Binde, Fritz - Preiset Gott an eurem Leibe

Binde, Fritz - Preiset Gott an eurem Leibe

Der Leib aber nicht der Unzucht, sondern dem Herrn, und der Herr dem Leibe… …Wisset ihr nicht, daß eure Leiber Glieder Christi sind? …Oder wisset ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des in euch wohnenden heiligen Geistes ist, welchen ihr von Gott empfangen habt, und daß ihr nicht euch selbst angehört? Denn ihr seid teuer erkauft; darum so preiset (verherrlichet) Gott an (in, mit) eurem Leibe!
1. Kor. 6,13 – 20.

Kinder Gottes wissen, daß sie ihren himmlischen Vater mit Geist und Seele zu preisen haben; denn Er hat sich durch Sein rettendes Erbarmen machtvoll an ihrem Geist und ihrer Seele verherrlicht. Daß Gott aber auch an ihrem Leibe gepriesen sein will, wissen viele nicht. Gott preisen heißt Sein Wesen durch uns offenbaren. Gewöhnlich meint man, dazu tauge der Leib nicht, weil er zu niedrig, zu irdisch sei. Gottes Wort spricht aber gerade unserem Leibe eine sehr hohe Bedeutung zu, die in ein himmlisches Ziel ausläuft. Es sind besonders vier biblische Gründe, die uns veranlassen wollen, Gott an unserem Leibe zu preisen.

* Gott will sich in unserem Leibesleben verherrlichen, erstens, weil wir teuer erkauft sind und auch mit unserem Leibe nicht mehr uns, sondern Ihm gehören; * zweitens, weil unsere Leiber Glieder am Leibe Christi sind, dessen regierendes Haupt der Herr ist; * drittens, weil unser Leib ein Tempel des in uns wohnenden Heiligen Geistes ist, den die Herrlichkeit Gottes erfüllen will; * viertens, weil unser Leib das Samenkorn für den zukünftigen himmlischen Auferstehungs- und Herrlichkeitsleib ist.

Betrachten wir das Erste: Wir gehören nicht mehr uns selber an; denn wir sind teuer erkauft. Der natürliche Mensch meint ganz und gar, er gehöre sich selbst an. So glaubt er auch von seinem Leib:

„Ich dachte doch, der Leib sei mein,
Und mein sei'n auch die Nächte,
Die ich mit Weib und Würfelspiel
Bei rotem Wein verzechte.”

Da ist der Leib ein übel behandeltes oder ausgesucht gepflegtes Werkzeug zur Befriedigung der Lüste. Zu diesem Zweck ist er auch Kleiderstock, Eßbehälter, Trinkfilter, Wertstück zur Erzielung von Bewunderung, Arbeitsmaschine zum Geldverdienen oder Diener des Ehrgeizes; jedenfalls soll er immer seine eine Stütze des selbstischen Behagens, das man gemeiniglich „Gesundheit” nennt.

Kinder Gottes aber sollen wissen, daß sie mit Geist, Seele und Leib nicht mehr sich selbst, sondern Gott gehören; denn sie sind um einen Preis erkauft. Was ist denn der Preis, um den sie erkauft sind? Es ist

das Opfer des Leibes Jesu Christi.

Wer die Bedeutung dieses Opfers erkannt hat, hat auch die Bedeutung seines eigenen Leibes als lebendiges Opfer zur Verherrlichung Gottes erkannt. Es sollte uns doch zu betendem Nachsinnen bewegen, daß nicht Jesu Geisteswirken und Seelenarbeit uns erlösten konnten, sondern Sein Leib mußte geopfert werden. An Seinem Leibe mußte Er unsere Sünden hinauftragen ans Holz, damit wir der Sünde entnommen werden konnten (1. Petr. 2,24). Sein Leib mußte für uns gegeben werden zur Vergebung unserer Sünden (Luk. 22,19). Und nur durch die Aufopferung des Leibes Jesu Christi sind wir geheiligt auf einmal (Hebr. 10,10).

Warum dieses Leibesopfer? Weil unsere Erlösung von der Strafe der Sünde Zug um Zug unserem Fall in die Sünde entsprechen mußte. Adam und Eva entzogen Gott die nach Seinem Ebenbilde geschaffenen Leiber, als sie das Gebot übertraten. Sie lieferten Sinn um Sinn, Glied um Glied ihres Leibes der Herrschaft des Widersachers Gottes aus, als sie der betrügerischen Schlangenrede lauschten und gehorchten und die verbotene Frucht ihrem Leibe einverleibten. Damit hörte ihr Leib auf, gottgebräuchlich im ursprünglichen Sinne zu sein. Wohl deshalb war die Strafe, die dem Sündenfall folgte, hauptsächlich Leibesstrafe (1. Mose 3,16-19), nämlich leibliche Lebensbeeinträchtigung als Leibesschmerz und Leibesmühe bis zum Zerfall des gefallenen und nun verfallenden Leibes. Aus dem gottebenbildlichen Leibe war ein ”Leib der Sünde und des Todes” geworden (Röm. 6,6; 7,24). Und nach dem „Gesetz der Sünde und des Todes” (Röm. 8,2) zeugte der gefallene Adam mit Eva, der gefallenen „Mutter der Lebendigen”, ein gefallenes Geschlecht, in dessen Gliedern die Sünde und der Tod wohnen, die durch alle Menschen hindurchgedrungen sind (Röm. 5,12; 7,23). Seitdem lautet der Schrei des elenden Menschen: Wer befreit mich von der Herrschaft der Sünde im Leibe der Sünde? Und: „Wer wird mich erlösen aus dem Leibe dieses Todes?” Schaudervoller Schrei; denn sowohl das Gesetz, das geschrieben steht im Herzen und Gemüt des Menschen, als auch das Gesetz, das geschrieben steht in den steinernen Tafeln vom Sinai (Röm. 2,15; 1,12.23), fordern vom Menschen das Gute, das er doch wegen des Gesetzes der Sünde in den Gliedern seines Leibes nicht zu erbringen vermag!

Da sandte Gott um der Sünde willen Seinen Sohn in der Ähnlichkeit des sündlichen Fleisches und richtete die Sünde im Fleisch (Röm. 8,3), indem Er sie strafte am Leibe Seines Sohnes. Denn dazu hatte Gott sich geoffenbart im Fleische, daß der durch den Heiligen Geist gezeugte Leib Jesu (Luk. 1,35) das zulängliche Sühnopfer für unsere Sünden werden sollte. Durch die Zeugung von oben her war Jesu Leib der einzige Leib, der außerhalb des Gesetzes der Sünde und des Todes stand, somit war er auch der einzige Leib, der zum vollgültigen Schuld- und Sühnopfer für uns alle dahingegeben werden konnte; denn er war der einzige Leib, der nicht gesetzmäßig, als der Sünde Lohn, den Tod erleiden mußte, sondern ihn freiwillig durch Gottes Gnade für uns alle schmeckte (Hebr. 2,9). Damit war er auch der einzige Leib, durch dessen Tod das Gesetz der Sünde und des Todes durchbrochen und das Gesetz vom Sinai erfüllt werden konnte. Und so ist und bleibt er der einzige Leib, durch dessen Opferung wir gerechtfertigt und geheiligt, also aus der Schuld und Macht der Sünde errettet und für Gott zurückerkauft sind.

Aber fürwahr, welch einen Preis zahlte da Gott für unsere Loskaufung aus dem Gesetz der Sünde und des Todes, aus dem Fluche des sinaitischen Gesetzes und aus der Obrigkeit der Finsternis! Er verschonte Seines eigenen Sohnes nicht. Er gab Ihn für uns dahin (Röm. 8,32). Er warf unser aller Schuld auf Ihn. Es gefiel Ihm, Ihn zu zerschlagen (Jes. 53,6 u. 10). Er machte Den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde (2. Kor. 5,21). Und wie zahlte der Sohn den vom Vater angeordneten Preis! Bereit, den Willen Gottes zu tun, ließ Er sich den Leib bereiten, der für die Sünde der Welt geopfert werden sollte (Hebr. 10,5-9). Er gab die Gottesgestalt preis, machte sich selbst zu nichts, nahm Knechts- und Menschengestalt an, erniedrigte sich selbst, erduldete den Widerspruch der Sünder, ließ sich zur Sünde machen in Gethsemane und starb wie der allein Schuldige auf Golgatha. ”Die Strafe liegt auf Ihm, auf daß wir Frieden hätten, und durch Seine Wunden sind wir geheilt” (Phil. 2,5-8; Jes. 53,5). Wer kann die Höhe dieses Kaufpreises ausrechnen?

Angesichts dieses unermeßlich hohen Preises, den die erbarmungsreiche Liebe Gottes für unsere Rückgewinnung gezahlt hat, sollen wir nun gläubig erkennen, daß wir nicht mehr uns selber angehören, also nicht mehr uns selber leben dürfen. Nicht etwa aus bloßer menschlicher Dankbarkeit gegen Gott und Christus; denn zu solcher Dankbarkeit sind wir gar nicht fähig, und sie würde nie genügen. Nein, sondern die geistliche Erkenntnis der Bedeutung und Tragweite des Leibesopfers Christi, in der die werbende Liebe Christi pulsiert, drängt uns zur Preisgabe unseres Selbst und damit weiterhin zur Hingabe unseres Leibes zum Preise Gottes. Als Christus an unserer Statt für uns Seinen Leib ans Kreuz gab, hat Er als berufener Stellvertreter unseres Geschlechtes aller Menschen Leib mit ans Kreuz gezogen (Joh. 12,32). Damit wissen wir uns mit Ihm gekreuzigt. Das heißt, wir wissen, Er hat bei der Hinopferung Seines Leibes unseren „alten Menschen”, nämlich unser adamitisch ererbtes, unter die Sünde verkauftes Wesen, mit an sich und ans Kreuz genommen, so daß der gesetzmäßig von der Sünde beherrschte „Leib der Sünde” abgetan sei (Röm. 6,6). Das ist der Abbruch unserer unfreiwilligen Sündenknechtschaft im Leibe. Wir wissen aber auch, daß wir bei der Aufopferung seines Leibes mit Ihm gestorben sind; denn wir haben mit Paulus im Glauben urteilen gelernt, daß, wenn einer für alle gestorben ist, sie alle gestorben sind, das heißt, alle in der Gleichheit Seines Todes mit Ihm verwachsen sind (2. Kor. 5,12; Röm. 6,5). Und zwar wissen wir uns durch den leiblichen Tod Christi erstens dem Gesetz getötet (Röm. 7,4), zweitens der Sünde abgestorben (1. Petr. 2,24; Röm. 6,11), drittens uns selbst gestorben (Gal. 2,19.20; Kol. 3,2) und viertens den Grundsätzen der Welt abgestorben (Kol. 2,20). Das ist das Ende unserer Selbstbehauptung auf allen bisherigen Lebensgebieten. Und schließlich wissen wir uns auch mit Christus begraben (Röm. 6,4; Kol. 2,12). Das ist das tatsächliche Verschwinden unseres Selbstlebens vor Gott und Menschen. So mit dem Tode Seines Leibes verwachsen, sind wir aber nun auch mit Seiner Auferstehung verwachsen; denn wir sind samt Ihm lebendig gemacht, um in der Kraft Seiner Auferstehung fortan in einem neuen Leben nicht mehr uns, sondern in dem Glauben des Sohnes Gottes für Gott zu leben (Eph. 2,5; 1,19.20; Gal. 2,20). Das ist ja der Endsinn aller Bedeutung des Leibesopfers Christi, daß Christus durch Sein Blut für Gott erkauft und sich ein Eigentumsvolk gereinigt hat, das fleißig wäre zu guten Werken (Offbg. 5,9; Tit. 2,14; 1. Petr. 2,9). Nur für diesen Gewinn wurde der Einsatz Seines Leibes beschlossen.

Dies Ziel kann aber Gott nur erreichen, wenn die Kinder Gottes in glaubensvoller Erkenntnis der Bedeutung und Tragweite des Leibesopfers Christi begreifen lernen, daß sie nicht mehr sich selbst angehören, sondern durch das teure Blut Christi für Gott erkauft sind und Ihm ganz besonders die Einhändigung ihres Leibes schulden.

Der Leib dem Herrn!

diesen Entschluß will Gott durch das Wort vom Kreuz wirken. Was erkauft ist, gehört dem Käufer. Glauben heißt hier das Eigentumsrecht Gottes und Christi über uns erkennen und anerkennen. Wir sind nicht eher in die rechte biblische Glaubensstellung zu Gott gekommen, als bis wir Ihm unseren durch den Preis des Leibesopfers Christi bluterkauften Leib zur Verfügung stellen. Wir meinen gerne, wenn wir dem Herrn unser Herz gegeben, so genüge das. Das ist aber nur der Anfang unseres Verständnisses und unserer Hingabe. Gottes herzliches Erbarmen gab sich uns im Leibesopfer Seines geliebten Sohnes. Christus gab sich ganz für uns und will uns auch ganz für sich. Er will nicht nur unsere frommen Gedanken und Gefühle: Er will unseren durch den Sündenfall vor Gott verloren gegangenen und durch das Lösegeld des blutigen Leibesopfers am Kreuz für Gott zurückerkauften Leib. Und wenn wir erkennen wollen, wie weit wir dem Herrn unser Herz gegeben, so brauchen wir uns nur zu prüfen, wie weit wir Ihm unseren Leib gegeben haben. Dem Herrn das Herz schenken und den Leib für das Selbstleben behalten wollen, ist Torheit und wird zur Sünde. Das Endziel aller Glaubenserkenntnisse und Heiligung ist die restlose Rückgabe unseres Leibes an den Herrn. Darum muß der Apostel Paulus nach vielen Belehrungen und Enthüllungen den Römern schreiben: ”Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer, welches sei euer vernünftiger Gottesdienst.” (Röm. 12,1.)

Beachten wir ernstlich dieses Wort. Der Apostel setzt es allen weiteren praktischen Ermahnungen, die den zweiten Teil seines Briefes bilden, voran. Bisher hat er hauptsächlich belehrend von dem geschrieben, was Gott in Christus getan hat, nun schreibt er ermahnend von dem, was wir in Christus zu tun haben. Und da stellt er vorauf die Hingabe des eigenen Leibes. Dem Sühnopfer, das Gott dargebracht hat in der leiblichen Hingabe Seines Sohnes, muß nun entsprechen das lebendige Opfer unseres eigenen Leibes. Gott gab Christus zu unserer Versöhnung als Sünd- und Schuldopfer, wir geben nach erlangter Versöhnung unseren Leib als Brand- und Heilsopfer, wozu wir ermahnt und befähigt werden durch die Erbarmungen Gottes, die wir in der Heilsoffenbarung erkannt haben. Dies Opfer unseres Leibes ist ein lebendiges Opfer, kein totes Tieropfer. Es ist aber nicht nur ein natürlich lebendiges Opfer, sondern auch ein geistlich lebendiges Opfer; denn es handelt sich um die Hingabe des mit Christus in seiner Auferstehung lebendig gemachten Leibes, nicht um das Opfer des geistlich toten „Leibes der Sünde”, der ja am Kreuz abgetan wurde. Irrtümlich meinen viele, die Hingabe ihrer leiblich-fleischlichen Sünden sei das Opfer des Leibes für Gott. Wie könnten wir aber Gott das als lebendiges Opfer bringen, was Er als tot, wertlos, gerichtet und verflucht am Kreuz beiseite geschafft hat? Wir wollen doch nicht die Preisgabe unserer Sünden ein Opfer nennen! Hier handelt es sich um Gehorsam und nicht um Opfer; denn unsere Sünden gehören im Gehorsam der Buße ans Kreuz und ins Grab, aber können nimmermehr eine lebendige Opfergabe für Gott sein. Denn das Opfer des Leibes wird nicht nur lebendig, sondern auch heilig genannt. Heiligen kann nur Gott, indem Er in Seine Gemeinschaft aufnimmt, nämlich von Seinem Wesen mitteilt. Das hat Er mit unserem Leib getan; denn der Leib ist durch das Blut Christi für Gott erkauft, also Gott geweiht worden; das heißt aber „heilig” sein. Der Heilige Geist, der unseren Leib geistlich lebendig gemacht hat (Röm. 8,10.11), hat ihn auch heilig gemacht; das eben ist ja der Sinn der Aufforderung: „Der Leib dem Herrn!” Es bedeutet: Weihe, heilige dem Herrn, was Er sich geweiht, geheiligt hat! Es handelt sich dabei nicht um den Stoff des Leibes, sondern um die Verwendung des Leibes. Drittens wird das Opfer des Leibes auch Gott wohlgefällig genannt, weil es dem Willen und Plane Gottes und der ureigentlichen Bestimmung unseres Leibes entspricht. Und schließlich bezeichnet der Apostel die Opferung unseres Leibes geradezu als unseren vernünftigen Gottesdienst. Will er damit nicht sagen: die stete Hingabe unseres Leibes an Gott ist der einzige Gottesdienst, der vernünftigerweise der frohen Botschaft von unserer Errettung am Kreuz und dem besseren Neuen Bunde im Blute Christi entspricht? Fürwahr, jeder andere „Gottesdienst” ist sinnlos, unvernünftig und eitel.

Worin besteht nun diese gottesdienstliche Hingabe unseres Leibes?

Paulus sagt es im nächsten Vers: ”Stellet euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, um zu prüfen, was der Wille Gottes sei, der gute, wohlgefällige und vollkommene.” (Röm. 12,2.) Es handelt sich beim gottesdienstlichen Gebrauch unseres Leibes zunächst um unsere Abkehr von der Weltart. Macht es nicht wie die ungläubigen Menschen dieses Zeitlaufes! Nehmt euch beim Gebrauch eures Leibes nicht sie zum Muster! Bildet euch nicht nach ihnen! Wie notwendig ist diese Ermahnung auch heute! Wie sehr neigen wir zum weltförmigen Ichdienst mit dem Leibe, indem die Fragen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? (Matth. 6,31) uns noch zu viel beschäftigen und beschweren! Wieviel Feinschmecker und Modesüchtige gibt es noch unter den Gläubigen! Ist nicht auch heute der Bauch der allgegenwärtige und allmächtige Gott vieler, die sich zum Eigentumsvolke des Herrn zählen? Und zwar nicht nur in Bezug auf Eß- und Trinkgelüste, sondern auch in Bezug auf alle anderen fleischlichen Bauchesgelüste. Sind sie nicht deshalb Feinde des Kreuzes Christi, nämlich Verächter aller Selbstverneinung in Dingen der Hingabe des Leibes? Ihnen gilt: Stellet euren Leib zum Opfer dar, oder euer Ende ist das Verderben! (Phil. 3,18.) Und wie leicht erliegen wir dem Vorbilde der Welt in Bezug auf knechtenden Modedienst, ausgesuchte Künste der ichgefälligen Körperpflege und Ansprüche verweichlichender Bequemlichkeit! Und stehen nicht auch noch zahllose Leiber der Bekenner des Herrn Jesu im ganz weltförmigen Dienste des Mammons und des Ehrgeizes? O wie sehr mangelt uns bei allem viel zu vielen äußerlichen „Gottesdienst” doch der einzig wahre, der „vernünftige Gottesdienst” des lebendigen Leibesopfers!

„Sondern verändert euch (seid verändert, umgeformt, umgewandelt) durch Erneuerung eures Sinnes…” Das Wort, das für Gleichstellung mit der Welt im Grundtext steht, bezeichnet mehr die äußerliche Haltung, während das für „verändert” gebrauchte Wort mehr die Gestaltung von innen heraus meint. Wer in rechter Buße (Sinnesänderung) gläubig geworden ist, hat eine Erneuerung seines Sinnes und dadurch eine innerlich fortwirkende Umgestaltung erlebt. An Stelle des unter der Herrschaft der Selbstliebe stehenden natürlichen, fleischlichen Sinnes ist ein unter der Herrschaft der Gottesliebe stehender geistlicher Sinn getreten, der allein uns zum rechten gottesdienstlichen Gebrauch unseres Leibes Anleitung geben kann. Denn dieser neue Sinn allein befähigt uns, den guten, wohlgefälligen und vollkommenen Willen Gottes zu unterscheiden und als die neue Lebensordnung für unseren Leib im Gegensatz zu dessen bisherigen weltförmigen Handlungen (Röm. 8.13) zu gewinnen. In dem Maße, als wir nun dem Herrn unseren Leib weihen, schreitet die geistliche Erneuerung unseres Sinnes fort, und umgekehrt. Warum wird es uns oft so schwer, den Willen Gottes zu erkennen? Antwort: Weil es uns meist so schwer scheint, unseren Leib dem Dienste Gottes zu weihen. Nur wer täglich neu seinen Leib zum Opfer bringt, wird vermöge dieser Gewohnheit geübte Sinne empfangen zur Unterscheidung des Guten sowohl als auch des Bösen (Hebr. 5,14).

Lasset uns nun sehen, wie Paulus, das auserwählte Werkzeug Jesu Christi, praktisch seinen Leib zum Werkzeug des Geistes gegeben hat. Wie hat dieser Mann es doch bis ins alltäglichste Leibesleben hinein bezeugt, daß er nicht mehr sich selber angehörte! 1. Kor. 9,26.27 schreibt er: „Ich laufe aber also, nicht als aufs Ungewisse; ich kämpfe also, nicht wie einer, der in die Luft schlägt, sondern ich betäube meinen Leib (schlage ihn ins Angesicht) und zähme ihn (führe ihn in Knechtschaft), daß ich nicht, nachdem ich anderen gepredigt, selbst verwerflich werde.” Paulus, der gehorsame Knecht Christi, sieht sich in einer großen, für uns beinahe unglaublichen Gefahr. Er befürchtet trotz seines reichen Dienstes am Ende doch noch verwerflich werden zu können. Warum? Wegen mangelnder Hingabe seines Leibes! Um diesen Mangel zu decken und der furchtbaren Gefahr zu entgehen, betäubt er seinen Leib, wie man einen Feind ins Gesicht schlägt, um sich seiner zu erwehren, und führt dann den betäubten Feind in Knechtschaft, damit er nicht von ihm in Knechtschaft geführt werde. Als ein gezähmter Feind muß der Leib nun Jesus dienen. Dies außerordentlich ernste Wort zeigt uns erstens, wie unumgänglich notwendig die Hingabe unseres Leibes für die Durchrettung unserer Seele ist, und zweitens, mit welcher selbstverneinenden geistlichen Energie diese Hingabe durchgeführt werden muß.

Viele Gläubige, wenn sie dergleichen lesen, meinen sich gleich gegen „mönchische Askese”, planmäßige Übung in der Leibesquälerei, wehren zu müssen. Sie sollten bedenken, daß der Apostel keine Gerechtigkeit aus Gesetzeswerken suchte (Phil. 3,9) und daß er sich ausdrücklich gegen jedes selbsterwählte, selbstgerechte „Nichtverschonen des Leibes” wandte (Kol. 2,23). Hat nicht gerade er von der „reichlichen Ehre” geschrieben, die wir selbst den uns unehrbar scheinenden Gliedern unseres Leibes zuerkennen? (1. Kor. 12,23.24). Aber eben weil gerade ihm die hohe Bedeutung des Leibes und des göttlichen Zieles mit demselben offenbart worden war, wollte er um jeden Preis seinen Leib diesem göttlichen Ziele entgegenführen. So nahm er seinen Leib in eine Geisteszucht, die uns ganz fremd geworden ist. Wir kennen beinahe nur noch selbsterhaltende Diät-, Mast-, Fasten-, Licht-, Luft-, Wasser-, Lehm-, Liebe- und gymnastische Kuren, lauter leibliche Übung, die nur zu wenigem nützlich ist (1. Tim. 4,8); wo aber ist die selbstverneinende, gottselige Übung in der Geisteszucht, die den Leib dem Ziele Gottes weiht? Wie wenige zum Beispiel fasten zu geistlichem Zweck, wie Paulus und die erste Gemeinde fasteten! (Matth. 17,21; Ap.-Gesch. 13,3; 14,23; 1. Kor. 7,5; 2. Kor. 6,5; 11,27.) An „sozial-ethischen” und gesetzlich-religiösen Übungen in allerlei Erhaltung des geliebten Ichs gibt man schädliche Genüsse und Lebensgewohnheiten preis, aber sich selbst gibt man nicht preis! Die Enthaltsamkeit des Apostels entstammte aber dem Mitgestorben- und Mitlebendiggemachtwordensein im Kreuzestode und in der Auferstehung Christi. Geistgewirkte Enthaltsamkeit kann nur kommen aus der glaubensgehorsamen Erkenntnis Christi, in der die Liebe Gottes wirkt. Und wenn ich sonst meinen Leib brennen ließe, es wäre mir nichts nütze (1. Kor. 13,3). Wie sehr liebt die Welt moralische Satzungen, an denen sich ihr Pharisäismus emporzuranken vermag! Aber auch unter den Gläubigen ist ein Suchen nach starren Regeln, nach denen man essen, trinken, genießen, ehelichen und ehelich leben billig ordnen möchte. Das ist Welt-, aber nicht geistförmig. Solchen Satzungen sind die Söhne des Geistes gestorben. Lies Kolosser 2! Ihr leiblicher Gottesdienst im Geiste hat als einzige Ordnung das innerlich leitende Grundgesetz des Auferstehungslebens Christi (Röm. 8,2.14). Fasse es, wer es durch den Geist zu fassen vermag!

Jedenfalls gilt Folgendes: Hingabe des Leibes an den Herrn ist Unterwerfung des Leibeslebens unter die Zucht des Heiligen Geistes, und geistgewirkte Enthaltsamkeit ist die Enthaltung von allem dem, was den Heiligen Geist betrübt (Eph. 4,30), weil es seine Herrschaft aufhält. Gerade in Bezug auf die Geschäfte des Leibes schreibt Paulus, unserem Textworte vorausgehend: ”Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles frommt! Alles ist mir erlaubt, aber ich will mich von nichts beherrschen lassen” (1. Ko. 6,12). Der Gläubige steht sekündlich vor der Entscheidung, entweder von seinem Leib beherrscht zu werden im Fleisch oder seinen Leib zu beherrschen im Geist. Denn obgleich der „Leib der Sünde” am Kreuz abgetan ist, so tragen wir doch noch den Leib des Fleisches, der von unten her stammt, und in dessen Gliedern die Lust des Fleisches immer wieder aufleben möchte gegen die Lust des Geistes, die von oben her stammt (Gal. 5,17). Da gilt es, jede erkannte geistwidrige Handlung des Leibes im gegebenen Augenblick durch den Geist zu töten (Röm. 8,13), damit die Sinne und Glieder des Leibes geistbeherrscht werden und wir bezähmten Leibes siegreich im Geiste zu leben vermögen. Zu diesem Zweck bedarf es der fortgesetzten, wachend und betend im Glauben zu betätigenden Auslieferung unserer Sinne und Glieder an den Herrn. Freigemacht von der Sünde und Sklaven Gottes und der Gerechtigkeit geworden, stellen wir unsere Glieder nun nicht mehr in den Dienst der Unreinigkeit und Ungerechtigkeit, sondern in den Dienst der Gerechtigkeit zur Heiligung (Röm. 6,12-23), damit sie Waffen der Gerechtigkeit werden. Diese stets zu erneuernde Darstellung unserer Glieder zum Dienste in der Gerechtigkeit und Heiligkeit Christi ist der hohe Sinn und Inhalt des vernünftigen Gottesdienstes unserer Leibesopferung. Und dieser Gottesdienst setzt sich fort, bis jeder Sinn und jedes Glied unseres Leibes geistbeherrscht, der ganze Mensch in Christus dargestellt (Kol. 1,28), Christus in ihm gestaltklar erscheint (Gal. 4,19) und Sein Sterben und Leben an unserem Leibe offenbar geworden ist zum Preise Gottes (2. Kor. 4,10; Gal. 6,17; Phil. 1,20).

Willst du diesem einzig vernünftigen Gottesdienst beitreten und es bezeugen, daß du dich teuer erkauft weißt und nicht mehr dir selbst angehörst, dann weihe deinem Herrn täglich deine Augen! (Matth. 5,29; 6,22.23; 7,4.5; 2. Petr. 2,14.) Was heißt das uns ärgernde Auge ausreißen anders, als es dem Sündendienst nehmen und Jesus geben? Weihe Ihm deine Ohren! (Matth. 11,15; Offbg. 2,7.) Weihe Ihm deinen Mund und deine Zunge! (Matth. 12,34; Röm. 10,9; Eph. 4,29; Offbg. 14,5; Jak. 1,26; 3,5-8.) Weihe Ihm Hände und Füße! (Matth. 5,30; Luk. 9,62; 1. Kor. 4,12; Eph. 4,28; Hebr. 12,12; Jak. 4,8; Matth. 18,8; Luk. 1,79; Eph. 6,15; Hebr. 12,13) Und so weihe Ihm tagaus, tagein deinen ganzen Leib! - Wenn du es so aufrichtig wahrmachst: „Der Leib dem Herrn!” wird der Herr auch das andere treulich für dich wahrmachen, nämlich:

Der Herr dem Leibe.

Die Augen deines Herzens werden aufgetan werden. Immer klarer wirst du erkennen, was geistlich und fleischlich, gut und böse, Christi Leben und Eigenleben ist. Die zunehmende Herrschaft des Geistes macht sich bemerkbar. Dein Leibesleben kommt unter den Einfluß der Kraft aus der Höhe. Christi Auferstehungsleben beginnt in deinen Gliedern zu kreisen. Du empfängst Macht über die Sünde. Vielleicht unversehens wirst du gewahr, daß eine Gebundenheit, in der du jahrzehntelang seufzend gingst, dir abgenommen worden ist; du weißt selbst nicht wie. Fleischliche Lüste, die bisher erfolgreich gegen die Ruhe deiner Seele stritten, sind, wie aufs Haupt geschlagen, ohnmächtig geworden. Ein Ekel gegen die Sünde ist an die Stelle der früheren Lust getreten. Allerlei gelüstige Angewohnheiten, ohne die du nicht leben zu können glaubtest, beginnen ihren Reiz zu verlieren; du bedarfst ihrer nicht mehr. Deine Seele wird freier und froher, dein Leibesleben einfacher und zuträglicher. Dein Auge wird friedlich ruhiger, dein Gehör geistlich schärfer, deine Rede geistlich gewichtiger, deine Haltung und Bewegung würdevoller. Siehe da, der Herr hat angefangen, sich deinem Leibe zu geben! Das Fleisch ist in Knechtschaft, der Geist in Freiheit gekommen; die Glieder stehen in der Einübung zum Dienst in der Gerechtigkeit, die in Christus erschienen ist und die nun auch in dir erscheint. Mehr und mehr lernst du auch als ein Sohn des Geistes über dem Wechsel in der äußeren leiblichen Versorgung stehen und sagen: ”Alles vermag ich durch den, der mich mächtig macht!” (Phil. 4,13.) Selbstische Ansprüche, Launen und Verstimmungen schwinden. Die für den Leib im gegenwärtigen Zeitalter bestimmten Gottesverheißungen beginnen sich zu verdeutlichen. Um ihrer Erlangung willen wandelst du in der fortgesetzten Selbstreinigung von jeder erkannten Befleckung des Fleisches und des Geistes (2. Kor. 7,1). In den Versuchungen, obgleich sie schwerer werden, vermagst du siegesgewisser zu überwinden. Aller Schwachheit des Fleisches und allen Listen des Feindes gegenüber verstehst du den Geistesappell des Apostels zu bestätigen: ”Zuletzt, meine Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke!” Denn dein Leib ist eingekleidet und eingehüllt in die ganze Waffenrüstung Gottes (Eph. 6,10-18). Alle deine Glieder haben Christus angezogen (Röm. 13,12-14) und sind in Waffen des Lichtes verwandelt worden. So gibt sich der Herr dem Leibe zu Seinem Preise!

Aber der Herr will nicht nur unseren Leib und gibt sich nicht nur unserem Leibe, weil Er uns durch das Opfer Seines Leibes teuer erkauft hat und wir uns nicht mehr selber gehören. Nein, unsere Loskaufung vom Gesetz der Sünde und des Todes unter der Obrigkeit der Finsternis war nur die notwendige Vorbereitung zur Erreichung weiterer und höherer Absichten mit unserem Leibe. Das führt uns zum Zweiten:

Wir sollen Gott preisen an unserem Leibe, weil unsere Leiber Glieder des unsichtbaren, himmlischen Leibes Christi sind, dessen regierendes Haupt der Herr ist.

Die Errettung unseres Leibes hat mehr als Einzelbedeutung. Wunderbar! Unser Leib wird bei der Genesung unserer Seele in Buße, Bekehrung und Wiedergeburt einer himmlischen Machtordnung im Reiche Christi angegliedert und einverleibt: er gewinnt die Bedeutung eines Gliedes am Leibe Christi (1. Kor. 12,13). Das ist nicht etwa nur bildlich im Sinne von 1. Kor. 12,14-26 zur Veranschaulichung unserer Dienstbarkeit für den Herrn gemeint, sondern entspricht einer in der unsichtbaren Welt wirklich und wirksam seienden urbildlichen Gottesschöpfung, deren unzulängliches Abbild der irdische Menschenleib ist. Es handelt sich um die Christus, dem Haupte, plan- und rangmäßig untergeordnete Gemeinde der Gläubigen, die Sein Leib ist als die „Fülle” dessen, der alles in allem erfüllt (Eph. 1,22.23). Dieser himmlische Leib Christi wird im gegenwärtigen Zeitalter durch den Heiligen Geist auferbaut (Eph. 4,11-16) und am Ende dieses Zeitalters in Herrlichkeit geoffenbart (Eph. 1,18; Kol. 3,3.4). Was man von dieser Auferbauung im Leben und Tun der Gläubigen auf Erden sieht, ist nur der irdisch begrenzte Teil; der vollkommene, himmlische bleibt hier verborgen (1. Joh. 3,2). So dient auch unser irdischer, räumlich und zeitlich begrenzter Leib in dieser sichtbaren Welt dem vollkommeneren Wirken des Leibes Christi in der unsichtbaren Welt. Wir dürfen unseren Leib ein irdisches Werkzeug für ein himmlisches Werk nennen. In dieser Verbindung mit dem himmlischen Leib Christi bleibt nichts, was wir hier unten mit unserem Leibe tun, gleichgültig oder nebensächlich. Es wird Lohn oder Gericht empfangen vor dem Richterstuhl Christi und dementsprechend drüben in Erscheinung treten (2. Kor. 5,10). Der Herr will unseren irdischen Einzelleib für die Gesamtauferstehung Seines himmlischen Leibes haben. Unser Leib gehört nicht uns und unserer Willkür, sondern dem Leibverbande des Leibes Christi unter der Herrschaft Christi, des Leibeshauptes. Welch eine Verantwortung bringt diese Erkenntnis!

”Wisset ihr nicht,” so schreibt der Apostel den Korinthern, „daß eure Leiber Glieder Christi sind?” Er packt sie bei ihrer besseren geistlichen Erkenntnis, die sie ja durch ihn empfangen haben. Wisset ihr nicht, daß eure Leiber dem geheimnisvollen himmlischen Leibe Christi angegliedert und Dienstwerkzeuge eures himmlischen Hauptes geworden sind? „Wollt ihr die Glieder Christi nehmen und Hurenglieder daraus machen?” (Kol. 3,5.) O wie leicht lösen auch wir den Leib – entgegen unserer geistlichen Erkenntnis – praktisch aus dem Geistleib-Verband des Leibes Christi und vom Regiment des Leibeshauptes los und geben ihn in den Dienst irgendwelcher groben oder feinen Hurerei und Unzucht! Welche Verschuldung dem Haupte und den anderen Gliedern gegenüber in dieser und in jener Welt! Dreifach ist der Dienst im Leibe Christi: erstens dient das Haupt den Gliedern des Leibes, zweitens dienen die Glieder sich untereinander, und drittens dienen die Glieder gemeinsam dem Haupte. So oft wir uns mit unserem Leibe dieser Dienstrunde entziehen, stören wir den Kreislauf der Kraft aus der Höhe vom Haupte her und zum Haupte zurück und verursachen Stockungen im Wachstum und in der Arbeit des Leibes Christi. Und wieviel Wachstum stockt täglich deshalb! Und wieviel Dienst bleibt ungetan, weil man die Leiber dem gliedlichen Dienste für den Herrn entzieht! Und wenn ein Paulus, der doch gerade an seinem Leibe für den Leib Christi zu leiden bereit war (1. Kol. 1,24), wegen mangelnder Leibeszucht befürchtete, verwerflich werden zu können, was sollen dann wir sagen, die wir uns das Christsein zum Teil so unheimlich bequem gemacht haben und so übersättigt sind mit sogenannter Erkenntnis? Wie wenn der Apostel uns einmal zurufen würde: „Wisset ihr nicht…?” - Und er tut es.

Weshalb fehlen dem Leibe Christi so manche Geistes- und Gnadengaben für den heutigen Dienst auf Erden? Ist es nicht, weil die Leiber fehlen, die diesen Gliederdienst übernehmen können? Und woher auch heute Kriege und Streitigkeiten unter den Gläubigen? Nicht daher, aus den Wollüsten, die in den Gliedern streiten? (Jak. 4,1.) Und nicht auch daher, daß man im gliedlichen Wachstum das Haupt nicht festhält, sondern selbst irgendwie Haupt werden möchte? (Kol. 2,19; Eph. 4,15.) Und warum eine solch böse

Zunahme der Nervenplage und Krankheitsmacht?

Es fehlt der Widerstand in der Geisteskraft aus der Höhe: Die Leiber sind nicht gliedlich eng genug an das Haupt angeschlossen. Oft trennt die unmittelbare Sünde. Meistens fehlt das Bindemittel eines wirklich lebendigen Glaubens. Vielfach herrscht statt des festigenden Geistes die schwankende Seele, mit der der Feind zu spielen vermag. Denn Satan will um keinen Preis Geistesmenschen. Deshalb will er auf jeden Fall den praktischen, heilsamen, gliedlichen Anschluß unseres Leibes an unser himmlisches Haupt verhindern. Dazu macht er sich hinter die Seele. Kann er sie durch Zweifelseinflüsterungen, Sorgen, Furcht usw. beunruhigen und beängstigen oder durch Erregung von allerlei Begierden verwirren und betrügen, so hat er allemal zum Schaden unseres Leibes gewonnen. Denn „die stärkste Kraft unseres Leibes ist die Seele, und die stärkste Kraft der Seele ist Gott.” Ist erst die Seele geschwächt, indem sie sich irgendwie aus der Herrschaft des Geistes hat weglocken lassen, so folgt ganz gewiß Leibesschwächung. Dieser Schwächung erliegen zuerst die Nerven, durch die ja die Seele auf den Leib wirkt. Vom geschwächten Leibe aus ergibt sich aber wieder eine schwächende Rückwirkung auf Nerven und Seele; und wird diese böse Wechselwirkung bleibend, so erzeugt sie das Bild eines nervösen und schließlich nerven- oder tatsächlich leibeskranken Menschen. Bei weitem nicht alle Krankheiten sind durch solche Seelenschwächung verursacht, jedenfalls aber mehr, als wir glauben, und nahezu alle Nervenplagen.

Gegen diesen „Nerventeufel” gibt’s nur eine siegreiche Abwehr und gründliche Heilung; sie heißt: Kind Gottes, nimm Christus als Haupt und Heiland deines Leibes! Wird Er wirklich deines Leibes Herr und Haupt, so wird Er auch wirklich deines Leibes Helfer und Heiland; denn Er ist sowohl Haupt als auch Heiland Seines Leibes (Eph. 5,23). Über alle Schwankungen in deinem Gedanken-, Gemüts- und Geistesleben hinaus betätige die durch Gottes Wort und Geist geoffenbarte Glaubenstatsache: Ich gehöre Dem, der zur Rechten Gottes ist (Ap.-Gesch. 7,55; Röm. 8,34). Von Ihm aus lebe ich; denn Er lebt in mir. Nicht kalten, unerbittlichen Naturgesetzen bin ich preisgegeben, nicht Krankheitsmächten, nicht ererbten schädlichen Anlagen, nicht drückenden Verhältnissen, nicht Welt, Menschen, Arbeit, Sünde, Satan noch mir selbst! Sondern du Herr, du ewige Liebe, von der mich nichts zu scheiden vermag, du hast mich, du hältst mich! Du bist auch meines Leibes unbesiegbare Kraft, bis ich als Glied an dir, dem Haupte, den Dienst auf Erden getan habe, für den du mir den Leib bereitet hast! - O wie hebt diese Glaubensbestätigung im Geiste über alles Denkbare, Sichtbare und Fühlbare hinaus! Wie beruhigt sie die geängstigte Seele! Und wie stärkt sie damit die Nerven und den ganzen Leib! Wer sich immer neu in ihr übt, weiß, wie wunderbar der Herr als Haupt an Seinem Leibe unserem Leibe unmittelbar und spürbar immer zur rechten Zeit neue, für den Dienst nötige Lebenskraft zuströmen läßt, die über die irdischen Naturgesetze hinaus den himmlischen Gnadengesetzen des Leibes Christi entspricht. Was dich hindert, diese Himmelskraft zu empfangen, ist nur die törichte Selbständigkeit deines eigenen trotzigen oder verzagten Wesens, durch das du dich von Christus, dem Haupte trennst. Gib dich Ihm in immer endgültigerer Selbstverneinung und Christusbejahung hin, und deine Nerven werden Dem untertan werden müssen, dem du als Haupt deines Leibes untertan geworden bist.

Das eben Gesagte gilt in der Hauptsache auch für organische Erkrankungen unseres Leibes. Was auch die Ursache der Erkrankungen sein mag, betätige sofort das Apostelwort: „Der Leib dem Herrn und der Herr dem Leibe!” Wolle also nicht zuerst Leibesgesundheit, sondern Leibeshingabe. Kann der Herr durch die Erkrankung deinen Leib mehr gewinnen, so ist der Zweck deiner Erkrankung bald erreicht und meist die Gesundung nahe. Darum achte nicht zuerst auf äußere Krankheits- oder Genesungszeichen, sondern auf die wesentliche Verbindung mit deinem himmlischen Haupte. Grübeleien über die Verschuldung deiner Erkrankung, und ob der Herr dich auch heilen wolle, und ob dies unmittelbar durch Ihn oder mittelbar durch Handauflegung oder durch Arzt und Naturkräfte zu geschehen habe, sind nutzlos. Wolle nur Ihn, alles Weitere wird dann nebensächlich! Sogar Siechtum und Tod. Aber je unmittelbarer du im Glauben, der nicht zweifelt an dem, was er nicht sieht, den Herrn für deinen Leib fassest, desto unmittelbarer wird auch irgendwie Sein Eingreifen sein. Ich kenne einen Diener des Herrn, der urplötzlich beim Genuß des Abendmahls geheilt wurde, und ein Menschenkind, das beim innigen Beten des Vaterunsers Befreiung von Muskelschwund und Halskrebs erlebte. Ich selbst bin erst nach mehrjährigem Glaubenskampfe geheilt, aber in der Wartezeit unzählige Male wunderbar urplötzlich leiblich gestärkt worden. Andere wiederum mit sehr freudigen Glauben an ihres Leibes Heilung sind noch krank oder schon heimgegangen. Nicht Leibesheilung ist das Ziel Gottes mit uns, sondern Geistesreife in der Hingabe unseres Leibes. Zur Erzielung dieser Reife greift der Herr in unser Leibesleben ein mit Erkrankung sowohl als mit Genesung. Darum können wir Ihn an unserem Leibe preisen in Gesundheit und Krankheit, in Leben und Sterben, wenn es nur in der Hingabe unseres Leibes praktisch wahr wird: ”… wir sind des Herrn.” (Röm. 14,7.8; Phil. 1,20.) Er kann sich nur verherrlichen in Seinen Leibeigenen.

Kommen wir zum Dritten:

Gott will gepriesen sein an unserem Leibe, weil unser Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, den die Herrlichkeit Gottes erfüllen will.

Wie gering reden doch oft Gläubige von ihrem Leibe! Der heilige Franz von Assisi (gest. 1226) soll ihn einen alten Esel genannt haben. Der wortschwülstige Wieder Kanzelredner Abraham a Santa Clara (gest. 1709) schimpft über ihn: „Laß sterben diesen Madensack, Miststinken, dies Wurmnest, Leimhaus, diesen Knollfinken, Kotbutten, dies Eitergeschirr, diesen Erdstrollen, dies garstige Rathaus, diese lebendige Wüste, diesen Leimlümmel, Wildfang, Sauwinkel, diese Gestankbüchsen, diesen zierlichen Unflat, dies lebendige Aas, diesen Aprillanten, diese verhüllte Senkgrube, diesen geschwärsüchtigen Dalken, diesen Krätzenmarkt, dieses sechs Schuh lange Nichts!” Ja, so sieht dieser ”Leib der Niedrigkeit”, wie ihn Paulus Phil. 3,21 nennt, seiner gefallenen Natur nach aus. Er ist nur noch eine gebrechliche Hülle, ein irdenes Gefäß, das einmal in Verwesung, Unehre und Schwachheit dem Staube wiedergegeben wird (2. Kor. 4,7; 1. Kor. 15,42.43). Aber dennoch nennt ihn die Heilige Schrift „Tempel des Heiligen Geistes”! Denn Gott, der Vater, Sohn und Heiliger Geist wohnen in ihm, sofern jemand in der Liebe zu Jesus seinen Leib als Wohnstätte für die Gottheit hergibt (Joh. 14,23). Ja, diese niedrige und geringe Leibeshütte der Gläubigen ist sogar der eigentliche und einzige Tempel, in welchem Gott nach dem neuen Bund wohnen und verherrlicht sein will (2. Kor. 6,16). Wenn eine steinerne Kirche noch so gedrängt voll Menschen wäre, so wohnte da doch Gott nicht, wenn nicht aus Gott geborene Sühne des Geistes unter der Menschenmenge wären, deren Leiber Gottes Wohnung sind, in der Er sich verherrlichen kann.

Zu welcher Würde wird doch durch diese Innewohnung Gottes im Geiste unser Leib erhoben! Vor unserer Bekehrung ein Leib der Sünde und des Todes, nun ein Werkzeug Gottes als Glied am Leibe Christi und eine Wohnstätte Gottes als ein Tempel des Heiligen Geistes! Als gliedliches Werkzeug und Waffe dient unser Leib der wirksamen Gerechtigkeit Gottes, als Wohnstätte und Tempel dient er der ruhenden Heiligkeit Gottes. Dort wird Gott in ihm gepriesen durch Dienst, hier durch Würde. Und so wie die vielen Leiber der Gläubigen insgesamt der Leib Christi genannt werden, so werden dieselben vielen Leiber als viele Tempel des Heiligen Geistes insgesamt das „Haus Gottes” und der „Tempel Gottes” genannt (1. Petr. 4,7; Eph. ,22). Und so wie die Leiber als dienende Glieder in dienendem Wachsen und wachsendem Dienen zu Christus, dem Haupte, heranwachsen und dabei der ganze Leib Christi durch Gelenke und Bande der Darreichung bei seiner Selbstauferbauung in Liebe das Wachstum Gottes wächst (Eph. 4,15; Kol. 2,19), so werden dieselben Leiber als „lebendige Bausteine” aufgebaut zum „geistlichen Haus”, zu einem „heiligen Tempel des Herrn”, nämlich zu einer ”Behausung Gottes im Geiste” (1. Petr. 2,5; Eph. 2,19-22). Der Leib Christi wächst aus zum vollen Wuchse der Fülle Christi für das Werk des Dienstes (Eph. 4,12.13), der Tempel wird aufgebaut zur geistlichen, heiligen Behausung Gottes in ruhig ragender Herrlichkeit.

Und wiederum, welche Verantwortung bringt uns diese Erkenntnis von der Bedeutung unseres Leibes als eines würdevollen Geistestempels und lebendigen Bausteins zu einem ewigen Gotteshause! Und wiederum heißt es: ”Wisset ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des in euch wohnenden heiligen Geistes ist, welchen ihr von Gott empfangen habt, und daß ihr nicht euch selbst angehört?” Und: ”Wisset ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist heilig, und solche seid ihr.” (1. Kor. 3,16.17.) Und: „Ziehet nicht am gleichen Joch mit den Ungläubigen! Denn was haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit miteinander zu schaffen? … Wie reimt sich der Tempel Gottes mit Götzenbildern zusammen? Ihr aber seid ein Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott spricht: Ich will in ihnen wohnen … Drum gehet aus von ihnen …, so will ich euch aufnehmen….” (2. Kor. 6,14-18). Und: „Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich, wenn anders Gottes Geist in euch wohnt. Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht Sein” (Röm. 8,9). Dazu: „Versuchet euch selbst, ob ihr im Glauben seid; prüfet euch selbst! Oder erkennet ihr euch selbst nicht, daß Jesus Christus in euch ist? Wenn ihr nicht etwa Unbewährte (Verwerfliche) seid!” (2. Kor. 13,5). ”Denn es ist Zeit, daß anfange das Gericht am Hause Gottes!” (1. Petr. 4,17.)

Alle diese unerbittlich ernsten Schriftworte gehen auf unsere Heiligkeit als Eingefügte in den Tempel Gottes und finden ihre Probe in der Hingabe unseres Leibes. Wer irgendwie den Leib verdirbt, verdirb den Tempel Gottes. Wieviel vermessene Tempelschänder unter uns! Wer sich irgendwie leiblich mit der Ungerechtigkeit und Unreinheit dieser Welt zusammenjocht, der liefert den Tempel Gottes an Belial aus, indem er ihn seiner abgesonderten Heiligkeit beraubt. Wieviel freche Tempelräuber unter uns! Wer angibt, Christi Geist zu haben, und lebt fleischlich, indem er nicht durch den Geist die Geschäfte des Leibes tötet (Röm. 8,13), der reift seiner Verwerflichkeit im Gericht entgegen. Sollte es mich treffen? - Warum so viele Besessene unter den Gläubigen? Die Antwort steht Matth. 12,43-45. Nächst Gott verlangt keiner mehr nach der Bewohnung unseres Leibes als der Feind und seine Geisterbanden. Da schützt nur eins: Der Leib dem Herrn zum heiligen Tempel, und der Herr dem Leibe zu dessen Erfüllung mit Seiner Herrlichkeit!

Die innere Gegenwart Gottes in Christus durch den Heiligen Geist weihe und heilige unser gesamtes Leibesleben Augenblick um Augenblick. Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus (Phil. 4,7). Und der Friede Christi gewinne den Kampfpreis in unserem Herzen, zu welchem wir auch berufen sind in einem Leibe (Kol. 3,15). Alles, was die innere Stille und äußere Würde des Leibestempels stören und verletzen kann, sei ausgeschlossen. Christus in uns sei der Tempelfriede. Keine äußere Satzung ordne das heilige Tempelleben, aber das Lebensgesetz des Geistes Christi, als des hehren Tempelherrn, wandle unverbrüchlich in allen Raumgebieten. Der Heilige Geist schalte als warnender und strafender Tempelhüter mit mehr als zweischneidigem Schwerte (Hebr. 4,12). ER habe Sein unversehrtes Siegel am ganzen Bau und bleibe unbetrübt (Eph. 4,30). Unter Seiner Tempelpflege empfange das Bauwerk jede Notdurft; und den weniger ehrbaren Teilen werde durch Ihn um so reichlichere Ehre gegeben (Eph. 5,29; Röm. 13,14; 1. Kor. 12,23). Der ganze Leibestempel sei durch Ihn Licht (Matth. 6,22). Liebe, Freude, Friede usw. umranke und ziere als Frucht des Geistes (Gal. 5,22) das ganze heilige Haus, aus dem alle Werke des Fleisches in heiliger Tempelreinigung (Matth. 12,12) verbannt seien (Gal. 5,16-21). Besonders sei die Liebe Gottes reichlich mit dem Heiligen Geist ins Allerheiligste des Tempels ausgegossen, damit durch sie Ströme lebendigen Wassers über seine Schwelle fließen können (Röm. 5,5; Joh. 7,38). Des Hauses Stärke aber bestehe in Dem, der Selbst zuerst Seinen Leib einen Tempel genannt hat, den Er für uns abbrechen ließ, damit wir zum Tempel erbaut würden (Joh. 2,19-21).

