Ahlfeld, Johann Friedrich - Das Leben im Licht des Wortes Gottes - Der Tag der Geburt.

Ahlfeld, Johann Friedrich - Das Leben im Licht des Wortes Gottes - Der Tag der Geburt.

Psalm 71, v. 5 - 7.
Denn du bist meine Zuversicht, Herr Herr, meine Hoffnung von meiner Jugend an. Auf dich habe ich mich verlassen von Mutterleibe an, du hast mich aus meiner Mutter Leibe gezogen. Mein Ruhm ist immer von dir. Ich bin vor Vielen wie ein Wunder; aber du bist meine starke Zuversicht.

Gnädiger dreieiniger Gott, du hast mir einst meinen Geburtstag geschenkt und mich das Licht des Lebens schauen lassen. Von dir, der du allein das wahrhaftige Leben bist, stammt mein Leben. Dafür danke ich dir von Grund meines Herzens. Ich möchte dir aber mit dem ganzen Leben für solches Leben danken. Hilf, Herr, dass ich dein Gnadengeschenk nicht hintrage in den Dienst der Welt und ihres Fürsten; hilf, dass ich mich mit dem Leben nicht in den Tod hineinarbeite. Mache es im heiligen Geist zu einem rechten Leben, zu einem Leben aus dir, in dir und zu dir. Verbirg mein Leben mit Christo in dich. Lass auch allen Jammer und alle Freude dieser Pilgerzeit mich treiben in das wahrhaftige Leben. Ja selbst der Tod müsse mir Leben werden um deines lieben Sohnes willen, der ihn überwunden und Leben und unvergängliches Wesen an das Licht gebracht hat. Amen.

Der 71. Psalm macht mit dem 70. zusammen ein Ganzes aus. Der Verfasser beider ist der König David. Dieser schreibt: „Ich bin vor Vielen wie ein Wunder.“ Er will damit sagen: „Dass ich, den seine mächtigen Feinde gejagt haben wie ein Reh auf den Bergen, noch lebe, ist ein Wunder.“ Und weiter: „Dass der Herr mich von der Herde genommen, dass er den armen Hirtenknaben zu einem Hirten der Völker gesetzt hat, ist wiederum ein Wunder.“ Und noch einmal: „Dass ich, der ich mich so oft und schwer an dem Herrn meinem Gotte versündigt habe, noch lebe, Barmherzigkeit empfange und noch auf meinem königlichen Stuhl sitze, ist das größte Wunder.“ Die Wunder der Gnade sind größer als die Wunder der Macht. Gnade ist eitel Wunder, denn Gott tut in ihr Dinge, die in der Welt und in uns gar keine Wurzel haben. Aber wir brauchen, um das Wunder zu sehen, nicht so weit in das Leben, auch nicht in das Leben eines Königs hineinzugehen. Unser Geburtstag ist ein Wundertag, jedes neugeborene Kind ist ein Wunder Gottes. In ihm treffen wir die schaffende Allmacht, Weisheit und Güte Gottes auf frischer Tat. Durch Gottes Gnade und Ordnung ist die Geburt der Kinder allerdings etwas Gewöhnliches geworden. Ach, man verliert über die Geburt manches armen Würmleins kaum ein Wort; anstatt des Lodens und Preisens begleiten oft Seufzer die ersten Laute, mit denen es das Leben anschreiet. Wenn aber in je hundert Jahren etwa nur ein Kindlein geboren würde, möchte wohl Alles hinzulaufen, um die neue Tat göttlicher Majestät zu sehen und anzustaunen. Ja es ist eine wunderbare Tat! Gott schafft eine neue Seele und einen neuen Leib, einen neuen Menschen. Er schafft ihn aus reiner Liebe. Dieser Mensch hat ihm Nichts zuvorgetan oder gegeben; er war ja bisher noch nicht da. Im Gegenteil weiß Gott, dass er ihm Viel zuwider tun und seine heiligen Gebote tausendfältig übertreten wird. Aber er schafft ihn auf Hoffnung, dass er sein Kind und als solches seiner Seligkeit teilhaftig werden soll. Gott schafft ihn aus Menschen und durch Menschen, damit Menschen auf Erden Kinder, und die Kinder auf Erden Väter und Mütter haben sollen. Es soll hier Liebe gegeben und genommen werden. Er führt auf diese Weise den Menschen in seine eigene Art hinein, denn Gott ist die Liebe. Er pflanzet das große himmlische Urbild vom Vater und Sohn auf die Erde herab. Jede Geburt eines Menschen