Harms, Theodor - Das dritte Buch Mose - Das 11. Capitel.

Harms, Theodor - Das dritte Buch Mose - Das 11. Capitel.

Und der HErr redete mit Mose und Aaron, und sprach zu ihnen: Redet mit den Kindern Israel, und sprechet: Das sind die Thiere, die ihr essen sollt unter allen Thieren auf Erden. Alles, was die Klauen spaltet, und wiederkäuet unter den Thieren, das sollt ihr essen. Was aber wiederkäuet, und hat Klauen und spaltet sich doch nicht, als das Kamel, das ist euch unrein, und sollt es nicht essen. Die Caninchen wiederkäuen wohl, aber sie spalten die Klauen nicht; darum sind sie unrein. Der Hase wiederkäuet auch, aber er spaltet die Klauen nicht; darum ist er euch unrein. Und ein Schwein spaltet wohl die Klauen, aber es wiederkäuet nicht; darum soll es euch unrein sein. Von dieser Fleisch sollt ihr nicht essen, noch ihr Aas anrühren; denn sie sind euch unrein. Dies sollt ihr essen unter dem, was in Wassern ist: Alles, was Floßfedern und Schuppen hat in Wassern, im Meere und Bächen, sollt ihr essen. Alles aber, was nicht Floßfedern und Schuppen hat, im Meere und Bächen, unter allem, was sich reget in Wassern, und unter allem, was lebt im Wasser, soll euch eine Scheu sein, daß ihr von ihrem Fleisch nicht esset, und vor ihrem Aas euch scheuet. Denn alles, was nicht Floßfedern und Schuppen hat in Wassern, sollt ihr scheuen. Und dies sollt ihr scheuen unter den Vögeln, daß ihr nicht esset: Den Adler, den Habicht, den Fischaar, den Geier, den Weihe, und was seiner Art ist, und alle Raben mit ihrer Art, den Strauß, die Nachteule, den Kuckuck, den Sperber mit seiner Art, das Käuzlein, den Schwan, den Huhu1), die Fledermaus, die Rohrdommel, den Storch, den Reiger2), den Heher3) mit seiner Art, den Wiederhopf und die Schwalbe. Alles auch, was sich reget unter den Vögeln, und gehet auf vier Füßen, das soll euch eine Scheu sein. Doch das sollt ihr essen von Vögeln, das sich reget und gehet auf vier Füßen, und nicht mit zweien Beinen auf Erden hüpfet; von denselben möget ihr essen, als da ist: Arbe mit seiner Art, und Selaam4) mit seiner Art, und Hargol mit seiner Art, und Hagab mit ihrer Art. Alles aber, was sonst vier Füße hat unter den Vögeln, soll euch eine Scheu sein, und sollt sie unrein achten. Wer solcher Aas anrühret, der wird unrein sein bis auf den Abend. Und wer dieser Aase eins tragen wird, soll seine Kleider waschen, und wird unrein sein bis auf den Abend. Darum alles Thier, das Klauen hat, und spaltet sie nicht, und wiederkäuet nicht, das soll euch unrein sein; wer es anrühret, wird unrein sein. Und alles, was auf Tappen gehet unter den Thieren, die auf vier Füßen gehen, soll euch unrein sein; wer ihr das anrühret, wird unrein sein bis auf den Abend. Und wer ihr Aas träget, soll seine Kleider waschen und unrein sein bis auf den Abend; denn solche sind euch unrein. Diese sollen euch auch unrein sein unter den Thieren, die auf der Erde kriechen: Die Wiesel, die Maus, die Kröte, ein jegliches mit seiner Art; der Igel, der Molch, die Eider, die Blindschleich, und der Maulwurf. Die sind euch unrein unter allem, das da kriechet; wer ihr Aas anrühret, der wird unrein sein bis an den Abend. Und alles, worauf ein solch todt Aas fällt, das wird unrein; es sei allerlei hölzern Gefäß, oder Kleider, oder Fell, oder Sack; und alles Geräthe, damit man etwas schaffet, soll man in's Wasser thun, und ist unrein bis auf den Abend; alsdann wirds rein. Allerlei irden Gefäß, wo solcher Aase eins darein fällt, wird alles unrein, was darinnen ist; und sollt es zerbrechen. alle Speise, die man isset, so solches Wasser darein kommt, ist unrein; und aller Trank, den man trinket, in allerlei solchem Gefäß, ist unrein. Und alles, worauf ein solches Aas fällt, wird unrein, es sei Ofen oder Kessel, so soll man es zerbrechen; denn es ist unrein, und soll euch unrein sein. Doch die Brunnen, und Kölke, und Teiche sind rein. Wer aber ihr das anrühret, ist unrein. Und ob ein solch Aas fiele auf Samen, den man gesäet hat, so ist er doch rein. Wenn man aber Wasser über den Samen gösse, und fiele darnach ein solch Aas darauf, so würde er euch unrein. Wenn ein Thier stirbt, das ihr essen möget; wer das das anrühret, der ist unrein bis an den Abend. Wer von solchem Aas isset, der soll sein Kleid waschen, und wird unrein sein bis an den übend. Also, wer auch träget ein solches Aas, soll sein Kleid waschen, und wird unrein sein bis an den Abend. Was auf Erden schleicht, das soll euch eine Scheu sein, und man soll es nicht essen. Und alles, was auf dem Bauch kriechet, und alles, was auf vier oder mehr Füßen gehet, unter allem, das auf Erden schleicht, sollt ihr nicht essen; denn es soll euch eine Scheu sein. Machet eure Seele nicht zum Scheusal, und verunreiniget euch nicht an ihnen, daß ihr euch besudelt. Denn Ich bin der HErr, euer Gott. Darum sollt ihr euch heiligen, daß ihr heilig seid, denn Ich bin heilig, und sollt nicht eure Seelen verunreinigen an irgend einem kriechenden Thier, das auf Erden schleicht. Denn Ich bin der HErr, der euch aus Egyptenland geführet hat, daß ich euer Gott sei. Darum sollt ihr heilig sein, denn Ich bin heilig. Dies ist das Gesetz von den Thieren und Vögeln, und allerlei kriechenden Thieren im Wasser, und allerlei Thieren, die auf Erden schleichen, daß ihr unterscheiden könntet, was unrein und rein ist, und welches Thier man essen, und welches man nicht essen soll.

