Lassenius, Johann - Heilige und erbauliche Passions-Andachten - Vorwort.

Lassenius, Johann - Heilige und erbauliche Passions-Andachten - Vorwort.

Wie hoch man auch die Aufgabe stellen mag, welche die Kirche der Gegenwart zu lösen hat: Bekenntnisse zu bilden, Kirchenlieder zu erzeugen, wahre Erbauungsbücher hervorzubringen ist ihr nicht beschieden. Und so kann ich es nicht für ungesund und künstlich halten, wenn man die Erbauungsschriften des 16. und 17. Jahrhunderts, die in den stillen Glaubenskreisen des evangelischen Volkes sich in Gebrauch erhalten haben, in neuen Ausgaben Allen bietet, die zum Glauben der Väter hindurchgedrungen sind. Die Frage kann nur sein, ob an die Schriften von Herberger, Arndt, Müller, Scriver, Nitzsch u. s. w. diese Schrift sich anzureihen ein Recht hat. Lassenius ist ein fast vergessener Name. Zu seiner Zeit - er ist 1636 zu Waldau in Pommern geboren und 1692 zu Kopenhagen als Hofprediger, Konsistorialassessor und Professor der Theologie gestorben - und der angrenzenden war er ein so anerkannter Erbauungsschriftsteller, daß der Vorredner der Ausgabe, welche gegenwärtiger Schrift zu Grunde liegt, ein Wort zu seiner Empfehlung zu sagen nicht bloß für überflüssig, sondern für eine Herabsetzung seines Verdienstes erklärt. Lassenius hat überaus viel Erbauungsschriften verfaßt. Die vorliegende ist seine letzte, die ein Anderer, Dr. Masius, in seinem Geiste vollendete.

Daß der Mann, der diese Passionsandachten geschrieben hat, bewundernswürdig in der Schrift heimisch, in der Lehre fest und treu, im Herzen warm und tief, an Gedanken reich, in der Darstellung kernhaft war, wird jeder Leser inne werden. Worauf wir aber aufmerksam machen wollen, ist daß diese Andachten gewissermaßen das Testament eines Mannes sind, der in einem überaus bewegten Leben Erfahrungen gemacht hatte, wie sie nicht vielen Theologen sind beschieden worden. Derselbe Mann, der durch seinen Witz in Paris die Aufmerksamkeit Ludwig XIV. und Mazarini's erregt hatte, entging nur mit genauer Noth der türkischen Sclaverei. Und so mag denn diese Frucht eines bewährten Glaubenslebens noch viele Frucht schaffen, und Jedem, der an der Hand dieses treuen Führers den Herrn auf seinem Todeswege begleitet, ein so sanfter und seliger Tod bescheert sein, wie der war, den Lassenius im Herrn starb.

Leipzig, den 18. Februar 1857.
Dr. Kahnis.

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