ist zugleich ein Versuch Gottes, uns dass Wort von der heiligen Dreieinigkeit vor die Seele zu führen; denn die hochheiligen Ordnungen im Himmel sind nicht, wie die Toren sagen, von der Erde hinaufgetragen; vielmehr sind alle gesunden Ordnungen der Erde von dort herniedergekommen. Gott gibt in den neuen Menschen sein Bild; er prägt es dem Geiste und auch dem Leibe ein. Aber er lässt ihn von Menschen gezeugt und geboren werden, damit Vater und Mutter in dem Kinde einen Teil ihrer selbst haben und sehen. Obschon nach Gottes Bilde geschaffen, ist es doch auch wieder ihr Fleisch und Blut; sie müssen es lieben als einen Teil ihrer selbst. An gewissen Pflanzen hat Gott gleich die Gefäße mit angebracht, welche für die dürre Zeit das Wasser aufbewahren müssen. So hat er neben die Kinder, für welche diese dürre Zeit gleich mit der Geburt angeht, die Eltern gestellt. O welch eine Herrlichkeit Gottes offenbaret sich in der Geburt jedes Kindes! Nur Gottes Macht und Liebe kann solche Wunder tun. In seiner Hand ist es allein, Leben zu geben und zu erhalten. Ja, mein Herr und Gott, du hast mich aus meiner Mutter Leibe gezogen, du hast mir Haut und Fleisch angezogen, mit Beinen und Adern hast du mich zusammengefügt, du hast mir Leib und Seele, Augen und Ohren und alle Glieder, Vernunft und alle Sinne gegeben, und dein Aufsehen bewahret meinen Odem. - Drei große Übergänge hat der Mensch in seinem Leben. Der erste ist der Geburtstag, wo er aus seiner Mutter Leibe an das Licht tritt; der zweite ist sein Tauftag, vollendet in dem Erwachen zu einem klaren gläubigen Christenleben, wo er in eigener Erfahrung aus dem Stande des Zorns in den der Gnade kommt; der dritte ist sein seliger Sterbetag, wo er vom Glauben in das Schauen übergeht. Alle drei haben etwas Verwandtes, alle drei sind gewaltige Schritte. Wenn man aus der Finsternis in das helle Licht tritt, so ist dies etwas Neues und Ungewohntes. Wenn man von den kalten und kahlen Bergen hinuntersteigt in ein warmes Land mit Frühlingsodem und Blumenschmuck, so ist dies ein großer Abstand. Man kann flugs die Augen und alle Sinne nicht genug auftun. Dennoch sind jene drei Übergänge, dennoch ist auch der Übergang in der Geburt eines Kindleins viel größer. Aus seiner dunkeln Kammer tritt das Kind heraus in eine neue Welt. Das Licht ist das Erste, wovon es begrüßt wird. Gott geht bei dem Kinde denselben Gang wie bei der Schöpfung der Welt. Und in diesem Lichte hat es auch gleich einen Gruß von dem Gotte, dem es angehört; denn Gott ist ein Licht, und in ihm ist keine Finsternis. Doch schlägt es auch gleich nach dem ersten Aufblick seine Augen nieder, als wollte es damit sagen: „Ich kann das Kleid, ich kann das erste Gleichnis dessen, vor dem auch die Cherubim ihr Angesicht verhüllen, nicht sehen, denn ich bin in Sünden geboren.“ - So liegt denn das Kind da, angetan mit einer göttlichen Mitgift, aber auch angetan mit einer menschlichen, mit Sünde und Schuld. Gottes Ebenbild ist noch drinnen, aber es ist tief verderbt, verdeckt und niedergedrückt von der sündlichen Art. Wer will einen Reinen finden, bei denen Keiner rein ist? Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch. Das Kind ist aus sündlichem Samen gezeugt, und seine Mutter hat es in Sünden empfangen. Als ein Kind seiner Eltern und Voreltern trägt es deren Erbe in sich verschlossen. Die ganze Geschichte des Geschlechtes ist in ihm zusammengefasst. Vorzüglich aber werden Vater und Mutter gerade ihre Sünde in dem Kinde wiederfinden; ja ihre Sünde, denn die Sünde pflanzt sich wie das Unkraut von selbst fort, das Heil aber muss durch die Gnadenmittel erst gebaut werden. - So ist denn jedes Kind eine Knospe, aus der Alles hervorblühen