Gerok, Karl - Das Gebet des Herrn - Abendgebet am Freitag.

Gerok, Karl - Das Gebet des Herrn - Abendgebet am Freitag.

Führe uns nicht in Versuchung!

Hirte und Bischof unserer Seelen, der du in diesem Jammertal versucht bist worden allenthalben gleich wie wir, doch ohne Sünde; der du unser Fleisch und Blut kennst und hast Mitleid mit unserer Schwachheit: siehe, an dein treues Hohepriesterherz flüchten wir uns in dieser dunklen Abendstunde, eingedenk deiner Mahnung: Wacht und betet, dass ihr nicht in Versuchung fallet! Herr, diese Stunde mahnt uns an die Macht der Finsternis, die uns allenthalben umgibt, und an die listigen Anläufe des alt bösen Feindes, der bei Nacht umhergeht, dass er das Unkraut säe unter den Weizen. O wie viel unbekannte Gefahren birgt die Nacht in ihrem Schoß, wie viel verborgene Schrecken lauern zu unsern Füßen auf jedem Schritt unseres Erdenlaufs, wie viel feindselige Kräfte drohen unsichtbar unserem Leib und unserer Seele in der Finsternis dieser Welt! Herr Jesu, du allmächtige Liebe, nimm uns unter deine Fittige, wie eine Henne ihre Küchlein sammelt unter ihre Flügel. Wenn du wachst, so können wir sicher schlafen; wenn du für uns bist, wer will uns verdammen? wenn du vor uns herziehst in den Streit, wer darf uns unsre Krone rauben? So sei denn du mit deiner Kraft mächtig in unserer Schwachheit und hilf uns einen guten Kampf kämpfen gegen alle Feinde unserer Seligkeit. Gib uns an die Linke den Schild des Glaubens, damit wir mögen auslöschen alle feurigen Pfeile des Bösewichts, und leg uns in die Rechte das Wort Gottes als ein zweischneidig Schwert, alle Stricke des Verführers ritterlich durchzuhauen, wie du bei deiner Versuchung in der Wüste uns ein siegreich Vorbild gegeben! Treuer Hüter Israels, bleibe bei uns auch in dieser Nacht. Nimm Stadt und Land unter deine gnädige Obhut; halte Leib und Seele rein; behüte uns vor Feuersglut und Wasserflut, vor Diebeshand und Mörderfaust, vor Pestilenz und bösem, schnellen Tod. Stelle deine heiligen Engel als Wächter um unser (und unserer Kindlein) Bett; lass deine Augen offen stehen über unserem Haus, wie die funkelnden Sterne in der stillen Nacht; lass deine Heils- und Lebenskräfte auch im Schlummer auf Leib und Seel herniederfließen, wie der Tau des Himmels sich nächtlicherweile auf Gras und Kraut herniedersenkt. Habe auf uns acht, Hüter in der Nacht, und will der Satan uns sichten wie den Weizen, so bitte für uns wie für deinen Petrus, dass unser Glaube nicht aufhöre, und vertritt uns beim Vater, wenn wir beten: führe uns nicht in Versuchung! Amen.

Lass mein Opfer dir gefallen,
Hochgelobter Menschensohn,
Höre meines Mundes Lallen
Und des Lobes schwachen Ton,
Ach! versenk in deinem Blute
Des vergangnen Tages Schuld,
Schone meiner mit der Rute
Und erzeige mir Geduld!

Treuer Hirte deiner Schafe,
Wächter in der dunkeln Nacht!
Decke mich in meinem Schlafe,
Gib mir deiner Engel Wacht.
Sei du meine Feuersäule,
Dass der arge Feind erschrickt,
Wenn er seine gift'gen Pfeile
Auf mein schlafend Herze drückt.

Deine Wagenburg umschließe
Alles was mir angehört,
Dass man nichts von Grauen wisse,
Welches sonst die Ruhe stört.
Lass an unser Bette schreiben:
„Gottes Kinder schlafen hier,
Und Gott wird bei ihnen bleiben!“
O wie sanfte schlafen wir!

Amen.

(Benjamin Schmolke.)

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