nützliches Glied, aber wenn es sich beharrlich weigerte, zu sehen, und durchaus hören wollte, so würden wir auf der Straße überfahren werden. Jedes Glied hat sein eigenes Amt im Körper und muss sein eigenes Werk besorgen, und nicht das eines anderen. Lieber Freund, Haft du ausfindig gemacht, was du tun kannst, wozu der Herr dir Geschick gegeben und worin Er dich gesegnet hat? Dann bleibe dabei und tue es besser und besser, und klage niemals über deinen Beruf. Tadle nicht andere, deren Werk von dem deinigen verschieden ist. Das Auge würde sehr töricht sein, wenn es spräche: „Sagt mir nichts von dem leichtfertigen Gliede, dem Ohr; es dient zu nichts, denn es kann nur hören, was erzählt wird, und ist so blind, dass es ein Haus nicht sehen könnte, wenn es zwei Fuß davon entfernt wäre, nicht einmal einen Berg, der eine Meile hoch ist.„ Ebenso müßig ist es, wenn das Ohr sagte: „Redet mir nicht von dem Munde; er ist ein selbstsüchtiges Organ und will immer Nahrung haben. Er ist zu nichts gut, denn er kann nicht hören, und wenn eine Kanone dicht bei ihm abgefeuert würde, so könnte er es nicht wahrnehmen.“ Ebensowenig darf der Mund sagen: „Dieser unruhige Fuß läuft immer umher. Warum arbeitet er nicht gleich der Hand?„ Auch die Hand darf die Zunge nicht tadeln, weil sie sich großer Dinge rühmt und nichts tut. Es würde traurige Verwirrung im Körper sein, wenn ein solcher Geist unter den Gliedern herrschte: aber die Hand bleibt bei ihrem Werk, und selbst da sind Unterabteilungen der Arbeit. Der kleine Finger verrichtet Dienste, die der Daumen nicht kann, und für den Daumen ist etwas da, was der Zeigefinger nicht vermag. So sollte es in der Gemeinde Gottes sein: jeder von euch sollte herausfinden, was er tun kann, und dann mit Hilfe Gottes des Heiligen Geistes dieses tun nach seinen besten Kräften aus Liebe zu Jesu.

Beachtet, dass bei Salomo „ein jeglicher nach seinen: Amt“ tat betreffs des Maßes; denn wenn ein Mann die Sorge für eine Baracke hatte, wo zweitausend Rosse waren, so hatte er mehr Gerste und Stroh zu senden, als der Beamte, der eine kleinere Baracke von nur fünfhundert Pferden beaufsichtigte. Der Lieferant, dem befohlen war, Salomos Tisch mit fetten Rindern zu versehen, hatte mehr zu senden, als der, welcher für die Tische der niederen Beamten sorgte. Bemerkt dies wohl, denn einige von uns sind verpflichtet, viel mehr als andere zu tun. Manche von uns tragen schwere Verantwortlichkeit, und wenn wir sagten: „Ich will nicht mehr tun, als jeder andere, ich brauche mich nicht zu überbürden,„ so würden wir für die Stellung nicht taugen, zu der Gott uns berufen hat. Lieben Freunde, mir ist nicht bange, dass jemand von euch zuviel für Christum tun wird, aber ich möchte, ihr versuchtet es. Seht einmal zu, ob ihr zu wann, zu aufopfernd, zu eifrig oder zu hingebend sein könnt. Es wäre schade, wenn so etwas nicht versucht werden sollte. Ich habe nie einen gekannt, der sich eines so seltenen Verbrechens anklagen konnte. O nein, wir alle fühlen, dass unser teurer Herr, der uns unser Amt gegeben, alles, was wir tun können, und mehr verdient. Vergesst nicht, dass ihr, die ihr Väter seid, bessere Männer sein solltet, als jene Männer, die keine Kinder haben, welche zu ihnen aufblicken und ihr Beispiel nachahmen. Ihr, die ihr viele Leute beschäftigt, solltet bessere Männer sein, weil eure Arbeiter beobachten werden, wie ihr lebt. Ihr, die ihr Talente und Fähigkeiten habt, solltet tätiger sein, als die, welche keine haben, denn von fünf Talenten erwartet man mehr Zinsen als von einem. Denkt an das Proportionsgesetz. Wenn du fünf Talente hast, und dein Bruder nur eins, magst du zweimal soviel tun als er, und doch zu kurz kommen. Er ist treu mit seinem kleinen Kapital, aber du hast fünfmal soviel, und deshalb ist das Zweifache viel weniger als das, was von dir erwartet wird. Manches Dienstmädchen gibt ihr Fünfgroschenstück in die Kollekte, und wenn die Reichen in demselben Verhältnis, gäben, würde Gold nicht so seltenes Metall in dem Schatze des Herrn sein. Der Zehnte mag zuviel für einige sein, aber die Hälfte mag nicht genug für einen anderen sein. Lasst es sein „ein jeglicher nach seinem Amt,“ in dem Maße sowohl als in der Sache.

