Harms, Ludwig - Am zweiten Sonntage des Advents.

Harms, Ludwig - Am zweiten Sonntage des Advents.

Gnade sei mit uns und Friede von Gott dem Vater und unserm HErrn Jesu Christo. Amen.

Text: Ev. Luc. 21, 25 - 36.

Und es werden Zeichen geschehen an der Sonne, und Mond und Sternen; und auf Erden wird den Leuten bange sein, und werden zagen; und das Meer und die Wasserwogen werden brausen. Und die Menschen werden verschmachten vor Furcht, und vor Warten der Dinge, die kommen sollen auf Erden, denn auch der Himmel Kräfte sich bewegen werden. Und alsdann werden sie sehen des Menschen Sohn kommen in der Wolke, mit großer Kraft und Herrlichkeit. Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, so sehet auf, und hebet eure Häupter auf, darum, dass sich eure Erlösung nahet. Und Er sagte ihnen ein Gleichnis: Sehet an den Feigenbaum, und alle Bäume. Wenn sie jetzt ausschlagen, so seht ihr es an ihnen, und merket, dass jetzt der Sommer nahe ist. Wahrlich, Ich sage euch: dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis dass es alles geschehe. Himmel und Erde werden vergehen, aber Meine Worte vergehen nicht. Aber hütet euch, dass eure Herzen nicht beschweret werden mit Fressen und Saufen, und mit Sorgen der Nahrung, und komme dieser Tag schnell über euch; denn wie ein Fallstrick wird er kommen über alle, die auf Erden wohnen. So seid nun wacker allezeit, und betet, dass ihr würdig werden möget, zu entfliehen diesem allen, das geschehen soll, und zu stehen vor des Menschen Sohn.

Unser heutiges Evangelium, meine Lieben, handelt vom Jüngsten Gericht, wie ihr eben gehört habt. Da fragt ihr vielleicht voll Verwunderung: wie? soll denn in der fröhlichen, seligen Adventszeit vom Gericht gepredigt werden? Wir meinten, im Advent hieße es: freuet euch in dem HErrn allewege, und abermal sage ich euch: freuet euch! Und nun sollen wir nicht einmal die Adventsfreude ungestört haben, sondern dazwischen soll treten der Schrecken des Jüngsten Gerichts? Fragt einer unter euch also, dem antworte ich: ob du gleich den Namen eines Christen hast, ein rechter Christ bist du nicht. Denn für wen ist das Jüngste Gericht eine Schreckenspredigt? Nur für die Gottlosen, Unbußfertigen und Ungläubigen, die werden dann freilich ihren Lohn empfangen für ihre Gottlosigkeit, Unbußfertigkeit und ihren Unglauben, einen Lohn, vor dem sie sich entsetzen werden; denn der Zorn Gottes, der sie ergreifen wird, brennt hinunter bis in die unterste Hölle. Aber ist denn auch dies Jüngste Gericht eine Schreckenspredigt für die frommen, bußfertigen und gläubigen Christen? Nein, für die ist es die fröhlichste, seligste Predigt, die man sich nur denken kann, denn mit dem jüngsten Gerichte kommt ihre völlige Erlösung. Der HErr selbst ermahnt deshalb in unserm heutigen Evangelio Seine treuen Christen: hebet eure Häupter auf, darum weil sich dann eure völlige Erlösung naht. Das ist ja die klarste Aufforderung, dass Seine Christen dann sich der Freude hingeben sollen. Wahrlich, ist das schon eine Freude, dass unser lieber HErr Jesus jetzt geistlich wieder bei uns einkehrt, in unsern Herzen Wohnung nehmen will, dass wir singen können: der HErr ist mein und ich bin Sein, die Liebe soll ohn‘ Ende sein! wie groß wird nicht erst die Freude sein, wenn dieser unser Jesus, unser Heiland, an den wir geglaubt haben, den wir geliebt und gelobt haben als unsern besten, liebsten, einzigen Freund, sichtbar, leiblich wiederkommen wird, wenn wir ihn sehen kommen in den Wolken, und dann unser Mund jubeln und ein Gläubiger dem andern zurufen wird: siehe das ist Jesus! Dann hat ja all unser Jammer, all unsre Noth ein Ende. Er erlöset uns von unsern Feinden, die uns hassten, verfolgten, töteten um Seines Namens willen. Er erlöset uns von dem Teufel, der in den Kindern des Unglaubens sein Werk hat und wider uns tobet und wütet. Er erlöset uns von allen Sünden, die auch uns noch immerdar anklebten und uns träge machten, die wir so bitter beweint und beseufzt und gegen die wir so unablässig gekämpft haben. Er erlöset uns von allem Uebel Leibes und der Seele, Guts und der Ehre. Er erlöset uns von dem Tode, denn bei Seiner Wiederkunft will Er ja alle Toten auferwecken, dass sie ähnlich werden Seinem verklärten Leibe und will dann auf dieser Erde, nachdem Er auch die verklärt hat, aufrichten das ewige Reich Seiner Herrlichkeit, dass die Lahmen löcken wie ein Hirsch und der stummen Zunge wird Lob sagen, dass Er herrsche mit Seinen Heiligen und herrlich erscheine mit Seinen Gläubigen, dass Sein Friede sei wie ein Strom und Seine Gerechtigkeit wie Meereswellen. Und davor sollten wir uns fürchten und entsetzen? Nein, das haben wir ja Tag und Nacht erflehet in unsern Gebeten, darnach haben wir ja getrachtet mit allem Fleiß, darum haben wir ja gekämpft, gerungen und widerstanden bis aufs Blut im Kämpfen wider die Sünde, dafür haben wir ja Leib und Leben hingeopfert, unsre Wangen dargereicht denen, die uns rauften, und unsern Rücken denen, die uns schlugen. O wenn Jesus Christus wiederkommt, dann heißt es recht in seliger Freude und mit ausgebreiteten Armen: wie soll ich Dich empfangen, und wie begegn' ich Dir! Du aller Welt Verlangen, Du, meiner Seelen Zier! Nein gerade die Predigt von der Wiederkunft Jesu Christi zum Gericht ist eine rechte Adventspredigt. Denn Er kommt ja in Seiner Kraft und Herrlichkeit, um alle diejenigen, die Ihm hier ihre Herzen aufgetan haben, dann mit Sich zu nehmen in das teure Reich, wo Fried und Freude lacht.

