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Epheser, Kapitel 2

Epheser, Kapitel 2

2:1 Und auch euch, da ihr tot waret durch Übertretungen und Sünden,

2:2 in welchen ihr weiland gewandelt habt nach dem Lauf dieser Welt und nach dem Fürsten, der in der Luft herrscht, nämlich nach dem Geist, der zu dieser Zeit sein Werk hat in den Kindern des Unglaubens,

2:3 unter welchen auch wir alle weiland unsern Wandel gehabt haben in den Lüsten unsers Fleisches und taten den Willen des Fleisches und der Vernunft und waren auch Kinder des Zorns von Natur, gleichwie auch die andern;

2:4 Aber Gott, der da reich ist an Barmherzigkeit, durch seine große Liebe, damit er uns geliebt hat,

2:5 da wir tot waren in den Sünden, hat er uns samt Christo lebendig gemacht (denn aus Gnade seid ihr selig geworden)
Ein Todter hat keine Empfindung, und keine Bewegung von innen heraus. Wer in Sünden todt ist, hat also keine Empfindung der Gnade Gottes, keinen Genuß des Friedens Gottes, kein Gefühl der Liebe und Freundlichkeit Jesu Christi. Was Paulus Hebr. 6,4. von den Erleuchteten sagt, daß sie die himmlische Gabe des Leibes und Blutes Christi, und das gütige Wort Gottes und die Kräfte der zukünftigen Welt schmecken, ist ihm gänzlich unbekannt. Zwar kann ein solcher geistlich todter Mensch die verdammende Kraft des Gesetzes zuweilen empfinden, auch kann er göttliche Gnadenzüge oder gute Rührungen zuweilen fühlen: allein diese Empfindungen sind nicht diejenigen, die ein geistliches Leben beweisen. Sie beweisen nur, daß der Mensch der Bekehrung fähig, nicht aber, daß er bekehrt sei. Ein geistlich Todter hat aber auch keine geistliche Bewegung von innen heraus. Der Heilige Geist treibet ihn nicht. Wenn seine Natur durch’s Gesetz oder von Menschen zu etwas, das einem Gottesdienst gleich sieht, getrieben wird, so ist sie unlustig, und läßt bald wieder nach. Er weiß nicht, was die ewig bleibende Liebe zu Jesu, das Anhangen an Ihm, die wahre Andacht im Gebet, das Nachjagen, wovon Paulus Phil. 3,14. und Hebr. 12,14. redet, die Luft abzuscheiden und bei Christo zu sein, und das Warten auf die Zukunft Jesu sei. Bei aller amtlichen, häuslichen und anderen Geschäftigkeit bleibt er in Ansehung seines Seelenzustandes gleichsam auf einer Stelle, stehet den ganzen Tag auf dem Markt der Welt müßig, und wird dem Ziel der Seligkeit um keinen Schritt näher gerückt.
Wie soll nun einem solchen geistlich Todten werden? Menschengebote, Weltweisheit und äußerliche Zucht machen keinen Todten lebendig. Leben kann Niemand geben als Gott, welcher Ps. 19. die lebendige Quelle, oder die Quelle des Lebens heißt. Er thut’s freilich durch Sein Wort, aber so, daß mit demselben eine Kraft von Ihm ausgeht. Wir wissen aber aus dem Evangelio, daß der himmlische Vater den Sünder, indem Er ihn lebendig macht, zur Gemeinschaft mit Seinem Sohn Jesus Christo durch den Heil. Geist bringt, deßwegen schrieb Paulus: Gott hat uns sammt Christo lebendig gemacht, das ist, Er hat uns, da Er uns zu Christo zog, und wir uns an Christo freiwillig ergaben, etwas von dem Leben geschenkt, das Er Christo bei Seiner Auferweckung gegeben hat. Glaubige leben also von dem Leben Christi, gleichwie Reben von dem Saft des Weinstocks grünen, da dann freilich ein geistliches Zunehmen statt hat, bis endlich Gott Alles in Allen sein wird.
Wir sollen uns prüfen, ob wir nicht den Namen haben, daß wir leben, und doch todt seien, Offenb. Joh. 3,1. Es gibt heut zu Tage viele scheinbare Tugendbilder, die inwendig todt sind, und es sind viele Anstalten und Bücher so eingerichtet, auch ist die Auferziehung vieler Kinder so beschaffen, daß solche todte Tugendbilder entstehen können. Freilich sind auch solche Tugendbilder, wenn man sie in der Nähe besieht, nicht so fein, als sie in der Ferne zu sein scheinen; wie denn auch der Bischof zu Sarden, ungeachtet seines guten Namens, Offenb. 3,2. wegen der Unterlassungs-Sünden, und V. 4. auch nicht undeutlich deßwegen, weil er seine Kleider, das ist seine Natur, durch Begehungssünden befleckt hatte, bestraft wird. Es seien aber solche Tugendbilder so fein, als sie wollen, so sind sie verwerflich, wenn sie kein Leben aus Gott in sich haben. Ein todtes Bild taugt nicht in den Himmel. (Magnus Friedrich Roos)

2:6 und hat uns samt ihm auferweckt und samt ihm in das himmlische Wesen gesetzt in Christo Jesu,

2:7 auf daß er erzeigte in den zukünftigen Zeiten den überschwenglichen Reichtum seiner Gnade durch seine Güte gegen uns in Christo Jesu.
Bei irdischen Freuden und Genüssen kommt stets ein Höhepunkt, und dann geht's wieder abwärts. Das stimmt wehmütig und lähmt die Spannung, wenn man sich sagen muß:„Das Schönste liegt hinter dir! Besser wird's nie mehr kommen, bald ist die ganze Freude verrauscht.“ So ging's uns mit mancher Reise, mancher Ferienzeit, und schließlich geht es uns mit dem ganzen Erdenleben ähnlich. Wie anders ist es mit dem geistlichen Segen, von dem unser Text handelt. Da kann keiner auf Erden sagen, daß die Erfahrung, die hinter ihm liegt, durch nichts in der vor ihm liegenden Zukunft überboten werden könne. Nein, die Hauptsache steht noch aus. Der überschwengliche Reichtum seiner Gnade ist noch zukünftig. Durch seine Güte läßt er nicht jetzt einen Wolkenbruch von Gnadenströmen über unser Herzensland niedergehen, wo wir nur imstande sind, Tautropfen zu vertragen. Es wäre alles verschüttet und hätte uns nichts genützt. Er erzieht uns dazu, daß wir immer mehr verstehen und benutzen können von seinem Reichtum und man braucht nie zu fürchten, daß ein Augenblick kommen könnte, wo er nicht noch Herrlicheres für uns aufgehoben hätte.
O, du treuer Vater im Himmel! Wir danken dir für alles, was du uns schon gabst und alles, was du noch aufgespart hast für die Zukunft. Nimm uns und reinige uns, damit mehr Raum in uns werde für das Erleben deiner Herrlichkeit. Amen. (Samuel Keller)

2:8 Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch den Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es,
Nicht wenige haben das Bedürfnis, Gottes Kinder zu sein, aber sie begehen den Fehler, dass sie sich selber zu solchen machen wollen. Unruhe hat ihr Herz befallen, sie befürchten stark, einst als törichte Jungfrauen dazustehen. Und dennoch wollen sie sich der Wahrheit nicht öffnen. Ihr ganzes Wesen sträubt sich vor dem Wege Gottes, sie wollen nicht aus Gnaden durch Jesu Blut allein selig werden. Gottes Kinder möchten sie sein, deshalb bessern sie sich, tun manches Weltwesen ab, entsagen Dingen, die sie früher noch entschuldigten; durch tägliche Selbstbeherrschung wollen sie fromm werden. Das ist aber ein Irrweg, der nie zur Kindschaft und nie zum Frieden führen kann. Warum nicht? Weil du auf solche Weise dich selbst betrügst, und weil du Gott zum Lügner machst! Er bezeugt es dir, dass du einem gefallenen Geschlechte angehörst, dass das ganze Herz verdorben, dass deine Natur irdisch und fleischlich und ungöttlich ist. Du wirst durch eigene Anstrengung nicht von Grund aus erneuert, nicht göttlicher Natur teilhaftig, nicht hineingebildet in Gottes Bild. Wenn du dich auch fort und fort besserst, So bist du schließlich doch noch der alte Mensch, der nicht in das Reich Gottes eingehen kann. Du bedarfst des vergossenen Blutes Jesu Christi zur Abwaschung deiner Sünden. Und dann bedarfst du des Heiligen Geistes, der dich allein erneuern und umgestalten kann. Lies still, nachdenkend und mit ernstlichem Gebet das Neue Testament, so wird dir diese Erkenntnis gewiss zuteil werden. Lass ab vom vergeblichen Ringen und betritt den Weg, den alle gegangen sind, die sich jetzt der Kindschaft freuen, so kommst du zum Ziel. (Markus Hauser)

2:9 nicht aus den Werken, auf daß sich nicht jemand rühme.

2:10 Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christo Jesu zu guten Werken, zu welchen Gott uns zuvor bereitet hat, daß wir darin wandeln sollen.1)
Welch ein armes, unglückseliges Wesen ist doch ein bloß natürlicher Mensch ohne Wiedergeburtsgnade, ohne ein Leben aus Gott! Er liegt tief im Fall und Verderben. Diesen elenden Zustand erkennen und unter dem grausamen, verderblichen Sündendienst seufzen, ist zwar schon Gnade; aber durch diese auch von der Sündenherrschaft errettet werden, ist noch weit mehr. Geschieht dies, so wird der Mensch aus der Finsternis ins Licht, aus dem Tod ins Leben, aus dem Zorn in die Liebe und aus der Hölle in den Himmel versetzt. Solches vermag aber Gottes Gnadenkraft und Macht allein.
Das ewige Liebeserbarmen Gottes ist unergründlich und an Kraft und Vermögen überschwenglich und unbeschreiblich. Es ist in den Eigenschaften der ewigen Gottesnatur die siegende, die Kraft der Überwindung. Gott hat nach den Rechten der Heiligkeit alles, was Sünde und Finsternis heißt, samt ihrer Mutter, dem Unglauben, unter Gerichte beschlossen; sobald aber diese ihren Zweck erreicht haben, siegt die Erbarmung über die Gerechtigkeit. Die Sünde fällt der Gerechtigkeit anheim; denn sie ist Unglaube. Glaube hingegen ist Gnade, und in dieser siegt das Erbarmen. Diese in Freiheit und Seligkeit versetzende Krafteigenschaft Gottes hat auch uns von dem Sündendienst und von der Sklaverei des Satans errettet; dafür sei der gnädige Gott in Ewigkeit gepriesen!
Die Sünde ist eine mächtige, eine despotische Herrscherin; denn ihre Knechte müssen sich selber verderben und an Leib und Seele ruinieren. Sie rächt sich meist an ihrem eigenen Täter; und darum, dächte ich, sollte es nicht so schwer fallen, einzusehen, daß in ihr der Zorn Gottes herrscht, und wir daher von Natur Kinder des durch den Fall geoffenbarten Zornes Gottes heißen. Wer bis zum tiefsten Seufzen und Sehnen nach Freiheit und Erlösung von der Sünde gerungen hat und errettet worden ist, der kann von der Kraft und Macht der Sünde sagen, aber auch vond er noch stärkeren Macht und Kraft der Gnade im ewigen Liebeserbarmen Gottes. Dieses hat in mit der Liebe ergriffen, die an Gefallenen nicht gleichgültig vorübergeht. Auch an uns, schreibt Paulus den Ephesern, hat sich das ewige Liebeserbarmen überwindend und kräftig bewiesen; denn da wir geistlich tot waren in den vielen Sündenfällen, hat uns das kraftvolle Wirken des ewigen Liebeserbarmens mit Christo lebendig gemacht.
Niemand denke aber, daß er um seiner guten Werke, um seines Wohlverhaltens willen so begnadigt worden sei. Nein, äußere Vorzüge retten nicth von der Sündenherrschaft, sondern bloß die Gnade des ewigen Liebeserbarmens Gottes, die durch Anzündung des Glaubens ein neues Leben in uns schafft.
Gnade ist Leben des Erbarmens; denn Erbarmen ist Liebesbewegung im Herzen Gottes oder in der Kraft der Zentralquelle aller Gotteseigenschaften, und das ausdehnende Ergießen dieser Herrlichkeitskraft in Jesu, der Herrlichkeit Gottes, ist Mitteilung der Gnade. Denn Gnade und Wahrheit sind uns durch Jesum Christum und nicht durch Mose gegeben worden. Der Stammvater des geistlichen Lebens soll und wird alle, die in Adam gestorben sind, geistlich beleben; aber Ewigkeiten sind dazu verordnet und bestimmt, in welchen die erbarmenden Lichts- und Liebesabsichten Gottes endlich an allen erreicht werden können. Die Seelen aber, an denen dies schon hier in der Gnadenzeit geschieht, sind Erstlinge der Herrlichkeit. Diese unverdiente Gnade macht klein und demütig, so daß in diesen Auserwählten Gottes ein herzliches Liebeserbarmen gegen alle armen Miterlösten sich regt. Dies ist sodann priesterlicher Sinn und Geist der auserwählten Kinder Gottes. Da, wo Erstgeborne sind, gibt es auch Nachgeborne. Denket darum ja nicht gleichgültig von andern! Wirket auf sie mit Wort und Wandel ein! Seid Lichter der Welt und ein Salz der Erde! Gott hat Gnadenanstalten gemacht, damit er in den auf unsre Zeit folgenden Zeitläufen, wenn nämlich einst wieder alles unter das einzige rechtmäßige Haupt zusammen verfaßt sein wird, den überschwenglichen Reichtum seiner Güte und Gnade kann sehen und endlich auch genießen lassen. Die Gnade, die uns schon hier durch Jesum Christum zuteil geworden ist, wird endlich allen zuteil werden. Aber wie viele Ewigkeiten wird Gott dazu brauchen! Welche Barmherzigkeit ist es doch, daß wir Begnadigte und Erwählte sind! Kann ein armes Menschenkind im Erdenleben dieses Glück hoch und teuer genug schätzen?
Was hast du aber, armes Menschenkind (du habest es durch die natürliche Geburt oder aus Gnaden durch die Wiedergeburt), das du nicht solltest empfangen haben? Wenn du es aber empfangen hast, wie kannst du dich dann dessen rühmen, als ob du es nicht empfangen, als ob du solches aus dir selbst, durch dich selbst und zu deiner eigenen Ehre hättest? Was rühmst du dich deiner Vorzüge und Gaben? Weißt du nicht, daß du damit dich selbst zum Götzen, Gott gegenüber aber zum Greuel machst? Sollten nicht die Dinge und Gaben, die man Vorzüge nennt, dich sehr demütigen, daß du zu deinem Gott sprächest: Ach Gott, ich bin nicht wert aller deiner Gnade und Barmherzigkeit!
Man darf annehmen, daß vorzügliche Gaben, wenn keine Herzensdemut damit verbunden ist, in Bezug auf die Ewigkeit leicht mehr schaden können als nützen. Man hätte mehr Ursache, einen vorzüglich Begabten, wenn ihm Herzensdemut fehlt, zu bemitleiden, statt ihn zu bewundern oder zu beneiden. Denn was muß doch aus einer Menschenseele werden, wenn ihr Gott widerstehen muß! Und wer hat ihn mehr zum Widerstand als der Hochmütige? Bewundert daher lieber das Glück demütiger Seelen, denen Gott seine Gnade schenken kann; und wenn sie durch das Teilhaftigwerden der göttlichen Natur noch demütiger werden, möchte ich fast sagen, sie übertreffen die Engel, weil dieselben nicht alle ihre Vorzüge ertragen könnten. Es ist himmlische Seligkeit, die eine solche Seele genießt.
Wenn denn nun auch uns, liebe Seelen, mancherlei Gaben und Gnaden gegeben sind, so bittet doch den lieben Herrn, daß er, wenn nötig, Demütigungen uns begleiten lasse! Eine demütigende Begleitung soll uns aber nicht verzagt machen; denn die Verzagtheit bei den Demütigungen ist auch ein schädlich Ding, das sogar den Brauchbarsten unbrauchbar machen könnte. Zaghaftigkeit und Herzensdemut sind sehr verschieden: in der Herzensdemut kann Gott wirken, was er will, bei den Zaghaften ist dies aber nicht der Fall. (Johann Michael Hahn)


Alle, denen Paulus das Wort Jesu brachte, hatten das süße Gift des Eigenruhmes getrunken. Denn sie waren alle, Griechen und Juden, nach ihrer Meinung Edelmenschen, die einen als die bevorzugte Rasse, die durch lange fortgesetzte Zucht die Menschlichkeit zu besonderer Schönheit bei sich entwickelt hat, die anderen als die durch ihren gottesdienstlichen Beruf Bevorzugten. Nun aber hebt Paulus sie auf einen Gipfel empor, der ihnen eine völlig neue Aussicht gewährt. Wir, das haben sie nun erkannt, sind Gottes Werk, nicht das, was wir selbst aus uns machten, sondern das, was er aus uns machte, nicht das, was wir uns erworben, sondern das, was Er uns gab. Weil wir empfangen haben, was uns Christus gab, stellen wir nicht aus, was unsere Kraft kann, sondern machen das Wunder seiner Gnade offenbar. Dadurch sind sie von dem Gift befreit, das früher alle ihre Gedanken verdarb und alles, was sie taten, beschädigte; denn nun ist ihr Eigenruhm verstummt. In ungeahnter Weite breitet sich nun ihr Leben vor ihnen aus und bekommt eine Füllung, an die sie früher nicht denken konnten. Denn jetzt gibt es Arbeit für sie, nicht nur geschäftigen Müßiggang, der die Tage damit vergeudet, dass sie ihr Persönchen schmücken. Denn sie sind nun zur Schar derer hinzugetan, die Gutes zu wirken berufen sind. Denn Gottes Gnade sorgt für alles, was sie bedürfen, nicht nur für ihr Herz, sondern auch für ihr Werk. Wie Er ihr inwendiges Leben dadurch begnadet, dass sein Wort dort Gerechtigkeit, Friede und Freude heimisch macht, so hat er ihnen auch in vorsorgender Güte ihre Werke vorbereitet. Von innen wie von außen wird ihnen nun der Weg zur Tat gebahnt, die nicht ohne ein mannigfaches göttliches geben gelingen kann. Sie hat die Gelegenheit nötig, ohne die sie unmöglich bleibt, und braucht das Auge, das die Gelegenheit sieht, und erwächst aus der inwendigen Ausrüstung, aus der freudigen, tapferen Liebe, die den Dienst gern anfasst, und ist an die Mitwirkung der anderen gebunden, die keiner bei seinem Wirken entbehren kann. Indem ihnen die Begabung und Leitung von oben zuteil wird, erreichen sie das Höchste, was uns geschenkt werden kann, das den Willen Gottes vollbringende Werk, und doch lebt die alte Not des Eigenruhms nicht wieder in ihnen auf; denn gerade dann, wenn sie wirken dürfen, tritt es hell in ihre Wahrnehmung: wir sind Gottes Werk!
Zu dem, Vater, was ich tun soll und tun darf, bin ich nicht durch mich selbst gekommen. Mein Platz ist mir von Dir bereitet und mein Vermögen von Dir mir geschenkt. So bin ich ein Glied Deiner Schar, die im Himmel und auf Erden dir freudig dient und das ausrichtet, was Du ihr verordnet hast. Nimm das Werk meiner Hand an, dass es nach Deinem Willen geschehe. Amen. (Adolf Schlatter)

2:11 Darum gedenket daran, daß ihr, die ihr weiland nach dem Fleisch Heiden gewesen seid und die Unbeschnittenen genannt wurdet von denen, die genannt sind die Beschneidung nach dem Fleisch, die mit der Hand geschieht,

2:12 daß ihr zur selben Zeit waret ohne Christum, fremd und außer der Bürgerschaft Israels und fremd den Testamenten der Verheißung; daher ihr keine Hoffnung hattet und waret ohne Gott in der Welt.

2:13 Nun aber seid ihr, die ihr in Christo Jesu seid und weiland ferne gewesen, nahe geworden durch das Blut Christi.

2:14 Denn er ist unser Friede, der aus beiden eines hat gemacht und hat abgebrochen den Zaun, der dazwischen war, indem er durch sein Fleisch wegnahm die Feindschaft,
Zur Zeit des alten Testaments war das Ceremonialgesetz ein Zaun, welcher Juden und Heiden so von einander trennte, daß jene mit diesen wegen des Verbotes vieler Speisen nicht essen, und wegen des Sabbaths ihnen nicht leicht dienen konnten. Es waltete aber auch zwischen beiden eine Feindschaft, nach welcher die Juden von den Heiden wegen ihres besondern Gottesdienstes gehaßt, die Heiden aber von den Juden als unreine und unwissende Götzendiener verabscheut wurden, so war es schwer, sie zu einer Vereinigung zu bringen. Die Glaubigen aus den Juden verlangten, diejenigen von den Heiden, welche glaubig worden waren, sollten sich beschneiden lassen und das ganze Ceremonialgesetz halten, folglich bei dem Glauben an Jesum jüdische Proselyten werden, damit sie mit ihnen brüderlich umgehen könnten, Ap. Gesch. 15,1. Allein Petrus sagte V. 10.11.: was versucht ihr Gott mit Auflegung des Jochs auf der Jünger Hälse, welches weder unsere Väter noch wir haben mögen tragen? Sondern wir glauben, durch die Gnade des Herrn Jesu Christi selig zu werden, gleicher Weise, wie auch sie, nämlich die Jünger aus den Heiden. Doch wurde damals wegen des Eckels der jüdischen Brüder so weit nachgegeben, daß den heidnischen neben der Hurerei, welche sie im Heidenthum nie für Sünde gehalten hatten, das Essen vom Götzenopfer, vom Blut und vom Erstickten untersagt wurde, V. 29. Uebrigens hat Paulus hernach auf eine völlige Gleichheit und Vereinigung der glaubigen Juden und Heiden gedrungen, und insonderheit Eph. 2,14. behauptet, der Zaun zwischen ihnen sei zerbrochen und es sei der Wille Gottes, daß aus beiden Ein Mensch, Ein Bau und Eine Bürgerschaft im Reich Gottes werde. Der Grund dieser Einheit war nach der Lehre Pauli Christus Jesus. Er ist unser Friede, sagte er, und hat aus Beiden Eins gemacht. In Christo Jesu findet der Israelit durch den Glauben Gnade, Friede mit Gott, und die Hoffnung des ewigen Lebens: und der Heide findet dieses Alles auch in Christo Jesu durch den Glauben. Durch Ihn haben alle beide Zugang in Einem Geiste zum Vater, V. 8.
Auch zu unserer Zeit sind glaubige Christen nicht nur durch die leibliche Abstammung und durch den äußerlichen Stand, sondern auch durch Meinungen und gottesdienstliche Gebräuche, welche nicht zum Wesen des Christenthums gehören, von einander unterschieden: der Unterschied aber soll keine Trennung der Herzen machen. Christus Jesus ist unser Friede. Er ist das Haupt, der Herr, der Erlöser, der Fürsprecher und die Quelle des Lichts und Lebens für Alle. Freilich sollen diejenigen, die bei einander wohnen und zu Einer Gemeinde gehören, auch einerlei Rede führen und fest an einander halten in Einem Sinn, und in einerlei Meinung, wie Paulus den Korinthern 1 Kor. 1,10. befiehlt, weil sonst schädliche und beschwerliche Spaltungen auch über Nebensachen entstehen; doch muß auch zwischen solchen Christen, und zwischen allen übrigen, die einander ganz unbekannt sind, Christus Jesus der Friede sein. Wer sich nicht an Ihn als das Haupt hält, wer Seiner nicht durch den Glauben theilhaftig worden ist oder theilhaftig bleibt, ist kein Bruder, keine Schwester, kein Glied an Seinem Leibe. Er allein hält alle Glieder Seines Leibs durch Seinen Geist zusammen, gleichwie sie auch durch Ihn Friede mit Gott haben.(Magnus Friedrich Roos)


Dort ist unter dem Zaun alles das verstanden von Gesetz, Anschauung und Sitte, wodurch Israel sich von der Heidenwelt getrennt wußte. Wir können sagen, Jesus bricht die Zäune zwischen Herzen und Nationen, die Zäune, die aus Selbstsucht und Sünde zusammengeflochten sind, heute, überall da und insoweit ab, als man seinen Gedanken nachgibt. Erst durch ihn lernt die Menschheit sich als eine große Bruderfamilie ansehen, die innerlich zusammenhängt. Aber hinter seinem Rücken befleißigen sich kleine böse Geister doch damit, ein Stückchen Zaun wieder zu flicken und aufzurichten. Dann kommt mal wieder ein starker Vorstoß des Reiches Gottes und zerbricht auf weite Strecken hin all das Flickwerk der Menschenzäune. - Willst du ein gutes Gewissen gegen Jesus und die Brüder haben, dann halte deine Zunge im Zaum, daß sie nicht mit bösem Reden Zaunstecken schnitzt und einschlägt zwischen Herz und Herz. Die Zäune der Selbstsucht gehen mitten durch die Häuser und Vereine und Gemeinschaften. Wer Jesu ähnlich sein will, muß abbrechen, was dazwischen sich aufrichtet. Aber schließlich muß er nochmals bei seinem Kommen in Herrlichkeit die letzten Zäune für immer wegfegen, damit dann ein Hirt und eine Herde sei.
Herr Jesu, mache uns dir ähnlich. Wir möchten deine Arbeit fortsetzen und anstatt Haß und Hader, Liebe und Frieden säen. Hilf uns so sehen und urteilen wie du, und dann so handeln wie du. Um deines Reiches willen. Amen. (Samuel Keller)

2:15 nämlich das Gesetz, so in Geboten gestellt war, auf daß er aus zweien einen neuen Menschen in ihm selber schüfe und Frieden machte,

2:16 und daß er beide versöhnte mit Gott in einem Leibe durch das Kreuz und hat die Feindschaft getötet durch sich selbst.

2:17 Und er ist gekommen, hat verkündigt im Evangelium den Frieden euch, die ihr ferne waret, und denen, die nahe waren;
Es ist ein theurer kostbarer Friede, der durch das Blut des Sohnes Gottes erkauft worden ist, aber auch ein wichtiger Friede, dessen selige und erfreuliche Folgen für Millionen von Menschen sich in unausdenkliche Ewigkeiten hinaus erstrecken! Das gerechte Mißfallen des heiligen Gottes an Seinen abtrünnigen Geschöpfen, und die bittere Feindschaft der sündhaften Menschen gegen ihren heiligen Schöpfer und HErrn, - beides hat der unvergleichliche Mittler durch Sein blutiges Versühnopfer am Kreuz getilgt, und eben damit nicht nur zwischen Juden und Heiden, sondern zwischen Gott und Menschen Frieden gemacht. Er hat aber auch selbst, in eigener höchster Person, diesen Frieden verkündigt oder feierlich publicirt, nachdem Er von den Todten auferstanden war, und sodann durch Seine Apostel, nach Seiner Himmelfahrt, noch weiter ausgebreitet. Denn das ist der eigentliche Inhalt des Evangelii, das Er aller Kreatur zu predigen befohlen hat, daß durch Seinen Namen Vergebung der Sünden empfangen sollten Alle, die an Ihn glauben.
Nicht im Gesetz, insofern es uns Pflichten vorschreibt, und bei Strafe des Todes und der Verdammniß von uns fordert, - sondern im Evangelio, das von der vollgültigen Versühnungskraft des Todes Jesu handelt, ist der Friede verkündigt, der das Herz des Sünders, der sein Elend fühlt, beruhigen kann. Wen also seine Sündenschulden kränken; wer sich darüber bekümmert, daß er dem Allmächtigen auf tausend Fragen, warum er dieß und jenes gethan oder unterlassen habe, nicht Eine ohne Beschämung und Erröthung beantworten könne; wer es der Stimme seines – durch das Gesetz aufgebrachten Gewissens zugesteht, daß er nicht Gnade und Wohlwollen Gottes, sondern Zorn und Strafe verdient habe; wer die stolze Einbildung, als könnte er durch eigene Tugendübungen die Anklagen, welche das Gesetz wider ihn aufzubringen weiß, ausgleichen, gutwillig fahren läßt, und seinen Mund, als ein überzeugter Uebelthäter, vor Gott in den Staub legt: - nun der soll wissen, daß ohne sein Zuthun alle seine Sündenschulden getilgt und abgethan sind, und daß er nicht erst durch sein Wohlverhalten, nicht durch seine Bekehrung und daraus erfolgende Besserung, nicht durch seinen Fleiß in der Gottseligkeit den Grund zu seine Begnadigung legen dürfe. Nein! er ist schon gelegt. Die durch meine Uebertretungen und Abweichungen geschmälerten Rechte der Gottheit dürfen nicht erst durch mich selbst und durch meine Wirksamkeit im Guten befriedigt werden: sie sind schon zum Voraus befriedigt, und es ist ihnen durch das blutige Opfer des Leibes Christi eine vollkommene Genüge geschehen. Nur soll ich das in Demuth erkennen und meinen unvergleichlichen Bürgen die Ehre lassen, die Ihm gebührt; mit beschämter Dankbarkeit soll ich die unverdiente Begnadigung suchen und annehmen, die mir durch Ihn so sauer erworben und erstritten worden ist. Wenn ich mich dazu bringen lasse, so wird auf der einen Seite Ruhe des Gewissens, und Friede mit Gott, das ist Versicherung Seiner Gnade, in meinem Herzen entstehen; auf der andern Seite aber wird sich, eben darum, weil ich die freie Erbarmung Gottes in Christo Jesu gegen mich zu schätzen weiß, ein ernsthafter Krieg und Streit gegen Alles, was meinem höchsten Wohlthäter zuwider ist, in mir erheben, der sich nicht eher endigen kann, als bis ich in der Siegeskraft meines Erlösers durch die stufenweise fortgehende Ertödtung des Fleisches, das sich dem Geist widersetzen wil, zur vollkommenen Freiheit werde durchgebrochen sein.(Magnus Friedrich Roos)

2:18 denn durch ihn haben wir den Zugang alle beide in einem Geiste zum Vater.
Der verlorene Sohn schlug in sich, und sprach: „Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen.“ Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Die äußerliche Noth und das leibliche Verderben hatte ihn zur Besinnung gebracht. Er gedachte, wie gut es doch beim Vater sei. Er schämte sich seiner Sünde, achtete sich eines solchen Vaters nicht werth, und begehrte nichts, als ein Tagelöhner von ihm angenommen zu werden. Daß er aber durch Scham und Scheu sich nicht zurückhalten ließ, zum Vater zu gehen, daß er sich wirklich aufmachte und zu seinem Vater kam, das geschah aus dem Glauben und dem Vertrauen: der Vater werde nicht zürnen und strafen, sondern lieben und vergeben. - Dem verlorenen Sohne gleich ist der von Gott abgefallene und von dem Leben aus Gott entfremdete Mensch - wie er erweckt wird, aufwacht, sich besinnt, sein Elend empfindet, Verderben und Verdammniß fürchtet, die Sünde als die Ursache von dem allen erkennet und bereuet, und im Glauben an Gottes Gnade sich von der Sünde zu Gott bekehrt, der ihn annimmt zu seinem Kinde, ihn anziehet mit Kleidern des Heils, mit dem Rock der Gerechtigkeit bekleidet und ihn versiegelt mit dem heiligen Geist, welcher ist das Pfand unseres Erbes. Wer nun das Gleichniß von dem verlorenen Sohne höret oder lieset ohne Erfahrung von dem, wie einem erweckten, aufgewachten, sich besinnenden, sein Elend empfindenden, Verderben und Verdammniß fürchtenden, die Sünde erkennenden und bereuenden Sünder zu Muthe ist, und wie ihm gerade das fehlt, was jenem verlorenen Sohne das Herz gab, sich aufzumachen und zu seinem Vater zu gehen, der wird sich's befremden lassen, wenn der Herr Jesus sagt Joh. l4, 6: „Niemand kommt zum Vater, denn durch mich.“ Wer sich aber als einen verdammten und verlornen Menschen erkennet und fühlet, wen sein Herz verdammet, das Gesetz verflucht, der Zorn Gottes über die Sünde schrecket, wem der Glaube und das Vertrauen fehlt, daß er dem Vater angenehm sei; der sieht wohl ein, daß der Sünder nicht ohne den einigen Mittler zwischen Gott und dem Menschen einen freudigen Zugang zum Vater haben könne. Wenn wir an Christo haben die Erlösung durch sein Blut, nämlich die Vergebung der Sünden, dann haben wir auch Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesum Christ und den kindlichen Geist, der sich nicht fürchtet, sondern rufet: „Abba, lieber Vater!“ dann bekommt der Glaube und das Vertrauen die Oberhand, daß wir sagen: „Wir wollen uns aufmachen, und zu unserm Vater gehen.“ Denn durch Christum haben wir den Zugang alle in einem Geist zum Vater (Ephes. 2, 18.). Er macht selig alle, die durch ihn zu Gott kommen. In ihm sind wir dem Vater angenehm, nicht blos heute und morgen, sondern immerdar, so oft wir dem Vater etwas abzubitten, oder uns etwas von ihm zu erbitten haben. Darum ist es auch unsere Weise, daß wir stets beten durch unsern Herrn Jesum Christum. Denn alles, was uns scheu und furchtsam zum Gebet machen, was uns in Ungewißheit und Zweifel über unsere und unserer Bitte Annahme bei Gott versetzen konnte, das muß vor der Freudigkeit und Zuversicht weichen, die wir durch Christum zu Gott haben. - Lieber, ich weiß nicht, wer und wie du bist. Eins aber weiß ich, ohne Christum fehlte mir der Zugang zum Vater. Er hat mir ein Herz gemacht zum Vater zu gehen. (Carl Johann Philipp Spitta)


Die Menschen sind nach ihrem natürlichen rohen Zustand ferne und entfremdet von Gott. Sie leben zwar auf Gottes Erdboden, stehen aber in keiner Gemeinschaft mit Gott, thun was sie wollen, als ob kein Gott wäre, und sind sogar Feinde Gottes durch die Vernunft in bösen Werken. Diesen Zustand hat der Sündenfall Adams angerichtet, und die nachmalige Bosheit vieler Nachkommen Adams noch weiter verschlimmert; in der heiligen Schrift aber erlaubt und befiehlt der große Gott, daß die Menschen sich wieder bekehren oder zu Ihm umkehren sollen. Er ruft ihnen zu: wendet euch zu Mir, so werdet ihr selig aller Welt Ende; suchet den HErrn, weil Er zu finden ist; nahet euch zu Gott, so nahet Er Sich zu euch. Er beruft sie zu Seiner Gemeinschaft und bietet ihnen den Genuß Seiner väterlichen Liebe an, verspricht, ihr Licht und Leben zu sein, in ihnen, alldieweil sie noch auf der Erde leben, zu wohnen, und sie endlich ganz in Seine Ruhe und Freude einzunehmen. Dieses Alles aber hat man Christo Jesu zu danken, der uns Gott durch die Aufopferung Seines Leibs, die am Kreuz geschehen ist, versöhnt hat, und durch den nun wir Sünder alle den Zugang zum Vater in Einem Geiste haben. Niemand verlasse sich bei dem Zugang zum Vater auf ein eingebildetes eigenes Verdienst der Werke oder auf seine Abstammung von einem gewissen Geschlecht, oder auf etwas Anderes, sondern berufe sich im Glauben als ein armer Sünder allein auf Christum Jesum, den Versöhner und Erlöser der Menschen, welcher auch im Stand Seiner Herrlichkeit der Menschen Fürsprecher bei dem Vater ist. Durch Ihn haben Alle (vom ehrbarsten Menschen an bis zum infamsten Maleficanten) den Zugang in Einem Geiste zum Vater. Wer an ihn glaubt, darf zum Vater nahen, und der Vater wird sein Angesicht nicht beschämen, ihn nicht wegstoßen, ja ihm Nichts versagen, weil Er Seinen Sohn mit einer unermeßlichen Liebe lieb, und um Desselben willen Allen, die an Ihn glauben, gern vergibt und gibt. Der Heilige Geist, welcher Jesum verklärt und den Glauben an Ihn in dem Herzen wirkt, muß freilich den Menschen bei diesem Zugang zu dem Vater zu Hülfe kommen, will es aber auch gerne thun, wenn sie Ihm nicht widerstreben. In Einem Geiste nahen alle Sünder durch den einigen Mittler zu dem einigen Vater. Wir wollen also nicht im Unglauben von Gott entfremdet bleiben, weil Christus unser Weg zum Vater ist, und der Heilige Geist uns immer erweckt und antreibt, durch Christum zu dem Vater zu nahen. Wir wollen nicht warten, bis wir nach unserem Ermessen glaubiger und heiliger sind, sondern heute so, wie wir uns fühlen, und mit dem Senfkornglauben, den wir haben, zum Vater nahen: denn unsere Würdigkeit beruhet auf Christo und nicht auf uns selber. Mit einem Mal aber ist’s nicht ausgerichtet, denn das Zunahen zu Gott währt fort, bis Gottes Alles in Allen sein wird. Alsdann wird Christus nimmer der Weg, sondern nur nebst dem Vater und Heiligen Geist das Ziel der Auserwählten, doch aber noch immer der Grund ihres Heils sein. (Magnus Friedrich Roos)

2:19 So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Bürger mit den Heiligen und Gottes Hausgenossen,
Was ist damit gemeint, dass wir sollen Bürger sein im Himmel? Es bedeutet, dass wir unter dem himmlischen Regiment stehen. Christus, d er König des Himmels, herrscht in unsern Herzen; wir beten täglich: „Dein Wille geschehe auf Erden, wie im Himmel.“ Die Verheißungen und Verordnungen, die vom Thron der Herrlichkeit ausgehen, werden von uns willig und freudig angenommen; wir gehorchen mit Frohlocken den Befehlen des großen Königs. Dann aber haben wir als Bürger des Neuen Jerusalems auch teil an den Ehren und Würden des Himmels. Die Herrlichkeit, die den verklärten Heiligen zuteil wird, gehört auch uns zu, denn wir sind jetzt schon Kinder Gottes, jetzt schon Prinzen vom höchsten Geblüt; jetzt schon tragen wir das unbefleckte Kleid der Gerechtigkeit Christi; jetzt schon stehen Engel zu unserem Dienst bereit, Heilige sind unsre Gefährten, Christus ist unser Bruder, Gott ist unser Vater, und eine Krone der Unsterblichkeit ist unser Lohn. Wir haben teil an den Ehrenrechten der Himmelsbürgerschaft, denn wir sind gekommen zu der Versammlung und Gemeinde der Erstgebornen, die im Himmel angeschrieben sind. Als Bürger haben wir auch Miteigentumsrechte an alle Güter des Himmels. Uns gehören seine Perlentore und seine Jaspismauern; uns das himmelblaue Licht der Stadt, die keiner Leuchte oder des Lichts der Sonne bedarf; unser ist der lautere Strom des lebendigen Wassers und die zwölferlei Früchte, die am Holz des Lebens wachsen auf beiden Seiten des Stroms; es ist nichts im Himmel, was nicht uns gehört. „Gegenwärtiges und Zukünftiges,“ alles ist unser. So auch genießen wir als Himmelsbürger des Himmels Freuden. Freut man sich dort über einen Sünder, der Buße tut, über einen verlornen Sohn, der heimkommt, so freuen auch wir uns dessen. Preist und verherrlicht man dort die Größe der siegreichen Gnade, so tun auch wir‘s. Werfen sie dort die Kronen vor Jesu nieder? Auch wir legen Ihm all unsre Ehre zu Füßen. Fühlt man sich dort von seinem Lächeln entzückt? Er ist auch uns, die wir hienieden wohnen, nicht weniger lieblich. Harret man dort seiner zweiten Zukunft entgegen? Auch wir verlangen und sehnen uns nach seiner Erscheinung. Wenn wir denn Bürger mit den Heiligen sind, so sei auch unser Wandel und unser Wirken im Einklang mit unsrer erhabenen Bestimmung. (Charles Haddon Spurgeon)

2:20 erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist,
Der HErr Jesus wird hier der Eckstein genannt, auf welchem alle Gläubigen - mit Ihm durch die Predigt der Apostel und Propheten im Geist vereinigt - auferbaut werden zu einem heiligen Tempel in dem HErrn, und zwar nicht nur die Juden, sondern auch die Heiden, die bisher nur „Gäste und Fremdlinge“ waren, nun aber „Bürger mit den Heiligen und Gottes Hausgenossen“ geworden sind. Die Gläubigen aus beiden sind gleichsam die Steine, die zu einem Bau zusammengefügt werden.
Ein solcher Vergleich drückt die enge Verbindung aller untereinander aus, auch die Unentbehrlichkeit aller zur Vollendung des Reimes Gottes. Bei einem Haus oder Tempelgebäude trägt ein Stein den andern; und jeder trägt zur Erhaltung und Festigung und zum Ausbau des Ganzen etwas bei. Keiner ist überflüssig; und der Ausfall eines Steines läßt mindestens eine Lücke, kann auch den ganzen Bau in Gefahr bringen.
Alles aber wird von Christus, dem Eckstein, getragen. Wenn der ganze Bau einmal fertig ist - also alle berufenen Seelen für das Reim Gottes gesammelt und zugerichtet sind -, wird sich's herausstellen, welche Bedeutung für das Ganze jede einzelne Menschenseele hat, die sich hat retten lassen. Wie sollte sich doch da jeder Christ bestreben, sich seine Stelle am Gebäude zu bewahren, schon um des Ganzen willen, das unvollendet bleibt, wenn auch nur eine einzige Seele fehlt, die einmal berufen ist und auf die darum gerechnet wird! Wie sollten wir auch darauf aus sein, die Steine gleichsam zusammenzutragen, d. h. mitzuwirken, daß die Menschen den Geist Christi annehmen und durch den Glauben Christus einverleibt werden - damit sich das Ganze schneller vollende!
Wenn das Ganze vollendet ist, so wird die vollkommene Herrlichkeit Gottes darin entfaltet werden (Off. 21,3), weswegen dieser Bau ein „heiliger Gottestempel“ heißt. Aber auch die einzelnen Glieder sind als „lebendige Steine“ (1. Petr. 2,5) hienieden schon „Behausungen Gottes im Geist“ und sind daher persönlich schon „Tempel des Heiligen Geistes“.
Ach, daß wir lenksam und fügsam genug wären und die Predigt der Apostel und Propheten besser beachten würden, auf deren Grund sich alles aufbaut - damit wir beizeiten etwas werden „zu Lobe der herrlichen Gnade!“
Abgehende Bausteine
Freilich scheint es, als ob dann, wenn Jemandes Trotz unbeugsam geblieben ist, seine Stelle auch auf einen Andern übertragen werden könne. Das scheint angezeigt, wenn gesagt wird, daß der, der sein Pfund vergraben hat, es dem, der zehn Pfund hat, überlassen muß (Mat. 25,28); wenn ferner der HErr in dem Sendschreiben an den Engel der Gemeinde zu Philadelphia so nachdrücklich sagt (Off. 3,11): „Halte, was du hast, daß niemand deine Krone nehme“; ferner wenn auch von Judas, dem Verräter, gesagt wird, daß „sein Amt ein Andrer empfangen werde“ (Apg. 1,20) - während er sonst mit den andern Aposteln hätte seinen Stuhl haben sollen, mit zu „richten die zwölf Geschlechter Israels“ (Mat. 19,28).
Es kann also das Ganze fertig werden, auch wenn's noch an der Treue einzelner fehlt. Zuletzt kommt unnachsichtlich die Zeit des Abschlusses. Das gibt auch das ernste Wort in der Offenbarung zu erkennen (22,11): „Wer böse ist, der sei fernerhin böse, und wer unrein ist, der sei fernerhin unrein; aber wer fromm ist, der sei fernerhin fromm, und wer heilig ist, der sei fernerhin heilig.“ Denn damit scheint gesagt zu sein, daß eine Zeit komme, da nicht mehr länger gewartet werde auf die Saumseligen und Untreuen, die mit ihrer Bekehrung nicht vorwärts machen wollen, sondern da der HErr abschließe - wie nun auch die, auf welche gewartet worden ist, ihrer Herzensstellung nach sein mögen!
Andererseits können wir uns auch denken, daß Gott immerhin zuwartet, bis sich der Bau gleichsam als ein vollendeter darstellen kann. Hierauf deutet das Wort Petri (2. Petr. 3,9): „Der HErr verzögert nicht die Verheißung, wie es etliche für einen Verzug achten; sondern Er hat Geduld mit euch und will nicht, daß jemand verloren werde, sondern daß sich jedermann zur Buße kehre.“
Wie wichtig ist also, lieber Christ, deine Treue! Sie ist es einerseits für dich selbst, damit du nicht um das dir Zugedachte kommst; sie ist es aber andererseits auch für die Gesamtheit, deren Vollendung - wir dürfen's wagen, so zu denken bei dem großen Wert, den jede einzelne Seele hat - durch dich aufgehalten werden kann! (Christoph Blumhardt)

2:21 auf welchem der ganze Bau ineinandergefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem HERRN,

2:22 auf welchem auch ihr mit erbaut werdet zu einer Behausung Gottes im Geist.
Herrliches Bild: Die christliche Kirche ist ein Bau Gottes! Die Grundlage, auf der sie erbauet ist, ist das in der heiligen Schrift aufbewahrte apostolische Zeugniß von Christo, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, und der durch seinen Tod und seine Auferstehung vollbrachten ewigen Versöhnung und Erlösung von Sünde und Tod. Dieser Bau ist aber nicht etwas Todes und Mechanisches, sondern etwas Lebendiges und Organisches; darum sagt Paulus nicht, er wird weiter gebaut, sondern: er wächst. Das Wachsen ist eine ganz besondere Art des Fortgangs, nämlich ein Fortgang, den man nicht siehet, indem er geschieht, sondern erst nachdem er geschehen ist. Gerade so verhält sich’s mit der Kirche. Sie hat unausgesetzt ihre Weiterentwicklung, aber diese ist so still, so allmälig, daß man sie, indem sie geschieht, nicht wahrnehmen kann. Sie wächst in doppelter Beziehung, äußerlich und innerlich, und zwar in Christo, wird des göttlichen Wesens immer völliger theilhaftig, welches in Christo in höchster Fülle vorhanden ist, und aus Ihm in die Kirche einströmt durch den Kanal des sich in Ihn hineinversenkenden Glaubens. Weichend von Christo, kann die Kirche nicht mehr wachsen, sondern muß sich auflösen und zerfallen. Das Ziel aber, welchem die Kirche als ein Bau Gottes entgegenwächst, ist, ein heiliger Tempel, eine Wohnung und Behausung Gottes und seines heiligen Geistes zu sein. Das ist sie jetzt noch nicht, nicht nur hat sie jetzt viele unächte, gottlose Mitglieder, sondern auch ihre ächtesten Mitglieder sind noch nicht völlig mit Gottes Geist erfüllt. Sie ist noch der werdende Tempel Gottes, einst aber wird sie der vollendete sein. – wie? Bin ich auch schon ein lebendiger Stein an diesem herrlichen Gottesbau? Es ist Alles eitel unter der sonne; nichts wird bestehen und bleiben außer allein die zum lebendigen Tempel Gottes ausgewachsene christliche Kirche. Heil Allen, welche am Tage des Gerichts erfunden werden als eingefügt in diesen heiligen Bau! Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Nicht einsam verbringe ich meine Tage, sondern hineingebaut in den von Gott errichteten Bau. Seine erste Mauer, die seinen ganzen Oberbau trägt, sind die Boten Gottes, die die Kirche gesammelt haben, und die Propheten der Christenheit, die ihr den Willen Gottes gesagt haben, durch den sein Wort zu allen Völkern kam. Ich würde mich vom Bau trennen, wenn ich nicht in der bleibenden Gemeinschaft mit den Aposteln bliebe, die mir unser Neues Testament verschafft. Der Bau hat aber einen Eckstein, einen zuerst gelegten Stein, der dem ganzen Bau den Ort und seiner Mauer die Richtung gibt. Dieser Eckstein ist Jesus. Ich brauche also meine Bibel dann richtig, wenn sie mich vor Jesus stellt, sein Wort in mich pflanzt und mir für sein Werk das Auge gibt. Er gibt allen seinen Boten, die sein Wort sagen, die Einheit und die Geltung, die keine Zeit schwächt, und er allein macht aus der Christenheit eine Gemeinde, die deshalb ein gemeinsames Leben hat, weil alle ihre Glieder mit ihm verbunden sind. Weil Jesus der Eckstein ist, darum ist der Bau der Tempel, der uns das in Wahrheit verschafft, wofür jeder Tempel, sei er jüdisch oder christlich, nur ein Zeichen ist. Nun gibt es für uns in Wahrheit eine Stätte der göttlichen Gegenwart, einen Ort, an dem Gottes Gnade zu uns kommt und wir ihre Gaben empfangen, In diesen Bau, der durch alle Zeiten besteht und so weit reicht, als Gottes Wort erschallt, bin ich hineingefügt. Auch mir hat Jesus Anteil und Bürgerrecht in seiner Gemeinde gegeben, in der Gott wohnt, spricht und wirkt, weil Sein Geist sie regiert.
Nicht als ein Fremder, Herr, nicht als ein Heimatloser wandere ich von Tag zu Tag, sondern habe meinen sicheren Ort als ein Stein in Deinem Bau. Auch für die Kleinen hast Du in Deinem Tempel Raum und machst den Reichtum Deiner Gnade dadurch sichtbar, dass sie auch zu mir herniedersteigt, damit ich als ein Stein in Deinem Tempel an unserem priesterlichen Dienst Anteil habe, Deine Gnade preise, mich an Deiner Wahrheit freue und in Deinem Frieden meine Arbeit tue Tag um Tag. Amen. (Adolf Schlatter)

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