Heute haben wir zu betrachten das Gesetz über die reinen und unreinen Thiere. Aus dem zehnten Capitel der Apostelgeschichte, da dem Petrus ein Tuch mit reinen und unreinen Thieren vom Himmel herniedergelassen ward, sehen wir, daß die Speisegesetze des jüdischen Volkes für uns nicht mehr gelten, da Christus durch Seine Gesetzeserfüllung sie für uns aufgehoben hat. Darum heißt es: Was Gott gereinigt hat, das mache Du nicht gemein. So fragen wir denn billig: Warum haben wir denn überhaupt die Speisegesetze zu betrachten? - Weil das alte Testament ein so großes Gewicht darauf legt, darum müssen sie wohl für die Juden von besonderer Bedeutung sein, und sind und deshalb auch nicht gleichgültig. Wir wissen, daß die rechten, ächten Juden noch heute mit besonderer Zähigkeit an diesen Speisegesetzen festhalten, und nur die neumodischen Juden, die nicht Juden noch Christen sind, haben sich davon losgemacht. Solche sind verächtlich, und von ihnen ist nichts zu halten, aber wir müssen ja nicht über die rechten Juden spotten, die fest an den Speisegesetzen halten. Warum thun sie das, da sie doch keinen Tempeldienst und keine Opferungen mehr haben? Wir würden das nicht verstehen, wenn wir dächten: Der HErr hätte diese Gesetze gegeben aus natürlichen Gründen oder aus Gesundheitsrücksichten. Schon zu Noahs Zeiten, da der HErr ihm befahl, in die Arche zu geben, war ein Unterschied zwischen reinen und unreinen Thieren vorhanden; Noah wußte recht wohl, welches reine und welches unreine Thiere waren, aber in diesem elften Capitel werden zuerst gesetzliche Bestimmungen darüber gegeben. Vor dem Sündenfall war nichts verwerflich; Alles war gut und rein und heilig geschaffen; mit der Sünde erst kam das Unreine und Unheilige in die Welt, aber durch die Gnade ist es im Glauben wieder geheiligt. Aus dem unheiligen gefallenen Menschengeschlecht sammelte sich der HErr in den Verheißungen auf den Messias ein Volk, das er aussonderte von andern Völkern. Alle, die an den Messias glaubten, der da kommen sollte, alle die waren rein und heilig; alle Uebrigen unrein und unheilig. Von der ersten Verheißung auf den Messias an, und seit die Menschen daran gläubig wurden, zieht sich der Unterschied zwischen rein und unrein da hindurch. Nun ja, das begreift sich; aber wie erstreckt sich der auf die Natur, auf die Thiere? Wenn der Mensch ein in sich abgeschlossenes Ganze wäre, unabhängig von der Creatur, dann erstreckte sich dieser Unterschied nicht über ihn hinaus. Aber die ganze Welt bildet Ein Ganzes, und weil sie im engsten Zusammenhang unter sich steht, so muß sich auch der Unterschied durch die ganze Natur hindurch ziehen. Da nun die Juden als Gottes Volk ausgesondert waren als rein zum Unterschied von den Heiden, so war auch aus der Creatur ein reiner Theil ausgesondert, für das reine Volk zum Genuß, und den Juden ward befohlen, mit ganzem Ernst darauf zu achten. Daraus ist es zu erklären, warum die Juden noch jetzt mit solcher Zähigkeit gerade an den Speisegesetzen festhalten: sie halten sich in ihrem dünkelhaften Hochmuth noch immer für das reine Volk, nicht nur den Heiden, sondern auch den Christen gegenüber. -

