Flügge, Carl August - Einige Fragen zur Bibel

Inhaltsverzeichnis

Flügge, Carl August - Einige Fragen zur Bibel

Wer hat die Bibel geschrieben?

Sie ist „nicht aus menschlichem Willen hervorgebracht, sondern die heiligen Menschen Gottes haben geredet, getrieben von dem Heiligen Geist“, 2. Pet. 1,21.

Hat Gott auch Teile der Bibel geschrieben?

Die Verse 2. Mose 20, 1-17; 5. Mose 5,6-21. „Der Herr gab Moses zwei steinerne Tafeln, geschrieben mit dem Finger Gottes“ 2. Mose 31,18. „Gott selbst hatte sie gemacht und selbst die Schrift darein gegraben.“ 2. Mose 32,16; 5. Mose 5,22

Ist diese Schrift Gottes noch vorhanden?

„Moses ergrimmte im Zorn (über den Kälberdienst) und warf die Tafeln aus seiner Hand und zerbrach sie.“ 2. Mose 32,19

Wohin hat Jesus das einzige Mal, von dem uns berichtet ist, geschrieben?

„Jesus bückte sich nieder und schrieb mit dem Finger auf die Erde.“ Joh. 8,6

Gibt es auch noch andere Bücher aus biblischer Zeit, die im Worte Gottes erwähnt werden, diesem aber, wie die Apokryphen, nicht gleichzustellen sind?

  1. Buch von den Streitern des Herrn (4. Mo. 21,14)
  2. Buch der Frommen (Jos. 10,15)
  3. Buch der Redlichen (2. Sam. 1,18)
  4. Buch der Könige Israels und Judas (1. Chr. 9,1)
  5. Geschichten Jehus, des Sohnes Hananias (2. Chr. 20,34)
  6. Geschichten Gads, des Schauers (1. Chr. 30,29)
  7. Geschichten Samuels, des Sehers (1. Chr. 30,29)
  8. Geschichten des Propheten Nathan (1. Chr. 30,29)
  9. Chronika des Propheten Nathan (2. Chr. 9,29)
  10. Prophezeiungen Abias von Silo (2. Chr. 9,29)
  11. Gesichte Jeddis, des Schauers (2. Chr. 9,29)
  12. Chronika von Salomo (1. Kön. 11,41)

und andere.

Ist es nicht ein großer Schaden, daß diese Bücher verloren gingen, und haben wir wohl wirklich noch alle Worte, die Gott für uns hat schreiben lassen?

Mat. 10,29; Luk. 12,7; 21,18. Sind die Schriften, die wirklich göttlichen Inhalt haben, mit ihrem kleinsten Buchstaben und Tütteln nicht besser denn viele Sperlinge? Mat. 5,18; Luk. 16,17. Ist es denkbar, daß ohne Gottes Willen etwas Wesentliches verloren gehen könnte von den „gesammelten Schriften des Heiligen Geistes“? Sollte Gott weniger Sorgfalt um sie tragen als Paulus um seine Pergamente und Bücher (2. Tim. 4,13)?

Sind diese Schriften ein unteilbares Ganzes, muß man mit dem einen auch das andere annehmen, soll ein Christ die ganze Bibel glauben?

„Tut nichts dazu noch davon, nicht den kleinsten Buchstaben noch Tüttel.“ 5. Mose 12,32; Mat. 5,18. Wer nicht das Alte Testament annimmt, glaubt auch nicht das Neue und umgekehrt. „Wenn ihr Moses glaubtet, so würdet ihr mir glauben, denn er hat von mir geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben?“ Joh. 5,46.47

„Das Wort Gottes (d.h. nicht die Schriften, sondern) die Schrift kann doch nicht gebrochen werden.“ Joh. 10, 35.

Gott hätte in Seiner Weisheit die Christenheit nicht achtzehnhundert Jahre in Unkenntnis gelassen über die Keilschrift und die Tontafeln von Tel Amarna, wenn wir in Bezug auf das wahre Schriftverständnis von den Ergebnissen der historischen, geographischen und archäologischen Forschungen abhängig wären, sagt Vetter mit Recht; aber sollen menschliche Gelehrsamkeit und Wissenschaft sich nicht auch der Bibel gegenüber und für das Bibelstudium bewähren?

