Luther, Martin - Eine Predigt vom Ehestand

Luther, Martin - Eine Predigt vom Ehestand

Anno 1525 zu Wittenberg

Das dritte Teil

Nun wollen wir, liebe Freunde, sagen, wie Mann und Weib, die nun ehlich geworden sind, im Ehstand göttlich leben sollen. Zum ersten, was der Mann schuldig ist zu tun, darnach, was das Weib tun soll.

Die Welt, wenn sie vom Ehstand höret, saget sie: Ja, es wäre wohl gut, ehlich zu werden, aber womit ernähret man ein Weib? Denn es ist ein essend Pfand. Dieselbigen sollen hier hören, womit sie ihre Weiber ernähren sollen, als dass der Mann nicht darf denken, dass er derhalben ein Weib genommen, dass er nun ledig spazieren und junkern gehen wolle, oder dass ihn das Weib als einen Junker ernähren solle. Nein, sondern dass der Mann das Weib nicht anders wie ein Vater sein Kind ernähren solle. Ja, sprichst du, womit? Das sollst du jetzt hören. Denn so spricht Gott zu Adam, da er der Stimme des Weibes gefolget hatte. Darum ist's nicht gut allwege, dem Weibe folgen.

„Im Schweiß deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis dass du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist, denn du bist Erde und sollst zu Erde werden“ Genesis 3. Da hörest du, womit du dein Weib ernähren sollst, also, dass du sollst in deine Hand speien und es dir sauer lassen werden und arbeiten, dass dir der Schweiß über die Nase läuft, das gehöret dazu, lieber Geselle.

Nun heißet „im Schweiß des Angesichts das Brot essen“ nicht allein arbeiten mit den Händen, wie ein Ackermann oder Bauer tut, sondern es heißet, dass ein jeglicher seinem Beruf fleißig nachlebe. Ist einer ein Ackermann oder Handwerker, Schneider oder Schuster, dass er das getreulich warte, nicht gehe zum Biere, lasse alles liegen, schlage sich auf den Abend mit der Frau, wenn er nicht mehr Geld zu verschlemmen hat, und verkaufe dem armen Weibe alle ihre Kleider und was sie hat. Nein, so soll es nicht heißen, sondern „im Schweiß deines Angesichts“, das ist: in getreulicher und fleißiger Arbeit sollst du dein Weib ernähren, wie der 128. Psalm saget: „Wohl dem, der den Herrn fürchtet und auf seinen Wegen gehet, du wirst dich nähren von deiner Hände Arbeit, wohl dir, du hast's gut.“ Da stehet's klärlich: willst du ein gottesfürchtiger Ehemann sein und auf Gottes Wegen wandeln, so nähre dich mit deiner Hände Arbeit. Tust du das, so soll Gottes Segen dazu kommen, wie hier stehet: „wohl dir, du hast's gut“, das ist: erstmals will er dein gnädiger Gott und Vater durch Christum, seinen lieben Sohn, sein. Darnach will er deine Arbeit so segnen, dass du dadurch dein Weib und ganzes Hausgesind sollst ernähren, und, wie der 34. Psalm saget, wenngleich die Reichen, die auf ihren Reichtum, so sie zusammen bringen, pochen und trotzen, müssen darben und hungern, denn es zerrinnet ihnen alles unter den Händen, so sollen aber, die den Herrn fürchten und sich mit Gott und Ehren, ohne Betrug des Nächsten in ihrem Beruf mit ihrer Handarbeit nähren, keinen Mangel haben an irgendeinem Gut, das ist: Gott will ihnen ihre Arbeit so segnen, dass, wenn sie in die Winkel ihrer Häuser sehen, noch keinen sollen ledig finden, ob sie wohl beide, als Mann und Weib, in Armut zusammengekommen sind, noch dazu will ihnen Gott, der Vater, den sie fürchten und lieben, Essen und Trinken, Kleider und Nahrung, ob es wohl kümmerlich zugehet, bescheren und geben.

