Spurgeon, Charles Haddon - Christus, der Überwinder des Satans

Spurgeon, Charles Haddon - Christus, der Überwinder des Satans

Gehalten am Sonntag Morgen, den 26. November 1876.

„Und ich will Feindschaft setzten zwischen dir und dem Weibe, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; derselbe soll dir den Kopf zertreten und du wirst ihn in die Ferse stechen.“
1. Mose 3, 15

Dies ist die erste evangelische Predigt, die je auf der Erde gehalten ward. Es war eine denkwürdige Rede in der Tat, bei der Jehova selber der Prediger war, und das ganze menschliche Geschlecht und der Fürst der Finsternis die Zuhörer. Sie muss unserer tiefsten Aufmerksamkeit würdig sein.

Ist es nicht merkwürdig, dass diese große evangelische Verheißung so bald nach der Übertretung gegeben wurde? Noch war kein Urteil ausgesprochen über die beiden Menschen, die gesündigt, aber die Verheißung ward gegeben in der Form eines Urteils, das über die Schlange erging. Noch war das Weib nicht zu schmerzvollen Wehen verurteilt oder der Mann zu ermattender Arbeit, noch nicht einmal der Acker zu dem Fluche der Dornen und Disteln. Wahrlich, „die Barmherzigkeit rühmet sich wider das Gericht.“ Ehe der Herr noch gesprochen: „Du bist Erde und sollst zur Erde werden,“ gefiel es ihm zu sagen, dass der Same des Weibes der Schlange Kopf zertreten sollte. Lasst uns froh sein über die schnelle Barmherzigkeit Gottes, die in der ersten Nachtwache der Sündennacht mit tröstlichen Worten zu uns kam.

Diese Worte wurden nicht direkt zu Adam und Eva gesprochen, sondern wurden direkt an die Schlange selbst gerichtet, und zur Strafe für das, was sie getan. Es war ein Tag grausamen Triumphs für den Verführer; solche Freude, deren seine schwarze Seele fähig ist, erfüllte ihn, denn er hatte seine Bosheit ausgeübt und seinem Ärger Genüge getan. Er hatte einen Teil der Werke Gottes zerstört in der schlimmsten Bedeutung des Wortes, er hatte die Sünde in die neue Welt hineingebracht, er hatte dem menschlichen Geschlecht sein Bild ausgeprägt, und neue Kräfte gewonnen, um die Empörung zu fördern und die Übertretung zu mehren, und deshalb fühlte er jene Art von Freude die ein böser Geist kennen kann, der die Hölle in sich trägt. Aber nun tritt Gott dazwischen, nimmt den Streit persönlich auf und demütigt ihn auf eben dem Schlachtfelde, auf dem er einen vorübergehenden Erfolg errungen. Er sagt dem Drachen, dass er es übernehmen will, die Sache zu führen; dieser Streit soll nicht zwischen der Schlange und dem Menschen sein, sondern zwischen Gott und der Schlange. Gott sagt in feierlicher Weise: „Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe, zwischen deinem Samen und ihrem Samen,“ und er verheißt, dass, wenn die Zeit erfüllet ist, ein Kämpfer aufstehen solle, der obgleich er leiden muss, doch die Macht des Bösen kräftig schlagen und der Schlange den Kopf zertreten würde. Dies war umso mehr, wie es mir scheint, eine tröstliche Gnaden-Botschaft für Adam und Eva, weil sie sicher sein mussten, dass der Verführer bestraft werden würde, und da diese Strafe den Segen für sie einschließen sollte, so war die der Schlange gebührende Rache die Bürgschaft der Gnade für sie. Vielleicht wollte der Herr indes damit, dass er die Verheißung so schräge fallen ließ, sagen: „Nicht um euretwillen tue ich dies, gefallener Mann, gefallenes Weib, noch um eurer Nachkommen willen, sondern um meines Namens und meiner Ehre willen, damit diese nicht von den gefallenen Geistern geschmäht und gelästert werden. Ich unternehme es, den Schaden wieder gut zu machen, den der Verführer verursacht hat, damit mein Name und Ruhm nicht geschmälert werde unter den unsterblichen Geistern, welche auf den Vorgang hinunter blicken.“ All´ dieses muss sehr demütigend, aber doch sehr tröstlich für unsere Voreltern gewesen sein, wenn sie daran dachten, da eine Gnade, die um Gottes willen gegeben wird, immer für unsere unruhigen Befürchtungen sicherer ist, als irgendwelche Gunst, die uns um unserer selbst willen verheißen werden könnte. Die göttliche Macht und Ehre geben uns einen festeren Grund der Hoffnung, als Verdienst, selbst wenn Verdienst bei uns vorausgesetzt werden könnte.

