Müller, Heinrich - Von den großen Pallästen.

Müller, Heinrich - Von den großen Pallästen.

Großer Gast, kleines Haus.

Du bist ein klein Stück Fleisches und bauest dir ein großes Schloß zu deiner Wohnung. Ach, Eitelkeit! Christi Stall und Krippe macht deine Palläste zu Schanden. Bist du nicht ein Fremdling auf Erden? Wer bauet Häuser in fremden Landen? Die heiligen Männer, Abraham, Isaac, Jacob haben in Zelten gewohnt und lebten doch bei 700, 800 Jahren. Du, der kaum 60, 70 Jahre erreicht, bauest große Schlösser und erdenkst täglich neue Arten. Ach, wem bauest du deine schönen Häuser? Vielleicht dem Feuer, vielleicht dem Wasser, vielleicht dem Feinde und Verstörer. Jerusalem war ein köstlich Gebäu und ward doch so jämmerlich verstört, daß kein Stein auf dem andern blieb. Wie manches Schloß, das vor wenig Jahren mit großer Mühe und Kosten erbaut, liegt jetzt in der Asche! Gedenkst du nicht an den Tag, an welchem die Erde mit allen ihren Werken verbrennen wird? Wo bleibt dann dein Schloß? Dein Sinnen und Sehnen sollte gehen nach der Hütte, die nicht mit Händen gemacht ist, in der Ewigkeit solltest du dein Haus bauen, da liegt der Grund fest. Die Kinder spielen mit Sand- und Kartenhäuslein, halten mehr davon als von königlichen Schlössern; so albern und kindisch bist du, vergißt der himmlischen Wohnung und erlustigst dich an der irdischen. Die Seele wohnt im Leibe, da ist das Haus nicht größer als der Gast. Was bedarf denn ein kleiner Leib so eines großen Hauses, sind ihm doch nach dem Tode vier Bretter genug. Du wohnest länger unter als ob der Erde, und da dich unten ein enges Grab beherbergen kann, bauest du oben ein weites Schloß. O Thorheit! O Eitelkeit! Ich will mich am meisten um meine Seele bekümmern und dieselbe Gott zur Wohnung aufbauen; meinem Leibe, dem Madensack, thuts wol ein Lehmhüttlein. Ich weiß, so mein irdisch Haus dieser Hütte zerbrochen wird, daß ich ein Haus habe von Gott erbaut, ein Haus nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel. Und über demselben sehne ich mich auch nach meiner Behausung, die vom Himmel ist, und mich verlangt, daß ich damit bekleidet werde. 2. Cor. 5, 1. 2.

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