Welche Thiere sind nun rein und welche unrein? Wir können diese Frage nicht vom allgemeinen Standpunkt betrachten, wir müssen ins Einzelne gehen. Die Schrift theilt die Thiere ein nach dem Gebiet, worin sie leben. Vers 1-8 wird uns gesagt, welche von den Landthieren die Juden essen durften. Warum denn (V. 3)? Weil diese Thiere zu dem Geschlechte der Ochsen, Schafe und Ziegen gehörten, das sind die Opferthiere, und was Gott dargebracht ward, das war auch den Juden selbst rein zum Genuß. Vers 9 bestimmt die reinen Wasserthiere. Hiebei gilt der Grundsatz: Schuppen und Floßfedern sind Merkmale der Fische. Alle übrigen, wie die Wasser- und Säugethiere: die Walfische, und die aalartigen, die den Schlangen so ähnlich sind, die waren unrein. Vers 13-23 gibt das Gesetz über die Luftthiere. Alles was fliegt, wird in der Schrift Vögel genannt, auch die Insekten. Zunächst sind alle Raub- und Sumpfvögel verboten, d. h. solche, die sich vom Aase nähren. Weil das heilige Volk kein gefallenes und kein zerrissenes Vieh essen durfte, darum auch keine Vögel, die es fraßen. Erlaubt waren die Vögel, welche sich von Körnern nährten, die Hühner, Tauben, d. h. die Opferthiere. Verboten war die ganze Insectenwelt, ausgenommen (V. 21-22) vier Arten Heuschrecken. Luther hat das dunkel übersetzt: gerade die Insecten, die auf zwei Beinen auf der Erde hüpfen, gehörten zu den reinen Thieren; sie gleichen dadurch den Vögeln, weil sie nicht kriechen. Das Kriechen im Staube ist ein eigenthümliches Merkmal der Schlangen. Weiter gehen die Bestimmungen über reine und unreine Thiere nicht (V. 24, 25). Die Juden sollten auch gar nicht in Berührung kommen mit dem Aase solcher Thiere, auch der Hausrath (V. 32), worauf es fiel, war unrein. Die reinen, eßbaren Thiere durften nicht gestorben, sondern mußten eigends zum Gebrauch geschlachtet, und das Blut abgelassen sein. Das Verfahren dabei war also opferähnlich. Warum war das Gesetz so strenge in jeglicher Berührung mit einem Aase? Das macht der Tod. Der ist eine Folge der Sünde. Darum verunreinigt er den Menschen und auch das Thier, und der HErr spricht: Ich bin heilig, und ihr sollt auch heilig sein. -

