Argula von Grumbach - Argula's Schrift an Herzog Wilhelm, Fürsten in Baiern.

Argula von Grumbach - Argula's Schrift an Herzog Wilhelm, Fürsten in Baiern.

Gnade und Friede von Gott, samt Mitwirkung seines heiligen Geistes, wünsche ich herzlich Euer Fürstlichen Gnaden, jetzt und allezeit beizuwohnen!

Hochgeborener Fürst, Gnädiger Herr!

Es hat sich jetzt am Abend vor unserer lieben Frauen Geburt begeben, daß Euer Fürstlichen Gnaden hohe Schule zu Ingolstadt einen jungen Gesellen, genannt Arsatius Seehofer, nach langem Kerker, bei Dräuung des Feuers, genöthigt hat, ohne alle Disputation1), das heilige Evangelium und Wort Gottes zu verläugnen, das billig einem jeden Christenmenschen zu Herzen gehen sollte, und sie berühmen sich noch dabei, daß solches aus E. F. G. Auftrag geschehen sei. Nun hat mir solches ein Bürger von Nürnberg, wie es geschehen ist, zugeschickt, und wohl spöttlich dabei geschrieben. Ich habe es, so viel ich gekonnt, verantwortet, der Meinung, es würde wahrscheinlich in diesem Falle E. f. G. die Wahrheit nicht vorgetragen, ich wußte, daß E. F. G. sonst wohl so christlich wären, Gott nicht in seine Gewalt zu greifen; denn es hat ja kein Mensch Gewalt, das Wort Gottes zu verbieten, noch darin zu regieren, allein das Wort Gottes soll und muß alle Dinge regieren. Sie heißen es lutherische Worte, es sind aber nicht lutherische, sondern Gottes Worte. Wir lesen Joh. 7, daß der HErr ihnen ihre Bosheit offenbaret, darum werden sie ihm feind; also geschieht Luthern jetzt auch, der Jünger ist nicht über seinen Meister, wie auch allen Aposteln geschehen ist, und denen, so Christum bekannt haben. Es sei Luther oder Melanchthon, oder wer es will, und wenn es möglich wäre, daß uns der Teufel aus der Hölle das heilige Evangelium verkündigte, so bliebe und wäre es doch Gottes Wort. Auch sagt Paulus zu den Galatern, wenn ein Engel vom Himmel käme, und lehrte euch anders, als das Evangelium verkündigt, soll es verflucht sein. Sie [die Papisten zu Ingolstadt) haben nichts ausgenommen, er (Arsatius] soll schlecht verläugnen alle Schriften Martini oder Melanchthons, oder gehen in das Feuer. Hat doch Martinus Luther die ganze Bibel geschrieben und verdeutscht nach dem bloßen Text; nun ermesse E. F. G. selbst, ob das nicht Gott und sein Wort verläugnet sei, so ich evangelische und apostolische Schriften verläugne? Ich glaube nicht, daß solches E. F. G. Befehl sei, es müßte denn E. F. G. von ihnen der Sache nicht recht berichtet sein. Sie haben da ein achtzehnjähriges Kind vor sich genommen, und keiner unter ihnen hat die Schrift gebraucht; wiewohl ich höre, daß er viel durch Aechtung von ihnen hat leiden müssen, vorher auch dreimal im Gefängniß gelegen; aber ich danke Gott, daß er auf Befehl E. F. G. aus ihren blutdürftigen Händen vom Tode ist errettet worden, wie in seinem Eide angezeigt ist. Gott wird es E. F. G. nicht unbelohnt lassen, denn das gerechte Blut schreiet zu Gott. Ich hoffe, Gott werde diesen Jüngling als Petrum ansehen, der den HErrn dreimal verläugnet hat, und nicht mit Gefängniß oder Kerker dazu gezwungen. Gott will nicht den Tod des Sünders, sondern das er sich bekehre und lebe. Es fällt auch der Gerechte siebenmal des Tages. Es kann noch viel Gutes aus diesem Jüngling werden.

Ich bitte auch E. F. G. um Gottes willen, nicht allezeit ihren (der Papisten) Worten zu glauben, sondern zuvor die Geister nach der göttlichen Schrift zu prüfen, als Johannes 1. Epistel am 4. (1.2] sagt; der ist aus Gott, der Christum bekennet. Und es ist wohl Noth, in solcher Tyrannei Einsehen zu haben, ja, der soll kein Christ sein, der sich dessen nicht annehmen wollte. Es ist nicht genug, So wir sagen wollten, ich glaube, was meine Aeltern geglaubt haben; wir müssen an Gott, und nicht an unsere Aeltern glauben. Wenn das Alter einen Glauben recht machte, so wäre der jüdische der beste.

Dann sagt Christus Matth. 10 (32): Wer mich bekennet vor den Menschen, den bekenne ich auch vor meinem Vater; wer mich aber nicht bekennet, den bekenne ich auch nicht; und Lucä 9 (26): Wer sich mein und meiner Worte schämet, de werde ich mich auch schämen, wenn ich komme in meiner Majestät. Solches soll mir allezeit vor meinen Augen sein, dieweil es mein Gott selbst geredet hat, und ich werde mich nicht fürchten noch schweigen, durch die Gnade Gottes, ob es mir gleich tausend Hälse gelten würde. Aus mir selbst vermag ich nichts, denn sündigen. Der HErr sagt Matt. 10 (28]: Fürchte den nicht, der dir den Leib nimmt, und darnach nicht mehr vermag, den fürchte, der da Macht hat, Seel und Leib zu tödten und zu versenken in die Hölle. (V. 37) Wer da hat Vater, Mutter, Schwester, Bruder, Kind lieber, denn mich, ist mein nicht würdig, und wer da hat seine Seele, d. i. seinen Leib lieber, als mich, ist mein nicht würdig.

Dann darf E. F. G. keinen Zweifel darein setzen, wer das Wort Gottes annimmt, gibt einem jeden, was ihm gebührt, als Paulus Röm. 13 [6.7] sagt: Gebt dem die Ehre, dem sie gebührt, Zoll, Rente und Schoß, u. s. w. und seid gehorsam aller Obrigkeit, auch der bösen, denn alle Gewalt ist von Gott. Sie mögen aber darauf sehen, daß sie ihre Gewalt nicht mißbrauchen, denn sie haben ebensowohl als wir die evangelische Regel. Uber das Wort Gottes zu verbieten, leidet es nicht, oder das, daß man darin gehorsam sein soll, sondern lieber Leib und Leben verlieren, als wir denn Apostelgeschichte 4 und 5 haben, daß wir Gott mehr gehorsam sein sollen, als den Menschen. Durch Gott halte E. F. G. über demselben Worte Gottes, so wird Glück und Heil Land und Leuten zu Theil werden; wo nicht, so wird es Gott nicht ungerochen lassen, wie wir finden in göttlicher, biblischer Schrift, wie Gott gestraft hat, und drohet uns noch mit solchen Plagen zu strafen. Denn was er zu Jerusalem und zu dem Lande Judäa geredet, hat er zu allen Völkern geredet. Nun sagt Gott also, er wolle uns geben in die Hände unserer Feinde und unterwerfen einem fremden Herrn, mit schwerer Dienstbarkeit, entfremden unseres Vaterlandes, erwürgen mit dem Schwert, daß niemand sei, der begraben möge, unsern Leib den Vögeln und wilden Thieren zur Speise geben, und eine große Menge Volk verwandeln in eine geringe Zahl; auch uns unser Vieh durch jähen Tod und Pestilenz ertödten, unser Land verkehren in Wüstenei und Unfruchtbarkeit, Hunger über uns schicken, und solche Angst, daß der Vater den Sohn und der Sohn den Vater esse, auch die Kinder ersterben in den Händen und an dem Busen ihrer Mütter, als wir das haben 2 Chronik 7 und Jes. 30 und 34, Baruch am 2, Ezech. 5 und 7, Hoseä 14 und an viel anderen Orten der Bibel. Gott hat's geredet, nicht Luther, und das Wort Gottes ist ja, ohne alles Nein; Himmel und Erde (sagt er) werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergeben. Jerem. Klagel. 4 (10 f.) beweinete der Prophet und beklagte die Weiber, und sprach: Die barmherzigsten Weiber haben ihre Kinder selbst müssen kochen, daß sie zu essen hätten, und klagten, daß an solchem Jammer schuldig wären ihre Weissager und Priester, daß sie nicht hätten verkündiget das Wort des HErrn. Durch Gott nehme es E. F. G. zu Herzen, und gestatte nicht denselben, das theuer erkaufte Volk des Herrn Jesu Christi (nicht mit Silber oder Gold, sondern mit dem theueren Werth seines rosenfarbenen Blutes erlöset), also sich selbst samt uns ewiglich zu verderben. Denn Gott sagt Ezech. 13 (19): Um einer Hand voll Gerste und Bissen Brods willen verurtheilen sie die Seelen zum Tode, die doch nicht sollten sterben, und urtheilen die zum Leben, die doch nicht leben sollten, durch ihre Lügen unter meinem Volk, welches gerne Lügen höret; und sie predigen die Gesichte ihres Herzens, sagen: Friede, da keiner ist. Es ist keine Person mehr werth zu halten, denn ein guter Prediger, der in Gottes Geist, und nicht im Buchstaben gelehrt ist; ein solcher wäre wohl am Ende der Welt zu holen, denn all' unser Heil liegt daran, daß wir Gottes Wort hören. Was sagt Gott, Matth. 7 [15]? Hütet euch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe!

Ich meine, Gott habe sie zum Theil gezeigt, daß es Pfaffen, Mönche und Nonnen sind. Welcher Fürst wäre so wohl daran, daß das Reich ihm vergönnet hätte, an die besten Städte und lustigsten Orte Raubhäuser zu bauen? Desgleichen, welcher Graf oder Herr hätte solche Freiheit erlangen mögen bei E. F. G. Vorältern, oder bei Euer Gnaden? Der HErr sagt und heißt sie Räuber, als Jes. 3 (14]: Ihr habt den Weinberg verderbet, und der Raub von den Armen ist in euerem Hause. Das redet Gott; so ich's redete, wäre es lutherisch, aber so müssen sie es bleiben [stehen] lassen. Ach Gott, der Sodomitischen Reinigkeit, und geizigen Armuth! Sie fühlen die Lust des Fleisches gleich sowohl als wir, ob sie es schon mit dem Schanddeckel der Kutte befärben; hilft vor Gott nicht! hülfe es, wir wollten alle Kutten tragen! Paulus sagt 1 Cor. 7 (2.9): Ein jeglicher Mann soll haben ein Weib, eine jegliche Frau soll haben ihren Mann, denn es ist besser freien, als Brunst leiden. Wenn ich Keuschheit (d. h. hier: gänzliche Enthaltsamkeit ehelichen Umgangs] gelobte, das wäre ebenso, als wenn ich geloben wollte, mit meinem Finger an den Himmel zu rühren, oder zu fliegen; das steht nicht in des Menschen Gewalt. Der HErr sagt Matth. 19 (12): Wer's fassen kann, der fasse es. Die Gnade ist nicht allen gegeben, welche Kutten und Platten tragen. Ihre Armuth sieht man an ihren Gebäuen, vollen Kisten, Küchen und Kellern, noch an ihren bleichen Wangen. Es wird ihnen nicht begegnen, als Christo geschah, da er kaum dreiunddreißig Jahr alt war, und die Juden sagten, du bist noch nicht fünfzig Jahr alt, und sagst, du habest Abraham gesehen? hielten ihn schier für fünfzig! E. F. G. kann nicht solche Kastner schaffen, die nicht nehmen und alles einbringen, wie die Barfüßer sind. Ich urtheile nicht, aber Christus thut's Matth. 23 (14): Wehe euch Pharisäern und Ottergezüchte, die ihr fresset der Witwen Häuser, und thut das unter dem Schein langer Gebete; euch ist bereitet das ewige Feuer! Ich kann nichts anders sehen, die Stiftung vieler Domherrn und Priester samt dem andern Geschwürm ist nichts anderes, als Erhaltung von Buben und Bübinnen, wie es unverschämt am Tage liegt. Der Pabst hat dem Rath des Teufels gefolgt, Eheweiber verboten, und um Geld buben erlaubt.

O ihr Fürsten, sehet denn, daß sie nicht also darinnen verderben! Euch gehört das Schwert der Strafe, und nicht den Geistlichen; denen gehört das zu, daß sie das Wort Gottes verkündigen. Wollte Gott, daß eure Augen aufgethan würden, und ihr selbst das Schwert, das euch Gott gegeben hat, in die Hände nähmet! Matth. 20 (25-28]: Die weltlichen Fürsten herrschen über die Völker, aber ihr nicht also! Wer unter euch der Vornehmste sein will, der soll sein der Geringste, und der andern aller Diener, gleich wie des Menschen Sohn nicht kommen ist, daß man ihm diene, sondern daß er diene. Unsere Sünden haben's verduldet, daß es sich umgekehrt hat. Die sogenannten geistlichen Fürsten und Prälaten haben das Geld; die weltlichen den Seckel. Helfe und rathe E. F. G. euch und uns allen, daß Gott nicht seinen Zorn, wie oben angezeigt ist, über uns schicke; denn man sieht, wie der Türke wüthet, woraus nicht wenig Sorge entsteht, er werde ein Herr unseres Vaterlandes werden, da Gott vor sei! Es erhebt sich an allen Orten der Welt Empörung, die Sache kann in die Länge nicht Bestand haben; wollte Gott, es ließen sich die Fürsten und Herren von den sogenannten Geistlichen nicht länger am Affenseil führen! E. F. G. würden wohl eine Türkensteuer finden, so E. F. G. würden verordnen, daß man bei allen Stiftern und Klöstern, auch Pfarren und Messen die Register aufnähme; und ihre Leute, so ihnen Zins und Schoß geben, in die Gerichte, darinnen sie liegen, kämen, auf daß man ihr Vermögen genau erfahren könnte; hätten sie zu viel, daß man es zum allgemeinen Nutzen verwendete, auf daß der arme Mann nicht also beschweret würde. Gestattet nicht die Schinderei der Absenz (d. h. des Rechtes der Geistlichen, an einem anderen Orte, als an ihrem Pfarrorte wohnen zu dürfen); denn man sieht, daß sie die Pfarrer um den geringsten Preis dingen, so daß sich die, so die Herde Christi weiden sollen, des Hungers kaum erwehren können; die Pfarren sind auch selten mit Geschickten besetzt, sie nehmen lauter Narren, die nichts können, nur aufs wohlfeilste gedungen; der Schweiß der Armen wird in aller Dienstbarkeit des Teufels verzehret. Der Freiburger Pfarrer zu Voburg hat mehr, denn 800 Fl. von Pfründen, und thut im ganzen Jahre keine Predigt. Was hat denn Herr Bernhard Arzt zu Erstädt? Hätte eine Pfarre zu wenig, sollte man ihr geben, hätte eine zu viel, sollte man ihr nehmen, es gehört in den allgemeinen Nutzen. An dem andern (als viel Messe lesen) ist Gott wenig gelegen, wie man das wohl aus der Schrift beweisen kann. Hätte E. F. G. ein Einsehen, daß den Armen das Evangelium geprediget würde, so folgte aller Sieg und Glück, wie David sagt Psalm 3 [7]: Ich fürchte mich nicht vor viel hundert Tausenden; und Jes. 30 (17): Tausend werden fliehen vor Einem! Wenn das Wort Gottes erhöhet wird, wird es Sieg genug geben; umgekehrt, wenn Gottes Wort unterdrückt wird, so liegt daran alle Plage. Es soll niemandem verboten sein; wer es annehmen wird, findet Gnade, wer nicht, findet von Gott auch seine Strafe, so er (Gott) wird sagen : Du sollst hinfort nimmer mehr sein!

Ich habe nicht unterlassen mögen, E. F. G. als meinem Bruder in Christo zu schreiben; der Geist Gottes regiere es, denn ich meine es ja gut. Gott sei mein Zeuge, daß ich Freude habe an E. F. G. Glückseligkeit, hinwieder leid an E. F. G. Unglück. Denn es ist mir auch noch unvergessen, daß ich nach Absterben von Vater und Mutter, deren ich beider in fünf Tagen beraubt ward, E. F. G. als obersten Vormund als ein Weib anbefohlen war. Ich war damals unter E. F. G. Frau Mutter Frauenzimmer, und wurde in meinem Elende durch E. F. G. getröstet mit diesen Worten: ich sollte nicht so weinen, E. F. G. wollten nicht allein mein Landesfürst, sondern auch mein Vater sein; wie denn mein Junkherr die Gnade erfahren hat, und E. F. G. Dienste uns und unsere Kindlein erheben und ernähren. Dies hat mich nicht wenig gezwungen, E. F. G. zu schreiben, damit ich für die empfangene Wohlthat meine Dankbarkeit ein wenig erzeigte. Mir geht's, wie St. Peter; Silber und Gold habe ich nicht, aber Liebe gegen Gott und E. F. G. als meinen Nächsten. Dann sagt der HErr, Lucä 9 [25]: Was Nutzen hätte der Mensch, ob er die ganze Welt gewönne, und verlöre doch die Seele? womit wollte er sie wieder kaufen?

Ich habe aus christlicher Pflicht nicht schweigen können, sondern der hohen Schule geschrieben, wie ich E. F. G. hier Copie schicke, ob es sich vielleicht zutrüge, daß sie mich bei E. F. G. fälschlich verleumden würden, damit E. F. G. der Wahrheit berichtet würde. Was ich geschrieben, weiß ich durch Gottes Gnade zu verantworten, denn es ist nicht mein, sondern Gottes Wort; E. F. G. wollen's zu Herzen nehmen! Denn fürwahr! Gott wird die Seelen Eurer Unterthanen von Euern Händen fordern. E. F. G. wollen den Pfennigschluckern nicht allewege glauben und Gewalt geben, denn man sieht, daß sie aus Geiz wider Gott fechten, und doch ohne Kraft. Wir möchten alle Gottes Wort wohl leiden, allein Pfaffen, Mönche, Nonnen, Procuratoren, Advocaten, Juristen können es nicht dulden. Denn der HErr sagt: Was du willst, das dir geschehe, thue auch einem anderen. Dieses Recht [der Juristen, u. s. w.] gibt wohl ein Urtheil, leidet aber nicht, daß Kindeskinder in Rechten stehen, und sie können oft noch kein Urtheil erlangen. Wenn dann zwei eine Zwietracht hätten, so hat E. F. G. wohl so viel verständige Leute, die darinnen erkenneten, wer Recht oder Unrecht hätte; das könnte ein Richter wohl entscheiden, woanders die Aemter nach dem Rath Pauli belegt werden, der sagt: Einen solchen Mann nehmt zu einem Richter, der vernünftig sei, und in dem der Geist des HErrn sei; hat nicht gesagt: nehmt Ehebrecher, Gotteslästerer, Mörder u. s. w. dazu. Der Geist Gottes ist gottesfürchtig, barmherzig, geduldig und keusch, u. s. w. Der Juristen Rathschläge würden ihnen keinen Gewinn mehr eintragen; so werden sie reich, Land und Leute arm. Ich habe ihrer selbst wohl gekannt, und kenne ihrer noch, daß einer nicht ein Maß Weins hätte bezahlen können, und so sie nur vier Jahr das rothe Käpplein2) tragen, kaufen sie, was nur feil und gelegen ist. Ich meine, daß die Hauben Fortunatus-Seckels Kraft haben, davon die Poeten schreiben, daß dem das Geld nicht zerrann; hätten sie nun sein Hütlein auch, sie führen, wohin sie wollten.

Gnädiger Fürst und Herr, ich habe E. F. G. die großen Artikel nach meinem kleinen Verstande, womit das Volk Christi beschweret wird, angezeigt. E. F. G. bedenken's besser, denn ich schreibe; denn es betrifft nicht ein Zeitliches, sondern ein Ewiges. Hiermit ist meine demüthige Bitte, solches im Besten, wie ich's wahrlich meine, anzunehmen. Gott ist dieser meiner Schrift Regierer, dem befehle ich's, samt E. F. G. und allen Euern Geliebten, hier in der Zeit und dort in Ewigkeit beizuwohnen. Amen.

Datum Dietfurt, Sonntags nach des heiligen Kreuzes Erhebung. Anno 1523.

Euer Fürstlichen Gnaden

demüthige

Argula von Grünbach, eine geborene von Stauffen.

1)
ohne daß er sich hat vertheidigen dürfen.
2)
Die Doctoren der Rechte trugen rothsamtene Barette.
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