Nun müssen wir bei dieser ersten Predigt des Evangeliums beachten, dass die allerersten Gläubigen darauf fußten. Dies war alles, was Adam an Offenbarung hatte und alles, was Abel empfangen. Dieser eine, einsame Stern schien an Abels Himmel; er sah dazu hinauf und er glaubte. Bei seinem Lichte buchstabierte er heraus: „Opfer,“ und deshalb brachte er die Erstlinge seiner Herde und legte sie auf den Altar, und bewies in seiner eigenen Person, wie der Schlangensame den Weibessamen hasste, denn sein Bruder erschlug ihn um seines Zeugnisses willen. Obgleich Henoch, der Siebente von Adam, von dem zweiten Kommen des Herrn weissagte, so scheint er doch über das erste Kommen nichts gesagt zu haben, so dass diese Eine Verheißung immer noch des Menschen einziges Wort der Hoffnung blieb. Die Fackel, welche in den Pforten Edens flammte, eben ehe der Mensch hinaus getrieben ward, erleuchtete die Welt für alle Gläubigen, bis es dem Herrn gefiel, mehr Licht zu geben, und die Offenbarung seines Bundes zu erneuern und zu erweitern, als er zu seinem Knechte Noah sprach. Jene grauen Väter, welche vor der Flut lebten, freuten sich an den geheimnisvollen Worten unsers Textes und darauf ruhend, starben sie im Glauben. Auch müsst ihr, Brüder, sie für keine geringere Offenbarung ansehen, denn wenn ihr sie aufmerksam betrachtet, so sind sie wunderbar voll von Bedeutung. Wenn mir heute Morgen daran gelegen hätte, den Text in lehrhafter Weise zu behandeln, so glaube ich, ich hätte euch zeigen können, dass er das ganze Evangelium enthält. Es liegen in demselben, wie eine Eiche in der Eichel liegt, alle die großen Wahrheiten, welche das Evangelium Christi ausmachen. Bemerkt, dass hier das große Geheimnis der Menschwerdung ist. Christus ist der Weibessame, von dem hier gesprochen wird; und es ist ein nicht undeutlicher Wink gegeben, wie diese Menschwerdung bewirkt werden würde. Jesus ward nicht nach der gewöhnlichen Weise der Menschenkinder geboren. Maria ward von dem Heiligen Geist überschattet, und „das Heilige,“ das von ihr geboren ward, war seiner Menschheit nach, allein „des Weibes Same;“ wie geschrieben steht: „Sieh, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie heißen Immanuel.“ Die Verheißung lehrt deutlich, dass der Befreier von einem Weibe geboren werden sollte und sorgfältig betrachtet, deutet er die göttliche Art´ der Empfängnis und Geburt des Erlösers an. So ist auch die Lehre von dem zweierlei Samen hier deutlich gelehrt: „Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe, zwischen deinem Samen und ihrem Samen.“ Es sollte augenscheinlich in der Welt ein Weibessame auf Gottes Seite sein, gegen die Schlange, und ein Schlangensame sollte immer auf der Seite des Schlechten sein, wie es bis auf diesen Tag noch ist. Die Kirche Gottes und die Schule Satans existieren beide. Wir sehen einen Abel und einen Kain, einen Isaak und einen Ismael, einen Jakob und einen Esau; diejenigen, die nach dem Fleisch geboren sind, sind die Kinder ihres Vaters, des Teufels, denn seine Werke tun sie, aber diejenigen, welche wiedergeboren sind, - geboren nach dem Geist, nach der Kraft des Lebens Christi, sind so in Christo Jesu der Weibessame und streiten ernstlich wider den Drachen und seinen Samen. Hier ist auch die große Tatsache des Leidens Christi klar vorhergesagt: „du wirst ihn in die Ferse stechen.“ In diesen Worten finden wir die ganze Geschichte der Leiden unsers Herrn von Bethlehem bis Golgatha eingeschlossen. „Er wird dir den Kopf zertreten;“ da ist das Zerbrechen der Herrschermacht Satans, da ist das Wegnehmen der Sünde, da ist die Zerstörung des Todes durch die Auferstehung, da ist das Gefangenführen des Gefängnisses in der Himmelfahrt, da ist der Sieg der Wahrheit in der Welt durch die Herabkunft des Heiligen Geistes, und da ist die Herrlichkeit der letzten Tage, in welchen der Satan gebunden sein wird, und da ist zuletzt das Werfen des Bösen und all´ seiner Nachfolger in den feurigen Pfuhl. Der Kampf und der Sieg sind beide in diesen wenigen fruchtbaren Worten eingeschlossen. Sie mögen nicht völlig verstanden sein von denen, die sie zuerst hörten, aber für uns sind sie jetzt voller Licht. Der Text sieht zuerst wie ein Kieselstein aus, hart und kalt, aber Funken fliegen reichlich davon, denn verborgene Feuer unendlicher Liebe und Gnade liegen darin. Über diese Verheißung eines gnädigen Gottes sollten wir uns ungemein freuen.

Wir wissen nicht, wie unsere ersten Eltern sie verstanden, aber wir können gewiss sein, dass sie ein gut Teil Trost daraus schöpften. Sie müssen verstanden haben, dass sie nicht auf der Stelle getötet werden sollten, weil der Herr von einem „Samen“ sprach. Sie konnten daraus schließen, dass Eva notwendig am Leben bleiben müsse, wenn ein Same von ihr da sein sollte. Sie verstanden auch, dass wenn dieser Same die Schlange überwinden und ihr den Kopf zertreten sollte, dies Gutes für sie selber bedeuten müsse; es konnte nicht fehlen, dass sie sahen, irgend eine große, geheimnisvolle Wohltat müsse ihnen zu Teil werden durch den Sieg, welchen ihr Same über den Anstifter ihres Verderbens erringen würde. Sie lebten im Glauben daran fort und wurden in Schmerzen und Arbeit getröstet und ich zweifle nicht dran, beide, Adam und sein Weib, gingen im Glauben dran in die ewige Ruhe ein.

Heute Morgen will ich den Text in dreierlei Weise behandeln. Zuerst wollen wir seine Tatsachen betrachten; zweitens die Erfahrung in dem Herzen jedes Gläubigen, die diesen Tatsachen entspricht; und dann, drittens, die Ermutigung, welche der Text und sein Zusammenhang als ein Ganzes uns gewähren.

Erstens

Die Tatsachen. Der Tatsachen sind vier, und ich nehme eure ernste Aufmerksamkeit dafür in Anspruch. Die erste ist: Feindschaft ward erregt . Der Text beginnt: „Ich will Feindschaft setzten zwischen dir und dem Weibe.“ Sie waren sehr freundschaftlich gewesen; das Weib und die Schlange hatten sich zusammen unterhalten. Sie dachte damals, die Schlange sei ihre Freundin; und sie selbst war so sehr ihre Freundin, dass sie ihren Rat annahm gerade im Angesicht des göttlichen Verbotes und willig war, Schlechtes von dem großen Schöpfer zu glauben, weil diese gottlose, listige Schlange ihr solches andeutete. Nun, in dem Augenblick, wo Gott sprach, war die Freundschaft zwischen dem Weibe und der Schlange schon einigermaßen zu Ende, denn sie hatte die Schlange vor Gott angeklagt, „die Schlange betrog mich und ich aß.“ So weit war es gut. Die Freundschaft der Sünder dauert nicht lange; sie haben schon angefangen, zu zanken und nun tritt der Herr dazwischen und benutzt in Gnaden den schon begonnenen Streit und sagt: „Ich will diese Uneinigkeit noch viel weiter führen, ich will Feindschaft zwischen dir und dem Weibe setzen.“ Der Satan rechnet auf die Abkömmlinge der Menschen als auf seine Bundesgenossen, aber Gott wollte diesen Bund mit der Hölle aufheben und einen Samen erwecken, der gegen Satans Macht Krieg führen sollte. So haben wir hier Gottes erste Erklärung, dass er ein Reich errichten will, was sich der Tyrannei der Sünde und des Satans entgegenstellt, dass er in den Herzen eines auserwählten Samens eine Feindschaft gegen das Böse erwecken will, so dass sie dagegen kämpfen sollen und mit manchem Streit und Schmerz den Fürsten der Finsternis überwinden. Der göttliche Geist hat in vollem Maße diesen Plan und Zweck des Herrn erfüllt, indem er den gefallenen Engel durch einen glorreichen Menschen bekämpfte und den Menschen zum Feinde und Überwinder des Satans machte. Künftighin sollte das Weib den Bösen hassen und ich zweifle nicht daran, dass sie es tat. Sie hatte reichliche Ursache dazu, und so oft sie an ihn dachte, war es gewiss mit grenzenloser Reue, dass sie auf seine boshaften und trügerischen Reden hatte hören können.