kann. Wenn sie mit dem Himmelstau benetzt wird und denselben bis in ihr Herz dringen lässt, dann kann sie eine Blume werden, an der sich Gott und Engel und Menschen freuen, und die in Ewigkeit nicht verwelket. Diese Hoffnung hat Gott in die Knospe gelegt. Wenn sie sich aber diesem Himmelstau verschließt und ihn nur auf die Oberfläche fallen lässt, dann wird auch eine Blume daraus, die allerdings in der Welt Glanz und Schöne haben kann, in der aber ein Geruch des Todes zum Tode wohnet, die verwelken wird und deren Stätte man nicht mehr kennt. An der Wiege jedes Kindes stehen Schmerz und Sorge; an deiner haben sie auch einmal gestanden. Mit Schmerzen hat dich deine Mutter geboren. Auch an ihr hat Gott das Wort erfüllet: „Ich will dir viele Schmerzen schaffen, wenn du schwanger wirst, du sollst mit Schmerzen Kinder gebären.“ Auch an ihr hat das Wort unsers Heilandes seine Wahrheit gefunden: „Ein Weib, wenn sie gebiert, hat sie Traurigkeit, denn ihre Stunde ist gekommen.“ Eine Heidin im Altertum sprach einmal das Wort aus, sie wolle lieber in die wildeste Schlacht mitziehen, als ein Kind zur Welt gebären. Manche Mutter hat die Geburt ihres Kindes mit dem Leben bezahlen müssen. Sie hätte es auch in der Angst ihres Herzens, als es lebendig vor ihr lag, ihr eigenes Leben aber dabei hinschwand, Benoni, Kind der Schmerzen, Kind der Schmerzen in doppeltem Sinne taufen mögen. Die Wiege stand da, aber die Mutterarme fehlten, die es darin betten, die es pflegen und tragen sollten. Das Herz, unter dem das Kind geruhet hatte, und an dem es in Zukunft ruhen sollte, war gebrochen. - Wiederum, um derer zu geschweigen, die in doppeltem Sinne des Wortes in Sünden empfangen sind, die ihren Vater vielleicht nie kennen lernten, oder nie Vater zu ihm sagen durften, sind manche arme Kinder erst nach dem Tode ihres Vaters geboren. Ehe ihnen das Bettlein in der Wiege bereitet war, hatte man dem Vater das Deckbett auf dem Friedhofe aufgeschüttelt. Die Mutter hätte mit Pinehas Weib das Kind Jeabod nennen mögen, denn die Herrlichkeit ihres Hauses war dahin. Wenn Vater und Mutter als Sonne und Mond am Himmel des Kinderlebens stehen, so war solchen Waisen die Sonne auf der Erde nie aufgegangen. Da hat es denn freilich nicht an beschwerten Herzen, Sorgen, Tränen und düstern Blicken in die Zukunft gefehlt, da hat das Leben, ehe es das Kind wusste, als ein dunkles Tal vor ihm gelegen. - Aber die Sorgen gehen auch um das Bett des Kindleins, wenn der Herr in allen Stücken Gnade gibt, wenn beide Eltern leben, und das Kind wie ein Bäumlein an der Heerstraße zwischen seinen beiden Stützen in der Mitte steht. Weinend tritt das Kind ins Leben. Diese Tränen sind ein Schrecken vor dem Elend dieser Welt, sind ein Angeld auf die vielen Tränen dieses Jammertals. Weinend wird es geboren, weinend tritt es über Kurz oder Lang von dem Schauplatze ab. Die Wiege, sein erstes Bettlein, hat die größte Ähnlichkeit mit dem letzten, dem Sarge. Die Wiege ist ein halber Sarg, nur der Deckel fehlt. Die raue Luft der Welt wehet es gleich so hart an, dass es müde von ihr wird und die ersten Tage seines Lebens verschläft. Wieder ein Vorbild auf die viele Mühe und Müdigkeit, durch die wir im Leben hindurch müssen, nur dass wir die wenigste verschlafen können. Schwächer als ein Menschenkind wird kein Wesen geboren. Viele überleben die Stunde der Geburt nicht; viele sterben, wenn sie kaum in das Licht hineingeschaut und die vier Wände angeschrien haben. Hilfloser als ein Menschenkind wird kein Wesen geboren. Kein Tier bedarf so langer Pflege. Wenige Stunden nach seiner Geburt sucht sich das Hühnchen schon sein bisschen Futter; die meisten Menschen durchwandern den vierten, jeden dritten Teil ihres Lebens, ehe sie menschlicher Weise sagen können: „Ich stehe auf eigenen Füßen, ich sorge selbst für mich.“ - In dieser angeborenen Schwachheit und Hilflosigkeit sind alle Menschen einander gleich. Ob sie hernach Wohlgeboren, oder Hochwohlgeboren, oder Hochgeboren, oder Durchlauchtig heißen, so sind sie doch nackend von ihrer Mutter Leibe gekommen, so haben sie doch Nichts mit in die Welt gebracht als Schwachheit und Tränen. Jene Titel wollen nur sagen, dass sie aus ehrlicher Ehe und in hohem oder höherem irdischen Stande geboren sind. - Hinter dieser Geburt liegt für jeden natürlichen Menschen ein ungewisses Leben, eine Nacht ohne Stern, ein Meer voll Sturm und Klippen, ein dunkler Wald, in dem es brauset und heulet. Kein Vater, und wenn er der mächtigste Monarch der Erde wäre, kann seinem Kinde eine Bürgschaft für sein Wohlergehen, nicht einmal für sein äußeres Wohlergehen geben. Er kann weder die Krone, noch die irdischen Schätze an dem Kinde festbinden; er kann ihm noch weniger die Gesundheit für sein ganzes Leben versichern. Und wenn wir hinschauen in das innerste Bedürfnis, in das Sehnen nach Frieden, so kann kein Vater mit Erfolg zu seinem Kinde sprechen: „Friede sei mit dir.“ In das Meer kann der Mensch Mauern und Molen senken, dass sich die Wellen daran brechen müssen; in das Menschenherz kann kein Mensch einen Eckstein senken, an dem die Wellen, die in keinem Meere so hoch und wild gehen, wie in dem engen Herzen, sich brechen müssten. Weiter hinaus auf das, was hinter dem armen Leben liegt, wollen wir jetzt gar nicht schauen. - Mein lieber Christ, dürfen wir uns da unserer Geburt freuen, und dürfen wir da unsern Geburtstag feiern? König David trauerte und weinte, so lange sein von der Bathseba geborener Sohn lebte. Hiob verfluchte seinen Geburtstag. Überwältigt von Elend und Schmerzen spricht er: „Der Tag müsse verloren sein, darinnen ich geboren ward, und die Nacht, da man sprach: „„Es ist ein Männlein empfangen.“„ Der Tag müsse finster sein, und Gott von oben herab müsse nicht nach ihm fragen, kein Glanz müsse über ihn scheinen. Die Nacht müsse Dunkel einnehmen, und müsse sich nicht unter den Tagen des Jahres freuen, noch in die Zahl der Monate kommen.“ Der Prophet Jeremias spricht im Hinblick auf sein saures Amt und sein Marterleben im Volke Israel: „Verflucht sei der Tag, darinnen ich geboren ward. Der Tag müsse ungesegnet sein, darinnen mich meine Mutter geboren hat. Verflucht sei der, so meinem Vater gute Botschaft brachte und sprach: „„Du hast einen jungen Sohn.“„ Ach, meine Mutter, dass du mich geboren hast, gegen den Jedermann hadert und zanket im ganzen Lande. Habe ich doch weder auf Wucher geliehen noch genommen; doch flucht mir Jedermann.“ Viele Männer haben dem Hiob und Jeremias nachgeflucht. Auch ein deutscher Kaiser, Conrad IV., hat vor seinem Sterben seinen Geburtstag verflucht; derer nicht zu gedenken, die mit eigener Hand den von Gott angeknüpften Lebensfaden abgeschnitten haben. Taten diese Männer recht in ihrem wilden, verzweiflungsvollen Wesen? Nimmermehr. Auch jeder Heide darf sich seines Geburtstages freuen. Auch Pharao, der heidnische König von Ägypten, hat ein Recht, seinen Geburtstag zu feiern. Der alte Caleb tritt sein 86tes Jahr an mit Freude über seine Geburt, über Gottes Segen in dem zurückgelegten Leben und über die ungebrochene Kraft, mit welcher er in den Rest des Jahrhunderts hineinschaut. Wie kann er das? und wie können wir uns, da die Erde doch wahrhaftig ein Jammertal ist, unseres Geburtstages und der Geburtstage der Unfern freuen? Wir können es, weil Gott in dem Jammertale Brunnen gegraben, weil er gleich neben die Tränen des Geburtstages seinen Trost gestellt hat.

