Murray, Andrew - Warum glaubst Du nicht? - 6. Der Geist des Glaubens.

Murray, Andrew - Warum glaubst Du nicht? - 6. Der Geist des Glaubens.

2. Kor. 4,13. „Dieweil wir denselben Geist des Glaubens haben, so glauben wir auch.

Während wir wohl hundertmal in Gottes Wort zum Glauben ermahnt werden und unsern Glauben, wie es uns vorkommen will, als ein Werk des Menschen hingestellt finden, wird uns nur einige wenige mal ausdrücklich gesagt, dass der Glaube das Werk des Geistes ist. Ebenso könnte es manchmal, wenn wir mit Ernst auf den Glauben als auf ein Werk hinweisen, welches der Mensch selbst in Angriff nehmen und bei welchem er getreu und anhaltend die entsprechenden Mittel in Anwendung bringen muss, den Anschein haben, als ob wir vergäßen, wer der Urheber des Glaubens ist. Dies ist indessen durchaus nicht der Fall. Wir glauben vielmehr, dass gerade die, welche ihre Abhängigkeit von dem heiligen Geiste, als dem Geiste des Glaubens, am tiefsten fühlen, auch am eifrigsten in ihren Ermahnungen an den Sünder sein werden, zu glauben. Wer da weiß, dass es einen Geist gibt, welcher den Glauben weckt und wirkt, weiß auch, dass der Mensch mit Mut und Hoffnung danach trachten darf, diesen Glauben zu betätigen.

Diese Wahrheit recht verstehen zu können, ist für eine bekümmerte Seele von größter Wichtigkeit. Wenn sie nämlich auf die Einwirkung des heiligen Geistes wartet, durch dieselbe zum Glauben geleitet zu werden, darf sie sich der Meinung nicht hingeben, dass diese Einwirkung von ihr auf eine erkennbare, fühlbare Weise bemerkt werden könne. Die Anfänge alles Lebens liegen in Verborgenheit. Die ersten Einwirkungen des Geistes auf uns werden durchaus nicht immer sofort bemerkt. Die Seele muss vielmehr weiter tätig sein, obwohl sie sich dessen noch nicht bewusst ist, dass der Geist in ihr ist. Blindlings muss sie, so zu sagen in eigener Kraft, gehorchen und danach streben, zu glauben. Sie muss sich an das Wort Gottes halten in dem festen Vertrauen, dass der Geist durch das Wort in ihr wirken will, in der festen Erwartung, dass sie den Geist erst später als den kennen lernen. kann, welcher ihr zu glauben möglich gemacht. Dieser Glaube wird ihr das erste sichere Zeichen sein, dass sie den Geist hat. Er ist ja der Geist des Glaubens. Der Glaube ist es, in dem Er sich offenbart, in dem Er Gestalt gewinnt, an dem man Ihn erkennt. Es darf durchaus nicht bei uns heißen: „Wenn ich einmal den Geist habe, will ich glauben.“ Im Gegenteil, es muss bei uns heißen: „Wenn ich glaube, so entnehme ich aus dieser Tatsache, dass der Geist in mir wohnt, welcher den Glauben in mir gewirkt.“

Auf diese Weise geschieht dem billigen Verlangen unserer Seele, zu wissen, ob sie den Geist des Glaubens hat, Genüge. Sie will es wissen, ob weiter nichts in ihr ist, als ihr Glaube, ob der göttliche Schöpfer des neuen Lebens in ihr ist, oder nicht. In dem Maße nun, in welchem die Seele getreu ist und sich ohne Rückhalt entschließt, im Glauben zu leben, in dem selben Maße wird der Geist, welcher den Glauben wirkt, zusammen mit ihrem Geiste Zeugnis ablegen. Gottes Wort verheißt es uns ja, dass wir, wenn wir glauben, mit dem Geiste versiegelt werden sollen. Jesus selbst hat von dem Geiste gesagt: „Ihr kennt Ihn, denn Er bleibt bei euch und wird in euch sein.“ Durch Seinen Einzug in die Seele bewirkt Er mit Seiner göttlichen Kraft, dass die Seele immer stärkeren Glauben erhält. Er bewirkt dies, indem er sie in den ganzen Reichtum der Verheißungen Gottes einführt und sie mit dem Freimut ausrüstet, welcher sich dieselben alle zueignet. Auf diese Weise findet stets eine gegenseitige kräftige Einwirkung statt. Je herzlicher die Seele glaubt, desto deutlicher wird die Offenbarung des Geistes. Je mehr der Geist an der Seele arbeitet, desto mehr nimmt sie in dem Leben des Glaubens und Vertrauens zu. Auf diese Weise aber, nicht auf einem Weg, den man sich nach eigenem Wahn und Gutdünken festgestellt, kommt man zu der seligen Erfahrung, dass man den Geist des Glaubens hat.

O lieber Mensch, der du dein Heil suchst, warum glaubst du nicht? Der Geist Gottes ist ein Geist des Glaubens. Es ist Gottes Geist, der dich unruhig gemacht und die Begierde, glauben zu können, in dir ins Leben gerufen. Er wird dir völlig gegeben, wenn du darum betest. Lass dich darum durch die Erwägung ermutigen, dass der Geist den Glauben ganz gewiss bei einem jeden hervorrufen will, welcher in der Tat mit Begierde nach seiner Seligkeit ausschaut!

Im Anfang bist du noch nicht imstande, Seine Einwirkung auf dich zu erkennen. Du bist an Seine Wege noch nicht gewöhnt. Die Zeichen, an denen du Ihn erkennen kannst, sind dir noch unbekannt. Nichts desto weniger ist Er im Verborgenen dir doch tatsächlich nahe, um dir zu helfen, wenn du bittend und auf Seinen Einfluss hoffend das Deine tust. Wenn du dich im Gebete übst, im Gebete ringst und so deine Sehnsucht, glauben zu können, offenbarst, ist Er es, welcher die Seele, ohne dass sie es weiß, lockt und stärkt. Glaube darum nur, denn der Geist wird dich schon lehren, recht zu glauben! Arbeite darum nur an dir, denn es ist Gott, welcher in dir wirkt!

Bist du aber zum Glauben gekommen und hast du den heiligen Geist als den Geist des Glaubens kennen lernen, so sei auch treu! Durch Ihn wird es auch bei dir aus Glauben in Glauben und von Glauben zu Glauben“ gehen, bis du mit voller Gewissheit das Zeugnis ablegen kannst: „Wir haben denselben Geist des Glaubens, darum glauben wir auch.“

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autoren/m/murray/murray-wgdn/murray-warum_glaubst_du_nicht_-_6.txt · Zuletzt geändert: von aj
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