Des Weibes Same hatte auch beständig Feindschaft gegen den Bösen. Ich meine nicht, der fleischliche Samen, denn Paulus sagt uns: „Nicht sind das Gottes Kinder, die nach dem Fleisch Kinder sind, sondern die Kinder der Verheißung werden für Samen gerechnet.“ Der fleischliche Same des Mannes und Weibes ist nicht gemeint, sondern der geistliche, nämlich Jesus Christus und die, welche in ihm sind. Wo immer ihr diese antrefft, sie hassen die Schlange mit vollkommenem Hasse. Wir wollten, wenn wir könnten, jedes Werk des Satans in unserer Seele zerstören und aus dieser unserer armen leidensvollen Welt möchten wir jedes Übel ausrotten, das er gepflanzt hat. Jener Same des Weibes, jener herrliche Eine, - denn er spricht nicht, durch die Samen, als durch viele, sondern als durch Einen, - ihr wisst, wie er den Teufel verabscheute und alle seine Anschläge. Es war Feindschaft zwischen Christo und dem Satan, denn er kam, um die Werke des Teufels zu zerstören und die zu erlösen, die in Knechtschaft unter ihm waren. Zu diesem Zwecke ward er geboren; zu diesem Zwecke lebte er; zu diesem Zwecke starb er; zu diesem Zwecke ging er ein in die Herrlichkeit und zu diesem Zwecke will er wiederkommen, damit er seinem Widersacher allenthalben begegne und ihn und seine Werke gänzlich unter den Menschenkindern zerstöre. Dieses Setzen der Feindschaft zwischen den zwei Samen war der Anfang des Gnadenplans, der erste Akt im Programm der Barmherzigkeit. Von dem Weibessamen hieß es von da an: „Du liebst Gerechtigkeit und hassest gottloses Wesen; darum hat dich Gott, dein Gott, gesalbt mit Freudenöl, mehr denn deine Gesellen.“

Dann kommt die zweite Weissagung, welche auch zur Tatsache geworden ist, nämlich die Ankunft des Kämpfers . Der Weibessame soll nach der Verheißung die Sache verfechten und dem Drachen sich entgegenstellen. Dieser Same ist der Herr Jesus Christus. Der Prophet Micha sagt: „Und du, Bethlehem Ephrata, die du klein bist unter den Tausenden in Juda, aus dir soll mir kommen, der in Israel Herr sei; welches Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist. Indes lässt er sie plagen bis auf die Zeit, dass die, so da gebären soll, geboren habe.“ Auf Niemand anders als auf das Kindlein, das in Bethlehem von der gebenedeiten Jungfrau geboren ward, können die Worte dieser Weissagung sich beziehen. Sie ist es, die einen Sohn empfing und gebar, und ihr Sohn ist es, von dem wir singen: „Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, welches Herrschaft ist auf seiner Schulter, und er heißt: Wunderbar, Rat, Kraft, Held, Ewigvater, Friedefürst.“ In dieser denkwürdigen Nacht in Bethlehem, als die Engel im Himmel sangen, erschien der Weibessame, und sobald er das Licht erblickte, fuhr die alte Schlange, der Teufel, in das Herz des Herodes, um ihn, wo möglich, zu erwürgen, aber der Vater erhielt ihn und erlaubte Niemandem, Hand an ihn zu legen. Sobald er öffentlich auf den Schauplatz der Handlung erschien, dreißig Jahre später, trat ihm der Satan persönlich gegenüber. Ihr kennt die Versuchungsgeschichte in der Wüste, und wie der Weibessame mit ihm, der ein Lügner von Anfang an war, focht. Der Teufel griff ihn dreimal mit der ganzen Artillerie von Schmeichelei, Bosheit, List und Lüge an, aber der Kämpfer ohne Gleichen stand unverwundet und schlug seinen Feind aus dem Felde. Dann richtet unser Herr sein Reich auf, berief Einen und den Anderen zu sich und leitete den Krieg ins Land des Feindes hinüber. An verschiedenen Orten trieb der Teufel aus. Er sprach zu dem Bösen und unsaubern Geist: „Ich sage dir, fahre aus von ihm,“ und der Dämon ward ausgetrieben. Legionen Teufel flohen vor ihm; sie suchten sich in die Säue zu verbergen, um dem Schrecken seiner Gegenwart zu entgehen. „Bist du gekommen, uns zu quälen, ehe denn es Zeit ist,“ war ihr Schrei, wenn der wundertuende Christus sie aus den Körpern trieb, die sie quälten. Ja, und er gab seinen eigenen Jüngern Macht über den Bösen, denn in seinem Namen trieben sie Teufel aus, bis Jesus sprach: „Ich sehe den Satanas vom Himmel fallen als ein Blitz.“ Dann kam ein zweiter persönlicher Kampf, denn ich nehme an, dass die Leiden in Gethsemane zum großen Teile durch einen persönlichen Angriff des Satans verursacht waren, weil unser Meister sprach: „Dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis.“ Er sprach auch: „Es kommt der Fürst dieser Welt.“ Was für ein Kampf war es! Obgleich Satan nichts an Christo hatte, so suchte er ihn doch wo möglich davon abzubringen, sein großes Opfer zu vollenden, und da schwitzte unser Herr große Tropfen Blut, die fielen auf die Erde in der Todesangst, die es ihn kostete, mit dem bösen Feinde zu streiten. Da war es, wo unser Vorkämpfer den letzten Streit von allen begann und siegte, so dass er der Schlange Kopf zertrat. Und er endete nicht, bis er „ausgezogen die Fürstentümer und die Gewaltigen und sie zur Schau getragen öffentlich.“