Nein.

„Ich preise Dich, Vater und Herr Himmels und der Erde, daß du solches den Weisen und Klugen verborgen hast.“ Mat. 11,25

Darf ein Christ sich vermessen, Gottes Wort kritisieren zu wollen? Wie stellen wir uns zur Bibelkritik und den theologischen Bibelkritikern? Ist den Christen vergangener Jahrhunderte Abbruch geschehen, weil sie die höhere Bibelkritik und die moderne Theologie nicht kannten?

„Sie wollen der Schrift Meister sein und verstehen weder, was sie sagen, noch, was sie fest behaupten.“ 1. Tim 1,7. „Da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren worden.“ Röm. 1,22. „Wie mögt ihr doch sagen: Wir wissen, was recht ist, und haben die Heilige Schrift vor uns? Ist's doch eitel Lüge, was die Schriftgelehrten sagen. Darum müssen solche Lehrer zuschanden, erschreckt und gefangen werden; denn was können sie Gutes lehren, weil sie Gottes Wort verwerfen?“ Jer. 8,8.9. „Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kindlein, so werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen.“ Mat. 18,3.

Nach welchem Geiste konnte die vom Herrn geleitete, gläubige Gemeinde erkennen und unterscheiden, welche Bücher zu der von Gott eingegebenen Schrift gehören?

„Das Zeugnis Jesu ist der Geist der Weissagung.“ Off. 19,10

Welche äußere Beglaubigung hat Gott dem Worte gegeben, „das erstlich gepredigt ist durch den Herrn und dann auf uns gekommen ist durch die, so es gehört haben?“ (Heb. 2,3)

„Gott hat ihr Zeugnis gegeben mit Zeichen, Wundern und mancherlei Kräften und mit Austeilung des Heiligen Geistes nach Seinem Willen.“ Heb. 2,4. „Der Glaube kommt aus der Predigt des Wortes.“ Röm. 10,17

Wie bezeugt Jesus, daß diese Worte eine Verleiblichung und Mitteilung des Geistes seien, der an sie gebunden ist, in ihnen wohnt, mit ihnen wirkt und durch sie in uns eingeht, uns begeisternd und belebend?

„Die Worte, die ich rede, sind Geist und sind Leben.“ Joh. 6,63

Gilt dies auch von den Worten der Apostel

  • „Ich habe ihnen gegeben Dein Wort“ Joh. 17,14.20
  • „Alle, die durch ihr Wort an mich glauben.“ „Wer euch hört, der hört mich.“ Luk. 10,16
  • „Was ich schreibe, sind des Herrn Gebote.“ 1. Kor. 14,37
  • „Ich habe es von dem Herrn empfangen.“ 1. Kor. 11,23

Welche Stellen u.a. zeigen uns, daß diese göttliche Eingebung, Leitung und Bewahrung der heiligen Schreiber die menschlichen Fähigkeiten und seelische und geistige Tätigkeit (Mitarbeit) des Schreibers nicht ausschließt?

  • „Ich habe alles mit Fleiß, erkundet, dir ordentlich zu schreiben.“ Luk. 1,3
  • „Nach meiner Meinung; ich halte aber, ich habe auch den Geist Gottes“ 1. Kor. 7,40
  • „Ich will Deine Wunder verkündigen und davon sagen, wiewohl sie nicht zu zählen sind.“ Ps. 40,6
  • „Darum beschließe ich, daß man … Und es deuchte gut die Apostel und Ältesten samt der ganzen Gemeinde … Es hat uns gut gedeucht, einmütiglich versammelt … Es gefällt dem Heiligen Geist und uns.“ Apg. 15,19.22. 25.28 Siehe auch Pred. 12,9-12