„Ein jeglicher nach seinem Amt„ bezieht sich auf den Ort; denn wenn der Beamte, der Gerste für die Dromedare nach Jerusalem zu senden hatte, sie nach Joppe gesandt hätte, oder wenn der Mann für Joppe alles Futter nach Jericho gesandt, so wäre beträchtliche Unruhe und viel Schelten in den Ställen gewesen, und wenn die fetten Rinder und das Wild für Salomos Tisch, wenn er in dem Hause im Walde des Libanon weilte, nach seinem anderen Hause auf dem Berge Zion gesandt wären, so hätte der König seine Tafel schlecht versorgt gefunden. Einige Leute sind es nicht zufrieden, Gott an ihrem Platze zu dienen; sie müssen fünfzig Meilen weit laufen oder hundert, ehe sie arbeiten können. Ist dies recht? Ich erinnere mich eines kleinen Verses in den Sprichwörtern: „Wie ein Vogel ist, der aus seinem Neste weicht, also ist, der von seiner Stätte weicht.“ Es ist eine Sphäre für jeden Stern, der den Himmel schmückt, und ein Grashalm für jeden Tropfen Tau, der auf der Wiese flimmert. O, dass jeder seinen Platz behielte. Sehr viel hängt von dem Standort ab. Statuen mögen sich auf einem Gebäude prächtig ausnehmen, und in richtiger Proportion sein, aber wenn diese Statuen eines Abends sagten: „Uns gefällt es nicht, hier an diesem hohen Orte zu stehen; wir wollen hinabsteigen, und uns auf den öffentlichen Platz stellen,„ so würdet ihr alsbald sehen, dass der Künstler nie beabsichtigte, dass sie dort stehen sollten, denn sie würden nicht im rechten Verhältnis zu der neuen Stelle sein. So ist ein Mann ein Mann, wenn er in seiner Nische bleibt, aber er mag gar nichts sein, wenn er sie verlässt. Manchen Mann habe ich gekannt, der nichts getan hat, bis er seinen Platz gefunden, und dann hat er seine Freunde in Erstaunen gesetzt. Ich finde es so mit jungen Männern, die ins Predigtamt treten: ein Bruder hat keinen Erfolg gehabt, in der Tat, es ist ihm ganz missglückt in seiner ersten Stelle, und dennoch, wenn Gott ihm die rechte Tür geöffnet hat, so hat er Wunder getan. Warum gelang es ihm nicht zuvor? Weil er nicht an seinem Platz war. Die Beste Sache wird vergeudet, wenn man sie zu einem Zwecke braucht, für den sie nicht bestimmt ist, und der Beste Mann in einer Stellung, für die er sich nicht eignet, mag ohne sein Wissen ein Hindernis für die Sache sein, die er liebt. Salomos Beamter wäre sehr töricht gewesen, wenn er seine Gerste nach Dan hinunter gesandt hätte, wenn es seine Pflicht war, Berseba zu versorgen. Finde deinen Platz, guter Bruder, und sei nicht eilig, ihn zu verlassen. Wer in einem Dutzend Jahre in einem Dutzend Städte einen Laden hält, wird zuletzt vergeblich einen Laden suchen, der ihn halten wird. Das Herumschwärmen führt zur Armut. Die, welche stets bereit sind zum Wechseln, weil sie wähnen, ihre Unannehmlichkeiten hinter sich zu lassen, täuschen sich sehr, denn diese finden sich überall. Ihr mögt bald in solche Lage versetzt werden, wie Jona, der meinte, alles würde gut sein, wenn er nur die Unannehmlichkeiten in Ninive vermeiden könnte, aber er hatte die an Bord eines Schiffes im Sturm vergessen. Ich nehme nicht an, dass er je wieder nach Tarsis lief. Dies eine Experiment genügte ihm, Und ich hoffe, ihr werdet aus seiner Erfahrung Nutzen ziehen. Versucht nicht, auf eigene Hand wegzulaufen, denn wenn ihr eures Herrn harter Arbeit entrinnen wollt, so möchte ich euch daran erinnern, dass das Meer noch jetzt so stürmisch ist wie je, und Walfische gibts weniger als in Jonas Tagen, und es ist durchaus nicht so wahrscheinlich, dass sie einen lebendigen Menschen ans Ufer tragen werden. Behaltet euren Platz: „ein jeglicher nach seinem Amt.“ Noch eins, ein jeglicher sollte nach seinem Amt handeln mit Bezug auf die Zeit, denn es heißt: „ein jeglicher in seinem Monat.„ Wenn der Januar-Mann Sorge getragen, Salomos Tisch im Februar zu versehen, was wäre die Folge gewesen? Es war ein Mann für den Februar da, und es wären zwei Vorräte für einen Monat dagewesen, aber keiner für die ersten Wochen des Jahres. Wenn der August-Beamte bis zum September das Korn zurückbehalten, dessen die Dromedare im August bedurften, was wäre aus den armen Geschöpfen in diesem Monat geworden? Während die Gerste unterwegs war, wären die Rosse verhungert. Beim Dienste Christi ist sehr viel daran gelegen, dass man zur rechten Zeit ist, pünktlich in allem. Nicht morgen, Bruder, nicht morgen, das ist der Tag eines anderen, heute ist der Tag für dich. Auf, und tue das Tagewerk. Eine Seele ist für Christum zu gewinnen, eine Wahrheit ist zu verteidigen, eine Tat christlicher Barmherzigkeit zu tun, ein heiliges, kräftiges Gebet ist hinaufzusenden, und es muss sogleich getan werden. Noch ehe die nächste Morgensonne aufgeht, sieh' zu, dass du deine Aufgabe erfüllt hast, denn Zeit ist Leben in diesen ernsten Dingen. Pünktlichkeit lieben wir bei allen verantwortlichen Personen. Wenn sie irgend eine Pflicht zu erfüllen haben, können wir es nicht vertragen, wenn sie die Sachen liegen lassen, um sie nach und nach oder gar nicht zu tun. Wenn Jesus Christus „alsobald“ dies und das tat, wie Markus uns immer sorgsam berichtet, lasst uns seine Pünktlichkeit nachahmen und Gott dienen ohne das Aufschieben des Trägen.

III.

Ich schließe mit dem dritten Punkt, dass ein jeder Vorrat empfing „nach seinem Amt.„ Ich verstehe nicht ganz die genaue und bestimmte Meinung meines Textes. Gewiss ist gemeint, dass nicht nur eine Klasse Beamten die Gerste senden sollte, sondern dass eine andere Klasse Gerste und Stroh erhalten sollte im Verhältnis zu der Anzahl von Rossen und Dromedaren. „Auch Gerste und Stroh für die Rosse und Dromedare brachten sie an den Ort, wo die Amtleute waren, ein jeglicher nach seinem Amt;“ d. h. nach der Zahl der Rosse, für die gesorgt werden sollte, war der Betrag des Korns und Strohs, das als Futter für sie gesandt ward.

Daraus entnehme ich zuerst, dass für die Diener unseres Herrn Jesu Christi ein großes Amt von Ihm die Gewähr eines großen Vorrats ist. Es ist etwas sehr Tröstliches hierin betreffs zeitlicher Dinge. Einige behaupten, dass Gott die Kinder sende und nicht Brot sende; oder wenigstens sagen sie, Er sende die Kinder in das eine Haus und das Brot in das andere. Wenn es so ist, sollten die, welche zu viel Brot bekommen, es ihren Nachbarn herumschicken. Doch bemerke ich, dass irgendwie wo der Mund ist, auch das Brot kommt. Es setzt mich oft in Staunen, muss ich bekennen, und bringt mir die Tränen ins Auge, wenn ich es sehe, und es ist in der Tat höchst wunderbar, dass arme Witwen mit einem Haufen Kinder sie irgendwie ernähren. Die arme Frau kommt zum Waisenhaus mit einem kleinen Knaben, es wird ihr schwer, sich von ihm zu trennen, aber der Mangel zwingt sie; und wenn wir sagen: „Meine gute Frau, wie viele Kinder hatten Sie, als Ihr Mann starb?„ antwortet sie: „Sieben, und keins von ihnen imstande, einen Pfennig zu verdienen.“ „Sie haben sich allein durchgeschlagen diese drei oder vier Jahre, wie haben Sie das gemacht?„ „Ach,“ antwortet sie, „Gott allein weiß es. Ich kann es Ihnen nicht sagen.„ Nein, nein; und es gibt Gotteskinder, die nicht sagen könnten, wie sie sich ernährt haben, aber sie haben sich ernährt und ihre Kinder dazu. Der Herr gibt ihnen eine große Aufgabe und auf seine eigene Weise sendet Er den Vorrat. Die meisten von uns haben gefunden, dass, wenn unser König uns die Dromedare sendet, Er uns auch die Gerste sendet. Es ist bei mir so gewesen mit unseren 250 Knaben im Waisenhaus; unser gnädiger Gott hat uns stets genug gesandt und die Kinder haben keinen Mangel gekannt; und wenn wir 250 mehr aufnehmen und auch Mädchen haben, so bin ich gewiss, unser himmlischer Vater wird für sie alle sorgen. Ich hoffe, ihr werdet alle daran denken, dass das Volk Gottes das Werkzeug für die Versorgung sein muss, und besonders die Leser und Hörer dieser Predigten, aber kommen wird das Nötige. Wenn der Herr mehr Dromedare in meinen Stall schickt, so erwarte ich die entsprechende Vermehrung der Gerste und des Strohs, denn ich bin ganz gewiss.

Er wird sie geben. Wenn ich an meinen lieben Freund, Georg Müller, denke, mit 2050 Waisenkindern und nichts, worauf er sich verlassen kann, wie man spricht, als eben Gebet und Glauben, so empfinde ich große Freude. Er hat nie irgend welche Furcht oder einen Mangel und ist so voll Ruhe, als wäre er ein Menschgewordener Sabbat. Wenn wir 20 000 Waisen zu ernähren hätten, so ist unser Herr imstande, sie alle zu versorgen. Er ernährt das Weltall, und wir mögen Ihm wohl vertrauen. Wenn wir einen einfachen, kindlichen Glauben haben, so werden wir finden, dass ein großes Amt eine Gewähr für einen großen Vorrat ist.

Wie im Zeitlichen, so ist es in der Gnade. Wenn Gott einem Mann ein paar Leute gibt, für die er sorgen soll, gibt Er ihm Gnade genug; und wenn Er ihm zehnmal so viele gibt, so gibt Er ihm mehr von seinem Heiligen Geist; und wenn Er ihm hundertmal so viele gibt, so vermehrt Er die göttliche Salbung. Wenn der Herr dir ein kleines Leiden schickt, lieber Bruder, so sollst du Gnade genug haben, und wenn Er dir ein großes schickt, sollst du auch Gnade genug haben. Wenn Er dir ein kleines Werk hinten im Nachtrab zu tun gibt, soll deine Kraft wie dein Tag sein, und wenn Er dir eine große Aufgabe zuweist in der Front vor dem Feuer des Feindes, so sollst du nicht zu kurz kommen. Du wirst keinen Heller Gnade übrig haben. Du wirst nie so viel erhalten, dass du damit prahlen kannst und davon schwatzen, dass du monatelang ohne Sünde gelebt habest und dergleichen Unsinn. Du wirst gezwungen werden, zu fühlen, dass du, wenn du alles getan hast, ein unnützer Knecht bist. Nie in meinem Leben habe ich am Morgen von dem Manna des gestrigen Tages so viel übrig gehabt, als ein Zweigroschenstück bedecken würde. Ich bin immer so hungrig gewesen, dass ich alles, was ich bekommen konnte, sogleich verzehren musste. Ich habe von Hand zu Mund gelebt; die Hand ist die meines Herrn gewesen, die immer voll ist, und der Mund ist der meine gewesen, der sich immer nach mehr auftut. Wenn ich in meinen! Predigtamt eine doppelte Menge Speise gehabt habe, so habe ich eine doppelte Anzahl damit zu versorgen gehabt. Des Herrn Gnade ist genügend für meine Bedürfnisse gewesen, aber sie hat mir nie Raum für Selbstruhm gelassen. Doch, nehmt es als gewisse Tatsache an, dass ein großes Amt eine Gewähr für großen Vorrat ist.

Nun wollen wir diese Wahrheit umkehren und sagen, dass ein großer Vorrat ein großes Amt andeutet. O, dass einige hieran denken wollten! Ein Mann ist reicher geworden, als er zu sein pflegte. Bruder, mit mehr Gerste und mit mehr Stroh solltest du mehr Dromedare halten; ich meine, Gott sandte nicht das Korn, damit die Mäuse es verderben sollen, sondern Er will es gegessen haben. Wenn Gott dem Menschen Geld oder Mittel irgend einer Art gibt, sollten sie fühlen, dass sie seine Haushalter sind und alles, was sie haben, für ihren Herrn gebrauchen müssen. Wenn ihr es nicht abraucht, sondern aufspeichert, so wird euch geschehen, was einst einem kleinen Bache geschah. Er war immer dahin geflossen fröhlichen Laufs und hatte seine kräuselnden Wellen in den Strom ergossen, sich stets entleerend, aber immer voll bleibend. Dieser kleine Bach 'wurde geizig und sprach: „Ich bin zu verschwenderisch gewesen. Ich habe mich nicht für das heiße Sommerwetter versehen. Ich gebe immer alles, was ich bekomme; es fließt in beständigem Strom durch mich hindurch und nichts bleibt. Dies muss geändert werden. Ich will einen großen Vorrat anlegen und voll werden.“ So ward ein Deich über denselben aufgeworfen, er ward abgedämmt, und die Wasser schwollen an und stiegen immer höher. Nach einer kleinen Weile wurde das Wasser grün und faul. Es wuchs alle Art von Unkraut darin, es wurde der Aufenthalt von allerlei kriechenden Geschöpfen und verbreitete einen unangenehmen Geruch. Es wurde schädlich für die Dorfbewohner, und sie riefen den Gesundheitsrat zusammen, um davon frei Zu werden, denn es erzeugte Fieber. Wie nun, du einst funkelnder Bach! Was für ein Ende hat dein einst so glänzendes und fröhliches Leben genommen! Seht ihr die Bedeutung des Gleichnisses? Erinnert euch, dass in Palästina ein Meer ist, das immer empfängt und niemals ausgibt. Was ist sein Name? Das Tote Meer. Es muss immer das Tote Meer sein, so lange dies seine Eigenschaft ist. Wenn man einen Kanal nach dem großen Ozean hin grübe, um das Wasser wegtaufen zu lassen, so möchte es süß werden, aber sonst kann es das nie. Der Mann, der viel empfängt, aber nichts gibt, ist tot, während er lebt. Wer große Einnahmen hat, sollte dafür halten, dass er große Aufgabe hat, und danach handeln. Wenn ein Bruder große Talente, große Besitztümer, großen Einfluss hat — wenn er in irgend etwas groß ist — so sage er durch Gottes Gnade: „Gott verlangt Großes von mir, wem viel gegeben ist, von dem wird viel gefordert werden.„ Dies ist ein Gesetz des Reiches Christi — ein Gesetz, für dessen Ausführung Er stets sorgen wird.

Nun schließe ich hiermit: Jemand wird sagen: „Ich könnte fast wünschen, der Verantwortlichkeit, ein Diener Christi zu sein, zu entgehen.“ Lieber Bruder, beachte diese zwei oder drei Tatsachen.

Du kannst deine Lage als Diener Christi nicht dadurch verbessern, dass du dein Amt verkleinerst. Wenn du sagst: „Ich will nicht ganz so viel versuchen,„ so wirst du deine Lage dadurch nicht verbessern, denn wenn du die Arbeit verminderst, so wird der Herr deine Kraft vermindern. Unser großer Salomo wird einige der Vorräte zurückbehalten, wenn du wenige Dromedare zu füttern hast, und so wirst du nicht besser daran sein. Wenn du sechs zu halten hast, wird Er dir Vorrat für sechs geben; wenn du beginnst, nur drei zu halten, wird Er dir nur Vorrat für drei geben, und du wirst eher ärmer als reicher sein.

Ebensowenig kannst du deine Lage einzig und allein dadurch verbessern, dass der Vorrat vergrößert wird; denn wenn du mehr Stroh und Gerste empfängst, so wird dir unser Salomo sicher mehr Dromedare schicken. Wenn du mehr Stärke hast, so wirst du mehr Leiden haben. Wenn Gottes Kinder nicht ihre Pflicht tun mit den Mitteln, die Er ihnen anvertraut, so gestattet Er ihnen oft, Aktien zu nehmen in einer „Gesellschaft mit beschränkter Verantwortlichkeit,“ was dasselbe ist, als ihr Geld in den Fluss werfen; oder Er lässt sie Aktionäre in einer bankrott-machenden Bank werden, mit unbeschränkter Katastrophe als Kapital, und dies ist noch schrecklicher. Es geschieht oft einem Mann, der gescharrt und gespart und in der Sache Christi geknausert hat, dass er in seinen späteren Jahren in Verlegenheit gerät und sich zuruft: „Es ist alles dahin, und ich wünsche, ich hätte es besser benutzt, ehe es schwand. Es wäre weit besser gewesen, es dem Herrn zu geben, als die Advokaten es verschlingen zu lassen.„ Ah, deine Sünde hat dich herausgefunden. Dein Herr konnte dir nicht vertrauen und hat deshalb seine Güter dir genommen, und nun wünscht du, dass du dich besser betragen hättest. Lasst solche schlechte Haushalter uns zur Warnung dienen; und lasst uns dahin sehen, dass wir um Vorrat bitten, je nachdem unser Amt ist, und dass wir den Vorrat weislich gebrauchen, wenn er kommt.

Alles für Jesum, den glorreichen Salomo unserer Herzen, den Geliebten unserer Seele! Leben für Jesum! Tod für Jesum! Zeit für Jesum! Ewigkeit für Jesum! Nacht und Tag für Jesum! Krankheit oder Gesundheit für Jesum! Hand und Herz für Jesum! Kopf und Zunge für Jesum! Ehre oder Unehre für Jesum! Schande oder Herrlichkeit für Jesum! Alles für Jesum, „ein jeglicher nach seinem Amt.“ So möge es sein! Amen.

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Die englische Bibel hat hier - jedenfalls in der King James - eine andere Zählung. Die Dromedare werden in deutschen Bibeln unterschiedlich übersetzt
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autoren/s/spurgeon/d/spurgeon-die_dromedare.txt · Zuletzt geändert: von aj
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