Gerade daraus müsst ihr recht wieder erkennen, wie offenbar der HErr allezeit in Seiner Kirche gewaltet hat, gerade daraus, dass unter den Adventstexten derjenige vom Jüngsten Gericht nicht fehlt, der erst die Adventsfreude vollkommen macht für alle, die an Jesum Christum glauben. Wir haben am vorigen Sonntage das Thema gehabt: Jesus kommt, ein König, und daran die Frage geknüpft: wie sollen wir Ihn empfangen. So lasst uns denn heute unter Gottes Segen und nach Anleitung unsers Evangeliums andächtig betrachten:

Jesus kommt ein Richter; wie sollen wir Ihn empfangen?

Zuvor aber lasst uns beten: Du lieber HErr Jesu, wir danken Dir von Herzen, dass Du gekommen bist in das Fleisch als ein so sanftmütiger, demütiger König, der alle Mühseligen und Beladenen zu Sich ruft, und zu dem alle kommen können und brauchen sich nicht vor Dir zu scheuen, gerade weil Du in so niedriger Gestalt gekommen bist. Darum haben wir uns auch von Dir das Herz abgewinnen lassen und uns Dir ergeben in Buße und Glauben, Du unser lieber Sieges- und Friedenskönig. Wir wollen Dir auch durch Deine Gnade treu bleiben und nichts soll uns wieder von Dir scheiden, denn es ist in keinem andern Heil, als in Dir allein. Aber nun danken wir Dir nochmals von Herzen, dass wir gehört haben aus Deinem Wort, dass Du wiederkommen willst sichtbar in aller Deiner Herrlichkeit und dass dann alle Deine Frommen erst recht ihre Häupter in seliger Freude aufheben sollen, weil dann die völlige Erlösung naht. So gib uns denn auch jetzt wieder Deinen heiligen Geist, dass wir vernehmen den Unterricht aus Deinem heiligen Worte über Deine herrliche Wiederkunft zum Gericht, hilf Du predigen, und hilf Du hören und vermehre unsre Freude und stärke unsern Glauben und gründe fest unsre Hoffnung, dass wir stark werden, Alles zu überwinden und den Sieg zu gewinnen. Amen.

I. Jesus kommt ein Richter.

Wunderbare Dinge werden der letzten Wiederkunft des HErrn Jesu vorangehen. Der HErr spricht: es werden Zeichen geschehen an der Sonne und an dem Mond und an den Sternen und auf Erden wird den Leuten bange sein und werden zagen und das Meer und die Wasserwogen werden brausen, und die Menschen werden verschmachten vor Furcht und Warten der Dinge, die da kommen sollen auf Erden, denn auch der Himmel Kräfte sich bewegen werden. Es ist gerade so, wie wenn ein Mensch alt geworden ist, nun im Sterben liegt und der Todeskampf sich einstellt, da werden seine Augen dunkel, Frost und Hitze schütteln ihn, Zuckungen gehen durch seine mürben Glieder, alle seine Kräfte werden aufgezehrt von der innerlichen Hitze, sein Herz verschmachtet und er wird gelegt in des Todes Staub.

So ist es auch bei dem Ende der Welt. Die Welt ist alt geworden und die Zuckungen des Todes stellen sich ein. Himmel und Erde kommen in Aufruhr. Die Erde bebt und speit Feuer aus und glühende Flammen, die allenthalben hervorbrechen aus ihrem Schoß. Da zischt und brauset und rollt dann das Meer und die Wasserwogen und kämpfen mit den Feuergluthen, als wollten sie ihnen den Sieg entreißen. Aber auch aus dem Himmel schießen Feuerströme hernieder, denn auch der Himmel Kräfte sich bewegen werden und gewaltige Sturmwinde schüren das Feuer, das vom Himmel kommt und aus der Erde bricht, noch schrecklicher an. Gerade wie einst zur Zeit der Sündflut die Tiefen des Abgrunds sich auftaten, aus denen Wasserströme hervorbrachen, und die Fenster des Himmels sich auftaten und Wasser hernieder regneten, so ist es am jüngsten Gerichte mit dem Feuer, das aus der Erde bricht und vom Himmel regnet. Da werden dann nicht bloß die Elemente vor Hitze zerschmelzen und alle Werke der Erde verbrennen in dem Feuermeere, sondern auch die Himmelskörper, Sonne, Mond und Sterne werden ihren Schein verlieren, wie der HErr schon durch den Propheten spricht: Ich will Zeichen tun am Himmel und Wunder auf Erden, Blut, Feuer und Rauchdampf. Die Sonne wird ihren Schein verlieren und sich verkehren in Finsternis und der Mond in Blut, und an einer andern Stelle: die Sterne werden auf die Erde fallen, wie ausgebrannte Schlacken. Das alles sehen die Gottlosen dann kommen, die dann auf der Erde leben und da wird ihnen bange werden und werden zagen und ihre Herzen werden verschmachten vor Furcht und Warten der Dinge, die da kommen sollen. Gerade wie einst die Leute zur Zeit der Sündflut zu ihrem Schrecken und Entsetzen das Wasser immer höher und höher steigen sehen, also dass Häuser und Bäume und Hügel und Berge von den Wasserwogen bedeckt wurden und nirgends mehr eine Zuflucht war vor der steigenden Flut, so werden die Menschen dann zu jener Zeit der Wiederkunft Christi die fressenden Feuerströme sich immer weiter ausbreiten und immer höher steigen sehen, die da ausbrechen von oben, von unten und zur Seiten, bis die ganze Erde und der ganze Himmel ein Feuermeer ist. Da schauen sie dann nach oben, und siehe da Feuer; nach unten, und siehe da Feuer; zur Rechten und Linken, und siehe da Feuer! O verschmachtete den Leuten zur Zeit der Sündflut das Herz bei den immer höher steigenden Wasserwogen und der spottende Mund verstummte, der vorher gelästert hatte, wo das Wasser denn herkommen wollte, das die ganze Erde bedecken sollte; wie wird dann zur Zeit der Wiederkunft Christi den Leuten das Herz verschmachten vor den Feuerströmen, und der spottende Mund verstummen, der eben noch gelästert hatte: wo soll das Feuer herkommen, das Himmel und Erde verzehren soll, es bleibt eben alles, wie es von Anbeginn gewesen ist!

Und sehet, meine Lieben, das alles geschieht den Frommen zu gut. Denn darum muss Himmel und Erde vergehen in Feuer, damit aus denselben ein neuer Himmel und eine neue Erde könne dargestellt werden, darauf Gerechtigkeit wohnen. Was bei dem Leibe des Menschen der Tod und die Verwesung ist, die nothwendig erst erfolgen muss, ehe der neue verklärte Leib kann hervorgehen, das ist del Himmel und Erde der Untergang durchs Feuer, der nothwendig erst erfolgen muss, ehe eine neue Erde und ein neuer Himmel in verklärter Herrlichkeit hervorgehen kann. Und diese neue Erde soll ja die Wohnung der auferstandenen Frommen sein.

Aber wie? ich habe vorhin gesagt, die Herzen der Gottlosen würden verschmachten vor Furcht und Entsetzen, wenn dies alles geschähe; wird denn nicht dasselbe bei den Frommen der Fall sein? Nein, eben so wie bei der Sündflut Noah eine sichere Zuflucht fand in der Arche, dass ihm alle Wasserwogen nichts schaden konnten, obgleich sie über die höchsten Berge gingen, sondern er blieb in der Arche völlig unberührt von dem Gericht; eben so hat zur Zeit des Weltenbrandes der HErr Seinen wenigen Frommen, die dann auf der Erde sind, eine sichre Zuflucht bereitet, wohin die Flammen nicht kommen können, wie hoch sie auch schlagen. Und von dieser sichern Zuflucht heben sie dann voll Sehnsucht Auge und Herz nach oben und rufen, stehen und bitten: Nun komm, HErr Jesu, komm bald! Und ihr sehnsüchtiges Rufen wird erhört. Denn alsdann werden sie sehen kommen des Menschen Sohn in der Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit. Von Osten her, wo sonst die Sonne aufging, als sie noch am Himmel stand, erscheint plötzlich ein blendender Himmelsglanz. Ist dieser blendende Himmelsglanz denn vielleicht die Sonne wieder? Ja es ist eine Sonne, aber nicht die irdische. Der HErr Jesus kommt daher in aller Seiner Kraft und Herrlichkeit, tausendmal heller als die irdische Sonne, tausendmal heller als alle Flammen des Weltenbrandes. Von Osten her, sagte ich, das spricht aber die Bibel nicht klar aus, es ist nur die uralte, allgemeine Überlieferung der christlichen Kirche, weshalb man sich im Gottesdienste auch immer beim Gebete nach Osten zu wenden pflegt und der Altar immer gegen Osten steht. Man schließt es aber aus den Worten: wie der Blitz ausgehet vom Aufgang und scheinet bis zum Niedergang, also wird sein das Zeichen des Menschensohnes. O was für ein seliger, entzückender Anblick wird das sein für die betenden Frommen! Da gilt die Ermahnung: hebet eure Häupter auf, darum dass sich eure völlige Erlösung naht. Ihr Jesus kommt, ihr himmlischer König, sichtbar kommt Er vor ihren Augen, Licht ist das Kleid, das Er anhat. Vor Seinem dräuenden Arm flieht die Erde, vor dem allmächtigen Wort Seines Mundes rollt sich der Himmel zusammen wie ein Gewand. Und Jesus befreit die Frommen zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Auf Sein Wort stehen die Toten auf, die in den Gräbern lagen und im Meer ruhten, auf Sein Wort werden die Leiber der dann noch Lebenden verwandelt, da erhalten dann alle Gläubigen ihren Leib wieder, der ein verklärter, himmlischer, herrlicher, geistlicher Leib geworden ist. Und siehe da, von allen vier Winden kommen die heiligen Engel und führen die Seligen und Auserwählten durch die Lüfte hindurch zu dem erhabenen Richterstuhle des HErrn Jesu Christi, der in den Wolken steht. O welche Wonne! Da sehen sie ihren lieben, lieben HErrn Jesum Christum, an den sie hier geglaubt haben, obgleich sie Ihn nicht sahen, und haben Ihn doch schon lieber gehabt, als alles was in der Welt ist, da sehen sie Ihn, den sie angebetet haben im Geist und in der Wahrheit, für den sie gekämpft, geduldet und gelitten haben auf Erden, sie sehen Ihn von Angesicht zu Angesicht, fallen nieder in seliger Entzückung zu Seiner Rechten und freuen sich mit ewiger und unaussprechlicher Freude, dass nun ihre ewige Erlösung da ist!