So herrlich nun der Tempelbau unseres Leibes im Geiste auch prangen mag, so gilt doch auch ihm des Meisters Wort: „Kein Stein wird auf dem andern bleiben!” (Matth. 24,2.) Trotz des Geistesdienstes, der ihn zur Würde bringt, bleibt er doch „der Leib der Niedrigkeit”; denn er entstammt der gefallenen Welt, in der alles verfällt und schließlich zerfällt. Fleisch und Blut, der Stoff, aus dem er besteht, können das Reich Gottes nicht erben (1. Kor. 15,50). Er bleibt das „irdene Gefäß”, das den Schatz vom Himmel her auf die Dauer nicht bergen kann (2. Kor. 4,7). Der Leib verdirbt und verfällt. Gemäß dem Fluche, dem die gefallene, erste Schöpfung verfallen ist, zu der er stofflich noch gehört, muß er wieder zum Staube zurückkehren (1. Mose 3,19); es sei denn, daß sein Herr zum Anbruch eines neuen Zeitalters vom Himmel kommt, um das Verwesliche der Leiber Seiner alsdann noch auf Erden lebenden Glieder in einem Nu ins Unverwesliche zu verwandeln (1. Kor. 15,51-58; 1. Thess. 4,13-18). Dann würden wir nicht durch den Tod unserer Leibeshülle ”entkleidet”, sondern in Verwandlung unseres Fleisches und Blutes bei unserer Entrückung zum Herrn unseres Leibes im Nu mit einem neuen himmlischen Leib ”überkleidet” werden, damit das letzte Sterbliche an uns verschlugen werde vom Leben. So hat es sich Paulus gewünscht, und so ersehnen auch wir es; denn auch wir seufzen beschwert in der jetzigen Hütte unseres Leibes, weil sie des Geistes Fülle je länger, desto weniger zu bergen vermag (2. Kor. 5,1-4). Aber deshalb ermatten wir nicht, sondern wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere Tag für Tag erneuert (2. Kor. 4,16). Und wir wissen, daß es uns gut ist, den himmlischen Geistesschatz vorläufig noch im irdenen Gefäß zu tragen, damit die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns (2. Kor. 4,7). Wie hochmütig würden wir, trügen wir nicht den „Leib der Demütigung” (Phil. 3,21), in dem wir abhängig von der Kraft Gottes bleiben und den guten Kampf des Glaubens in Versuchungen und Leiden kämpfen müssen! Und wie träge würden wir, belebte uns nicht die Hoffnung auf ein ewiges Leben in der vollen Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes in der ”Erlösung unseres Leibes”! (Röm. 8,20-23.)

Denn nicht um eine einfache Erlösung von unserem Leibe handelt es sich, so daß er einfach als „Wurmfraß” ins Grab sänke, und ihn Geist und Seele als einen beengenden Kerker und peinlichen Erdenrest endlich los wären. O nein! Sondern der Leib selbst soll auch noch eine Erlösung erleben. Seine Rolle ist mit seiner Erstarrung im Tode und Verwesung im Grabe noch nicht ausgespielt. Auch er geht durch den Tod nur zu neuem Leben empor. So wie wir in Christi Kreuzestod nur mitstarben, um in Christi Auferstehung neues, ewiges Leben zu empfangen, so soll auch unser Leib teilhaben an Christi Auferstehung, weil Christi Geist in ihm wohnt (Röm. 8,11). Und eben diese Ewigkeitsbedeutung unseres Leibes wird uns zu einem vierten und letzten Grund, warum wir Gott an unserem Leibe preisen sollen. Denn:

Gott will an unserem Leibe gepriesen sein, weil unser Leib das Samenkorn für den himmlischen Auferstehungs- und Herrlichkeitsleib ist.

Aber, wird man sagen, wie sollen die Toten auferstehen? Mit was für einem Leibe sollten sie kommen? Du Gedankenloser, was du säest, das ist ja nicht der Leib, der werden soll, sondern ein bloßes Korn… Es wird gesäet ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistiger Leib… Es wird gesäet verweslich und wird auferstehen unverweslich; es wird gesäet in Unehre und wird auferstehen in Herrlichkeit; es wird gesäet in Schwachheit und wird auferstehen in Kraft… Und wie wir getragen haben das Bild des Irdischen, so werden wir auch tragen das Bild des Himmlischen… Wenn aber dies Verwesliche Unverweslichkeit anziehen und dies Sterbliche Unsterblichkeit anziehen wird, dann wird das Wort erfüllt werden, das geschrieben steht: „Der Tod ist verschlungen in Sieg! Tod, wo ist dein Stachel? Wo ist, o Tod, dein Sieg?” (1. Kor. 15, 35-58.) „Denn wir wissen, daß, wenn unsere irdische Zeltwohnung abgebrochen wird, wir einen Bau von Gott haben, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, ein ewiges, im Himmel” (2. Kor. 5,1). „Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten, der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit Seinem Leibe der Herrlichkeit, nach der wirksamen Kraft, mit der Er vermag, auch alle Dinge sich zu unterwerfen” (Phil. 3,20.21).

Das also ist die himmlische Zukunft unseres Leibes: er soll ein ”geistiger Leib” werden und als solcher dem Herrlichkeitsleibe Christi gleichgestaltet sein. Denn das ist zu unserer völligen Erlösung unbedingt nötig. Auch unser Leib muß den Schranken der gefallenen Welt entrissen werden. Als Glied Christi sowohl wie als Tempel des Heiligen Geistes muß auch er gänzlich ins himmlische Wesen versetzt werden. Eher ist er kein zulängliches Werkzeug und Wohnhaus Gottes. Eher haben auch wir nicht die volle „Sohnschaft” (Röm. 8,23); denn zu unserem himmlischen Stand gehört auch ein himmlisches Gewand. Darum warten die Gläubigen im Himmel und auf Erden auf die Erlösung ihres Leibes. Sie wird kommen, wenn der Herr kommt. Er selbst wird bei Seiner Ankunft die Leiber der Entschlafenen zur Herrlichkeit auferwecken und die der Lebenden himmlisch verwandeln. Das wird geschehen „mit gebietendem Zuruf”, das heißt in neuschöpferischer Vollmacht, in einem Nu (1. Thess. 4,13-18; 1. Kor. 15,51.52). Und mit Ihm kommt Sein Lohn (Offbg. 22,12). Es wird wesentlich Leibeslohn sein, der offenbar wird bei unserer Erhöhung vor dem Richterstuhl Christi, gleichwie es wesentlich Leibesstrafen beim Gericht nach dem Fall waren (1. Mose 3,6-19). Da müssen alle Gläubigen vor Christi Richterstuhl offenbar werden, damit ein jeder das davontrage, wofür er mittels des Leibes gewirkt hat, es sei gut oder böse (2. Kor. 5,10). O hören wir es: Was wir ”vermittelst des Leibes” gewirkt haben, wird offenbar und entscheidend werden für unseres Leibes Verherrlichung! Denn am himmlischen Leibe werden wir ernten, was wir vermittelst des irdischen Leibes gesäet haben. Ich denke, wir werden genau in dem Lichte oben offenbar werden, in dem wir hier unten gewandelt haben und in dem unser Leib auf Erden licht geworden ist (Matth. 6,22). An unserem Auferstehungs- und Herrlichkeitsleib wird zu sehen sein, wie wir auf Erden Gott an unserem Leibe gepriesen haben. So wie sich der Glanz der Sonne, des Modes und der Sterne voneinander unterscheidet, so wird es sein mit der Herrlichkeit der Gläubigen bei der Auferstehung der Toten, die Christus angehören bei Seiner Ankunft (1. Kor. 15,41.42). Ein jeder Leib wird lebendig und herrlich gemacht werden ”nach seiner eigenen Ordnung” (Vers 23). Hier steht im Grundtext für „Ordnung” ein militärischer Ausdruck, der sonst nie im Neuen Testament gebraucht ist. Es wird eine Ordnung in abgestufter Herrlichkeit sein, der dann auch der abgestufte Dienst entsprechen wird, den wir im neuen Leibe droben zu tun haben.

Nun, geliebtes Gotteskind, wenn es denn so mit unserem Leibe steht, wie sollen wir nach Erlangung dieser Erkenntnis fürderhin bereit sein, Gott an diesem unserem Leibe zu preisen! Unser Leib werde geist- und lichterfüllt! Laßt uns auch bedenken, daß die klugen Jungfrauen sich nur dadurch von den törichten unterscheiden, daß sie einen Vorrat von Öl in ihren Gefäßen hatten. Dies war ihre ganze Bereitschaft zum Hochzeitsfeste.

Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige uns vollständig und bewahre unseren Geist und die Seele und den Leib unversehrt tadellos bei der Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus! Treu ist, der uns ruft; Er wird es auch tun (1. Thess. 5,23).

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