Ob auch ein Kind noch nicht getauft ist, ob es auch ein Kind noch in Finsternis wandelnder heidnischer Eltern ist, so rauschen doch über demselben schon die Palmen der Erbarmung und der Gnade. Du bist meine Zuversicht, Herr Herr, meine Hoffnung von meiner Jugend an. Auf Dich habe ich mich verlassen von meiner Mutter Leibe an, Du hast mich aus meiner Mutter Leibe gezogen. Er hat es getan, der treue Gott; er hat uns Leben und Wohltat gegeben. Er ist aber kein kalter und falscher Herr, der seine Lust hätte an unserm Ach und Weh. Er hat uns nicht geschaffen, damit wir hier im Elend wandeln, und endlich aus diesem Elend in das ewige Elend fahren sollen. Wenn keine Möglichkeit des Heils für uns da wäre, hätte er uns sicher nicht geschaffen. In den wilden Stamm des natürlichen Baumes will er das neue Reis der himmlischen Palme einpfropfen. Das arme sündige und vergängliche Leben soll ein Gefäß werden für das heilige, selige, ewige Leben. Noch ist in dem Menschen, auch schon in dem Kinde, das göttliche Ebenbild, aber verdeckt durch den Wust der angeerbten Sünde. Noch ist ein Zunder darinnen, welcher an der Glut der himmlischen erlösenden Liebe Feuer fangen, in welchem sich das seligste Feuer des Glaubens und der Kindschaft Gottes entzünden kann. Wir sind doch noch göttlichen Geschlechts, wenn auch weit von dem Vater wegverirrt. - Auch um der Kinder willen ist Christus ein Kindlein geworden. Von der Krippe in Bethlehem her scheint das Licht in jede Wiege. Weil Gott seinen ewigen eingeborenen Sohn in den Kindesstand, in diesen Stand der Schwachheit und Hinfälligkeit gegeben hat, bezeugt er damit, dass er sich aller Kinder gnädig annehmen will. Er will sie nicht verlassen noch versäumen. Er will ihnen das Heil so nahe bringen, dass es nicht seine Schuld ist, wenn sie verloren gehen, sondern ihre, unsere. Er will sie setzen an den Tisch der Gnade. Wenn sie aber nicht essen und selig und stark werden, hat er sie nicht verschmähet, sondern sie ihn. Er will um sie werben wie der Bräutigam um die Braut. Wenn sie aber ihr Ja nicht dazu geben oder dasselbe nicht halten, so ist es ihre Schuld. Er hat nicht Etliche zur Seligkeit und Etliche zur Verdammnis geschaffen. Wenn dennoch ihrer Etliche verloren gehen, ist es wiederum ihre Schuld. - Unsere Kinder sind mit ihrer Geburt in die Arme des barmherzigen Gottes gelegt. O, das ist eine köstliche Wiege! Wenn auch ein kaiserlicher Prinz, wie wir vor nicht zu langer Zeit hörten, in eine goldene Wiege gelegt wird, wenn er auch von Flaum umhüllet und umgeben wird, so ist die Barmherzigkeit Gottes doch die beste Wiege. In seiner Liebe ruht sich's gut. Versäumt es eine Mutter nicht, ihr Kind mit Milch zu stillen, so versäumt .es der beste Vater über Alles, was Kinder heißt, gar nickt, sein Kind mit der Milch des Wortes, des Lebens, mit seinem Herzblut, mit dem Heil in seinem Sohne zu stillen und groß zu ziehen. Hinter dem schwachen menschlichen Vater steht der himmlische Vater, und hinter der Mutter die Liebe, die sich für uns in den Tod gegeben hat. Besonders steht sie hinter den Waisen. Es ist wunderbar, wie viele verwaiste Kinder die Gnade zu frommen und tüchtigen Jüngern des Herrn aufgezogen hat. So danke du dem Herrn für deinen Geburtstag. Du bist geboren, damit du in Christo wiedergeboren werden konntest. Du musstest ein Menschenkind werden, damit du in die Kindschaft Gottes einziehen konntest. An der Stunde der Geburt, an den Tränen der Mutter und des Kindes hängt die ganze selige Ewigkeit. Über jeder Wiege ist der Himmel offen, wenn das Kind nur eingehen will zu der Gnadentür. Der Herr hat dich in den Vorhof gestellt, damit du durch das Heilige in das Allerheiligste eingehest. Hebe an mit dem alten Kirchengebete: „Ich danke dir, mein lieber himmlischer Vater, dass du mich zu einem vernünftigen Menschen erschaffen hast.“ Fahre fort: „Mein Leben soll dein Preis sein. Erhalte mich nur im Glauben fest an dir, bis ich dir in dem ewigen Leben mit allen Seligen danke für meine Geburt und Wiedergeburt.“ Amen.

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