Und ein neues Wunder sehen sie vor ihren erstaunten Augen. Aus des HErrn Jesu Munde erschallt wie zur Zeit der ersten Schöpfung, das allmächtige Schöpferwort und auf dasselbe entsteht aus der Erde und aus dem Himmel, die im Feuer vergangen sind, die neue Erde und der neue Himmel. Vor ihren Augen führt aus dem Gotteshimmel auf diese neue Erde herab das himmlische Jerusalem, die Stadt des lebendigen Gottes, zubereitet wie eine geschmückte Braut ihrem Manne, die soll fortan die sichtbare Wohnung des Königs Jesu Christi sein, und die neue Erde soll fortan der ewige, selige, ungetrübte Wohnplatz der auferstandenen und verklärten Frommen sein. Da ist ewig keine Sünde, kein Tod mehr, da gibt es keine Tränen, keinen Schmerz, kein Geschrei mehr; Schmerz und Seufzen wird da weg müssen, Freude und Wonne wird sie ergreifen, ewige Freude wird über ihren Häuptern sein. Und wenn dann Jesu Gnadenstimme zu ihnen erschallet: kommet her, ihr Gesegneten Meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! wenn es dann heißt: ihr seid über wenigem getreu gewesen, Ich will euch über viel setzen! und wenn dann der himmlisch glänzende Zug der verklärten Frommen mit dem heller leuchtenden Jesus und allen heiligen Engeln hingeht nach der neuen Erde, da geht dann in Erfüllung das Wort: was kein Auge, gesehen, was kein Ohr gehört, was in keines Menschen Herz gekommen ist, das bereitet der HErr denen, die ihn lieben. Da auf der neuen Erde ist kein Frost mehr und keine Hitze, kein Schnee, kein Regen, kein Hagel, kein Sturmwind, kein Letzen und Verderben mehr. Da sind lauter grünende Wiesen, blühende und fruchtbringende Bäume, herrlich schimmernde und duftende Blumen, lauter gehorsame, schöne Tiere, lauter zutrauliche Vögel von dem herrlichsten Gefieder, und die alle den Menschen dienen und von den Menschen geliebt und regiert werden und allenthalben die lieblichen Wohnungen der Frommen, und keine einzige Wohnung der Gottlosen mehr. Und das himmlische Jerusalem, die Stadt unsers Gottes mit ihren goldenen Gassen und Mauern von glänzenden Edelsteinen tut Tag und Nacht seine weißen Perlentore den seligen Frommen auf, die da ein- und auswallen in festlichen Sängerchören, mit weißen Kleidern angetan, goldene Kronen auf ihren Häuptern, Freudenpsalmen und goldene Harfen in ihren Händen, um anzuschauen und anzubeten den HErrn Jesum und Seine Hände und Seine Füße zu küssen, die uns ausgesöhnt haben mit Gott. Und dazu der ewige Umgang, auch von Angesicht zu Angesicht, mit allen Frommen, die von Anfang auf der Erde gelebt haben bis zum jüngsten Tage, diese Freude, wenn uns Adam und Eva vom Paradiese, Noah von der Sündflut, Abraham von seinen Wanderungen, die Apostel und Propheten von ihren Kämpfen und Siegen, die Reformatoren von ihren Erfahrungen, alle Frommen von ihren Führungen erzählen und ein Herz dem andern und ein Mund dem andern mittheilt die Wunder der Gnade Gottes, die ein jeder erfahren hat, und wir da alle das Brot essen im Reiche Gottes und das Gewächs des Weinstockes neu trinken in des Vaters Reich, und das ewig, ewig, ohne Aufhören! und das alles haben wir allein zu danken dem Jesus, der da ewig unter den Seinen wohnt, ein Vater unter den Kindern, die Er selig gemacht hat.

