Gerok, Karl - Der Heimat zu - Osterfest.
1886.
(Matth. 28, 1-10.)
(1) Als aber der Sabbat um war und der erste Tag der Woche anbrach, kam Maria Magdalena und die andere Maria, das Grab zu besehen. (2) Und siehe, es geschah ein groß Erdbeben. Denn der Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein von der Tür und legte sich darauf. (3) Und seine Gestalt war wie der Blitz und sein Kleid weiß als der Schnee. (4) Die Hüter aber erschraken vor Furcht und wurden, als wären sie tot. (5) Aber der Engel antwortete und sprach zu den Weibern: Fürchtet euch nicht; ich weiß, dass ihr Jesum, den Gekreuzigten, sucht. (6) Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht die Stätte, da der Herr gelegen hat; (7) Und geht eilends hin und sagt es seinen Jüngern, dass er auferstanden sei von den Toten. Und siehe, er wird vor euch hingehen in Galiläam, da werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt. (8) Und sie gingen eilend zum Grab hinaus mit Furcht und großer Freude, und liefen, dass sie es seinen Jüngern verkündigten. Und da sie gingen, seinen Jüngern zu verkündigen, (9) Siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid gegrüßt! Und sie traten zu ihm und griffen an seine Füße und fielen vor ihm nieder. (10) Da sprach Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht; geht hin und verkündigt es meinen Brüdern, dass sie gehen in Galiläam, daselbst werden sie mich sehen.
„Überwinder, nimm die Palmen, die dein Volk dir heute bringt,
Das mit frohen Osterpsalmen den erkämpften Sieg besingt!“
So beginnt eines unserer Osterlieder. Palmen haben wir vor acht Tagen schon am Palmsonntag mit dem Volk von Jerusalem unserem Herrn und Heiland im Geist dargebracht zum Zeichen dankbarer Huldigung beim Antritt seines Todesgangs. Heute am Osterfest bringen wir sie ihm noch einmal dar und zu noch froherem Gruß, zum Zeugnis anbetender Verehrung nach vollbrachtem Kampf, nach erkämpftem Sieg.
Dort beim Einzug in Jerusalem streute ihm sein Volk Palmen auf den Weg; er ließ sie zu seinen Füßen liegen und nahm sie nicht in die Hand, denn für ihn war's noch nicht Zeit zum Triumphieren. Heute aber am Osterfest sehen wir im Geist die Siegespalmen in seiner durchgrabenen Hand, denn heute steht er vor uns triumphierend über Tod und Grab. Und wenn die alten Maler den Auferstandenen mit einer Siegesfahne in der Hand heraufsteigen lassen aus dem Grab, so könnten sie ihm ebensogut einen grünen Palmzweig in die Hand geben zum Zeichen seines Sieges.
Aber diese Siegespalmen, die er aus dem Grab bringt, er behält sie nicht für sich, er gibt sie seinem Volk zurück. Wie er für uns in den Tod gegangen, so ist er auch für uns aus dem Grab gestiegen. Das Osterfest ist ein Sieges- und Ehrentag wie für ihn, so für uns. Dessen wollen wir uns jetzt freuen und betrachten: Die Siegespalmen, die der Auferstandene uns aus seinem Grab bringt,
- sie in die Welt hinauszutragen,
- sie auf die Gräber zu legen,
- in den Himmel damit einzugehen.
Herr Jesu, Fürst des Lebens, Schwing deine Siegesfahnen auch über unser Herz,
Und zeig auch uns die Bahnen vom Tode himmelwärts!
Die Siegespalmen, die der Auferstandene uns aus seinem Grab bringt. Wozu gibt er sie uns?
1) Sie hinauszutragen in die Welt zum Zeugnis: Der Heiland lebt!
„Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesum, den Gekreuzigten, sucht; er ist nicht hier, er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt und seht die Stätte, da der Herr gelegen hat; und gehet eilends hin und sagt es seinen Jüngern, dass er auferstanden sei von den Toten.“ So lautet der Ostergruß des Engels an die froherschrockenen Frauen.