„Wie sträubte sich die alte Schlang´,
Da Christus mit ihr kämpfte,
Den weder List noch Macht bezwang,
Der ihren Grimm doch dämpfte;
Ob sie ihn in die Ferse sticht,
So sieget ihre Wut doch nicht,
Der Kopf ist ihr zertreten.“

Unser glorreicher Herr setzt diesen Kampf in seinem Samen fort. Wir predigen Christum, den Gekreuzigten, und jede Predigt erschüttert die Pforten der Hölle. Wir bringen durch des Geistes Kraft Sünder zu Jesu, und jeder Neubekehrte ist ein Stein, der von der Mauer der mächtigen Satansburg herabgerissen wird. Ja, und der Tag wird kommen, wo der Böse überall besiegt werden wird und die Worte Johannis in der Offenbarung erfüllt werden: „Und es ward ausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißet der Teufel und Satans, der die ganze Welt verführt, und ward geworfen auf die Erde, und seine Engel wurden auch dahin geworfen. Und ich hörte eine große Stimme, die sprach im Himmel: Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich und die Macht unsers Gottes und seines Christus geworden, weil der Verkläger unserer Brüder verworfen ist, der sie verklagt Tag und Nacht vor Gott.“ So verhieß Gott der Herr in den Worten unsers Textes einen Kämpfer, welcher der Same des Weibe sein sollte und auf ewig Krieg mit dem Satan führen; dieser Kämpfer ist gekommen, das „Knäblein“ (Offenbarung 12, 5) ist geboren und obgleich der Drache zornig ist über das Weib und hingeht zu streiten mit dem Übrigen von ihrem Samen, die da Gottes Gebot halten und haben das Zeugnis Jesu Christi, so ist doch der Kampf des Herrn und der Sieg wird ihm zufallen, der da heißet Treu und Wahrhaftig und der da richtet und streitet mit Gerechtigkeit.

Die dritte Tatsache, die aus dem Text erhellt, obgleich nicht ganz in dieser Ordnung, ist die, dass unser Kämpfer in die Ferse gestochen werden würde . Tut es nötig, dass ich dies erkläre? Ihr wisst, wie sein ganzes Leben lang seine Ferse, das heißt, sein niederer Teil, seine menschliche Natur beständig leiden musste. Er trug unsere Krankheit und Schmerzen; aber das Stechen kam hauptsächlich, als seine ganze menschliche Natur, Seele wie Leib, Todesangst erleiden musste; als seine Seele betrübt war bis in den Tod, und seine Feinde ihm Hände und Füße durchgruben und er die Schande und den Schmerz des Kreuzestodes erduldete. Blickt auf unseren Meister und unseren König an dem Kreuz, ganz mit Blut und Staub bedeckt! Da ward seine Ferse aufs Grausamste zerstochen. Als sie jenen teuren Leichnam abnahmen, ihn in reines, weißes Linnen und Spezereien einwickelten und ihn in Josephs Grab legten, da weinten sie, als sie die Hülle berührten, in welcher die Gottheit gewohnt hatte, denn da wiederum hatte Satan seine Ferse zerstochen. Nicht allein Gott hatte ihn zerschlagen, „der Herr wollte ihn also zerschlagen,“ sondern auch der Teufel hatte Herodes und Pilatus und die Juden und die Römer, die alle seine Werkzeuge waren, auf Ihn losgelassen, von dem er wusste, dass er Christus sei, so dass er von der alten Schlange zerstochen ward. Das ist indessen Alles! Es ist nur seine Ferse, nicht sein Haupt, das zertreten ist! Denn siehe, der Kämpfer steht wiederum auf, der Stich war weder tödlich noch dauernd. Ob er gleich stirbt, so war doch der Zeitraum, den er im Grabe schlummerte, so kurz, dass sein heiliger Leib die Verwesung nicht gesehen hat, und er kommt hervor, vollkommen und lieblich in seiner Menschheit, und steht aus seinem Grabe auf, wie von einem erfrischenden Schlafe nach einem so langen Tage rastloser Arbeit! O, der Triumph der Stunde! Wie Jakob nur an seiner Hüfte hinkte, nachdem er den Engel besiegt, so behielt Jesus nur eine Narbe an seiner Ferse und die trägt er in die Himmel hinauf als seine Herrlichkeit und Schöne. Vor dem Throne sieht er aus, wie ein Lamm, das erwürget war, aber in der Kraft eines Lebens ohne Ende lebet vor Gott.

Dann kommt die vierte Tatsache, nämlich, dass während seine Ferse zerstochen ward, er der Schlange Kopf zertreten sollte . Das Bild stellt den Drachen dar, als wenn er die Ferse des Kämpfers verwundete, aber in demselben Augenblick zertritt der Kämpfer mit eben dieser Ferse den Kopf der Schlange mit tödlicher Wirkung. Durch seine Leiden hat Christus den Satan überwunden, mit der zerstochenen Ferse hat er den Kopf zertreten, der den Anschlag zu diesem Stechen gemacht.