Seht, meine Lieben, darum ist Jesu Kommen zum Gericht die rechte Freude der Frommen, darum gehört Jesu Kommen zum Gericht auch jetzt mit zu unsrer seligen Adventsfreude. Ja die Adventsfreude, dass Jesus jetzt wieder zu uns kommt in Haus und Kirche und Herz, wäre nichts, wenn sie nicht mit dieser Freude über die endliche, völlige Erlösung beim Gericht verbunden wäre. Darum freue ich mich auch in aller Zeit, ja ich kann sagen, alle Tage, ganz besonders aber immer im Advent, wie ein Kind darauf, dass Jesus wiederkommen wird. Denn jetzt habe ich zwar meinen Jesum auch, aber ich habe Ihn nur im Geiste, dann aber habe ich Ihn vollkommen, von Angesicht zu Angesicht, dann erst werde ich Ihn erkennen, gleich wie ich erkannt bin, und darnach sehne ich mich so sehr. Und da wüsste ich nicht, was ich nicht alles tragen könnte, da ich solche Hoffnung habe. Kein Leiden drückt mich nieder, kein Kummer und Herzeleid kann mich unterkriegen, und wahrlich ein treuer Prediger und Seelsorger weiß, was Kummer und Herzeleid ist. Keine Verfolgung kann mich schrecken, keine Schmach, kein Spott kann mich rühren, auch keine Kette, keine Marter und kein Tod mich zwingen, es kommt ja der liebe, letzte Tag, wie unsre Kirche so schön betet, und wird nicht gar zu lange mehr verziehen. Darum spreche ich mit Paulus: was soll mich scheiden von der Liebe Christi? Trübsal, oder Angst, oder Fährlichkeit, oder Blöße, oder Schwert? Nein, in dem allen überwinde ich weit um dessentwillen, der mich geliebt hat und am jüngsten Tage wieder kommen wird und Alles zurecht bringen. Darum bin ich auch gewiss, dass weder Tod, noch Leben, weder Engel, noch Fürstentum, noch Gewalt, weder Gegenwärtiges, noch Zukünftiges, weder Hohes, noch Tiefes, noch keine andre Kreatur mag mich scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserm HErrn. Und darum lasst uns beten und ringen und arbeiten jeden Tag in dieser Adventszeit, dass Jesus Christus aufs Neue in unsern Herzen einkehren und wir durch Ihn wahrhaft bekehrte, gläubige Christen werden mögen, dann wissen wir gewiss, welche Seligkeit uns der liebe letzte Tag bringen wird.

Aber, ehe wir weiter gehen, zu betrachten, wie wir Jesum empfangen sollen und auf Seine Zukunft uns bereiten, ist noch eine Frage vorher zu beantworten, auf die unser Text uns Antwort gibt, nämlich die: ist denn das alles auch ganz gewiss? Der HErr Jesus antwortet darauf erstlich durch ein Gleichnis. Er sagt: sehet an den Feigenbaum und alle Bäume. Wenn sie jetzt ausschlagen, so sehet ihr es an ihnen und merket, dass jetzt der Sommer nahe ist. Also auch ihr, wenn ihr dies alles sehet angehen, so merket, dass das Reich Gottes nahe ist. Noch nie hat das getrogen, so lange die Welt steht, dass das Knospen und Ausschlagen der Zweige den nahen Sommer verkündigt, ein Kind weiß das und zweifelt nicht daran. So gewiss und untrüglich weiß auch ein jeder Christ, dass alle jene Zeichen das Wiederkommen Jesu Christi verkündigen. Das Christentum hätte keinen Sommer, sondern nur Frühling; das Christentum hätte kein Ende, sondern nur Anfang, wenn Christus nicht wiederkäme. Darum muss Christus wieder kommen, damit das Christentum vollendet werde.

Sodann gibt Jesus ein gewisses Zeichen und Merkmal an, daraus wir erkennen können, dass solches alles, was Er vom Jüngsten Gericht gesagt hat und von Seiner Wiederkunft, gewiss und untrüglich geschehen muss. Er spricht mit einem Eide: wahrlich, Ich sage euch, dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis dass es alles geschehe. Dies Wort hat sich nun schon seit 1800 Jahren als wahr bewiesen. Als Jesus dies Wort sprach, lebte Er unter dem Volke der Juden. Er sagt damit also, dass die Juden bis zum jüngsten Tage, bis zu Seiner Wiederkunft bleiben werden. Vierzig Jahre darauf, nachdem Er dies Wort gesprochen hatte, wurde Jerusalem von den Römern erobert, Millionen von Juden wurden getötet, das Land und die Stadt mit Feuer und Schwert zerstört und verwüstet und die übrig gebliebenen Juden wurden in alle Welt zerstreut. Nun hat nie, so lange die Erde steht, ein Volk, das aus seinem Lande verzagt ist, das seine Heiligtümer und alles was ihm sonst teuer war, verloren hat, Bestand gehabt. Assyrer, Ägypter, Babylonier, Meder, Römer, Griechen, die alle hundertmal größer, mächtiger und zahlreicher waren, als die Juden, sind verschwunden von der Erde, man keimt ihren Namen nur noch aus der Geschichte. Und dies Volk der Juden, seit 1800 Jahren seines Landes, seines Tempels, seiner Heiligtümer beraubt, zerstreut unter lauter fremden Völkern, von denen es oft genugsam zertreten und verfolgt worden ist, besteht noch heutiges Tages. Man erkennt den Juden auf den ersten Blick als Juden, und sie wollen noch immer keine Christen werden, noch immer halten sie sich abgesondert von den Völkern, unter welchen sie leben. So gewiss als dies Wort Jesu: dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis dass es alles geschehe, wahr geworden ist auf die wunderbarste, auf eine wahrhaft unglaubliche Weise, so gewiss haben wir daran ein Merkmal, dass auch dies andre Wort eben so buchstäblich erfüllt werden muss, welches Jesus von Seiner Wiederkunft und vom jüngsten Gerichte geredet hat; denn derselbe Mund, der das eine Wort geredet hat, das geschehen soll, hat auch das andere Wort gesagt, das nun seit 1800 Jahren geschehen ist.

Und endlich, um den Christen allen, auch den leisesten Zweifel zu benehmen, sagt der HErr: Himmel und Erde werden vergehen, aber Meine Worte vergehen nicht. Darum lass die Zweifler zweifeln und die Spötter spotten. Es wird ihnen eben so gehen, als den Leuten bei der Sündflut: als sie ersoffen, da zweifelten und spotteten sie nicht mehr; es war ihnen aber nicht mehr zu helfen. So wird es den Spöttern und Lästerern am jüngsten Tage auch gehen. Dann, wenn sie brennen, werden sie auch aufhören zu spotten und zu lästern, aber dann ist ihnen auch nicht mehr zu helfen. Für dich, du gläubiger Christ, ist es genug, dass du gehört hast aus dem Evangelio: Jesus bat es gesagt. Darum Himmel und Erde werden vergehen, aber Jesu Worte nicht.

II. Lasst uns nun sehen, wie wir Jesum empfangen sollen!

Dazu müssen wir uns jetzt bereiten, hier in dieser Gnadenzeit. Denn was wir hier gesät haben, so lange wir im Fleische wandeln, das werden wir ernten bei der Wiederkunft Jesu Christi zum Gericht. Die Menschen haben ein gemeines Sprichwort, das lautet: wie der Baum fällt, so bleibt er liegen. Damit wollen sie sagen: ist der Mensch tot, so ist es aus mit ihm, er steht eben so wenig wieder auf, als der abgehauene Baum. Ich beneide diesen Leuten solche Weisheit nicht, die nicht von Gott kommt, sondern vom Teufel, um sie sicher zu machen, und an die sie selbst nicht einmal glauben.

Denn ich habe schon manche Menschen in Krankheits- und Sterbensnot ach Gott schreien hören, die im Leben und gesunden Tagen von Gott nichts wissen wollten. Aber in einer Hinsicht ist jenes Sprichwort wahr: so wie der Mensch hier aus der Welt geht, gerade so geht er in die Ewigkeit hinüber. Wird er hier als ein böser Baum abgehauen, so bleibt er böse in Ewigkeit; und wird er hier als ein guter Baum abgehauen, so bleibt er gut in Ewigkeit. Nach dem Tode gibt es für den Christen, der Gottes Wort und Sakrament, als die Mittel zur Seligkeit, hier gehabt hat. keine Umkehr mehr. Darum, so gewiss du weißt aus der Heiligen Schrift, dass Jesus wieder kommen wird zum Gericht, so bereite dich hier, Ihn zu empfangen und wisse, was du hier gesät hast, wirst du dort ernten. Und da beherzige zuerst die ernste Mahnung des HErrn: hütet euch, dass eure Herzen nicht beschweret werden mit Fressen und Saufen und Sorgen der Nahrung. Höret ein Beispiel: Die Engländer haben jetzt Krieg in Ostindien mit ihren abgefallenen Untertanen, den Indern. Da rückt neulich ein englisches Regiment aus gegen die zahlreichen Feinde, die wohl zehnmal stärker gewesen sind an Zahl, als die Engländer. Aber die Engländer gehen tapfer auf die Feinde los und fragen nicht, wie viel ihrer sind. Solcher Tapferkeit und Todesverachtung können die Inder nicht widerstehen und fliehen bald in vollen Haufen. Die Engländer jagen ihnen nach mit lautem Siegesgeschrei in eine nahe Stadt, erobern auch die und erstürmen einige von den Feinden besetzte Häuser. Haben sie nun den Sieg? Höret, in diesen Häusern finden sie eine Menge von Lebensmitteln und viele Tonnen mit Rum und Branntwein. Da machen sie sich über diese Speisen und Getränke her, fressen und saufen. Als sie sich voll gefressen und gesoffen haben, kommen die Indie zurück, fallen über ihre Sieger her und schlagen sie bis aus den letzten Mann tot, denn sie können sich nun nicht mehr wehren. Das lasset euch zur Warnung gesagt sein. Ein Fresser und Säufer ist noch nie in das Himmelreich eingegangen, er wird ohne Rettung die Beute seiner Feinde, er kann sich gegen sie nicht wehren, weil er selbst gebunden ist. Und wenn du als ein guter Streiter Jesu Christi den Kampf des Glaubens angefangen hast und hast bereits Satan, Welt und Fleisch überwunden und setzest mutig deinen Siegeslauf fort, ja es dünkt dich ein leichtes, Satans Altäre umzustürzen und seine Burgen zu erobern, fang nur das Fressen und Saufen an, und du bist geliefert und verloren und Satan schlägt dich tot, ohne dass du dich wehren kannst. Was die Schrift sagt: sie fahren dahin wie ein Vieh, das gilt zwar von allen Gottlosen, im recht eigentlichen Sinn aber von den Fressern und Säufern. Iss und trink, was dir Gott gegeben hat, zur Erhaltung deines Leibes, alle Kreatur Gottes ist gut, aber merke, die mit Danksagung genommen wird. Und hast du gebetet, so iss und trink, und dann danke dem HErrn, der dich gesättigt hat. Das Fressen aber überlass den Sauen und das Saufen den Menschen, die ärger als die Säue sind. Die Alten pflegten zu sagen, der Weinstock sei begossen mit dreierlei Blut, mit dem Blut eines Lammes, eines Tigers und eines Schweines. Daher komme es, wenn man ein Glas voll davon trinke, so werde man fröhlich wie ein Lamm, wenn man zwei trinke, wütend wie ein Tiger, wenn man drei trinke, unflätig wie ein Schwein, das im Kothe liegt. O geh nicht hin zu den Saufhüllen, die hie und da in den Städten und auf dem Lande errichtet sind in Wirtshäusern und in Privathäusern, geh nicht hin zu den Fressessen, die die Leute Festessen nennen, sie seien wo sie wollen und es sei bei welcher Gelegenheit es wolle, ob bei Hochzeiten oder bei Kindtaufen oder Geburtstagen oder bei andern Gelegenheiten. Der heil. Apostel Paulus sagt ausdrücklich Gal. 5 Saufen, Fressen und dergleichen, von welchen ich euch zuvor gesagt habe und sage noch zuvor, dass die solches tun, das Reich Gottes nicht ererben können. Der HErr Jesus sagt an einem andern Orte: wenn aber des HErrn Knecht denkt, mein HErr kommt noch lange nicht und fängt an sich voll zu saufen und seine Mitknechte zu schlagen, was meinst du, wird der HErr solchem Knechte tun, wenn Er kommt und ihn also findet? Ists nicht also, Er wird ihn zerscheitern und ihm seinen Lohn geben mit den Ungerechten. Aber weiter, hüte dich vor den Sorgen der Nahrung. Du hast als ein Christ weiter nichts nötig, um dein täglich ehrlich Brot zu essen, als Beten und Arbeiten. Das Sorgen überlass du dem, der es besser versteht, als du, dem lieben Gott, der ausdrücklich verheißen hat, dass Er sorgen will. Leute, die da sorgen, sind erstlich Narren, denn sie können mit allem ihrem Sorgen nichts, gar nichts ändern. Wenn sie sich z. B. die Augen aus dem Kopf weinen, weil sie kein Brot haben, damit kriegen sie kein Brot. Diese Narrheit derer, die da sorgen, züchtigt der HErr mit den Worten: du vermagst nicht eine Elle deiner Länge zuzusetzen, ob du gleich darum sorgest. Sie sind aber nicht allein Narren, sondern sie sind Ungläubige, welches die allerschwerste Sünde ist, denn sie meinen, der Vater im Himmel werde Seine Kinder verhungern lassen, was nicht einmal ein irdischer Vater tut. Dazu sind Leute, die da sorgen, Wahnsinnige, die selbst ihre Seligkeit hindern. Denn wer da sorgt, der hat zuletzt keine andere Gedanken mehr, als: was werde ich essen? was werde ich trinken? womit werde ich mich kleiden? und an die Seligkeit denken sie nicht, sie haben vor allen Sorgen keine Zeit dazu. Und kommt nun der HErr Jesus, sei es zum jüngsten Gerichte, oder wenn sie sterben sollen und es heißt: du Narr, diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern! dann ist es zu spät und es lässt sich nun und in Ewigkeit nicht nachholen, was auf Erden versäumt ist und es geht solchen Leuten, wie den törichten Jungfrauen; die Thür wird ihnen vor der Nase zugeschlagen, es ist zu spät! Und das gilt eben so wohl von den Sorgen der Armut, als von den Sorgen des Reichtums, beides sind Sorgen der Nahrung. Es kommt dieser Tag schnell über euch, spricht der HErr, denn wie ein Fallstrick wird er kommen über alle, die auf Erden wohnen. Kein Mensch weiß, wann er kommen wird, kein Engel weiß es, selbst Jesus weiß es nicht nach Seiner Menschheit. Sondern ehe man es vermutet, ist er da. Die Frommen haben wohl eine Art Ahnung davon, denn sie achten auf die Zeichen der Zeit. Aber auch das ist nur eine solche Ahnung, die hundertmal getäuscht wird. Wie oft ist schon von wirklich frommen Menschen geglaubt worden: jetzt kommt der jüngste Tag. Noch ist er immer nicht gekommen. Darum hütet euch vor allen falschen Propheten, die den jüngsten Tag ankündigen. Hier läuft z. B. in der Gegend viel ein Buch umher, das ist betitelt: der flüchtige Pater und andere solche Schriften. Wo ich die gefunden habe auch bei andern Leuten, da habe ich sie immer ohne weiteres in den Ofen gesteckt. Und das ist das einzige was man mit ihnen tun muss, um so mehr, wenn fromme Worte darin sind, dadurch auch die Gläubigen leichtlich betrogen werden. Welches Unglück hat der sonst fromme und brave Gottesgelehrte Bengel damit angerichtet, dass er weissagte, im Jahre 1836 würde der jüngste Tag kommen. Er kam nicht und viele litten Schiffbruch an ihrem Glauben, die fest darauf gewartet hatten. Jesus sagt ausdrücklich: wie ein Fallstrick, unvermutet und unversehens wird er kommen, darum lasset das Rechnen und das dumme Prophezeien. Dagegen tut, was der Heiland sagt: so seid nun wacker allezeit und betet, dass ihr würdig werden möget, zu entfliehen diesem allem, das geschehen soll und zu stehen vor des Menschen Sohn!