Es war eine harte Aufgabe für das israelitische Volk, die das Gesetz ihm auferlegte, mit solcher ängstlichen Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt auf die Uebertretung des Verbotes zu achten. Es war gegeben, ihnen das Gewissen zu schärfen, damit sie sich eben so wachsam vor jeder Sünde hüten sollten; sie sollten verstehen lernen, wie schwer das Gesetz zu erfüllen sei. -

So ist es nun zu erklären, wie die reinen und die unreinen Thiere die Juden und Heiden vorstellten. Darum nannten auch die Juden die Heiden Hunde. Das war kein Schimpfwort: Die Hunde waren unheilige Thiere, und die Heiden ein unheiliges Volk. Das war ganz recht, denn so lange der erlösende Messias nicht gekommen war, mußte der Unterschied bleiben. Wenn die Juden auch glaubten an den Messias, der da kommen sollte, so waren sie doch verpflichtet, die Speisegesetze zu halten. Nun aber, da der HErr Christ durch Seinen Erlösungs-Tod auch die Creatur geheiligt hat, nun fällt der Unterschied weg, und wir haben volles Recht, Alles zu essen, was mit Danksagung genossen wird. Es wäre ein Widerspruch in sich selbst, die Speisegesetze auffrischen zu wollen, dann müßten auch die Thieropfer wieder gebracht werden. -

Seitdem nun der HErr Christus uns erlöst hat, und der Unterschied zwischen rein und unrein aufgehoben ist, ist auch die Schranke gefallen, welche die Heiden von dem Volke Israel trennte. Wie haben wir doch dem HErrn zu danken für solche Erlösung, wodurch Er uns das Leben so leicht gemacht hat. Denken wir uns einmal eine fromme israelitische Hausfrau, wie schwer die es hatte, wenn sie einigermaßen das Gesetz halten wollte (V. 31 -40); wenn eine Mücke in den Kochtopf gefallen war, so mußte der Inhalt fortgegossen werden. Darum ist es nicht zu verwundern, daß die strenge Secte der Pharisäer den Wein und das Wasser seihte, damit sie nur ja kein Insect verschluckten. Freilich konnte wieder (Matth. 23,24) der HErr von ihnen sagen: „Mücken reiht ihr, und Kamele verschluckt ihr,“ aber denkbar ist solche Sorgfalt. Wir Christen sind nun los von all dieser Noth und Qual; uns ist das Leben so leicht gemacht. Aber desto reineren Geistes müssen wir auch sein, und uns ängstlich vor jeder Sündenbefleckung hüten, und Vers 43 gilt uns doppelt. Durch die Sündengemeinschaft machen wir unsere Seele zum Scheusal, wir die wir durch die Gemeinschaft des HErrn JEsu freie, selige Gotteskinder sein sollen, denen Alles geheiligt wird durch das Glaubensgebet. Amen.

1)
Uhu
2)
Reiher
3)
Häher
4)
Solam
Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/h/harms_theodor/harms_theodor_3_mose_11.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain