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Jeremias - Kapitel 6

Jeremias - Kapitel 6

(Leander van Eß)

Wegen der Unbußfertigkeit der Juden soll Jerusalem durch ein fremdes Volk aus dem Norden belagert werden, und den Juden dabei schreckliches Unglück widerfahren.

1 Fliehet, Nachkommen Benjamin's! aus Jerusalem; blaset die Posaune zu Thekoa! und zu Beth-Cherem stellet ein Panier auf! denn das Unglück zeigt sich schon von Norden her, und eine große Verheerung.
2 Die hübsche und zärtliche Tochter Zions, ich will sie vertilgen!
3 Hirten werden sie mit ihrer Heerde beziehen, und rings um sie her Gezelte aufschlagen, und Jeder seinen Theil abweiden.
4 Weihet wider sie den Krieg! Wohlan! wir müßten sie zur Mittagszeit erstürmen. Schade für uns, daß der Tag sich schon neigt, und die Abendschatten länger werden.
5 Doch auf! noch in der Nacht laßt uns sie erstürmen, und zertrümmern ihre Paläste!
6 Denn so spricht Gott, der Weltenherrscher: Fället Bäume, und ziehet einen Wall um Jerusalem; dieß ist die Stadt, die gestraft werden soll. In ihr ist Alles Unterdrückung.
7 Wie ein Brunnen sein Wasser quellen läßt, so läßt sie ihre Bosheit quellen. Von Gewaltthätigkeit und Verderbniß hört man nur in ihr; Wunden und Schläge sind immer vor Augen.
8 O! laß dich doch bessern, Jerusalem! damit sich meine Seele nicht von dir wendet; damit ich dich nicht zu einer Wüste mache, zu einem Land, das nicht bewohnt wird.
9 So spricht Jehova, der Weltenherrscher: man wird unter den übriggebliebenen Israeliten, wie an einem Weinstocke, Nachlese halten. Strecke deine Hand noch einmal, wie ein Weinleser, nach den Körben!
10 Aber zu wem soll ich reden? wen beschwören, daß sie hören? Sieh! unbeschnitten ist ihr Ohr, so daß sie nicht hören können; siehe! das Wort Jehova's ist ihnen zum Spott geworden; sie haben kein Gefallen daran.
11 Voll bin ich vom Zorn Jehova's, ich kann ihn nicht zurückhalten! Schütte ihn aus über die Kinder auf den Straßen, und über die Versammlung der Jünglinge zugleich! denn sowohl Männer als Weiber, Alte und Abgelebte, sollen gefangen werden.
12 Ihre Häuser sollen Fremden zutheil werden, sammt den Aeckern und Weibern; ich will meine Hand ausstrecken wider die Einwohner diese Landes, spricht Jehova.
13 Denn vom Kleinen bis zum Großen sind Alle gewinnsüchtig, und vom Propheten bis zum Priester, sie alle sind Betrüger.
14 Leichtfertig behandeln sie die Wunden meines Volkes, sagend: Friede, Friede, da doch kein Friede da ist.
15 Sie sollen sich schämen, daß sie so schändliche Dinge ausüben; aber sie schämen sich nicht, und Scham kennen sie nicht. Darum sollen sie übereinander stürzen, hinfallen zur Zeit, wann ich sie strafe, spricht Jehova.
16 So spricht Jehova: Bleibet auf dem Wege stehen! sehet euch um, und fraget nach den vorigen Wegen, welches der beste Weg sey, und darauf wandelt; damit ihr Ruhe findet für eure Seele. Aber sie sagten: Wir wollen nicht darauf wandeln.
17 Ich habe euch Wächter bestellt (und gesagt): Gebet acht auf den Posaunenschall! aber sie sagten: Wir wollen nicht darauf achten:
18 Darum höret, ihr Völker! erkenne du, Versammlung! was ihnen widerfahren soll.
19 Erde, höre zu! Ich will Elend über dieses Volk bringen, als Frucht ihrer Anschläge; weil sie nicht hören auf meine Aussprüche, und mein Gesetz verachteten.
20 Was soll mir der Weihrauch, der aus Saba kommt, und der beste Kalmus aus fernem Lande? Eure Brandopfer gefallen mir nicht, und eure Schlachtopfer sind mir unangenehm.
21 Deßwegen spricht Jehova also: Siehe! ich lege diesem Volke einen Anstoß, daß sich daran stoßen Väter und Söhne mit einander, der Nachbar und sein Freund umkommen.
22 So spricht Jehova: Siehe! ein Volk rückt aus von Norden her, ein starkes Volk bricht von der Erde Grenzen auf;
23 Bogen führt es und Spieße, es ist grausam, und ohne Erbarmen, ihr Toben ist dem Meeresbrausen gleich, und sie sprengen auf Rossen daher, gerüstet gleich Helden zum Kriege wider dich, du Tochter Zions.
24 Wir hören nur das Gerücht von ihm, schon sinken unsere Hände; Angst ergreift uns, Schmerzen gleich der Gebärenden.
25 O! geht nicht hinaus auf's Feld, und wandelt nicht auf dem Wege! denn des Feindes Schwert verbreitet Schrecken ringsumher!
26 O Tochter meines Volkes! zieh ein Trauerkleid an, und bestreue dich mit Asche; trauere wie um einen einzigen Sohn, klage bitterlich! denn schnell bricht der Verwüster über uns herein.
27 Ich habe dich als Prüfer unter meinem Volke an einem festen Platze aufgestellt, damit du genau kennen, und prüfen solltest ihren Weg.
28 Sie Alle sind abgefallen, widerspenstig, verläumderisch; sie sind von Erz und Eisen, und insgesammt verdorben.
29 Der Blasebalg bläst, vom Feuer ist das Blei verzehrt, vergebens läutert man; die Bösen lassen sich nicht ausscheiden.
30 Man nennt sie verworfenes Silber; denn Jehova hat sie verworfen.

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