„Lebendig geht der Herr hervor,
Nimmt jeden Feind gefangen,
Zerbricht der Höllen Schloss und Tor,
Trägt weg den Raub mit Prangen.“

Obgleich Satan nicht tot ist, meine Brüder, ich war im Begriff zu sagen, wollte Gott, er wäre und obwohl er nicht bekehrt ist und es niemals werden wird, und die Bosheit seines Herzens nie aus ihm herausgetrieben wird, so hat doch Christus so weit seinen Kopf zertreten, dass er sein Ziel gänzlich verfehlt hat. Er beabsichtigte, das menschliche Geschlecht zum Gefangenen seiner Macht zu machen, aber es ist von seinem eisernen Joche erlöst. Gott hat Viele befreit, und der Tag wird kommen, wo er die ganze Erde von den schleimigen Spuren der Schlange reinigen wird, so dass die ganze Erde voll von dem Preise Gottes sein wird. Er dachte, diese Welt würde der Kampfplatz für seinen Sie über Gott und das Gute sein, und anstatt dessen ist sie schon jetzt der großartigste Schauplatz für die göttliche Weisheit, Liebe, Gnade und Macht. Der Himmel selber erglänzt nicht so von Gnade wie die Erde, denn hier war es, wo der Heiland sein Blut vergoss, und das kann nicht einmal von den Höfen des Paradieses da droben gesagt werden. Überdies drohte er ohne Zweifel, wenn unser Geschlecht verführt und den Tod über dasselbe gebracht hätte, so hätte er des Herrn Werk zu Grunde gerichtet. Er freute sich, dass auf Alle das kalte Siegel des Todes gelegt werden und ihre Leiber im Grabe verwesen würden. Hatte er nicht das Schöpfungswerk seines großen Herrn verdorben? Gott mag den Menschen machen als ein wunderbares Geschöpf, mit verschlungenen Adern und Nerven und Sehnen und Muskeln, und er mag in seine Nase den lebendigen Odem blasen; aber „Ach,“ spricht Satan, „ich habe ihm ein Gift eingegossen, das ihn wieder zu dem Staub zurückkehren lassen wird, von dem er genommen ist.“ Aber nun, siehe, unser Vorkämpfer, dessen Ferse zerstochen war, ist von den Toten erstanden und hat uns ein Pfand gegeben, dass alle seine Nachfolger auch von den Toten auferstehen sollen. So ist der Satan geschlagen, denn der Tod soll ein Gebein noch ein Stück eines Gebeins von irgend Einem, der zum Weibessamen gehörte, behalten. Bei dem Posaunenschall des Erzengels sollen sie auferstehen aus der Erde und aus dem Meere und dies wird ihr Triumphgesang sein: „O Tod, wo ist dein Stachel? O Grab, wo ist dein Sieg?“ Der Satan, der dies weiß, fühlt jetzt schon dass durch die Auferstehung sein Kopf zertreten ist. Ehre sei dem Christ Gottes dafür!

Auf sehr viele andere Art noch ist der Teufel von unserem Herrn Jesus besiegt und soll dies immer werden, bis er in den feurigen Pfuhl geworfen wird.

Zweitens

Lasst uns nun betrachten: unsere Erfahrung, wie sie diesen Tatsachen entspricht. Nun, Brüder und Schwestern, wir waren von Natur, so viele unserer errettet sind, Erben des Zornes wie die Anderen. Es kommt nicht in Betracht, wie gottselig unsere Eltern waren, die erste Geburt brachte uns ein geistliches Leben, denn die Verheißung ist nicht für die, welche von dem Geblüht, oder von dem Willen des Fleisches oder von dem Willen eines Mannes geboren sind, sondern nur die, welche von Gott geboren sind. „Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch;“ ihr könnt es nicht zu etwas Anderem machen und das bleibt es, und das Fleisch oder die fleischliche Seele bleibt im Tode; sie ist nicht mit Gott versöhnt, kann es auch nicht werden. Wer nur einmal in diese Welt hinein geboren ist und von einer neuen Geburt nichts weiß, muss sich zu dem Schlangensamen rechnen, denn nur durch die Wiedergeburt können wir wissen, dass wir der wahre Same sind. Wie handelt Gott mit uns, die seine Berufenen und Erwählten sind? Er will uns retten und wie wirkt er zu dem Ende?

Das Erste , was er tut, ist, dass er in Barmherzigkeit zu uns kommt und Feindschaft zwischen uns und die Schlange setzt. Das ist das allererste Werk der Gnade. Einst war Friede zwischen uns und dem Satan; wenn er versuchte, so gaben wir nach; was er uns lehrte, das glaubten wir; wir waren seine willigen Sklaven. Aber vielleicht könnt ihr, meine Brüder, euch erinnern, als ihr zuerst unruhig und unbefriedigt zu fühlen anfingt; die Vergnügungen der Welt gefielen euch nicht länger; all´ der Saft schien aus dem Apfel verschwunden, und nicht war übrig als das harte Kernhaus, das ihr nicht essen mochtet. Dann bemerktet ihr plötzlich, dass ihr in Sünden lebtet und fühltet euch dadurch elend, und obschon ihr nicht von der Sünde frei werden konntet, so hasstet ihr sie doch, und seufztet darüber und schriet und stöhntet. In dem Herzen eures Herzen wart ihr nicht mehr auf der Seite des Bösen, denn ihr begannet zu schreien: „Ich elender Mensch, wer wird mich von dem Leib dieses Todes erlösen?“ Ihr wart schon von Anbeginn an verordnet im Gnadenbund, des Weibes Samen zu sein, und nun begann der Ratschluss sich zu enthüllen in dem Leben, das euch verliehen ward und in euch wirkte. Der Herr ließ in unendlicher Gnade das göttliche Leben in eure Seelen fallen. Ihr wusstet es nicht, aber es war da, ein Funke des himmlischen Feuers, der lebendige und unvergängliche Same, der da ewiglich bleibt. Ihr finget an, die Sünde zu hassen und ihr stöhntet darunter als unter einem drückenden Joche; immer schwerer und schwerer drückte sie, ihr konntet es nicht tragen, ihr hasstet selbst den Gedanken daran. So war es mit euch; ist es jetzt so? Ist noch immer Feindschaft zwischen euch und der Schlange? In der Tat, ihr werdet mehr und mehr die geschworenen Feinde des Bösen und ihr erkennet das willig an.

Dann kam der Kämpfer; das heißt: Christus ward in euch „die Hoffnung der Herrlichkeit“ Ihr hörtet von ihm und ihr verstandet die Wahrheit von ihm, und es schien ein wunderbares Ding, dass er euer Stellvertreter sei und an eurer Statt und Stelle stände und eure Sünde mit all´ ihrem Fluche und ihrer Strafe trüge und dass er seine Gerechtigkeit, ja sein eigenstes Selbst, euch gebe, damit ihr errettet würdet. Ach, da saht ihr, wie die Sünde überwunden werden könnte, nicht wahr? Sobald euer Herz Christum verstand, da saht ihr, dass er tun könne, was das Gesetz nicht tun konnte, sintemal, es durch das Fleisch geschmäht ward, und dass die Macht der Sünde und des Satans, unter deren Knechtschaft ihr gewesen und die ihr jetzt verabscheut, zerstört werden könnte, und würde, weil Christus in die Welt gekommen war, um sie zu überwinden.

Darnach , erinnert ihr euch, wie ihr dahin geführt wurdet, zu sehen, wie die Ferse Christi zerstochen wurde, und staunend dazustehen und zu beobachten, was die Feindschaft der Schlange in ihm bewirkt hatte? Begannt ihr nicht, die zerstochene Ferse selbst zu fühlen? Quälte euch die Sünde nicht? Beunruhigte euch nicht schon der bloße Gedanke daran? Ward nicht euer eigenes Herz eine Plage für euch? Fing nicht Satan an, euch zu verfluchen? Gab er euch nicht lästerliche Gedanken ein und trieb euch zu verzweifelten Maßregeln an? Lehrte er euch nicht, an dem Dasein Gottes zu zweifeln, und an der Gnade Gottes und der Möglichkeit eurer Errettung und so weiter? Das war sein Nagen an eurer Ferse. Er spielt noch immer seine alten Streiche. Wen er nicht verschlingen kann, den quält er mit boshafter Freude. Fingen nicht eure weltlichen Freunde an, euch zu plagen? Behandelten sie euch nicht kalt, weil sie etwas an euch sahen, was ihrem Geschmack so fremdartig war? Nannten sie euer Betragen nicht Fanatismus, Stolz, Hartnäckigkeit, Frömmelei und dergleichen? Ah, diese Verfolgung ist der Schlangensame, der beginnt, den Weibessamen zu entdecken und den alten Krieg fortzuführen. Was sagt Paulus? „Aber gleichwie zu der Zeit, der nach dem Fleisch geboren war, verfolgte den, der nach dem Geist geboren war, also gehen es jetzt auch.“ Wahre Gottseligkeit ist ein unnatürliches und fremdes Ding für sie und sie können nicht darüber hinweg. Obgleich es keine Scheiterhaufen mehr in Smithfield gibt und keine Foltern mehr im Tower, so ist doch die Feindschaft des menschlichen Herzens gegen Christum und seinem Samen gerade dieselbe und zeigt sich oft in grausamen Spöttereien, die für weiche Herzen sehr schwer zu tragen sind. Wohl, dies ist das Zerstechen eurer Ferse in Mitleidenschaft mit dem Zerstechen der Ferse des glorreichen Weibessamens.

Aber, Brüder, wisst ihr etwas von der Tatsachen, nämlich, dass wir siegen, weil der Schlange Kopf in uns zertreten ist? Was sagt ihr? Ist nicht die Macht und Herrschaft der Sünde in euch gebrochen? Fühlt ihr nicht, dass ihr nicht sündigen könnt, weil ihr von Gott geboren seid? Einige Sünden, die früher Herr über euch waren, beunruhigen euch jetzt nicht mehr. Ich habe einen Mann gekannt, der lästerlichen Fluchens schuldig war, aber von dem Augenblick seiner Bekehrung an hat er gar keine Schwierigkeit in der Sache mehr gehabt. Wir haben einen Mann gekannt, der der Trunksucht entrissen wurde, und Heilung durch die göttliche Gnade ist sehr vollständig und wunderbar gewesen. Wir haben Personen gekannt, die aus unreinem Leben errettet wurde, und sie sind sogleich keusch und rein geworden, weil Christus dem alten Drachen solche Schläge versetzt hat, dass er keine Macht mehr über sie in diesem Punkte haben konnte. Die von dem erwählten Samen sündigen, trauern darüber, sie sind nicht mehr Sklaven der Sünde; ihr Herz läuft derselben nicht nach; sie haben manchmal zu sprechen: „Was ich nicht will, das tue ich,“ aber sie fühlen sich elend, wenn es so ist, und sie seufzen und schreien um Hilfe, ihm zu gehorchen, denn sie sind nicht mehr unter der Sklaverei der Sünde; der Schlange Macht und Herrschaft ist in ihnen gebrochen.

Sie ist ferner darin gebrochen, dass die Schuld der Sünde nicht mehr da ist. Die große Macht der Schlange liegt in unvergebener Sünde. Sie ruft aus: „Ich habe dich schuldig gemacht; ich brachte dich unter den Fluch.“ „Nein,“ sagen wir, „wir sind von dem Fluch befreit und nun gesegnet,“ denn es steht geschrieben: „Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind, dem die Sünde bedecket ist.“ Wir sind nicht länger schuldig, denn „wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der da gerecht macht.“ Hier ist ein zerschmetternder Schlag für des Alten Drachen Haupt, von dem er sich nie erholen wird.

Oft verleiht uns der Herr auch ,zu erfahren, was es ist, die Versuchung zu überwinden und so den Kopf des Feindes zu brechen. Satan verlockt uns auf vielerlei Weise. Er hat unsere schwachen Punkte wohl studiert, er kennt die Gebrechlichkeit des Fleisches; aber oftmals, Gott sei gedankt, haben wir ihn zu seiner ewigen Schande zurückgeschlagen! Der Teufel muss sich sehr klein gefühlt haben an jenem Tage, wo er versuchte, Hiob zu überwinden, ihn auf den Dunghaufen hinab zerrte, ihm Alles raubte, ihn mit Schwären bedeckte und ihn doch nicht zum Weichen bringen konnte. Hiob siegte, als er ausrief: „Ob er mich auch tötete, so will ich doch auf ihn trauen.“ Ein schwacher Mensch hatte einen Teufel besiegt, der den Wind erregen und ein Haus niederwerfen konnte und die Familie, die darin ein Fest hielt, töten. Obwohl er der Teufel ist und der gekrönte Fürst, der in der Luft herrscht, so gewann doch der arme Patriarch, der auf dem Dunghaufen, bedeckt mit Schwären, saß, da er von des Weibes Samen war, durch die Kraft des inneren Lebens den Sieg über ihn.

„Der Fürst dieser Welt,
Wie sau´r er sich stellt,
Tut er uns doch nichts,
Das macht, er ist gericht´t,
Ein Wörtlein kann ihn fällen.“

Überdies, liebe Brüder, wir haben die Hoffnung, dass das Wesen der Sünde selbst in uns zerstört werden soll. Der Tag wird kommen, wo wir ohne Flecken oder Runzel sein werden, und wir werden vor dem Throne Gottes stehen, und ohne irgend Schaden von dem Fall und den Anschlägen des Satans erlitten zu haben, denn „sie sind unsträflich vor dem Stuhle Gottes.“ Welcher Triumph wird das sein! „Der Herr wird den Satan in Kurzem unter eure Füße zertreten.“ Wenn er euch vollkommen gemacht hat und frei von aller Sünde, wie er es tun wird, dann werdet ihr in Wahrheit der Schlange Kopf zertreten haben.

Und eure Auferstehung auch, wenn Satan euch aus eurem Grabe hervorkommen sehen wird, wie Einer, der in einem Bade wohlriechender Spezereien gewesen ist, wenn er euch in dem Bilde Christi erstehen sieht, mit demselben Leib, der verweslich und in Schwachheit gesät war und auferstehen wird unverweslich und in Kraft, dann wird er unendlichen Verdruss fühlen und wissen, dass sein Kopf von dem Weibessamen zertreten ist.

Ich muss noch hinzufügen: jedes Mal, wo Einer von uns gebraucht wird, Seelen zu retten, wiederholen wir, so zu sagen, das Zertreten des Schlangenkopfes. Wenn du, liebe Schwester, unter jene armen Kinder gehest und sie aus den Gassen herausholst, wo sie des Satans Raub sind, wo er das Rohmaterial für Diebe und Verbrecher findet, und wenn du durch die Gnade Gottes das Mittel bist, diese kleinen Verirrten zu Kindern des lebendigen Gottes zu machen, dann zertrittst du an deinem Teil der alten Schlange den Kopf. Ich bitte dich, schone sie nicht. Wenn wir durch die Predigt des Evangeliums Sünder von dem Irrtum ihres Weges bekehren, so dass sie der Macht der Finsternis entrinne, so zertreten wir wieder der Schlange den Kopf. Wenn ihr in irgend einer Art und Weise damit gesegnet werden, dass ihr der Sache der Wahrheit und Gerechtigkeit helfen dürft, so zertretet auch ihr, die ihr einst unter der Gewalt wart und noch jetzt manchmal von ihrem Nagen an der Ferse zu leiden habt, ihr den Kopf. In allen Befreiungen und Siegen triumphiert ihr und findet die Verheißung wahr: „Auf den Löwen und Ottern wirst du gehen und treten auf den jungen Löwen und Drachen. Er begehret meiner, so will ich ihm aushelfen; er kennet meinen Namen, darum will ich ihn schützen.“

Drittens

Lasst uns eine Weile über die Ermutigung sprechen, die unser Text und der Zusammenhang desselben uns gewährt, denn sie scheint mir sehr reichlich da zu sein.

Ich wollte, dass ihr, Brüder, an die Verheißung glaubtet und getröstet würdet. Der Ausspruch ermutigte Adam augenscheinlich sehr. Ich glaube nicht, dass wir dem Verhalten Adams, nachdem der Herr zu ihm gesprochen, Wichtigkeit genug beilegen. Bemerkt den einfachen, aber entscheidenden Beweis, den er von seinem Glauben gab. Zuweilen kann eine Handlung sehr gering und unrichtig sein, und doch, wie ein Strohhalm zeigt, welchen Weg der Wind bläst, kann sie sogleich, wenn man darüber nachdenkt, den ganzen Seelenzustand des Menschen enthüllen. Adam handelte im Glauben an das, was Gott sagte, denn wir lesen: „Und Adam hieß sein Weib Heva (oder Leben) darum, dass sie eine Mutter ist aller Lebendigen.“ (Vers 20) Sie war noch gar keine Mutter, aber da das Leben durch sie Kraft des verheißenen Samens kommen sollte, so beweist Adam seine volle Überzeugung von der Wahrheit der Verheißung, obgleich zu der Zeit das Weib noch keine Kinder geboren hatte. Da stand Adam, eben war er in der furchtbaren Gegenwart Gottes gewesen, was mehr konnte er sagen? Er hätte mit dem Propheten sagen können: „ich fürchte mich vor dir, dass mir die Haut schaudert,“ aber er wendet sich um zu seiner Mitschuldigen, die ebenso zitternd dasteht und nennt sie Heva, Mutter des Lebens, das erst werden soll. Das war großartig gesprochen von Vater Adam, es lässt ihn in unserer Achtung steigen. Wäre er sich selbst überlassen geblieben, so hätte er gemurrt oder wäre wenigstens verzweifelt, aber nein, sein Glaube an die neue Verheißung gab ihm Hoffnung. Er äußerte ein Wort der Klage über das Urteil, mit Kummer den undankbaren Acker pflügen zu müssen, noch ist von Seiten Evas ein Murren da über die verhängten Schmerzen der Mutterschaft; des von ihnen nimmt das wohlverdiente Urteil mit dem Schweigen auf, das die Vollkommenheit ihrer Ergebung anzeigt; ihr einziges Wort ist voll einfachen Glaubens. Es war kein Kind da, auf das sie ihre Hoffnung setzen konnten, auch dauerte es manche Jahrhunderte noch, bis der wahre Same geboren ward, aber doch soll Eva die Mutter aller Lebendigen sein, und er nennt sie so. Habe gleichen Glauben, mein Bruder, an die viel weitere Offenbarung, die Gott dir gegeben hat und schöpfe den höchsten Trost daraus. Lass es dir angelegen sein, wenn du je eine Verheißung von Gott erhältst, alles, was du kannst, daraus zu entnehmen; wenn du diese Regel beobachtest, so ist es wunderbar, welchen Trost du gewinne wirst. Einige leben nach dem Grundsatz, so wenig als möglich aus dem Wort zu entnehmen. Ich glaube, dass dies der richtige Weg mit dem Worte eines Menschen ist; versteht es immer nach dem Minimum, denn das ist es, was er meint; aber Gottes Wort muss nach dem Maximum verstanden werden, denn er will überschwänglich mehr tun, als wir bitten und verstehen.

Beachtet zur ferneren Ermutigung, dass wir unser Empfangen der Gerechtigkeit Christi als ein Angeld der endgültigen Niederlage des Teufels betrachten können. Der 21. Vers sagt: „Und Gott der Herr machte Adam und seinem Weibe Röcke und Fellen und zog sie ihnen an.“ Eine sehr herablassende, vorsorgliche, lehrreiche Tat der göttlichen Liebe! Gott hörte, was Adam zu seinem Weibe sagte, und sah, dass er ein Gläubiger war und da kommt er und gibt ihm das Vorbild der vollkommenen Gerechtigkeit, welche das Teil des Gläubigen ist – er bedeckte ihn mit einem dauerhaften Gewande. Nicht mehr Feigenblätter, die ein bloßer Spott waren, sondern ein dichtes, passendes Kleid, dass durch den Tod eines Opfers verschafft war; der Herr bringt das und legt es ihm an und Adam konnte nicht mehr sagen: „ich bin nackend.“ Wie konnte er das, denn Gott hatte ihn bekleidet. Nun, Geliebte, lasst uns aus der Verheißung, die uns gegeben ist in Betreff des Sieges unseres Herrn über den Teufel, diesen einen Punkt herausnehmen und uns darüber freuen, denn Christus hat uns von der Macht der Schlange befreit, die unsere Augen öffnete und uns sagte, dass wir nackend seien, indem er uns von Kopf zu Fuß mit der Gerechtigkeit bekleidete, die uns schmückt und beschützt, so dass wir im Herzen ruhig sind und schön in den Augen Gottes und uns nicht mehr schämen.

Ferner möchte ich zur Ermutigung im Fortgang des christlichen Lebens zu den jungen Leuten sagen: erwartet, angegriffen zu werden. Wenn ihr in Not geraten seid durch euer Christentum, lasst euch das zur Ermutigung dienen; bedauert oder fürchtet das durchaus nicht, sondern freut euch dann und hüpfet vor Freuden, denn dies ist das beständige Zeichen des Bundes. Es ist noch immer Feindschaft zwischen dem Samen des Weibes und dem Samen der Schlange, und wenn ihr gar nichts davon empfändet, so möchtet ihr beginnen zu fürchten, dass ihr auf der unrechten Seite wäret. Nun, da ihr von dem Hohnlächeln des Spottes und von Unterdrückung zu leiden habt, freut euch und triumphiert, denn nun habt ihr Gemeinschaft mit dem glorreichen Weibessamen in dem Fersenstiche.

Noch weitere Ermutigung kommt hieraus. Euer Leiden als Christen wird nicht um euretwillen über euch gebracht; ihr seid Genossen des großen Weibessamens, Verbündete Christi. Ihr müsst nicht denken, dass der Teufel sich viel um euch kümmert; der Kampf ist gegen Christum in euch. Wie? Wenn ihr nicht in Christo wäret, so würde der Teufel euch nie plagen. Wenn ihr ohne Christum in der Welt wäret, so hättet ihr sündigen können, wie es euch gefiele, eure Verwandten und Mitarbeiter würden nicht unzufrieden mit euch gewesen sein, sie hätten euch lieber darin geholfen, aber nun hasst der Schlangensame Christum in euch. Dies erhebt die Leiden der Verfolgung hoch über alle gewöhnlichen Trübsale. Ich habe von einer Frau gehört, die zum Tode verurteilt ward in den Tagen der blutigen Maria, und ehe die Zeit kam, wo sie verbrannt werden sollte, gebar sie ein Kind und schrie in ihren Schmerzen. Ein gottloser Gegner, der dabei stand, sagte: „Wie willst du ertragen, für deine Religion zu sterben, wenn du solchen Lärm machst?“ „Ach,“ sagte sie, „jetzt leide ich für meine eigene Person, als ein Weib, aber dann werde nicht ICH leiden, sondern Christus in mir.“ Und dies waren keine müßigen Worte, denn sie trug ihr Märtyrertum mit musterhafter Geduld und stieg in ihrem Feuerwagen in heiligem Triumph zum Himmel auf. Wenn Christus in euch ist, wird euch nichts entmutigen, ihr werdet die Welt, das Fleisch und den Teufel im Glauben überwinden.

Zuletzt, lasst uns immer den Teufel widerstehen in diesem Glauben dass er einen zertretenen Kopf hat. Ich bin geneigt, zu glauben, dass Luthers Mittel, über den Teufel zu lachen, ein sehr gutes war, denn er verdient Schmach und ewige Verachtung. Luther warf ihm einst das Tintenfass an den Kopf, als er ihn stark versuchte, und obgleich die Handlung selbst ungereimt genug erscheint, so ist sie doch ein rechtes Bild von dem, was der große Reformator sein ganzes Leben lang tat, denn mit den Büchern, die er schrieb, warf er wahrlich das Tintenfass an den Kopf des Feindes. Das ist es was wir zu tun haben; wir sollen ihm mit allen Mitteln widerstehen. Lasst uns dies tapfer tun und ihm ins Gesicht sagen, dass wir nicht bange vor ihm sind. Sagt ihm, dass er an seinen zertretenen Kopf denen soll, den er mit einer Krone des Stolzes zu bedecken sucht oder mit einer Mönchskappe oder mit einem ungläubigen Doktorhut. Wir kennen ihn und sehen die tödliche Wunde, die er trägt. Seine Macht ist dahin; er kämpft eine verlorene Schlacht; er streitet gegen die Allmacht. Er hat sich empört wider den Eid des Vaters; wider das Blut des Menschgewordenen Sohnes; wider die ewige Macht und Gottheit des Heiligen Geistes, die alle die Verteidigung des Weibessamens am Tage des Kampfes übernehmen. Deshalb, Brüder, widerstehet ihm fest im Glauben und gebet Gott die Ehre.

„Mit uns´rer Macht ist nichts getan,
Wir sind gar bald verloren,
Es streit´t für uns der rechte Mann,
Den Gott selbst hat erkoren,
Fragst du, wer er ist?
Er heißt Jesus Christ,
Der Herr Zebaoth,
Und ist kein and´rer Gott,
Das Feld muss er behalten.“

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