Das geschriebene Wort ist wie das Wort, das im Anfang war und dann Fleisch geworden ist (Joh. 1,1. 14), beides, göttlich und menschlich, vom Himmel und von der Erde, von Gott gezeugt und in und durch Menschen Gestalt gewonnen, geboren von jungfräulichem Geiste, der von der heiligen Kraft des Höchsten überschattet wurde, obwohl von göttlicher Herkunft, doch in Knechtsgestalt. Es ist Immanuel, d.h. Gott mit uns, und wird doch verlacht und für unsinnig gehalten; aber selig ist, der sich nicht ärgert an dem „Wort Gottes“. Die einen sagen: Wohin sollten wir sonst gehen? Hier sind Worte des ewigen Lebens; und bei den andern ist das Wort so ohne Gestalt und Schöne, so verachtet, daß man das Angesicht davor verbirgt. Es ist die Leiter, die Himmel und Erde, Gott den Herrn und den sündigen, in einsamer Wüste irrenden Jakob verbindet, Engel Gottes steigen auf und nieder; jedoch können die Unwidergeborenen dieses nicht sehen. Wie oft ist die Bibel von ihren Kritikern gekreuzigt, an den Schandpfahl gebracht, der Verachtung und dem Gelächter der Menge preisgegeben; die Schlange konnte sie in die Ferse stechen, Freunde, die ihr Brot gegessen, konnten zu Verrätern werden, konnten zaghaft fliehen und sie in den Händen der Feinde allein lassen, immer bewies sie ihre siegreiche Übermacht. Einem Herodes antwortet sie nicht, und einen Pilatus bringt sie in hundert Verlegenheiten. Ihr Todesurteil ist oft gesprochen worden, die Schergen konnten sie verwunden, jedoch aus ihren Wunden floß Blut, Blut und Wasser; aber sie durften ihr nichts zerbrechen. Von ihren Feinden ist sie als tot begraben worden, aber zum Erstaunen der Schriftgelehrten immer am dritten Tage wieder auferstanden.

Wie kennzeichnet der Apostel den gottmenschlichen Charakter der Offenbarung?

„Gott, der da hieß das Licht aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben, daß durch uns entstände die Erleuchtung von der Erkenntnis der Klarheit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi. Wir haben aber solchen Schatz in irdenen Gefäßen, auf daß die überschwengliche Kraft sei Gottes und nicht von uns. 2. Kor. 4,6.7

Die Schrift ist ein Organismus, ein durch Gottes Schöpfermacht gewachsenes Ganzes, wobei nichts Entbehrliches, kein überflüssiges Anhängsel zu finden ist, obwohl nicht alles einzelne von derselben Bedeutung sein mag, wie im Leibe das Herz von ungleich größerer Wichtigkeit ist als z.B. das Ohrläppchen. Dieser von Gott mit irdischen Mitteln gebildete Organismus, der durch Seinen eingehauchten Odem oder Geist gleichsam eine lebendige Seele empfangen, Geist und Leben geworden ist, bekundet selbst, daß bei seiner Bildung Menschen mitgewirkt haben. Allerlei Menschliches läßt sich in der Schrift unschwer nachweisen; sie ist in so vielem den anderen Büchern fast gleich, nur ohne Sünde. Das Buch ist nicht fertig vom Himmel gefallen, es hat einen irdischen Werdegang, wie das Fleisch gewordene Wort genannt und von vielen gehalten wurde für einen Sohn Josephs. Luk. 3,23; Joh. 6,42. Bei seinem Entstehen ist es menschlich zugegangen.

Wie lautet trotzdem das Selbstzeugnis der Schrift von jedem ihrer Teile?

„Alle Schrift ist von Gott eingegeben.“ 2. Tim. 3,16

Kann und darf man von sogenannten unnützen Stellen (wie Namensverzeichnisse, Mantel zu Troas etc.) reden?

„Ich sage euch, daß die Menschen müssen Rechenschaft geben von einem jeglichen unnützen Wort.“ Mat. 12,36

Soll man über noch zweifelhafte und mehr unwesentliche Lehrmeinungen grübeln und disputieren?

  • „Der törichten und unnützen Fragen entschlage dich; denn du weißt, daß sie nur Zank gebären.“ 2. Tim. 2,23
  • „Der törichten Fragen aber, der Geschlechtsregister, des Zanks und Streits über dem Gesetz entschlage dich, denn es ist unnütz und eitel.“ Tit. 3,9

Es ist meist unnütz und eitel, sich auf zeitraubende und fruchtlose Disputation über den Begriff „Inspiration“ (das Wort selbst findet sich gar in der Bibel nicht) einzulassen. Theologische Schulgezänke über Real-, d.h. Sach-, oder Verbal -, d.h. Wortinspiration können doch niemand eine Überzeugung aufzwingen. Es ist das einfachste, man bleibt bei den unzweideutigen Aussprüchen der Schrift. Wer nicht glauben will, dem hilft auch ein papierner Papst nicht. Es gibt eben für die Göttlichkeit der Heiligen Schrift ebensowenig einen zwingenden Beweis als für die Gottheit Jesu und das Dasein Gottes überhaupt. Die Bibel ist ein großes Mysterium am hellen Tage, ebenso wie die Heilsoffenbarung selbst, deren Urkunde sie ist. 1. Tim. 3,16. Die Schrift muß geglaubt werden.