„Fürchtet euch nicht! gehet hin und verkündigt es meinen Brüdern, dass sie gehen in Galiläam, daselbst werden sie mich sehen.“ So lautet der Ostergruß des Auferstandenen selber, da er den Jüngerinnen begegnet auf dem Weg. Und damit gibt er ihnen gleichsam seine Siegespalmen in die Hand mit dem Auftrag: Zeigt sie auch den Jüngern, meinen Brüdern und euern Brüdern, ja zeigt sie aller Welt, tragt sie hinaus in alle Länder zum Zeugnis: Jesus lebt und durch ihn soll die ganze Welt zu neuem Leben erwachen.
Und so ist es geschehen. Die Auferstehung ihres Herrn und Meisters hat auch seine Jünger zu neuem Leben erweckt, mit neuem Lebensmut, mit neuem Glaubensmut, mit neuem Zeugenmut erfüllt.
Um einen toten Herrn und Meister hätten sie wohl bis zu ihrem eigenen Tod in der Stille getrauert. Einen gekreuzigten Christus der Welt zu predigen, hätten sie nie gewagt. Aber Jesum Christum, den Gekreuzigten und Auferstandenen, den der allmächtige Gott selber als seinen Sohn verherrlicht hatte durch dies Osterwunder, den verkündigten sie vor Juden und Heiden mit freudigem Auftun des Mundes.
Und so in Kraft der frohen Osterbotschaft sind sie hinausgegangen in alle Welt, ihn den Brüdern - allen Menschen, als ihren Brüdern und seinen Brüdern, zu verkünden. So, den Botenstab in der einen, den Palmzweig des Evangeliums in der anderen Hand, sind sie als Siegs- und Friedensboten gewandert von Land zu Land, sind sie vor Fürstenthronen und Volksversammlungen gestanden mit der Predigt der Buße und des Glaubens, sind sie ins Gefängnis und auf den Richtplatz gegangen mit dem Lobgesang auf ihren Lippen: Christus ist mein Leben und Sterben mein Gewinn!
Und diese Siegespalme seiner Auferstehung gibt der Herr auch heute noch seinen Jüngern in die Hand, sie hinauszutragen in die Welt als Zeugen seines Lebens.
Er gibt sie uns Predigern in die Hand, sie von tausend Kanzeln heute den Gemeinden zu zeigen mit der Osterbotschaft: Christus ist erstanden! und sie in die Häuser zu tragen und den Kranken auf ihr Bett zu legen mit dem Ostergruß: Friede sei mit euch! Er gibt sie einem christlichen Vater, einer christlichen Mutter in die Hand, sie ihren Kindern zu zeigen und ihnen nicht nur eine kindliche Osterfreude zu bereiten, sondern auch ihnen von der himmlischen Osterfreude etwas zu sagen: Den lieben Heiland, den die bösen Menschen ans Kreuz geschlagen, den hat sein himmlischer Vater von den Toten erweckt.
Jedem Christen gibt der Auferstandene seine Osterpalme in die Hand, als ein Kind des Lichts und Bote des Friedens durch die Welt zu gehen und durch seine Tugenden zu zeugen von dem neuen Leben, das der Auferstandene in seinen Jüngern weckt und das er durch sie wecken will in der Welt.
Ja auch die Welt soll durch Christum, den Auferstandenen, zu neuem Leben erwachen.
Unter dem Kreuz Jesu, da kann uns die Erde als eine Schädelstätte erscheinen, als ein Tummelplatz der Sünde, als ein Schauplatz des Jammers, als ein großes Totenfeld. Aber am Grab des Auferstandenen im Morgenglanz der Ostersonne, da sehen wir sie in freundlicherem Licht, als eine Pflanzstätte fürs Reich Gottes, als ein Saatfeld für alles Gute, begossen mit dem Opferblute des Erlösers, befruchtet mit dem Samen seines Wortes, durchweht vom Frühlingshauch seines Geistes, beleuchtet von der Sonne der göttlichen Gnade.
