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Cornelius, Claus - Testament

Cornelius, Claus - Testament

Da mich die heilige Schrift lehret, daß die Eltern ihre Kinder zur Furcht Gottes ermahnen sollen, so lasse ich, mein geliebtes Weib, ein Testament zurück, damit du dasselbe unserer einzigen und geliebten, jetzt noch unmündigen Tochter aufbewahrest, auf daß sie dereinst wisse, warum ich, ihr Vater, nun Jahr und Tag unter großen Qualen im Kerker liege und stündlich meinen Tod vor Augen habe. Zuerst bitte ich dich und alle, die für meine Tochter sorgen, daß ihr sie zuerst das Notwendigste erflehen lehret, den heiligen Geist, durch welchen sie rufen möge: Abba, lieber Vater!

Dieweil es uns geboten ist, für die Kirche Christi zu sorgen, so ermahne ich Dich, Anna, mein liebes Kind, und bitte dich von Herzen, daß du dem Evangelio Jesu Christi Gehorsam leistest, um dessen willen die verkehrte Welt mich jetzt schilt. Zuerst nun bitte ich dich, dass du das fünfte Gebot in dein Herz schreibest. Sei deiner Mutter gehorsam, und den anderen, die dich den Weg des Herrn lehren, und vergiß nimmermehr die großen Schmerzen und Nöte deiner Mutter, die lange mit dir in Trübsal gewandelt, und mich als ihr eigen Fleisch und ihren lieben Eheherrn und deinen Vater in meinen Banden besucht und getröstet hat. Weiter bitte ich dich, daß du emsig seiest, zu bitten um einen aufrichtigen Glauben, damit du eine rechte Erkenntnis von dem Einen, lebendigen, allmächtigen Gott bekommen mögest, daß dich nicht Hunger noch Durst, Kälte oder Hitze, nicht Leben und Tod von ihm scheide. Zuletzt bitte ich dich, daß du der heiligen Schrift gehorsam seiest, und dich ihren Lehren und Ermahnungen unterwirfst, daß sie deine Meisterin sei und du nicht die ihre. Alles dein Tun aber, dein Bitten, Fasten und Leiden sei vereinigt mit dem Bitten, Fasten und Leiden Jesu Christi! Er ist der rechte Weg, der uns zu Gott, dem himmlischen Vater, führt, den du betreten mußt mit viel Schmerz und Leid, daß du mir Unwürdigen ähnlich werdest und vielen anderen, die diesen Weg betreten haben, und denen ich nicht würdig bin, die Schuhriemen aufzulösen. Christus hat dich erlöset vom ewigen Tode; dein natürlicher Tod aber ist geblieben, damit du dich mit dem Tode Jesu Christi vereinigen und mit ihm in einem neuen Leben wandeln mögest.

Der Herr behüte und bewahre Dich! Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir, und gebe dir seinen Frieden! Der Herr bewahre deinen Fuß auf dem rechten Wege! Amen. Geschrieben aus dem Kerker im Haag, in der 53. Woche meiner Gefangenschaft, am 16. April 1569

Testament des Claus Cornelius

Quelle: Fliedner, Theodor - Buch der Märtyrer

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