Nach welchem Worte Jesu kann aber jeder aufrichtige Wahrheitssucher zu der durch keine wissenschaftliche Hypothese zu erschütternden Gewißheit kommen, daß hier Gottes Wort ist?

„So jemand will des Willen tun, der wird inne werden, ob diese Lehre von Gott sei.“ Joh. 7,17

Muß für alles Tun und Lassen der Christen ein ausdrücklicher Schriftbeleg zu finden sein? Ist alles, was nicht direkt in der Bibel erwähnt wird, wie z.B. Sonntagsschulen, Vereine und Gesangbücher in den Gemeinden etc. schriftwidrig und verwerflich?

Nein, denn die Worte der Schrift sind lebendige Samenkörner der Erkenntnis, die unter Leitung desselben Geistes, der sie gesät, sich zu einer immer herrlicheren Saat entfalten mögen.

Was ist vom sogenannten „inneren Licht“ zu halten? Dürfen wir auch die Schrift kritisch prüfen?

Nein, niemals, wohl aber sollen wir alles mit und an und nach der Schrift prüfen. Alles, was in der Kirchenlehre, im Gemeindeleben oder auch in der Weissagung der Bibel widerspricht, ist ohne weiteres als Irrlehre oder Menschensatzung zu verwerfen.

Welche Stellen weisen darauf hin?

  • „Viele verbrannten ihre (Zauber-)Bücher …, also mächtig wuchs das Wort des Herrn und nahm überhand.“ (Apg. 6,7; 12,24).
  • Vergeblich dienen sie mir, dieweil sie lehren solche Lehren, die nichts denn Menschengebote sind.“ Mat. 15,9
  • „Die Weissagung verachtet nicht, prüft aber alles.“ 1. Thess. 5,24

„Der große Zweck der heiligen Schrift geht dahin, die Besten unter den Menschen dahin zu bringen, daß sie verzweifeln, sich selber selig zu machen, und die Schlechtesten zu überzeugen, daß sie nicht verzweifeln sollen, durch Jesum Christum selig zu werden, und den einen wie den anderen die Hilfe zu reichen, deren sie bedürfen.“

Was sagt die Schrift über ihren Zweck und ihren Nutzen?

„Daß wir werden Menschen Gottes, vollkommen zu jedem guten Werk geschickt.“ Dazu ist „jede Schrift von Gott eingegeben, uns zu unterweisen zur Seligkeit durch den Glauben an Christum Jesum; sie ist nützlich zur Lehre, zur Überweisung und Zurechtweisung und zur Zucht in der Gerechtigkeit.“ 2. Tim. 3, 15-17

Was ist das Alte Testament?

„Was Gott vormals vielfach und vielartig geredet hat zu den Vätern durch die Propheten.“ Heb. 1,1

Was ist das Neue Testament?

„Das, was Gott am letzten zu uns geredet hat durch den Sohn, nachdem es erstlich gepredigt ist von dem Herrn, auf uns gekommen ist durch die, so es gehört haben.“ (Was ihr hört in das Ohr, das predigt auf den Dächern.“) Heb. 1,2; 2,3; Mat. 10,27.

Erstreckt sich Gottes Vorsorge nur auf den Sinn oder auch auf die Worte des Wortes?

