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Müller, Heinrich - Lobe den Herrn

Müller, Heinrich - Lobe den Herrn

Lobe den Herrn, meine Seele! und vergiß nicht, was er dir Gutes gethan hat. Ps. 103, 2.

Es gehört mit zu der Unart unseres Herzens, daß es die Wohlthaten Gottes nicht genug oder gar nicht erkennt, darum entzieht er uns oft dieselben, damit wir einsehen, was er vordem uns Gutes gethan hat, und dankbar seyen, wenn er es wieder giebt. Eine Frau, die der Herr in der Zucht seines Geistes hielt, war lange an einem Fieber gelegen. Als sie endlich genesen das erstemal zum Brunnen gieng und beim Schöpfen des Wassers wieder einmal nach Lust davon trank, erkannte sie, welches Labsal das Wasser sey, das sie lange entbehrt hatte. „Und du hast Gott noch nie dafür gedankt,“ strafte sie sich selbst, und nahm sich vor, nie wieder Wasser zu trinken, ohne dem Herrn für diese Gutthat zu danken. - So muß uns oft eine Krankheit lehren, was es Gutes um die Gesundheit, um vorher gering geachtete Nahrung, um den Besitz von Freunden und Verwandten und Anderes mehr ist, das wir gewöhnlich ohne Dank hinnehmen, ja womit wir oft unzufrieden sind. Wohl dem, welcher durch Krankheit oder Anderes vom Undank geheilt wird, denn wie kann ein Undankbarer in der Gnade Gottes stehen und den Himmel ererben? Dankbarkeit ist die leichteste Tugend; jedes Kind, ja selbst ein Thier kann sie üben; eben darum ist der Undank das größte Laster und ist doch allgemein unter den Menschen. Er führt denn auch seine Strafe schon in diesem Leben mit sich. Haben wir Gutes von Gott empfangen und sollten das Böse nicht auch annehmen? sprach Hiob, und aus dem Andenken an die genossene Güte Gottes floß die Ergebung und Geduld, mit welcher er Anfangs seine Verluste und seine Krankheit trug.

Wo man dagegen des Guten vergißt, das man von Gott empfangen hat, und übersieht, was man immer noch Gutes von ihm hat. da kann das Herz zu keinem rechten Vertrauen kommen, noch zu stiller Ergebung und Geduld; da wird ebendarum alles Leiden doppelt und hundertfach schwerer, und ist lauter Ach und Weh, Klagen und Murren.

Wie Gott, so können auch die Angehörigen solchen Kranken nichts recht machen; statt für jedes Glas Wasser, das sie ihnen bringen, zu danken, machen sie ihnen ihre Verpflegung durch üble Laune, herrisches Fordern, ungeduldiges Beschweren und Klagen sauer. Kurzes Alleinseyn bringt sie zu dem bittern Vorwurf, wie man sie im Elend verlasse, ein nach ihrer Meinung nicht genügsames Eilen mit der Herbeischaffung von Diesem und Jenem veranlaßt sie zu herbem Tadel, wie man sie versäume; ja eine Falte am Bett kann sie ärgern, jede Mücke sie erzürnen. Die Krankheit, sagt man, mache sie wunderlich. Nein, nicht die Krankheit, sondern der Undank und die Friedlosigkeit des Herzens macht sie wunderlich. Wer dankbar ist gegen Gott, der dankt auch seinem Mitmenschen für jeden, selbst den geringsten Dienst, und wer Friede mit Gott hat durch Jesum Christum, der ist auch still und geduldig im Leiden und freundlich gegen Die, so ihn pflegen. Bist du wunderlich gegen die Deinigen, so suche den Grund nicht in deiner Krankheit, sondern in deinem Herzen. Der Friede Jesu fehlt dir; prüfe und frage: warum fehlt er mir?

Wer Friede mit Gott hat, der dankt ihm auch in Krankheit und Schmerzen, ja, noch im Tode, vor Allem preist er die Liebe, damit er ihn in Christo geliebet und begnadet hat. Dadurch gewinnt sein Herz die Zuversicht: Der seines eingeborenen Sohnes nicht hat verschonet, sondern hat ihn für mich dahin gegeben, wie sollte er mir mit ihm nicht Alles geben, was mir gut ist? Er legt mir auch die Krankheit aus Liebe auf; Er wirds wohl machen. Was will mich scheinen von der Liebe Gottes? Trübsal oder Angst, Verfolgung oder Hunger, oder Blöße, oder Fährlichkeit, oder Schwert? In dem Allem überwinden wir weit um Deß willen, der uns geliebet hat! Röm. 8, 35. ,

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