Luther, Martin - Etliche sprüche/ was ein Concilium fur gewalt vnd macht habe.

Luther, Martin - Etliche sprüche/ was ein Concilium fur gewalt vnd macht habe.

  1. Es ist kein gewalt negest der gewalt Christi/ die der Aposteln vnd Propheten gewalt vergleichet möchte werden.
  2. Die andere alle der Aposteln vnd Propheten nachkomen/ sollen allein fur jre discipel vnd Jünger gehalten werden.
  3. Denn die Aposteln haben nicht allein jnn gemein als Aposteln/ sondern auch ein yeder jnn sonderheit fur seine person/ die verheissung des heiligen Geistes gehabt.
  4. Derhalben werden die Aposteln allein genennet der grundtfeste der Christlichen Kirchen/ als die/ so die Artickeln des heiligen Christlichen glaubens haben sollen geben.
  5. Es haben auch keine jre nachkomen auff jre sonderliche person/ die verheissung des heiligen Geistes gehabt.
  6. Derwegen nicht erfolget/ Die Aposteln haben diesen vnd diesen gewalt gehabt/ Darumb haben jre nachkomen auch solchen gewalt.
  7. Sondern alles das der Aposteln nachkomen wöllen setzen odder leren/ das sol der Aposteln lere folgen vnd mit bringen.
  8. Wie denn S. Peter sagt jnn seiner ersten Episteln am vierden Capitel/ So yemandts redet/ das ers rede als Gottes Wort. So yemant ein ampt hat/ das ers thu als aus dem vormögen das Gott dar reichet/ Auff das jnn allen dingen Gott gepreiset werde/ durch Jhesum Christum/ welchem sey ehre vnd gewalt/ von ewigkeit zu ewigkeit/ Amen.
  9. Denn keine weissagung jnn der Schrifft/ als auch Sanct Peter jnn seiner andern Epistel am ersten Capitel schreibt/ geschicht aus eigener auslegung/ Denn es ist noch nye kein auslegung aus menschlichem willen erfür bracht/ der mensch sey jnn was hohen standt vnd grad er ymer möge.
  10. Sondern die menschen werden durch den heiligen Geist getrieben/ die heiligen Schrifft auszulegen/ vnd nicht aus eigenem willen.
  11. So nu der Aposteln nachkomen/ der Aposteln grundtfeste nicht folgen/ noch sich nach der Aposteln lere richten/ so sinds Ketzer odder Widerchristen/ als die ausserhalb des rechten grundtfestes verloren sint.
  12. Derhalben mögen die Bischöffe jnn jrer versamlung odder ein Concilium so wol jrren als andere menschen/ beide Regenten vnd vnterthanen.
  13. So sie aber nicht jrren/ so geschichts zufalls odder durch verdiens eines heiligen Christlichen mans so vnther jnen ist/ odder aus verdienst der gantzen Christlichen gemeine/ vnd nicht von wegen der gewalt jrer versamlung.
  14. Eben als das Concilium Nicenum/ aus dem vermögen des einigen mans Paphnuncij/ hat sich des jrthumbs erweret/ aus dem das Christus ob seiner Christenheit vnd gemeine gehalten hat.
  15. Denn der heilige Geist ist durch keine verheissung verpflicht vnd verbunden bey den Bischoffen odder eines Concilums versamlung zu sein. Mögen auch solchs nicht beweisen.
  16. Darumb ist jr berümen nicht allein hoffertig vnd falsch vnd erdicht/ Sondern ich that schyr sagen/ auch Gotslesterlich/ das sie furgeben/ das sie durch den heiligen Geist ordentlich vorsammelt sind.
  17. Denn wer versichert sie odder vns des/ das der heilige Geist aus noth verpflicht sey bey jrer versamlung zu sein?
  18. Das sie zusamen komen das ist leicht/ Das sie aber im heiligen Geist zusamen solten komen/ das kan nicht geschehen/ sie folgen denn der lere der Aposteln/ vnd nicht das/ so jren eigen gedancken/ sondern das dem glauben vertrawen vnd zuuersicht zu Gottes gnaden/ einlich vnd gleich sey/ handel vnd auffrichten.
  19. Do aber sagen sie recht an/ das sie die gemeine Christliche Kirchen bedeuten. Denn sie sint nicht von noth wegen die Christliche Kirche/ Sondern sie bedeuten zu merer malen allein die Christliche Kirchen.
  20. Dieweil sie denn allein die Christliche Kirchen bedeuten/ so sint sie eben also die Christliche Kirche/ als ein gemalter mensch/ ein mensch/ das ist bedeutlich vnde nicht warhafftichlich.
  21. Vnd do sie etwas merers sint/ das ist die Christliche Kirch/ so geschichts zufalls/ vnd nicht aus dem vermögen der bedeutlichen Kirchen.
  22. Denn das zeugen die Historien an/ das die Concilia offtmals allein ein bedeutliche/ vnd selten die rechte Christliche Kirche gewest sind.
  23. Ja das Concilium ist allezeit ein bedeutliche Kirchen/ An jm selbs dauon zu reden/ Aber zufalles ist es die rechte Christliche Kirche.
  24. Derhalben niemant schuldig ist den satzungen abschiden/ vnd verordnung der bedeutlichen Kirchen/ Das ist der Concilien zu gleuben/ sie vrtheilen/ handeln vnd reden denn nach vermöge der Aposteln schrifft/ Welchs denn zufelliger weise geschicht.
  25. Derhalben niemant schuldig ist den satzungen abschiden/ vnd verordnung der bedeutlichen Kirchen/ das ist der Concilien zu gleuben/ sie vrtheilen/ handeln vnd reden denn nach vermöge der Aposteln schrifft/ Welchs denn zufelliger weise geschicht.
  26. Die andern alle/ sint nichts denn eitel lauter bedeutliche odder gemalte Kirchen/ welchen wo sie nicht wider Gottes Wort sind/ man beyfall geben mag.

Ja sie sagen selbs/ das ein einiger mensch möge einem gantzen Concilio widersprechen/ so er besser vrsach odder schrifft hette.

  1. Sie sagens wol/ aber sie liegen/ Angesehen/ das sie solichs mit der that gewaltiglich/ nicht allein verneinen/ sondern auch verdammen.
  2. Ja wenn schon ein Engel vom himel keme/ so liessen sie jnen nicht widersprechen. Höreten auch vnzeliche Paphnucios nicht.
  3. Im Concilio Niceno/ da wol drey hundert vnd xviii. Bisschoffe jnnen gewest sint/ hat sich der einige Paphnutius wider alle gesatzt. Dennoch haben sie jn nicht verbrant/ sondern geert vnd gelobt.
  4. Im Concilio zu Constentz/ haben sich zwen paphnucij/ Johan Hus vnd Hieronymus von Praga/ mit der Göttlichen Schrifft gerüstet/ wider sie gesetzt. Sie sint aber nicht gelobt vnd geeret/ sondern verbrant worden.

Quelle: Etliche Christliche/ tröstliche sprüche/ durch herrn D. Martinus Luther vnd herrn Magister Philipps Melanchton zu Wittemberg disputiert/ durch Georgium Spalatinum verdeutschet.

M. D. XXXVIII.

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