Passavant, Theophil - Abraham und Abraham's Kinder - 18. Was willst Du mir geben?

Passavant, Theophil - Abraham und Abraham's Kinder - 18. Was willst Du mir geben?

Herr, Herr, erwiedert Abraham, was willst Du mir geben? Ich gehe dahin ohne Kinder, und der Vogt (oder Besitzer?) meines Hauses ist dieser Elieser von Damascus. Mir hast Du keinen Samen gegeben, und siehe, der Sohn meines Hauses (Gesindes) soll mein Erbe sein. C. 15,2.3.

Theure Einfalt: - Abraham verstehet das Wort seines Herrn, und versteht's doch noch nicht ganz; Manches liegt ihm noch zu ferne; er braucht Hülfe von oben, von seinem Gott selbst, daß er es, das Wort und die Verheißung, im Glauben erreichen, und es sich so ganz zueignen könne; er gehet noch, wie seine Kinder, stufenweis auf den Glaubens-Wegen; er weiß es wohl, er spüret es längst schon in seinem Gott zugewandten Gemüthe, daß Gott sein Theil ist, sein bester Theil, und mit Ihm und in Ihm Alles; aber der Herr hat ihm Etwas, ein heiß ersehntes Etwas, für dieses Erdenleben verheißen: und nun so viele Güter, ein so großer Segen, und kein Fuß breit Landes, und soll doch das ganze Land seiner Nachkommen sein, und soll von ihm und von seinem Samen Segen auf alle Völker der Erde kommen; und er siehet rings um ihn her, wie seinen Leuten und Knechten Kinder und Kindeskinder geboren werden, und Abraham und Sara bleiben kinderlos; zu allen Zeiten ein schwerer Mangel; zu jener Zeit aber noch dazu, und auch später, für eine Hausfrau eine Schmach vor der Welt. Was willst Du mir geben? Ich bin so reich durch Deine Güter geworden, ich habe so viel, für Wen dies Alles? Was willst Du mir geben? Du hast uns ja Beiden ein Vater- und ein Mutterherz gegeben; und wir gehen ohne Kinder dahin.. - Es will einem Glaubensmann bange werden, wenn es ihm wird, als fasse er nicht seinen Gott, seines Lebens Licht und sein Heil.

So hat auch seit Abraham manches Ehepaar getrauert und oft und immer wieder zu Gott gesagt: Was willst du mir geben? Du weißest ja, was uns fehlet und uns drückt; - und glücklich, Wer es Ihm also, ohne Murren und ohne Bitterkeit klagt; Andere verklagen den Herrn zur Rechten, zur Linken, und zu Ihm Selber kommen sie nicht. Hier sind in der That die Wege des Herrn oft voller Räthsel und Geheimnisse; Er gibt's den Einen, den Andern nimmt Er's wieder; Er gibt dem Armen eine ganze Kinder-Schaar, und die Reichen läßt Er leer und einsam ausgehen. Hier wissen Unverstand oder Schwäche über das heilige, ihnen heilig anvertraute Gut nicht zu wachen; dort haben die treuesten Hände nicht, was heilig an das treue Herz drücken, und heilig dem großen Kinder-Freunde befehlen. So wahr bleibet es doch: Wir haben noch nicht hienieden Alles und volle Genüge, und sind noch nicht in Besitz des gelobten Landes gekommen. Eine Hanna wird es mit ihrem Gebete erlangen; eine andere Hanna hat auch ihr heißes Sehnen, und ihr frommes Gebet erlanget es nicht; ein frommes, treues Gemüth aber bekommt ein theures Wort, ein überschwänglich Pfand von oben, ins Herz hinein, die Antwort: Bin Ich dir nicht besser, denn zehn Söhne (1. Sam 1,8.)? Ich will dir mehr sein, denn Kind, und denn viele Kinder sinds. Matth. 10,37.

Das sind die Gedulds-Wege, Glaubens-Wege - im Lande, da man sich gar zu gerne Hütten bauen möchte, als die keine Pilger mehr wären hienieden. Es gehet durch's Stille-Sein in mancher Entbehrung, durch's Harren in mancher Finsterniß, durch Gehorsam, Ergebung, Hingebung; durch's Drangeben der tiefsten Bedürfnisse, der billigsten Wünsche, des schönsten Verlangens, arm, willenlos und doch nicht trostlos, dem Einen, seligen Ziele zu. Wer es glaubet, es Ihm glaubet, hat seine Thränen, aber auch seinen Trost; einen Trost, weit über alles Weinen und alles Entbehren; Wer nicht glaubet, hat nur seine Thränen, und noch dazu viel Aerger und Unruh; denn Wer wird dich trösten, so es Gott nicht thut, und du mit all deinem Sehnen und Begehren immerdar wider Gott streitest? Fürwahr, Solche mögen Gott nicht gefallen; denn wer zu Gott kommen will, der muß glauben, daß Er sei, und denen, die Ihn suchen, ein Vergelter sein werde: Ebr. 11,6. Was machet aber - bei aller Erkenntniß und aller Erfahrung - all unseren Glauben oft so eitel und unnütze für uns selbst? Das thut die Sünde, die angeborene und tägliche Finsterniß und Untreu; und weil uns die Sünde immer so anklebet, darum muß uns Gott solche Wege führen: Nicht wie du willst, mein Kind, sondern wie Ich will; denn Ich bin dein Gott, und du, das Gebilde Meiner Hand. Ich, Ich bin der Herr, und ist außer Mir kein Heiland: Jes. 43,11. - Mein Freund, nicht was du dir einbildest, wird dir Licht sein; und nicht was du begehrest, wäre dir Heil; Der dein großer Lohn sein möchte, hat dir ein besseres Heil erkoren; und nun, es rechte mit Ihm, wer es nicht glauben will; - mein Freund, auf Tausend können sie Ihm nicht Eins antworten: Hiob 9,3.

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