Darum, meine Freunde, ist es so schön, dass Ostern, das Fest der Auferstehung des Herrn, in den Frühling fällt, in das Auferstehungsfest der Natur, damit auch diese erwachende Natur es uns sage mit den grünenden Saaten und den blühenden Bäumen: Nein, diese Erde ist kein verfluchter Acker, der nur Dornen und Disteln trägt, sondern sie soll ein Saatfeld Gottes werden, wo Glaube, Liebe und Hoffnung grünen; sie ist nicht nur eine Wüste, in der der Wanderer mit gesenktem Haupt hinzieht durch Sonnenbrand und Wüstensand, es gibt auch Oasen in dieser Wüste, wo Palmen säuseln und Brunnen rauschen.
Zwölf Wasserbrunnen und siebzig Palmen rauschten dort zu Elim, wo das Volk Israel sich lagerte und erquickte auf dem Zug durch die Wüste. (2. Mos. 15,37.) Solcher Freudenbrunnen und solcher Friedenspalmen gibt es unzählige nun auf Erden, seit Christus hier gewandelt ist; ja die ganze Erde soll aus einer Wüste zu einem Garten Gottes werden durch die Lebenskraft des Evangeliums.
Wo die Apostel eine christliche Gemeinde gründeten, da grünte eine Oase auf in der Wüste. Wo heute eine christliche Kirche steht, da säuseln die Palmen des Friedens, da rauschen die Brünnlein des Heiles. Wo eine christliche Anstalt blüht für Arme oder Kranke, für Kinder oder Greise, für leiblich oder geistig Verwahrloste, da ist eine Oase gepflanzt mitten in der Wüste menschlichen Elends. Wo ein christliches Familienleben blüht und wär's in der ärmsten Hütte, wär's in der engsten Gasse, wo weitumher kein Baum grünt und kaum ein Stück Himmel durch die hohen Dächer hereinschaut, da ist doch ein Garten, ein Garten Gottes, wo Lebenslüfte wehen und Gottespflanzen grünen. Wo du einen Freudentag auf Erden feierst im dankbaren Ausblick zu Gott, dem Geber aller guten Gaben, und wo du eine Andachtsstunde genießt im Haus Gottes oder im Kämmerlein, da ruhst du auf deiner Pilgerschaft aus unter den Palmen von Elim, und wo du anderen eine Freude machst, wo du ein gutes Werk tust Gott und Menschen zulieb, wo du mitarbeitest an einem guten Werk des Glaubens und der Liebe, da hilfst du einen Palmbaum pflanzen in den Boden dieser Erde, da hilfst du einen Gottesgarten pflegen in der Wüste dieser Welt.
Und dazu soll uns jedes Osterfest neue Lust und neuen Mut machen und uns erinnern: Das Leben ist doch schön im Licht christlichen Glaubens, Liebens und Hoffens. Dazu reicht uns der Auferstandene seine Siegespalme, sie hinauszutragen in die Welt und uns zu erinnern: Ja wunderschön ist Gottes Erde und wert darauf vergnügt zu sein. Ich habe einen Heiland hier auf Erden, der bei den Seinen ist alle Tage bis an der Welt Ende; ich habe ein Reich Gottes auf Erden, das da ist Gerechtigkeit und Friede und Freude im heiligen Geist; ich habe Brüder hier auf Erden, mit denen und an denen ich arbeiten darf, und unsere Arbeit ist nicht vergeblich in der Welt, wie die meines Herrn nicht vergeblich war. Also hinweg heut mit allem Pessimismus, mit dem unchristlichen, der da murrt: Das Dasein ist ein Fluch! und auch mit dem christlichen, der da seufzt: Der Welt ist nicht zu helfen! Nein, Christus lebt und wir sollen auch leben!
Jetzt scheint die Welt dem neuen Sinn erst wie ein Vaterland,
Ein neues Leben nimmt man hin entzückt aus seiner Hand!
und trägt es weiter auf Erden.
Freilich der Tod ist darum doch noch in der Welt. Aber auch er ist verschlungen in den Sieg des Osterfürsten. Der Auferstandene reicht uns seine Siegespalmen auch:
2) Sie auf die Gräber zu legen als Sinnbild unserer Hoffnung, der Hoffnung auf Gottes Gnade und der Hoffnung auf ein ewiges Leben.
Palmzweige auf Gräbern, Blumenkränze auf Särgen, ach! meine Lieben, die sieht man ja reichlich, wo ein Leichenzug zum Friedhof geht. Oft fast nur zu reichlich, so dass man fragen möchte: Sind denn diese Palmzweige, diese Sieges- und Ehrenkränze auch wirklich verdient in dem Leben, das man hier zu Grab trägt? Wird denn unter diesen Bergen von Blumen der Ernst des Todes nicht allzu schnell verdeckt und begraben?
Wir wollen der trauernden Liebe nicht verwehren, ihre teuren Toten zu ehren, und wollen ihre Totenopfer auf keiner lieblosen Waage wägen, wie jene strengen Jünger, die zum Liebesopfer der Maria achselzuckend murrten: Was soll dieser Unrat? Wir wollen's gerne sehen, wenn auch in diesen Ostertagen Trauernde die Gräber ihrer Entschlafenen besuchen, wenn eine Gattin ihrem Gatten, eine Mutter ihrem Kind, ein Kind seinen Eltern einen grünen Palmzweig oder einen frischen Blumenkranz aufs Grab legt. - Nur, liebe Seele, leg im Geiste die Siegespalme hinzu, die Christus aus seinem Grab den Seinen gebracht hat. Durch ihn erst bekommen wir eine getroste Hoffnung an Gräbern. Hoffnung vor allem auf die Gnade Gottes, die Christus uns erworben mit seinem am Kreuze vollbrachten und durch seine Auferstehung besiegelten Versöhnungswerk. Menschliches Tagewerk und wäre es das Tagewerk des redlichsten Gottesknechts - es bleibt ja doch Stückwerk. Menschliche Ehrenkränze und wären sie noch so wohl verdient vor menschlichen Augen - sie bedecken ja doch vor Gottes Augen nicht unserer Sünden Menge. Und so können wir's wohl verstehen, wenn mancher Ehrenmann sich den Blumenschmuck auf seinem Sarg und die Leichenrede an seinem Grab verbittet in dem demütigen Bewusstsein: Wir ermangeln des Ruhmes, den wir vor Gott haben sollten. Und nur mit banger Sorge könnten wir trotz allen Ehrenkränzen und Palmenzweigen an so manchem Grab stehen, wenn wir nicht hoffen dürften auf die ewige Erbarmung dessen, der überschwänglich tun kann über all unser Bitten und Verstehen; wenn wir nicht für uns und die Unsrigen uns getrösten dürften der Gnade, die der Gekreuzigte und Auferstandene uns erworben. Wenn er seine Siegespalme auf ein Grab legt, wenn er seine Heilandshand über einen Toten deckt, dann mag auch kein menschlicher Ehrenkranz ihm auf seinen Sarg gelegt sein, er ruht wohl im Schatten der ewigen Liebe und in der Hoffnung einer seligen Auferstehung.
Meine Lieben, die Blumen, die wir auf unsere Särge legen und auf unsere Gräber pflanzen, sie können ja doch die Schauer des Todes nur oberflächlich zudecken und können uns keinen dauerhaften Trost geben wider die Schauer der Verwesung.
Aber „fürchtet euch nicht, ich weiß, wen ihr sucht; er ist nicht hier, er ist auferstanden; kommt, seht die Stätte, da er gelegen hat.“ Dieser Gruß des Osterengels enthält eine herrliche Siegesbotschaft nicht nur am Grab Jesu Christi, sondern auch an den Gräbern der Christen, nämlich die Botschaft: Der Tod ist verschlungen in den Sieg; die Verheißung: Dies Verwesliche wird anziehen das Unverwesliche und dies Sterbliche muss anziehen die Unsterblichkeit.
Alle unsere Unsterblichkeitsgedanken und Auferstehungshoffnungen, sie bleiben fromme Wünsche und schöne Phantasien, wenn wir nicht aus dem Mund des Auferstandenen das Wort im Glauben vernehmen: Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Ist aber Christus auferstanden, dann erst dürfen wir getrost auch unserem Grab entgegensehen mit der Hoffnung: Der Gott, der ihm das Leben wiedergab, wälzt einstens auch den Stein von meinem Grab; dann dürfen wir auch an den Gräbern der Unsrigen uns trösten: Fürchtet euch nicht, seht hier die Stätte, da man ihn hingelegt hat nach seinem vergänglichen Teil; er selber aber ist nicht hier, über sein unsterbliches Teil hat das Grab keine Gewalt und auch an seinem Staub wird der Gott, der ein Gott der Lebendigen ist und nicht der Toten, seine Wundermacht und Wunderliebe offenbaren. Dort sind Psalmen, dort sind Palmen, die ein Überwinder hat. Und so weisen die Siegespalmen, die der Auferstandene uns reicht, uns noch höher hinauf:
3) Auch in den Himmel dürfen wir sie mitnehmen als Pfand unserer zukünftigen Vollendung.
Wohl durften die Jüngerinnen auf dem Heimweg vom Grab, wohl durften die Jünger in Galiläa den Auferstandenen sehen, aber nur auf selige Augenblicke und auf kurze Stunden. Die Verheißung: Ich will euch wiedersehen und euer Herz soll sich freuen und ihr werdet mich nichts mehr fragen und eure Freude wird niemand von euch nehmen sie fand ihre volle Erfüllung erst in einer anderen Welt.
Wohl ist's etwas Schönes um die Osterfreude des Christen schon hienieden und auch unsere Pilgerwege auf Erden werden uns freundlich beleuchtet vom Lichte der Ostersonne, von dem Gedanken: Christus lebt und ist bei den Seinen alle Tage bis an der Welt Ende.
Und doch - eine ungetrübte Osterfreude gibt's hienieden nicht. Auch auf die Jünger, nachdem sie den Herrn gesehen, warteten noch schwere Arbeitstage, heiße Kampfesstunden, dunkle Trübsalszeiten. Auch für uns geht's von der festlichen Höhe dieser Tage nun wieder hinab an das Tagewerk dieses Lebens und in die Leiden dieser Zeit.
Aber blickt hinauf ins obere Heiligtum - wer sind diese mit weißen Kleidern angetan und Palmen in ihren Händen, die der Seher sah, eine große Schar, welche niemand zählen kann? Diese sind es, die gekommen sind aus großer Trübsal und haben ihre Kleider gewaschen und haben ihre Kleider hell gemacht im Blut des Lammes. Darum sind sie vor dem Stuhl Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem heiligen Tempel. Sie wird nicht mehr hungern und dürsten, es wird auch nicht auf sie fallen die Sonne oder irgend eine Hitze. Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.
Das deutet hin auf ein seliges Ziel, auf eine himmlische Vollendung, wo alle Feinde überwunden, wo alle Leiden überstanden, wo Leib und Seele verklärt und selig sind in ihrem Gott und Heiland.
Das deutet aber auch hin auf eine heilige Aufgabe, auf eine treue Arbeit, die getan, auf einen guten Kampf, der gekämpft, auf eine Reinigung unseres Herzens und Lebens, die zu stande gebracht sein, eine geistliche Auferstehung, die vorausgehen muss, damit wir jene Palmen gewinnen, jenen Sieg erlangen, zu jener Vollendung eingehen.
Dazu zeigt uns der Auferstandene seine Siegespalmen, um uns zu mahnen: Es wird niemand gekrönt, er kämpfe denn recht. Und jedes Osterfest ruft uns zu: Himmelan, nur himmelan soll der Wandel gehn. Darum steht auf von euern Sünden, ziehet den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit; wandelt in einem neuen Leben schon hienieden, damit ihr droben eingeht zum ewigen Leben. Dazu hilf du uns, Fürst des Lebens, und lass uns nicht fehlen in der großen Schar, die mit ihren Siegespalmen, mit deinen Siegespalmen vor Gottes Thron steht.
Hilf uns aus den Fesseln gehen, da die Welt uns mit bestrickt;
Hilf uns geistlich auferstehen, allem Sündendienst entrückt;
Gib uns Kraft zum neuen Wesen, dass es täglich Ostern sei,
Dann kommt einst der herbei, da du völlig uns erlösen
Und zu dir erheben wirst, auferstandner Siegesfürst!
Amen.