Schneider, Johannes - Praktische Auswirkung der Heiligung

Schneider, Johannes - Praktische Auswirkung der Heiligung

Immer wieder begegnen wir Christen, die darnach trachten, zuerst die Außengebiete ihres Lebens zu heiligen und dann von außen her immer tiefer einzudringen bis ins Quellgebiet ihres Seelenlebens. So geben sie sich alle Mühe, zuerst ihr Berufs-, Familien- und Eheleben in Einklang zu bringen mit den Grundsätzen des Evangeliums und merken oft lange nicht, wie sie auf diese Weise nur immer tiefer in eine gesetzliche, mühsame und oft unwahre Heiligung geraten, die niemals zum Ziel führt. Nein, wie in der Natur das Leben nicht von außen nach innen, sondern immer von innen nach außen strömt, so beginnt auch die Heiligung nicht an der Peripherie, sondern im Allerheiligsten, im Quellpunkt unseres Lebens selbst, um von da aus allmählich, wachstümlich vorzudringen bis in die Vorhofsgebiete unseres Lebens, um alles von innen heraus umzugestalten. Zu diesem Innersten in uns, zum eigentlichen Betriebsherd der Heiligung gehört vor allem unsre Gedankenwelt. Hinter unseren Worten und Taten stehen vor allem die treibenden Kräfte unserer Gedanken. Soll also unser Handeln geheiligt werden, dann muß vor allem unser Denken geheiligt werden. In dieser Hinsicht hat Valdo Trine durchaus recht, wenn er von „Charakterbildung durch Gedankenkräfte“ redet. Ungeheiligtes Denken zieht unser ganzes Leben in die Niederung herab; wiedergeborenes, geheiligtes Denken dagegen gibt unserer gesamten Lebensführung eine klare Höhenrichtung. Ohne heilige Gedankenzucht ist also ein Heiligungsleben unmöglich. Berühre ich da nicht einen wunden Punkt, der uns schon viel Kampfesnot und Demütigung verursacht hat? Wie schwer fällt uns oft die Gedankenzucht. Wie oft lassen wir uns gehen in unserem Denken, verlieren uns, ohne daß wir es selbst merken, in die Arbeit, ins Irdische, an die Menschen, vielleicht sogar ins Sündliche und geraten so in den Zauberbann diesseitigen Denkens. Und abends, in der Selbstprüfungsstunde, müssen wir uns tief schämen, daß wir heute so wenig christuszentrisch geblieben sind in unserem Denken. Wie soll da ein gesundes Wachstum in der Heiligung möglich sein? Wenn die Priester des alten Bundes ins Heiligtum traten, mußten sie den weißen Kopfbund anziehen - Symbol heiliger Gedankenzucht. Das müssen auch wir tun als Priester des neuen Bundes. Und das geschieht am besten, wenn wir unsere Gedankenwelt ganz der Macht des Wortes Gottes öffnen, wenn wir schon morgens früh, vor Arbeitsbeginn, Gottes Wort nicht nur lesen, sondern durchbeten, unmittelbar es ins Gebet verwandeln. Dadurch wird unser Denken mit göttlichen Gedankenkräften gesättigt, und Christus wird der Mittelpunkt unseres Denkens. „Wenn ich mich zu Bette lege, denke ich an dich, und wenn ich erwache, bin ich noch bei dir.“

Quelle: Gärtner - Eine Wochenschrift für Gemeinde und Haus 1925

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