Wenn der HErr da sagt: zu entfliehen diesem allem, das geschehen soll, so hat da schon manche einfältige Seele gefragt: wie ist das denn möglich? der jüngste Tag kommt doch für alle, wie kann denn einer demselben entfliehen? Da steht ja aber gar nicht dem jüngsten Tage, das wäre freilich nicht möglich; sondern dasteht: diesem allem, das geschehen soll, also dem Bösen, dem Unglück, dem Gerichte, das die Gottlosen treffen soll. Denn an dem sollen die Frommen keinen Theil haben. Eben so musste Noah den Tag der Sündflut auch erleben, aber dem Gerichte der Sündflut durste er entfliehen, weil die Frommen nicht mit den Gottlosen umkommen sollen. So wirst du, wenn du fromm bist, zwar den jüngsten Tag mit erleben, aber dem Feuer und Gericht, dem Unglück und Entsetzen, das jener Tag für die Gottlosen mit sich bringt, sollst du entfliehen, und eben so sicher geborgen sein, als Noah in seiner Arche. Und eben so, wenn alle Menschen vor Jesu Angesicht erscheinen müssen, und die Gottlosen gelegt werden zum Schemel Seiner Füße, so wirst du das Stehen behalten, du wirst stehen können vor des Menschen Sohn. Aber höre des HErrn Wort: du musst wacker sein und beten. Einige leiten das Wort wacker her von wachen, und meinen, dass der HErr hier das Wachen empfehle. Nun kommt wachen und beten freilich oft sonst bei einander vor. Aber hier steht nicht wachen, sondern wacker. Und das ist noch mein Lebe nicht von wachen hergekommen. Sondern wackere Leute das sind brave, tüchtige, tapfere Leute, rechte Kämpfer. Also kämpfen, tapfer kämpfen sollen wir. Wissen wir ja doch, dass wir den listigen und grimmigen Satan zum Feinde haben und das ganze Heer seiner bösen Engel, dazu die ganze Menge der gottlosen Weltkinder, die ja immer zugleich Teufelskinder sind und die vornehmsten Werkzeuge seiner Schalkheit. Und dazu noch die Sündenlüste unsers eignen bösen Herzens. Das sind die Feinde, gegen die wir wacker streiten sollen. Und zwar in zweierlei Weise. Zuerst wir müssen uns verteidigen, wenn Satan. Welt und Sünde uns angreifen, das geschieht, indem wir dem Satan keinen Finger breit Raum geben. Mag er kommen mit List und mit Locken, mit Geld und Ehre, mit Lüsten und mancherlei Wohllüsten, mit Hochmuth und Vermessenheit, ja mit Verzweiflung und Verzagtheit, da muss es kurz heißen: hebe dich weg, Satan, du bist mir ärgerlich! Kommt er mit Drohen, Verfolgung, Ketten. Märtyrertod, so muss es kurz heißen: Christus ist mein Leben und Sterben mein Gewinn, und so mit Freuden den Rücken, die Wangen und den Hals dargeboten für den HErrn Jesum. Eben so musst du es mit der Welt machen und kurz und gut keine Gemeinschaft mit ihr huben, es heißt: rein ab und Christo an, so ist die Sache getan. Und dann mache nicht lange Federlesens mit deinen eignen sündlichen Lüsten; sondern reiße sie aus, als schnödes Unkraut, und sollte dein Herz darüber verbluten, es ist besser, dass es verblute und selig werde, als dass es nicht verblute und verdammt werde, wie geschrieben steht: die Sünde ruht vor der Thür; aber lass du ihr nicht den Willen, sondern herrsche über sie. Tust du das, dann wirst du nie deine Glieder zu Waffen der Ungerechtigkeit begeben, denn das werden sie nur, wenn du die Lüste sitzen lässt im Herzen. Willst du aber in solchem Kampfe gegen so mächtige Feinde siegreich sein, so vergiss das Beten nicht. Denn Jesus muss dir zum Kämpfen die Kraft verleihen, ja Er muss dein treuer Mitkämpfer sein und darum musst du Ihn bitten und besonders flehen, täglich und immer wieder aufs neue flehen: HErr Jesu, gib nur Deinen heiligen Geist. Dann hast Du den Sieg in Händen, denn wer mit Jesu kämpft, hat noch immer gesiegt.

Darum kommen wir auch jetzt zu Dir, Herr Jesu Christe, und bitten Dich, salbe uns mit Deinem heiligen Geist, dass wir einen guten Widerstand tun und den Sieg behalten. Satan ist mächtig, Du bist allmächtig. Die Welt lockt; der Himmel aber lockt noch weit mehr. Die Sünde ist kräftig, aber Dein Heiliger Geist ist kräftiger, denn Er ist allmächtig, wie Du. Wir geloben es Dir, alles was Du uns gesagt hast, wollen wir tun: wir wollen nicht saufen und fressen, sondern mäßig sein und nüchtern, wir wollen uns weder mit Sorgen der Armut plagen, noch mit Sorgen des Reichtums, wir wollen beten und arbeiten und Dich sorgen lassen. Wir wollen uns täglich vor Dein Gericht stellen, als ob es heute käme, damit wir bereit sein für und für. Wir wollen wacker kämpfen und beten und alles für Schaden und Dreck achten, um Dich zu gewinnen, auf dass wir, wenn Dein lieber letzter Tag kommt, mit Freuden unsre Häupter aufheben können, darum weil sich dann unsere völlige Erlösung naht. Erhöre uns um Deines teuren Blutes willen, das Du für uns vergossen hast. Amen.

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