Melanchthon, Philipp - De Anabaptistis

Melanchthon, Philipp - De Anabaptistis

1. Decb.

Ex autographo Mel. in tabul. Vinae. Reg. N. fol. 492. Lit. Q.Q. no. 1

Verzeichniß von den Wiedertäufern, so zu Jena gefangen sitzen.

Zu Jena sind im Gefängniß drei Wiedertäufer mit Namen Heinz Kraut, Jost Müller und Hans Peißker von Kleineutersdorf. Mit diesen ist einer eingezogen Namens Hilarius Petzsch, der wohnt etwa bei Sangerhausen, und ist neulich zu diesen Rottengeistern kommen, aber noch nicht getauft. Er sagt auch, er wolle gern davon abstehen, und sich unterweisen lassen, den er an Orten gewohnet, da man das Evangelium nicht predige, darum er keinen Unterricht gehabt, und habe sich nicht gewißt zu hüten vor dieser unrechten Wiedertäufersecte. Und ist wahr, dieser Hilarius weiß wenig von Christlicher Lehre, daß nicht Wunder ist, daß er sich hat verführen lassen.

Nu haben D. Caspar Cruciger, der Prediger allhie, und Mag. Philippus mit gedachten Wiedertäufern fleißige Unterrede gehabt; zween Tage haben sie gefragt von den vornehmsten Artikeln der christlichen Lahr. Und wiewohl sie als ungelahrte Leute von vielen Artikeln nicht sehr guten Bericht thun, haben wir sie gleichwohl nicht wollen in andern subtilen Artikeln gefährlich examiniren, oder übereilen, sondern haben die groben Artikel vorgenommen, darauf besonders ihre neue Secte und Heiligkeit gegründet ist. Denn so der Richter sprechen sol, ist gut, daß man eigentlich und gründlich weiß, was ihre vornehmsten Puncte sind, welche ihnen nicht mit Gefahr aufgelegt werden, sondern daß sie im Grunde und ernstlich also halten. Item, diese ihre Artikel sind aufrührisch, derohalben dem Richter auch deß leichter darüber zu sprechen. Auch haben wir verhofft, sie sollten in den groben Artikeln sich haben weisen lassen. Nun beruhen die drei: Heinz Kraut, Jost Müller und Hanz Peißker auf diesen Artikeln.

Von der Taufe.

  • In Kindern sey nicht Sünde, darum bedürfen sie der Taufe nicht.
  • Die angeborne Schwachheit sey nicht Sünde; aber dann, so ein Mensch in vernünftigen Jahren willige in solche Schwachheit, sey erst Sünde am Menschen.
  • Verdammen also gar und ganz die Kindertaufe.
  • Sie sagen, alle Kinder, auch der Türken, Juden, Heiden etc., werden zugleich selig ohne Tauf; denn was Gott geschaffen habe, das sey gut.

Von weltlichem Regiment

  • Ein Christ könne nicht Oberkeit, Fürst oder Regent seyn, der mit dem Schwert strafete.
  • Christen sollen keine Oberkeit haben, denn die Diener des Worts.
  • Ein Christ soll nicht Eide schwören.
  • Ein Christ soll nichts Eigenes haben, sondern, wo man eine Brüderschaft hat, seine Güter im gemeinen Gebrauch geben, wie die Apostel eine Gemeinschaft gehalten, davon geschrieben stehet in der Apostel Geschicht, und daß solche Gemeinschaft vonnöthen sey.
  • Zwischen der gläubigen Person und der ungläubigen kann keine Ehe seyn. Darum so ein Wiedertäufer ein ehelich Weib hat, die der Wiedertäufer Secte nicht annehmen will, und darwider ist, mag der Wiedertäufer sie verlassen, und eine andere nehmen. Er könne auch kein ehelich Leben bei ihr haben, sondern diese Beiwohnung sey Hurerei.

Wir haben mit Fleiß ihre Meinung und Gemüth erforscht, daß wir gründlich und gewißlich wüßten, ob sie diese gemeldte Artikel ernstlich und im Grunde also halten, uund finden, daß dieses eigentlich und gewißlich ihr Gemüth ist. Dagegen haben wir ihnen die heil. Schrift und Unterricht nach aller Nothdurft angezeigt. Sie sagen aber, man muß die Schrift geistlich verstehen etc., und sind jämmerlich verirret, schelten und toben sehr, stecken voll Zorn und Haß. Wir haben sie freundlich und christlich gebethen und vermahnet, sie sollten sich weisen lassen, sollten doch die Sprüche, so wir ihnen angezeigt haben, betrachten; mit der Zeit würde sie Gott erleuchten, so sie sein Wort vor sich nehmen und mit Fleiß bedenken würden. Aber sie sagen, sie wollen bei demjenigen bleiben, daß sie Got gelehret habe.

Ich habe auch vor, noch weiter mit ihnen zu reden, und ihnen auf jeden Artikel die klaren Sprüche vorzuschreiben, daß sie dieselbigen betrachten.

Philippus Melan.

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