Nagel, Gustav Friedrich - Christum erkennen

Nagel, Gustav Friedrich - Christum erkennen

Christum erkennen heißt, unter dem Wirken der Christusgnade und Wahrheit einmal gründlich kommen zu sich selber. Es heißt durch Selbstgericht und Selbstverleugnung hindurch „ausziehen den alten Menschen mit seinen Werken und anziehen den Herrn Jesum Christum.“ Es heißt mit aufgedecktem Angesicht das Bild des verherrlichten Christus sehen und in dieses Bild umgestaltet werden. Es heißt neu werden in dem, der alles neu macht.

Wenn nun für die Erkenntnis Christi keine Verstandesschärfe Bedingung ist, wenn jeder Unmündige ihn erkennen kann, dann könnte es scheinen, als sei solche Erkenntnis die leichteste Sache von der Welt. Dem steht aber gegenüber die Tatsache, daß nur wenige in die Erkenntnis Christi eindringen. In Wirklichkeit wird denn auch hier etwas viel Schwereres gefordert als bloße Verstandesbegabung. „Wer da will, der komme.“ - Die Frage nach dem Willen greift ganz anders als jede andere Frage hineiin ins Herz, in den Mittelpunkt der Persönlichkeit. Das höchste Vermögen, das Gott dem Menschen geschenkt hat, ist, daß er wählen und sich entscheiden kann. Es kommt darum auch nichts und niemand in uns hinein gegen unseren Willen. Wer uns haben will, muß uns fragen, ob wir wollen. Wenn der Teufel uns haben will, muß er fragen, ob wir wollen. Der Heiland, der uns liebt und den höchsten Preis für uns zahlte, um uns zu gewinnen, fragt uns, ob wir wollen. Gott wendet sich mit all seinem Wirken vor allem an unserem Willen. Ungezählte geben hier nicht nach. Sie wollen nicht die Herr schaft Christi und seines Geistes. Damit versperren sie sich selbst den Weg zur Erkenntnis Christi. Nun kommen sie zwar mit allerlei kritischen Einwendungen gegen das Evangelium, mit allerlei verstandesmäßigen Bedenken, die es ihnen unmöglich machten, an Christum zu glauben.

Aber es muß demgegenüber mit allem Nachdruck die Frage gestellt werden: Wollt ihr den Willen Gottes tun? Liegt euch wirklich alles daran, mit Gott und mit der Ewigkeit ins Reine zu kommen? Seid ihr bereit, zur Lösung dieser Fragen den letzten Preis zu zahlen? Auch Jesus hat eben diese Fragen an seine Zeitgenossen gestellt. Wer ihnen gegenüber in seinem Eigensinn beharren und seinen Kopf durchsetzen will, dem kann nicht geholfen werden. Kapitulation des Willens tut not, wo der Vater seinen Sohn offenbaren soll.

Vor dem Krieg war eine Schriftstellerin in Deutschland tätig, deren Schriften und Lehren weite Verbreitung hatten. Gelegentlich spricht sie sich über ihre Stellung zu Jesus aus. Sie sagt: „Meine Ablehnung Christi hat nichts zu tun mit den Gründen der Wissenschaft. Sie liegt jenseits der Linien, mit denen es die Bibelkritik und die Weltanschauung zu tun hat. Es kostet Opfer, sich in Jesus einzuleben, und diese Opfer lehne ich ab.“

Quelle: Gärtner - Eine Wochenschrift für Gemeinde und Haus 1926

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/n/nagel/nagel-christum_erkennen.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain