Erichson, Alfred - Martin Butzer, der elsässische Reformator - III. Butzer, Vikar in Weißenburg.

Erichson, Alfred - Martin Butzer, der elsässische Reformator - III. Butzer, Vikar in Weißenburg.

Eine zwischen Franz von Sickingen und dem Erzbischof von Trier ausgebrochene Fehde vertrieb Butzer aus Landstuhl. Eben trug er sich mit dem Gedanken, nach Wittenberg zu ziehen, um dort bei Luther den Studien zu leben, als im November 1522 der evangelisch gesinnte Pfarrer von Weißenburg, Heinrich Motherer, die Aufforderung an ihn richtete, als Vikar an seine Seite zu treten, damit die Pfarrei St. Johann „hinfüro christlich und nit unchristlich wie zuvor versehen werde.“

Freudig ging er an die neue Arbeit. An jedem Werktag predigte er einmal, an Sonn- und Festtagen zweimal. Die Bürgerschaft jauchzte ihm zu, und dank seinen Unterweisungen waren „sogar die Weiber bald im Stand, die Priester aus der heiligen Schrift zu widerlegen und zum Schweigen zu bringen.“ Butzer hatte seinen Zuhörern die beste Waffe in die Hand gegeben, indem er sie ermahnte, das (lutherische) Neue Testament und was sie sonst von göttlichen Schriften bekommen konnten, sich anzuschaffen, dieselben fleißig zu lesen und zu prüfen, ob es sich also verhielte, wie er lehrte. So konnte er kühn auf der Kanzel erklären: „Wenn man ihm beweisen würde, dass die Lehren, die er vortrug, nicht mit dem Inhalt der heiligen Schrift übereinstimmten, so sollte man ihn, dem alten mosaischen Gesetz zufolge, steinigen.“

Er predigte zunächst über den ersten Brief Petri, und mm zwar aus dem Grunde, „weil die Gegner so sehr auf diesen Apostelfürsten und seine angeblichen Nachfolger auf dem päpstlichen Stuhle pochten.“ „Wohlan, rief er seinen Widersachern zu, das ist unser Petrus und lehrt in vielen Hauptstücken das Gegenteil, von dem was Ihr behauptet.“ Auf Petri Worte gestützt, bekämpfte er die Heiligenanrufung, die Fastengebote, die falschen Wunder und Zeichen, die Wallfahrten, die Seelenmessen, die Totenopfer, die Gelübde, die Anmaßungen der geistlichen Obrigkeit, und anderes mehr.

Das freie Vorgehen des jungen Vikars stieß bald auf Widerstand. Die Barfüßer griffen ihn aufs heftigste an und verleumdeten ihn beim Volk. Er aber, kurz entschlossen, begab sich in Begleitung mehrerer Bürger in ihr Kloster. Er wollte sie auffordern, ihm durch die heilige Schrift zu beweisen, dass er im Unrecht sei, aber die Mönche ließen sich nirgends finden. Nun verlas er vor der versammelten Gemeinde eine Rechtfertigungsschrift und übersandte sämtlichen Weißenburger Ordenshäusern sechs Artikel folgenden Inhalts: Christus ist allein unser Meister, dem alle gehorchen sollen; das Christenwesen besteht im Glauben und in Liebe zu Gott und nicht in äußerlichen Dingen; mit Menschensatzungen dient man Gott vergeblich; alle Gewalt in der christlichen Gemeine ist nur zur Besserung gegeben, was nicht dazu dient, ist ohne Nutzen. Diese Sätze schlug er, nach Luthers Beispiel, an die Türe der St. Johann-Hirche an, nebst der Aufforderung: „Wer Lust habe, dieselben auf Grund der hl. Schrift anzugreifen, wolle sich am Ostermittwoch 1523, um zwölf Uhr in dieser Kirche einfinden, um der Ehre Gottes und des Heils der Brüder willen.“ Der Tag kam, Niemand erschien.

Die Anhänger des Alten hofften auf anderen Wegen mit dem Neuerer fertig zu werden. Sie verklagten ihn bei dem Bischof von Speier, der ihn und Motherer vor sein Gericht lud, und da die Beiden dieser Ladung keine Folge leisteten, in den kirchlichen Bann tat. Zugleich forderte er den Magistrat auf, sie aus der Stadt auszuweisen. In Folge dessen wurde ihnen bedeutet, dass man sie nicht schützen könnte, und sie wohl daran täten, sich auf einige Zeit zu entfernen. Die beiden Pfarrer wollten der Stadt, welcher eine Belagerung seitens des bischöflichen Heeres drohte, keinerlei Schwierigkeiten bereiten, und sie entwichen Ende Mai 1523, bei später Abendstunde, durch eine Nebenpforte in der Stadtmauer, um kein Aufsehen zu erregen, vielleicht auch um nicht feindlichen Soldaten in die Hände zu fallen. Sie wandten ihre Schritte nach Straßburg. Zwei bewaffnete und des Wegs kundige Männer begleiteten sie und ihre beiden, der Niederkunft nahen Frauen. Am anderen Tag fanden sie sämtlich im Zell'schen Haus eine freundliche Aufnahme.

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