Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen - Der 60. Psalm.
1. Ein goldenes Kleinod Davids, vorzusingen, von einem goldenen Rosenspan zu lehren; 2. Da er gestritten hatte mit den Syrern zu Mesopotamien, und mit den Syrern von Zoba; da Joab umkehrte, und schlug der Edomiter im Salztal zwölf tausend. 3. GOtt, der du uns verstoßen und zerstreut hast, und zornig warst, tröste uns wieder. 4. Der du die Erde bewegt und zerrissen hast, heile ihre Brüche, die so zerschellt ist. 5. Denn du hast deinem Volk ein Hartes erzeigt, du hast uns einen Trunk Wein gegeben, dass wir taumelten. 6. Du hast aber doch ein Zeichen gegeben denen, die dich fürchten, welches sie aufwarfen, und sie sicher machte, Sela. 7. Auf dass deine Lieben erledigt werden, so hilf nun mit deiner Rechten, und erhöre uns. 8. GOtt redet in seinem Heiligtum, des bin ich froh, und will teilen Sichem, und abmessen das Tal Suchoth. 9. Gilead ist mein, mein ist Manasse, Ephraim ist die Macht meines Haupts, Juda ist mein Fürst. 10. Moab ist mein Waschtöpfen, meinen Schuh strecke ich über Edom, Philistäa jauchzt zu mir. 11. Wer will mich führen in eine feste Stadt? Wer geleitet mich bis in Edom? 12. Wirst Du es nicht tun, GOtt, der du uns verstößt, und ziehst nicht aus, GOtt, auf unser Heer? 13. Schaffe uns Beistand in der Not; denn Menschenhilfe ist kein nütze. 14. Mit GOtt wollen wir Taten tun. Er wird unsere Feinde untertreten.
Der 60. Psalm hat wieder 1) eine ausführliche Überschrift: Ein goldenes Kleinod Davids, vorzusingen, von einem goldenen Rosenspan zu lehren; 2) Da er gestritten hatte mit den Syrern von Mesopotamien, und mit den Syrern von Zoba, da Joab umkehrte, und schlug der Edomiter im Salztal zwölf tausend. Dieser Psalm ist also ein Kriegslied, darin David den Wegen GOttes mit dem Volk Israel nachdenkt, wie Er sie vormals in die Hände ihrer Feinde gegeben, nun aber anfange, ihr Haupt aufzurichten, und die Feinde unter sie zu zwingen, woraus auch weitere Zuversicht aufs Künftige zu fassen sei. 3) David fangt also an, den HErrn seinen GOtt an die vormalige Ungnade über Sein Volk zu erinnern, und freut sich also desto mehr über das nun aufgehende Gnaden-Zeichen, V. 36. Wie wunderlich und hart hat GOtt von Zeit zu Zeit mit den Menschen-Kindern, auch mit Seinem Volk umgehen müssen, wegen ihres harten Unglaubens und Ungehorsams! Wie waren der Zeiten der Erquickung immer so wenig gegen die Zeiten der Heimsuchung durch innerlichen und äußerlichen Druck. Was hat das denen, die den HErrn fürchten, für manchen Kampf verursachen müssen? Wie treu aber ist GOtt, dass Er ihnen zum Besten immer etwas zu ihrem Halt aufgeworfen, daraus sie merken könnten, GOtt habe Seinen Bund nicht verlassen noch geändert, was aus Seinem Munde gegangen; sondern werde es nach diesen gerichtlichen Umwegen wieder aufs Geleis der Gnade hinüber lenken. 4) Darum fährt nun David im Psalm fort, seinen Glauben und Freude zu bezeugen, dass GOtt anfange, Hilfe zu schaffen, und Seine Verheißungen zu erfüllen, V. 7-12. Auch bei den jetzigen Siegen erneuert sich der Glaube immer wieder, wie es wäre, wenn es GOtt nicht täte, wenn Er nicht mit uns wäre. Damit erhält man sich desto mehr in Demut und Dankbarkeit, und so beschließt nun der Psalm mit Gebet und gläubigem Hinlehnen auf GOtt allein, V. 13. 14. O! dass wir doch die Klugheit lernten, nach GOtt zu fragen, oder GOttes Tun herauszusuchen aus so vielem Schutt menschlicher Umstände, die GOttes Hand verdecken, und das Vertrauen auf fleischlichen Arm leiten wollen. GOtt so fragen, wie David in allen Umständen getan, und auf dessen Reden im Heiligtum merken, würde einen dazu fördern. Je weniger einer Wort GOttes in sich wohnend hat, je mehr wird er noch in Furcht oder Vertrauen von menschlichem Geschwätz umgetrieben. Wie hängt das Herz in Kriegszeiten oft mehr an Zeitungs-Blättern als an dem, was GOtt im Heiligtum redet!