  • „Der kleinste Buchstabe noch ein Tüttel vom Gesetz wird nicht vergehen.“ Mat. 5,18
  • „Es ist leichter, daß Himmel und Erde vergehen, denn daß ein Tüttel (ein Häkchen von den hebräischen Buchstaben des Alten Testamentes) vom Gesetz falle.“ Luk. 16,17

Das ist Inspiration nach Inhalt und Form. Idee und Wort ist schwer zu trennen. Mit dem Töten des Leibes geht der Geist verloren. Das Fleisch ist kein nütze - ganz recht, ohne Geist. Dann hat man einen Leichnam, keinen lebendigen Leib, dann hat man Buchstaben, kein lebendiges Wort mehr. Jesu Worte sind Geist und Leben; ja, aber auch umgekehrt: Geist und Leben sind Jesu Worte, nicht seine Ideen oder Meinungen. Durch die Einhauchung von Gottes lebendigem Odem wird der aus irdischen, vergänglichen Mittel gebildete Leib zu einem lebendigen Organismus, der durch eigene Kraft sich fortzeugt. So zeugt das Wort, das von Anfang war, das A und O, sich Worte, die empfangen sind vom Heiligen Geiste, deren jegliches ein lebendiges Brot ist, vom Himmel gekommen, und auch Samen, zu säen. Jes. 55,10; Joh. 12,24; 1. Kor. 15,36-49; Mat. 13,19-25.38. Der Buchstabe, d.h. Fleisch ohne Geist, tötet; aber der Geist, der an die Worte gebunden ist, macht lebendig. 2. Kor. 3,6.

Wenn es wahr ist, daß weder die griechische und die hebräische Sprache zwei völlig gleichbedeutende Worte hat, dann kann auch ein und derselbe Gedanke nie mit verschiedenen Worten ausgedrückt werden, ohne in seiner Bedeutung Veränderung zu erleiden; darum, je präziser man denkt, je sorgfältiger ist man mit dem Ausdruck seiner Gedanken. Deshalb legt man auch so großes Gewicht auf die genaueste Erforschung des Wortlautes der Klassiker und des Wortsinnes der zu übersetzenden Sprachen. Gedanken ohne Worte, gedachte oder gesprochene, sind wie Gespenster, unvorstellbar.

Es ist derselbe Geist, der, berauschend vom Himmel kommend, alle heiligen Schreiber der Bibel erfüllte, aber wir hören sie einem jeglichen in und mit seiner Zunge reden: Anders rauschet Davids Harfe,
Anders wieder Mosis Sang,
Anders Jeremias Klagen,
Anders Mirjams Zimbelklang

Wir kennen keine mechanische Inspiration, die etwa Jesaja oder Paulus zu bloßen Automaten erniedrigte.

Wie der Komponist dem ausführenden Musiker nicht die Idee des Musikstückes im allgemeinen, sondern, sorgfältig abgestimmt, die einzelnen Töne gibt, die bei Wiedergabe durch den menschlichen Kehlkopf, durch Streich- oder Blasinstrumente wohl verschiedene Klangfarbe haben, aber doch dieselben Töne sind, so hat auch „Gott vorzeiten manchmal und mancherlei Weise geredet durch die Propheten und zuletzt durch den Sohn“ (Heb. 1,1. 2), immer aber geschah es durch „Worte, welche menschliche Weisheit nicht lehren kann“. 1. Kor. 2,13

Welche Hauptstellen unter sehr vielen anderen beweisen das?

  • „Jesus spricht: Meine Worte“ (nicht: Meine Rede) Joh. 6,63
  • „Worte von Paulus gehört“ 2. Tim. 1,13
  • „Meine Worte, dir in den Mund geleget“ Jes. 59,21
  • „Worte, die er mir gezeigt“ Hes. 11,25
  • „Worte (nicht Wort), die der Herr sandte.“ Sach. 7,12
  • „Diese Worte“ 2. Mo. 20,1
  • „Propheten haben erforscht ihre eigenen Weissagungen“, weil ihnen diese in Worten und nicht dem Sinne nach oder als allgemeine künftige Wahrheiten gegeben waren. Sie erforschten ihre eigenen Worte, ein Beweis, daß sie diese nicht selbst gewählt. 1. Pet. 1,10; Jer. 38,21; 2. Chr. 36,12
  • „Nicht durch die, sondern durch den, deinen Samen“ Gal. 3,16
  • „Worte (nicht Sinn oder Wahrheiten“, die der Heilige Geist lehrt“ 1. Kor. 2,15 u.v.a.