Derhalben sollen wir uns das Wörtlein wohl merken und an unsere Kammer und Stube schreiben und unsere Kinder lehren, dass der Heilige Geist im Psalm saget: „Wohl dir, du hast's gut.“

Wiederum hören wir hier, dass der Mann, der Gott nicht fürchtet, auch nicht auf seinen Wegen gehet, sondern in des Teufels Weg wandelt, der nicht Arbeit, nur spazieren gehen will, der soll es nicht gut haben und unselig sein, das ist: einen ungnädigen Gott haben. Dem will er das Seine auch nicht segnen, sondern er ist des Teufels Märtyrer und Diener, der hilft ihnen auch zuletzt, wenn sie nichts mehr haben, dass sie lassen die Hände an anderer Leute Arbeit kleben, werden darnach an den lichten Galgen gehangen. So lohnet ihnen denn ihr Gott, der Teufel, dem sie gedienet haben. Nein, so soll es den gottfürchtigen Männern nicht gehen; wenn sie arbeiten, so soll ihre Arbeit gesegenet werden, dass sie sollen haben, was ihnen not ist, ob's ihnen gleich sauer wird, das achten sie nicht, denn sie wissen, dass es so und nicht anders gehen muss, da stehet Gottes Wort: „Im Schweiß deines Angesichts sollst du dein Brot essen.“

Also arbeitet auch ein Predikant „im Schweiß seines Angesichts“, welchs gewiss die große Arbeit ist, mit dem Kopf arbeiten, wenn er treulich studieret, damit er mit Predigen, Sakrament reichen sein Amt ausrichten kann. Desgleichen ein Fürst, Edelmann, Bürgermeister, so sie fleißig ihr Amt ausrichten mit Regieren, so heißet alles „im Schweiß das Brot essen“. Wohl jenen, so soll bei ihnen Gottes Segen sein, dass sie es sollen gut haben, gehorsames Land und Leut haben, davon sie ihren Stand erhalten sollen. Das ist nun das erste Stück, dass der Mann fleißig soll arbeiten, damit er sein Weib und Kinder ernähre, denn von Arbeit stirbet kein Mensch, aber vom Ledig- und Müßiggehen kommen die Leut um Leib und Leben, denn der Mensch ist zur Arbeit geboren, wie der Vogel zum Fliegen Job am 5. Zum andern soll der Mann lieben sein Weib als seinen eigenen Leib, wie St. Paulus spricht zu den Ephesern am 5. Kapitel: „Ihr Männer, liebet eure Weiber als eure eigenen Leiber. Wer sein Weib liebet, der liebet sich selbst.“ Da höret ihr, wie fein der Apostel lehret, wie sich der Mann gegen sein Weib halten soll, also, dass er sie nicht soll achten, als wäre sie ein Fußtuch, wie sie denn auch nicht aus einem Fuße geschaffen ist, sondern aus des Mannes Rippe mitten im Leib, dass sie der Mann nicht soll anders halten, als sei sie sein eigen Leib oder Fleisch. Und wie zärtlich und freundlich er mit seinem Leibe umgehet und handelt - ist der schwarz, so verwirft oder verstößet er den nicht derhalben, ist der krank, so pfleget und wartet er sein, und ob er's nicht allezeit gleich macht, so hält er's ihm alles zugut -‚ also soll es der Mann mit seinem Weibe auch machen. Und obgleich ein anderes Weib schöner, besser beredt, klüger, weiser und gesünder ist denn dein Weib, so sollst du doch die nicht so sehr lieben als deinen eignen Leib, nein, nein, sondern dein Weib sollst du lieben als deinen eignen Leib, und ob sie dir's nicht allezeit gleich machen kann, trag mit ihr Geduld wie mit deinem eigenen Leibe, und tue, wie der Weingärtner mit seinem schwachen Weinstock tut, wie denn der Heilig Geist im 128. Psalm das Weib einen Weinstock heißer; wenn man den will anbinden, der sonst an sich selber schwach ist, wie ein Weib, dass er tragen und Frucht bringen soll, so nimmt der Weinmeister nicht dazu eine große, eiserne Wagenkette oder. einen groben hanfenen Strick, sondern ein fein behend Strohbändelein, damit bindet er ihn an.

Also soll man auch die Weiber regieren, nicht mit großen Knütteln, Flegeln oder ausgezogenen Messern, sondern mit freundlichen Worten, freundlichen Gebärden und mit aller Sanftmut, damit sie nicht schüchtern werden, wie St. Peter 1. Per. am 3. Kapitel saget, und erschrecken, dass sie hernach nicht wissen, was sie tun sollen. Darum muss man die Weiber mit Vernunft und nicht mit Unvernunft regieren und dem weiblichen Geschlechte als dem schwächsten Werkzeuge seine Ehre geben, auch als Miterben der Gnade des Lebens, auf dass unser Gebet nicht verhindert werde, und das heißer denn, wie St. Paulus zu den Ephesern am 5. Kapitel spricht: „Ihr Männer, liebet eure Weiber, wie Jesus Christus geliebet hat seine Gemeinde“ oder Kirche. Wollen nun auch hören, was das Weib tun soll im Ehstande.

Das Weib muss auch zwei Stück leiden oder tun. Erstlich, wie Gott sagt: „Ich will dir viel Schmerzen schaffen, wenn du schwanger wirst, und du sollst mit Schmerzen deine Kinder gebären“, das ist: wenn nun Gott Gnade gibet, dass das Weib schwanger ist, so finden sich zwei Stück. Erstlich, dass dann das Weib große Schmerzen und Krankheit bekommt, da sind Wehtage des Haupts, der Schwindel, da ekelt und grauer es ihr vor Essen und Trinken, da kommt oftmals ungewöhnlich Erbrechen, Wehtage der Zähne, Geschwulst der Beine, Wehtage des Leibes. Darnach befällt sie oftmals die Lust auf rohe, unnatürliche Ding zu essen, wenn sie sonst gesund wäre, so würde sich ihre Natur davor entsetzen. Das ist eins, darein sich das Weib muss ergeben, zu dulden und zu tragen, wenn sie schwanger wird.

Darnach, wenn sie soll gebären, so kommt erst der rechte Jammer und Gefahr, dass das arme Weib auch mit großer Gefährlichkeit ihres Lebens in Angst und Not ihr Kind muss gebären, und manche muss auch den Hals darüber lassen. Wenn nun solch Elend und Jammer die gottlose Welt siehet und höret, so richtet sie es nach ihrer Vernunft und Gefühlen und saget bald: darum ist nichts besser denn ohne Mann oder Weib geblieben, so ist man dieser Not aller frei.

Aber Christen und christliche Weiber, die von unseres Herrn Gottes Wort wissen, die sagen viel anders und das, wenn sie gleich hören und erfahren diese und andere Jammer im Ehstande. Was tun sie? Das tun sie, dass sie am ersten auf Gottes Wort sehen und hören, wie Gott ihnen diese Schmerzen und Kümmernis auflegt, darum trösten sie sich seines göttlichen, gnädigen Willens und sagen: Das weiß ich, dass solche Schmerzen, Elende und Kümmernis von niemand herkommen denn von meinem frommen Gott, der mir's auferleget hat, darum will ich's auch um seinetwillen gerne dulden und leiden, und wenn ich gleich darüber hingehen sollt.

Darum soll man die Weiber in Kindesnöten vermahnen, dass sie ihren möglichen Fleiß allda beweisen, das ist, ihre höchste Kraft und Macht dran strecken, dass das Kind genese, ob sie gleich darüber sterben. Denn etliche Frauen sorgen mehr für sich, wie sie mit dem Leben davon kommen, denn für das Kind, als die sich vor dem Tod fürchten und die Schmerzen gern übergehen wollten. Das ist nicht recht noch christlich.

Also sollt man auch ein Weib trösten und stärken in Kindesnöten, nicht, wie im Papsttum geschehen, mit St. Margareten Legenden und andern närrischen Weiberwerken umgehen, sondern also sollt man zu ihr sagen: „Liebe Frau, gedenket, dass Ihr ein Weib seid und dies Werk Gott an Euch gefället. Tröstet Euch seines Willens fröhlich und lasst ihm sein Recht an Euch, gebt das Kind her und tut dazu mit aller Macht. Sterbet Ihr darüber, so fahrt hin in Gottes Namen, wohl Euch, denn Ihr sterbet eigentlich im edlen Werk und Gehorsam Gottes. Ja, wenn du, liebe Frau, nicht ein Weib wärest, so solltest du jetzt allein um dieses Werks willen wünschen, dass du ein Weib wärest, und so köstlich in Gottes Werk und Willen Not leiden und sterben, denn hier ist Gottes Wort, das dich also geschaffen, solche Not in dir gepflanzet hat. In solcher Kindesnot starb die Rahel, des heiligen Patriarchen Jakobs Weib Genesis. am 35. cap. Da begrub er sie am Wege, als man nach Bethlehem gehet, und nicht hinter der Mauer auf dem Kirchhofe, wie im Papsttum geschehen ist, als wären die Sechswöchnerinnen von Gott vermaledeiet, dass sie nicht dürfen mitten auf dem Kirchhof bei andern Christen begraben werden. O Blindheit! Sage mir nun, lieber Christ, ist das auch nicht, wie Salomon spricht Proverb. am 18., Wohlgefallen von Gott schöpfen, auch mitten in solcher Kindsnot und Schmerzen?

Also tröstet auch St. Paulus die Weiber 1. Timo: 2, da er saget: „Adam ward nicht verführet, das Weib aber ward verführet und hat die Übertretung eingeführt. Sie wird aber selig werden durch Kinderzeugen.“ Das ist gar ein groß, herrlich, tröstlich Wort, das die Weiber um der ganzen Welt Schatz nicht sollten geben, dass sie hören, dass ihre Schmerzen und Kümmernis, so sie mit Kindergebären haben, so hoch Gott angenehm und gefällig sind, dass sie dadurch selig werden. Was könnt Tröstlichers den Weibern gesagt werden? O behüte Gott, wenn die Nonnen im Kloster ein solch Wort hätten, das ihren Stand hieße einen seligen Stand, wie sollten sie sich aufbrüsten und rühmen?

Aber das müssen wir auch nicht schlicht so verstehen, als sollt solche Seligkeit alleine geschehen durch Kinderzeugen.

Nein, sonst wären Juden- und Türkenweiber auch selig; sondern dies ist gesaget von den Weibern, die Christen sind und durch den Glauben an Jesum Christum Vergebung der Sünde, Leben und Seligkeit haben.

Dieselbigen haben den Trost, dass ihnen solche Schmerzen, als Früchte des Glaubens, eitel selige Schmerzen und Kümmernis sind, die ihrem frommen Gott und Vater wohlgefallen und behagen. Darum sagt auch der liebe Paulus hernach selber: „Das Weib wird selig werden durch Kinderzeugen“, ja, wie? Also, „so sie“, das ist: das Weib oder die Weiber „bleiben im Glauben und in der Liebe und in der Heiligung samt der Zucht“.

Das ist nun das erste Stück, dass die Weiber sollen Geduld tragen und es sich gefallen lassen, so ihnen Gott, wenn sie schwanger werden und ihre Kinder gebären, Schmerzen, Elend und Kümmernis zuschicket, dass solchs eitel selige und aber selige Gotteswerk und Wohlgefallen sei.

Zum andern, so soll des Weibes Wille, wie Gott saget, dem Manne unterworfen sein und der soll ihr Herr sein. Das ist: dass das Weib soll nicht ihres freien Willens leben, wie denn geschehen wäre, wo Eva nicht gesündiget, so hätte sie mit Adam, dem Mann, zugleich regieret und geherrschet als sein Mitgehilfe. Jetzt aber, nun sie gesündiget und den Mann verführet, hat sie das Regiment verloren und muss ohne den Mann nichts anfangen oder tun. Wo der ist, muss sie mit und sich vor ihm ducken als vor ihrem Herrn, den sie soll fürchten, ihm untertan und gehorsam sein.

Das ist nun die andere Strafe des Weibes, dass sie ihren Mann verführet. Und ich will glauben, dass die Weiber die vorigen beiden Strafen, wiewohl sie schwerer sind, nämlich Schmerz und Kümmernis, wenn sie schwanger gehen, eher und lieber, ja auch williger und geduldiger leiden wollten, denn dass sie sollen den Männern untertan und gehorsam sein, so gerne herrschen und regieren die Weiber von Natur, ihrer ersten Mutter Eva nach.

Darum gebieten auch oftmals die lieben Apostel in ihren Schriften, und sonderlich St. Peter, und desgleichen spricht St. Paul zu den Ephesern am 5.: „Die Weiber seien untertan ihren Männern als dem Herrn, denn der Mann ist des Weibes Haupt.“ Item zu den Kolossern am dritten desgleichen. Derwegen, so ist auch nicht das Weib aus dem Haupt geschaffen, dass sie nicht regieren soll über den Mann, sondern ihm untertan und gehorsam sein.

Darum träget das Weib auch eine Macht, das ist der Schleier, auf dem Haupt, wie St. Paulus 1. Korinther. am 11. schreibet, dass sie nicht frei, sondern unter dem Gehorsam des Mannes ist.

Es verschleiert sich auch das Weib mit einem feinen, weichen Schleier, der von hübschem, weichem Flachs oder Leinwand gesponnen und gemacht ist, und windet nicht einen groben hänfenen Schlauder oder ein unflätig Tuch um das Haupt oder Maul. Warum aber? Darum, dass sie dem Manne feine, liebliche, freundliche Wort soll geben und nicht grobe, unflätige Scheltwort, wie die bösen Weiber tun, die das Schwert im Maul führen und werden darnach auf die Scheide geklopfet. Derhalben soll auch das Weib, wie auch droben aus dem 128. Psalm gesaget, eines Weinstocks Art an sich haben, denn der lässet sich fein biegen und lenken, wie der Weinmeister nur will, mit einem Strohbändelein. Also sollen auch die Weiber sich von ihren Männern fein mit Worten lenken und ziehen lassen, damit die großen und groben Schläge und Streiche verbleiben, wie denn die frommen, gehorsamen Weiber pflegen zu sagen: ungeschlagen ist am besten.

Das ist nun das ander Stück, was das Weib im Ehstande tun soll, nämlich, dass sie ihrem Mann untertänig und gehorsam sein soll, ohne seinen Willen nichts anfangen oder tun.

Das dritte Stück, was nun beide, Mann und Weib tun sollen, wenn ihnen Gott Kinder gibet oder bescheret, wie sie die in Gottesfurcht erziehen sollen.

Denn so gebietet Gott Deute. 6 und am 11.: Wenn Gott den Eltern Kinder gibet, so sollen dieselbigen lehren Gott lieben von ganzem Herzen und von ganzer Seele und allem ihrem Vermögen. Und dass man ihnen soll Gottes Wort einschärfen, das ist: es immer mit ihnen treiben und üben, dass es nicht verroste noch verdunkele, sondern stets in Gedächtnis und Wort als neu und helle bleibe.

Denn je mehr man von Gottes Wort handelt, je heller und neuer es wird, und es heißer billig „Je länger, je lieber“; wo man's aber nicht treibet, so wird's bald vergessen und unkräftig.

Also redet Gott von Abraham Genesis 18, da er spricht: „Wie kann ich Abraham verbergen, was ich tue, sintemal er zu einem großen Volk werden soll und in ihm sollen gesegnet werden alle Völker, denn ich weiß, er wird befehlen seinen Kindern und seinem Hause nach ihm, dass sie des Herrn Wege halten und tun, was recht und gut ist.“ Also lehret auch St. Paulus zu den Ephesern am 6. Kapitel: „Ihr Väter, erbittert eure Kinder nicht“, auf dass sie nicht scheu werden, „sondern ziehet sie auf in der Zucht und Vermahnung zum Herren.“ Denn ein Vater kann wohl die Seligkeit an den Kindern verdienen, wenn er die wohl ziehet, ziehet er aber die übel, kann er wohl die Höll und höllisch Feuer an den Kindern verdienen. Wie denn die Leute tun, die ihre Kinder von Jugend auf gewöhnen, falsch Maß, Gewicht oder War zu geben. Item lassen sie fluchen und martern, dass es greulich zu hören ist. Weh denen, die müssen am Jüngsten Tage gar schwere Rechenschaft dafür geben.

Das ist nun das dritte Stück, dass die Eltern ihre Kinder sollen auferziehen in Gottesfurcht, wie Gott durch Mose gebietet, denn das hat er noch nicht aufgehoben, gleichwie er nicht hat aufgehoben das vierte Gebot, Vater und Mutter zu ehren und gehorsam zu sein. Also haben wir nun gehört, was Mann und Weib im Ehstand tun sollen. Wollen wir nun hören das vierte Teil, ob sich auch Mann und Weib wieder voneinander scheiden mögen.

Das vierte Teil

Nun ist die Frag: Mögen sich auch Mann und Weib wieder voneinander scheiden? Antwort: Nein, denn es heißer, wie Christus spricht Matthäi am 19. Cap.: „Was Gott zusammen gefüget hat, das soll kein Mensch scheiden.“ Und weiter: Wer sich von seinem Weibe scheidet (es sei denn um der Hurerei willen) und freier eine andere, der bricht die Ehe, und wer die Geschiedene freier, der bricht auch die Ehe. Das ist ein dürrer, klarer und heller Text, der saget, dass niemand, weder durch Aussatz oder stinkenden Atems willen oder anderer Gebrechen soll sein Weib verlassen oder das Weib den Mann, alleine von wegen der Hurerei und Ehebrecherei, denn die Stück alleine scheiden Mann und Weib; doch muss es vormals, wie zu Recht gebühret, genugsam erwiesen werden, dass Ehbrecherei und Hurerei geschehen sei, sonst sollten wohl ihrer viele Böses von ihren Ehgemahlen sagen, damit sie die los würden. Aber es heißer: beweise es vormals, darnach lass gehen, was recht ist.

Ja, möchtest du aber sagen: wie denn, wenn jemand ein krank Gemahl hat, das ihm zur ehlichen Pflicht nicht nütz geworden ist, mag der nicht ein anderes nehmen? Beileibe nicht, sondern diene Gott in dem kranken Gemahl und warte sein, denke, dass dir Gott an ihm Heiltum in dein Haus geschicket, damit du den Himmel sollst erwerben. Selig und aber selig bist du, wenn du solch Gabe und Gnade erkennest und deinem kranken Gemahl also um Gottes willen dienest. Sprichst du aber: „Ja, es ist gefährlich so zu leben“, nein, denn wirst du mit Ernst deinem kranken Gemahl dienen und erkennen, dass dir's Gott zugesandt hat, und ihm danken und bitten, er wollt dich behüten, so lass ihn sorgen, gewisslich wird er dir Gnad geben, dass du nicht musst tragen mehr, denn du kannst. Er ist viel zu treu dazu, dass er dich deines Gemahls mit Krankheit berauben sollt und nicht auch dagegen entnehmen des Fleisches Mutwillen, wo du anders treulich dienest dem Kranken. Und das sind die vier Teil, die wir auf diesmal vom ehlichen Leben wollen gesagt haben. Gebe Gott Gnad, dass wir solche große Ehre des Ehstandes, wie vormals gehört, mögen bedenken und betrachten, die jungen Leut ihren Ehstand auch in Gottesfurcht so anfangen und anheben und darnach allesamt göttlich mögen darinnen leben, eins dem andern in Krankheit und Nöten dienen und sich nicht scheiden, allein Gott tue es durch den natürlichen Tod. Dazu helfe uns allen Gott, der Vater, Gott, der Sohn und Gott, der Heilige Geist, Amen.

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