In seiner Glaubenslehre sagt Roos, um noch ein paar Beispiele anzuführen: Den Titel, welcher Ps. 82,6 den Herrschern ein einziges Mal gegeben wird, führt Christus Joh. 10,34.35 an, indem er hinzufügt: „Die Schrift kann nicht gebrochen werden“, nämlich auch nicht in einem einzigen Ausdruck. Das Wort „alles“ Ps. 8,7 nimmt Paulus Heb. 2,8 und 1. Kor. 15,27 so buchstäblich, daß er nur Den für „ausgenommen“ erklärt, der ihm alles untergetan hat. Aus dem kleinen Wort „heute“ (Ps. 95,7) folgert der Apostel (Heb. 4,9), daß „noch eine Ruhe vorhanden ist dem Volke Gottes“, um welcher willen sie ihre Herzen nicht verstocken sollten. Wie streng faßt Christus das Wort „Herr“ (Mat. 22,44) und Paulus das Wort „neu“ (Heb. 8,13) und das Wort „Testament“ (Gal. 3,15)!

Wie wird Ps. 110,4 analysiert, und welche großen Wahrheiten werden aus den einzelnen Ausdrücken hergeleitet! Heb. 5,6.7. Die Aufeinanderfolge der Ereignisse wird wahrgenommen und Lehre daraus gezogen. Röm. 4,10 und Gal. 3,17. Auch das Schweigen der Schrift ist ein wichtiges Argument! Weil in Ps. 32,1. 2 keine Erwähnung guter Werke ist, folgert Paulus Röm. 4,, daß dem, „der nicht mit Werken umgeht, glaubt aber, sein Glaube zur Gerechtigkeit angerechnet wird“. „Der Gott, ohne den kein Sperling vom Dache fällt und dessen Weisheit auch das kleinste seiner Werke verkündigt, vermochte sicher auch über den Schriftausdruck zu wachen, und die Wunder seines Wortes zu untersuchen, ist weniger das Zeichen eines kleinlichen als vielmehr eines denkenden Geistes.“

Ich glaube an die Inspiration der Bibel, weil sie mich inspiriert; und das ist mir neben den angeführten inneren einer der besten Beweise für die Wortinspiration, daß trotz aller Angriffe, die diese Lehre auch von seiten der positiven Theologieprofessoren, ja selbst von gläubigen Predigern erfährt, die gläubige Gemeinde dennoch daran so festhält. Wir wollen uns weder durch die Schriftgelehrten liberaler noch durch solche positiver Richtung beirren lassen. Denen aber, die soviel auf Autorität geben, schreiben wir folgendes Wort aus einer Menge gleichartiger von Spurgeon ab.

Der erfolgreichste und geistig befähigtste Prediger der letzten Zeit sagt: „Wir kämpfen um jedes Wort der Bibel und glauben an die wörtliche und buchstäbliche Inspiration der Heiligen Schrift, und zwar glauben wir, daß es gar keine andere Inspiration als diese geben kann. Wenn uns die Worte genommen werden, so geht uns damit der Sinn ganz von selbst verloren.“

Die Schrift ist ein gottgewolltes Ganzes und enthält nicht nur, sondern ist Gottes Wort. Gleichwohl aber sind ganze Abschnitte in ihr nicht aus dem Munde Gottes und enthalten nicht geoffenbarte Wahrheiten, obwohl Gott wollte, daß sie so und in ihrem jeweiligen Zusammenhang mit der übrigen Schrift aufgezeichnet werden. Welche Stellen zum Beispiel?

„Die Schlange sprach zum Weibe: Ihr werdet mitnichten des Todes sterben“, 1. Mo. 3,4. „Kain sprach: Meine Sünde ist größer, denn daß sie mir vergeben werden möge“, 1. Mo. 4,13. „Satan sprach“, Hiob 1,9. u.v.a.

Wo wird die Autorität und Zuverlässigkeit der Schrift Gott selbst gleichgestellt?

„Die Schrift aber hat es zuvor gesehen, darum verkündigt sie dem Abraham.“ Gal. 3,8

Wo wird, was David ursprünglich von sich geredet hat, als Rede Gottes und Weissagung auf Christum angeführt?

„Gott spricht auch am anderen Ort: Du wirst nicht zugeben, daß dein Heiliger die Verwesung sehe.“ Apg. 13,35

Quelle: Flügge, Carl August - Der Schriftforscher

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